GRUPPE D:
Brasilien
Kein Land steht mehr für schönen Fußball und starke Individualisten als Brasilien. Doch die wohl erfolgreichste Fußballnation der Vergangenheit kann diese Individualisten immer seltener in einem Team zusammenbringen und rennt damit den Erfolgen der Vergangenheit bei großen Turnieren immer sehnsüchtiger nach. Der letzte Weltmeistertitel datiert aus dem Jahr 2002 und von acht Aufgaben der Copa America im 21. Jahrhundert konnte die Selecao „nur“ drei gewinnen.
Blickt man auf die aktuelle Mannschaft ist Vinicius Jr. der beste Spieler und dahinter kann man mit Marquinhos, Raphinha, und Rodrygo gleich mehrere Namen für den zweiten Platz anbringen. Die Namen die in diesem Zuge genannt werden zeigen auch, dass die Zeiten der elf Superstars lange vorbei sind. Rein von den Namen her gab es selten brasilianische Nationalmannschaften die weniger klangvoll waren.
Dies muss jedoch nicht zwingend schlecht sein, da es durchaus vorzuziehen ist, wenn eine Mannschaft größer als die Summe der elf Einzelteile ist. Allerdings ist auch dies in der Selecao selten zu sehen. Dies drückt sich auch in der aktuellen WM-Qualifikation aus. Nach anfänglichen Siegen gegen Bolivien (5-1) und in Peru (1-0) folgten ein Remis gegen Venezuela (1-1), Niederlagen in Uruguay (0-2) und Kolumbien (1-2), sowie zuhause gegen Argentinien (0-1). Damit steht Brasilien nach sechs Qualifikationsspielen auf dem sechsten Platz.
Allerdings fanden alle Qualifikationsspiele unter Fernando Diniz statt, der Anfang Januar entlassen wurde. Nachdem er als große Hoffnung aufgrund seines konträren Ansatzes zum europäischen Positionsspiel und den damit einhergegangen Erfolgen mit Flamengo gestartet war. Unter dem neuen Trainer, Dorival Junior, absolvierte die Selecao bisher vier Spiele. Im März konnte man in England (1-0) gewinnen und ein Remis in Spanien (3-3) holen. Bei den Testspielen vor der Copa gegen Mexiko und die USA konnte man erneut einen Sieg sowie ein Remis holen, allerdings gegen schwächere Konkurrenz.
In beiden Spielen probierte Dorival Junior jedoch verschiedene Spieler aus, was man positiv sehen kann, wenn hieraus richtige Schlussfolgerungen gezogen werden, allerdings aus meiner Sicht primärnegativ für die anstehende Copa ist, da sich in Turnieren häufig zeigt, dass Nationalteams erfolgreich sind, die eingespielt sind und / oder einen starken Block aus wenigen Vereinen haben. Brasilien hat in der aktuellen Konstellation beides nicht.
