Schlusskonferenz 285 – #04

Gemeinsam mit Alexandra Odenthal (@odoratio) und Basti (@rudeloy) habe ich die Partien des vierten Spieltags besprochen. Wie hat euch die Sendung gefallen?

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Muss ich einmal loswerden: Dass die Folge zum Spieltag bereits am frühen Montag online ist, finde ich so: :relieved:

Edit: Mir ist aufgefallen, dass die taktischen Analysen im Vergleich zur letzten Folge kürzer ausgefallen sind. Gerne wieder mehr davon in der Folge zum fünften Spieltag.

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Zu den Moukoko-Beleidigungen, über die im Union/Schalke-Segment kurz geredet wurde, drei Gedanken:

  • der DFB hat die Ausschnitte auf Twitter mittlerweile entfernen lassen, was zwar rechtlich nachvollziehbar, aber vielleicht hier nicht ganz glücklich im Umgang ist. Wer sich die Szenen trotzdem nochmal anschauen will, findet die Passage hier oder auf dem offiziellen Youtube-Kanal ab 01:35:39 (Geoblock ausschalten).

  • Max ist beim Thema Rassismus hier wie gewohnt souverän und bedacht, grundsätzlich bin ich dem Rasenfunk sehr dankbar wie offen und gleichzeitig reflektiert hier regelmäßig auch mit so sensiblen Themen umgegangen wird. Wenn in Medienberichten über explizit rassistische Moukoko-Beleidigungen geschrieben wurde, war der Bezug (afaik) das abgebrochene „verpiss dich du schwa…“ (1:36:02) sowie das „lauf schneller sonst erschieß ich dich“ (bei 1:36:20). Gerade Letzteres würde ich schon als deutlich rassistisch konnotierte Beleidigung sehen über das Bild, das hier als normal dargestellt wird - und Max hier in diesem Punkt widersprechen wollen.

  • Das führt dann zur Diskussion des Rassismus-Begriffs: Muss eine rassistische Beleidigung immer auch explizit auf die Hautfarbe des Spielers Bezug nehmen, oder reicht es schon wenn jemand beleidigt wird, weil er schwarz ist? Denn das ist ja hier letztendlich das Argument: Die Heftigkeit der Beleidigungen gegen den 15-Jährigen ist nicht primär der Tatsache geschuldet, dass er ein gelbes Trikot trägt, sondern eben seiner Hautfarbe. Im Kontext der Szenen finde ich das die plausibelste Erklärung, ein Counterfactual als „Beweis“ ist hier aber natürlich nicht möglich. Trotzdem wäre Anwendung des 3-Stufen Plans hier ein willkommenes Signal vom DFB gewesen.

NB: Als Dortmund-Fan bin ich hier natürlich befangen.

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Also, ich hasse es diesen Punkt zu machen, traue es mich aber, weil ihr mich ja kennt, und wisst, dass ich nicht relativieren und schon gar nichts rechtfertigen möchte. Aber wissen wir denn, dass seine Hautfarbe der Anlass ist?

Die abgebrochene Beschimpfung ging in mich in Richtung homophobe Äußerung (Ich höre da ein „du Schwan…“) und der Grund für die Beleidigungen könnte auch sein, dass er alle drei Tore beim 3:2-Sieg geschossen hat.

Ich will damit nur darauf hinweisen, wie vorsichtig wir auch in der Beurteilung solcher Szenen sein müssen. In jedem Fall fände ich es spannend zu sehen, auf welcher Grundlage Schalke da handeln wollen würde, wenn es über dieselben Ausschnitte verfügt.

Stadionverbote wegen Hass und Beleidigung wäre eine andere Nummer als wegen Rassismus.

Beides ist kacke, eh klar. Ich denke aber, ihr versteht meinen Punkt.

Keine Entschulding notwendig, der Punkt ist schließlich ein wichtiger: Rassismus Ernst zu nehmen bedeutet eben auch, den Begriff nicht unangemessen zu verwenden.

