Wir haben mit Nik Staiger (Sportjournalist, u.a. für die Badische Zeitung tätig, Comunio Podcast, Spodcast Freiburg, Instagram) über die Lage beim SC Freiburg gesprochen. Wie hat euch die Sendung gefallen?
Vielen Dank für diese Sendung! Ich höre euch sehr gerne zu und würde es gerne um einige Perspektiven ergänzen.
Stichwort Kaderumbau:
Gegen das Phänomen, dass es kaum Spieler im mittleren Alter gibt haben Saier und Hartenbach sehr aktiv entgegengewirkt, indem sie Dinkci (23), Osterhage (25) und im Winter Beste (26) verpflichtet haben.
Stichwort Noah Weißhaupt
Ja, er ist an Grifo nicht vorbeigekommen und hat sich verleihen lassen und macht da auch ansprechende Spiele. Allerdings ist er auch noch deutlich von der Effizienz eines Grifos entfernt. Und wenn er in der Entscheidungsfindung nicht klarer wird und mehr Assists vorbereitet bzw. Tore schießt wird er auch in der nächsten Saison nicht an Grifo/Beste vorbeikommen.
Stichwort: Es wird zu wenig auf die Jungen gesetzt:
In den ganzen 74 Minuten wurde nur einmal kurz Atubolu erwähnt. Das ist das Paradebeispiel, wie auf junge Spieler, auch gegen Widerstände, gesetzt wird.
Er spielt, weil er letzte Saison in der Spieleröffnung in den Augen der Verantwortlichen besser war als Florian Müller und diese Saison sowohl am Fuß als auch im sonstigen Torwartspiel besser ist als Müller. Somit sind die aktuelle Leistungsfähigkeit als auch das größere Potential ausschlaggebend dafür, dass Noah spielt.
Als Trainer kommst Du ja in Teufelsküche, wenn Du einem erfahrenen Spieler sagst, Dein jüngerer Konkurrent spielt zwar aktuell nicht besser, aber ich sehe in ihm mehr Potential.
Einen Punkt, den ich komplett teile wenn er denn so eintritt, wäre der Wechsel von Kiliann Sildillia nach der Saison. Denn in Freiburg sind die Spieler in der Regel erst dann gewechselt, wenn sie zu groß für den Verein wurden. Hier denke ich an Philipp damals nach Dortmund, Schlotterbeck nach Dortmund, Robin Koch etc.
Bei Sildillia wäre das anders. Er wäre Freiburg noch nicht entwachsen und ist vor allem im Vergleich zu Kübler der jüngere Spieler. Hier hätte man wirklich ein neues Problem im Kader.
Widerstände? Meine Erinnerung als Außenstehender ist das Atubolu als sehr großes Torwarttalent galt und in 22/23 in der 3 Liga der Stammtorhüter der U21 war. In der folgenden Saison ist ja Mark Flekken gewechselt ist und Atubolu somit der Nachfolger werden sollte. Und Müller nur als Ersatz geholt wurde. Müller hatte in der Vorsaison seinen Stammplatz in Stuttgart an Bredlow verloren, der jetzt auch nicht als BL-Toptorhüter bekannt ist. Ob es nun vereinsintern Widerstände gab wäre sehr interesant, aber da Christian Streich dort noch Trainer war dürfte das doch keine Diskussion gewesen sein. Ansonsten hätten doch auch einen Torhüter aus dem Ausland holen können, ich bin mir sicher es dort einige, die besser als Müller sind und für Freiburg bezahlbar sind.
Da habe ich mich leider missverständlich ausgedrückt. Du hast absolut Recht, dass nach dem Abgang von Flekken, Atubolu zur Nummer 1 gemacht wurde und dies vom Verein auch klar nach Außen kommuniziert wurde. Vereinsintern gab es meines Wissens keinerlei Widerstände. Vermutlich hätte man Noah Atubolu ansonsten auch nicht halten können, wenn man ihm nicht die Perspektive auf den Stammtorhüter gegeben hätte.
In seiner Premierensaison wurde er in der Öffentlichkeit sehr ( für mich zu ) kritisch gesehen.
Es gab dann eine Pressekonferenz in der Streich Atubolu demonstativ den Rücken gestärkt hat und keinerlei Zweifel zur Torwartfrage aufkommen ließ.
Widerstände ist vielleicht ein zu großes Wort für das „Raunen“ in sozialen Medien und vereinzelt im Stadion.
Das habe ich wirklich sehr gerne gehört!
Toller Club der SCF, toller Podcast über ihn!
Hakt der Umbruch nicht auch etwas daran, dass die Nachwuchsarbeit in Freiburg in den letzten Jahren nachgelassen hat?
Der in der Folge erwähnte Rosenfelder ist in seinem vierten Profijahr und aus den letzten Jahrgängen sind ansonsten auch nicht die ganz großen Namen entsprungen. ('03: Rosenfelder, Wagner; '04: Baur; '05: Yilmaz, Ogbus.)
Außer vielleicht Darwich (2006er Jahrgang), der vor einiger Zeit früh von Barca weggekauft wurde. (Und da stellt sich die Anschlussfrage, ob nicht ein Teilgrund für seinen Wechsel auch war, dass er selbst den Negativtrend bei Freiburg erkannt hat und dem entgehen wollte.)
Und wenn man sich die Ergebnisse der U19 die letzten Jahre anschaut, sieht das auch echt nicht gut aus. 2023 ist man aus der A-Junioren-Bundesliga abgestiegen. Aktuell hat man in der Vorrunde der DFB-Nachwuchsliga die Qualifikation für die A-Liga-Hauptrunde nicht geschafft. (Kompliziertes System, kurzum man gehört nicht zu den 24 Teams, die über Hauptrunde und anschließende KO-Phase den Deutschen Meister ausspielen.)
Natürlich ist die individuelle Entwicklung der Spieler immer wichtiger als die Ergebnisse. Aber es wäre sicherlich auch wichtig für die Entwicklung, dass man auch immer gegen die besten Teams spielt, was wie geschrieben zuletzt nicht mehr der Fall war. (Dieses Gegenargument verkommt daher etwas zum Feigenblatt.)
Gleichzeitig ist auch der Trainerposten in der U19 nach Stamms Abgang im Sommer 2021 inzwischen zum dritten Mal neu besetzt worden.
Von außen betrachtet sieht das alles nicht so gut aus, und das ausgerechnet jetzt, wo der große Umbruch stattfinden soll.
Wie ist da die Innensicht von den Freiburgern?