Schlusskonferenz 312 – #33

Vielleicht hast du gerade noch diese konkrete Stelle im Ohr, aber so, wie ich mich zurückerinnern kann, wurde das doch gar nicht gefordert, doer? Wie soll man das auch „beweisen“, außer durch gelebte Taten? Was ganz konkret in der Diskussion, vor allem von Solveig gefordert wird, ist, sich des Problems der antrainierten Rassismen bewusst zu werden und, so gut es geht, diese abzulegen, sein Verhalten zu reflektieren und sensibel damit bei der Arbeit im NLZ, im Verein und generell im Leben damit umzugehen. Und natürlich bin auch ich der Auffassung, dass das kein exklusives Problem von Union, der Bundesliga, vom Fußball, von Deutschland und von Europa ist.

Ich fand die 4 Stunden sehr erfrischend und die Diskussion sowohl interessant als auch unterhaltsam (das sollte man in einem Fußball-Podcast ja nicht vergessen :slight_smile: ). Das Diskussionsniveau war hoch und sehr fair, für meinen Geschmack. Ich konnte alle Seiten und deren Kritik an der jeweils anderen sehr gut nachvollziehen - ich war irgendwie auf der Seite von allen. Hat man ja auch nicht allzu häufig.

Auch nochmal zu Solveigs emotionalen Bremen-Teil: Es ist manchmal nicht rational erklärbar, wie der Fan noch so große Sympathien für Verantwortliche haben kann, die ganz offensichtlich Bockmist gebaut haben und denen der Verein wie Sand durch die Hände rinnt. Wie Solveig noch „Fan von Baumann“ sein kann, ist für mich als Außenstehender schwer zu begreifen. Andererseits ist es sympathisch, wenn man - aus reiner Fan-Sicht gesprochen - lieber Rumpelfußball in der zweiten Liga mitmachen möchte als ein stetiges Wechselkarrusell in der ersten Liga, von dem man sich immer mehr entfremdet.

So divers kann die „Liebe“ im Fußball manchmal sein: Manche lieben den Verein völlig losgelöst von Köpfen udn Gesichtern, manche brauchen ganz dringend Identifikationsfiguren.

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Vielen Dank für diese gute und ausführliche Folge. Bezüglich Werder ein paar Anmerkungen. Solveig erwähnte das fehlende Glück Werders als einer der Faktoren für die derzeitige Lage. Das verkennt meiner Meinung nach zunächst einmal, dass Werder ohne Glück sich letzte Saison nicht in die Relegation gerettet hätte (da abhängig von Ergebnissen der anderen) und diese auch nicht überstanden hätte (Auswärtstorregel gegen Heidenheim). Zudem hat man die 30 Punkte zum 24. Spieltag ja auch mit einigem Glück geholt, weil man in den erfolgreichen Spielen auch eben das nötige Glück hatte und sehr effizient gespielt hat.

Gleiches gilt für mich auch bei den Transfers. Ja, Baumann hat vor der letzten Saison gepokert und sich gegen den Verkauf bspw. von Rashica und Augustinsson entschieden, um einen Anlauf Richtung Europa League zu nehmen. Dabei hat man den zur Verfügung stehenden Kader deutlich überschätzt (bzw. auch den Einfluss von Kruse unterschätzt) und gedacht, man kann MK10 im Verbund durch Klaassen, Maxi Eggestein, etc. kompensieren. Das war eine gravierende Fehleinschätzung, nun sind durch Corona und mangelnde Leistungen die Marktwerte der Spieler massiv abgerutscht.

Darüber hinaus halte ich die Spielerverpflichtungen zuletzt auch nicht nur für Pech. Man hat mit Toprak und Füllkrug zwei Spieler geholt, die schon vorher sehr verletzungsanfällig waren. Und das wurde eben nicht besser. Mit Osako hat man einen Spieler, von dem ich eigentlich viel halte, der aber irgendwie kaum so eingesetzt wird, dass seine Stärken zur Geltung kommen. Bei Bittencourt stellt sich mir auch die Frage, wofür man ihn konkret geholt hat. Obwohl relativ teuer, scheint er keine fixe Position zu haben und ist auch kein unumstrittener Stammspieler. Am Ende ist dann da noch Selke, der mehr als 10 Mio. kosten könnte, was er einfach nicht wert ist (auch schon vor Corona nicht). Da muss man sich nix vormachen, das ist halt verbranntes Geld. Geld, was der Verein einfach nicht hat. Und das ist auch kein Vorwurf an Selke, denn er hat den Deal ja nicht gemacht. Wenn man sich die fünf Spieler anschaut, sind das mehr als 30 Mio. Euro für Spieler, die uns in Summe leider nicht besser machen. Es zeigt sich leider auch schon seit Jahren eine fehlende Strategie am Transfermarkt (auch schon vor Baumann). Stattdessen scheint man auf „günstige Gelegenheiten“ zu setzen.

