Scouting und Analyse

Hier werde ich zukünftig ein paar Spieler- und Spielanalysen teilen, damit sie vielleicht auch eine Verwendung haben. :slight_smile:

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Kannst du je nach Thema gerne auch in den Vereinsthreads/Ligenthreads machen und hier dann die Links dorthin posten. :slight_smile:

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Klar!
Finde nur bspw. keinen für 3. Liga, mag jetzt auch keinen für paar Beiträge erstellen. Oder?

Organisierter Angriff​​

  1. Spielstruktur​

Außenverteidiger stehen auf der Schienenposition, also sehr breit, Offenheit für Seitenverlagerungen. Ein “holding midfielder” (Gözusirin), dazu ein eher polyvalenter Spielertypus mit Egerer. Egerer schiebt eher ballseitig, während Gözusirin eher im Zentrum bleibt.

Im Spielübergang schieben die Flügelverteidiger hoch, während der Sechser die Restverteidigung übernimmt. Dadurch entsteht ein 3-1-3-3.

  1. Ballfluss​

Zur Spielauslösung werden lange Bälle gewählt, gerade das Zentrum bzw. das zweite Drittel von Teams, die das Zentrum fokussieren, soll überspielt werden

Man lockt das gegnerische Pressing mittels langsamen Aufbau der IV an, ehe man den langen Ball sucht. Verhalten birgt bei hohem Pressing Gefahren, gerade weil sich die IVs sichtlich mit ihrem Blickfeld auf eine Spielseite festlegen, dazu sind sie nicht unbedingt beidseitig am Fuß.

Dennoch ist das Spiel eher als vertikales Direktspiel zu bewerten. Gerade wenn der Ball vom Wandspieler abgelegt wird, sollen sofort vertikale Läufe folgen. Vor allem die Breite wird gesucht, weswegen man sich nicht zu sehr am Wandspieler anbinden sollte, der einen AV sucht.

Der Ballfluss soll vertikal sein, aber technische Fehler und zu hastiges Spiel sind oft große Problemfelder. Die ersten Kontakte wirken unsauber, man sollte sofort Druck ausüben.

Die Ballbesitzzeiten prägen sich eher als kurz aus, die IVs bestimmen das Tempo, suchen oft die/den Sechser, der dann das Spiel auf den Wandspieler verlagert.

Im letzten Drittel kreuzt man auch die Laufwege, um den Gegner in seiner Anbindung zu brechen, dazu soll es auch das Spiel breiter sowie flexibler machen.

  1. Spielseite​

Die rechte Seite von Sommer bzw. Hauptmann ist besonders gefährlich, da die beiden sehr eingespielt wirken.

Gerade im zweiten Drittel wird die Breite gesucht, auch Seitenverlagerungen, teils auch flach, werden von FV zu FV genutzt.

  1. Abschlussverhalten​

Es ist auffällig, dass man die Box sowie das letzte Drittel mit sehr vielen Spieler besetzt. Man überlädt das Spiel durch das Zentrum, einige Optionen kommen auch aus dem Rückraum. Einige Spieler wirken dazu stark im Kopfballspiel, weswegen man da auch die einstudierten Laufwege (kurzer- bzw. langer Pfosten und 11er-Punkt) möglichst nicht zulassen sollte.

Einwürfe wurden auch stark trainiert und hier ist die Besetzung der Box sehr hoch, sogar von weiterer Entfernung (siehe Beispiel).

Flanken sieht man auch teils, aber eher aus dem Halbraum, man favorisiert eher den Weg in die Box und dann bspw. flache Flanken. Distanzschüsse sieht man eher weniger, nur wenn tiefe Laufwege wegen tiefen Blocks nicht möglich sind.

Organisierte Defensive​​

  1. Spielstruktur​

In der Defensive wird es zu einem 4-2-3-1 durch einen abkippenden Sechser und einen einrückenden FV. Dadurch wird das Zentrum und die Halbräume zugestellt, gleichzeitig ist man auch auf den Flügeln flexibel.

  1. Pressing​

Die Pressinghöhe ist hoch, aber nicht direkt bei der ersten Linie des Gegners, sondern eher etwas versetzt zum Sechser.

