Tribünengespräch 43 – Das Jahrzehnt der Bayern (und des deutschen Fußballs)

Ich glaube das ist hier wieder ein klassischer Fall von big-fish-ittle-pond-effect. Fans anderer deutscher Vereine tendieren dazu, Bayern im Kontext des kleinen Teiches Bundesliga zu sehen, für den Bayern komplett überdimensioniert wirkt. Bayern-Fans, wie ich auch, sehen Bayern hingegen öfter im Kontext des großen Teiches Champions League, weil eben die Bundesliga für Bayern nicht das gleiche Excitement beinhaltet wie die CL. In der CL ist Bayern aber nunmal nicht der finanziell größte Fisch. Das sind Vereine wie Real, Paris, City oder Barca.

Deshalb betrachten Bundesliga-Fans oft die finanziellen Mittel als Erfolgsrezept Bayerns, was ja für die Bundesliga auch zutreffend ist. Bayern-Fans achten aber oft lieber auf die Dinge, mit denen Bayern mehr aus ihrem Geld rausholt als andere Vereine der CL, weil Bayern das braucht für CL-Erfolge.

Nach teilweise mehrmaligem Hören dieses sehr interessanten Beitrags kann ich nur Danke sagen für diese Zusammenfassung des letzten Jahrzehnts. Auch wenn für jeden die Dominanz der Bayern natürlich aus dem Bauch heraus immer bewusst ist, fand ich es sehr interessant die verschiedenen Spielzeiten und Effekte von Trainern und Spielern auf die Mannschaft der Bayern (und auch die Liga) so analysiert zu sehen und mit mehr oder weniger fachlichen Beobachtungen untermauert zu wissen.

Ein Aspekt, der mir in der Betrachtung aber zu kurz kam, war die Diskussion ungefähr eine Stunde vor Ende der Folge über den Fußball an sich und das Produkt, dass der Fußball sein möchte. Hier hast du, Max, mir fast schon aus der Seele gesprochen. Aber natürlich ist das nur am Rande etwas, was mit dem FC Bayern zu tun hat. Die Dominanz der Bayern wird aber durch das Gesamtkonstrukt der Liga immer weiter zementiert. Man kann es aus meiner Sicht nicht einfach trennen, die Vermarktung des Produktes Fußball und die Dominanz der Bayern.

Ich habe es ja auch schon im Feedback zum Saisonrückblick angesprochen, dass diese Produkt-Thematik durchaus auch philosophischen Charakter hat. Die Diskussion darüber ist durchaus interessant und vielfältig, wird sie doch im Moment im Profi-Fußball so stark vorangetrieben wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Die Corona-Krise hat vermutlich stärkere Auswirkungen, als man es bisher bereits absehen kann. Ein Fazit wird man erst mit etwas Abstand ziehen können, wenn sich alle Effekte entsprechend eingependelt haben. Erst dann werden wir sehen, welche Rollen die Vereine, Spieler, Fans und Kunden dann eingenommen haben.

Aber ich schweife ab, möglicherweise gibt’s ja noch den Philosophie- und Wirtschafts-Talk über das Produkt Profi-Fußball in einem weiteren Tribünengespräch. Das Tribünengespräch hier war auf jeden Fall klasse! Auch als Nicht-Fan hab ich mich dabei absolut wiedergefunden.

Rheinische Grüße
Skotty

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Ich komme jetzt endlich auch mal dazu, die Folge zu hören.
Mal so zwischendurch ein kleiner Input:
es wird immer wieder erwähnt, dass man - wenn man in Deutschland dauerhaft Titel gewinnen will - zu Bayern muss.
Daher wundert es mich etwas, dass euch der Götze-Wechsel zu Bayern wunderte.

Ein Jahr zuvor hatten die Borussen Kagawa an United verloren, davor Sahin an Real Madrid. Es war also auch klar, dass man damit rechnen musste, dass die stärksten Mitspieler immer wieder gehen würden. Was ja dann später Lewandowski auch tat.
Eine Vermutung meinerseits daher: Götze war es klar, dass das Projekt mit Klopp und der tollen Truppe relativ bald endet und wollte die Chance nutzen, zum dann wahrscheinlich wieder unumstrittenen Top-Verein in Deutschland zu gehen.
Er selbst bewertete das die Tage ja als vielleicht zu früh, grundsätzlich aber nicht falschen Schritt.
73 Spiele mit 22 Toren waren ja auch nicht so übel, wie es dann teilweise gemacht würde. Eine Bilanz die er meines Wissens aktuell nur in Eindhoven wieder erreicht hat. (und das nach wenigen Spielen)

Mir hat das Tribünengespräch echt super gefallen. Die Auswahl der Gäste war hervorragend und Max ein toller Gastgeber. Als langjähriger Bayernfan habe ich natürlich schon einen guten Überblick über das Jahrzehnt, trotzdem war es sehr kurzweilig. Die vielen kleinen Anekdoten und Geschichten habe ich förmlich aufgesogen.
Zu der Dominanz in der Liga:
Bayern hat immer wieder Schwächephasen gehabt, die von der Konkurrenz nicht genutzt wurde. Das Geld nicht alles ist zeigt doch die CL. 2019 wurde Liverpool CL-Sieger, 2020 war Schluss im 1/8-Finale. Man muss da sein, wenn der vermeintlich (finanziell) Bessere schwächelt.
Die PL ist die finanziell stärkste Liga, trotzdem kamen in den letzten 10 Jahren nur 2 Sieger von dort (und 2012 auch noch völlig unverdient).
Was hat mir gefehlt:
Die Geschichte um Guardiola und Müller-Wohlfahrt, sowie der Umgang mit den Spielern, die zu schnell nach Verletzungen wieder eingesetzt wurden (hat aribo auch schon erwähnt).
Ein rundum gelungener Podcast mit einer tollen Louis van Gaal Parodie. Weiter so :+1:

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