Kader:
Alisson Becker (31, TW, FC Liverpool), Bento (25, TW, Athletico Paranaense), Rafael (34, TW, FC Sao Paulo),
Danilo (32, RV, Juventus), Yan Couto (22, RV, FC Girona), Guilherme Arana (27, LV, Atletico Mineiro), Wendell (LV, FC Porto), Beraldo (20, IV, Paris SG), Eder Militao (26, IV, Real Madrid), Gabriel Magalhaes (26, IV, FC Arsenal), Marquinhos (30, IV, Paris SG), Bremer (27, IV, Juventus),
Andreas Pereira (28, ZM, FC Fulham), Bruno Guimaraes (26, ZM, Newcastle United), Douglas Luiz (26, DM, Aston Villa), Joao Gomes (23, ZM, Wolverhampton Wanderers), Lucas Paqueta (26, ZM, West Ham), Ederson (24, ZM, Atalanta Bergamo),
Vinicius Jr. (23, LF, Real Madrid), Gabriel Martinelli (23, LF, FC Arsenal), Raphinha (27, RF, FC Barcelona) , Rodrygo (23, RF, Real Madrid) , Savinho (20, RF, FC Girona), Pepe (27, RF, FC Porto), Endrick (17, ST, Palmeiras), Evanilson (24, ST, FC Porto)
Coach: Dorival Junior
Möglich zu der dargestellten Aufstellung könnte auch ein Einsatz von Eder Militao in der Innenverteidigung sein, allerdings ist dies eher unwahrscheinlich, da dieser gerade erst nach einer Verletzung zurückgekehrt ist. Ebenso könnte Yan Couto nach einer starken Saison für den FC Girona als Rechtsverteidiger anstelle von Danilo auflaufen, allerdings ist dies ebenfalls unwahrscheinlich, da man sich dadurch die Asymmetrie zwischen den Außenverteidigern aufheben würde. Wahrscheinlicher ist, dass Douglas Luiz für Joao Gomes spielt, wenn mehr Stabilität im Spiel benötigt wird. Endrick machte in den letzten Testspielen einen sehr guten Eindruck, allerdings wird er wohl allein aufgrund seines Alters ein Joker im Verlauf des Turniers bleiben.
Damit stellt Brasilien jedoch auch eine junge Mannschaft, die in zwei Jahren bei der Weltmeisterschaft erneut in ähnlicher Konstellation agieren könnte und bis dahin eingespielt sein könnte.
Mit dem Trainerwechsel änderte sich dann jedoch auch die Spielweise der Selecao. Dominierte man unter Diniz noch den Ball, um Lücken in der gegnerischen Defensive zu kreieren, ist man mittlerweile deutlich pragmatischer geworden. Die größte Stärke der Offensive ist das Tempo, welches man durch ein direkteres Spiel versucht hervorzuheben.
Dies versucht man primär über flache und direkte Pässe aus dem eigenen Aufbau, was, aufgrund der vorhandenen Qualität, gut funktioniert. Allerdings benötigt dieser Ansatz auch einen Gegner, der sich locken lässt und vorne draufgeht. In den Spielen gegen Spanien und England funktionierte dies gut, schlussendlich hatte man in beiden Spielen auch unter 50 Prozent des Ballbesitzes. Als man gegen Mexiko und die USA dann den Ball selbst kontrollieren musste, funktionierte dieser Stil schlechter.
Wie viele Teams agiert Brasilien mit asymmetrischen Außenverteidigern. Zentral ist hierbei der Linksverteidiger Wendell. Er steht typischerweise höher als der Rechtsverteidiger Danilo. Hierbei kann er sowohl ins Zentrum ziehen um ein 3-Box-3 zu schaffen, aus dem Lucas Paqueta dann gerne in die Tiefe gehen kann, aber auch den Flügel hoch besetzt, sodass Vinicius Jr. zentraler im Halbraum agieren kann.
Die größte Schwäche der Selecao ist jedoch die Defensive. Aus insgesamt 13 Länderspielen nach der Weltmeisterschaft 2022 konnte man lediglich zweimal (1-0 in Peru in 09/2023 und 1-0 in England in 03/2024) zu Null spielen. Häufig wurde man auch hier entweder im eigenen hohen Pressing ausgespielt oder ausgekontert.
Aufgrund dessen war auch hier unter Dorival Junior ein konservativerer Ansatz erkennbar. In den bisherigen Testspielen stand man deutlich tiefer und presste die Gegner nur situativ hoch. Allerdings war auch dies bisher nicht abschließend erfolgreich, da man aus den vier Spielen sechs Gegentreffer kassierte. Hier bleibt jedoch abzuwarten, ob die Abstimmung mit der zumindest kurzen Vorbereitung zur Copa America besser wird.