Man möchte den Aufbau über die AV verhindern, läuft diese aggressiv an. Durch die Zustellung des Zentrums, wird aber der AV als Lösung angeboten, sozusagen eine Falle. Der IV wird beim darauffolgenden Zuspiel auch aggressiv angelaufen, die Folge oft lange Bälle, die die kopfballstarken Defensivspieler abfangen sollen. Auch den Torwart läuft man hoch an, die Pressinglinie wird oft im Spiel angepasst, auch die Breite.

Rücken die Sechser heraus im Pressing, dann ergeben sich vor der letzten Reihe einige Räume, die bespielt werden können.

Konterangriff​

  1. Häufigkeit​

Man möchte oft eher den Ball zu den IVs bringen, dann das Spiel strukturiert schneller machen. Chaos sucht man eher nicht.

  1. Konteraufbau​

Spiel zu IV → Balltreiben → Suchen von Anspielstationen im Zentrum oder im Halbraum (Aufbau)

Bei Kontern möchte man oft eher lange Bälle einsetzen, gerade in der Spiellösung.

  1. Spielseite​

Die Konter werden oft über die Halbräume durch die 10er ausgetragen

  1. Übergangs- und Zielspieler​

Zielspieler ist der Wandspieler oder die 10er, Übergangsspieler tatsächlich die (ballspielende) IV sowie die Sechser

  1. Nachrückverhalten​

Man hat eine hohe Besetzung der letzten Linie durch die 10er, den Stürmer sowie teils den Flügelverteidiger, bei Bedarf rückt auch der ZM nach

Gegenpressing​

      1. Häufigkeit und Dauer​

Die Mannschaft sucht oft das Momentum, gerade wenn die Dynamik im Spiel stimmt, dann wird aggressiv ins Gegenpressing gegangen.

Die Phase kann auch länger dauern, oft wird bis zum Torwart durchgelaufen. Notfalls muss man auch aufgrund des Nachrückens den Angriffsablauf stören.

Die Risikofreude ist hoch, aber nicht extrem, es birgt aber Gefahren, vor allem durch hohe erste Linie, kann man überspielt werden.

      1. Ballbesitz- oder Optionsorientierung​

Der Ballbesitzer unterliegt dem Fokus.

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Beim Durchsuchen des Forums diesen verstaubten Thread gefunden:

Wollte ihn der Vollständigkeithalber hier noch verlinken.

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Meine Analyse zu Preußen Münster im Vorfeld der Partie gegen den Jahn. Hatte leider nicht so viel Zeit für Zeichnungen.

Organisierter Angriff​​

  1. Spielstruktur​

Die AVs schieben bis in die letzte Linie, binden dadurch die gegnerischen AVs an, während die Halbraumspieler dann überladen sollen. Batmaz lässt sich fallen, soll dadurch einen IV aus der Kette ziehen.

Wenn der 8er den Ball auf dem Flügel führt, überläuft der AV, dadurch hat der gegnerische AV zwei Gegenspieler.

  1. Ballfluss​

Zur Spielauslösung meist lange Bälle seitens der AV bzw. IV, aber auch kurze Pässe, um sich aus dem Druck zu lösen

Das Tempo ist grundlegend hoch, aber auch teils beruhigende Phasen, da man bewusst sich aus dem Pressing entzieht.

Das Spiel ist daher prinzipiell schon auf vertikalen Fußball ausgelegt, aber es ist keine Einbahnstraße.

Der Ballfluss ist durch eine Dreiecksbildung im eigenen Drittel als sehr gut zu bewerten, da sich dort auch die Eingespieltheit zeigt.

Die ersten Kontakte haben hohe Qualität, es zeigt sich die technische Klasse der Mannschaft.

Die Ballbesitzzeiten sind nicht sehr hoch, da man auch schnell den langen Ball nach Ruhephasen sucht.

  1. Spielseite​

Die linke Seite wird bevorzugt durch einen gut in Form stehenden Böckle.

Es werden auch Seitenverlagerungen eingesetzt, aber grundlegend eher diese Auslösung über die im Halbraum stehenden IVs.

  1. Abschlussverhalten​

Die Positionsbesetzung zeigt sich breit, aber dennoch eine gewisse Überladung im Zentrum durch die nachrückenden ZMs. Oft kann man eine Flanke, aber auch einen Abschluss wählen, dies zeigt sich durch eine gute Box- sowie Rückraumbesetzung.

Gerade der lange Pfosten wird oft anvisiert für kopfballstarke Spieler.

Standards - offensiv​​

  1. Strafraumverhalten​

Zwei Spieler sollen den Torwart im 5er irritieren, gleichzeitig laufen drei Spieler in die Box ein, also ähnlich wie beim Jahn.

