#01 - Euer Input für Schlusskonferenz 239

Es geht wieder los! Wir nehmen Sonntag Abend ab 20:30 Uhr auf, Schwerpunkt wird der 1. FC Köln sein. Freue mich sehr über Input von euch zu allen Spielen!

Konntest du erkennen, was das Konzept von Covic für Hertha ist, oder fällt das Spiel da aus dem Raster, weils gegen Bayern ging?

Im Vergleich zum Pokal kommen mir die Bayern im Offensivspiel bisher (81. Minute aktuell) etwas dynamischer und weniger statisch vor. Täuscht der Eindruck, oder ist es tatsächlich so? Liegt es daran, dass Gnabry auf rechts ist, statt Müller?

Und ich hab in der Vergangenheit ja nicht so viel Bayernspiele geschaut (könnte sich dieses Jahr ändern, jetzt wo ich zwangsweise Sky holen musste), aber ist es normal, dass sich Coman ständig festrennt? Es ist, als würde er immer wieder mit dem Kopf durch die Wand wollen.

Edit: Sehr viele von uns werden (wie ich) mit Cuisance wenig anfangen können. Wäre super, wenn du uns erläutern könntest, warum Bayern diesen Spieler holt.

Der Trainer der Hertha hat nach dem Spiel gesagt, dass ihm einiges nicht gepasst hat und hatte eine ganze Reihe an Kritik. Er wollte wohl viel mehr vorrücken und aktiver Fußball spielen (das Interview sollte es in der ZDF Mediathek noch geben). Ich glaube, das Spiel gegen die Bayern wird kein typisches Saisonspiel.

Bei den Bayern fand ich sehr Auffällig wie wenig über die linke Seite geklappt hat, obwohl es durchaus probiert wurde. Aber wirklich schlecht fand ich die Bayern nicht, in erster Linie fehlte mir das Ausspielen der Chancen. Und hätte die Hertha nicht so viel Glück bei beiden Toren gehabt, hätten die Bayern ja auch gewonnen. Und der Bayern-Kader wird ja wohl schon im nächsten Spiel viel stärker sein.

Zur Berichterstattung: Auffällig gut mit den Regeländerungen befasst, bei Kopfverletzungen von deren Gefahr gesprochen und den Effekt der Umstellung gut beschrieben. So schlecht ist die deutsche Fußball-Berichterstattung doch nicht.

Und da fällt mir noch ein: was denkt sich eigentlich Pavard, wenn der Herthaner untersucht wird und zu Pavard, der kurzzeitig nicht mitspielen konnte kommt niemand.

Was ich einfach mal herausheben muss, ist Lewandowskis 1-0. Das war einfach wunderbar und absolute Weltklasse. Aus dem wird mal was!

Für mich war der Gewinner des gestrigen Abends (beim FCB) Benjamin Pavard, wenngleich auch eine unglückliche Rolle beim 1-2.
War vor dem Spiel noch unklar, ob die 40 Mio.€ gerechtfertigt sind, hat er für mich in dem Spiel gezeigt wieso man das Geld für ihn ausgegeben hat.
Hatte viele gewonnene Zweikämpfe, wirkte in Drucksituationen teilweise sogar abgeklärterer als Süle und hatte Offensiv auch klar die effektiveren und besseren Aktionen als sein Partner in der Innenverteidigung.

Ich hoffe das war nicht nur eine einmalige Erscheinung!

Coman & Tollisso nicht unauffällig aber für mich eher enttäuschend gestern Abend…

BVB - Augsburg

Zunächst frage ich mich, wie es wieder sein kann, dass der BVB ein Gegentor in Minute 1 frisst. Das Phänomen zieht sich nun schon über mehrere Saisons hinweg. Vielleicht könnt ihr das im Talk kurz anreißen und sogar eine Erklärung liefern. Ist es einfach nur unkonzentriertes Verhalten?

Ansonsten habe ich einen sehr engagierten und willigen Auftritt von Dortmund gesehen, bei dem aber noch zu ungenaue letzte Pässe dabei waren. Hazard hatte zwar viele Aktionen, wobei mindestens 90% von denen unglücklich und blind waren. Er hat noch ganz viel Luft nach oben und muss die wohl alsbald auf’s Parkett bringen, sonst schwinden die Chancen für Startelfeinsätze dramatisch. Diesen Anspruch muss man an ihn auch haben.