Auch ein bisschen schwierig finde ich diesen impliziten Vorwurf in Richtung der Fans, die einen Wechsel auf der Bank gefordert haben und die das Konstrukt „Werder-Familie“ auch mal hinterfragen, sie seien kommerzielle Erfolgsfans, die immer höher, schneller und weiter wollen. Ich denke, die meisten Fans in Bremen kennen die Limits des Vereins sehr genau und das bspw. ein mögliches Erreichen Europas wir vorletzte Saison am oberen Ende des Möglichen liegt. Aber das heißt doch nicht, jeglichen Anspruch an eine Entwicklung oder eine langfristige Strategie aufzugeben. Mir persönlich wäre es auch recht, wenn Schaaf noch Trainer wäre, und man innerhalb des geltenden Rahmens gute Arbeit leisten würde (gleiches gilt auch für Nouri oder Skripnik). Stattdessen heißt dann (nicht von Solveig), wenn man den Trainer in Frage stellt: „Wir sind nicht der HSV! Wir sind nicht Schalke! Geh doch zu den Bayern!“ oder es werden die Beispiele rausgesucht, wo Trainerwechsel nichts gebracht haben, um Trainerwechsel insgesamt in Frage zu stellen. Auch wenn es dann genügend Gegenbeispiele gibt. Letztlich mache ich mir sehr große Sorgen um Werder, denn ich bin mir nicht sicher, ob der Verein einen Abstieg überlebt. Die veröffentlichten Zahlen (im Rahmen der geplanten Anleihe) lassen da nicht viel Optimismus zu, daher finde ich dieses „Ach, in Liga 2 ist auch hübsch und eh cooler“ einiger Fans wirklich gefährlich. Und auch ein Verbleib in Liga 1 bedeutet ja vor allem den weiteren Ausverkauf vom letzten Tafelsilber (mehr als 9 Mio. Transferüberschuss werden angepeilt), die Frage, wie Abgänge qualitativ ersetzt werden sollen und ein weiterer Schritt zurück.

Die Lage in Bremen ist nicht nur sportlich sehr ernst und auch gerade jetzt verstehe ich nicht, warum man sich nicht auch Input von außen holt. Warum versucht man nicht, einen Mittelweg zu finden zwischen Werder-Familie und Externen? Warum hat man das Gefühl, alles Fremde wird über kurz oder lang weggebissen, vor allem vor dem Hintergrund, ob das wirklich der richtige Weg ist?

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Zur Fanhaltung bezgl Hütter/Rose - wir verlangen keine emotionale Verbundenheit der Trainer. Wir verlangen, dass die Herren die emotionale Verbundenheit der Fans respektieren. Im Falle von Hütter/Bobic sind das weniger deren Entscheidungen, sondern vielmehr deren Kommunikation in der Folge.
Die Basis für die schöne Kohle, die die Herren verdienen, ist immer noch die irrationale Hingabe der Fans zu dem Sport.

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Merci für diese außerordentlich interessante XXL-Folge. Sehr gute Diskussionskultur, auch im NLZ-Segment. Persönlich hätte ich so eine Diskussion wahrscheinlich schnell beendet mit dem Rechtsstaat-Argument (Vorwürfe musst du beweisen können, sonst lass es), aber beim Weiterhören der verschiedenen Positionen hat sich mein Problem-Horizont dann doch erweitert. Es bleibt kompliziert :wink: Danke dafür.

Auch ich kann mich den meisten anschließen, diese Folge hab ich gerne gehört. Und ich muss auch sagen, dass die letzten beiden Schlusskonferenzen wieder an Fahrt aufgenommen haben nachdem in den letzten Wochen manche Konferenz (Diskussion im speziellen) zwischen Max und Gästen ein wenig bleiern war.
Bei dem Werder-Segment hat mir aufgrund der jetzigen Situation ein wenig die Perspektive des Vereins bzw. die Einordnung gefehlt. Ich stehe dem Verein nicht sehr Nahe und bekomme daher nicht viel (internes) mit, aber wenn ich es mit den Themen Vergleiche die bei meinem Verein relevant sind (Transferphilosophie beibehalten oder ändern, Sponsoring regional oder international ausweiten, durch Baumgarts und in meinen Augen Krösches Abgang das Vereinsprofil pflegen oder weiterentwickeln). Mich hätte da von euch Dreien die Sicht interessiert, auch wenn es natürlich ein wenig in den Raum reingeredet wäre. Sonst müsste Baumann oder jemand dabei sitzen.

