SVW: Erzwungene Weiterentwicklung (Saisonbilanz 23/24)

Wir haben mit Janna Betten (Sportjournalistin bei ARD und Radio Bremen, Twitter, Instagram) über die Saison von Werder gesprochen. Wie hat euch die Folge gefallen?

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An sich ein schöner Schwerpunkt mit einen sehr schönen Thomas Schaaf versprecher^^
Kann die Kritik da auf YouTube nicht so nachvollziehen. Was ich etwas schade finde das die Frankbaumannthematik sehr kurz geraten ist. Immerhin eine Figur die Werder sehr lange geprägt hat. Gerne hätte ich auch noch eure Meinung zum nlz und den wirtschaftlichen zahlen allg gehört ist ja auch viel passiert. Wahrscheinlich geht der Schwerpunkt dann aber auch drei Stunden ^^

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Ich liebe die einzelnen Royal-Folgen zum Saisonabschluss. Da bekommt doch einiges im Nachhinein eine ganz andere Bedeutung.

Beispiel Eren Dinkci.
Janna Bretten nennt ihn sehr höflich, freundlich und respektvoll, bemängelt aber seine Körpersprache. Ich vermute zu wissen, was sie meint, ich habe jedes seiner Spiele gesehen (inkl. Vorbereitung).
Eren ist recht „schlaksig“, was dazu führt, dass sein Gang immer etwas schlenkernd wirkt, die Schultern hängen leicht.
Da stürmt auch kein feixender Strahlemann den Platz, sein Gesichtsausdruck ist in der Regel ernst und konzentriert.

Eren Dinkci ist ein zurückhaltender, eher schüchterner Mensch. Aber so ist das nun mal, Menschen sind unterschiedlich und eigentlich bin ich der Meinung, das ist auch gut so.
Als Trainer solltest Du vielleicht auch damit umgehen können.
Im Gespräch hörte es sich doch sehr danach an, als hätte Eren das durch seine Art verbockt und Justin Njinmah sich eben durch seine Lockerheit und die tollen Interviews selbst den Weg gebahnt.

Es gibt Spieler, die haben ein entsprechendes Selbstverständnis und nehmen alles leicht und locker. Und dann gibt es Spieler, die mehr Zuspruch benötigen, das Gefühl, geschätzt und vor allem gesehen zu werden.
Ich erwarte von einem Trainerstab, dies zu sehen; Ziel sollte es sein, Potenzial zu erkennen und das bestmögliche herauszukitzeln.

Dinkci spielte in HDH von Beginn an, auf der für ihn idealen Position und hatte gleich das Vertrauen des Trainers.
Das hat sofort funktioniert, obwohl der Neustart auf der Ostalb nicht unbedingt ganz einfach ist, kommt man aus einer Stadt wie Bremen.
Ich denke nicht, dass er für sich ausschloss, dorthin zurückzukehren, im Gegenteil.
Er hat für sich einfach erkannt oder zu erkennen geglaubt, dass Ole Werner nicht auf ihn setzen wird (Jeder der Werner zu diesem Thema gehört hat, musste zur selben Erkenntnis kommen).

Freiburg dagegen hat sich, wie Heidenheim, sehr früh um ihn bemüht. (Dinkci wusste, der FCH hätte die AK von 5 Millionen gezogen.)

Ole Werner und Eren Dinkci, das war einfach nie ein Match. Aber das so eindeutig Eren zur Last zu legen, greift doch viel zu kurz.

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Also ich kann die Nachsichtigkeit bei Kader- und Transferfragen nicht so ganz teilen:

  1. Füllkrug. Wenn man weiß, dass man den Transfer braucht, um Punktstrafen zu verhindern, wieso kommt es dann erstens darauf an, dass Dortmund noch spontan einen Hallerersatz braucht, und zweitens wieso ist man nicht darauf vorbereitet und hatte Glück, dass Frankfurt zu ihrem eigenen Schaden Borre abgibt, auch wenn ein ganz anderer Spielertyp als Füllkrug. Am Ende war es dann ja nicht allein Pech, dass man den Abgang hatte und keinen 1:1 Ersatz gefunden hat.

