Gemeinsam mit Patricia Seiwert (@paetrisha) und Oliver Heil (@1mainzer) haben wir den 12. Spieltag der Männer-Bundesliga besprochen. Wie hat euch die Sendung gefallen?
Stuttgart
… … tja. Irgendwie verstärkt sich mein Gefühl, dass Augsburg schon wieder nicht absteigt, obwohl ich mir das seit Jahren Wünsche, weil sie so grausam spielen (wobei ich das aktuelle Weinzierl-Augsburg nicht verfolgt habe, also bin ich vlt. unfair). Für den VfB sehe ich ehrlich gesagt eher schwarz. Es dauert noch ewig bis Kalajdzic wieder da ist und bis dahin könnte man sehr weit unten drin stehen. Ein wenig wirkt das auf mich wie Werder die letzten Jahre: Wir sind ja gar nicht so schlecht und wollen mutig und offensiv spielen. Und dann wird der Moment verpasst, wo man mal weniger risikoreich spielen müsste und der Zug fährt gegen die Wand.
Dortmunder Einerseits-Andererseits
Mal abgesehen davon, dass ich nicht weiß, ob mir Big 2-6 lieber ist als Rekordmeister, glaube ich, dass das Einerseits-Andererseits ein Problem der Dortmunder sein muss, angesichts der aktuellen Unternehmensstrategie. Man hat viele hochgelobte Talente, aber die sind in Dortmund, weil sie Talente sind. Wenn sie schon einen besseren Feinschliff, bessere Konstanz oder Entschiedungsfindung hätten, dann wären sie nicht mehr in Dortmund. (Wie soll der BVB auch sonst versuchen die finanzielle Lücke zu schließen?) Ansonsten hat man Erfahrene, die es sich dort gut eingerichtet haben in Westfalen, aber die nicht so richtige Stützen sind. Dahoud, Delaney, Witsel, Can, Meunier, eigentlich auch Brandt, Reus und Hummels haben allesamt (aktuell) keine bessere Option als den BVB. Ob das an ihrem Alter, ihren spilerischen Limitationen oder ihrer Unkonstanz liegt, ist egal. Das Ergebnis ist eine Dortmunder Mannschaft, die zwischen Platz 2 und 4 pendeln muss. Eigentlich auch schon einen halben Schritt zu gut für die Liga, aber dummerweise immer noch 1 Schritt hinter den Bayern. Vielleicht sogar 2.
Ungeimpfte Spieler
Ich frage mich, ob das Bayern am Ende die Saison versauen könnte, weil das auf die Stimmung in der Mannschaft drückt? Also Meister erst am 33. Spieltag und in der CL schon im Viertelfinale raus?
Ein Problem habe ich allerdings mit dem Umgang des FCB mit den Spielern: Die Gehaltskürzung halte ich für rechtlich ziemlich problematisch, wenn der FCB da keine entsprechenden Klauseln drin hat. Auch wenn der kicker das mit Berufung auf einen „Sportanwalt“ (der vor allem Vereine vertritt und wohl eher kein Arbeitsrechtler ist) für rechtens erklärt. Vor allem, weil es immer noch keine Impfpflicht gibt.
Aja und eine Frage: Was ist eigentlich mit Gnabry? Wenn ich mich nicht irre, müsste er als Genesener gelten. Angesichts der aktuellen Aussagen zur Immunität von Genesenen müsste er sich wahrscheinlich aktuell gar nicht aus medizinischen Gründen impfen lassen. Oder war seine Infektion im April gar keine und ich habe mir das falsch gemerkt? Heißt für mich: Wenn einer der Betroffenen gegen die Kürzungen vorgeht, dann könnte die Saison noch sehr interessant für Bayern werden.
Fürth
Ich habe vorhin in die Statistik geguckt und festgestellt, dass es gerade danach aussieht, dass Fürth den Tasmania-Gegentor- und den Tasmania-Punkte-Rekord einstellen könnte. Das ist nichts Neues. Aber: Tasmania kam damals mit Amateurspielern, die sich umstellen mussten und wäre sportlich niemals in der Bundesliga gelandet. Fürth kommt aus der professionellen 2. Liga und es reicht sportlich nicht, weil man finanziell nicht mal annähernd mithalten kann. Ich finde, man sollte sich diesen Tasmania-Vergleich immer wieder vor Augen halten, wenn man sich die finanzielle Entwicklung des deutschen Fußballs vergegenwärtigen will.
