Eine verrückte Saison für den VfB. Da war so gut wie alles drin was der Fußball an Geschichten und Ereignissen so bieten kann. Im Guten wie im Schlechten, aber zum Glück mit Mega-Happy End
. Wobei ich mit Happy End den Klassenerhalt meine und nicht den wahrscheinlichen Platz für die Europa-League-Qualifikation.
Für mich hat die Saison mit einer riesen Enttäuschung begonnen und zwar mit dem Rauswurf von Jan Schindelmeiser
, über deren Gründe bis heute nur gemutmaßt werden kann (leider). Für mich stand Herr Schindelmeiser, in Kombination mit Hannes Wolf als Trainer, für einen neuen VfB. Für einen VfB, der einen anderen Weg geht wie die meisten seiner Konkurrenten und der für viele Fans ein sehr hohes Maß an Identifikation mit dem Verein erzeugt hat. Ohne Herr Schindelmeiser hätte der Vereinspräsident, Herr Dietrich, niemals die Ausgliederung letztes Jahr nach dem Wiederaufstieg in die 1. Liga bei den Fans durchbekommen. Gerade die Art und Weise des Rauswurfs, die nicht offen gelegten Gründe für die Trennung, haben mich schwer enttäuscht
. Herr Reschke war als Nachfolger schnell installiert, viel zu schnell für meinen Geschmack. Das sah alles nicht nach einer spontanen Aktion von Herr Dietrich aus, sondern eher wie von langer Hand geplant und vorbereitet.
Manche sagen „der Zweck heiligt die Mittel“, manche sind vielleicht geblendet von Platz 7 zum Saisonabschluss. Für mich unterscheidet sich der VfB aktuell nicht wesentlich von den meisten anderen Vereinen. Vielleicht bin ich da zu kritisch, da noch immer enttäuscht und/oder liegt es auch daran, dass ich die HERREN Reschke und Dietrich aus verschiedenen Gründen nicht sympathisch finde und einfach nicht mag. So ist meine Stimmung, trotz der doch sehr erfreulichen (Ergebnis-)Entwicklung der Mannschaft und dem sehr guten Saisonabschluss, eher Verhalten und nicht euphorisch (dabei bilde ich aber inzwischen wahrscheinlich nur noch eine Minderheit der Fans ab).
Wenn ich die Saison so für mich Revue passieren lassen, fällt mir auch gleich ein Serienname dazu ein. Für mich passt ganz gut „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, wobei man für die Saisonverlauf 2017/2018 in Bezug auf den VfB eigentlich „Schlechte Zeiten, gute Zeiten“ sagen müsste. Die erste Saisonhälfte bzw. bis zum 20. Spieltag waren ergebnistechnisch unsere schlechten Zeiten. Ab diesem Zeitpunkt sind, verbunden mit der Entlassung von Hannes Wolf (und damit meiner zweiten riesen Enttäuschung diese Saison) und der Übernahme des Traineramtes durch Tayfun Korkut, ergebnistechnisch die guten Zeiten angebrochen und haben sich bis Saisonende gehalten bzw. gesteigert.
Solange unser Trainer Hannes Wolf hieß, war unser Motto (ergebnistechnisch) „Zuhause hui, Auswärts pfui“. Mit nur einem Punkt auswärts fand man sich bis Ende Januar am unteren Tabellendrittel wieder und war auch nicht mehr weit weg von den Abstiegsplätzen. Dazu kam das Aus gegen Mainz im Pokal und ein paar Ligaspiele, bei denen ich meiner Mannschaft ein ganz schlechtes Zeugnis ausstellen müsste, wenn man mich denn fragen würde. Gerade die verlorenen Spiele gegen und in Mainz, zuerst im Pokal (19.12.), dann in der Liga (20.01.), aber schon vorher in Hoffenheim (13.12.) und danach in Stuttgart gegen Schalke (27.01.) haben gezeigt, da stimmt was nicht mehr. Nicht nur weil man verloren hat, sondern die Art und Weise wie man verloren hat. Und das über einen längeren Zeitraum. Das wir mit Hannes Wolf einen sehr jungen Trainer verpflichtet haben, der sich natürlich noch entwickeln und dazulernen muss, war den meisten Fans klar und auch so akzeptiert. Die Unmutsäußerungen in dieser schwierigen Phase der Saison gingen von den meisten Fans nicht gegen den Trainer, sondern gegen die Mannschaft. Fehlendes Engagement einiger wichtiger Spieler auf dem Platz war augenscheinlich. Ich möchte es nicht nur an Christian Gentner festmachen, aber gerade vom Kapitän war ich in dieser Phase sehr enttäuscht (Hinweis: Wer mehr zum Rauswurf von Hannes Wolf und den Gründen erfahren möchte, dem empfehle ich die Folge BT041 aus dem BrustringTalk mit George Moissidis vom Kicker als Gast). Das da Herr Reschke den einen oder anderen Spruch in der Presse bzw. TV rausgehauen hat, war in dieser Situation nicht hilfreich. Im Gegenteil. Ich glaube, dass Herr Schindelmeiser in dieser Situation seinen Trainer gestärkt, und nicht geschwächt hätte. Gerade in so einer schwierigen Phase wäre notwendig gewesen, dass man Hannes Wolf den Rücken stärkt und als Manager auch mal kritisch den einen oder anderen Spieler sich zur Brust nimmt. Hannes Wolf ist so ein ehrlicher Mensch, so loyal, so vorbildlich, der bietet auch noch seinen Rücktritt an und entbindet den Präsidenten Dietrich von seinem Wort, dass er Hannes Wolf nicht entlassen würde. Und wie vermisse ich die Pressekonferenzen von Hannes Wolf.