Wie sind die Bewegungen zum Ball, Gegner und Lauffinten ausgestaltet?

  1. Schützen​

Meist wird der Ball weg vom Tor getreten, in Richtung Elfmeterpunkt.

  1. Taktische Besonderheiten​

Von kurzen Standards sieht man eher ab, mehr der Fokus auf die normale Ausführung.

  1. Erfolgsquote​

Das Team wirkt gefährlich, aber im Abschluss ist es zu wenig.

  1. Umschalten auf Defensive​

Die Restabsicherung ist hoch, meistens auch Anpassung auf Gegner, aber im Endeffekt ist man nicht anfällig auf Konter.

Organisierte Defensive​​

  1. Spielstruktur​

Die Struktur wird zu einem 5-3-2, was sich stetig verändert. Es ist ein sehr dynamisches Gebilde, welches sich auf die Aufbauweisen des Gegners anpasst und so gegen DD auch zu einem 4-4-2 durch die Doppelbesetzung der Flügel wurde.

  1. Pressing​

Die Pressinglinie liegt in Höhe der Innenverteidiger.

Die Viererkette wird mannorientiert angelaufen, sprich jeder Spieler hat einen direkten Gegenspieler. ​Es wird ballnah geschoben, also wird dem ballführenden Spieler der Raum verknappt, dies birgt Gefahren für Seitenverlagerungen. Gerade die ZMs sind die Schlüsselfiguren im Pressing, sie bestimmen durch ihr Verschieben die Raumdichte und daher auch die Intensität.

Das Zentrum wird zugestellt, dadurch werden Räume auf den Außen geöffnet.

Pressingtrigger ist der Ball in die erste Reihe, daraufhin wird das Angriffspressing mit einer hohen Besetzung gestartet.

Der Torwart wird nicht angelaufen, er wird nur gestört.

Eine Falle ist das Spiel in die zweite Reihe (vor allem Flügel), daraufhin schieben einige Spieler auf den ballführenden Spieler, dazu steht auch die AV hoch.

  1. Personelle Auffälligkeiten​

Die Innenverteidiger müssen systembedingt oft aus der Kette herausverteidigen, ähnliches gilt für die AV beim Auslösen des Triggers.

Standards - defensiv​​

  1. Mann- und Raumdeckung​

Es wird eine Raumorientierung vorgenommen, während nur die kopfballstarken Spieler per Manndeckung verteidigt werden.

  1. Mauer- und Pfostenbesetzung​

Beide Pfosten sind besetzt, aber gerade der 5er weist eine hohe Besetzung auf.

  1. Torwartverhalten​

Schenk wirkt zwar vorsichtig, aber dann am Ende mit einem guten Instinkt und trotz des Alters mit großem Mut.

  1. Erfolgsquote​

Oft ist man anfällig, aber Gegner nutzen die Lücken oder fehlende Gegenspieler nicht aus.

Gerade im Einlaufen kann es Gefahren geben, darauf sollte der Jahn wert legen.

  1. Umschalten auf Offensive​

Durch die hohe Boxbesetzung oft ungefährlich bei Kontern, dazu sind Klärungen oft dafür zu ungenau.

Konterangriff​

  1. Häufigkeit​

Die Mannschaft hat einige Chancen auf Konter, gerade durch das aggressive Pressing.

  1. Konteraufbau​

Durch ständige Dreiecksbildung löst man sich meist erst aus dem Gegnerdruck, dann wird schnell der vertikale Weg gesucht.
Oft auch lange Bälle, überwiegend nach dem Drucklösen.

  1. Spielseite​

Auffällig oft über die Halbräume, aber auch durch hohe AVs über die Flügel.

  1. Übergangs- und Zielspieler​

Oft schaffen die AVs mittels langer Bälle den Übergang, während man Batmaz schon als Zielspieler identifizieren könnte.

  1. Nachrückverhalten​

Eine hohe Besetzung der letzten Linie, es wird Chaos beim Gegner durch viele vertikale Einläufe in die Box erzeugt, dazu versucht man den Rückraum zu besetzen.

Gegenpressing​

      1. Häufigkeit und Dauer​

Selten geht Preußen ins Gegenpressing, größtenteils nur bei brenzligen Ballverlusten im zweiten Drittel, aber selbst dann wird erst auf die Stabilität gesetzt und die Ketten verschieben nach hinten.

