Schlusskonferenz 243 - #5

Wir haben den 5. Spieltag mit Uwe Bremer (@ubremer1) und Mischa (@ZerstreuungFussball) besprochen. Bin gespannt wie euch die Sendung gefallen hat!

1 „Gefällt mir“

Kurz meine Meinung zu der „Mentalitätsscheiße“:

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Field-Reporter oder auch andere Fußballjournalist*innen sich selbst gar nicht im Klaren sind, was sie eigentlich mit „Mentalität“ meinen. Da werden sämtliche mentalen Aspekte eines Spielers und einer gesamten Mannschaft über einen Kamm geschert. Würden sie beim Interview einfach differenzierter fragen, z. B. hat die Coolness vorm Tor gefehlt, wie sah es mit der Konzentration in den letzten 15 Minuten aus, wo blieb die Kreativität beim letzten Pass…dann kann auch der Interviewte mehr damit anfangen. Aber die generelle Mentalität in Frage zu stellen, ist lächerlich und offensichtlich oberflächlich.

Ich glaube, dass der Begriff extrem verwässert ist. Was ist bitteschön auch ein „Mentalitätsmonster“? Ein Spieler, der besonders viel Mentalität hat! Oder vielleicht ist es jemand mit einer besonders gruseligen Mentalität? :smiley:

Ich würde mir da generell eine andere Sprache wünschen. Ich gebe da Uwe Bremer Recht, wenn er sagt, Journalist*innen benutzen das Wort, wenn sie das Spiel nicht gesehen haben und ihnen die fachliche Analysefähigkeit fehlt. Im Fall von Ecki Häuser verwundert mich das nicht (Sorry für den Bash).

5 „Gefällt mir“

Gute, wenn auch kurze Analyse des Spiels Lev - Union. Dass Leverkusen den Ball will, um keine Gegentore zu bekommen, war mir klar. Erst jetzt ist mir aber klar geworden, dass es tatsächlich stimmt, dass es Leverkusen nicht wirklich schafft, aus langanhaltenem Ballbesitz gute Torchancen zu kreieren. Es ist interessant, aber eigentlich auch traurig, zeigt es doch, dass die Qualität in der Offensive doch nicht wirklich ausreicht, um mithilfe des Ballbesitzes auch Tore zu erzielen. Kein einziges Tor in der Bundesliga wurde nach einer langen Ballbesitzphase erzielt (Es gab hingegen schon drei Tore, die aus Einwurfsituationen entstanden sind).

Der Ballbesitz ist bislang also nur eine in der Bundesliga einzigartige Defensivstrategie, während der Angriff auf Umschaltsituationen wartet. Man kann auch sagen, dass es eine zweistufige Verteidigung ist: 1. Ballbesitz, 2. Dann Versuch des Pressens (in zwei der drei Spiele in der letzten Woche waren es tatsächlich nur Pressingversuche, da das Pressing von Leverkusen außer gegen Union überhaupt nicht griffig war)
Dass diese Defensivstrategie auch nach hinten losgehen kann, zeigten Moskau und insbesondere Dortmund, die aus den zahlreichen Fehlern im Ballbesitz (also bei der 1. Stufe des Verteidigens) viel Kapital schlugen.

Tolle Sendung, tolle Gäste, vielen Dank dafür.

Auf den Hertha-Schwerpunkt hab ich mich wirklich gefreut, vor allem, weil ich mir seit Einstieg des Investors die Frage stelle, wo Hertha eigentlich fussballerisch hin möchte. „Unser Fussball soll attraktiver werden“ heisst ja erstmal nicht viel und darunter kann ich mir viel vorstellen. Ich habe aber bislang nicht gesehen, für welche Art von Fussball Covic steht. Idealerweise sollten die Transfers dann auch zu dieser Philosophie passen.

Der Vergleich mit der Eintracht kann auch in dieser Hinsicht noch weiter getrieben werden, denn zu den ersten Dingen, die Bobic und Kovac im Sommer 2016 in Angriff genommen haben, gehörte die Neuorganisation des Scoutings und der Ausbau der Funktionsabteilung. Unter anderem wurden mehrere Athletiktrainer verpflichtet, die die körperliche Verfassung der Spieler soweit verbessert haben, dass sie den hohen Anforderungen, die Kovacs sehr physische Spielweise bei der Eintracht voraussetzte, gewachsen waren. Und auf diesen Punkt, nämlich: wie soll das aussehen, was da auf dem Platz veranstaltet wird, wurde dann alles ausgerichtet, der Ausbau des Funktionsteams genauso wie die Neuverpflichtungen.

