Ich habe mich dagegen entschieden, „normal“ über die 2. Liga zu berichten und Bernstein irgendwie zu erwähnen, sondern arbeite seit ein paar Tagen an einem eigenen Tribünengespräch dazu. Es wird nicht in dieser Woche aufgezeichnet werden können, deshalb dachte ich, ich könnte mir eure Gedanken dazu einsammeln. Wie steht ihr zu seiner Person, habt ihr besonders gute Texte oder ähnliches über ihn gelesen/gehört, hattet ihr Erlebnisse in Verbindung zu ihm? Lasst mal hören und dann schaue ich, ob das irgendwie in die Sendung fließen kann (keine Gewähr).
Ich finde das eine gute Idee.
Ich habe selber überhaupt keine Berührungspunkte mit Hertha oder Kay Bernstein als Person, warum ich also trotzdem betroffen war?
Der Mann stand irgendwie symbolisch dafür wie der Fußball in seiner - perversen - Form doch am Ende den Fans gehört. Gerade in einem Umfeld wie der Hertha mit ihrem Gebahren und Auftreten durch vorherige Entscheidungsträger (Big City, Investor….) wurde durch ihn bzw. seine Wahl der wahre Wunsch der Fans wohl gezeigt. Das gibt einfach Hoffnung für dieses Business. Wie fragil aber der „Wille“ der Fans in diesem Monstergeschäft ist, zeigt dann am Ende auch seine Zustimmung zu „CrazyBuzzer“ , Idealismus und Fansicht vs. Finanzlage Club und wirtschaftlicher Sinn.
Das wären so meine 2 Cents, ob da Input für die Sendung drin steckt weiß ich selbst nicht - RIP Kay.
Das die DFL keine Schweigeminute veranlasst hat, verstehe ich nicht aber
Ich bin mir sicher das wird ein guter Nachruf in Podcastform.
Fand das war ein sehr gelungener Nachruf
Irgendwie ist das nicht richtig fassbar und mir tuhen insbesondere seine Familie und seine Freunde leid
Ich fand fast alles, was bei 11FREUNDE zu lesen war, sehr gelungen. Auch die Sachen, die noch zu Lebzeiten erschienen sind (Interview im Sommer und in der Chronik). Denke aber mal, dass du das alles bereits gelesen hast.
Die Gedenkfeier der Bayern für Franz Beckenbauer in der Allianz Arena und dann heute der Abschied von Kay Bernstein, beim ersten Hertha Spiel nach seinem Tod.
Das hat mich getroffen. Diese Diskrepanz.
Das erste eine pompöse Inszenierung, fast ein Staatsakt. Seht her, wer alles da ist. Wer alles spricht. Ein glanzvolles Event, auf Wirkung bedacht.
Ein Stadionsprecher, der von den „Heroen“ des deutschen Fußballs spricht, als Beckenbauers alte Weggefährten in die Arena einziehen.
Und dann die Hertha. Wie sie Abschied nimmt.
Still und ergriffen.
Schlicht und mit einer Würdigung, die so authentisch war. Jeder hat verstanden, was Kay Bernstein diesem Verein und seinen Anhängern bedeutet hat.
Ein Stadionsprecher der weint.
Natürlich darf und kann man überhaupt keinen Vergleich zwischen den beiden Verstorbenen ziehen. Das liegt mir fern.
Doch mich hat das sehr berührt.
Die Hertha hat eindrucksvoll gezeigt, wie die Welt des Fußballs auch sein kann.
Manchmal vergesse ich das.
Es ist völlig unabhängig von seiner Bedeutung für den Fußball oder die Hertha eine grauenhafte Tragödie, dass ein Mensch mit 43 Jahren sein Leben beenden und seine Familie zurücklassen muss. Man wünscht das niemandem.
Dass es in diesem Kontext/Geschäft Fußball aber dann ausgerechnet jemanden getroffen hat, der in ungewohnter Weise für einen Kulturwandel, einen Neuanfang und eine echte Identifikation mit dem Verein stand, für den er seit Kurzem tätig sein durfte… ja, das tut dann irgendwie doch noch einmal ganz besonders weh.
Halte ich für eine sehr gute Sendungs-Idee.
Für mich hat er Hertha wieder glaubwürdiger gemacht. Dieses Wort verbinde ich mit ihm.
Der Verein stand nicht mehr da als der, in dem nur überdrehte Spinner rumrennen und Skandale passieren. Sondern als ein großer Verein mit großer, geerdeter Anhänger*innenschaft.
Gleichwohl musste auch er in seiner Funktion Kompromisse schließen. Und Dinge vertreten, die er aus eigenem Antrieb wohl nicht 100% so gemacht hätte. Auch das macht die Sendungsidee für mich attraktiv.
Sehr traurig, dass er nicht mehr lebt.
Mir ging es so wie @frau_neher, dass mir die Berichterstattung heute sehr unter die Haut ging.
