Copa America 2024

Klar, die Europameisterschaft ist toll und zieht alle an, vor allem weil das Turnier auch noch im eigenem Land stattfindet, allerdings startet in der morgigen Nacht von Donnerstag auf Freitag um 2 Uhr auch die Copa America in den USA.

Das Turnier wird von Sportdigital übertragen und ist damit auch im TV Feed, der u. a. bei DAZN enthalten ist, empfangbar. Alternativ kann Sportdigital auch für 4,99 für einen Monat abonniert werden und alle Spiele sowohl Live als auch Relive angesehen werden.

Einen Überblick über den Spielplan liefert unter anderem der kicker.

Leider fällt das Turnier in Deutschland und Europa - verständlicherweise - etwas unter den Tisch. Allerdings finde ich das doch sehr schade, weshalb ich die Hoffnung habe, dass wir hier, Informationen austauschen können und so auch etwas näher bei diesem Turnier dabei sind.

Für mich als Sympathisant des südamerikanischen Fußballs war dies nun auch mal wieder eine hervorragende Gelegenheit etwas tiefer in den südamerikanischen Fußball einzusteigen, weshalb ich eine ausführliche Preview zu jeder Mannschaft geschrieben habe, die ich hier gerne mit euch teile (Vorsicht, der Post wird ab hier lang). Sobald ich die einzelnen Texte in ein Dokument zusammengefasst habe, kann ich auch gerne eine PDF bei Interesse zur Verfügung stellen, aber bis dahin hier die exklusive Erstveröffentlichung im Rasenfunkforum der wohl ausführlichsten Copa America Preview in deutscher Sprache. In den folgenden vier Beiträgen findet ihr dann jeweils alles zu den jeweiligen Teams in dieser Gruppe, da das ganze in einem Beitrag zu groß war für das Forum.

Lets Go!

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Haha, du wirst dich bald freuen. :slight_smile:

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GRUPPE A:

ARGENTINIEN
Mit Argentinien tritt der amtierende Weltmeister zum ersten Mal seit 2004 wieder bei der Copa America an. Dazu ist Argentinien auch Titelverteidiger, nachdem die Albiceleste das Turnier 2021 gewinnen konnte. Was wie zwei separate Ereignisse klingt ist mittlerweile jedoch ein unfassbarer Lauf. Bereits zur Weltmeisterschaft 2022 reiste Argentinien mit einer Serie von 36 ungeschlagenen Spielen in Serie an, bevor man das Auftaktspiel der Gruppenphase mit 0-1 gegen Saudi-Arabien verlor. Es folgten nach sechs ungeschlagenen Spielen bei der Weltmeisterschaft weitere 14 Länderspiele in denen Argentinien nur eine Niederlage hinnehmen musste: beim 0-2 in der WM-Qualifikation gegen Uruguay.

Grundlage dieses Erfolgs ist das Coach Lionel Scaloni eine Mannschaft gefunden hat, deren Stamm seit nun fast fünf Jahren zusammenspielt und mit dem er eine gemeinsame Idee vom Fußball entwickelt hat und verfolgt. Aus der Startelf des ersten Spiels der Serie aus 36 ungeschlagenen Spielen in Serie aus dem Jahr 2019 stehen bei dieser Copa America acht Spieler erneut im Kader. Lediglich Juan Foyth, Paulo Dybala und Sergio Agüero sind nicht mehr mit dabei.

Zu diesem Stamm stoßen nur in Sondersituationen Spieler hinzu, beispielsweise bei Verletzungen oder erheblicher Formschwäche, oder wenn sich ein Spieler nachhaltig für die Nationalmannschaft empfohlen hat, wie es der 19-Jährige Alejandro Garnacho bei Manchester United getan hat.

Kader:
Emiliano Martinez (31, TW, Aston Villa), Franco Armani (37, TW, River Plate), Geronimo Rulli (32, TW, Ajax)

Cristian Romero (26, IV, Tottenham), German Pezzella (32, IV, Real Betis), Lucas Martinez Quarta (28, IV, Fiorentina), Nicolas Otamendi (36, IV, Benfica), Lisandro Martinez (26, IV, Manchester United), Gonzalo Monitel (27, RV, Nottingham), Nahuel Molina (26, RV, Atletico de Madrid), Marcos Acuna (32, LV, FC Sevilla), Nicolas Tagliafico (31, LV, Olympique Lyon)

Guido Rodriguez (30, DM, Real Betis), Leandro Paredes (29, DM, AS Rom), Alexis Mac Allister (25, ZM, FC Liverpool), Rodrigo de Paul (30, ZM, Atletico de Madrid), Exequiel Palacios (25, ZM, Bayer Leverkusen), Enzo Fernandez (23, ZM, FC Chelsea), Giovanni Lo Celso (28, ZM, Tottenham)

Alejandro Garnacho (19, LF, Manchester United), Angel di Maria (LF, Benfica), Valentin Carboni (RF, 19, AC Monza), Lionel Messi (RF, Inter Miami), Nicolas Gonzales (26, RF, Fiorentina), Lautaro Martinez (26, ST, Inter Mailand), Julian Alvarez (24, ST, Manchester City)

Coach: Lionel Scaloni


Zu erwarten ist daher auch eine sehr ähnliche Aufstellung zu der aus der erfolgreichen Weltmeisterschaft. Da Angel di Maria wieder fit ist, wird er erneut eine größere Rolle einnehmen als in Katar. Ein Fragezeichen hingegen ist Enzo Fernandez, der sich zuletzt einer Leistenoperation unterzog und damit die letzten sechs Saisonspiele bei Chelsea verpasste. Im 4-3-3 könnte Giovanni Lo Celso seine Position einnehmen, der in den letzten beiden Testspielen zum Einsatz kam. Alternativ könnte Argentinien auch in ein 4-4-2 wechseln mit Alejandro Garnacho in der Startelf.

Dabei ist Argentinien kein Team, welches ein offensives Feuerwerk abbrennt, vielmehr steht man defensiv gut und ist jedoch aufgrund vorhandener Prinzipien gepaart mit der individuellen Qualität immer wieder in der Lage ein Tor zu erzielen.

Im Angriffsdrittel spielt Argentinien mit einer extremen Breite, um die gegnerische Abwehr auseinanderzuziehen. Dies wird durch Lionel Messi, der sich hauptsächlich zwischen den Linien aufhält und zusätzlich Aufmerksamkeit auf sich zieht verstärkt, sodass es immer wieder gelingt Passwege in die Tiefe zu kreieren, die von verschiedenen Spielern angelaufen wird und welche von Messi in Perfektion bedient werden.

Eine wichtige Rolle hierbei spielen die Außenverteidiger Nicolas Tagliafico und Nahuel Molina, die hoch agieren im Angriff und über die auch der Ball häufig in die gegnerische Hälfte getragen wird. Allerdings spielt Argentinien hier, wie viele Teams, mit einer Asymmetrie. Selten sind beide Außenverteidiger in der Höhe zu finden, damit man gegen Konter besser abgesichert ist und nicht nur mit zwei Innenverteidigern in letzter Reihe absichert.

In tiefen defensiven Phasen spielt Argentinien in verschiedenen Formationen, die jeweils auf die Gegner angepasst werden. Hier sind sowohl ein 4-4-2 als auch ein 4-3-2-1 üblich. Allerdings spielt man meist nur zu zehnt gegen den Ball, denn Lionel Messi arbeitet kaum noch gegen den Ball, da er sich auf die offensive Chancenkreierung konzentriert. Mit Julian Alvarez und Lautaro Martinez hat man jedoch zwei Stürmer, die eine extreme Hohe defensive Arbeitsrate haben und diesen Nachteil zumindest in Teilen ausgleichen können.

Fazit:
Seit der Weltmeisterschaft und dem Titelgewinn in Katar hat sich eigentlich wenig verändert bei der Albiceleste. Man spielt nach wie vor den Fußball von vor 1,5 Jahren mit nahezu den selben Spielern. Dies sorgte jedoch auch in der Zeit nach der Weltmeisterschaft für erfolgreiche Zeiten. Auch bei der Copa America wird man mit diesem Ansatz versuchen den Titel zu verteidigen und ist, auch aufgrund der Schwäche Brasiliens der Topfavorit auf den Titel. Das Losglück war hierbei auch auf Seite Argentiniens, denn Uruguay, Brasilien und Kolumbien sind alle in die Gruppen C und D gelost werden, sodass man erst in einem potenziellen Finale auf eine dieser Mannschaften treffen würde.

Rating:
9 / 10

PERU
Die peruanische Nationalmannschaft schaffte es in den vergangenen Turnieren der Copa America immer wieder sehr weit zu kommen, allerdings nie einen großen Erfolg zu erzielen. Als Außenseiter schaffte man es bei vier der letzten fünf Turniere in das Halbfinale, jedoch nur ein Mal in das Finale, welches man 2019 gegen Brasilien verlor. Mittlerweile ist diese Mannschaft jedoch weniger ein Außenseiter im besten Alter, sondern eine Mannschaft, die es nicht schafft, jüngere Spieler hervorzubringen und so selbst zunehmend abbaut.

Aus der vermeidlichen Startelf sind lediglich fünf Spieler unter 30 Jahre alt, eine besorgniserregende Altersstruktur für eine Nationalmannschaft, bestens symbolisiert durch den bekanntesten Spieler der Mannschaft, der mittlerweile 40 Jahre alte Paolo Guerrero.

Der Abfall in der Leistung zeigt sich insbesondere in der WM-Qualifikation, in der Peru nach sechs Spielen auf dem letzten Platz steht mit nur einem selbst geschossenen Tor, welches man im sechsten Spiel beim 1-1 Zuhause gegen Venezuela erzielen konnte. Einen weiteren Punkt holte man am ersten Spieltag mit einem torlosen Unentschieden gegen Paraguay.

Als einzigen Hoffnungsschimmer kann man den neuen Trainer Jorge Fossati anführen, der das Team im Dezember 2023 übernahm. Seitdem ist Peru im Jahr 2024 ungeschlagen bei drei Siegen und einem Remis. Allerdings muss man hierbei anführen, dass die Gegner in diesen Spielen Nicaragua (2-0), Dominikanische Republik (4-1), Paraguay (0-0) und El Salvador (1-0) waren.

Kader:
Pedro Gallese (34, TW, Orlando City), Carlos Caceda (32, TW, FBC Melgar), Diego Romero (22, TW, Universitario de Deportes), Luis Advincula (34, RV, Boca Juniors), Miguel Araujo (29, IV, Portland Timbers), Aldo Corzo (35, RV, Universitario de Deportes), Oliver Sonne (23, RV, Silkeborg IF), Luis Abram (28, IV, Atalanta United), Alexander Callens (32, IV, AEK Athen), Anderson Santamaria (32, IV, Atlas Guadalajara), Carlos Zambrano (34, IV, Club Alianza Lima), Marcos Lopez (24, LV, Feyenoord), Wilder Cartagena (29, DM, Orlando City), Sergio Pena (28, ZM, Malmö FF), Jesus Castillo (23, DM, Gil Vicente), Christian Cueva (32, OM, Vereinslos), Piero Quispe (22, OM, Pumas UNAM), Andre Carrillo (33, OM, Al,Qadsiah FC)), Gianluca Lapadula (34, ST, Cagliari Calcio), Franco Zanelatto (24, RF, Club Alianza Lima), Andy Polo (29, RF, Universitario de Deportes), Edison Flores (30, LF, Universitario de Deportes), Jose Rivera (27, ST, Universitario de Deportes), Joao Grimaldo (21, RF, Club Sporting Cristal), Bryan Reyna (25, LF, CA Belgrano), Paolo Guerrero (40, ST, Universidad Cesar Vallejo)

Coach: Jorge Fossati

Mit diesen generellen Problemen als Nationalmannschaft wird Peru die Gruppenspiele sehr wahrscheinlich in einem 5-3-2 angehen und auch die meisten Zeit der Spiele in genau dieser Formation rund um den eigenen Strafraum stehen und dies Formation sehr defensiv interpretieren. Man wird abwartend spielen und Pressingsequenzen maximal – wenn überhaupt – situativ einbringen.

Mit dem Ball darf man von dieser peruanischen Mannschaft ebenfalls keine Wunderdinge erwarten. Das bisher eine geschossene Tor aus sechs Qualifikationsspielen spricht für sich. Vielmehr wird man versuchen den Gegner bei Gelegenheit auszukontern. Hierbei dürfte man auf drei grundlegende Stilmittel zurückgreifen: gegenläufige Bewegungen der Stürmer und Abstimmungsprobleme in der gegnerischen Verteidigung, Überladungen von Viererketten über die beiden Wingbacks und mindestens einem Mittelfeldspieler neben der Doppelspitze, sowie Diagonalbälle auf den ballfernen Wingback.

Problematisch ist hierbei jedoch, dass es auf den entscheidenden Positionen an Geschwindigkeit fehlt und noch dazu die Wingbacks durch die defensive Herangehensweise selten hochschieben können, sodass man teilweise Schwierigkeiten hat überhaupt in aussichtsreiche Umschaltsituationen zu kommen.