Und zum Thema Rassismus/Diskriminierung kann ich dem vielen hier gesagt en zustimmen, möchte nur meinen mittelscharfen Senf auch noch kurz dabei geben: häufig werden solche Debatten von oben nach unten geführt und über Leute schnell geurteilt. Leider verführt es auch im Fußball wenn man sich den Schwachsinn anhört, was Tönnies und Co. nach der Veröffentlichung von Anschuldigungen von sich geben und gegeben haben. Aber im kleinen Umfeld muss man auch beachten: Man muss die Aussage von der Person trennen können. Viele Leute verzapfen Mist, ohne sich in andere reinzuverstetzen. Mag ein Symptom der individualisierten Gesellschaft sein. Aber es fällt immer schwer Gespräche mit solchen Leuten anzufangen mit: Du bist ein Rassist weil du das gesagt hast. Und ich glaube, dass vieles an strukturellen Problemen erst mit den Generationen aussterben wird. Wir und unser Umfeld (meistens finden sich ja ähnlich denkende zusammen) achten sehr auf solche Zusammenhänge, andere vielleicht nicht oder messen dem nicht viel bei. Es ist ein wenig wie mit dem Ost-West-Denken: Viele jüngere haben das Ereignis Wende nicht im ihrem Portfolio und haben dort keinen Bezug dazu, entsprechend kennt man diese Stigmen nicht aus eigener Erfahrung. Und wenn die Generation Mauerfall gestorben ist, wird dieses Merkmal (persönliche!) wahrscheinlich wegsterben.
Aber es ist und bleibt eine wichtige Diskussion.

Sehr sehr starke Sendung!

Aber ich glaube einige hier, haben Solveig ein bißchen missverstanden im Werderpart. Bei ihr spielt scheinbar noch eine große Portion Fußballromantik mit rein, aber das hat sie in meiner Wahrnehmung eigentlich dann auch immer noch mal relativiert.

Ich fands sehr gut wie ihr mit dem Rassismus-Part umgegangen sein und zwischen konkret und Metabene geswitched habt.

Beim Werderpart, fand ich sowohls Max Punkte als auch die von Solveig gut. Sie zeigen eben diverse Facetten auf.
Einzig @GNetzer Kritik an der Umstellung nach der Lädnerspielpause bzw. kurz davor hat so ein bißchen ein Geschmäckle, schließlich gehörte er ja auch zu denen die von Werders defensiven Spielweise genervt war.
Aber in der Sache natürlich richtig. Hätte man so weitergemacht wie davor, wäre man vermutlich nicht in der jetzigen Situation.

Wie ich solche Aussagen liebe :roll_eyes:
Warst du dabei oder woher nimmst du deine Sicherheit?
Bremen und damit auch alle Verantwortlichen wie auch Spieler haben ihren Anteil an der jetzigen Situation. Aber komplett eingenverschuldet ist das sicherlich nicht, wenn du letzte Saison die absolute Verletzenseuche hast und das ein Standort wie Bremen mit den finanziellen Auswirkungen der Pandemie und Geisterpsiele mehr zu kämpfen hat, als andere Vereine ist auch nicht so verwunderlich.
Im übrigen ist bei vielen Vereinen doch gar nicht klar wie die Situation ist, geht ja nicht jeder so transparent damit um wie Werde.

Ich habs im Input schon geschrieben. Das wird nicht passieren :wink:

Wenn man die schlimmste Verletztenseuche der Vereinsgeschichte komplett ausblendet, dann kann man das so sehen. Ich hatte das damals im Winter 19 nochmal festgehalten: Euer Input für den Rasenfunk Royal - SVW, BVB, S04, FCU, RaBa, BSC

Da ist dann auch zu entnehmen, dass weder Toprak noch Bittencourt geplante Transfers waren. Schon damals sollte das Geld eigentlich in einen guten 6er fließen; ging dann nicht. Bei Füllkrug ist man ein Risiko eingegangen und der Selke Transfer ist ohne Frage ein Fehler gewesen und das nicht erst im Nachhinein. Aber zum einem wären die Transfers von Bittencourt und Toprak ohne Corona relativ normale gewesen zum anderen Stand Toprak diese Saison in 24 Spielen in der Bundesliga auf dem Platz. Die meisten über die volle Distanz. Insofern sehe ich den Transfer nur teilkritisch.