Nur zu dem ungeimpfte Spieler Absatz als Antwort. Gnabrys Infektion liegt mehr als 6 Monate zurück damit gilt er in Bayern meines Wissens nach nicht mehr als Genesener. Und wieso sollte die Kürzung nicht rechtens sein? Die aktuelle Regel in Bayern seit 1.11. ist doch keine Lohnanspruch bei Quarantäne für ungeimpfte Arbeitnehmer oder meinst du diese Regelung könnte nachträglich vor Gericht noch kippen?
Bei Gnabry habe ich ja darauf verwiesen, dass die aktuelle medizinische Einschätzung lautet, dass Genesene einen 12-Monatsstatus bekommen sollten. Damit bräuchte sich Gnabry bis nächstes Jahr nicht impfen lassen.
Edit: Diese Einschätzung existiert mWn auch schon länger, sodass es gut möglich ist, dass die Schlechterstellung der Genesenen gegenüber den Geimpften keiner rechtlichen Überprüfung standhalten würde.
Es ist hochfraglich, ob die Lohnfortzahlungsregelung rechtlich standhält, weil es keine Pflicht zur Impfung gibt. Mit anderen Worten: Der FCB kann sich zwar auf die aktuelle Gesetzeslage berufen, aber ob die Gesetzeslage einer rechtlichen Überprüfung standhält, ist mindestens fraglich. D.h. der FCB geht ein ziemliches Risiko ein, wenn er sich auf eine äußerst wacklige Rechtsgrundlage stellt.
Zustand der Hertha
Guckt man sich die Abstiegskandidaten der letzten Saison an, fällt doch auf, daß mit Svensson in Mainz oder Baumgart in Köln einige Teams nur einen Trainerwechsel von einer ganz anderen Perspektive weg sind.
Denke ich an das Berliner Stadtderby danke ich, dass Patricia die Expected Goals rausgesucht hat. Das hat mich auch interessiert.
Vielleicht ein paar Ergänzungen von meiner Seite. Ich fand es interessant, daß Ihr gesagt habt, es fehlen Leute, die im Eins-gegen-Eins den Unterschied machen. Solche Leute hatte man gerade abgegeben. Ich hatte gehofft, dass das eine Abkehr vom Prinzip Einzelaktion einläutet.
Interessant, daß Olli erwähnt hat, daß auf der Pressekonferenz von Pal Dardai erzählt wurde, man trainiere seit zwei Wochen offensiv.
Fredi Bobic sagte vor der Saison, Mentalität schlägt Qualität. Nun etwas von beidem wäre aber schön zu sehen.
Wird die Qualität im Winter kommen? In Form eines Traines? Oder als hochwertige Transfers?
Fredi Bobic gab in einem Interview zu bedenken, daß das Tennor -Geld nicht mehr da war, als er antrat. Man hätte auch viel Geld in die Jugend- Amateurbereiche und den Stab investiert. Es sei daher für ihn schwierig gewesen, einen neuen Kader zu formen. In den ersten Corona-Jahren hatte Hertha bereits viel Geld ausgegeben.
Damit hätte es das Ziel gegeben, Transferüberschuss zu erzielen. Das erklärt zumindest, warum die letzte Transferphase so zäh war und damit zuerst Cordoba, Cunha und Lukebakio abgegeben werden mussten. Es macht aber wenig Hoffnung auf grosse Einkäufe. Und damit sinkt vielleicht auch die Attraktivität für namhafte Trainer.
Bundesliga: Bobic: Windhorst-Geld? „Großteil sowieso weg“ (msn.com)
Dazu kommt sicherlich erschwerend, daß man nicht weiß, wie viele Spieltage man noch mit Zuschauern kalkulieren sollte.
Bei Hertha steht zur Debatte, ob Niklas Stark, der einen auslaufenden Vertrag hat, im Winter nach West Ham abgeben wird. Hertha sucht günstige Alternativen.
Stefan Uersfeld schrieb hier :
Endzeitstimmung beim Stadtderby: Union demütigt Hertha vor langem Winter - n-tv.de
„Es könnte ein langer Winter werden, sagt er. Es klingt wie ein Abschied für lange Zeit. Draußen braut sich was zusammen, das stärker und wuchtiger ist als jede Stadtmeisterschaft.“
Und damit wäre die Stimmung wiedergegeben.
Ich habe nur wenig Ahnung von Recht, aber wenn ein Arbeitnehmer seine Arbeit aus Eigenverschulden (hier: Quarantäne trotz Möglichkeit das zu vermeiden) über einen längeren Zeitraum nicht ausüben kann, dann finde ich es eigentlich nur logisch, dass der Arbeitgeber diesen Zeitraum nicht bezahlt.
An welcher Stelle wird diese Argumentation so problematisch?