Fazit:
Peru hat es in den vergangenen Jahren nicht geschafft junge und talentierte Spieler hervorzubringen und tritt so mit einer vergleichsweise alten Mannschaft bei der Copa America an. Diese Mannschaft offenbarte in der bisherigen WM-Qualifikation sowohl in der Offensive als auch Defensive riesige Probleme und schaffte es auch zu selten in Umschaltmomente zu kommen, um zumindest hier Gefahr auszustrahlen. Peruanische Spiele werden deswegen Defensivschlachten, bei denen ein Punktgewinn bereits ein großer Erfolg wäre. Die einzige (kleine Hoffnung) ist der neue Nationalcoach, der mit Peru gegen schwache Gegner bisher kein Spiel verloren hat. Allerdings ist die Qualität in dieser Gruppe dann um einiges höher.

Rating:
2 / 10

CHILE
Mit Chile ist der Doppelsieger aus den Jahren 2015 und 2016 dabei und um die Erinnerungen an diese beiden Jahre zu erhalten, tritt man auch mit vier an Spielern an, die bereits im Finale 2016 in der Startelf standen. Problematisch ist dies, da die chilenische Mannschaft zur damaligen Zeit im besten Fußballeralter war, mittlerweile sind Claudio Bravo 41 Jahre, Mauricio Isla 36 Jahre, Alexis Sanchez 35 Jahre und Eduardo Vargas 34 Jahre alt, sind allerdings nach wie vor wichtige Teile in der Startformation.

Besonders problematisch ist dies jedoch, da Chile diese alte Generation nicht durch junge Spieler ergänzen kann, sondern auch hier die Mehrzahl der restlichen Spieler sich dem Ende des besten Fußballeralters stark annähern. Das Durchschnittsalter der vermutlichen Startelf liegt 30,9 Jahre und im gesamten chilenischen Kader ist mit Cesar Perez nur ein Spieler der 23 Jahre oder jünger ist. Auf der anderen Seite sind zwölf der 26 Spieler im Kader 30 Jahre oder älter. Dies sind Zahlen, die eine schwierige nahe Zukunft für den chilenischen Fußball voraussagen, wenn sich die Generation 2015 und 2016 endgültig aus der Nationalmannschaft zurückgezogen hat.

Auch in der WM-Qualifikation läuft es derzeit nicht gut für La Roja. Mit fünf Punkten ist man auf Platz acht, gleichauf mit dem siebten, Paraguay. Lediglich Bolivien und Peru stehen hinter Chile, welches jedoch im Jahr 2024 bisher einige Achtungserfolge erzielen konnte. Im März konnte man gegen Albanien (3-0) gewinnen, bevor man knapp gegen Frankreich (2-3) verlor. Im Juni konnte man dann das letzte Testspiel vor der Copa America mit 3-0 gegen Paraguay gewinnen.

Kader:
Claudio Bravo (41, TW, Real Betis), Gabriel Arias (36, TW, Racing Club), Brayan Cortes (29, TW, Colo Colo),

Guillermo Maripan (30, IV, AS Monaco), Paulo Diaz (29, IV, River Plate), Matias Catalan (31, IV, Talleres de Cordoba), Igor Lichnovsky (30, IV, Club America), Benjamin Kuscevic (28, IV, Fortaleza), Nicolas Fernandez (24, RV, Audax Italiano), Mauricio Isla (36, RV, Independiente), Gabriel Suazo (26, LV, FC Toulouse), Thomas Galdames (25, LV, Godoy Cruz Antonio Tomba),

Erick Pulgar (30, DM, Flamengo), Rodrigo Echeverria (29, DM, Huracan), Esteban Pavez (34, DM, Colo Colo), Marcelino Nunez (24, ZM, Norwich City), Cesar Perez (21, ZM, Union la Calera), Diego Valdez (30, OM, Club America),

Ben Brereton Diaz (25, LF, Sheffield United), Dario Osorio (30, RF, FC Midtjylland), Marcos Bolados (28, RF, Colo Colo), Cristian Zavala (24, RF, Colo Colo), Maximiliano Guerrero (24, RF, Universidad de Chile), Alexis Sanchez (35, ST, Inter Mailand), Victor Davila (26, ST, ZSKA Moskau), Eduardo Vargas (34, ST, Atletico Mineiro),

Coach: Ricardo Gareca

In allen Spielen im bisherigen Kalenderjahr lief Chile in einer 4-2-3-1 Grundformation auf. Aus dieser Formation erfindet man in eigenem Ballbesitz den Fußball nicht neu, vielmehr ziehen wie bei den meisten Teams die Außenverteidiger in die letzte Linie hoch, sodass die Winger einschieben können. Anders als die meisten anderen Teams steht man dann allerdings in einem 2-3-5, da sich kein Mittelfeldspieler zwischen die Innenverteidiger fallen lässt. Da Alexis Sanchez deutlich offensiver agiert, kann man sogar eher von einem 2-2-1-5 sprechen.

Aus dieser Ballbesitzformation heraus hat Alexis Sanchez sehr viele Freiheiten. Man findet ihn im Laufe des Spiels zwischen den beiden defensiven Mittelfeldspielern, zwischen den gegnerischen Linien, auf dem Flügel oder in letzter Linie. Das meiste von dem, was im chilenischen Offensivspiel passiert, wird in irgendeiner Art von Alexis Sanchez initiiert.

Hierbei mag die Mannschaft es besonders gerne selbst den Ball zu haben, um das Spiel selber zu machen, was allerdings nicht sonderlich gut gelingt, konnte man in den sechs WM-Qualifikationsspielen lediglich drei Tore erzielen. In den vergangenen Testspielen hingegen konnte man deutlich mehr Tore erzielen, was eine mögliche Hoffnung für das Turnier sein könnte.

In der Defensive agiert Chile gerne aggressiv gegen den Ball und wendet meist ein Mittelfeldpressing an. Hierbei laufen Alexis Sanchez und Eduardo Vargas aus einem 4-4-1-1 jedoch gelegentlich zu aggressiv an, sodass der Raum hinter den beiden durch den Gegner bespielt werden kann. Auch die Innenverteidiger rücken gerne aus der Viererkette vor, wenn ein Spieler zwischen den Linien den Ball bekommt. Auch diese Tendenz nutzen Mannschaften gerne aus, um den Raum in die Tiefe zu bespielen.

Fazit:
Die chilenische Mannschaft liest sich nach glorreichen Zeiten aus den 2010er Jahren, allerdings ist der Nostalgiefaktor auch das Beste hieran. Die Mannschaft hat kaum Spieler für die nächste Generation und verlässt sich auf Spieler, die mittlerweile kurz vor dem Karriereende stehen. Mit diesen Spielern versucht man jedoch den Ball zu kontrollieren und das Spiel zu gestalten, was jedoch immer seltener gelingt. Dazu agiert man gegen den Ball teilweise zu aggressiv, sodass den Gegner wichtige Räume geöffnet werden. Ein Weiterkommen in der Gruppe ist dennoch, wenn alles richtig läuft, möglich. Mit Peru muss man zunächst ein Team mit einer ähnlich desolaten Altersstruktur schlagen, gegen welches man jedoch favorisiert ist. Anschließend wird es zwar schwierig sich gegen Kanada durchzusetzen, allerdings reicht es hier, wenn man ein brillantes Spiel macht.

Rating:
4 / 10

KANADA
Nachdem sich Kanada zuletzt für die Weltmeisterschaft 2022 qualifizierte und als Gastgeber auch für das Turnier 2026 gesetzt ist, spielt man in kurzer Zeit bei gleich drei großen Turnieren mit, was es in der kanadischen Fußballgeschichte noch nicht gegeben hat. Die bisher einzige WM-Teilnahme war 1986, als man in Mexiko in der Gruppenphase gegen Frankreich, Ungarn und die UdSSR ausschied. Auch für die Copa America 2016 konnte Kanada sich nicht qualifizieren, sodass man erstmals an diesem Turnier teilnimmt.

Dabei liest sich der Kader in den letzten Jahren zunehmend prominenter für europäische Fußballfans, was sich auch in den Ergebnissen widerspiegelt. Schaffte man es in den Jahren 2011, 2013 und 2015 nicht über die Gruppenphase des Gold Cups hinaus, erreichte man 2017, 2019 und 2023 immerhin das Viertelfinale und 2021 sogar das Halbfinale. Dazu sicherte man sich die Teilnahme für die WM-Endrunde 2022, bei der man dann allerdings erneut in der Gruppenphase an Belgien, Kroatien und Marokko scheiterte.

Seit der Weltmeisterschaft konnte Kanada von 14 Länderspielen sechs gewinnen, vier unentschieden gestalten und musste vier Niederlagen hinnehmen. Sicherlich auf den ersten Blick eine brauchbare Bilanz, allerdings befand sich unter den Gegner mit unter anderem Curacao, Guatemala, Honduras und Guadaloupe die gesamte Schönheit der CONCACAF.

Nimmt man lediglich die Spiele gegen größere Gegner stehen drei Niederlagen gegen die USA (0-2), Japan (1-4) und die Niederlande (0-4), sowie zwei Remis gegen die USA (Niederlage im Elfmeterschießen beim Gold Cup) sowie gegen Frankreich (0-0) beim letzten Test vor der Copa America.

In diesen letzten beiden Testspielen wurde Kanada erstmals vom neuen Trainer Jesse Marsch aufs Feld geführt, dessen Stil nahezu konträr zu dem bisherigen Stil des kanadischen Nationalteams ist. Versuchte man in der Vergangenheit häufig den Ball selbst zu kontrollieren und defensiv etwas tiefer und sicherer zu stehen, unterscheidet sich der Ansatz von Jesse Marsch, der selbst in der RB-Schule extrem ist, deutlich. Dennoch verbuchte man beim 0-0 gegen die Franzosen nahezu 50 Prozent Ballbesitz.

Kader:
Maxime Crepeau (30, TW, Portland Timbers), Tom McGill (24, TW, Brighton & Hove), Dayne St. Clair (27, TW, Minnesota United),

Moise Bombito (24, IV, Colorado Rapids), Derek Cornelius (26, IV, Malmö FF), Alphonso Davis (23, LV, Bayern München), Luc de Fougerolles (18, IV, FC Fulham), Kyle Hiebert (26, IV, St. Louis City), Alistair Johnston (25, RV, Celtic FC), Richie Laryea (29, RV, Toronto FC), Kamal Miller (27, IV, Portland Timbers),

Ali Ahmed (23, ZM Vancouver Whitecaps), Mathieu Choiniere (25, ZM, CF Montreal), Stephan Eustaquio (27, ZM, FC Porto), Ismael Kone (22, ZM, FC Watford), Jonathan Osorio (32, ZM, Toronto FC), Samuel Piette (29, DM, CF Montreal), Theo Bair (24, ST, Motherwell), Tajon Buchanan (25, RM, Inter Mailand),

Junior Hoilett (34, LF, Aberdeen FC), Liam Millar (24, LF, Preston North End), Jacob Shaffelburg (24, LF, Nashville SC), Jonathan David (24, ST, OSC Lille), Cyle Larin (29, ST, RCD Mallorca), Tani Oluwaseyi (24, ST, Minnesota United), Jacen Russell-Rowe (21, ST, Columbus Crew),

Coach: Jesse Marsch

Mit diesem kurzfristigen Trainerwechsel in eine komplett neue Philosophie wird Kanada zu einer großen Wundertüte von der man nicht zwingend weiß, wie genau der taktische Ansatz aussieht. Gegen Frankreich spielte man in einer 4-4-2 Grundformation, zuvor probierte man es gegen die Niederlande in einem 5-3-2, für das ich mich in meiner Aufstellung ebenfalls entschieden habe.

Das 5-3-2 ermöglicht es zum einen den besten Spieler des Kaders, Alphonso Davis, offensiver zu nutzen als es in einer Viererkette möglich wäre, zum anderen sichert man den Offensivdrang der beiden Schienenspieler mit drei Innenverteidigern ab und kann trotzdem vorne mit der Doppelspitze aus Cyle Larin und Jonathan David spielen.

Aus der Vergangenheit wäre zu vermuten, dass Kanada probiert Ruhe in das eigene Spiel zu bekommen, insbesondere durch eigene Ballbesitzphasen und immer wieder versucht durch eine Überladung der gegnerischen Abwehr die Tiefe zwischen den Schnittstellen zu bespielen. Hierbei wird die Geschwindigkeit dieser Mannschaft durch die angesprochenen Wingbacks und Jonathan David elementar.

Außerdem hat man mit Cyle Larin einen Strafraumstürmer, den man mit Hereingaben bedienen kann und der als Anspielstation mit dem Rücken zum Tor dienen kann, um Bälle zu verarbeiten und weiterzuleiten.

Allerdings wäre Kanada auch keine typische Jesse Marsch Mannschaft, wenn man nicht wenigstens versucht, situativ in hohe Pressingaktionen hereinzukommen. Hierbei stellt sich dann jedoch die Frage inwieweit solche Muster in zwei Testspielen und einigen wenigen Trainingseinheiten einstudiert werden können und ob dies dann zu Erfolg führen können.