Das Risiko ist dadurch gering, da man zwar den Angriffsablauf mit einem Spieler stört, aber dennoch durch die defensive Weise erstmal stabil steht.

Durch das Verrücken der Linien, können Räume vor den Linien entstehen, gerade wenn die Sechser herausgerückt sind.

      1. Ballbesitz- oder Optionsorientierung​

Größtenteils konzentriert man sich auf die Option.

Fazit

Preußen ist eine Mannschaft, die es der Jahnelf schwer machen wird. Sie sind eine sehr unangenehme Mannschaft, welche gerade dann zuschlägt, wenn man sich kurz auf defensiver Stabilität ausruht. Die Umschaltmomente sind sehr gefährlich, sobald sich Münster aus dem Druck löst, folgen lange Bälle hinter die Kette auf Batmaz - also genau dorthin, wo unsere IV anfällig im Stellungsspiel ist,

Schon gegen Dresden zeigte sich, dass Münster auch oben mitreden kann, gerade das Pressing wirkt zwar risikoreich, aber es zahlt sich durch einige Ballgewinne im Mittelfeld aus, also genau dort, wo man statistisch gesehen am meisten Kontertore durch Gewinne einleitet.

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Zwei Analyse-Sachen zur Jahn-Partie gegen Münster

Offensivspiel: Flankenregen aus dem Halbraum und Überladung im Zentrum

Preußen hatte anfangs gut begonnen, insbesondere in den ersten 20 Minuten einige Offensivmomente der Jahnelf im Pressing ersticken lassen. Aber auch der SSV Jahn zeigte sich gut auf das Defensivspiel des Gegners eingestellt, bereits nach wenigen Minuten fiel auf, wie exzessiv die Halbräume durch die Flügelspieler besetzt wurden. Dadurch band man den gegnerischen Außenverteidiger an und öffnete Räume für den nachrückenden Außenverteidiger.

Eben jene Vorstöße über den rechten Flügel waren auch gegen Preußen wieder ein besonderes Merkmal. Rechtsverteidiger Konni Faber rückte früh im Spiel weit nach vorne, circa auf Höhe des zentralen Mittelfeldspieler Mrowca. Er bekam im Laufe des Spiels die Anweisung, die Mannorientierung im Zentrum zu kappen und dadurch diagonal abzukippen, um die langen Flügelläufe seitens Konni frühzeitig zu unterbinden.

Kam man dann doch mal über den Flügel durch, so zog man entweder invers in den Strafraum oder suchte bereits im Halbraum die Flanke. Großes Thema war hierbei die Besetzung der letzten Linie, denn schon im Spielaufbau versuchte man die gegnerische Fünfer-/Dreierkette personell zu neutralisieren. Durch die offensive Präsenz von Viet sowie die auf Höhe Innenverteidiger stehenden Flügelspieler war ein typisches Herausverteidigen nicht möglich und man wurde förmlich hineingedrängt. Oscar Schönfelder antizipierte oft Läufe hinter die Kette, um Räume zu öffnen und die Abseitslinie nach hinten zu verschieben. Ganaus, der sich ins Mittelfeld fallen ließ, zog einen der Verteidiger aus der Abwehrreihe und schuf so Lücken für Kother und Schönfelder, in die sie eindringen konnten, dazu war er im letzten Drittel auch ein entscheidender Ballverteiler.

Dadurch konnte man auch einen „Chaos-Effekt“ in das Offensivspiel bringen, aber auch die Boxbesetzung wurde damit automatisch erhöht. So konnte man im letzten Drittel bei Vorstößen im Halbraum erkennen, dass man schnell Flanken in die Box erkennen konnte, die meist Richtung langer Pfosten flogen. Anders als vor ein paar Wochen, sind diese Flanken kein Anzeichen von Planlosigkeit, sondern mehr Teil des Matchplans und eine feine Herausarbeitung des gegnerischen Systems.