Ich bin noch nicht ganz fertig mit der Folge, will aber jetzt schon mal loben dass es mir Spaß macht euch zuzuhören, wirkt auf mich so als hättet ihr bei der Aufnahme einen guten vibe gehabt (ich hoffe man darf im Forum von diesem seriösen Medium Jugendwörter verwenden :D) und ihr ergänzt euch auch gut.
Bei dem Hertha Segment hatte ich tatsächlich kurz etwas Mitleid mit den Hertha Fans (tut mir ja leid, Mitleid möchte man ja auch nicht als Fan, hab ich aber so empfunden, vielleicht kenne ich das einfach von der TSG das teilweise auf vielen Möglichkeiten nicht genug rausgeholt wird…), ich fand die Einordnung von euch aber auch hier sehr treffend. Tragisch finde ich da aktuell die Rolle von Pal Dardai, bei dem man im Grunde nur darauf wartet dass Hertha mal irgendwann einen Trainer hervorholt der zumindest nach mehr Klasse klingt - ich weiß aber auch grade nicht ob ich als Trainer von einem Hertha Angebot so begeistert wäre, Torakel hat die finanzielle Situation ja auch schon gut eingeordnet. Dardai wirkt deshalb auf mich so wie eine ungeliebte Interimslösung, das allerdings jetzt schon seit fast einem Jahr.
Noch eine Ergänzung zu Hoffenheim:
Ich muss der Mannschaft der TSG hier auch ein großes Kompliment machen, grade den erwähnten Einzelspielern. Eine Achterbahnfahrt ist die Saison natürlich ein Stück weit auch, für mich ist die aber relativ einfach erklärbar.
In den vier spielerisch schwächsten Spielen (Bielefeld, Stuttgart, Bochum, Mainz, insgesamt 1 Punkt) hatte Hoffenheim immer um die 60% Ballbesitz und kein Konzept wie mit diesem umzugehen ist, es gab kaum Offensivgelegenheiten. In den stärkeren Spielen war der Ballbesitz entweder ausgeglichen, man hatte aber mehr Räume als gegen die erstgenannten Gegner (Hertha, Köln, Wolfsburg, Kiel, alles Siege), oder man konnte dem Gegner das Spiel mit dem Ball größtenteils überlassen. (Dortmund, Leipzig)
Drei Spiele passen hier jetzt nicht rein, das Spiel gegen Bayern, die einfach zu gut waren, und die ersten beiden Spiele gegen Union und Augsburg, wo Hoffenheim mehr Ballbesitz hatte und 4 Punkte geholt hat. Nach diesen Spielen hatte ich persönlich gehofft, dass das mit dem Ballbesitzspiel, was schon in der letzten Saison öfter mal für Probleme gesorgt hatte, (Molde hießen die, richtig?) jetzt mit der Bestbesetzung gelöst ist, da lag ich wohl falsch. Das muss aber nicht heißen dass die Saison jetzt ganz schlimm wird, das Restprogramm der Hinrunde sieht für mich in Bezug auf den Aspekt von Ballbesitz und Raum ganz aus und mit noch 9+ Punkten hätte man insgesamt eine ziemlich zufriedenstellende Hinrunde gespielt.
(Ich weiß ehrlich gesagt nicht wie über Hoffenheim in der Schwerpunktfolge geredet wurde, vielleicht wurde dass da alles schon genau so oder so ähnlich aufgearbeitet, bin ehrlich gesagt letzte Woche nicht dazu gekommen die Schlusskonferenz zu hören, Schande über mich)
Weil die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall so nicht funktioniert. Der Arbeitnehmer (hier Fußballer) müsste durch sein eigenes Verschulden arbeitsunfähig sein. Eigenes Verschulden liegt aber eigentlich nicht vor, wenn man sich sozial- und rechtskonform verhalten hat. Das Problem ist: Fälle bei denen man ein zu hohes Risiko eingeht, das nicht verboten ist aber sehr risikoreich, fallen dort zumeist nicht mit rein (klassisches Beispiel: Extremsportarten). Insofern scheint deine Argumentation zu ziehen.