Fazit:
Kanada qualifiziert sich für das zweite große Turnier in Folge und zeigte auf CONCACAF Ebene in der Vergangenheit bereits Fortschritte. Allerdings hat man nach wie vor große Probleme gegen Teams, die deutlich über dem CONCACAF Level agieren. Große Fragezeichen stehen auch hinter dem Stil des Teams, welches vor einem Monat einen neuen Coach bekommen hat, der einen anderen Stil bevorzugt als den bisherigen des Nationalteams. Allein die Gegner Chile und Peru, die beide ebenfalls nicht überzeugen, machen ein Weiterkommen in der Gruppenphase durchaus möglich. Insgesamt scheint man in Kanada jedoch eher auf eine Entwicklung bis zu WM 2026 im eigenen Land zu setzen.

Rating:
5 / 10

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GRUPPE B:

MEXIKO
Mexiko enttäuschte bei den letzten großen Turnieren. Insbesondere bei der Weltmeisterschaft 2022, als man hinter Argentinien und Polen als Dritter bereits nach der Gruppenphase ausgeschieden ist. In der Folge wurde Gerardo Martino als Trainer freigestellt und durch Diego Cocca ersetzt, der wiederum ebenfalls nach sieben Spielen entlassen wurde und durch Jaime Lozano ersetzt wurde.

Doch nicht nur auf der Trainerbank hat sich einiges getan. Mit der Copa America beginnt Mexiko einen Generationswechsel in der Nationalmannschaft. Die wohl bekanntesten Spieler Guillermo Ochoa (38), Hirving Lozano (28) und Raul Jimenez (33) fehlen im Aufgebot, obwohl Sie noch im März (Ochoa und Lozano) bzw. November (Jimenez) für die Nationalmannschaft aufgelaufen sind.

Insbesondere bei Hirving Lozano, der in der abgelaufenen Saison mit der PSV Eindhoven niederländischer Meister wurde und erst 28 Jahre alt ist, überrascht die Nichtberücksichtigung, während Sie bei Raul Jimenez, der eine schwache Saison bei Fulham hatte und Guillermo Ochoa, der an der 40 kratzt, nachvollziehbarer ist.

Zur Kadernominierung sagte der mexikanische Sportdirektor Duilo Davino gegenüber The Athletic:

„Wir sind zwei Jahre von unserer Weltmeisterschaft entfernt. Wir haben unseren Platz gesichert und wir wollen einen Vorteil aus dieser großen Chance ziehen und nicht über die Gegenwart nachdenken, sondern uns dem Weg zur WM 2026 verschreiben.“

Nationaltrainer Jaime Lozano fügte hinzu, dass er eine Vielzahl an Spielern hat und das Wichtigste sei die Weltmeisterschaft 2026 im eigenen Land mit der stärksten Mannschaft zu bestreiten. Vor diesem Hintergrund kommt der mexikanische Kader mit vielen Unbekannten jungen Spielern aus der eigenen Liga daher und wird nur von wenigen Spielern aus Europa, die allerdings Ihre Prime noch vor sich haben, verstärkt.

Kader:
Luis Malagon (27, TW, Club America), Raul Rangel (24, TW, Guadalajara), Julio Gonzales (33, TW, Pumas UNAM)

Cesar Montes (27, IV, Almeria), Victor Guzman (22, IV, Monterrey), Alexis Pena (28, IV, Necaxa), Johan Vasquez (25, IV, FC Genoa), Jesus Orozco (22, IV, Guadalajara), Israel Reyes (24, RV, Club America), Jorge Sanchez (26, RV, FC Porto), Brian Garcia (26, RV, Toluca), Gerardo Arteaga (25, LV, Monterrey), Bryan Gonzales (21, LV, Pachuca),

Edson Alvarez (26, DM, West Ham), Luis Chavez (28, DM, Dinamo Moskau), Carlos Rodriguez (27, DM, Cruz Azul), Luis Romo (29, DM, Monterrey), Orbelin Pineda (28, ZM, AEK Athen), Andres Montano (22, ZM, Mazatlan), Fernando Beltran (26, ZM, Guadalajara), Erick Sanchez (24, OM, Pachuca),

Jordan Carillo (22, LF, Santos Laguna), Marcelo Flores (20, LF, Tigres), Cesar Huerta (23, LF, Pumas UNAM), Roberto Alvarado (25, RF, Guadalajara), Uriel Antuna (26, RF, Cruz Azul), Diego Lainez (24, RF, Tigres), Julian Quinones (27, ST, Club America), Santiago Gimenez (23, ST, Feyenoord), Alexis Veiga (26, ST, Toluca), Guillermo Martinez (29, ST, Pumas UNAM)

Coach: Jaime Lozano

Neben dem besten Spieler des Kaders, Edson Alvarez, wird Luis Chavez auflaufen, sodass Mexiko mit einer sehr defensivdenkenden Doppelsechs in die Spiele gehen wird. Hierbei wird sich jedoch vor allem Alvarez in Ballbesitz immer wieder zwischen die Innenverteidiger fallen lassen, sodass man aus einem 3-1 aufbaut. Hierbei stehen die Innenverteidiger extrem breit, um sich gute Passwinkel zu schaffen um den Ball linienbrechend, vorzugsweise direkt auf Santiago Gimenez zu spielen. In diesen Situationen hat Mexiko einige gute Muster an Laufwegen zwischen den Außenverteidigern und Flügelspielern auf beiden Seiten. Auf Ablagen auf Erick Sanchez werden immer wieder möglich, sodass dieser über eine Steil-Klatsch-Aktion auf die Abwehr zuläuft.

Der sehr direkte Stil der El Tri lässt sich auch auf die Defensive übertragen. Mexiko wird eines der intensivsten Teams gegen den Ball, mit der Tendenz die Gegner mannorientiert sehr hoch zu pressen um so direkte Ballgewinne zu erzielen und mit Umschaltsituationen vor das Tor zu kommen.

Hierbei ist Mexiko jedoch keine eindimensionale Mannschaft, denn man kann auch sehr gut tief verteidigen, vor allem wenn der Gegner besser ist und dazu tendiert den Ball zu kontrollieren. Hier wird vor allem mit den beiden genannten defensivstarken Sechsern das Zentrum geschlossen und Flügelspieler mit dem Außenverteidiger und dem eigenen zurückarbeitenden Flügelspielern gedoppelt. Die Direktheit findet sich in diesen Spielen jedoch auch nach Ballgewinn, wenn Mexiko immer wieder versucht die Tiefe direkt zu attackieren.

Fazit:
El Tri ist mitten im Umbruch und primär in der Vorbereitung für die Weltmeisterschaft 2026 im eigenen Land. Hierzu wird man einen stark verjüngten Kader bei der Copa America sehen, der jedoch den typischen mexikanischen Fußball der vergangenen Jahre spielen wird. Fraglich ist lediglich, wie hoch die individuelle Qualität der fünf Spieler aus der Liga MX ist und wie Luis Chavez als Russland-Legionär ohne Europapokalspiele in Form ist. Dennoch sollte Mexiko die Gruppenphase überstehen können, wenn auch nicht so deutlich, wie man es eigentlich denken würde.

Rating:
6 / 10

ECUADOR
Wer einen potenziellen zukünftigen Underdog bei Weltmeisterschaften schon in diesem Sommer sehen will, sollte diese ecuadorianische Nationalelf bei der Copa America gut im Auge behalten. Die zehn Feldspieler kommen auf einen Altersdurchschnitt von 23,4 Jahren, wobei Carlos Gruezo der älteste Spieler mit 29 Jahren sein wird. Insbesondere die vier besten Individualisten (Hincapie, Pacho, Caicedo und Sarmiento) sind alle erst 22 Jahre alt und stehen bereits bei großen europäischen Vereinen unter Vertrag mit der Chance den großen Durchbruch zeitnah zu schaffen.

Dazu sind auch die Ergebnisse unter dem neuen Trainer Felix Sanchez positiv. In der WM Quaifikation steht Ecuador aktuell auf dem fünften Rang und kassierte in sechs Spielen lediglich eine Niederlage im Spiel gegen Argentinien (0-1). Im Jahr 2024 konnte man von fünf Länderspielen drei gewinnen, allerdings standen in diesen Spielen mit Guatemala (2-0), Bolivien (3-1) und Honduras (2-1) auch nicht die qualitativ besten Gegner auf dem Feld. Diese standen dann mit Argentinien (0-1) und Italien (0-2) bei den beiden Niederlagen auf dem Feld.

Mit diesen Gegnern hat man jedoch auch gegen zwei absolute Topteams gespielt, die legitime Titelkandidaten wären. Von dieser Qualität ist Ecuador zumindest noch entfernt. Die Spiele aus dem Vorjahr gegen Kolumbien (0-0) und Uruguay (2-1) zeigen jedoch, dass man mit den besseren Teams des Kontinents in Einzelspielen bereits mithalten kann.

Kader:
Hernan Galindez (37, TW, Huracan), Alexander Dominguez (37, TW, LDU Quito), Moises Ramirez (23, TW, Independiente del Valle),

Piero Hincapie (22, IV, Bayer Leverkusen), William Pacho (22, IV, Eintracht Frankfurt), Felix Torres (27, IV, Corinthians), Joel Ordonez (20, IV, Club Brügge), Andres Micolta (25, IV, Pachuca), Jackson Porozo (23, IV, Kasimpasa), Layan Loor (23, LV, Universidad Catolica), Jose Hurtado (22, RV, RB Bragantino), Angelo Preciado (26, RV, Sparta Prag),

Carlos Gruezo (29, DM, San Jose Earthquakes), Moises Caicedo (22, DM, Chelsea FC), Joao Ortiz (28, DM, Independiente del Valle), Alan Franco (25, ZM, Atletico Mineiro), Jose Cifuentes (25, ZM, Cruzeiro), Kendry Paez (17, OM, Independiente del Valle), John Yeboah (23, OM, Rako Czestochowa),

Jeremy Sarmiento (22, LF, Brighton & Hove), Janner Corozo (28, LF, Barcelona SC), Angel Mena (36, RF, Club Leon), Alan Minda (21, RF, Cercle Brügge), Enner Valencia (34, ST, Internacional), Kevin Rodriguez (24, ST, Union Saint-Gilloise), Jordy Caicedo (26, ST, Atlas Guadalajara)

Coach: Felix Sanchez Bas

Ecuador wird voraussichtlich im dargestellten 4-2-3-1 in das Turnier gehen und dabei auch mit großer Wahrscheinlichkeit auf die aufgeführten Spieler zurückgreifen. Lediglich hinter Stürmer Kevin Rodriguez steht ein Fragezeichen, da dieser nur reinrückt, wenn Enner Valencia nicht rechtzeitig bei kompletter Fitness ist, wonach es aktuell aussieht.

Im eigenen Ballbesitz agiert Ecuador gerne mit asymmetrischen Außenverteidigern, wobei jedoch keine feste Asymmetrie besteht, sondern sich diese anhand der Spielsituation ergibt. Generell bleibt der Außenverteidiger auf der ballführenden Seite tief, um einen Dreieraufbau zu bilden, während der ballferne Außenverteidiger hochschiebt. So wird die Breite im Spiel sichergestellt und ermöglicht, dass die Mittelfeldspieler, inklusive der Flügelspieler, sich Richtung Ball orientieren um dort, primär i Zentrum, eine Überzahl zu schaffen.

Neben der beschriebenen Überzahl sollen so auch die Außenverteidiger außer Position gezogen werden, da die Kommunikation mit den Sechsern nicht immer einfach ist. Geschieht dies attackiert Ecuador gerne die Tiefe auf dem Flügel.

Prinzipiell ist Ecuador eine ballsichere Mannschaft mit Fokus auf flachem Passspiel. Allerdings hat man hier noch Probleme Chancen aus dem eigenen Ballbesitz zu kreieren, sodass auch bei Ecuador die Umschaltmomente noch eine wichtige Rolle einnehmen.

Hierzu ist es Vorteilhaft, dass Ecuador ein starkes hohes Pressing hat, häufig mit einer Mannorientierung, aus der man häufig Ballgewinne verzeichnen kann. Allerdings ist Ecuador in der Defensive variabel. Wenn man selbst führt oder gegen einen stärkeren Gegner spielt, der ein mannorientiertes Pressing ausspielen kann, steht man auch gerne etwas tiefer und geht in ein Mittelfeldpressing über.

Fazit:
Ecuador hat eine Vielzahl von jungen und interessanten Spielern, die zum Teil bereits bei großen europäischen Vereinen unter Vertrag stehen und noch einiges an Entwicklungspotenzial mitbringen. Da man genau auf diese Spieler setzt und Ihnen den Raum zur Entwicklung gibt ist Ecuador als Gesamtes ebenfalls genau das: eine talentierte Mannschaft, die jedoch nicht immer ihr komplettes Potenzial abrufen kann. Dies macht Ecuador für dieses Turnier zwar interessant, allerdings zu keinem Titelfavoriten. Sollten sich die vorhandenen Spieler – und die weiteren Talente des Landes – jedoch wie erhofft weiterentwickeln, kann Ecuador in Zukunft durchaus um eine Copa America mitspielen.

Rating:
6,5 / 10

VENEZUELA
Die venezolanische Nationalmannschaft geht mit einigen Fragezeichen in die Copa America. Dies liegt jedoch weniger an Fragezeichen zu einzelnen Spielern, Trainern, die erst vor Kurzem übernommen haben oder ähnlichen Szenarien, sondern viel mehr an den bisherigen Spielen der Mannschaft.