Created by the poor, stolen by the rich. Das war Hertha vor Kay Bernstein. Es hatte einfach etwas Robin-Hood-Artiges, dass die Fans (KB ist wohl dafür ein gutes Symbol) sich - manchmal - den Verein wieder zurückholen. Dass diese Geschichte nun so endet, ist natürlich äußerst tragisch, besonders auch für seine Familie und seine Freunde. Ob „seine“ und Herthas Robin-Hood-Geschichte jetzt in seinem Sinne weitergeschrieben wird? Ich würde es mir wünschen…
RIP - Ultras sterben nie!
Habe mir erst heute mal die Trauerfeier der Herta angeschaut. Das fande ich sehr beeindruckend. Er hat wirklich viele Menschen im Verein berührt. Wie Dardai, der ja nun wirklich auch sehr eng mit Herta verbunden ist, weinend von der Bank aufsteht nach dem Gedenken, das hat mich schon umgehauen. Finde es eine gute Idee die Geschichte von Bernstein hier auch zu erzählen.
Ich war immer ein bisschen skeptisch, was die Ultras und speziell die Harlekins betrifft, aber Kay Bernstein war unzweifelhaft der beste Präsident, den Hertha seit mindestens 40 Jahren hatte. Seine Wahl war ja ziemlich überraschend, haushoher Favorit war eigentlich Frank Steffel. Der Verein war tief gespalten und die verfeindeten Lager haben sich praktisch alles um die Ohren gehauen was möglich war. Nach Bernsteins Wahl gab es auch prompt Gerüchte, die Ultras hätten sie beeinflusst, in dem sie Unterstützer Steffels bedroht hätten. Bernstein hat sich davon überhaupt nicht beeindrucken lassen und alle wieder ins Boot geholt, die sich holen lassen wollten. Auch in Krisen wie dem Abstieg und der wochenlangen Ungewissheit, ob es die Lizenz für die zweite Liga geben würde, sowie dem Theater um die Bobic-Entlassung, hat er es geschafft, dass der ganze Verein den Weg mitgegangen ist. Ich hoffe sehr, dass es in seinem Sinne weitergeht.
Ich fand es wahnsinnig schön zu sehen, wie viele Fanszenen am Wochenende ihre Solidarität bekundet haben, zeigt nochmal, wie egal Vereinszugehörigkeit sein kann, wenn man für den Fußball kämpft, den so viele haben wollen. Ich hab fast jeden Nachruf gelesen, musste jedes Mal richtig schlucken, aber ich fand es irgendwie schön, dass alle in ihrer Trauer vereint waren. Wenn ich das Video von Bernsteins Wahl sehe und dieses “HaHoHe” - das ist was, was 50+1 auch nochmal besonders macht, wo Menschen wie ich, die sonst keine besondere Beziehung zur Hertha haben, sich einfach freuen - und jetzt mit trauern. Und weil es furchtbar ist, wenn ein Mensch so früh stirbt.
Anschließend dazu: fand es bei Münster-Bielefeld etwas befremdlich, dass man die Schweigeminute für Beckenbauer nicht auf Bernstein erweitert hat.
Ich möchte dann doch noch einen Input da lassen, da ich mich daran erinnert habe, was ich im Oktober 2022, als nur weniger Monate nach seiner Wahl bemerkt habe:
Die Stimmung im Verein war plötzlich sehr viel besser, statt dass die Fans irgendwelche Trikotausziehaktionen starteten, war einfach viel mehr Zusammenhalt und Ruhe da, das ist schon erstaunlich.
Und auch wenn es immer wieder Kritiker gab, die prominent ihr Amt abgelegt haben und Bernstein die Kompetenz absprachen, hielt der Verein immer zusammen und war von seinem Weg überzeugt. Es ist einfach so tragisch, dass Kay selbst nie mitansehen darf, wohin der Weg die Hertha bringen kann. Und jetzt einfach wieder die große Unsicherheit herrscht, ob man die richtige Person findet, die den Verein in dann doch immer noch unruhigen Zeiten mit finanziellen Problemen, einem eher unwahrscheinlichen Aufstieg, diversen Partnern, mit denen man gar nicht zusammenarbeiten will, zusammenhalten kann, oder ob jetzt wieder Druck aufgebaut wird, dass man jetzt ganz schnell und kurzfristig aufsteigen muss, um die Lizenz zu retten, da die Anleihrückzahlung ja immer noch aussteht.
Aber das sind Fragen der Zukunft, die sicher auch ein Aspekt der Aufarbeitung des tragischen Todes sind, aber vorallem sollen sie unterstreichen, was die kommunikative und emotionale Leistung Kay Bernsteins war. Und wie Düsseldorfer Fans es treffend zusammengefasst haben: Er hat in 1.5 Jahren gezeigt, dass ein anderer Fußball möglich ist, und dafür sollten wir ihn immer erinnern.