Bei Ballbesitz sollen die Innenverteidiger in der Dreierkette das Zentrum abdecken und somit gegenüber direktem Spiel absichern. Das ballnahe Verschieben eines Innenverteidigers zur Deckung eines Außenverteidigers, der nach vorne schiebt, wird von einer Bewegung der beiden anderen Innenverteidiger zur Deckung begleitet. Diese Deckung gibt der Abwehrreihe das Selbstvertrauen, aggressive Defensivbewegungen zu machen, da sie weiß, dass sie hinten geschützt ist. Aber gleichzeitig werden Räume auf der anderen Seite geöffnet, welche der Jahn zwar bespielen wollte, es aber nicht zielstrebig genug machte. Vielmehr fokussierte man sich auf einen Flügel. Die allzeitige Präsenz der Außenverteidiger verleiht dem System auch einen gewissen defensiven Charakter. Die Außenverteidiger können sich zurückfallen lassen, um die Innenverteidiger zu decken und den Raum für den Gegner um die Abwehrreihe herum zu verringern. Dies nutzte der Jahn aus, indem er in den Halbraum schob und somit die Zuordnung zwischen AV und IV kappte.

Pressing – Knackpunkt oder Zweck erfüllt?

Pressing zeigt, wo eine Mannschaft wirklich steht. Es kann Spiele entscheiden und Gegner zerstören. Die gesamte defensive Stabilität steht und fällt mit Pressing. Der SSV Jahn orientiert sich seit Jahren am RB-Stil, man sieht den gegnerischen Ballbesitz als Chance und möchte ihn mittels aggressiven Angriffspressing stören. Dies bedeutet, dass man den Gegner A) im ersten Drittel schon attackiert und B) dass schon die Angreifer die ersten Verteidiger sind. Das A und O ist daher, dass jeder den Plan trägt. Presst schon der Flügelspieler falsch, dann kann es zu einem Gegentor führen. Es gibt ehemalige Spieler, welche diese attraktive Spielweise eher nicht mitgetragen hätten. Dies hätte man kompensieren müssen und die Gegenwart wäre eine andere.

Im Pressing spricht man oft von einem „Schema“, da es Handlungsabläufe sind, die aufeinander basieren und voneinander abhängig sind. Es gibt Trainer, die nur eine gewisse Struktur vorgeben, aber auch jene, die sämtliche Laufwege analysieren und einstudieren. Joe Enochs wählt wahrscheinlich einen Mittelweg, so wollte man gegen die Dreierkette von Münster mannorientiert anlaufen, wobei Ganaus, Viet sowie Schönfelder jeweils einen Innenverteidiger anvisierten. Zumeist schob auch ein Außenverteidiger mit in das zweite Drittel, um reagieren zu können, sobald die erste Linie überspielt wurde.

Auffällig war, dass man im Angriffspressing nicht auf einen Ballgewinn hinarbeitete, sondern mehr den Ablauf stören wollte. Münster setzte auf lange Bälle, diese sollten so gut wie möglich gestört werden. Man fokussierte sich dann auf die zweiten Bälle im Mittelfeld und daraufhin auf die Umschaltmomente. Thomas Kok schob im Laufe der Partie von der Innenverteidiger-Postion in den Sechserraum, dadurch entzog er sich der Mannorientierung von Chrille Viet. Auch das Kurzpassspiel war dadurch einfacher, man konnte mehr an Breite in der Innenverteidigung gewinnen und auch den Torwart mehr zentral einbinden. Der Jahn hatte in Folge Probleme, Münster konnte flache Seitenverlagerungen eingehen und auch schnell den Übergang schaffen.

Daraufhin konnte man aber höchstens mit Dribblings aus der Tiefe durch Kyerewaa gefährlich werden, aber man konnte die offenen Räume nicht gut besetzen. Vielmehr setzte man auf Wandspiel, wollte dadurch in der letzten Reihe einen IV aus der Kette ziehen und dann Räume öffnen. Der Jahn verteidigte so gut wie alles weg, dennoch darf man sich diese Fehler im Angriffspressing nicht erlauben, da diese Raumaufteilung gegen Gegner wie 1860 München in Gegentoren enden könnte.

Erster Teil der Analyse zu 1860

  1. Spielstruktur​

Im Übergang vom Ballgewinn in die strukturierte Offensive schieben die Außenverteidiger in die Breite und etwas nach vorne, das zentrale Mittelfeld versucht schnell den Übergang ins zweite Drittel zu schaffen. Dazu schieben die ZMs sehr schnell in die Nähe des ballführenden Spielers, wodurch eine Überzahl im Kurzpassspiel entsteht.

Dadurch entstehen Räume, die im Umschaltspiel wichtig werden könnten.

Mit Rieder eine pendelnde Sechs, er soll den Ball auffangen und das Pressing des Gegners locken.