Schaut man auf die WM-Qualifikation steht Venezuela aktuell auf dem vierten Rang und damit vor Brasilien oder Ecuador, die in den vorherigen Zeilen einiges an Hoffnungen zugeschrieben bekommen haben. Bei Venezuela muss man jedoch beachten, dass man bisher weder gegen Argentinien noch Uruguay gespielt hat und gegen Kolumbien, als formstärksten Gegner, mit 0-1 verloren hat. Zwar konnte man auch den Brasilianern ein 1-1 abtrotzen, allerdings kam die Mehrzahl der Punkte aus Siegen gegen Paraguay (1-0) und Chile (3-0). In den restlichen Spielen trennte man sich unentschieden von Ecuador (0-0) und Peru (1-1).

Hierbei wird deutlich, dass man aktuell nicht unbedingt die schwersten Aufgaben in der Qualifikation hatte und eine Regression zur Mitte vermutlich nach den Spielen gegen Argentinien und Uruguay stattfinden wird. Gleichzeitig hat Venezuela jedoch auch alles dafür getan, um unter dem Radar zu fliegen, denn, die einzigen Länderspiele im Jahr 2024 hat man im März gegen Italien (1-2) und Guatemala (0-0) absolviert. Als einzige Nation hat man im Juni vor Turnierstart kein einziges offizielles Testspiel absolviert. Die aktuelle Form ist daher ein Rätsel.

Kader:
Rafael Romo (34, TW, Universidad Catolica), Joel Graterol (27, TW, America de Cali), Jose David Contreras (29, TW, Rionegro Aguilas)

Nahuel Ferraresi (25, IV, FC Sao Paulo), Yordan Osorio (30, IV, AC Parma), Wilker Angel (31, IV, Criciuma Esporte Club), Jhon Chancellor (32, IV, Metropolitanos FC), Christian Makoun (24, IV, Anothosis Famagusta), Jon Aramburu (21, RV, Real Sociedad), Alexander Gonzales (31, RV, CS Emelec), Miguel Navarro (25, LV, CA Talleres), Tomas Rincon (36, DM, FC Santos), Yangel Herrera (26, ZM, FC Girona), Christian Casseres (24, ZM, FC Toulouse), Jose Martinez (29, DM, Philadelphia Union), Telasco Segovia (21, ZM Casa Pia), Daniel Pereira (23, ZM, FC Austin), Eduard Bello (28, RF, Mazatlan FC), Kervin Andrade (19, OM, Fortaleza), Jefferson Savarino (27, RF, Botafogo), Darwin Machis (31, LF, FC Cadiz), Yeferson Soteldo (26, LF, Gremio), Matias Lacava (21, LF, FC Vizela), Eric Ramirez (25, ST, Atletico Nacional), Jhonder Cadiz (28, ST, FC Famalicao), Salomon Rondon (34, ST, Pachuca)

Coach: Fernando Batista

Vermutlich wird Venezuela in einer 5-2-2-1 Grundformation in das Turnier starten, um primär die defensive Stabilität zu gewährleisten. In bisher sechs Qualifikationsspielen hat man erst drei Gegentore kassiert, ein Indikator für die defensive Orientierung. Gegen den Ball dürften Marchis und Savarino sich jeweils auf die Höhe der zentralen Mittelfeldspieler fallen lassen, sodass ein kompaktes 5-4-1 entsteht. Aus dieser Formation heraus wird man die Gegner eher tief empfangen und nicht auf Pressingimpulse setzen, sodass der Ballbesitz und die Aufgabe der Spielgestaltung primär an die Gegner übertragen wird.

In der Offensive ist Stürmer Salomon Rondon der wichtigste Faktor. Er ist trotz seines fortgeschrittenen Alters ein guter Wandspieler und hat seine stärken im Strafraum. Man wird daher häufig sehen, wie er lange Bälle festmachen und auf die beiden Flügel- bzw. Halbraumspieler Marchis und Savarino weiterleiten soll.

Diese beiden wird man vermutlich auch gerne in 1 gegen 1 Duelle auf den Flügel schicken, mit der Hoffnung, dass diese hier einen Vorteil für das Team kreieren können. Sollte dies nicht gelingen werden auch Flanken ein Stilmittel Venezuelas, da Rondon durchaus Qualitäten im Kopfballspiel hat.

Fazit:
Venezuela bringt einige Fragezeichen mit in das Turnier, die man, zumindest nicht für die Öffentlichkeit, vor dem Turnier beantworten wollte. Zwar spielt man aktuell eine gute Rolle in der WM-Qualifikation, allerdings kam hier der Spielplan dem Team zugute. Die Mannschaft wird es sehr schwer haben mit offensiven Akzenten, insbesondere da der Fokus deutlich auf die Defensive gelegt wird. Allerdings schafft man es im kompakten 5-4-1 auch favorisierte Teams vor große Probleme zu stellen. Mit Mexiko und Ecuador wird man zwei favorisierte Gegner um den zweiten Platz haben, die jedoch auch Probleme im Kreieren von Chancen haben. Venezuela hat realistische Chancen einen der beiden aus dem Turnier zu schicken, wenn diese es nicht schaffen den venezolanischen Block erfolgreich zu bespielen.

Rating:
5 / 10

JAMAIKA
Der einzige Teilnehmer der Karibik bei der Copa America hat bereits im Vorhinein für eine gewisse Unruhe gesorgt. In der offiziellen Kaderverkündung des Verbands war Leon Bailey, als vermutlich bester Spieler des Landes enthalten, er ließ jedoch kurze Zeit später über seinen Vater mitteilen, dass er für das Turnier nicht zur Verfügung stehen würde. Grund hierfür sind eine Unzufriedenheit über eine Verbandsstrafe, die es zu Beginn des Jahres gab, woraufhin er sich aus der Nationalmannschaft zurückzog. Auch die Teilnahme des zweitbesten Spielers, Michail Antonio, war aufgrund eines Rücktritts bis kurz vor Turnierbeginn nicht klar. Letzterer ist jedoch Teil des Kaders geworden.

Außerhalb der CONCACAF konnte Jamaika bisher sportlich für weniger Furore sorgen. Die letzte Teilnahme an einer Weltmeisterschaft datiert aus dem Jahr 1998. Auch bei den Teilnahmen an den Copa Americas in 2015 und 2016 hat man wenig positive Erinnerung. Bei allen drei Turnieren schied man in der Vorrunde aus.

Kader:
Shaquan Davis (23, TW, Mount Pleasant), Andre Blake (33, TW, Philadelphia Union), Coniah Boyce-Clarke (21, TW, FC Reading), Jahmali Waite (25, TW, El Paso Locomotive),

Di’Shon Bernard (23, IV, Sheffield Wednesday), Damion Lowe (31, IV, Philadelphia Union), Michael Hector (31, IV, Charlton Athletic), Richard King (22, IV, Cavalier FC), Joel Latibeaudiere (24, IV, Coventry City), Wesley Harding (27, IV, FC Millwall), Ethan Pinnock (31, IV, FC Brentford), Jon Bell (26, IV, Seattle Sounders), Dexter Lembikisa (20, RV, Wolverhampton Wanderers), Greg Leigh (29, LV, Oxford), Amari’I Bell (30, LV, Luton Town),

Kevon Lambert (27, DM, San Antonio FC), Karoy Anderson (19, ZM, Charlton Atheltic), Kasey Palmer (27, OM, Coventry City),

Kaheim Dixon (19, RF, Arnett Gardens), Leon Bailey (26, RF, Aston Villa), Bobby Reid (31, RF, FC Fulham), Alex Marshall (26, RF, Portmore), Renaldo Cephas (24, LF, Ankaragücü), Demarai Gray (27, LF, Al-Ettifaq), Shamar Nicholson (27, ST, Clermont Foot), Michail Antonio (34, ST, West Ham),

Coach: Heimir Hallgrimsson

Grundsätzlich ist Jamaika in einem 5-2-3 zu erwarten, jedoch ist nicht klar in welcher personellen Konstellation. In den letzten beiden Testspielen vor der Copa America wurden lediglich Waite, Bernard, Leigh und Decodorva-Reid doppelt eingesetzt. Auf den übrigen Positionen wurde rotiert, sodass hier kein Spieler als gesetzt gesehen werden kann. Demarai Gray absolvierte hierbei keine Minute, allerdings vermute ich ihn dennoch in der Startelf, da er einer jungen Mannschaft Erfahrungen mitbringen würde und gemeinsam mit Michail Antonio zur ersten Generation der jamaikanischen Fußballer gehört, die in England geboren wurden, allerdings vom jamaikanischen Verband rekrutiert wurden.

Aus spielerischer und taktischer Sicht erwarte ich nicht viel von den Reggae Boyz. Vielmehr wird man aus dem 5-2-3 in ein defensives 5-4-1 fallen und hauptsächlich damit beschäftigt sein das eigene Tor zu verteidigen. Sollte man Gefahr ausstrahlen, wird dies vermutlich primär über Umschaltmomente und die schnellen Außenspieler gelingen. Hier wäre Leon Bailey ein extrem wichtiger Faktor gewesen, aber an Schnelligkeit mangelt es auch ohne ihn nicht.

Fazit:
Mit einem Kader, der sich hauptsächlich aus den unteren englischen Ligen zusammensetzt, wird Jamaika als großer Außenseiter in allen Spielen einen defensivorientierten Ansatz wählen. Hierbei kann man durchaus gefährlich werden, wenn man die sich bietenden Umschaltmomente gut nutzen kann und die Spitzen in die Tiefe bekommt. Allerdings trifft man mit Ecuador, Mexiko und Venezuela auf drei Mannschaft die qualitativ so deutlich überlegen sind, dass sogar ein Punktgewinn ein riesiger Erfolg wäre, insbesondere ohne den besten Spieler des Landes.

Rating:
1 / 10

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GRUPPE C:

USA
Fußball in den Vereinigten Staaten ist seit Jahren ein Versprechen, welches jedoch bisher nicht sichtbar eingelöst wurde. Allerdings ist in den vergangenen Jahren durchaus ein Anstieg in der Popularität zu verzeichnen gewesen, vermutlich angetrieben durch die Wechsel diverser Altstars in die Major League Soccer. Mit der steigenden Popularität verzeichnen die USA seit Jahren eine immer größer werdende Zahl an Spielern und Talenten in europäischen Vereinen.

Mit der Copa America und einer Weltmeisterschaft 2026 im eigenen Land erhofft man sich von dieser Mannschaft einiges, vermutlich jedoch primär einen Hype um den Fußball zu entfachen. Hierzu muss man jedoch bei einem Turnier das nötige Glück haben, um einen tiefen Run zu haben, denn die USA sind mittlerweile Dauergast bei den Weltmeisterschaften. Seit 2010 qualifizierte man sich für drei von vier Endrunden, lediglich 2018 in Russland waren die USA nicht qualifiziert. Hierbei überstand man auch immer die Gruppenphase, scheiterte dann jedoch direkt im Achtelfinale. Zuletzt unterlag man 2022 in Katar den Niederländern mit 1-3.

Der Kader ist dabei eine bunte Mischung auf Routiniers und vielversprechenden Talenten, die in Europa ihr Geld verdienen, von denen jedoch keiner den absoluten Durchbruch in die Weltspitze schaffte, sodass man ein eher ausgeglichenes Team ist, bei dem Christian Pulisic dann jedoch deutlich heraussticht. Mit Sergino Dest (23, PSV Eindhoven) hat sich der anvisierte Rechtsverteidiger und eines der vielversprechendsten Talente im April am Knie verletzt und verpasst die Copa America.

Trainiert wird die US-Mannschaft seit 2018 von Gregg Berhalter. Was zunächst nach zufriedenstellender Kontinuität aussieht, ist jedoch eher eine Notlösung gewesen. Nach dem Auslaufen von Berhalters Kontrakt suchte der US-Verband Anfang 2023 einen neuen Coach und wollte hier unter anderem Zinedine Zidane rekrutieren, welcher jedoch mangels Interesses absagte. Auch eine externe Sportagentur konnte keinen zufriedenstellenden Kandidaten finden. Das man einen anderen Coach suchte, lag vermutlich primär auch daran, dass der Verband in der selben Zeit verkündete eine Kanzlei beauftragt zu haben um einen Vorwurf wegen häuslicher Gewalt gegen Berhalter aus dem Jahr 1991 zu untersuchen, den die Mutter von Gio Reyna dem Verband steckte, nachdem der Sohn bei der WM 2022 ihrer Ansicht nach zu wenig Spielzeit erhielt.