Fazit:
Brasilien spielt einen konservativeren Fußball als man es aus der Geschichte kennt. Dieser hilft der Mannschaft in einer kleinen Stichprobe jedoch gegen gute Mannschaften. Problematisch wird der Ansatz jedoch im Spiel gegen Teams, die Brasilien als Favoriten den Ball überlassen. Bei der Copa wird man jedoch hauptsächlich auf solche Gegner treffen. Selbst Favoriten wie Uruguay und Argentinien werden nicht über 90 Minuten den Ball kontrollieren wollen. Sollte man die Defensive tatsächlich stabilisieren können, wird Brasilien jedoch ein sehr unangenehmes Team in den KO-Spielen – oder wie man in Deutschland sagt – eine mögliche Turniermannschaft. Bis zu diesen Spielen könnte es jedoch holpriger werden als man es bei Brasilien vermutet.
Rating:
7,5 / 10
Kolumbien
Für vermutlich keinen „Geheimfavoriten“ kommt die Copa America zu einem so guten Zeitpunkt wie für Kolumbien. Seit nunmehr 23 Spielen ist die Mannschaft von Nestor Lorenzo ungeschlagen. Die letzte Niederlage gab es im Februar 2022 in Argentinien (0-1). Seitdem hat man auch Teams wie zuletzt Spanien (1-0), oder auch Deutschland (2-0) und Brasilien (2-1) besiegt. Auch in den letzten beiden Testspielen vor der Copa America konnte man souveräne Siege gegen die USA (5-1) und Bolivien (3-0) einfahren.
Dabei macht den kolumbianischen Kader die gute Mischung aus erfahrenen Spielern, die noch über ausreichend Qualitäten verfügen, Spielern im besten Fußballeralter und jungen Spielern, die gut sind und noch Entwicklungspotenzial haben, aus. So findet sich in der Startelf beispielsweise James Rodriguez, der, nach Ausflügen zu Al-Rayyan und Olympiakos Piräus, beim FC Sao Paulo wieder zu Stärke gefunden hat und auf der Zehn gesetzt ist, aber eben auch ein Luis Diaz, der beim FC Liverpool absoluter Leistungsträger ist, oder ein Richard Rios, der mit 24 Jahren noch bei Palmeiras spielt.
Kader:
Alvaro Montero (29, TW, Millonarios), Camilo Vargas (35, TW, Atlas Guadalajara), David Ospina (35, TW, Al-Nassr),
Carlos Cuesta (25, IV, KRC Genk), Daniel Munoz (28, RV, Crystal Palace), Davinson Sanchez (28, IV, Galatasaray), Deiver Muchado (30, LV, RC Lens), Jhon Lucumi (25, IV, FC Bologna), Johan Mojica (31, LV, CA Osasuna), Santiago Arias (32, RV, Bahia), Yerry Mina (29, IV, Cagliari Calcio),
Jefferson Lerma (29, DM, Crystal Palace), James Rodriguez (32, OM, FC Sao Paulo), Jorge Carrascal (26, OM, Dynamo Kiew), Juan Fernando Quintero (31, OM, Racing Club), Kevin Castano (23, DM, FK Krasnodar), Mateus Uribe (33, DM, Al-Sadd), Yaser Asprilla (20, OM, FC Watford), Richard Rios (24, ZM, Palmeiras),
Jhon Arias (26, RF, Fluminense), Luis Diaz (27, LF, FC Liverpool), Luis Sinisterra (25, LF, AFC Bournemouth), Jhon Cordoba (31, ST, FK Krasnodar), Jhon Duran (20, ST, Aston Villa), Miguel Borja (31, ST, River Plate), Rafael Santos Borre (28, ST, Internacional)
Coach: Nestor Lorenzo
Kolumbien agierte zuletzt immer in einem 4-2-3-1, sodass die beiden Schlüsselspieler, Luis Diaz und James Rodriguez in Ihren bevorzugten Räumen agieren können. Dies ist für Kolumbien besonders wichtig, denn man verlässt sich im eigenen Offensivspiel sehr auf die Qualität dieser beiden. Zum einen auf James Rodriguez, der den Takt der Offensive vorgibt und immer wieder versucht Mitspieler mit Pässen zu bedienen, zum anderen mit Luis Diaz, dem individuell besten Spieler im Team, den man versucht in 1-1 Situationen zu bekommen oder mit seiner Schnelligkeit in die Tiefe zu schicken.