ABER viel von dem was du schreibst ist aus der „Hinterher ist man immer schlauer“ Sicht und ja das wird gerne gemacht besonders im Fußball und es wird dann auch immer gerne so getan als ob die Profis das schon ganz vorher erkennen mussten.
SO ist es aber nicht. Diese Haltung ist den Verantwortlichen gegenüber total unfair. Ebenso wie Baumann nur auf die Saison 19/20 und 20/21 zu reduzieren. Die Namen Delaney, Gnabry, Moisander, Friedl, Pavlenka, Rashica, Augustinsson sind dir doch sicher ein Begriff oder :wink:

Ich könnte noch mehr schreiben, aber ehrlich gesagt bin ich es ziemlich müde, dass wieder und wieder zu schreiben, deswegen höre ich hier mal auf und spar es mir für einen möglichen Royal Input auf. Nicht böse gemeint…

Zustimmung. Wenn ein Trainer eine professionelle Distanz zum Verein und dessen Umfeld wahren will, ist das ok und nachvollziehbar - aber dann sollte er halt tatsächlich auch professionell bleiben. „Auch ein schönes Stadion, nur andere Farben“ und das lächelnd nach einer 0:4-Niederlage - unprofessionell und darüber hinaus auch schlicht dumm. „An mir liegt es nicht, an der Mannschaft auch nicht“ - standen da Fans und Presse auf dem Platz oder wie?
Und dem Mann darf ich jetzt auch noch die Daumen drücken, wo sich Rose endlich - ENDLICH! nach der gefühlt längsten Rückrunde aller Zeiten fast erledigt hat. Es ist zum Heulen…

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Eure Äußerungen schaffen etwas mehr Verständnis auf meiner Seite, aber ganz überzeugend finde ich das Argument dennoch nicht. Wieso ist diese Stadionaussage genau unprofessionell?
Gerade im Fall Hütter finde ich wird gerade sehr wenig beachtete, dass er in den Jahren, in denen er inf Frankfurt war ziemlich gute Arbeit geleistet hat.

Die Stadionaussage ist mindestens mal taktlos. Weder Eintracht noch Gladbach Fans jubeln über Hütters „Einschätzung“. Bezgl professionell - Sein Beruf zu dem Zeitpunkt war Trainer von Eintracht Frankfurt. Dazu gehört - auch wenn er den Verein in der nächsten Saison verlässt - diesen nach außen zu vertreten. Aus dessen Sicht zu argumentieren. Fröhlich anzumerken, dass es woanders auch schön ist nach 0:4 ebenda, kann man in dem Zusammenhang als unprofessionell bezeichnen denke ich.
Bezgl der Beachtung der guten Arbeit - Hellman hat es treffend formuliert: Aktuell ist nicht der rechte Zeitpunkt. Zu gegebenem Zeitpunkt wird das Beachtung finden. Will ja auch niemand von dem/der Ex hören wenn man gerade verlassen wird, man solle sich nicht so anstellen - waren doch schöne Jahre bis eben…

Ich teile deine Einschätzung. Ich war dabei selbst einen ähnlichen Beitrag zu verfassen. Kruse und Klaassen waren wichtige Anker in der recht guten Saison 18/19. Kruse zu ersetzen ist ohnehin schwierig, ob es mit Osako und Füllkrug gegangen wäre ist ebenfalls nicht klar, aber: Die riesige Verletzungsserie hat viel dazu beigetragen, dass es sportlich schlechter lief (ähnlich war es auch bei Schalke - das darf man nicht vergessen) und viele der Spieler, die vorher im Schatten Kruses glänzen konnten, jetzt mehr Druck hatten und evtl. verunsichert wurden.