Kader:
Matt Turner (29, TW, Nottingham Forest), Sean Johnson (35, TW, Toronto FC), Ethan Horvath (29, TW, Cardiff City)

Chris Richards (24, IV, Crystal Palace), Mark McKenzie (25, IV, KRC Genk), Miles Robinson (27, IV, FC Cincinnati), Cameron Carter-Vickers (26, IV, Celtic), Tim Ream (36, IV, FC Fulham), Joe Scally (21, RV, Borussia Mönchengladbach), Shaq Moore (27, RV, Nashville SC), Antonee Robinson (26, LV, FC Fulham), Kristoffer Lund (22, LV, Palermo FC)

Johnny Cardoso (22, DM, Real Betis), Tyler Adams (25, ZM, AFC Bournemouth) Weston McKennie (25, ZM, Juventus), Yunus Musah (21, ZM, AC Mailand), Luca de la Torre (26, ZM, Celta Vigo), Giovanni Reyna (21, ZOM, Nottingham), Malik Tillman (22, ZOM, PSV Eindhoven), Brenden Aaronson (23, OM, FC Union)

Christian Pulisic (25, LF, AC Mailand), Folarin Balogun (22, ST, AS Monaco), Ricardo Pepi (21, ST, PSV Eindhoven), Timothy Weah (24, ST, Juventus), Josh Sargent (24, ST, Norwich City), Haji Wright (26, ST, Coventry City)

Coach: Gregg Berhalter


Berhalter lässt seine Mannschaft am liebsten in einer 4-2-3-1 Grundformation auflaufen mit einem offensiven Mittelfeldspieler vor Weston McKennie und Tyler Adams. Hier ist die Wahl in der Vergangenheit häufig auf Gio Reyna gefallen. Dieser durfte auch in beiden Testspielen vor der Copa (1-1 gegen Brasilien und 1-5 gegen Kolumbien) starten, hat jedoch eine enttäuschende Saison hinter sich und konnte sich auch bei Nottingham Forest während seiner Leihe nicht durchsetzen. Deshalb erscheint es auch nicht unmöglich, dass Berhalter in einem 4-3-3 spielen lässt und Yunus Musah vom AC Mailand starten lässt. Malik Tillman wurde lediglich bei der deutlichen Niederlage gegen Kolumbien für 30 Minuten eingewechselt und dürfte damit zunächst kein Kandidat für die Startelf sein, trotz seiner sehr guten Saison bei der PSV Eindhoven.

Mit dieser Mannschaft verfolgt Gregg Berhalter primär einen Fußball mit Ballbesitzorientierung. Hierbei fokussiert man sich in der Ballprogression auf das Zentrum. Bereits im Aufbau schieben die Außenverteidiger daher sehr hoch und die Innenverteidiger stehen breit, sodass der Torwart in das Aufbauspiel involviert wird. Zentral sind die drei Mittelfeldspieler, welche relativ tief stehen, um eine zentrale Überzahl zu kreieren und den Ball zu treiben, oder um den Gegner hoch zu binden und die Tiefe zu bespielen, die dann von den Außenverteidigern, Flügelspielern und dem Angreifer angelaufen wird.

Kommen die USA in eine hohe Ballbesitzphase lässt sich einer der Mittelfeldspieler immer wieder auf Höhe der IV fallen um eine Art 3-2-5 zu kreieren. Hierbei sind die USA jedoch nicht statisch, sondern viel mehr hat man gute Laufwege und Prinzipien, um das Mittelfeld aus der Fünferreihe immer wieder aufzufüllen, sodass quasi in allen Spielphasen ein Dreieck im Mittelfeld steht.

Defensiv verteidigen die USA primär in einem 4-2-3-1, gelegentlich in einem 4-3-3. Hierbei ist meist der Aufbau des Gegners entscheidend, da die oberste Maxime in der Defensive ist, den Gegner auf die Außen zu treiben, um dort zu pressen. Spielt der Gegner den Ball dann auf die Außen – oder direkt in die Tiefe – sind die USA gut darin dort den Gegner zu attackieren und den Ball für Kontersituationen zu gewinnen.

Auch in tiefen Situationen gelten die beschriebenen Prinzipien. Die Viererkette steht, wenn möglich sehr eng in Zentrum mit zwei Mittelfeldspieler davor, um die Räume zwischen den Ketten zu schließen. Aufgrund dessen sind die Flügelspieler von großer Bedeutung für die Defensive, da Sie im Idealfall die Außen des Gegners übernehmen, sodass der jeweilige Außenverteidiger zentraler im Halbraum stehen kann.

Fazit:
Die USA haben in den vergangenen Jahren eine große Entwicklung genommen und stellen immer mehr Spieler in den europäischen Ligen. Hierbei ist man jedoch noch in der Anfangsstufe der Entwicklung und viele der Spieler sind noch in einem jungen Alter. Die Copa America und Weltmeisterschaft im eigenen Land könnten dem Fußball in den USA nachhaltig beeinflussen. Der aktuelle Kader hat eine Vielzahl dieser interessanten jungen Spieler jedoch vor allem im zentralen Mittelfeld. Aufgrund dessen spielen die USA sehr zentrumsorientiert, verfügen jedoch insbesondere mit Christian Pulisic, dem besten Spieler des Kaders, auch über Qualität über den Flügel, wenn dieser nicht ebenfalls in den Halbraum zieht. Hinter Uruguay wäre alles andere als ein Weiterkommen gegen Panama und Bolivien eine große Überraschung, vor allem mit dem Heimvorteil.

Rating:
6 / 10

URUGUAY
Uruguay ist gemeinsam mit Argentinien der Rekordsieger der Copa America mit je 15 Titeln und steht am Ende einer „Goldenen Generation“, von der nur noch Stürmer Luis Suarez als Ersatzspieler im Kader steht. Allerdings konnte die Ära rund um jenen Luis Suarez und Diego Forlan selten die hohen Erwartungen erfüllen. Nachdem man bei der Weltmeisterschaft 2010 erst im Halbfinale scheiterte und 2011 die Copa America gewinnen konnte, blieben die Erfolge aus und man kam in keinem Turnier über das Viertelfinale hinaus.

Nach der enttäuschenden Weltmeisterschaft in Katar übernahm der Argentinier Marcelo Bielsa im Mai 2023 als Nationaltrainer und leitete den Umbruch in eine neue Generation mit jungen und interessanten Talenten ein. Dieses verjüngte Team steht nach sechs Spielen auf dem zweiten Platz in der südamerikanischen WM-Qualifikation. Mit vier Siegen und je einem Remis und einer Niederlage steht man lediglich hinter Argentinien.

Kader:
Sergio Rochet (31, TW, Internacional), Santiago Mele (26, TW, Junior FC), Franco Israel (24, TW, Sporting CP)

Ronald Araujo (25, IV, FC Barcelona), Jose Maria Gimenez (29, IV, Atletico de Madrid ), Sebastian Caceres (24, IV, Club America), Nicolas Marichal (23, IV, Dinamo Moskau), Mathias Olivera (26, LV, SSC Neapel), Lucas Olaza (29, LV, FK Krasnodar), Matias Vina (26, LV, Flamengo), Guillermo Varela (31, RV, Flamengo)

Manuel Ugarte (23, DM, Paris SG), Emiliano Martinez (24, DM, FC Midtjylland), Nahitan Nandez (28, ZM, Cagliari Calcio), Rodrigo Bentancur (26, ZM, Tottenham), Fede Valverde (25, ZM, Real Madrid), Nicolas de la Cruz (27, ZM, Flamengo ), Giogran de Arrascaeta (30, ZOM, Flamengo)

Augustin Canobbio (25, RF, Atletico Paranaense), Facundo Pellistri (22, RF, FC Granada), Brian Rodriguez (24, LF, Club America), Brian Ocampo (24, LF, FC Cadiz), Maximiliano Araujo (24, LF, Deportivo Toluca), Cristian Olivera (22, LF, Los Angeles FC), Darwin Nunez (24, ST, FC Liverpool), Luis Suarez (37, ST, Inter Miami)

Coach: Marcelo Bielsa


Bielsa stellt seine Mannschaft meistens in einem 4-3-3 auf. Ronald Araujo spielt hierbei als Rechtsverteidiger, da es im Kader an Alternativen für diese Position fehlt. Eine mögliche Änderung könnte sich im Mittelfeld ergeben, wo Rodrigo Bentancur die letzten beiden Testspiele vor der Copa absolvierte. Er könnte sowohl für Nicolas de la Cruz als auch für Facundo Pellistri reinrotieren, sodass Federico Valverde auf dem rechten Flügel agieren würde.

Primär versucht Bielsas Uruguay aus einem ruhigen Spielaufbau durch das Zentrum und die Halbräume vor das gegnerische Tor zu gelangen. Hierzu ist es wichtig, dass die Mannschaft im Aufbau eng steht um entsprechende Passoptionen zu kreieren und eine Überzahl gegen die anlaufenden Gegenspieler zu schaffen. Aus dem Zentrum versucht man dann gerne die Tiefe im Halbraum zu bespielen, welche von den einrückenden Flügelspielern, tieflaufenden Außenverteidigern oder einem der zentralen Mittelfeldspieler angelaufen wird.

Grundsätzlich versucht Uruguay durch gute Positionierungen und Laufwege direkt in die Tiefe zu gelangen. Ein weiteres Mittel hierzu ist es in der gegnerischen Hälfte mit maximaler breite die Abwehr auseinanderzuziehen und die Schnittstellen anzulaufen und das Zentrum direkt zu überspielen.

Mit diesem direkten offensiven Ansatz nutzt man die Stärken der vorhandenen Spieler aus und wurde in der WM-Qualifikation extrem torgefährlich. Mit 13 Treffern hat man mit Abstand die meisten Treffer erzielt (Platz 2: Argentinien, 8 Tore). Gegen den Ball hat man diese Statistik jedoch nicht auf seiner Seite. Mit fünf Gegentreffern hat man die meisten aus den Top Fünf in der Qualifikation zugelassen.

Dabei agiert man gegen den Ball wie man es von einer Marcelo Bielsa Mannschaft erwartet: mit einem extrem aggressiven Pressing, um hohe Ballgewinne zu forcieren. Hierzu halbiert Darwin Nunez in der Regel das Feld, sodass man den Gegner auf eine Seite zwingt und dort versucht den Ball zu gewinnen. Hierbei fehlt es gelegentlich an der Restabsicherung, was zu Chancen führt. Insbesondere bei gegenläufigen Bewegungen hat die Defensive Abstimmungsprobleme, die von den Gegnern bespielt werden können.

Fazit:
Uruguay ist nach dem Umbruch eine junge Mannschaft, die einen intensiven, direkten und attraktiven Fußball spielt. Offensiv wird man immer Chancen kreieren, defensiv jedoch auch immer welche zulassen. In der Gruppe mit den USA, Panama und Bolivien ist ein Weiterkommen ein Muss. Danach wird man in der Mehrzahl der Spiele ebenfalls favorisiert sein, gilt man aktuell wohl als zweitstärkste Mannschaft Südamerikas und kann sich berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen.

Rating:
8 / 10

PANAMA
Die möglichste Erinnerung an eine panamaische Nationalmannschaft dürfte aus der Teilnahme an der WM Endrunde 2018 in Russland stammen, als Panama in der Gruppenphase mit drei Niederlagen gegen Belgien (0-3), England (1-6) und Tunesien (1-2) ausschied.

Auf kontinentaler Ebene konnte man jedoch auch im Anschluss immer wieder Erfolge feiern. Für die Gold Cups qualifizierte man sich regelmäßig und konnte 2017 und 2019 das Viertelfinale erreichen. 2021 schied man zwar in der Gruppenphase aus, allerdings konnte man im vergangenen Jahr das Finale des Gold Cups erreichen und verlor dort erst mit 0-1 gegen Mexiko. Zuvor konnte man im Halbfinale im Elfmeterschießen die USA besiegen.

Nach 2016, als man in der Gruppenphase nach deutlichen Niederlagen gegen Argentinien (0-5) und Chile (2-4), trotz eines Sieges gegen Bolivien (2-1) ausschied, nimmt Panama nun zum zweiten Mal in der Verbandsgeschichte an einer Copa America teil.

Kader:
Luis Mejia (33, TW, Nacional Montevideo), Orlando Mosquera (29, TW, Maccabi Tel Aviv), Cesar Samudio (30, TW, CD Marathon),

Eduardo Anderson (23, IV, Deportivo Saprissa), Jose Cordoba (23, IV, Levski Sofia), Edgardo Farina (22, IV, CSD Municipal), Roderick Miller (32, IV, Turan-Tovuz IK), Ivan Anderson (26, RV, Fortaleza CEIF), Amir Murillo (28, RV, Olympique Marseille), Cesar Blackman (26, RV, Slovan Bratislava), Eric Davis (33, LV, FC Kosice), Omar Valencia (20, LV, NY Red Bulls II),

Carlos Harvey (24, DM, Minnesota United), Anibal Godoy (34, DM, Nashville SC), Jovani Welch (24, DM, Academico Viseu), Cristian Martinez (27, DM, Al-Jandal SC), Adalberto Carrasquilla (25, ZM, Houston Dynamo), Abdiel Ayarza (31, ZM, Club Cienciano),

Jose Luis Rodriguez “Puma” (25, LF, Famalicao), Freddy Gondola (28, LF, Maccabi Bnei Reineh), Kahiser Lenis (22, LF, Jaguares de Cordoba), Ismael Diaz (27, LF, Universidad Catolica), Cesar Yanis (28, RF, AD San Carlos), Yoel Barcenas (30, RF, Mazatlan FC), Eduardo Guerrero (24, ST, Zorya Lugansk), Jose Fajardo (30, ST, Universidad Catolica)

Coach: Thomas Christiansen

Panama agiert gerne aus einer 5-2-3 Grundformation, die man im eigenen Ballbesitz gerne nutzt um die Wingbacks hochzuziehen und so im Zentrum Überzahlen zu schaffen. Dies kommt der Spielweise entgegen, denn Panama spielt gerne mit viel Ballbesitz und versucht über flache kurze Pässe und viel Bewegung Lücken in der gegnerischen Defensive zu finden und auf diese Art Chancen zu kreieren.