Die Abhängigkeit der von der individuellen Qualität kann dabei sowohl Vor- als auch Nachteil sein. Auf der einen Seite ist man spielerisch schnell limitiert, wenn der Gegner es schafft, einen oder beide der Spieler aus dem Spiel zu nehmen oder diese einen schlechten Tag haben. Auf der anderen Seite sind viele individuelle Entscheidungen dieser Spieler für den Gegner auch schwer auszurechnen. An dieser Stelle soll jedoch nicht der Eindruck entstehen, dass Kolumbien in Ballbesitz ausschließlich von der individuellen Qualität zweier Spieler abhängig ist. Auf dieser Art würde man auch nicht 23 ungeschlagene Spiele in Serie spielen.
Strukturell versucht man gerne mit den Flügelspielern oder Verteidigern die Halbräume zu besetzen und von dort den Ball in die Mitte zu legen. Aus dieser Struktur mit hochstehenden Außenverteidigern ergeben sich häufig numerische Vorteile, die man versucht zu bespielen. Dies gelingt jedoch zu selten, was zum daran liegt, dass das Zentrum und die Halbräume in hohen Ballbesitzphasen durch die Gegner gut verteidigt werden und zum anderen an der nicht elitären fußballerischen Qualität der Außenverteidiger. Diese können mit dem Ball in engen Räumen häufig zu wenig anfangen, sodass man auch eine Vielzahl an Flanken im kolumbianischen Spiel sieht, die mal mehr, aber meistens weniger gefährlich sind.
Generell ist die fußballerische Qualität der Defensivspieler ein großes Problem, da man dadurch häufig nicht in der Lage ist, Bälle zu behaupten und Ballbesitzphasen konsequent und sauber auszuspielen. Ein weiteres Problem mit der individuellen Qualität hat man im Sturm. Insgesamt nimmt Kolumbien vier Stürmer mit, drei davon mit Stärken, aber auch Schwächen, vor allem verfügt keiner der Stürmer über eine ausgeprägte Abschlussstärke. Mit Jhon Duran wird ein 20 Jahre altes Talent von Aston Villa jedoch auf der Bank Platz nehmen, der zukünftig in diese Rolle reinwachsen könnte. Allerdings kommt die diesjährige Copa America noch zu früh für ihn, da er in der Premier League auf kaum Einsatzzeiten gekommen ist.
Die große Stärke Kolumbiens hingegen liegt im hohen Pressing und dem Ausnutzen der daraus entstehenden Umschaltsituationen. Immer wieder schafft es Kolumbien hoch im Feld den Ball zu gewinnen und anschließend in Überzahl auf das gegnerische Tor zuzulaufen. Mit Luis Diaz und Jhon Arias hat man auf dem Flügel zwei Spieler, die nach einem solchen Ballgewinn sofort mit klugen Laufwegen in die Tiefe starten.
Fazit:
Für Kolumbien kommt die Copa America zum besten Zeitpunkt. Mit einer unfassbaren Serie an ungeschlagenen Spielen reist man in die Vereinigten Staaten, um den zweiten Titel nach 2001 einzufahren. Hierbei zählt Kolumbien definitiv zum erweiterten Favoritenkreis, allerdings erscheint das Ballbesitzspiel der Mannschaft als zu schwach um den Weg, gerade im schwierigeren Turnierbaum, gehen zu können. Dennoch ist eine Überraschung, besonders aufgrund der Stärke im aggressiven Pressing, durchaus im Bereich des Möglichen. Hierzu wird man jedoch einige perfekte Spiele benötigen und einen Zaubermonat der beiden wichtigsten Offensivspieler in Luis Diaz und James Rodriguez.