Rückt ein AV mehr nach innen, so soll der ZM seine Postion ausfüllen, diese Rotation bringt auch Dynamik in den Aufbau.

  1. Ballfluss​

Zur Spielauslösung versucht man es mit Kurzpassspiel zu lösen, lange Bälle sieht man eher selten, wenn dann direkt hinter die Kette auf den Zielspieler.

Das Spieltempo ist primär hoch, allerdings gibt es auch leichte Passivphasen, wo man das gegnerische Pressing leiten möchte und sich dadurch selbst in die eigene Hälfte drängt. Probleme, sobald die eigenen Ketten eng beieinander sind.

Es ist eine Mischung aus direktem Vertikalspiel und horizontalen Aufbauspiel, im eigenen Drittel eher zweiteres, mit einiger Dreieckbildung durch ZM-AV-IV, aber im Weg nach vorne, wird es vor allem über die Flügel dynamischer.

Der Ballfluss ist gut, wird aber teils durch technische Unzulänglichkeiten oder einer fehlenden Dynamik gestört.

In der Regel sieht man eine gute Technik, dennoch weisen einige Akteure Defizite auf, die gerade unter Druck sichtbar werden. Bspw. Greilinger im Pressing gegen Köln mit Probleme, da er den first touch versaute. Auch im 1 g. 1 oft Probleme, sie haben lieber mehr Raum, dazu werden sie oft mit dem Rücken zu Tor angespielt, was oft in verlorenen Duellen endete.

Läuft es nicht, dann wird aus Kurzpassspiel eher ein ungeduldiges Spiel über die Flügel, wobei die Gegner die Räume zustellen können.

Ballbesitzzeiten in der Regel schon durchaus hoch, da die IV teils den Ball lange hält, und die Sechser pendeln und dadurch Bälle “sammeln”, aber die Mannschaft kann auch schnell.

  1. Spielseite​

Man versucht das Spiel zentral zu lösen, den Übergang über die AV zu schaffen und dann über die Flügel nach vorne zu dringen

  1. Abschlussverhalten​

Man versucht die Box weiträumig zu besetzen, aber auch auf der Ballseite noch Optionen offenzulassen.

Der Rückraum ist eher mäßig besetzt.

Häufige Läufe hinter die Kette und kurze Flanken in den Rückraum.

Organisierte Defensive​​

  1. Spielstruktur​

Man bleibt halbwegs in einem 4-2-3-1-System (auch Variationen teils 4-1-4-1), auch wenn es etwas dynamischer wie im Offensivspiel wirkt.

  1. Pressing​

Die Pressinghöhe ist durchaus hoch, wobei man im Angriffspressing nicht auf einen Ballgewinn hinarbeitet, sondern erst im zweiten Drittel. So werden die Flügel zugestellt, dadurch liegt die Pressingfalle im Zentrum. Wird der Ball ins Zentrum gespielt, schieben zwei ZMs auf den ballführenden Spieler.

Wird der Ball über mehrere Stationen über den Flügel gespielt, so versuchen sie im Kollektiv auf den Ball zu schieben, Ergebnis sind offene Räume, insbesondere hinter der AV

Konterangriff​

  1. Häufigkeit​

Die Mannschaft versucht gerade die Ballgewinne im zweiten Drittel in Konterchancen umzumünzen.

  1. Konteraufbau​

Die Konter starten meist im zweiten Drittel, der Übergang soll auf den Flügeln erfolgen, die relativ schnell nach innen ziehen und dadurch Räume zu öffnen

Häufig hinter die Kette, dann flache Flanken

  1. Spielseite​

Über die Flügel, bevorzugt links

  1. Übergangs- und Zielspieler​

Übergangsspieler sind die ZMs, Zielspieler die Flügelspieler

  1. Nachrückverhalten​

Es werden sehr viele vertikale Läufe gewählt, die ZM schiebt nach vorne, während die AV teils zentral absichert

Gegenpressing​

      1. Häufigkeit und Dauer​

Grundsätzlich eher selten, vor allem dadurch, da man die Ballverluste in Lagen hat, wo man nicht kollektiv ins Gegenpressing gehen kann.

Keine kollektiven Pressingphasen, wenn dann vereinzelte Störung des Angriffsablaufs.

Zu beobachten sind vertikale Läufe in Richtung eigenes Tor, also Stabilität geht vor.

Dadurch lässt man Räume offen, vor allem vor der ersten Reihe, die Kreativspieler wie Viet bespielen kennen.

