Zu Gladbach: Ich konnte das Spiel sehen, aber dieses Mal nicht vorher hier kommentieren.
Im Input ist ja schon ein bisschen was zusammengetragen worden und ihr habt euch ein bisschen mehr auf Mainz konzentriert.
Das gehört aus Gladbacher Perspektive auch dazu: Mainz hat das sehr gut gemacht und dann noch ein bisschen Spielglück gehabt (gefühlt war jede Chance ein Tor).
Meine These ist aber: Gladbach hat das Spiel gar nicht so sehr hinten verloren, sondern vorne. Aja und durch Farke.
Bis zur 25. Minuten bzw. 50. Minute war das okay aus Gladbacher Perspektive (mehr auch nicht). Ich fand nämlich Gladbach war grundsätzlich nicht so sehr vom Mainzer Pressing überrascht, sondern hat versucht trotzdem von hinten sein Ballbesitzspiel aufzubauen. Man ist auch nicht bei jedem Anlaufen in Panik geraten (eine Verbesserung unter Farke). Man hat halt nur dummerweise das gezeigt, was man immer wieder zeigt: Schlechtes Spiel nach vorne.
Farke meinte mal, dass Ballbesitzspiel eben manchmal wie Rasenschach aussieht und man dann zunehmend den Gegner auseinanderkombiniert. Da hat er grundsätzlich (auch mit der Mannschaft) Recht. Nur heißt das ja nicht, dass man überhaupt nicht gefährlich werden soll oder nicht wenigstens mal das Tempo verschärfen/variieren kann. In den guten Spielen hat Gladbach (auch) durch solche Aktionen gewonnen. In den schlechten Spielen (von denen es zu viele gibt) gelingt es Gladbach nicht, das irgendwo mal umzusetzen oder irgendwie nach vorne zu kommen. Meist, weil man im Mittelfeld unkonzentriert und unsauber spielt.
Daraus folgt dann, wenn der Gegner nicht dumme Fehler macht, dass der Gegner über 90 Minuten stärker wird und man eben Gefahr läuft mehrere Tore zu kassieren. Spätestens wenn es dann 3:0 steht, dann kommt von Gladbach auch nichts mehr. Wobei man vorher durchaus das Wollen bei Gladbach sehen kann, auch eine Farke-Verbesserung, es krankt halt „nur“ an der Qualität aufm Platz.
Das Problem ist: Farke agiert aktuell schlicht und ergreifend falsch.
@Kazzle hat ja einige Probleme aufgezeigt, aber ich würde an ein paar Punkten widersprechen. Wolf mangelt es (wahrscheinlich) in Teilen an Qualität, aber 100% sicher bin ich mir nicht. Denn er kriegt regelmäßig nur undankbare Einsätze. Am Freitag hat Wolf verglichen mit Hofmann das bessere Spiel gemacht. Nicht, dass er nach vorne die große Gefahr ausgestrahlt hätte oder ein gutes Spiel gemacht hat, aber Hofmann hat mehrmals (mindestens in der 1HZ, da ist es mir aufgefallen) eigene Angriffe unterbunden, indem er unsaubere, unkonzentrierte Pässe versucht hat. Ausgewechselt wird aber Wolf und nicht Hofmann. Warum?
Lainer gerät beim 2:0 (glaube ich) unter Druck, woraus das Tor entsteht, aber ansonsten waren seine Aktionen nach vorne durchaus akzeptabel - was Pass- und Stellungsspiel anging. Defensiv auch okay (verglichen zu anderen Einsätzen diese Saison). Gleichzeitig reagieren alle beim 2:0 nicht schnell genug, weil anscheinend niemand mit einem Ballverlust gerechnet hat - Lainer (zusammen mit Sippel, dessen Abwurf der Auslöser ist) trifft so in meinen Augen nur eine Teilschuld. Im Gegensatz dazu war Bensebaini auf links nicht nur unauffällig, er hat auch unsaubere Bälle und Aktionen, bei denen sein Stellungsspiel nicht stimmt. Wieder wird Lainer ausgewechselt, aber nicht Bensebaini, obwohl ich dieses Mal Lainer draufgelassen hätte.