Dieser Ansatz funktioniert innerhalb der CONCACAF auch sehr gut, allerdings stößt man mit diesem Ansatz an Grenzen, wenn man gegen Gegner oberhalb des CONCACAF Niveaus spielt. Denn dieses Passspiel ist nicht mit der Schnelligkeit des Spiels vergleichbar, welches viele Spieler innerhalb der Copa America – und gerade bei den Gruppengegner Uruguay und USA – aus den regulären Spielbetrieb kennen.

Dennoch probierte Panama es in den diesjährigen Testspielen gegen Mexiko und Paraguay auf diese Art und konnte in beiden Spielen jeweils knapp 60 Prozent Ballbesitz verzeichnen. Allerdings schaffte man es in diesen Spielen nicht in die gewünschten Räume zu kommen, sodass man sowohl gegen Mexiko (0-3) als auch gegen Paraguay (0-1) verlor.

Fazit:
Interessant zu sehen sein wird, ob Panama erneut wie in den Testspielen gegen Mexiko und Paraguay den eigenen Ansatz den Ballbesitzfußballs verfolgt, oder ob man pragmatischer an das Turnier herangeht und versucht in einem 5-4-1 sicher zu stehen, um bei Gelegenheit Ballbesitzphasen und Umschaltsituationen einzubringen. Denn wenn man in einem der ersten beiden Spiele gegen die USA oder Uruguay etwas Zählbares mitnehmen kann, könnte im Gruppenspiel gegen Bolivien, wo man ein ausgeglichenes Spiel, eventuell mit Vorteilen für Panama, erwarten kann, sogar noch ein Weiterkommen möglich sein.

Rating:
2 / 10

BOLIVIEN
Schaut man sich die Tabelle zur WM-Qualifikation in Südamerika an fällt schnell auf, dass Bolivien, gemeinsam mit Peru die beiden Teams sind, die vom Rest des Feldes etwas abfallen. Zwar steht Bolivien mit einem Punkt vor Peru auf dem vorletzten Platz, allerdings spricht das schlechteste Torverhältnis (4:14) und die mit Abstand meisten Gegentore für sich.

Zuletzt versuchte Bolivien durch einen Trainerwechsel einen neuen Impuls zu setzen. Seit der Übernahme von Antonio Carlos Zago bestritt Bolivien sieben Länderspiele, von denen man zwei gewinnen konnte und fünf Niederlagen hinnehmen musste. Hierbei ist auffällig, dass alle Auswärtsspiele (Uruguay 0-1, Algerien 2-3, Mexiko 0-1, Ecuador 1-3, Kolumbien 0-3) verloren wurden und beide Siege in Heimspielen (Peru 2-0 und Andorra 1-0) erzielt wurden.

Dies liegt am vermutlich größten Heimvorteil in der Welt des Sports, denn die Hauptstadt La Paz ist mit einer Höhe von 3.200 bis 4.100 Meter über dem Meeresspiegel die am höchsten gelegene Hauptstadt der Welt. Da eine Akklimatisierung der Gegner in der kurzen Zeit des Fußballkalenders nicht möglich ist, haben die Heimteams hier häufig einen Vorteil, der selbst in der Copa Libertadores oder Copa Sudamericana für Überraschungen sorgte.

Darüber hinaus beendete mit Marcelo Moreno der Rekordtorschütze des Landes im April seine Karriere und wird auch nicht an der Copa America als Abschiedsturnier teilnehmen. Stattdessen schickt Bolivien einen sehr jungen Kader in das Turnier, mit der Hoffnung, dem ein oder anderen Spieler für die Zukunft Erfahrungen mit auf den Weg zu geben.

Kader:
Guillermo Viscarra (31, TW, The Strongest), Carlos Lampe (37, TW, Bolivar), Gustavo Almada (30, TW, Universitario de Vinto),

Marcelo Suarez (22, IV, Always Ready), Jose Sagredo (30, IV, Bolivar), Adrian Jusino (31, IV, The Strongest), Luis Haquin (26, IV, Ponte Preta), Daniel Medina (22, RV, Always Ready), Hector Cuellar (23, RV, Always Ready), Yomar Rocha (20, RV, Bolivar), Jesus Sagredo (30, RV, Bolivar), Roberto Fernandez (24, LV, Baltika Kalinigrad),

Boris Cespedes (29, DM, Yverdon), Gabriel Villamil (22, ZM, LDU Quito), Leonel Justiniano (31, ZM, Bolivar), Fernando Saucedo (34, ZM, Bolivar), Robson (22, ZM, Always Ready), Ramiro Vaca (24, OM, Bolivar), Lucas Chavez (21, OM, Bolivar), Adalid Terrazas (23, OM, Always Ready), Miguel “Miguelito” Terceros (20, OM, FC Santos B),

Rodrigo Ramallo (33, LF, The Strongest), Jaume Cuellar (22, RF, Barcelona Atletic), Cesar Menacho (24, RF, Blooming Santa Cruz), Carmelo Algaranaz (28, ST, Bolivar), Bruno Miranda (26, ST, The Strongest)

Coach: Antonio Carlos Zago

Hierbei steht hinter vielen Personalien ein Fragezeichen, denn Antonio Carlos Zagos wechselte in den letzten Spielen vor der Qualifikation sowohl die Formationen als auch die Spieler durch. In den zwei Testspielen kamen lediglich vier Spieler doppelt zum Einsatz, sodass insg. sieben Plätze als offen zu sehen sind mit direkten Konkurrenten, die sich abwechselten.

Allein aufgrund der Mannschaftsstärke und der aktuellen Bilanz dürfte Boliviens Ansatz für die Copa America deutlich sein: Im 5-3-2 tief stehen, die Räume im Zentrum dicht machen und hierbei auf Umschaltsituationen hoffen. Pressing, insbesondere hoch auf dem Feld, werden vermutlich weniger genutzt, vielmehr dürfte, alle Spiele mit einem Ballbesitz von 70 zu 30 für den Gegner verlaufen, bei der es darum gehen wird, ob der Gegner den tiefen Block erfolgreich bespielen kann.

In Umschaltsituationen und eigenen Ballbesitzphasen werden die Wingbacks hochschieben und die Breite besetzen, sodass lediglich die drei Innenverteidiger mit einem defensivorientierten Mittelfeldspieler absichern. Die beiden anderen zentralen Mittelfeldspieler dürften sich dann zwischen den Linien des Gegners positionieren, um in diesem Raum angespielt zu werden, oder bei Gelegenheit Tiefenläufe einzubringen.

Fazit:
Insgesamt ist Bolivien eine der schwächsten Mannschaften der Copa America und wird vermutlich die schwächste Defensive des Turniers stellen. Auf Grund dessen wird man sich auf absoluten Außenseiterfußball einstellen und sich auf die eigene Defensive in einem 5-3-2 fokussieren. Ballbesitzphasen werden selten zu sehen sein, denn wenn man den Ball gewinnt wird die größte Hoffnung im schnellen Umschalten liegen.

Rating:
1,5 / 10

3 „Gefällt mir“

GRUPPE D:

Brasilien
Kein Land steht mehr für schönen Fußball und starke Individualisten als Brasilien. Doch die wohl erfolgreichste Fußballnation der Vergangenheit kann diese Individualisten immer seltener in einem Team zusammenbringen und rennt damit den Erfolgen der Vergangenheit bei großen Turnieren immer sehnsüchtiger nach. Der letzte Weltmeistertitel datiert aus dem Jahr 2002 und von acht Aufgaben der Copa America im 21. Jahrhundert konnte die Selecao „nur“ drei gewinnen.

Blickt man auf die aktuelle Mannschaft ist Vinicius Jr. der beste Spieler und dahinter kann man mit Marquinhos, Raphinha, und Rodrygo gleich mehrere Namen für den zweiten Platz anbringen. Die Namen die in diesem Zuge genannt werden zeigen auch, dass die Zeiten der elf Superstars lange vorbei sind. Rein von den Namen her gab es selten brasilianische Nationalmannschaften die weniger klangvoll waren.

Dies muss jedoch nicht zwingend schlecht sein, da es durchaus vorzuziehen ist, wenn eine Mannschaft größer als die Summe der elf Einzelteile ist. Allerdings ist auch dies in der Selecao selten zu sehen. Dies drückt sich auch in der aktuellen WM-Qualifikation aus. Nach anfänglichen Siegen gegen Bolivien (5-1) und in Peru (1-0) folgten ein Remis gegen Venezuela (1-1), Niederlagen in Uruguay (0-2) und Kolumbien (1-2), sowie zuhause gegen Argentinien (0-1). Damit steht Brasilien nach sechs Qualifikationsspielen auf dem sechsten Platz.

Allerdings fanden alle Qualifikationsspiele unter Fernando Diniz statt, der Anfang Januar entlassen wurde. Nachdem er als große Hoffnung aufgrund seines konträren Ansatzes zum europäischen Positionsspiel und den damit einhergegangen Erfolgen mit Flamengo gestartet war. Unter dem neuen Trainer, Dorival Junior, absolvierte die Selecao bisher vier Spiele. Im März konnte man in England (1-0) gewinnen und ein Remis in Spanien (3-3) holen. Bei den Testspielen vor der Copa gegen Mexiko und die USA konnte man erneut einen Sieg sowie ein Remis holen, allerdings gegen schwächere Konkurrenz.

In beiden Spielen probierte Dorival Junior jedoch verschiedene Spieler aus, was man positiv sehen kann, wenn hieraus richtige Schlussfolgerungen gezogen werden, allerdings aus meiner Sicht primärnegativ für die anstehende Copa ist, da sich in Turnieren häufig zeigt, dass Nationalteams erfolgreich sind, die eingespielt sind und / oder einen starken Block aus wenigen Vereinen haben. Brasilien hat in der aktuellen Konstellation beides nicht.

Kader:
Alisson Becker (31, TW, FC Liverpool), Bento (25, TW, Athletico Paranaense), Rafael (34, TW, FC Sao Paulo),

Danilo (32, RV, Juventus), Yan Couto (22, RV, FC Girona), Guilherme Arana (27, LV, Atletico Mineiro), Wendell (LV, FC Porto), Beraldo (20, IV, Paris SG), Eder Militao (26, IV, Real Madrid), Gabriel Magalhaes (26, IV, FC Arsenal), Marquinhos (30, IV, Paris SG), Bremer (27, IV, Juventus),

Andreas Pereira (28, ZM, FC Fulham), Bruno Guimaraes (26, ZM, Newcastle United), Douglas Luiz (26, DM, Aston Villa), Joao Gomes (23, ZM, Wolverhampton Wanderers), Lucas Paqueta (26, ZM, West Ham), Ederson (24, ZM, Atalanta Bergamo),

Vinicius Jr. (23, LF, Real Madrid), Gabriel Martinelli (23, LF, FC Arsenal), Raphinha (27, RF, FC Barcelona) , Rodrygo (23, RF, Real Madrid) , Savinho (20, RF, FC Girona), Pepe (27, RF, FC Porto), Endrick (17, ST, Palmeiras), Evanilson (24, ST, FC Porto)

Coach: Dorival Junior

Möglich zu der dargestellten Aufstellung könnte auch ein Einsatz von Eder Militao in der Innenverteidigung sein, allerdings ist dies eher unwahrscheinlich, da dieser gerade erst nach einer Verletzung zurückgekehrt ist. Ebenso könnte Yan Couto nach einer starken Saison für den FC Girona als Rechtsverteidiger anstelle von Danilo auflaufen, allerdings ist dies ebenfalls unwahrscheinlich, da man sich dadurch die Asymmetrie zwischen den Außenverteidigern aufheben würde. Wahrscheinlicher ist, dass Douglas Luiz für Joao Gomes spielt, wenn mehr Stabilität im Spiel benötigt wird. Endrick machte in den letzten Testspielen einen sehr guten Eindruck, allerdings wird er wohl allein aufgrund seines Alters ein Joker im Verlauf des Turniers bleiben.

Damit stellt Brasilien jedoch auch eine junge Mannschaft, die in zwei Jahren bei der Weltmeisterschaft erneut in ähnlicher Konstellation agieren könnte und bis dahin eingespielt sein könnte.

Mit dem Trainerwechsel änderte sich dann jedoch auch die Spielweise der Selecao. Dominierte man unter Diniz noch den Ball, um Lücken in der gegnerischen Defensive zu kreieren, ist man mittlerweile deutlich pragmatischer geworden. Die größte Stärke der Offensive ist das Tempo, welches man durch ein direkteres Spiel versucht hervorzuheben.

Dies versucht man primär über flache und direkte Pässe aus dem eigenen Aufbau, was, aufgrund der vorhandenen Qualität, gut funktioniert. Allerdings benötigt dieser Ansatz auch einen Gegner, der sich locken lässt und vorne draufgeht. In den Spielen gegen Spanien und England funktionierte dies gut, schlussendlich hatte man in beiden Spielen auch unter 50 Prozent des Ballbesitzes. Als man gegen Mexiko und die USA dann den Ball selbst kontrollieren musste, funktionierte dieser Stil schlechter.