Allerdings hat der Gesetzgeber explizit festgehalten, dass niemand sich impfen muss. D.h. er hat eine Einschätzung vorgenommen, die besagt, dass jemand, der sich nicht impft, sich rechtskonform verhält. Jemanden für sein rechtskonformes Verhalten zu bestrafen, ist grundsätzlich unzulässig. Hinzu kommt, dass die bis vor kurzem geltende 3G-Regel und die Hygienekonzepte der DFL und der Bundesligisten mit dem Ziel aufgestellt wurden weitere Ansteckungen zu verhindern, sodass die Spieler sich auf die Einschätzung des Gesetzgebers berufen können, dass sie ihr Risiko durch ihre Befolgung der Regelungen größtmöglich reduziert haben. Der Logik der Regelungen folgend, kann man also argumentieren, dass sie sich also auch sozialadäquat verhalten haben. Dass die Konzepte nicht funktionieren - immerhin haben die Bayern-Spieler sich wohl am Arbeitsplatz angesteckt -, darf ihnen aber auch nicht zum Nachteil gereichen, weil sie auf den Gesetzgeber und den Arbeitgeber (in punkto Arbeitsschutz) vertrauen sollen und müssen. Ihnen wird meines Wissens nicht vorgeworfen, dass sie Arbeitsschutzbestimmungen missachtet hätten oder sich anderweitig ungewöhnlich risikoreich verhalten hätten (bspw. Besuch einer Corona-Station).
Kurzum: Man kann so argumentieren wie du es tust und wie es die aktuelle Gesetzeslage zu Corona vorsehen. Aber die Bayern-Spieler haben einen Menge zumindest nicht abwegiger Argumente auf ihrer Seite, die ihre Position stützen können.
Mir geht es auch gar nicht darum, ob die Bayern-Spieler Recht bekommen würden (das müssten dann Gerichte entscheiden) oder nicht.
Mir geht es darum, dass die Streichung der Lohnfortzahlung angesichts der Corona-Politik hochfragwürdig und rechtlich zumindest angreifbar ist und mir mit Blick auf Arbeiter, die eher entsprechend dem deutschen Median verdienen, auf diese Art und Weise dafür bestraft werden sollen, dass die deutsche Corona-Politik ein einziges Desaster ist. Das ist Symbolpolitik, die die Folgen, aber nicht die Ursachen, bekämpft und der FCB ist hier nur das Brennglas, das das für alle sichtbar macht.
Auf sportlicher Ebene geht es mir darum, dass die 5, im Gegensatz zum Durchschnittsarbeiter, über genügend Mittel verfügen dürten, um sich durch alle Instanzen gegen ihren Arbeitgeber zur Wehr zu setzen. Was für die Stimmung und Leistung beim FCB nicht gerade förderlich sein dürfte. Ob die das tun, kann ich natürlich nicht sagen, meine Glaskugel ist momentan defekt.
PS: Ich bin auch kein Jurist, aber innerhalb des letzten Jahres sind mehrfach widersprüchliche (oder unsinnige) Corona-Regeln gefallen, weil die Politik widersprüchlich (oder gleich falsch) gehandelt hat. Da frage ich mich schon, ob der FCB eine umfassende rechtliche Prüfung hat durchführen lassen, bevor er die Lohnstreichungen angeordnet hat.
PPS: Ich kenne natürlich auch nicht die Verträge der Betroffenen. Je nachdem, was da drin steht, kann es auch sein, dass sie nicht rechtskonform gehandelt haben. Die Argumentation mit der aktuellen Gesetzeslage allein kann sich aber eben als Boomerang erweisen.
Naja, einen Krankheitsfall haben wir hier doch gar nicht. Es ist eher ein „Ich kann meinen Arbeitsplatz aus Eigenverschulden nicht aufsuchen“-Fall, quasi als würde man wegen verpasstem Flieger ein paar Tage im Ausland festsitzen oder ähnliches.
Und zumindest bei Kimmich war die Kontaktperson ja in diesem Fall im privaten Umfeld. Bei den anderen vier soll es jemand aus dem Umfeld der ersten Mannschaft gewesen sein, hier kann ich die Sichtweise, die du hier aufwirfst, noch nachvollziehen.
Also meine Google-Recherche hat mich zum Infektionsschutzgesetz geführt, in dem es zumindest hinsichtlich Entschädigungszahlungen bei Verdienstausfall heißt:
Eine Entschädigung nach den Sätzen 1 und 2 erhält nicht, wer durch Inanspruchnahme einer Schutzimpfung oder anderen Maßnahme der spezifischen Prophylaxe, die gesetzlich vorgeschrieben ist oder im Bereich des gewöhnlichen Aufenthaltsorts des Betroffenen öffentlich empfohlen wurde, oder durch Nichtantritt einer vermeidbaren Reise in ein bereits zum Zeitpunkt der Abreise eingestuftes Risikogebiet ein Verbot in der Ausübung seiner bisherigen Tätigkeit oder eine Absonderung hätte vermeiden können.