Man muss, wie du sagst, bei der Bewertung Baumanns mal an die sehr vielen sehr guten und auch kreativen Transfers denken. Ich sehe die Veränderung hin zu Transfers innerhalb der Bundesliga aber etwas kritischer: Toprak, Selke, Füllkrug, Osako, Bittencourt waren insgesamt nicht optimal - gerade im Verhältnis zum gezahlten Geld, wenn man mit den weiter unten von dir genannten Namen vergleicht.
Ich werde Baumann nicht abnehmen, dass man einfach keinen vernünftigen Sechser gefunden hat. Auf dieser entscheidenden Position, die dann auch Druck von Spielern, wie z.B. Eggestein nehmen kann, hätte etwas anderes passieren müssen, als den spielenden Sechser Sahin und per Leihe den eigentlichen Innenverteidiger Vogt zu holen.

Was aber zu Solveigs Begriff „Transferpech“ passt ist, dass viele der unten von dir genannten Namen nicht auf ihrem Marktwerthöchststand verkauft wurden oder verkauft werden konnten, weil viele in der Saison 19/20 verletzt waren und dann durch die Pandemie der Transfermarkt einbrach. So wurde Werder tatsächlich, vielleicht auch durch Pech, um deutlich höhere Transfererlöse gebracht. Man kann in die Reihe auch Eggestein und Sargent aufnehmen.

Aus Eintracht-Sicht hat peider das ja schon beantwortet. Aus Gladbach-Sicht verspielt er sich damit schon vollkommen unnötig Kredit bei den Anhängern seines künftigen Arbeitgebers und macht es sich damit für die Zukunft selbst schwerer als er müsste. Damit ist die Unruhe bei den ersten schlechten Ergebnissen im neuen Verein schon wieder vorpogrammiert. Und seine Ausgangsposition in der Hinsicht war ohnehin schon nicht die beste, auch wegen der Parallelen zu Rose.

Aber da ist eben wieder das Problem mit „professionell“ und „emotional“.
Der Vergleich mit der Ex hinkt, weil es eben nur um einen Job geht. Und das ist es ein Job, er ist Arbeitnehmer der SGE und nicht ihr Partner/Lover/Ehemann. Dass er da schlecht performt hat, weil die Außendarstellung zu seinen Aufgaben gehört, da gehe ich mit. Ich finde nur, jemand der in drei (?) Jahren für seinen Arbeitgeber alles gibt und gute Leistungen bringt, sollte nicht daran bewertet werden, dass er in den letzten Wochen ein Überperformen (denn das wäre die CL-Quali gewesen) nicht hinbekommt. Und das Zeitpunkt Argument verfängt nicht, weil er wird ja gerade bewertet und in einem professionellen Umfeld sollte man nicht emotional bewerten. (Womit ich auch zu verstehen geben möchte, dass ich deinen ersten Post nachvollziehen kann, weil das können die Fans natürlich, aber das sollten die Vorgesetzten auf die du hier verweist nicht tun).

Aber vielleicht zeigen sich hier ähnliche Strukturen wie in der Rassismusdiskussion: Man sollte die strukturellen Probleme nicht an einem konkreten Beispiel fest machen. Profifussball ist ein Business und ich finde es unfair jemandem vorzuwerfen, dass er sich businesslike verhält, weil man emotional involviert ist.
Aber das Problem dieses Business ist ja, dass es durch emotionale Involviertheit funktioniert und da kommt das strukturelle Problem aus dem man nicht rauskommt. Wenn man weniger Business haben will, muss man eben damit leben nicht in CL zu kommen, aber wenn man träumen will in die CL zu kommen geht das nicht ohne Business.

Das Problem ist halt dass er sich gerade NICHT bussinesslike verhält, wenn er seine aktuelle und künftige Kundschaft mit Aussagen vor den Kopf stößt, die er einfach weglassen kann.

Anders gesagt: Wenn das Business zu einem nicht unbedeutenden Teil auf Emotionen basiert, dann ist es nicht businesslike, die Emotionen demonstrativ zu ignorieren. (Und wenn er das möglicherweise nicht beabsichtigt hat - so doof darf man sich einfach nicht anstellen).

Zur Bewertung des Sportlichen: Natürlich kann man nicht abstreiten, dass er in Frankfurt insgesamt tolle Arbeit gemacht hat. Deswegen darf man aber trotzdem auch drauf hinweisen, dass die Eintracht in den letzten Wochen (und halt gerade ab der Verkündung des Abgangs) recht heftig unterperformt hat. Und zwar nicht in Bezug auf die Ansprüche an einen potenziellen CL-Teilnhemer (weiß schon jeder dass der Kader das normalerweise nicht hergibt), sondern schon wenn man den Anspruch „gesichertes Mittelfeld“ hat. Mit dem Höhepunkt der Niederlage gegen Schalke (mit 4 Gegentoren und nach eigener Führung) - das klingt eher nach „nicht bundesligatauglich“. Versteh mich nicht falsch: Ich brauche Eintracht Frankfurt nicht in der CL, aber ich hätte schon gern nächstes Jahr einen Trainer, der nicht den Eindruck erweckt, dass ihm am Arsch vorbeigeht was sein aktueller Verein tut, weil das halt - Stand jetzt - sein Business ist.

