Tribünengespräch 51 – Die Zukunft des Fußballs

Ich habe mir die ZDF-Doku darüber angeguckt, und bei aller liebe, ich glaube nicht das es die mehrzahl der traditionellen Fussballfans abholen wird. Da ist, allein durch das einsetzen von Jokern durch gezogene Karten, so viel mehr Entertaiment als es viele organierte Fanclubs auf den Stehtribünen aushalten könnten. Ich glaube nicht, dass das einen Einfluss auf den Fussball ausüben wird.

Es ist vor allem bei jüngeren Menschen beliebt, da die Teamchefs große Twitch oder Social Media Produenten sind. Das ein Piqué das jetzt organisiert steigert die Begeisterung bei vielen zusätzlich. Da kann man auch das mal die große Schüßel in Barcelona voll kriegen.

Die FIFA ist nun einmal unbestritten der einzige weltweite Verband, welcher von allen, trotz der ganzen miesen Machenschaften, als Organisator der WM aktzeptiert ist, von einer ernsthaften Alternative habe ich noch nix gehört.

Ich bin gerade erst dabei es zu hören.

An einer Stelle verstehe ich aber die Intervention von Max im Gespräch nicht: Ich kann tatsächlich auch die rigorose Ablehnung der Super League nicht nachvollziehen. Ich halte das für die eine Möglichkeit, die nationalen Ligen wieder konkurrenzfähig zu machen. Dies gelingt natürlich nur unter der Voraussetzung, dass die dortigen Teilnehmer nicht mehr in den nationalen Ligen mitspielen.
Jetzt wirft Max ein, dann würden ja RaBa, Hoffenheim, Wolfsburg und Leverkusen regelmäßig Meister. Aber was würde dagegen sprechen, dass die Super League nicht die einzige Änderung ist? Es gibt drei Faktoren, die die finanzielle Leistungsfähigkeit der Teams in der Bundesliga so extrem unterschiedlich machen: 1. Champions League, 2. Investoren, 3. TV-Gelder.
Um hier konsequent vorzugehen, braucht man also einen Dreiklang an Maßnahmen:

  1. Champions League abschaffen, ersetzen durch Super League. Die spielen primär nur gegeneinander. Ob es da dann Auf- und Abstieg gibt, ist mir tatsächlich ziemlich Latte. Vermutlich ist es klüger, das einfach gar nicht zu machen. Den Vergleich mit den nationalen Teams könnte man beibehalten, indem die an der Super League teilnehmenden Teams gleichzeitig auch am DFB-Pokal teilnehmen dürfen. Damit wäre die Champions League Kohle aber schon einmal aus der Bundesliga raus.
  2. Hier hat ja sogar das Bundeskartellamt schon die Vorgabe gemacht: Die Ausnahmen von 50+1 müssen raus aus der Liga. Und nur richtige Vereine, nicht Pseudovereine wie RaBa sollten teilnehmen dürfen. Gegen Ausgliederungen habe ich gar nichts, aber der Verein und damit die Vereinsmitglieder müssen die Kontrolle behalten. Ich muss da auch nicht bei 50+1 bleiben. Mein Ziel wäre 100! Da muss man den Vereinen natürlich drei, vier Jahre Zeit geben, die Anteile von den Minderheitsgesellschaftern zurück zu erwerben. Aber dann wäre man auch dieses Problem los.
  3. TV-Gelder gleichmäßig verteilen, easy as a cake. Braucht man nicht lange drüber reden.

Am Ende kommt vielleicht ein Konstrukt wie im US Football heraus, mit absurd kommerzialisierter Super League und dennoch beliebter Bundesliga. Die hätte ja im Gegensatz zur NCAA auch nicht den Nachteil, dass man da Gehälter komplett verbieten würde und die Spieler dadurch komplett ausgenutzt würden. Aber das wäre doch kein schlechtes Konzept.