Lassen wir es am besten die Experten entscheiden, bevor wir Stammtischjuristen uns hier tot diskutieren. Ich bezweifle aber stark, dass jemand den Spielern Recht geben würde. (Diese Spezialisten sollen sich einfach impfen lassen und fertig, das ist meine private Meinung)
Liebes Eisernes Fohlen, endlich darf ich auch mal mein missglücktes Jurastudium auf den Tisch bringen
Generell würde ich jedem von euch, die vielleicht nicht direkt an der gedruckten Materie der Gesetztesbücher, aber an Rechtsfortbildung (Gerichte machen dies durch Entscheide; so werden Lücken im Gesetz geschlossen wie im Richterecht in der anglo-amerikanischen Welt ausgeübt) die Plattform Legal Tribune Online ans Herz legen, ist kostenlos und beliebt bei Jurastudenten und Lehrenden
Bezüglich des Arbeitsrechts ist es ja mit dem Fußball als „Sonderrolle“ (es gibt ja auch keine Gewerkschaft plus ist es eher Vertrags- oder Arbeitsrecht, was haben dann vor allem in diesem zusammenhang AGBs zu bedeuten (!!!) usw.) ein wenig schwer. Nimmt man den Arbeitsrechtsansatz ist wie du gesagt hast eine Pflicht sowohl bei Arbeitgeber und Arbeitnehmer vorhanden. Das Ding mit eigenem Verschulden ist eben, wie ‚kausal‘ verantwortlich ist man in der Sache. War es grob fahrlässig oder vorsätzlich. Hier muss ich zugeben war nicht mein bestes Teilstück in der Klausur Aber egal. Der Arbeitgeber muss nicht allen Blödsinn zahlen, den seine Angestellten machen. Wenn ich mir jetzt denke: ‚Ich hab Bock mir die Hand mit einem Hammer zu zertrümmern!‘ kann ich beispielsweise bei meiner Arbeit an der Werksbank ausfallen. Auch wenn ich es nicht vorsätzlich bezüglich meiner Arbeitserbringungspflicht aus dem Arbeitsvertrag gemacht habe, muss mein Arbeitgeber mir nichts zahlen für ‚meine Dummheit‘. Dafür springt dann beispielsweise die Krankenversicherung ein (wenn es auch schon hier bei meinem Beispiel problematisch wird). Anderer Fall: Wenn ich dieses Extrem-Fallschirmspringen mache, wo 100 Meter vor dem Boden der Schirm aufgeht oder wie das ist, dann ist das ein eingegangenes Risiko in meiner Verantwortung. Breche ich mir nun die Beien und bin über Monate in meinem Beruf nicht arbeitsfähig, da ich Lieferant bin, wird es haarig. Wenn ich meinem Arbeitgeber nun sage: ‚Hey, Zahl mir den Lohn‘ kann er darauf verweisen, dass ich eben durch mein Hobby ins Risiko gegangen bin arbeitsunfähig zu werden und es nicht mehr in seiner Pflicht/Sorgfalt liegt mir den Lohn bei Ausfall zu zahlen. Ich hätte ja auch normales Fallschirmspringen machen können.
Deshalb mein persönlicher Appell an euch: checkt eure Versicherungen, auch wenn es ein leidiges Thema ist. Eine Risiko-Krankenversicherung fängt euch in so einem Fall ab, auch wenn natürlich wieder Kosten anfallen. Das ist nur als Beispiel!
Bei Corona sieht es nun so aus, dass die Impfung nachweislich ungefährlich ist bis auf Ausnahmen. Das heißt, dass die Zumutung nicht sonderlich hoch ist mich zu impfen, um in einer Pandemie, in der das Risiko einer Ansteckung bei fast 100% ist, zumindest arbeitsfähig zu bleiben. Hier kann man die parallele zum Risiko-Fallschirmspringen und dem normalen Fallschirmspringen nehmen. Und hier ist die Krux: wie schätzen die Gerichte das ein? Ganz unabhängig von dem Infektionsschutzgesetz (das nun irgendwann auf kurz oder lang ausläuft) wird hier einfach eine Analogie geschaffen, die ggf dann auch konsequent bei einer nächsten Pandemie angewandt werden könnte. Im Grunde die Vorarbeit, die schon seit ein paar Jahren gefordert wurde BEVOR es diese Pandemie gab. Und das ist jetzt nur der arbeitsrechtliche Bereich.
Im Krankheitsfall gibt es eine Lohnfortzahlung vom Staat, im Quarantänefall wegen Nicht-Impfung seit 1. November nicht. An Kimmich diskutieren wir gerade die Verschärfung, die sich die Ampel anstelle einer Impfpflicht überlegt hat.
Schöne Schlusskonferenz!!!