Und das ist rein subjektiv
ich hab das Gefühl, durch das Internet wird die Wut, die wir teilweise im Moment hatten auf Spielerinnen und Schiedsrichterinnen sozusagen konserviert
Früher war nach 90 min schluss, heute wird Vinicius zb. Noch ne woche beleidigt und das verstärkt dann den Hass
(Damit will ich nicht sagen, früher wars besser, weil ich würde schon sagen heute gibt es weniger -istische Beleidigungen von den Rängen, auch weil man mit dem Internet schnell Aufmerksamkeit schafft)
Da hast Du wahrscheinlich mit allem Recht, aber Du beschreibst Technikalitäten. Die Frage war aber, was für den Verfechter der Demokratie erfolgsversprechender ist: die Platform zu verlassen und den Kontakt zu den Usern dort aufzugeben, oder sie für die eigenen Zwecke zu nutzen. Die erste Alternative würde ich nicht als per se ungeeignet abqualifizieren, aber Habecks implizites Argument ist ja, dass seine Abwesenheit von X ihm den Meinungsverstärker genommen hat, den er im Nutzerumfeld von X mal hatte und dass der von ihm geräumte Platz von Demagogen übernommen wurde. Es geht ihm also - so verstehe ich ihn zumindest - nicht darum, die Demagogen zu überzeugen, sondern um die nicht-extremen Nutzer zu erreichen und ihnen einen alternativen Inhalt zu bieten. Das finde ich erst mal ein starkes Argument und das könnte auch von St. Pauli übernommen werden, ohne dass ihre Glaubwürdigkeit Schaden nehmen würde. Das Gegenargument könnte sein, dass sein Vorbild wegzugehen, von den nicht-extremen Nutzern nachgeahmt wird. Aber da scheint er sich keinen großen Erfolg zu attestieren. Vielleicht hat St. Pauli diesbezüglich mehr Einfluss auf das Nutzerverhalten, das kann ich nicht einschätzen.
Jeder Nutzer spült Geld in Musks Kassen. Aber hey alles OK, er kann es brauchen, für weitere Propaganda.
Wenn denn ein andersdenkender Nutzer gegen die künstlich/maschinell überbordende Nazimeinungsvielfalt bestehen könnte, hm, selbst dann nicht. Ist vergleichbar mit der Schaltung einer antifaschistischen Anzeige im Stürmer. Gut gemeint ist das Gegenteil von Gut.
Obwohl ich aktuell noch auf der Plattform bin (Asche auf mein Haupt!), sehe ich das ähnlich. Zumal ich auf der Plattform selbst von Politikern und Unterstützern aller(!) demokratischer Parteien vermehrt Populismus und Falschbehauptungen wahrnehme.
Zum Beispiel Screenshots von Überschriften aus Medien, die gezielt in einen falschen Zusammenhang gesetzt werden oder ganz konkret Behauptungen wie: „Wahl für Merz = Wahl für ‚keine Frauenrechte‘“. Dass Merz salopp gesagt kein Gleichstellungsbeauftragter mehr wird, würde ich sogar unterschreiben, aber zwischen „setzt sich nicht/zu wenig für Gleichstellung ein“ und „ist gegen alle Rechte für Frauen“ ist nochmal ein gehöriger Unterschied, insbesondere mit Blick auf die Geschichte und im Hinblick auf manch andere Nationen.
Aber diese Art von Populismus verstärkt sich vermutlich auf allen Plattformen - auf Kosten von sachlichen Diskussionen…
Ich kann das auch nur kritisieren, aber als ein Resultat der Diskussion hier kam mir noch eine Frage in den Sinn - begreifst Du Dich eher als Konsument der Platform oder bist Du jemand der aktiv Inhalte teilt? Wärst Du ersteres würde ich Deine Abkehr verstehen. Würdest Du Dich als aktivistischer Teilnehmer verstehen, fände ich es Schade, wenn Du Beiträge wie Deinen hier nicht auch auf X teilen würdest.
Ich habe da außer Bots nie nennenswert viele Follower gehabt und schreibe seit Jahren nur noch (wenig gelesene) Antworten unter Posts - wenn überhaupt.