Typisch für das BVB-Spiel war der Angriffsaufbau über die Außen, der, sobald es eng wurde, mit einem öffnenden Pass in Zone B2 bis D2 aufgelöst wurde. Herausragend war Witsels offensive Spielbeteiligung, die er mit 2 Assists krönte. Witsel nahm deutlich mehr am Offensivspiel Teil als Weigl. Er versuchte tiefe Läufe und gechippte Flanken hinter die Abwehrreihe (5-1 von Brandt). Soweit erstmal die Auffälligkeiten im BVB-Spiel.

Ich brauche auch nicht zu erwähnen, dass es ziemlich geil ist, wenn man Julian Brandt einwechseln kann :smiley: Er stand zwar nur wenige Minuten auf dem Platz, hat sich aber eingefügt, als wäre es nix.

Von Augsburg kam, abgesehen vom Tor in Minute 1, herzlich wenig. Das konzentrierte und enge Verteidigen war schön und gut, für Punkte reicht es aber nicht. Da fehlte für mich definitiv der Speed und geniale Pass in die freien Räume beim Umschalten. Sprechen muss man, so bitter es ist, auch über Koubek, dessen Saisonprämiere deutlich daneben ging. Bei International Super Star Soccer Deluxe würde es heißen „Keeper fumbles!“ Vielleicht war es auch bei ihm die Nervosität, aber vom tschechischen N11 Keeper hätte ich eine ruhigere Aura erwartet. Bricht bei Augsburg direkt wieder zu Saisonbeginn die Torhüterfrage aus?

Bayern Hertha

Covic musste in der Verteidigung schon improvisieren. Auf LV Plattenhardt ist verletzt, Torunarigha konnte dort im Pokal nicht überzeugen und Mittelstädt meldete sich erst einen Tag vor Spiel fit. So war auch die linke Seite besonders anfällig, vor allem wenn Gnabry ins Zentrum zog. Covic hat im Spiel das System umgestellt und aus der 5er eine 4er Kette gemacht, was große Auswirkungen hatte und für Hertha neu ist. Unter Dardai waren Systemwechsel eher selten. Vor der Umstellung merkte man auch, dass Leckie kein Verteidiger ist. Die Abstände zwischen Leckie und Klünter waren zu groß und Klünter musste so häufig ins 1 vs 1 gegen Coman, was er aber sehr gut löste. Insgesamt auch ein guter Schachzug, Klünter als RIV anfangs aufzustellen, um Comans Geschwindigkeit zu kontern.

Werder - Fortuna

Meine Gedanken mit Werder-Brille:
Offensiv läuft das Kombinationsspiel schon recht gut, Osako als Spielmacher sehr aktiv, fordert auch viele Bälle. Ich hoffe, wenn dann auch die ersten Punkte eingefahren werden, müssen wir nicht mehr darüber sprechen, ob und wie der Kruse-Abgang kompensiert wurde…
Nicht verstanden habe ich bisher, was Rashicas Rolle im neuen System sein wird. Seine Stärke liegen auf der Außenbahn, wenn aber gleichzeitig Osako eher auf der 10 agiert und J. Eggestein nicht als Strafraumstürmer, sondern eher als einrückender Außen geplant ist, fehlen die Abnehmer für Rashicas Flanken/Pässe, wenn er nicht selbst zum Abschluss kommt. Vielleicht wird das offensichtlicher, sobald Füllkrug mehr Spielzeit bekommt.
Mit Toprak und Moisander ist es sehr positiv zu sehen, dass jetzt beide Innenverteidiger den Spielaufbau einleiten können.

Defensiv fehlt mit Toprak offensichtlich noch die Feinabstimmung, zu sehen insbesondere beim 0:1, als sowohl Toprak als Auch Gebre Selassie „vor“ ihrem Gegenspieler verteidigen und niemand absichert. Beim 1:2 hätte die Szene vorher zweimal geklärt sein können, letztendlich ist es dann ein schlechter Zweikampf von Friedl und schlechtes Stellungsspiel von Moisander/Klaasen in der Mitte.
Beim 1:3 läuft Ayhan Gebre Selassie weg, sollte nicht passieren, war aber auch ein schlau geblockter Zug der Fortuna.

Fazit: Werder gewinnt weiterhin keine Auftaktspiele. Offensiv gute Ansätze, leider noch ohne die erfolgreichen Abschlüsse. J. Eggestein hat seinen Startelfplatz gegenüber Sargent gerechtfertigt, ob ein komplett fitter Füllkrug ihn verdrängt, ist vielleicht auch Gegner-abhängig. Defensiv zu viele Fehler, nicht alles kann auf die fehlende Abstimmung mit Toprak geschoben werden.

Nachtrag zu Toprak: Anscheinend hatte er ab der 30. Minute Atemprobleme, dass er trotzdem noch so lange weiterspielte, wirft einige Fragen auf.