Rating:
7 / 10
Paraguay
Zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts konnte Paraguay einige Erfolge mit der Nationalmannschaft feiern. In Südafrika erreichte man das Viertelfinale der WM, ein Jahr später verlor man erst im Finale der Copa America gegen Uruguay. Es folgte noch ein vierter Platz bei der Copa America 2015, bevor man 2016 in der Vorrunde und 2019 und 2021 jeweils im Viertelfinale ausschied. Für eine Weltmeisterschaft konnte man sich nach 2010 auch nicht mehr qualifizieren.
Blickt man auf den aktuellen Kader darf man auch keine Rückkehr zur alten Stärke erwarten. Mit Miguel Almiron spielt das Aushängeschild der Mannschaft bei Newcastle United, mit Julio Enciso hat man einen talentierten Spieler von Brighton & Hove Albion im Kader. Die restlichen 24 Namen des Kaders werden für die meisten europäischen Fußballfans unbekannt sein.
Mit fünf Punkten steht man derzeit auf dem siebten Rang in der südamerikanischen WM-Qualifikation. In den bisherigen sechs Spielen erzielte Paraguay nur ein Tor, kassierte dafür jedoch auch nur drei. Bereits hieraus wird eine Mischung aus defensivem Ansatz und fehlender individueller Qualität deutlich. Zur abschließenden Bild gehört jedoch auch, dass in der Vorrunde noch die Spiele gegen Uruguay, Brasilien und Ecuador fehlen, sodass am Ende vermutlich nichtmals der siebte Rang für Paraguay stehen wird.
Kader:
Carlos Coronel (27, TW, New York Red Bulls), Alfredo Aguilar (35, TW, Sportivo Luqueno), Rodrigo Morinigo (25, TW, Libertad Asuncion),
Gustavo Gomez (31, IV, Palmeiras), Junior Alonso (31, IV, FK Krasnodar), Fabian Balbuena (32, IV, Dynamo Kiew), Omar Alderete (27, IV, FC Getafe), Gustavo Velazquez (33, IV, Newells Old Boys), Ivan Ramirez (29, RV, Libertad Asuncion), Matias Espinoza (26, LV, Libertad Asuncion), Nestor Gimenez (26, LV, Libertad Asuncion),
Andres Cubas (28, DM, Vancouver Whitecaps), Fabrizio Peralta (21, DM, Club Cerro Porteno), Mathias Villasanti (27, DM, Gremio), Hernesto Caballero (33, ZM, Libertad Asuncion), Richard Sanchez (28, ZM, Club America), Damian Bobadilla (22, ZM FC Sao Paulo), Alejandro Gamarra “Kaku” (29, OM, Al Ain), Julio Enciso (20, OM, Brighton & Hove), Matias Rojas (28, OM, Inter Miami),
Miguel Almiron (30, RF, Newcastle United), Angel Romero (31, LF, Corinthians), Ramon Sosa (24, LF, CA Talleres), Derlis Gonzales (30, ST, Olimpia Asuncion), Alex Arce (29, ST, LDU Quito), Adam Bareiro (27, ST, San Lorenzo)
Coach: Daniel Garnero
Paraguay wird das Turnier wahrscheinlich in einer 4-2-3-1 Grundformation angehen, welche man auch in den Testspielen gegen Panama (1-0), Peru (0-0) und Chile (0-3) unmittelbar vor der Copa America nutze. Wie an den Ergebnissen zu sehen ist, fallen in Spielen mit paraguayischer Beteiligung wenig Tore. Dies liegt auch an Paraguay, denn unter Trainer Daniel Garnero verfolgt man einen primär defensiven Ansatz. Aus der 4-2-3-1 Grundformation wird dann ein 4-4-2 indem sich die Flügelspieler auf Höhe der zentralen Mittelfeldspieler fallen lassen.
Die Höhe der Abwehrreihe variiert je nach Stärke des Gegners. Spielt man gegen stärkere Mannschaften steht man gerne auf Höhe des eigenen Strafraums, gegen gleichstarke oder schwächere Teams agiert man auch in einem Mittelfeldpressing.