Wie viele Teams agiert Brasilien mit asymmetrischen Außenverteidigern. Zentral ist hierbei der Linksverteidiger Wendell. Er steht typischerweise höher als der Rechtsverteidiger Danilo. Hierbei kann er sowohl ins Zentrum ziehen um ein 3-Box-3 zu schaffen, aus dem Lucas Paqueta dann gerne in die Tiefe gehen kann, aber auch den Flügel hoch besetzt, sodass Vinicius Jr. zentraler im Halbraum agieren kann.

Die größte Schwäche der Selecao ist jedoch die Defensive. Aus insgesamt 13 Länderspielen nach der Weltmeisterschaft 2022 konnte man lediglich zweimal (1-0 in Peru in 09/2023 und 1-0 in England in 03/2024) zu Null spielen. Häufig wurde man auch hier entweder im eigenen hohen Pressing ausgespielt oder ausgekontert.

Aufgrund dessen war auch hier unter Dorival Junior ein konservativerer Ansatz erkennbar. In den bisherigen Testspielen stand man deutlich tiefer und presste die Gegner nur situativ hoch. Allerdings war auch dies bisher nicht abschließend erfolgreich, da man aus den vier Spielen sechs Gegentreffer kassierte. Hier bleibt jedoch abzuwarten, ob die Abstimmung mit der zumindest kurzen Vorbereitung zur Copa America besser wird.

Fazit:
Brasilien spielt einen konservativeren Fußball als man es aus der Geschichte kennt. Dieser hilft der Mannschaft in einer kleinen Stichprobe jedoch gegen gute Mannschaften. Problematisch wird der Ansatz jedoch im Spiel gegen Teams, die Brasilien als Favoriten den Ball überlassen. Bei der Copa wird man jedoch hauptsächlich auf solche Gegner treffen. Selbst Favoriten wie Uruguay und Argentinien werden nicht über 90 Minuten den Ball kontrollieren wollen. Sollte man die Defensive tatsächlich stabilisieren können, wird Brasilien jedoch ein sehr unangenehmes Team in den KO-Spielen – oder wie man in Deutschland sagt – eine mögliche Turniermannschaft. Bis zu diesen Spielen könnte es jedoch holpriger werden als man es bei Brasilien vermutet.

Rating:
7,5 / 10

Kolumbien
Für vermutlich keinen „Geheimfavoriten“ kommt die Copa America zu einem so guten Zeitpunkt wie für Kolumbien. Seit nunmehr 23 Spielen ist die Mannschaft von Nestor Lorenzo ungeschlagen. Die letzte Niederlage gab es im Februar 2022 in Argentinien (0-1). Seitdem hat man auch Teams wie zuletzt Spanien (1-0), oder auch Deutschland (2-0) und Brasilien (2-1) besiegt. Auch in den letzten beiden Testspielen vor der Copa America konnte man souveräne Siege gegen die USA (5-1) und Bolivien (3-0) einfahren.

Dabei macht den kolumbianischen Kader die gute Mischung aus erfahrenen Spielern, die noch über ausreichend Qualitäten verfügen, Spielern im besten Fußballeralter und jungen Spielern, die gut sind und noch Entwicklungspotenzial haben, aus. So findet sich in der Startelf beispielsweise James Rodriguez, der, nach Ausflügen zu Al-Rayyan und Olympiakos Piräus, beim FC Sao Paulo wieder zu Stärke gefunden hat und auf der Zehn gesetzt ist, aber eben auch ein Luis Diaz, der beim FC Liverpool absoluter Leistungsträger ist, oder ein Richard Rios, der mit 24 Jahren noch bei Palmeiras spielt.

Kader:
Alvaro Montero (29, TW, Millonarios), Camilo Vargas (35, TW, Atlas Guadalajara), David Ospina (35, TW, Al-Nassr),

Carlos Cuesta (25, IV, KRC Genk), Daniel Munoz (28, RV, Crystal Palace), Davinson Sanchez (28, IV, Galatasaray), Deiver Muchado (30, LV, RC Lens), Jhon Lucumi (25, IV, FC Bologna), Johan Mojica (31, LV, CA Osasuna), Santiago Arias (32, RV, Bahia), Yerry Mina (29, IV, Cagliari Calcio),

Jefferson Lerma (29, DM, Crystal Palace), James Rodriguez (32, OM, FC Sao Paulo), Jorge Carrascal (26, OM, Dynamo Kiew), Juan Fernando Quintero (31, OM, Racing Club), Kevin Castano (23, DM, FK Krasnodar), Mateus Uribe (33, DM, Al-Sadd), Yaser Asprilla (20, OM, FC Watford), Richard Rios (24, ZM, Palmeiras),

Jhon Arias (26, RF, Fluminense), Luis Diaz (27, LF, FC Liverpool), Luis Sinisterra (25, LF, AFC Bournemouth), Jhon Cordoba (31, ST, FK Krasnodar), Jhon Duran (20, ST, Aston Villa), Miguel Borja (31, ST, River Plate), Rafael Santos Borre (28, ST, Internacional)

Coach: Nestor Lorenzo

Kolumbien agierte zuletzt immer in einem 4-2-3-1, sodass die beiden Schlüsselspieler, Luis Diaz und James Rodriguez in Ihren bevorzugten Räumen agieren können. Dies ist für Kolumbien besonders wichtig, denn man verlässt sich im eigenen Offensivspiel sehr auf die Qualität dieser beiden. Zum einen auf James Rodriguez, der den Takt der Offensive vorgibt und immer wieder versucht Mitspieler mit Pässen zu bedienen, zum anderen mit Luis Diaz, dem individuell besten Spieler im Team, den man versucht in 1-1 Situationen zu bekommen oder mit seiner Schnelligkeit in die Tiefe zu schicken.

Die Abhängigkeit der von der individuellen Qualität kann dabei sowohl Vor- als auch Nachteil sein. Auf der einen Seite ist man spielerisch schnell limitiert, wenn der Gegner es schafft, einen oder beide der Spieler aus dem Spiel zu nehmen oder diese einen schlechten Tag haben. Auf der anderen Seite sind viele individuelle Entscheidungen dieser Spieler für den Gegner auch schwer auszurechnen. An dieser Stelle soll jedoch nicht der Eindruck entstehen, dass Kolumbien in Ballbesitz ausschließlich von der individuellen Qualität zweier Spieler abhängig ist. Auf dieser Art würde man auch nicht 23 ungeschlagene Spiele in Serie spielen.

Strukturell versucht man gerne mit den Flügelspielern oder Verteidigern die Halbräume zu besetzen und von dort den Ball in die Mitte zu legen. Aus dieser Struktur mit hochstehenden Außenverteidigern ergeben sich häufig numerische Vorteile, die man versucht zu bespielen. Dies gelingt jedoch zu selten, was zum daran liegt, dass das Zentrum und die Halbräume in hohen Ballbesitzphasen durch die Gegner gut verteidigt werden und zum anderen an der nicht elitären fußballerischen Qualität der Außenverteidiger. Diese können mit dem Ball in engen Räumen häufig zu wenig anfangen, sodass man auch eine Vielzahl an Flanken im kolumbianischen Spiel sieht, die mal mehr, aber meistens weniger gefährlich sind.

Generell ist die fußballerische Qualität der Defensivspieler ein großes Problem, da man dadurch häufig nicht in der Lage ist, Bälle zu behaupten und Ballbesitzphasen konsequent und sauber auszuspielen. Ein weiteres Problem mit der individuellen Qualität hat man im Sturm. Insgesamt nimmt Kolumbien vier Stürmer mit, drei davon mit Stärken, aber auch Schwächen, vor allem verfügt keiner der Stürmer über eine ausgeprägte Abschlussstärke. Mit Jhon Duran wird ein 20 Jahre altes Talent von Aston Villa jedoch auf der Bank Platz nehmen, der zukünftig in diese Rolle reinwachsen könnte. Allerdings kommt die diesjährige Copa America noch zu früh für ihn, da er in der Premier League auf kaum Einsatzzeiten gekommen ist.

Die große Stärke Kolumbiens hingegen liegt im hohen Pressing und dem Ausnutzen der daraus entstehenden Umschaltsituationen. Immer wieder schafft es Kolumbien hoch im Feld den Ball zu gewinnen und anschließend in Überzahl auf das gegnerische Tor zuzulaufen. Mit Luis Diaz und Jhon Arias hat man auf dem Flügel zwei Spieler, die nach einem solchen Ballgewinn sofort mit klugen Laufwegen in die Tiefe starten.

Fazit:
Für Kolumbien kommt die Copa America zum besten Zeitpunkt. Mit einer unfassbaren Serie an ungeschlagenen Spielen reist man in die Vereinigten Staaten, um den zweiten Titel nach 2001 einzufahren. Hierbei zählt Kolumbien definitiv zum erweiterten Favoritenkreis, allerdings erscheint das Ballbesitzspiel der Mannschaft als zu schwach um den Weg, gerade im schwierigeren Turnierbaum, gehen zu können. Dennoch ist eine Überraschung, besonders aufgrund der Stärke im aggressiven Pressing, durchaus im Bereich des Möglichen. Hierzu wird man jedoch einige perfekte Spiele benötigen und einen Zaubermonat der beiden wichtigsten Offensivspieler in Luis Diaz und James Rodriguez.

Rating:
7 / 10

Paraguay
Zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts konnte Paraguay einige Erfolge mit der Nationalmannschaft feiern. In Südafrika erreichte man das Viertelfinale der WM, ein Jahr später verlor man erst im Finale der Copa America gegen Uruguay. Es folgte noch ein vierter Platz bei der Copa America 2015, bevor man 2016 in der Vorrunde und 2019 und 2021 jeweils im Viertelfinale ausschied. Für eine Weltmeisterschaft konnte man sich nach 2010 auch nicht mehr qualifizieren.

Blickt man auf den aktuellen Kader darf man auch keine Rückkehr zur alten Stärke erwarten. Mit Miguel Almiron spielt das Aushängeschild der Mannschaft bei Newcastle United, mit Julio Enciso hat man einen talentierten Spieler von Brighton & Hove Albion im Kader. Die restlichen 24 Namen des Kaders werden für die meisten europäischen Fußballfans unbekannt sein.

Mit fünf Punkten steht man derzeit auf dem siebten Rang in der südamerikanischen WM-Qualifikation. In den bisherigen sechs Spielen erzielte Paraguay nur ein Tor, kassierte dafür jedoch auch nur drei. Bereits hieraus wird eine Mischung aus defensivem Ansatz und fehlender individueller Qualität deutlich. Zur abschließenden Bild gehört jedoch auch, dass in der Vorrunde noch die Spiele gegen Uruguay, Brasilien und Ecuador fehlen, sodass am Ende vermutlich nichtmals der siebte Rang für Paraguay stehen wird.

Kader:
Carlos Coronel (27, TW, New York Red Bulls), Alfredo Aguilar (35, TW, Sportivo Luqueno), Rodrigo Morinigo (25, TW, Libertad Asuncion),

Gustavo Gomez (31, IV, Palmeiras), Junior Alonso (31, IV, FK Krasnodar), Fabian Balbuena (32, IV, Dynamo Kiew), Omar Alderete (27, IV, FC Getafe), Gustavo Velazquez (33, IV, Newells Old Boys), Ivan Ramirez (29, RV, Libertad Asuncion), Matias Espinoza (26, LV, Libertad Asuncion), Nestor Gimenez (26, LV, Libertad Asuncion),

Andres Cubas (28, DM, Vancouver Whitecaps), Fabrizio Peralta (21, DM, Club Cerro Porteno), Mathias Villasanti (27, DM, Gremio), Hernesto Caballero (33, ZM, Libertad Asuncion), Richard Sanchez (28, ZM, Club America), Damian Bobadilla (22, ZM FC Sao Paulo), Alejandro Gamarra “Kaku” (29, OM, Al Ain), Julio Enciso (20, OM, Brighton & Hove), Matias Rojas (28, OM, Inter Miami),

Miguel Almiron (30, RF, Newcastle United), Angel Romero (31, LF, Corinthians), Ramon Sosa (24, LF, CA Talleres), Derlis Gonzales (30, ST, Olimpia Asuncion), Alex Arce (29, ST, LDU Quito), Adam Bareiro (27, ST, San Lorenzo)

Coach: Daniel Garnero

Paraguay wird das Turnier wahrscheinlich in einer 4-2-3-1 Grundformation angehen, welche man auch in den Testspielen gegen Panama (1-0), Peru (0-0) und Chile (0-3) unmittelbar vor der Copa America nutze. Wie an den Ergebnissen zu sehen ist, fallen in Spielen mit paraguayischer Beteiligung wenig Tore. Dies liegt auch an Paraguay, denn unter Trainer Daniel Garnero verfolgt man einen primär defensiven Ansatz. Aus der 4-2-3-1 Grundformation wird dann ein 4-4-2 indem sich die Flügelspieler auf Höhe der zentralen Mittelfeldspieler fallen lassen.

Die Höhe der Abwehrreihe variiert je nach Stärke des Gegners. Spielt man gegen stärkere Mannschaften steht man gerne auf Höhe des eigenen Strafraums, gegen gleichstarke oder schwächere Teams agiert man auch in einem Mittelfeldpressing.

