Schlusskonferenz 391 – Hinrundenbilanz + Caro Simon

Wir haben das Ergebnis eurer MVP-Wahl verkündet, zu jedem Verein Bilanz gezogen und Caro Simon interviewt.

Das waren unsere Gäste:

Wie hat euch die Sendung gefallen?

Das Interview mit Caro Simon war ja wirklich Bombe. Da wurde so viel gutes angesprochen, dass ich da noch einige weiterführende Gedanken hab.

Ich liebe Caro Simons Stellung zum Männerfußball. Der ist… eigentlich allem so enteilt, dass es unrealistisch bis schädlich ist, einen Vergleich anzustellen. Und an die Auswüchse des Männerfußballs (hunderte Millionen an Transfersummen, FIFA-Korruption, Investorenklubs, das Geschäft mit den Spielerberatern usw.) sollte man auch eigentlich gar nicht anknüpfen wollen.

Bisschen überrascht war ich, dass ihr (eher du, Max) Viktoria Berlin so gar nicht auf dem Schirm habt. Die stellen immerhin 65(!) Fußball-Mannschaften im Breitensport und waren letzte Saison in der 3. Liga. Zugegeben, das weiß ich hauptsächlich wegen meinem MagentaSport-Abo, aber ein komplett unbeschriebenes Blatt ist Viktoria nicht.

Bei der Diskussion zur Frage der Lahmarschigkeit Deutschlands bei der Entwicklung des Frauenfußballs kam bei mir die Frage auf, inwiefern das vielleicht an 50+1 bzw. den eVs liegt, die ja in Deutschland noch einiges an Mitspracherecht haben. Ist natürlich einfacher, wenn ein Investor die volle Macht hat und einfach mal paar Millionen in die Frauenabteilung pumpt, als wenn du (wie Hertha) die Gründung einer Frauenabteilung erstmal auf der Vollversammlung beschließen musst. Sicherlich ist Chauvinismus da auch ein (großer) Faktor, aber das spielt da sicherlich auch mit rein?

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Aki Watzke hat kategorisch ausgeschlossen, dass in die (noch immer recht neue) Frauenmannschaft des BVB Geld gepumpt wird. Er stellte sich im bvb-eigenen Podcast auf den Standpunkt, dass die Frauen ihr Geld selbst verdienen müssen. Einerseits kann ich das verstehen, andererseits vergibt man sich als Verein Einiges. Schon allein bei einem so großen Verein wie dem BVB, wo die Männer die Frauen massiv übertrahlen. Außerdem übersieht er gerne, dass die Unterstützung für die Frauen auf den offiziellen Kanälen auch ohne großen Aufwand ausbaufähig ist.

Super sympathisches Gespräch mit Caro Simon.
Und auch deutliche Aussagen.
Ich stelle mir das bei einem männlichen Medien-Profi vor: der hätte dann eben beim Thema „reine Frauenfußball-Vereine“ ausweichender geantwortet. Oder auch beim Thema Trainer und verpasste EM.

Schöne Folge insgesamt. Und von der Länge auch angemessen :wink:

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Sehr schöne Sendung.
Als erstes: das Interview war wirklich toll! So offen hat Caro Simon berichtet, wie es einem als Profispielerin geht. Sie ist wirklcih sehr sympathisch und ich mochte sehr, wie sie während des Interviews auch mal nachgedacht hat (Stichwort: Fans mit der Männermannschaft teilen), wie offen die über sich selbst reflektiert hat. Auch interessant zu hören, das die Spielerinnen anscheinend zum Teil gar nicht wissen, was es für Statistiken über sie gibt. Wirklich lange kein so interessantes und unterhaltsames Interview im Fußballkontext gehört.
Zur Sendung: ich glaube ich hätte es auch noch gut gefunden, wenn die Gäste (wie ist denn da jetzt eigentlich die gut gegenderte Form?) auch untereinander mehr geredet hätten. Ich weiß, dass das bei 4 Gästen und dem, was man alles besprechen wollte, wahrscheinlich zu lang geworden wäre, aber stelle mir das intessanter vor.
Abschließend: alle Gäste toll, aber ich liebe es einfach @dxciBel über den Frauenfussball reden zu hören. immer informativ und sehr unterhaltsam und leidenschaftlich.
Schöne Feiertage und guten Rutsch!