Auf die Plattform bin ich damals tatsächlich wegen @Taktikfuchs123 und Ralph Ruthe gekommen, einfach weil mich deren Inhalte/Meinungen etc. interessierten. Aber ich habe recht schnell festgestellt, dass die Zeichenbegrenzung nicht mein Freund ist und mir zu einzelnen Themen meist zu viele Gedanken durch den Kopf gehen, um die in einen Tweet zu packen
Zurück zum Thema: Einerseits finanziert man auf der Plattform Musk ja (noch) mit, andererseits würde es ihm und seinem Privatvermögen auch nicht nennenswert schaden, wenn die sowieso schon ruinierte Plattform morgen bankrott ginge.
Ich habe - auch plattformübergreifend - generell den Eindruck, dass sich nur sehr wenige Leute über SocialMedia politisch oder auch allgemein inhaltlich überzeugen lassen. Die meisten sind ausschließlich in der eigenen Bubble unterwegs oder verlassen diese nur, um Hass oder Verunglimpfungen zu hinterlassen. Ich fasse mir diesbezüglich auch gerne an die eigene Nase: Ich bewege mich auch nur in der eigenen Bubble und mich würde definitiv keiner dazu bewegen, in naher Zukunft bspw eine konservative oder gar rechte Partei zu wählen (und in ferner Zukunft höchstwahrscheinlich auch nicht).
Aber auch im Allgemeinen habe ich den Eindruck, dass durch SocialMedia die Polarisierung immer stärker zunimmt und selbst zwischen demokratischen Parteien die Gräben gefühlt immer größer werden. Dass es immer mehr darum geht, selbst im Recht zu sein, unabhängig von jedweder Faktenlage und wissenschaftlicher Evidenz. Wie viele Personen können sich denn öffentlich noch Fehler eingestehen?
Und seit der Corona-Pandemie ist nach meiner Wahrnehmung der Egoismus in der Bevölkerung generell deutlich größer geworden, was dieser Entwicklung - vorsichtig formuliert - nicht gerade entgegenwirkt.
Aber um nicht mit einem absoluten Tiefpunkt zu enden: Ich weiß, hier im Forum sind eigentlich alle sehr selbstkritisch und reflektiert… bitte fühlt euch nicht angegriffen
Wären alle SocialMedia-Plattformen und -User so wie hier, dann wäre die Welt ein deutlich besserer Ort!
Ich mache diese autoritären Strömungen auch noch an anderem fest, nicht nur an Straftaten. Mir soll z. B. mal jemand, der an die Kunstfreiheit glaubt, erklären, wozu es Sensitivity Reader braucht. Sinn und Zweck der Kunst ist es, zu schocken und zu provozieren.
Und auch das bereitet mir Sorge. Und ich gebe da auch gerne zu, überkritisch gegenüber meiner eigenen Peergroup zu sein. Es ist nicht okay, die identischen bösartigen Mittel anzuwenden (obwohl ich mich manchmal frage, ob diese Bösartigkeit überhaupt erkannt wird.)
Ja, und eines der schlimmsten „Argumente“ ist, dass dieses oder jenes die anderen auch sagen. Das reicht für die Analyse. Gründe müssen dann nicht mehr hinterfragt werden. Und dann kommt noch hinzu, dass die extremsten Aussagen den größten Popularitätsgewinn bringen (viele Grüße an Didi Hamann).
Man kann es Konservieren nennen, eher ist das Internet für mich ein verstärker, zumindest mein Eindruck. Früher war nicht nach 90 Minuten schluss, nur das die Boulevard-Medien bis zum Aufkommen des Internets eben nicht Minutenaktuell unterwegs waren. Heute kann jedes Onlinemedien-Magazin innerhalb von 5 Minuten halbautomatisch eine sensationshaschende Überschrift ins Internet raushauen… Das Internet konserviert aber bestimmte Sachen, die früher tendenziell eher vergessen/aus dem Gedächtnis gefallen wäre.