Dann kommt noch Elvedi hinzu: Seit Wochen ist er in schlechter Form, wirkt überspielt und hat am Freitag auch mehrfach Aktionen, bei denen er eine richtig miese Figur macht. Spielt aber die ganze Zeit durch. Das ist doch für die Statik der Hintermannschaft nicht gut, wenn die ganze Defensive (mindestens unterbewusst) weiß, dass da ein Unsicherheitsfaktor bei ist. Wo ist Friedrich? Das ist noch jemand, bei dem man vielleicht die Qualität anzweifeln könnte, aber andererseits kriegt er regelmäßig einfach gar keine Einsätze. Wie soll er denn eingespielt sein (und nur dann kann man die vorhandene Qualität, wie groß sie auch sei, überhaupt abrufen)?
Dazu noch Kramer, der offensiv auch null stattgefunden hat (ist auch nicht ganz seine Rolle, aber überhaupt nicht stattfinden ist nun auch nicht seine Rolle).
Farke wechselt 16 Minuten nach dem 2:0 Thuram ein, nach dem 3:0 in der 80. noch Ngoumou und Neuhaus. Alles zu spät. Ja, die Breite ist nicht ganz da, aber wie soll Ngoumou sich weiterentwickeln, wenn er immer nur ein paar Minuten bekommt? Wie soll Friedrich eine Alternative sein, wenn er gar keine Chance kriegt? Warum kommt Neuhaus erst in der 80., wenn er wohl wieder Luft für mehr hat? Wenn er das Spiel drehen will - mit Impulsen von außen - dann muss er nach dem 2:0 die Impulse setzen. Warum wechselt Farke nur viermal (inklusive Omlin)?
Ich habe vor Kurzem geschrieben, dass es an positiver Konkurrenz mangelt in Gladbach. Das konnte man bei diesem Spiel sehr gut sehen. @Kazzle hat Recht, dass Farke auch nur mit Wasser kocht, aber wenn ich den Herd natürlich nur auf der untersten Stufe anmache, dann dauert das Kochen natürlich ewig.
55. Thuram für Hofmann und Friedrich für Elvedi, 65. Neuhaus für Kramer oder Stindl, 70. Netz für Bensebaini oder Ngoumou für Wolf/Stindl.
Ich sage nicht, dass das der Weisheit letzter Schluss wäre, aber selbst mit diesem Kader wären Konkurrenz und Varianz möglich. Farke schafft beide gerade nicht. Farke scheint ein Zauderer zu sein, der nur ganz langsam Dinge verändern will - und ja die Jungen haben wahrscheinlich nicht die Qualität, aber auch hier: Wenn sie (wie in den letzten Jahren) keine Einsatzzeiten bekommen, können sie sich sowieso nicht weiterentwickeln. Und mit Netz und Scally hat man offensichtliches Potential und mit Ngoumou und Borges Sanches (u.U. auch mit Fraulo) zwei Spieler, die zumindest angedeutet haben, dass sie evlt. Potenzial haben. Ja, Konjunktiv, aber ich kann doch nur einen Indikativ draus machen, wenn ich die auch mal unter Wettbewerbsbedingungen vernünftig einsetze.
Fazit: Wenn Farke nicht schleunigst was an der Konkurrenzsituation/Wechselsituation ändert, dann droht Bremen reloaded schon in dieser Saison.
Dabei habe ich nicht mal was gegen seinen Ansatz: Tatsächlich wirkt die Defensivarbeit insgesamt eigentlich verbessert (vor allem mehr Ruhe als früher) und wenn es ein gutes Spiel ist, dann merkt man, dass der Ballbesitzansatz auch zu den Spielern passt (auch offensiv). Nur so, wie es jetzt läuft, wird es keine Konstanz geben und die Negativspirale droht, aus der man kaum rauskommen wird.
PS: Ich habe übrigens nicht das Gefühl, dass Thuram nicht mehr richtig da ist. Er war seit Januar mehrfach angeschlagen, kam häufiger von der Bank und wenn die Mannschaft insgesamt bescheiden spielt und keine Bälle zu ihm kommen, dann ist auch ein Thuram kein Magier, der aus dem Nichts Tore macht.
PPS: Bensebaini hat übrigens seit Jahren (nicht erst seitdem sehr deutlich wird, dass er geht) regelmäßige Tiefs, in denen er sehr bescheidene Spiele abliefert. Gefühlt ist das immer der Rhythmus 3-4 gute, dann ein schlechtes; er braucht eine Pause, spielt aber noch eins und das ist dann wieder schlecht. Dann fällt er entweder (angeschlagen) aus oder er kriegt die Pause. Heißt für mich: Ich weiß nicht so 100%tig, ob der BVB sich mit einem Bensebaini wirklich verstärken würde.
TL;DR für alle: Farke muss dringend was ändern, das Spiel gegen Mainz war grausam, aber aktuell zwangsläufig. 