Ungeachtet der Höhe versucht Paraguay jedoch primär Passwege in das direkte Zentrum zu schließen und den Gegner auf die Außen zu zwingen, da man bei hohen Hereingaben auf die beiden Innenverteidiger und deren Kopfballspiel vertraut.
In der Offensive ist Miguel Almiron von Newcastle United der entscheidende Spieler. Er hat viele Freiheiten innerhalb des Teams und kann sich in nahezu alle Räume fallen lassen. Zieht er ins Zentrum schiebt der Rechtsverteidiger hoch um die Breite zu gewährleisten und Andres Cubas lässt sich zwischen die IV fallen, bleibt er auf dem Flügel wird er dort häufig gesucht und versucht in 1 gegen 1 Duelle zu schicken.
Auf dem anderen Flügel wird mit Julio Enciso vermutlich ein weiterer Premier League Spieler starten, der allerdings als 20-Jähriger bei Brighton & Hove Albion zu wenig Spielzeit kam. In der paraguayischen Nationalmannschaft dürfte er jedoch ein Faktor werden, vor allem wenn bei einem hohen gegnerischen Fokus auf Almiron die Seite schnell gewechselt werden kann.
Insgesamt sollte man jedoch nicht zu viel in Ballbesitz von Paraguay erwarten, denn die primäre Gefahr dürfte im eigenem Konterspiel über eben diese beiden Außenspieler liegen.
Fazit:
Paraguay fokussiert sich primär auf die Defensive und darauf die Null zu halten. Eigene Torchancen kreiert man primär über Umschaltsituationen und die 1 gegen 1 Stärke von Miguel Almiron. Diesen Fokus wird man auch bei dieser Copa America sehen, ganz besonders in den Gruppenspielen gegen Brasilien und Kolumbien. Hierbei wäre es nicht überraschend, wenn Paraguay in einem der Spiele ein überraschender Punktgewinn gelingt, dennoch scheint ein Weiterkommen in dieser Gruppe als nahezu aussichtslos.
Rating:
3 / 10
Costa Rica
Costa Rica qualifiziert sich mittlerweile regelmäßig für WM-Endrunden, konnte man sich sowohl für das Turnier 2022 in Katar als auch das 2018 in Russland qualifizieren. Bei beiden Endrunden schied man erwartungsgemäß in der Gruppenphase aus, schaffte es jedoch bei beiden Turnieren ein Spiel positiv zu gestalten. In Russland konnte man gegen die Schweiz ein 2-2 Unentschieden erreichen und vier Jahre später in Katar sogar mit 1-0 gegen Japan gewinnen.
Im Jahr 2024 bestritt man bisher sechs Länderspiele, von denen man vier gewinnen konnte, allerdings hierbei die Qualität der Gegner nicht außer Acht lassen darf. Mit El Salvador, Honduras, St. Kitts & Nevis und Grenada siegte man gegen Teams die deutlich unterhalb des Niveaus bei der Copa America spielen. In den anderen beiden Spielen verlor man gegen Argentinien (1-3) und konnte ein Unentschieden gegen Uruguay (0-0) erreichen, was definitiv ein Erfolg ist.
Mit Keylor Navas ist der bekannteste Spieler des Landes nicht mit dabei, sodass ein Kader verbleibt, der sich mit Spielern aus Ligen zusammensetzt, die nicht der Weltspitze entsprechen. Mit Brandon Aguilera hat man zwar einen Spieler eines Premier League Teams im Kader, allerdings wurde dieser in der vergangenen Saison lediglich vier Minuten in dieser eingesetzt und spielte in der Rückrunde für die Bristol Rovers in der dritten englischen Liga.