Bekommt Bayer die Defensive in den Griff, oder ist es einfach part of the game/system? (lediglich 3 Zu-Null-Spiele seit Anfang Februar). Man ist fast gezwungen, in jedem Spiel 2+ Tore zu schießen-ziemlich intensiv auf Dauer (das bei Dreifachbelastung)

Wird/ist Havertz zu gut für Bayern 2020? Internationale Klubs stehen bestimmt Schlange.

Ist im Bayern-System überhaupt Platz für Coutinho (LA=Coman u. Perisic)? Wird er der James 2.0? Die 10 ist doch nicht wirklich vorgesehen in München?
Ist Thiago auf der 6 nicht verschenkt? Früher oder später sollte Kimmich diese Position einnehmen (a la Lahm).
Abhängigkeit von Lewandowski ist brutal (Mandzukic wirklich eine Lösung?)
Cuisance-WTF?

Dortmund beeindruckend-so erfrischend hat Bayern mit Pep/ Heynckes auch regelmäßig gespielt.
Kovac kann einem Leid tun. Fehlende Rückendeckung und Akzeptanz (auch von zu vielen Spielern)

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Warum um alles in der Welt holt man mit Perisic und Coutinho 2 Linksaußen, wo es doch schon Coman gibt? Um zu sagen: „Schaut her, wir schaffen doch noch einen Kracher-Transfer…!“?

In Wirklichkeit bräuchte Thiago einen Top-Mann zur Absicherung an seiner Seite.

Und wenn Lewandowski längere Zeit ausfallen sollte, ist zusammengeräumt…

Der echte Skandal des Samstags ist doch, dass so ein GNetzer das Rasenfunk3 Tippspiel anführt. Dabei hat Max mir versprochen, dass ich mich daran erfreuen könnte, über ihm im Tippspiel zu sein.

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Bayern-Hertha:
Hertha hat den Spielaufbau komplett aufgegeben um nicht gepresst werden zu können. Viele lange Bälle teilweise in leere Räume, was für mich ein Zeichen dafür ist, dass Hertha genau dort die Bayern pressen wollte, was sie dann auch gemacht haben. Interessant war es, dass sie den Ballbesitz in einigen Szenen komplett aufgegeben haben um dann vorne anzulaufen. Hat zuerst überhaupt nicht geklappt, da Bayern zu gut war um sich rauszukombinieren. Ich hatte erst den Eindruck, dass das völlig hirnrissig sei, da gerade gegen die Bazis kein Mittel. Und just fallen genau durch solche Situationen 2 Tore.

Bayer-Paderborn:
Paderborn exrtrem stark im Pressing. Sie sind teilweise super organisiert mit 6 Leuten vorne angelaufen und haben 4 Leute vor unlösbare Probleme gestellt. Bayer hat die tiefen Halbräume nicht gut genug besetzt um da raus zu kommen. Paderborn dabei mit quadratischen Staffelungen im Pressing. 4 Leute ballseitig, 2 ballfern. Irgendwann musste Hradecky den langen Ball schlagen. Extrem wurde es, als Bayer nach der 3:2-Führung Paderborn das Spiel überlassen hat und die das auch noch sehr gut gemacht haben. Trotzdem müssen Havertz und/oder Bailey das Spiel nach Konter zumachen.

Defensiv und in der tiefen Ballzirkulation Bayer recht schwach. Demirbay hat noch Potenzial nach oben. Hatte aber auch gar nicht damit gerechnet, dass er so offensiv spielen muss. Er wurde fast 1:1 auf der Brandt-Position eingesetzt.

Tah noch nicht in Form. Der Paderborner (den Namen muss ich jetzt nachgucken…) Antwi-Adjei hat ihn in der ersten Halbzeit regelmäßig nass gemacht. Besonders schön zu sehen vor dem 2:2 wo Tah kaum hinter dem Mbappe-artigen Antritt von Antwi-Adjei kaum hinterher kommt und dann auch noch locker umkurvt wird. In Halbzeit 2 hat Bosz dann umgestellt und Tah auf die andere Seite gestellt. Baumgart hat Antwi-Adjei dann später wieder zu Tah gestellt, aber da hatte er sich gefangen…

Umgestellt wurde auch, weil Lars Bender einen Schlag auf den Kopf bekam und minutenlang behandelt wurde, dann aber mit Pfropfen in der Nase (wegen der Blutung) ca. 10 Minuten weiter gespielt hat. In der Pause hatten sie dann ein Einsehen. Er wurde recht lange auf den Platz behandelt, und ich wunderte mich schon, warum nicht längst gewechselt wurde.