  2. Dinkci und Woltemade. Da hat man es auch vor allem sich selbst zuzuschreiben, dass man mit zwei Talenten ins vorletzte bzw. letzte Vertragsjahr geht. Denn die nehmen es ja auch wahr, dass man wenig Vertrauen hat und man eher damit spekuliert, den Vertrag auslaufen zu lassen, weil es für den Verein selbst nicht reicht. Und dass sie dann doch beim Entwicklungsfall dann nicht mehr verlängern, ist doch logisch, wieso sollten sie das fehlende Vertrauen für ihren Traum noch belohnen. Werder sollte so bei beiden Transfers um die 7-8 Millionen Verlust gemacht haben, dadurch dass sie durch eine alte AK bzw. ablösefrei gehen statt bei zwei Jahren Restvertrag. Und das ist halt Geld, dass für den angeschlagen SV Werder ja schon sehr viel bedeutet, egal ob nun auch die Investorenspritze vorhanden ist oder nicht, aber so 20% dieses Investments einfach versanden zu lassen, finde ich falsch. An sich ist es ein ungeschriebenes Gesetz bei der Eintracht, dass kein Talent ins vorletzte Vertragsjahr geht, einfach weil im letzten Vertragsjahr der Wertverlust zu groß ist, oder die Gefahr zu groß, dass das Talent den Vertrag ganz aussitzt. Und wenn Werder zu einem Entwicklungs- und Verkäuferverein werden will, dann sollten sie auch lernen, nicht nur zu entwicklen, sondern auch rechtzeitig zu verkaufen (und dann noch Ersatz parat haben), damit das wie gewünscht läuft.

  3. Lynen und Deman. Beide haben als Transfers schon ihren Input gehabt, aber man hat schon den Eindruck, dass die beiden Toptransfers des Sommers eigentlich gar nicht die Art Spieler sind, die der Trainer eigentlich haben möchte. Lynen saß lange auf der Bank, bis er unausweichlich war und bei Deman war er in der Hinrunde gesetzt, aber jetzt wo Agu da ist wo man ihn wollte, spielt Deman wieder Null. Da kann man sich auch fragen, ob die Kommunikation mit dem Trainer nicht besser sein sollte, wenn man insgesamt 6 Millionen an Ablöse bei einem Verein bezahlt, der kurz vor Punktstrafen steht.

  4. Keita. Die Logik hinter dem Keita-Glücksspiel kann ich auch nicht teilen. Wenn Risiko und Benefit im besten Fall nur bei 50/50 liegt, dann ist das doch kein Transfer, den man unbedingt machen muss. Denn meiner Einschätzung nach liegt das Ausfallsrisiko des Investments bei 80% und kommt mit Ausfallkosten von mindestens 5 Millionen durch Gehalt und Handgeld und auf der anderen Seite erreicht man maximal 20 Millionen Transfereinnahmen im positvisten Fall, auch weil Keita nicht jünger wird und an Transfereinnahmen direkt beteiligt ist. Und wenn man dann zusätzlich nicht mal das Geld zum Verzocken hat und andererseits auch noch das Risiko eingehen muss, dass die Kabine angezündet wird, dann ist doch logisch, wieso so viele Vereine wie Stuttgart oder Frankfurt ihn abgelehnt haben.

Die Transferphase im Sommer war sehr heikel. Es war immer klar, dass man
a) einen Stammspieler für viel Geld würde abgeben müssen/wollen, dass das
b) sehr wahrscheinlich Niklas Füllkrug sein würde, und dass dieser Transfer
c) als der Dosenöffner für das eigene Agieren auf dem Transfermarkt gedacht war.

Man hat Lücke so respektvoll wie es eben ging ins Schaufenster gestellt, ohne ihn dabei zu beschädigen zu wollen. Klar war immer auch, dass er nicht zu jedem X-beliebigen Verein wechseln würde. Dass das Interesse an dem Wechsel mindestens so sehr von Werder ausgeht wie von Lücke, war sehr offensichtlich, und hat die eigene Verhandlungsposition potenziellen Interessenten gegenüber nicht gerade gestärkt.
Angesichts all dessen ist man mit einer einigermaßen brauchbaren Transferphase im Sommer davon gekommen. Allerdings hätte man sich vor diesem Hintergrund den Keita-Transfer erst recht sparen sollen. Der wurde ja, wenn ich mich richtig erinnere, schon seit Anfang 2023 oder so relativ langfristig vorbereitet.
Rudi Völler hat Andreas Rettig mal als „Schweinchen Schlau“ bezeichnet/beschimpft. Irgendwer in der Bremer Führung hatte damals einen ähnlichen Moment. Wenn man damals nicht dem Impuls nachgegeben hätte, sich für schlauer zu halten als alle anderen zusammen, in der Hoffnung, im x-ten Anlauf nochmal einen Micoud-mäßigen Coup zu landen, hätte man im Sommer vielleicht anders taktieren können.

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