Kader:
Patrick Sequeira (25, TW, UD Ibiza), Kevin Chamorro (24, TW, Deportivo Saprissa), Aaron Cruz (33, TW, CS Herediano),
Francisco Calvo (31, IV, FC Juarez), Julio Cascante (30, IV, Austin FC), Jeyland Mitchell (19, IV, LD Alajuelense), Fernan Faerron (23, IV, CS Herediano), Douglas Sequeira (20, IV, Deportivo Saprissa), Juan Pablo Vargas (29, IV, Millonarios FC)), Yeison Molina (28, IV, AD Guanacasteca), Gerald Taylor (23, RV, Deportivo Saprissa), Haxzel Quiros (26, RV, CS Herediano), Joseph Mora (31, LV, Deportivo Saprissa),
Jefferson Brenes (27, DM, Deportivo Saprissa), Orlando Galo (23, DM, CS Heediano), Alejandro Bran (23, DM, Minnesota United), Brandon Aguilera (20, OM, Nottingham Forest),
Ariel Lassiter (29, LF, CF Montreal), Josimar Alcocer (19, LF, KVC Westerloo), Alvaro Zamora (22, LF, Aris), Joel Campbell (31, RF, LD Alajuelense), Kenneth Vargas (22, ST, CS Herediano), Anthony Contreras (24, ST, Pafos FC), Warren Madrigal (19, ST, Warren Madrigal), Manfred Ugalde (22, ST, Spartak Moskau), Andy Rojas (18, ST, CS Herediano)
Coach: Gustavo Alfaro
Costa Rica läuft meist in einer 5-2-3 Grundformation auf. Aus dieser kreiert man im eigenem Ballbesitz gerne ein 3-Box-3 durch aufrückende Außenverteidiger und gleichzeitig einrückende Flügelspieler. In dieser Ballbesitzformation hält man dann gerne kurze Passwege, spielt jedoch zu häufig um die Defensive des Gegners herum anstatt hereinzuspielen. Dadurch schafft man es jedoch immer wieder Isolationen auf dem Flügel zu kreieren, die durchaus aufgelöst werden können.
Was jedoch gut klingt muss immer im Kontext der Gegner gesehen werden. In den Spielen, in denen dies zu beobachten war, spielte man als deutlicher Favorit gegen klangvolle Urlaubsinseln aus der CONCACAF. In einer Gruppenphase mit Brasilien, Kolumbien und Paraguay wird man jedoch kaum den Ball kontrollieren und auch keine individuelle Überlegenheit ausspielen können, sodass man sich in diesen drei Spielen auf die Defensive fokussieren wird.
Gegen den Ball agiert Costa Rica meist in einem 5-4-1, welches, je nach Qualität der Innenverteidiger im Aufbauspiel, zu einem 5-2-3 wird, um konsequenter anzulaufen. Hierbei ist Costa Rica jedoch kein pressingintensives Team, sondern versucht primär Unsicherheiten der Innenverteidiger auszunutzen. Mit Blick auf die Gegner und deren Qualität wird Costa Rica jedoch meist in einem 5-4-1 am eigenen Strafraum warten und in dieser Formation versuchen Pässe ins Zentrum zu verhindern.
Hiermit hatte man jedoch beispielsweise gegen Argentinien Probleme, da diese den Raum immer wieder anliefen und dabei mit direkten Pässen Anspielmöglichkeiten finden konnten.
Fazit:
Costa Rica hat sich für die letzten beiden Weltmeisterschaften qualifiziert und weiß daher, wie es ist, wenn man als Außenseite gegen große Favoriten spielt. So konnte man bei der letzten Weltmeisterschaft einen Erfolg gegen Japan feiern, verlor allerdings auch deutlich gegen Spanien und Deutschland. Zuletzt konnte man in den Freundschaftsspielen einen erneuten Achtungserfolg verbuchen, als man gegen den Mitfavoriten Uruguay ein Unentschieden erzielen konnte. Damit ist jedoch auch das Potenzial Costa Ricas bei dieser Copa America erneut erzählt: in einer Gruppe mit Brasilien und Kolumbien geht es für die Mannschaft von Gustavo Alfaro vermutlich nur um einen weiteren Achtungserfolg. Ein Weiterkommen, insbesondere in dieser Gruppe, wäre eine unfassbare Überraschung.
Rating:
2,5 / 10