Bei Hertha scheint es dagegen so zu sein, dass viel zu wenig Menschen viel zu viele Entscheidungen treffen müssen. Uwe Bremer hat das ja auch angesprochen. Und die fußballerische Ausrichtung des Vereins ist eher der Mittelwert von allem, als dass da eine konkrete Vorstellung dahinter stünde. Da hilft dann auch eine gut gefüllte Kasse nicht weiter.

1 „Gefällt mir“

Warum die „Mentalität“ ein Problem gewesen sein soll, war hier ja völlig unbegründet. Das wirkt dann schon sehr platt.

Aber deckt eine ausführliche Rasenfunk-Analyse wirklich die entscheidenden Ursachen für einen Spielausgang auf? Das sind am Ende NUR Argumente. Das wirkt alles andere als Platt, sondern gut begründet. Aber man weiß nicht, ob diese Argumente wirklich Gewicht hatten.

Wenn ein Spieler drei mal dem Gegner leichtfertig den Ball gibt und das dann drei mal zu Gegentoren führt, hat man drei Argumente, warum dieser Spieler schlecht gespielt hat und dass seine schlechte Leistung ausschlaggebend für die Niederlage war. Wenn gleichzeitig sein Nebenmann vier leichte Ballverluste erzeugt, die bloß aus Pech/Glück nicht ins Tor gegangen sind, wird die Analyse üblicherweise trotzdem nicht diese vier Fehlpässe dieses Spielers thematisieren.

Ich glaube, eine gute Analyse sollte daher grundsätzlich keine Ursachen suchen und versuchen, das Ergebnis zu erklären, sondern davon unabhängig Muster, Stärken und Schwächen aufdecken.

Ich habe das Gefühl, dass häufig, wenn der Begriff Mentalität irgendwas im Fußball beschreiben soll, da eigentlich Gruppen bzw. (Wenn es sich auf den gesamten Verein bezieht) Teamdynamische Prozesse gemeint sind oder benannt werden. Die könnten solches „Versagen“ meiner Meinung nach besser beschreiben und erklären als Mentalität. Da hätte die Psychologie dann auch einige recht präzise Erklärungen, präziser zumindest als immer mit dem Begriff Mentalität um die Ecke zu kommen, nur bräuchte man dazu natürlich viel mehr Wissen, das eher intern ist und aus Sicht der Vereine auch bleiben soll.

Mischa’s statement that Leverkusen uses possession primarily as a means of defending is more spot on than probably even he himself realises.

Some people like a possession-based game, others prefer a style of quick, vertical, direct play based on hitting the opponent on the counter. Some people believe that the purpose of possession is to create better chances and that it is the hallmark of a good team that they always have the majority of possession.

Views may differ, but mathematically speaking, what Mischa says is the only generally true thing about the purpose or benefit of possession that cannot be refuted.

In every game, there is a maximum difference of 1 between the number of times both teams are in possession of the ball. If one team has the ball 80 times during a match, the other one has it either 79, 80 or 81 times. That’s a mathematical necessity.

So if you want to minimise the number of opportunities the other side gets, you should stay in possession as long as possible whenever you have the ball in order to reduce the overall number of possessions in a game. For example, if you are in possession 80 times, your opponent will also have the ball 80+/-1 time and thus have 80+/-1 chances to create a goal. But if possession only changes 40 times because you stay in possession longer whenever you’re in it, your opponent will only have 40+/-1 chances to create a goal as a consequence.

Thus, the truest and most incontrovertible purpose of staying in possession is to prevent the other side from scoring - and not, as almost everybody seems to think, to create better goal scoring opportunities yourself than if you were looking for a quicker way of finishing.