Es würde ja auch mit Absurditäten aufräumen, die aktuell bestehen: Wenn der FC gegen Gladbach spielt, dann ist das für mich das wichtigste Spiel des Jahres. (Vorausgesetzt, es gibt in dem Jahr kein Spiel, in dem Jonas Hector seine Karriere beendet.) Wichtigster Grund dafür: Wenn der FC verliert, schmieren mir das alle Gladbach-Fans in meinem Umfeld bis zum nächsten Derby aufs Brot. Wenn wir gewinnen, dann halt umgekehrt. Aber wie will man dieses Spiel als wichtiges Ereignis an Konsumenten in Singapur verkaufen, die nicht so am FC hängen können wir ich, und bei denen es am Tag danach im Büro mit Sicherheit auch exakt 0 Gladbachfans gibt.

Deshalb lasst uns doch das global verkaufen, was global auch Interesse hervorruft. Bayernliga interessiert in Schleswig-Holstein doch auch nur ein paar wenige Nerds.

Da ich aktiv Futsal spiele habe ich immer auf eine Rückkehr von Hallenturnieren mit Futsalregeln im Winter gehofft. Aber die Hoffnung habe ich mittlerweile auch komplett aufgegeben.

Den größten öffentlichen Hype hatte man als die Meisterschaft noch im Turniermodus ausgespielt wurde und bei Sport1 übertragen wurde. Bei einer Finalpaarung saß dann noch Douglas Costa in Regensburg auf der Tribüne weil brasilianische Freunde von ihm bei SSV Jahn spielten. Aber der kleine Hype von damals ist auch komplett eingeschlafen und was der DFB aus der Bundesligagründung gemacht hat ist auch nur traurig.

https://twitter.com/primozgoldic/status/1665244928543162368

kollege götze könnte bei diskussionen wohl ganz gut die gegenposition zu den autoren und max darstellen.

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Wow… Naja, eigentlich nichts anderes von ihm erwartet. Ist halt auch so ein NFT Bro… Aber weiß trotzdem nicht, ob er damit eine Gegenposition vertreten könnte. Uli H ist schließlich auch ratlos. (Wäre er nicht als Präsident von Manchester City, aber anderes Thema)

kann das jemand übersetzen?

Also erst einmal muss ich sagen, dass mich die Folge sehr beschäftigt hat. Ein paar Ausschnitte habe ich bereits 3-4 Mal gehört und die vielen Inhalte haben mich sehr bewegt. Zu einem wirklichen Schluss komme ich noch nicht, folgende Fragen würde ich euch und dir @GNetzer gerne stellen und um eine kurze Einschätzung bitten:

  • wo / wie findet die Debatte über die „Zukunft des Fußballs“ noch statt bzw. in welchen Ländern? Ich frage, weil mich beschäftigt, wie man objektiv bewerten kann, dass der Diskurs überhaupt notwendig ist? Ergibt sich das wirklich nur aus dem bereits bekannten „Bayern is 11x Meister, ManCity bekommt Kohle, 50+1 Diskussion“? Ich lese z.B. in Athletic, dass die Zuschauerzahlen in den Englischen Profi-Ligen noch nie so gut waren, das gleiche gilt auch für die Serie A oder Ligue 1 in der Saison 22/23. Führen wir hier eine Nischen-Diskussion in einer Nostalgiker / Ultra / Anti-Kapitalismus-Bubble?
  • Ganz wichtig: Die „Zukunft des Fussballs“ ist ein sehr sehr weiter Begriff, der noch definiert werden müsste: ist es das Spiel an sich, der professionelle Wettbewerb, das Fußball-Geschäft? Nur so verliert man sich nicht in vielfältigem Hin und Her. Alina spricht z.B. von der „Fußballwelt“, Christian über Clubs, die „den Fußball“ zerstören. Auch wenn die Headlines vermutlich vom Lektor oder Verlage vorgegeben werden, sind diese Definitionen glaub ich sehr wichtig. Das wars erstmal. Muss weiterhören :slight_smile:
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Hallo Max, Danke für die tolle Sendung. Beeindruckend, wie viele alternative Formen man denken kann, wenn man sich von dem hergebrachten System erst einmal frei macht. Aber - offen gestanden - man kannte es ja nicht anders. CL ist nur die Perversion dessen, was es auch schon vorher in Ansätzen gab. Und RB ist eigentlich such nur die Fortentwicklung von Masts Eintracht Braunschweigs Jägermeister-Mannschaft. Auf einem anderen Niveau, klar. Aber ihr habt mal grds. neue Ansätze diskutiert. Grossartig z.B.:“ Spielt der Klub, der mit dem allermeisten Geld die Meisterschaft gewinnt wirklich auch den besten Fussball?“ oder: „50 + 1 auf die Einnahmen, nicht die Stimmrechte beziehen“. Wow! Wenn ich dann heute in der FAZ das Lamento des im Übrigen von mir geschätzten Michael Horenis lese, wie unverständig die DFL-Ablehnung des Investorenmodells sei - da merke ich wieder, wie innovativ Du die Sendung gemacht hast. Herzlichen Dank dafür!!!