      1. Ballbesitz- oder Optionsorientierung​

Eher eine Konzentrierung auf die Option.

  1. Pressingspieler​

Das zentrale Mittelfeld ist der key im Pressing, man schiebt aggresiv und ballnah

Die IV und ein AV sichern ab, wobei die AV zentral schiebt, teils auch weit nach vorne.

Analyse zu Mainz 05: 1. FSV Mainz 05 - #43 von AicMax

Ich möchte hier einfach mal paar allgemeine Gedanken zu aktuellen Themen im Taktikbereich darlegen, anhand kleiner Schnipsel der Partie Arsenal v. Burnley:

Es wird mehrere Teile haben, aber zeitbedingt schreibe ich den ersten heute direkt.

Teil 1: Vorhersehbarkeit

Wir kennen es alle: Es ist Aufbau von hinten, wir erwarten, dass der Gegner hoch presst, ein Beigeschmack ist da immer dabei. Die Tendenz geht aber schon dahin, dass man sagt: „Hey, Pressing ist keine Gefahr, sondern eine Chance.“
Denn rückt der Gegner auf, hinterlässt er Räume, die man bei einem strukturierten Aufbau gut bespielen kann.

Tendenz geht da gerade durch Malmö und Brighton so in diesen 2-4-Aufbau. Wieso, man kann den Sechserraum mit dieser Überzahl bespielen, es bietet sich an, dass man in diesen Räumen den Gegner lockt und dann über den Flügel angreift.

Da kommen wir direkt zu Szene 1:

Was fällt hier direkt auf: Der Torwart baut mit einer breiten IV auf, sichtbar möchte man das Angriffspressing provozieren. Anhand der Fußhaltung erkennt man auch schon, wohin er spielt (dazu später mehr). Da wählt Trossard den schlausten Weg, er läuft ihn seitlich an, worauf Havertz den einstudierten Weg wählen kann.

Burnley will aber eben den Sechserraum bespielen, ich vermute, das ist auch einfach ein Prinzip im Spiel. Problem hierbei ist nicht, dass man es umsetzt, sondern das WIE. Denn wie steht der Sechser (Browhnhill) da, wie ist seine Körperhaltung: Er ist nicht bereit für das Pressing. In diesen Fällen soll man klatschen lassen, somit die Linie höher schieben lassen, doch durch diese seitliche Haltung hat er schlichtweg keine Option. Schließlich erwischt er den Ball, verhindert den Ballverlust in dieser Position, aber das Prinzip wurde nicht erfüllt.

Hier möchte ich direkt anschließen: Arsenal zeigt auf, wie man diesen „modernen“ Aufbau stoppen kann. Indem man das vertikale Anspiel auf den Sechser unterbindet, versucht den Raum dort zu verengen, wo es der Gegner eigentlich provozieren möchte. Durch dieses „Box-Pressing“ den Raum dort so eng zu halten, dass es schlichtweg nicht möglich ist. Denn dieser Plan funktioniert eben auch nur, wenn man vertikal in den Sechserraum angespielt werden kann.

Szene 2: Hier finde ich es genial, wie Rice alleine mit dem Laufweg die Vertikalität aus dem gegnerischen Spiel nimmt. Durch dieses Umschalten konnte man den Fehler im Aufbau schnell ausbügeln, dazu konnte man das Spiel so beruhigen, um wieder in das strukturierte Pressing zu gehen. Es gibt Teams, die genau diesen intelligenten Spielertypen brauchen könnten, gerade im Pressing. Grüße gehen raus.

Daraufhin ein schönes Beispiel, wie man selbst in einer höheren Lage des Aufbaus diesen Sechserraum unglaublich verengt. Es fehlte etwas die Zeit für Trossard, um es wieder so auszuführen wie oben, aber dennoch provozierte man den langen Ball und somit auch einen Ballgewinn.

So, nun zu Trafford: Ich finde es echt löblich, wie er in den Aufbau integriert wird, dennoch finde ich, gibt er dem Gegner eine Schablone vor, wie er pressen muss. Es ist schon Sekunden vorher klar, wen er anspielt, Havertz merkt das auch ziemlich schnell und kann sich einstellen. Daraufhin ähnlich, aber von Beyer, denn durch seinen fast schon hilflosen Blick kann Trossard den Laufweg zu Trafford ansetzen bzw. zustellen. Nachdem er den „progressiven Pass“ spielte, was durchaus löblich ist, bekommt er kurz darauf, nachdem Trafford zögert (möglicherweise das Pressing provozieren möchte, wieder den Ball, erneut geht der Blick schon Sekunden vorher in die Richtung, wo er später hingeht.