Wie oben schon gesagt, ein Counterfactual - ein weißer BVB-Stürmer schießt 3 Tore im Derby und wird genauso beleidigt - steht einfach nicht zur Verfügung als zwingender Beweis. Man kann nicht in die Köpfe der Täter gucken, und auch ein Geständnis als Definitionslinie („Ja, ich habe Moukoko beleidigt weil er schwarz ist“ --> also ists Rassismus) ist nicht praktikabel. Ein effektiver Umgang mit Rassismus muss aber in der Lage sein, im Graubereich zwischen diesen „Beweisen“ agieren; mit einem Rückzug auf Minimalpositionen wäre ich auch eher vorsichtig.

Aber, um das auch von oben zu wiederholen: Einem weißen Spieler „lauf schneller sonst erschieß ich dich“ zuzurufen ist etwas anderes, als das Moukoko zuzurufen - context matters. Im historischen Kontext - Wertigkeit von Leben - ist das mMn eine Form von Rassismus. Deshalb verstehe ich den Einwand zwar, aber finde ihn nicht vollends überzeugend.

Schalke hat Ermittlungen wegen allgemein „diskriminierender Beleidigungen“ aufgenommen, von DFB-Offiziellen wurde in Interviews die Sportsgerichtsbarkeit zum Handeln aufgefordert. Man darf tatsächlich gespannt sein, was da noch kommt.

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Moukoko selbst prangert das Ganze jedenfalls klar als Rassismus an.
Ich war nicht vor Ort und bin mir nicht sicher, ob alle Rufe, die für ihn zu hören waren, auch von der Technik einwandfrei verständlich eingefangen worden sind. Vor allem aber will ich es ihm nicht absprechen, sich rassistisch (motiviert) beleidigt zu fühlen, auch wenn etwa seine Hautfarbe oder Herkunft nicht explizit (und für mich nachhörbar) an die Beleidigungen angehängt wurden.
Insofern sehe ich hier das Problem nicht, diesen Vorfall als Rassismus zu bezeichnen. Auch wenn ich keinen unwiderlegbaren Beweis vorbringen könnte.

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Ja gut, viel besseres Argument als mein ganzes Rumgequake da oben. Danke :slight_smile:

Ok, das ist dann eindeutig. Danke!

Am Ende ist es doch gar nicht so wichtig ob da noch eine rassistische Beleidigung dabei war oder nicht. Allein die Tatsache, dass ein Spieler so dermaßen beschimpft wird ist nicht hinnehmbar. Und das ist ja kein Einzelfall. Jedes Wochenende passiert sowas bei Amateurspielen und bis hinauf in den Profibereich. Bei einigen Leuten hat man den Eindruck, die kommen nur zu den Spielen um sich da verbal mal richtig auszukotzen. Ob dass dann rassistisch, sexistisch, homophob oder sonstwas ist, ist mMn eher zweitrangig.

Gilt der Stufenplan denn auch bei „Schmährufen“, die nicht explizit rassistisch sind? Ja! Siehe Hopp. Von daher ist es technisch wirklich nicht so wichtig.

Ich frage mich allerdings, ob die Anwendung des Stufenplans wirklich immer überall so eine gute Idee ist. Der Spieler hat hier alle drei Tore geschossen. Und dann wird abgebrochen weil die Qualität des Publikums nicht angemessen ist? Bestraft man da nicht den Spieler mit?

Demnächst kann ein Spieler den Gerd-Müller-Rekord nicht knacken weil das Publikum nicht mitspielt?!?

Ist eigentlich geklärt, wie es bei dem Stufenplan nach Abbruch ablaufen soll? Stehen dann wieder alle im Mittelkreis und beklatschen das „Opfer“ um noch mal eine Erniedrigung oben drauf zu setzen?

Ich wünsche mir, dass die betreffenden Leute ermittelt werden und dann eine Strafe bekommen, die für weitere Täter abschreckende Wirkung hat.