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Aber ein Pokalwettbewerb mit Hin- und Rückspiel (gab es in den europäischen Wettbewerben schon immer, ich weiß) hebt die Schwelle zum Überraschungssieg an. Die Gruppenphase bevorzugt die großen Mannschaften noch ein weiteres Mal. Und die Terminhatz enger Spieltagskalender begünstigt die Vereine mit einer großen Breite guter und teurerer Spieler im Kader ganz außerordentlich. Also, ich sehe das weniger positiv.

Definitiv. Trotzdem ist ein Serienmeister in der CL unwahrscheinlicher. Dass die CL nicht so gestaltet ist, liegt wahrscheinlich an deren Gestaltern.

Auch wenn in beiden Fällen der Fußball vermarktet wird, so ist es mMn ein Unterschied, ob der Fußball für einen Fußballverein vermarktet wird oder ob die Vermarktung eines Fußballvereins nur Mittel zum Zweck ist, um ein anderes Produkt oder Land zu vermarkten.
Aber die Debatte um den Investoreinstieg in der DFL ist sicher eine Weiterführung von Jägermeister/Braunschweig, da stimme ich dir zu.

War nicht ganz sicher wohin damit, aber denke, da das Thema gnaz gut passt, stell ichs mal hier rein. Habe soeben beim hören der David McWilliams Folge der letzten Woche gedacht, dass das bestimmt auch hier einige interessiert: Link zum Podcast

Zu Gast ist Roger Mitchell (ehemaliger Geschäftsführer der SPL). Als Inhaltsübersicht übernehme ich mal die Beschreibung des Podcasts selbst: „Love Football? Love Succession? You’re gonna love this one in which we explain the economics of football as Logan Roy would explain it to Shiv, Kendal, Roman and Conor. The game’s business model is completely dumb: relegation guarantees bankruptcy and clubs are nothing more than dick waving trophies for bored Princelings.“

Kann das Gespräch wärmstens empfehlen. Der Podcast von Roger Mitchell selbst Are You Not Entertained? sieht auch ganz interessant aus. In den habe ich allerdings noch nicht reingehört.

Ich finde das Thema Zukunft des Fußballs interessant. Zumal es auch für mich in der aktuellen Situation Umstände gibt, die ich nicht gut heiße (z.B. Korruption in der Fifa). Grundsätzlich stehe ich aber zum Leistungsprinzip, speziell im Fußball, aber auch in unserer Gesellschaft allgemein. Es muss gesetzliche Rahmenbedingungen geben und soziale Komponenten - auch oder gerade in einer Leistungsgesellschaft.

Fußball ist keine lebensnotwendige Tätigkeit. Er kann den sozialen Zusammenhang innerhalb einer Gesellschaft (positiv) beeinflussen, ist aber durch beliebige andere Tätigkeiten ersetzbar.
Fußball ist Freizeit / Hobby für mindestens 99,9% der Interessierten. Lediglich der Profibereich hat wesentlichen (monetären) Einfluss auf ganz wenige. Und um die - Spieler, Vereine, Verbände, Sponsoren, Investoren - sollte es in der Diskussion über die Zukunft Fußball gehen.