Sensitivity Reader sollen verhindern, dass man unbewusst Stereotype oder Beleidigungen verwendet
Nehmen wir mal ein Klassiker
Frühstück bei Tiffany
Der asiatische Nachbar wird im Buch und Film sehr Klischeebehaftet dargestellt und statt Herkunft usw. Werden rassistische slurs benutzt um ihn zu beschreiben
Klar ist das ein Ausdruck der damaligen Sprache, aber bringt es die Geschichte voran?
Oder von Winde verweht
Sensitivity Reader haben dafür gesorgt, dass das Buch neu übersetzt wurde, da es im Original nicht mal ansatzweise so rassistisch ist, wie die Deutsche Version
Margaret Mitchell hat sich zb mühe gegeben, schwarze Menschen divers und vielfältig darzustellen, während es in der alten deutschen Version die „dummen schwarzen“ sind
Sorry für die späte Antwort — und Danke für Deine ausführliche. Das ist nach längerem Nachdenken für mich der ausschlaggebende Grund, dass es doch richtig ist, von X weg zu gehen, wenn einem die Grundausrichtung nicht passt. Mein erster Gedanke, zu bleiben und gegen die Extremisten anzuschreien, erreicht wahrscheinlich nichts.
Ich persönlich würde es auch begrüßen, wenn sich jeder, der sich geistig und intellektuell deutlich abgrenzen möchte, diese unsägliche Plattform (X) verlässt.
Dort ist einfach nichts zu retten und ein einsamer Kerzenträger wird in diesem Sturm nichts erreichen. Ich denke, es ist ein Irrglaube, dass auch nur irgendwas abgemildert wird, wenn man dort Faschisten, Verschwörungstheoretikern und Hatern die „Stirn bieten“ möchte. Das funktioniert nicht. Alles, was durch einen Verbleib erzeugt wird, ist eine Aufwertung dieses Übels.
Es werden Buzzwords abgearbeitet, die gerade „modern“ sind. Es geht nicht um Awareness, sondern um Ideologie und Standpunkte. Als Beispiele nenne ich jetzt mal „White Trash“ oder Wählerbeschimpfung von z. B. Trump-Wählern. Da ist quasi jedes Mittel und jede Beleidigung recht. Und das ist für mich auch vollkommen okay und von der Kunstfreiheit gedeckt, wenn man aber total achtsam ist, sollte man alle gruppenbezogenen Beleidigungen verurteilen. Und das passiert im Sensitivity Reading halt nicht.
„Vom Winde verweht“ habe ich weder gelesen noch gesehen. Wenn die Übersetzung allerdings Rotz ist, weil nicht dem Original entsprechend, dann handelt es sich für mich gerade nicht um Sensitivity Reading. Der asiatische Nachbar in „Frühstück bei Tiffany“ ist halt ein reines Klischee. Und so sollte man ihn auch betrachten. Wir alle denken in Klischees und reproduzieren sie jeden Tag. Und ich komme auch mit Monty Python klar, wenn die sich anhand von Klischees über Deutschland amüsieren.
Und wenn wir schon dabei sind. Ich habe in den Diskussionen über Karl May noch nie gehört, dass er zwar zweifelsfrei Vorurteile transportiert hat, gleichzeitig aber auch Figuren geschaffen hat, die Sensitivity Reader heute wohl als „queer“ bezeichnen würden. Sprich: Es gibt kein klares Schwarz/Weiß.
Also hattest du eine Meinung und es war gar keine Frage…
Ist aber schlicht Falsch, weil du denkst hier sehr schwarz weiß und es gibt eben keine scharfe trennlinie an der sich Menschen abarbeiten
Sensitivity Reader werden von Verlagen auch bei Büchern über Ostdeutsche und „White Trash“ eingesetzt
Damit Bücher provozieren und nicht nur stumpf beleidigen und Figuren zu eindimensional geraten
Du wirst in Büchern, Texten, Filmen, Arbeiten die durch Sensitivity Reader bearbeitet wurden, auch weiterhin Klischees und Beleidigungen finden
Aber es sollte eben keine stumpfe Verbreitung von Klischees sein, sondern mindestens so liebevoll sein wie die der Germanisten der Pythons oder eben provozieren und den Geist anregen