Und was Rose angeht: Bei dem kann man feststellen, dass er erst eine sehr gute Saison hatte, und dann eine schlechte. Letzteres auch wieder bezogen auf die Möglichkeiten, NICHT auf das Ergebnis vom letzten Jahr. Der Kader ist einfach klar besser als das was rauskommt. Dankbarkeit ist da anhand der nackten Ergebnisse wirklich nur sehr bedingt angebracht, auch wenn man das emotionale raus lässt (Was ich bei ihm natürlich zugegebenermaßen nicht tue).

Die Bewertung oben bezieht sich auf die Bundesliga, in Europa wars ähnlich, aber in der umgekehrten Reihenfolge…

Sehr richtig! Die Wurzel für das viele Geld sind die Emotionen. Wohl kaum die Begeisterung für die betriebswirtschaftlichen Fähigkeiten des Managements. Ole Ole Ole Ole Super Bilanz, Gewinn und Verlustrechnung Ole. Superbuchhalter Ole Ole

Zur Einordnung:

Betrachtet man nur die letzten fünf Spieltage, stünde die Eintracht mit vier Punkten auf dem Relegationsplatz. Das ist schwach. Es kann passieren, aber es ist weit weg von „Überperformen“.

Diese Tatsache gepaart mit den Aussagen und dem Verhalten von Bobic und Hütter wäre selbst bei einem sterilen Business kritikwürdig. Dazu kommen die Emotionen, von denen der Fußball lebt. Also ich kann die Eintracht-Fans schon gut verstehen, dass das zu Frust führt.

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jup! von Punkteschnitt 1,8 auf 0,8. Von CL Punkteschnitt auf Absteiger Punkteschnitt. Klar Samplesize viel zu klein. Die Art und Weise passte aber zu den Zahlen…

Entschuldigt, nur noch mal zu dem Thema der Bewertung, bei allem anderen werden wir zwar nicht zusammenkommen, aber da verstehe ich zumindest euer Problem mittlerweile besser.
Genau diese Bewertung ist ja das Problem. Der Zeitraum den ihr hier wählt ist so kurz, dass er völlig unaussagekräftig ist. Natürlich ein Dilemma, weil er mit der Mitteilung der Weggangentscheidung zusammenfällt, aber mit so wenig Daten lässt sicht nichts belegen, das kann reiner Zufall sein. Mit Sicherheit findet man in irgendwelchen anderen Zeiträumen ähnlich schlechte Abschnitte, die dann nur nicht kausual mit dem Verknüpft werden was man möchte. Alles in allem hat die Eintracht die Saison überperformt, das lässt sich nicht wegdiskutieren. (obs am Trainer lag, steht auf einem andern Blatt)

Das stimmt, aber das bezweifelt doch auch niemand.

Es geht gar nicht so sehr um Daten oder Ergebnisse, sondern die Leistungen in den letzten Spielen und die war unfassbar schlecht: Gladbach, Augsburg, Leverkusen, Mainz, Schalke. Wenn man mal ausrutscht und der Ball vom Innenpfosten wieder rauskullert, regt sich kein Frankfurt-Fan auf, aber die Leistungen haben in all den Spielen auf groteske Weise nicht gepasst.

Nochmal ein Vergleich aus dem Berufsleben. Wenn ich drei Jahre tolle Arbeit mache, dann kündige und am letzten Tag meinem Chef auf den Tisch kacke, werd ich vermutlich nicht in bester Erinnerung bleiben, selbst wenn ich das Unternehmen mit nach vorne gebracht habe.

Ich möchte mich - obwohl ich sehr viel dazu zu sagen hätte - kurz fassen:

Den Diskurs-Einschub zum „Union-Skandal“ finde ich unfassbar stark. Und ich danke allen vier Beteiligten an diesen Gesprächssegment für ihre Teilnahme daran. Viel besser kann man dieses Thema in so einem Format aus meiner Sicht nicht verhandeln.

Ich hätte da echt jede Menge Meinung und Quatsch zu ergänzen. Aber ich möchte das nicht verwässern.

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