Herr Reschke hat dann schnell Herr Korkut als neuen Trainer präsentiert, der von vielen Fans sehr kritisch gesehen worden ist. Das lag aber nur zum Teil selber an Herr Korkut und seiner eher durchwachsenen Bilanz als Trainer in seinen vorherigen Stationen (und wer kann es da einem Fan verübeln, dass man bei einem Punkteschnitt von knapp über 1,0 pro Spiel nicht skeptisch ist). Nein, es war hauptsächlich das Verhalten bzw. Gebaren der HERREN Dietrich und Reschke Hannes Wolf gegenüber.
Ob Herr Korkut die sogenannten wichtigen und richtigen Stellhebel der Mannschaft gefunden hat, oder ob die Mannschaft in Folge der Kündigung von Hannes Wolf sich in der Pflicht gesehen hat, man wird sehen. Auch wenn wir ergebnistechnisch seit dem Trainerwechsel sehr erfolgreich sind, hoffe ich doch, dass ich diese Art von Fußball auf Dauer beim VfB nicht sehen muss
. Bis auf wenige Spiele, und dazu gehört zu allererst das Spiel gegen Bayern München
, ist die Art von Fußball für mich nicht besonders sehenswert und auch nicht mitreisend (dazu gehört aber auch fairerweise der Hinweis, dass die Spiele unter Hannes Wolf jetzt auch nicht so sehr viel sehenswerter waren).
Die Zeit, die man/ich einem Hannes Wolf gegeben hätte, die muss ich natürlich auch Tayfun Korkut zugestehen um eine Mannschaft weiter zu entwickeln. Und wer weiß, vielleicht gibt es über die Sommerpause tatsächlich eine Entwicklung hin zu einem sehenswerten und mitreisenden Fußball.
Zum Kader bzw. zu den Transfers noch ein paar Worte. Mein Transfer der Saison war bzw. ist Erik Thommy
, der zur Winterpause aus Augsburg kam. Spielfreude, Einsatz, Körpersprache, Selbstvertrauen, da stimmt so viel. Der hat uns richtig gut getan. Auch einen Andi Beck, wurde zum Saisonstart verpflichtet, sehe ich zum Saisonende viel positiver als noch zum Jahresanfang. Ich finde, er hat sich trotz aller Kritik an seiner Person sehr positiv entwickelt
. Das Mario Gomez wieder zurück ins Lände gekommen ist, war natürlich auch ein (der) Hammer
. Er hat uns auch sehr gut getan, nicht nur durch seine Tore. Zum Gomez-Transfer selber wollte ich noch anmerken, dass diesen Transfer auch andere Manager hätten eintüten können. Bei Mario Gomez waren die persönlichen Wechselwünsche wohl so stark vorhanden, dass ich diesen Transfer nicht unbedingt einem Herr Reschke alleine zuschreiben möchte.
Im Allgemeinen haben wir besonders im Spiel nach vorne, an den Außenbahnen, noch Handlungsbedarf. Auch an der Position des rechten Verteidigers und im zentralen Mittelfeld sollten wir noch etwas tun. Ich bin gespannt, was sich da jetzt alles tun wird. Die ersten Namen kursieren da ja schon.
Mein besonderer Dank diese Saison gilt unserem alten Trainer Hannes Wolf (der einem Trainerwechsel selbstlos angeboten hat) und unserem neuen Trainer Tayfun Korkut. Vor allem Herr Korkut wünsche ich nun, dass er einen guten Start in die Saison schafft und das ihm eine mögliche frühe Trainerdiskussion erspart bleibt
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Bonusfragen meinerseits. Wie wird eine mögliche Europa-League-Qualifikation gesehen? Wie gilt es den Kader allgemein zu verstärken? Wie wird das Spiel unter Trainer Korkut gesehen? Gilt es eine andere Art von Fußball spielen zu lassen? Haben wir bald mit den Spielern Gomez und Gentner ein ähnliches Problem wie Bayern München mit Robben und Ribery?
Euch viel Spaß beim Aufnehmen und vorab schon mal vielen Dank dafür. Ich bin schon wieder voller Vorfreude und kann es kaum abwarten bis der neue Rasenfunk-Royal online steht
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