Wenn Alina Schwermer vorschlägt, man sollte auch andere Faktoren als Tore in das Ergebnis einfließen lassen, wie z.B. das soziale Engagement eines Vereins oder der Spielstärkeunterschied der Mannschaften, so ist das für mich kein Fußball mehr. Dann müssen wir einen anderen Namen für diese Art des Spiels finden. „Mein“ Fußball definiert sich nach „wer mehr Tore erzielt gewinnt“ (Leistungsprinzip).

Es kann sein, dass ich die Verbindung von „Klimawandel“ und „Fußball“ überhört habe, aber WAS HAT DAS MITEINANDER ZU TUN". Klar werden für den Fußball Ressourcen „verschwendet“, Fans die ins Stadion gehen oder Spiele streamen (Strom), gut verdienende Spieler, die fette Autos fahren, riesige Stadien werden gebaut, etc. Wenn das ein Argument ist, dann kann die konsequente Antwort nur lauten WEG MIT DEM FUSSBALL. Fußball darf keine Zukunft haben wegen des Klimawandels.
Dann aber auch weg mit jeder Art von Sport. Denn Sport führt zu erhöhten CO2-Ausstoß des Körpers → Klimawandel. Wer mit „Sport und besserer Gesundheit“ argumentiert, dem sei gesagt, für die Eindämmung des Klimawandels wäre es gut, wenn es nicht so viele Menschen gäbe. Der Mensch ist die Ursache des Klimawandels.
Natürlich ist das überspitzt, aber ebenso halte ich es für überspitzt, eine Reform des Fußball unter dem Argument des Klimawandels zu erstellen.

Jetzt komme ich zu meinem eigentlichen Punkt:
Gleichverteilung / Gleichmacherei / Ausgleich
Warum muss alles gleich sein oder ausgeglichen? Ich behaupte, wer an einen Wettbewerb teilnimmt, will nicht gleich sein - er will besser sein.

Mit einer Gleichverteilung von Einnahmen machen wir uns etwas vor, das nicht möglich ist. Wollen wir die Einnahmen auch mit den Bezirksligisten teilen oder nur die 1. + 2. Buli? Und dann alles gleichverteilen oder eine Unterscheidung zwischen 1. + 2. Liga machen?. Wer weniger erhält, schreit immer nach MEHR und ruft „Ungerechtigkeit“!

Die Gleichverteilung von Geld führt nur oberflächlich zu mehr Gerechtigkeit. Der Mensch mag einfache Sachverhalte: Du einen Euro, ich einen Euro - alles ist gerecht?!
Viel wichtiger ist das Umfeld in das der Euro fällt. Die Menschen, die den Euro ausgeben, sind entscheidend. Der FC Bayern hatte Glück, dass die Olympischen Spiele 1972 in München ausgetragen wurden und sie eine riesiges Stadion „geschenkt“ bekommen haben. Aber es bedurfte eines Uli Hoeneß, der das zu nutzen wusste. Berlin hat auch ein Olympiastadion, doch was hat Hertha daraus gemacht?
Die Bundesliga hatte viele Privat-Investoren, die „ihren“ Verein mit Millionen unterstützt haben. Das Ergebnis: Kurzfristig Erfolge erkauft, dann abgerutscht. Aktuell laufen 2 Projekte, die meiner These widersprechen: TSG Hoffenheim, RB Leipzig.

Dass man auch anders Erfolg haben kann, zeigen gerade in den letzten Jahren die Erfolge von Freiburg, Union Berlin, Mönchengladbach oder auch Mainz. Ein über Jahre, teilweise Jahrzehnte erfolgreiches arbeiten. Kein Harakiri, solides finanzielles Arbeiten, ggf. auch mal absteigen. Und wer jetzt noch denen es schafft, den finanziellen Erfolg unabhängig vom sportlichen Erfolg zu sichern, der ist in den Regionen eines Uli Hoeneß.

Wer bis hier unten gelesen hat, verdient meine Hochachtung. Ich habe mich versucht kurz zu fassen, hoffentlich nicht auf Kosten des Verständnis. Über Feedback freue ich …

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Da es auch die Zukunft des Fussballs betrifft mal ein Kicker Video zu den Saudischen Invetitionen.