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Diese Haltung von Watzke finde ich einfach nur furchtbar. Ignoriert alle systemischen Probleme. Meine Güte. Aber ich mag die eh so überhaupt nicht udn glaube auch, dass er einer der Hauptgründe ist (inzwischen), dass Dortmund (die Männer meine ich jetzt) nicht vom Fleck kommt. Ist der doof, auf so vielen Ebenen.

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Ich habe weder den Podcast gehört, noch möchte ich Aki Watzke irgendwie verteidigen, aber hier gibt es mMn kein wirkliches Richtig und Falsch: Wir können uns nicht darüber beschweren, dass die „Männer-BuLi-Vereine“ die „Frauen-Traditions-Vereine“ wie Essen, Potsdam oder Sand verdrängen und gleichzeitig mosern, dass ein „Männer-BuLi-Verein“ seine Frauenabteilung nicht mit Geld voll pumpt.

Wie gesagt, habe den Podcast nicht gehört und ggf kann @aVe das noch genauer erörtern, aber Dortmund hatte vor der Gründung ihrer Frauenabteilung mit den Mitgliedern mehrere Szenarien ausgelotet und man hat sich darauf geeinigt, dass die Frauen natürlich/fair/organisch ganz unten einsteigen und sich hoch arbeiten. Gerade der BVB kann ja schlecht Kritik an RB Leipzig äußern und gleichzeitig seine Frauenteams künstlich hoch pushen. Dennoch wird ihm teilweise vorgeworfen, Wettbewerbsverzerrung in den unteren Ligen zu betreiben.

Sollte Watzke aber nicht von den BVB-Frauen, sondern generell von der Frauen-BuLi geredet haben, dann gebe ich dir aber absolut Recht, das wäre furchtbar. Die beste Lösung wäre in meinen Augen, dass der Männerfußball als Gesamtes mehr Geld an die Frauen abgibt und diese Aufgabe nicht vereinsintern geschehen muss.


Bin mit der Schlusskonferenz erst bei der Hälfte, möchte @Rita aber hier Recht geben: Es macht echt Spaß @dxciBel mit ihrer Leidenschaft für den Frauenfußball zuzuhören :+1: Den anderen Gästen natürlich auch, bei bel ist es mir nur besonders aufgefallen.

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Zuerst eine Korrektur: Es war nicht der BVB-Podcast, sondern der kicker-Podcast fe:male view on football: https://fe-male-view-on-football.blogs.julephosting.de/14-female-11-hans-joachim-watzke-svenja-schlenker


Guten Morgen,
@zaunpfahl hat vollkommen recht mit dem, was er schreibt. Das Frauenteam des BVB soll „organisch wachsen“. Das ergab eine Fan-Befragung. Auch ich hatte dafür gestimmt. Daher kauft sich der BVB nicht in einen weiter oben stehenden Verein ein, sondern startet ganz unten.


Kurzer sportlicher Überblick:

Das erste Team der Frauen gibt es nun in der zweiten Saison. Nach der ersten Saison ist es direkt in die Bezirksliga aufgestiegen, die sie aktuell auch unangefochten anführen.
Mittlerweile gibt es auch ein zweites Frauenteam, das die Kreisliga anführt.


Die BVB-Frauen haben dabei bereits einen entscheidenden Vorteil gegenüber den anderen Frauenteams der engeren Region: die Strahlkraft des BVB. Daher zieht der BVB natürlich Talente an, so dass andere Frauenteams darunter leiden. Die BVB-Frauen hingegen können auch mit ihrem zweiten Team durchmarschieren.

Zum Abstieg/Absturz der reinen Frauenvereine: Ich bin sowohl Sympathisant von Turbine als auch der bvb-Frauen. Allerdings kritisiere ich - natürlich völlig ignorant und naiv - die Vereinspolitik von Potsdam. Turbine ist auf einem so hohen Niveau gestartet (Champions League Sieger 2010) . Ich bin mir verhältnismäßig sicher, dass man da deutlich Chancen gehabt hätte, mit den anderen Vereinen mitzuhalten, wenn man das aus Managementsicht professioneller aufgezogen hätte. Die Veränderung hat man leider zwanzig Jahre lang verschlafen. Auch Turbine hatte eine riesige Strahlkraft, die man aber vergaß zu nutzen.