Natürlich, es ist klar, er muss schauen, aber ich fand es extrem vorhersehbar, was passierte. Und da frage ich mich: Muss das sein? Ich finde, es ist eine Einladung, wie der Gegner pressen soll. Auch dieses Locken des Gegners und das Bespielen des Sechserraums fand ich in den ersten Minuten schon etwas zwanghaft und gefährlich, da Arsenal sehr, sehr gut vorbereitet war. Wenn der Gegner weiß, wohin ich spielen will, dann weiß er auch, wie er mir weh tun kann.

Die ganzen Clips: edt - VEED

Teil 2: Körperhaltung im Pressing

So mein zweiter Teil meiner kleinen Analyse zu diesem Spiel, aus dem ich irgendwie einiges ziehe, hoffe, es wirkt nicht lächerlich. :grin:

Ich möchte direkt am Anfang Peter Krawietz, der sowas wie das Mastermind hinter vielen Ideen, die dem „Vorsteher“, Jürgen Klopp, oft zugerechnet werden. „Wir versuchen, den eigenen Organisationsgrad so hochzuhalten, dass wir Selbstbewusstsein entwickeln und erkennen: Wir können in den richtigen Räumen gegen jeden Gegner Pressing spielen!“ - so, was heißt das? Man möchte 1. versuchen, dass Pressing nie ohne Struktur abläuft und jeder immer weiß, was er zu tun hat, gleichzeitig fordert er die in Liverpool gelebte „Intensität“.

Bei der Partei Arsenal v. Burnley konnte man schon nach der ersten Unruhe-Phase (siehe oben) spüren, dass erst die Struktur und dann die Intensität fehlte. (In dieser Phase vor allem).

Trossard lenkte das Spiel wie immer auf den linken IV, der daraufhin angelaufen werden sollte. Dies klappte im Laufe der Partie sehr gut, doch hier nicht. Wieso? Da der Sechser, die Nummer 8 Brownhill, hier weiter abkippt als zuvor. Dadurch konnte Jorginho nicht den Raum eng halten, da er sonst das Risiko eingegangen wäre, dass der Sechserraum nicht zugestellt ist. Hier erkennt man noch, wie er seinen Laufweg ändert, gewissermaßen zerstört er damit die Struktur.

Denn blickt man auf Havertz, dann muss er sich in diesem Augenblick entscheiden, was mach’ ich denn eigentlich? Er ist überrascht, dass nun ein neuer Gegenspieler in seinem Zuständigkeitsraum da ist und so das Schablonen-Pressing nicht klappt. Sein Stand finde, ich spiegelt einiges wider: Denn im Pressing musst du immer bereit sein, du darfst nie in ein Reagieren verfallen, ansonsten läufst du hinterher. Und genau das wird in Folge dieser Aktion passieren, man wird eine gute Chance zulassen, die aber Burnley nicht nutzen kann.

Um wieder auf die oben genannten Thesen zurückzukommen, was hat das mit dieser Aktion zu tun? Für mich legt es einfach in perfekter Form dar, wie kleine Einzelheiten sofort ein Pressingsystem zerstören können und wie ein kleiner Fehler in der Körperhaltung schon das Überspielen der Pressinglinie bedeutet. Deswegen arbeiten einige Trainer mit Prinzipen und nicht mit festen, fein abgestimmten Zuordnungen, denn diese bleiben, während man beim anderen Fall immer auf den Gegner maximal angewiesen ist und sofort reagieren muss bzw. mehr.


Auch hier, nachdem man es ins zweite Drittel geschafft hat, trifft es mit der Körperhaltung zu, auch er, weiß nicht, ob er aus der Kette verteidigen soll oder ob er den Passweg zustellen muss. In Folge entsteht ein Torschuss, da die Kette nur nach hinten wandert, anstatt aktiv auf den Ball zu schieben, eben wegen der fehlenden Struktur, der fehlenden Bereitschaft aufgrund Körperhaltung und der überall entstehenden Zwickmühlen.

Hoffe, dass es euch gefällt und ich keinen schmarn rede. :slight_smile:

Video zur Szene: AufbauBurnley-Strukturierte Offfensive-4 - VEED