By the same token, if you want to give yourself the opportunity to create as many goal scoring chances as possible during a game, you should accelerate your own phases in possession as much as possible (that is stay in possession as shortly as possible) in order to increase the overall number of possessions in a game. If possession changes 40 times, you have 40 opportunities to create a chance to score a goal at most. But if possession changes 80 times because you minimise the duration of your own times in possession, you also have 80 opportunities to create a chance.

Mischa also said that Leverkusen try to win
the ball back as quickly as possible every time they’ve lost it.

This also makes perfect mathematical sense and fits in nicely with the tactic of keeping possession as long as possible. The longer you yourself are in possession during a game, the more control you have about how many chances there are in the game overall, because the team in possession always has more control about how often possession changes than the other one. Therefore, if you want to have ultimate say about the absolute sum total of possible chances for both teams in a match, you should regain the ball as quickly as possible after you’ve lost it.

So mathematically speaking, what Peter Bosz does at Leverkusen by the combination of retaining the ball as long as possible and regaining it as quickly as possible is to pursue the theoretically optimal strategy to have as much control over the outcome of a game as possible.

When you’re ahead in a game, your best route to a win is to reduce the opposition’s number of chances during the remainder of the game. Hence, the mathematically ideal strategy to pursue in this case is to obtain possession as quickly as possible and stay in possession as long as possible in order to deprive your opposition of options to create chances.

When you chase a game, your best route to scoring another goal is to give yourself as many opportunities for a a chance as possible in the remainder of the game. Hence, the mathematically ideal strategy to pursue in this case is to play out your attacks as quickly as possible in order to allow your opponent to get the ball, win it back as quickly as possible again, and do the whole thing over.

By having first say on these matters, Leverkusen always do their best to be in a better position to influence what happens in each of the 90 minutes of a game than their opponents.

Peter Bosz knows all of this of course. And you may think about him and Leverkusen whatever you want, but he is a very clever man.

Ich finde eine sehr gute Folge, weil es thematisch seit längerem - vielleicht auch nur gefühlt - um den Struggle der Mittelklassevereine der Bundesligavereine, wofür Hertha ja (aus Hertha-Sicht leider) steht. Man will weiter oben angreifen, die Top 6 erreichen, aber konstant schafft das eigentlich kaum eine Mannschaft. Mal hat Gladbach ´nen Höhenflug, mal Frankfurt, aber irgendwann fällt man doch wieder ab, auch gerade, weil viele dieser Vereine eben ähnlich gut sind, was individuelle Klasse angeht. Wenn Gladbach gegen Frankfurt oder Hertha gegen Wolfsburg oder Frankfurt gegen Hoffenheim spielt, gibt es nicht mal einen leichten Favoriten. Selbst gegen die kleineren Vereine wie Düsseldorf, Mainz, Freiburg stolpern die (Mittel)großen manchmal. Hertha wäre m.E. gut beraten, nicht in Panik zu geraten. Ich weiß nicht, ob es einen bestimmten Spielstil gibt, den Covic vorantreiben will, aber nach 5 Spieltagen schon alles infrage zu stellen, ist nicht klug. Das kann man in der Winterpause machen, wenn´s bis dahin nicht besser wird.

@Mentalität. Reus hat sowas von Recht, ey. Mich nervt wie vor allem in Mainz gerade über Mentalität geredet wird, weil man ja schon 9 Gegentore in der Schlussviertelstunde gefangen hat. Das Problem ist, dass sich niemand und ich finde, dass ist die Pflicht der Journalisten, dafür interessiert, was das denn für Gegentore waren. Wir sehen schnell, dass da ein Elfer dabei war, ein Freistoßtor (mit Torwartfehler). Zwei Kunstschüsse (Harit und Schmid), ein grober individueller Fehler (Hack gegen Freiburg). Im Einzelfall kann man diese Tore dann analysieren und sagen, was falsch gelaufen ist und wie man´s besser machen kann. Aber stattdessen redet man über besagte Mentalitätsscheiße. Witzig ist, dass gerade nach dem 2:1 gegen Hertha, auf einmal so ´ne tolle Mentalität da war, weil man nach ner Ecke den Ball reinköpft. Geht der Ball gegen den Außenpfosten redet danach niemand darüber. Überspitzt formuliert hängt die Mentalität, die ausschließlich sehr gut oder sehr schlecht ist, einer Mannschaft von Zentimetern ab.

1 „Gefällt mir“