Für die Kopfverletzungs-Statistik: Bender hat erst weiter gespielt, trotz offensichtlichem Wirkungstreffer, und wurde zur Halbzeit dann ersetzt.

Zurück zum Spiel: Nach der rasanten, ersten Halbzeit wurde in Halbzeit 2 von beiden Mannschaften das Gaspedal etwas locker gelassen. Bei Bayer hat die Konterabsicherung deutlich besser geklappt. Mag aber auch daran gelegen haben, dass Paderborn nicht mehr so stark gepresst hat. Bis zum 3:2 war Bayer drückend, danach haben sie auf Konterfussball umgestellt, kamen kaum noch aus der eigenen Hälfte.

Als Bayer-Fan muss ich ehrlich gestehen, dass wir uns über ein 3:3 nicht hätten beschweren dürfen. Aber Sven Bender und Hradecky haben den Laden dicht gemacht. Auch Dragovic ganz passabel. Über Tah legen wir mal den Mantel des Schweigens.
Wendell wurde besser nachdem er nicht mehr Teil der 3er-Kette war. Seine Vorlage zum 3:2 war super. Havertz hat ein wenig den X-Faktor reingebracht. 2:1 war erste Sahne, der Schlüsselpass vor dem 3:2 ebenso.

Bei Paderborn ist mir der Antwi-Adjei besonders gut aufgefallen. Ständiger Unruhe-Herd. Ebenso Michel. Die beiden Offensiven auf der Tah-Seite. Ich erwähnte seine Leistung? Ich bin etwas unfair. Denke er hat einfach noch Trainingsrückstand. Darüber hinaus stachen Gjasula und Hühnemeier als umsichtiger IV auf.

Schlusswort: Es ist unfassbar, wie krass der Havertz jetzt in der Wahrnehmung da steht. Kaum ein Ballkontakt ohne Kommentar zu seinem zukünftigen Ablösewert. Das ist mir alles ein wenig zu krass. Der ist gerade 20 geworden. Aber: Sein Stellenwert im Team ist auch mittlerweile entsprechend…

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Also Coutinho spielt doch am liebsten im linken Halbraum. Das kann er sowohl von LA als auch von der 10 machen. Von der 10 kommend macht er dann Platz für einen aufrückenden Goretzka oder einen nach innen ziehenden Gnabry/Müller. Klingt erst mal nicht so dumm finde ich.

Perisic dagegen ist mMn nur Ersatzspieler. Der steht kaum in der Startelf außer in der 2. Pokalrunde gegen einen unterklassigen Gegner oder zwischen zwei CL-KO Spielen. Dafür kann er aber fast alle Positionen vorne spielen, nicht nur LA.

Bayer 04 Leverkusen – SC Paderborn

Mein Bericht ist als Ergänzung zum Spielbericht auf kicker.de und zum Videospielbericht bei DAZN zu interpretieren. Ebenso wichtig bei der Beurteilung meiner Zeilen: Ich sah das Spiel live im Stadion und bis auf den Videospielbericht keine Szenen doppelt. Bedeutet: Subjektive und heuristische Verzerrungen inklusive.

Die vielleicht interessantes Frage im Vorfeld der Partie, zumindest aus taktischer sich, war: Wie weit öffnet Paderborn sein Visier, in Bezug auf sein Angriffspressing? Zunächst weit offen, lautet die Antwort.

Steffen Baumgart setzt in jeder Hinsicht zunächst auf Bewehrtes. Schon die Aufstellung gab erste Indizien hierfür. Mit Mamba schaffte es nur ein neuer Feldspieler in die Startelf, obwohl im Pokal noch die beiden neuen Außenverteidiger Gerrit Holtmann (LV) und Laurent Jans (RV) von Beginn aufliefen. Baumgart setzt also wieder auf seine „Aufstiegshelden“ und Afrika Cup Teilnehmer Dräger und Collins auf den defensiven Außenbahnen.

Taktisch zeichnet sich schnell das gleiche Bild ab. Mit einem mutigen Angriffspressing, wie in der Vorsaison, wollten die Ostwestfalen den Ball in Bayers Hälfte gewinnen. Erwähnenswert: Paderborn wollte keine langen Bälle aus Leverkusens Defensive provozieren, sondern den Ballgewinn in deren Hälfte. Die Stürmer Michel und Mamba liefen Torwart und Innenverteidiger nie an, stellten allerdings hoch zu und ließen den Gegner den Ball wenige Meter vor dem eigenen Tor zirkulieren.