Daher mache ich hier auch einen Unterschied zwischen SV Sand und Turbine. Der SV Sand war zum Abstieg verurteilt, sobald die Frauen insgesamt professioneller wurden. Bei Turbine hätte die regionale und nationale Strahlkraft m.E. reichen sollen, um sich deutlich zukunftssicherer aufstellen zu können. Potsdam ist Wachstumsregion, Besserverdienerstadt, Berlin als dichter Nachbar bisher ohne bekanntes Frauenteam.

Zum Geld der BVB-Frauen: Die Frauen sind aktuell ausschließlich Amateure, logisch (Bezirksliga). Natürlich sollte man hier nicht krösos-mäßig Geld reinpumpen. Wie sie aktuell wachsen, finde ich okay. Es ist aber so, dass die Frauen einfach kaum medial begleitet werden. Ein Beispiel ist die BVB-App: hier gibt es einen Bereich für die Männermannschaft, einen für die U19. Die Frauen spielen hier eine nur sehr untergeordnete Rolle mit einigen Spielberichten.
Denn, woran fehlt es oft bei der professionellen Entwicklung der Teams der Frauen? An der Menge der Fans. Warum gibt es die u19 im BVB-TV, aber nicht die BVB-Frauen? Dafür muss man auf Fussball.de den Stream gucken, der aus einer Kameraperspektive besteht, natürlich unkommentiert, oder auf dem offziellen bvb twitch-Kanal. Offensichtlich wird aber auch der nur sehr stiefmütterlich behandelt. Zumindest kann ich dort nicht viel rausziehen. Es ist eben twitchtypisch. Hier gibt es keinen tv-ähnlichen Kommentar des Spiels, es ist eher ein Gequatsche (wichtiger Hinweis: das ist nur meine persönliche Meinung, es gibt sicherlich andere, die das komplett anders sehen. Ich erhebe mit meiner Einschätzung keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit).

Also, da wäre durchaus Luft nach oben. Weiterhin finde ich sehr wohl, dass man den Frauen ab dem professionellen Bereich eine lebenssichernde Bezahlung geben sollte. Es geht ja nicht um Millionenablösen und Millionärsgehälter. Auch dafür sollte m.E. von Beginn an Unterstützung da sein.
Meinem Empfinden nach ist Watzke im Podcast extrem zurückhaltend, wirkt gönnerhaft und manchmal von oben herab. Watzke ist politisch sehr konservativ. Dass er mit solchen Veränderungen Schwierigkeiten hat, ist also durchaus denkbar.

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Ein kurzer Einschub mal (weil eigentlich müssten wir das im Frauenfußball-Thread diskutieren :wink: ): Watze hat natürlich ein Problem.
Er kann ja kaum offen sagen, dass reine Frauenfußball-Vereine keine Chance haben und es finanziell kein Problem wäre, den BVB oben einzukaufen. Obwohl wahrscheinlich genau das die Wahrheit ist. Dazu natürlich die Umfrage unter den Fans. Auf der anderen Seite geht es somit in Dortmund natürlich langsamer als es sich einige erhoffen…

Und allgemein: Potsdam wird absteigen. Damit bleibt als reiner Frauenfußball-Verein noch die SGS Essen. Vermutung: da leider die Leipzigerinnen hochkommen, ist zumindest einer der Aufsteiger nicht als Absteiger gesetzt, wie es die letzten Jahre oft war. Somit wird es dann auch für Essen eng.

Blickt man 10 Jahre zurück, spielten da mit Turbine Potsdam, dem 1. FFC Frankfurt, dem SC 07 Bad Neuenahr, der SGS Essen, dem FCR 2001 Duisburg, dem FF USV Jena und dem VfL Sindelfingen 7 mehr oder weniger reine Frauenfußballvereine bzw. Vereine in denen der Fokus eher auf den Frauen lag. Das scheint nun endgültig vorbei.

Und das ist ja auch kein rein deutsches Phänomen: die nächste Runde der CL werden stand jetzt Bayern, Barca, Arsenal, Lyon, Wolfsburg, die Roma, Chelsea, PSG erreichen.
Vor 10 Jahren standen noch Juvisy FCF, Kopparbergs/Göteborg FC, LdB FC Malmöm ASD Torres, FK Rossijanke im Viertelfinale der Champions League, die damals Wolfsburg (mit der blutjungen Lina Magull!) gewann. Times are changing…

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