Ungeachtet der Höhe versucht Paraguay jedoch primär Passwege in das direkte Zentrum zu schließen und den Gegner auf die Außen zu zwingen, da man bei hohen Hereingaben auf die beiden Innenverteidiger und deren Kopfballspiel vertraut.

In der Offensive ist Miguel Almiron von Newcastle United der entscheidende Spieler. Er hat viele Freiheiten innerhalb des Teams und kann sich in nahezu alle Räume fallen lassen. Zieht er ins Zentrum schiebt der Rechtsverteidiger hoch um die Breite zu gewährleisten und Andres Cubas lässt sich zwischen die IV fallen, bleibt er auf dem Flügel wird er dort häufig gesucht und versucht in 1 gegen 1 Duelle zu schicken.

Auf dem anderen Flügel wird mit Julio Enciso vermutlich ein weiterer Premier League Spieler starten, der allerdings als 20-Jähriger bei Brighton & Hove Albion zu wenig Spielzeit kam. In der paraguayischen Nationalmannschaft dürfte er jedoch ein Faktor werden, vor allem wenn bei einem hohen gegnerischen Fokus auf Almiron die Seite schnell gewechselt werden kann.

Insgesamt sollte man jedoch nicht zu viel in Ballbesitz von Paraguay erwarten, denn die primäre Gefahr dürfte im eigenem Konterspiel über eben diese beiden Außenspieler liegen.

Fazit:
Paraguay fokussiert sich primär auf die Defensive und darauf die Null zu halten. Eigene Torchancen kreiert man primär über Umschaltsituationen und die 1 gegen 1 Stärke von Miguel Almiron. Diesen Fokus wird man auch bei dieser Copa America sehen, ganz besonders in den Gruppenspielen gegen Brasilien und Kolumbien. Hierbei wäre es nicht überraschend, wenn Paraguay in einem der Spiele ein überraschender Punktgewinn gelingt, dennoch scheint ein Weiterkommen in dieser Gruppe als nahezu aussichtslos.

Rating:
3 / 10

Costa Rica
Costa Rica qualifiziert sich mittlerweile regelmäßig für WM-Endrunden, konnte man sich sowohl für das Turnier 2022 in Katar als auch das 2018 in Russland qualifizieren. Bei beiden Endrunden schied man erwartungsgemäß in der Gruppenphase aus, schaffte es jedoch bei beiden Turnieren ein Spiel positiv zu gestalten. In Russland konnte man gegen die Schweiz ein 2-2 Unentschieden erreichen und vier Jahre später in Katar sogar mit 1-0 gegen Japan gewinnen.

Im Jahr 2024 bestritt man bisher sechs Länderspiele, von denen man vier gewinnen konnte, allerdings hierbei die Qualität der Gegner nicht außer Acht lassen darf. Mit El Salvador, Honduras, St. Kitts & Nevis und Grenada siegte man gegen Teams die deutlich unterhalb des Niveaus bei der Copa America spielen. In den anderen beiden Spielen verlor man gegen Argentinien (1-3) und konnte ein Unentschieden gegen Uruguay (0-0) erreichen, was definitiv ein Erfolg ist.

Mit Keylor Navas ist der bekannteste Spieler des Landes nicht mit dabei, sodass ein Kader verbleibt, der sich mit Spielern aus Ligen zusammensetzt, die nicht der Weltspitze entsprechen. Mit Brandon Aguilera hat man zwar einen Spieler eines Premier League Teams im Kader, allerdings wurde dieser in der vergangenen Saison lediglich vier Minuten in dieser eingesetzt und spielte in der Rückrunde für die Bristol Rovers in der dritten englischen Liga.

Kader:
Patrick Sequeira (25, TW, UD Ibiza), Kevin Chamorro (24, TW, Deportivo Saprissa), Aaron Cruz (33, TW, CS Herediano),

Francisco Calvo (31, IV, FC Juarez), Julio Cascante (30, IV, Austin FC), Jeyland Mitchell (19, IV, LD Alajuelense), Fernan Faerron (23, IV, CS Herediano), Douglas Sequeira (20, IV, Deportivo Saprissa), Juan Pablo Vargas (29, IV, Millonarios FC)), Yeison Molina (28, IV, AD Guanacasteca), Gerald Taylor (23, RV, Deportivo Saprissa), Haxzel Quiros (26, RV, CS Herediano), Joseph Mora (31, LV, Deportivo Saprissa),

Jefferson Brenes (27, DM, Deportivo Saprissa), Orlando Galo (23, DM, CS Heediano), Alejandro Bran (23, DM, Minnesota United), Brandon Aguilera (20, OM, Nottingham Forest),

Ariel Lassiter (29, LF, CF Montreal), Josimar Alcocer (19, LF, KVC Westerloo), Alvaro Zamora (22, LF, Aris), Joel Campbell (31, RF, LD Alajuelense), Kenneth Vargas (22, ST, CS Herediano), Anthony Contreras (24, ST, Pafos FC), Warren Madrigal (19, ST, Warren Madrigal), Manfred Ugalde (22, ST, Spartak Moskau), Andy Rojas (18, ST, CS Herediano)

Coach: Gustavo Alfaro

Costa Rica läuft meist in einer 5-2-3 Grundformation auf. Aus dieser kreiert man im eigenem Ballbesitz gerne ein 3-Box-3 durch aufrückende Außenverteidiger und gleichzeitig einrückende Flügelspieler. In dieser Ballbesitzformation hält man dann gerne kurze Passwege, spielt jedoch zu häufig um die Defensive des Gegners herum anstatt hereinzuspielen. Dadurch schafft man es jedoch immer wieder Isolationen auf dem Flügel zu kreieren, die durchaus aufgelöst werden können.

Was jedoch gut klingt muss immer im Kontext der Gegner gesehen werden. In den Spielen, in denen dies zu beobachten war, spielte man als deutlicher Favorit gegen klangvolle Urlaubsinseln aus der CONCACAF. In einer Gruppenphase mit Brasilien, Kolumbien und Paraguay wird man jedoch kaum den Ball kontrollieren und auch keine individuelle Überlegenheit ausspielen können, sodass man sich in diesen drei Spielen auf die Defensive fokussieren wird.

Gegen den Ball agiert Costa Rica meist in einem 5-4-1, welches, je nach Qualität der Innenverteidiger im Aufbauspiel, zu einem 5-2-3 wird, um konsequenter anzulaufen. Hierbei ist Costa Rica jedoch kein pressingintensives Team, sondern versucht primär Unsicherheiten der Innenverteidiger auszunutzen. Mit Blick auf die Gegner und deren Qualität wird Costa Rica jedoch meist in einem 5-4-1 am eigenen Strafraum warten und in dieser Formation versuchen Pässe ins Zentrum zu verhindern.

Hiermit hatte man jedoch beispielsweise gegen Argentinien Probleme, da diese den Raum immer wieder anliefen und dabei mit direkten Pässen Anspielmöglichkeiten finden konnten.

Fazit:
Costa Rica hat sich für die letzten beiden Weltmeisterschaften qualifiziert und weiß daher, wie es ist, wenn man als Außenseite gegen große Favoriten spielt. So konnte man bei der letzten Weltmeisterschaft einen Erfolg gegen Japan feiern, verlor allerdings auch deutlich gegen Spanien und Deutschland. Zuletzt konnte man in den Freundschaftsspielen einen erneuten Achtungserfolg verbuchen, als man gegen den Mitfavoriten Uruguay ein Unentschieden erzielen konnte. Damit ist jedoch auch das Potenzial Costa Ricas bei dieser Copa America erneut erzählt: in einer Gruppe mit Brasilien und Kolumbien geht es für die Mannschaft von Gustavo Alfaro vermutlich nur um einen weiteren Achtungserfolg. Ein Weiterkommen, insbesondere in dieser Gruppe, wäre eine unfassbare Überraschung.

Rating:
2,5 / 10

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Max du Legende ich gehe mit einem guten Gefühl ins Bett wenn du sowas schreibst :smiley:

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Du bist ja toll

Ey ganz viel liebe für die Zusammenfassung

Werd wohl zu spät zur Arbeit kommen, dass ist viel interessanter, was du geschrieben hast

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Habe das ganze Dokument nun auch als PDF bei Google Docs hochgeladen. Ist deutlich übersichtlicher:

Copa America Preview

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Wahnsinn, vielen Dank für Deine Arbeit!

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Großartig. Es ist einfach toll, was hier in der Community geleistet wird und auch noch uns allen zugänglich gemacht wird in dieser professionellen Fassung. :heart_eyes: DANKE

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Gestern Nacht ging es los mit Argentinien gegen Kanada, eine Zusammenfassung gibt es auf dem YT Kanal von Sportdigital:

Eine Analyse zum Spiel hat der hervorragende @AicMax bei Spielverlagerung geschrieben:

Motherwell?

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Das ist ja ein wundervoller Fehler :smiley: Ja, natürlich spielt er bei Motherwell und nicht bei sich selbst :smiley:

Danke für den Hinweis!

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Nichts zu danken! Ich dachte mir, dass du das gerne ändern wollen würdest. Wenn man sich schon so viel Mühe macht …

Vielen lieben Dank übrigens dafür! Sehr cool!

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Definitiv. Bin froh wenn Leute das alles lesen und sowas auffällt. Habs auch schon korrigiert. Vermute mal es wird auch nicht der einzige Flüchtigkeitsfehler in dem Text sein :smiley:

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Würde ich welche tragen , würde ich sie ziehen. Alle !! :tophat: :heart_hands:

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Ich denke, alle sind vielleicht schon mit einem Anbieter versorgt, denn die Spiele zeigt. Aber falls es doch noch jemanden gibt, der dies nicht hat und auch kein Extra Abo abschliessen möchte: VPN benutzen, (Mexiko) einstellen, und dann auf ViX: Cine y TV Gratis en Español gehen. Dort gibt es sehr viele, wenn nicht sogar alle Spiele gratis! Und ja, es heisst wirklich vix…

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Kurzes Roundup zur letzten Nacht für alle die nichts sehen konnten:

Rein sportlich habt ihr nichts verpasst. Peru mit einem zu erwartendem sehr defensivem Ansatz gegen ein Chile, welches den Ball kontrollierte, allerdings zu selten etwas aus diesem Ballbesitz kreierem konnt. Dazu hat man beiden Teams deutlich angemerkt, dass es sich um ein quasi Must Win Game handelt, wenn man in der Gruppe weiterkommen möchte, was sich in einer sehr physischen Spielweise auf beide Seiten ausdrückte. Man hätte schon einen ganz guten Zusammenschnitt an harten Grätschen schneiden können.

Die Highlights gibts bei Sportdigital auf YT:

Davon ab gibt es aber auch etwas unschönes zu berichten. Der kanadische Verband äußerte auf allen Plattformen, dass es rassistische Beleidigungen gegen einen Spieler gegeben habe nach dem Argentinien Spiel:

Mittlerweile hat sich auch die CONCACAF, der nordamerikanische Verband, geäußert und geschrieben, dass man mit der CONMEBOL und FIFA daran arbeitet, die Accounts, die rassistische Kommentare verbreiteten, zu betrafen.

Ein Statement der CONMEBOL, als Veranstalter, gibt es noch nicht.

Hintergrund ist ein übles Foul von Moises Bombito an Leo Messi in der 82 Minute bei 1-0 für Argentinien. Aufgrund des Fouls wurde Bombito in den Kommentaren seines Instagram Kanals mehrfach rassistisch beleidigt.

Grundsätzlich natürlich absolut abscheulich, aber vielleicht auch mal wieder ein Punkt an dem man sich mit der Geschichte der schwarzen Bevölkerung in Argentinien auseinandersetzen kann, denn, diese Gedanken sind, leider, noch viel zu verbreitet dort und das liegt mit Sicherheit auch in dieser Historie begründet.

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Überraschung in Gruppe B. Venezuela kann tatsächlich gegen Ecuador mit zwei zu eins gewinnen. Unter dem Strich auch verdient! Klar, in der ersten Halbzeit flog Enna Valencia vom Platz, dennoch konnte sein Team anschliessend zu diesem Zeitpunkt verdient in Führung gehen. Die zweite Halbzeit richtig top, und Venezuela konnte nach herzhaftem Kampf das Spiel gewinnen.
Mexiko hatte mit Jamaika eine vermeintlich „einfache“ Aufgabe. Klar waren sie das dominierende Team, aber Jamaika konnte über schnelle Konter stets für Gefahr sorgen. Die Reggae Boys erzielten das 1-0, was aber wegen abseits zurecht aberkannt wurde. 70 Minuten hatte die Partie ein hohes Tempo, in dem Jamaika in nichts nachstand. Nach einer Druckphase und Einwechslung eines Mittelstürmers, der mächtig für Unruhe sorgte, konnten die Mexikaner das 1-0 erzielen. Wer jetzt dachte, Jamaica wäre am Ende, sich getäuscht, und sie konnten sich auch noch ordentliche Chancen heraus spielen, einen Aufsetzer musste Julio parieren. Also, die zwei Spiele heute haben richtig Spass gemacht! Hier muss ich den Schiedsrichter sehr loben. Fehlerfrei! Und ohne Verwarnungen ausgekommen.

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