Was wohl in der zweiten Liga bei den Aufbauspielern zu mehr oder minder starken Nervenzusammenbrüchen geführt hat – und in der Folge zum gewünschten Ballgewinn oder einem unkontrollierten langen Ball verhalf – brachte bei Bayer niemanden ins Schwitzen. Ein, mit Ball am Fuß – rechts und links wohlgemerkt -, überragender Hradecky, der auch immer mal wieder Chipbälle auf die sich gut positionierenden L.Bender und Wendell einstreute, präsentierte sich als modern mitspielender und pressingresistenter Torwart.

Das System-Bosz hatte zu jedem Zeitpunkt eine Antwort auf die Frage, die ihnen das Paderborner Pressing stellte. Zumindest in der Gegneranalyse besitzt Leverkusen bereits Champions League Form, was man von seinen Spielern noch nicht gänzlich behaupten kann. Denn nicht Paderborns Pressing führte zu den beiden ersten Bundesligatoren der Ostwestfalen, sondern haarsträubende individuelle Fehler. Zum 1:1-Ausgleichstreffer braucht es meinerseits keine weiteren Worte und vor dem 2:2 sieht Tah im Grunde genommen nicht besser aus, als Boateng gegen Messi im Champions League Halbfinale 2015.

Tah‘s Fehler ist scheinbar offensichtlich, doch: Antwi-Adjei hatte in den 25. Spielminuten vor seinem gewonnen Eins-gegen-eins zweimal sehr ähnliche Aktionen gegen Jonathan auf dem Flügel. In beiden Aktionen hatte der Linksaußen den Ball abgekappt und hinten herumgespielt – diesmal nicht. Kompliment an den Bundesligadebütanten, der bis vor zwei Jahren noch in der Regionalliga spielte und nun einen Innenverteidiger der gehobenen Güteklasse sehenswert vernascht hat. Das macht Lust auf mehr, Antwi-Adjei.

Ein anderes Gesicht zeigten die Paderborner in der zweiten Hälfte. Nach dem Pausenpfiff zogen sie sich tiefer in die eigene Hälfte zurück, die hohen Pressingmomente blieben in voller Gänze aus. Entsprechend kam Paderborn nur noch zu einer nennenswerten Torchance.

Nun zu Bayer: Die nominelle Dreierkette auf dem Spielbericht war vielmehr eine asymmetrische Viererkette mit einem offensiveren linken Verteidiger, während auf der rechten Seite Tah und L.Bender eine „echte halbe“ Viererkette spielten. Havertz agierte als freies Radikal, suchte und fand immer wieder freie Räume – der verstorbenen Johan Crujiff hätte wohl viel Spaß an diesem Spielertyp gehabt. Demirbay sorgte in der Folge für Verbindungen zwischen den Sechsern und dem Sturm.

Eine echte Defensivstrategie brauchte Bayer nicht, denn sie hatten, gefühlt, das ganze Spiel den Ball. 74% Ballbesitz belegen dies, dass Bayer dreimal so oft Passte wie Paderborn zementiert den Eindruck.

Von Ungefähr kamen diese Feldvorteile allerdings nicht. Bayer war nämlich omnipräsent bei zweiten Bällen. Bei Ballbesitz bereitete die Werkself das Verteidigen mustergültig vor. Tah und S. Bender schoben bei eigenen Angriffen bis tief in die gegnerische Spielhälfte vor und markierten die fallenden Stürmer des Gegners. Dass Kai Havertz defensiv nicht so viel zurück arbeitet könnte auch eine Defensivtaktik sein. Durch das langsame Nachlaufen bindet Havertz meistens zwei bis drei Gegenspieler, die dem Gegner beim Spiel auf den zweiten Ball fehlen. Wenn sich Bayers körperlich robuste Sechs, Aranguiz mit Baumgartlinger, durchsetzt, setzt Havertz zum Spurt in den freien Raum an und ist sofort anspielbar. Aber vielleicht unterstelle ich da den Beteiligten auch zu viel taktisches Kalkül.

Ein nimmer müder Aranguiz lieferte, ebenso häufig wie Havertz, nach Ballgewinnen in der eigenen letzten Reihe eine Anspielstation und zeigte sich auch unter hohem Gegnerdruck stets ballsicher – Busquets Light in der BayArena – und demonstriete einmal mehr, warum er im System-Bosz aktuell unverzichtbar ist. Dafür, dass er nahezu das gesamte Spiel in Pressingzonen agierte, lesen sich seine 90% Passgenauigkeit (Quelle: Bundesliga.de) sehr gut. Der stille Held des Leverkusener Auftaktsieges.

Bayer bot seinen Fans allerdings nicht nur einen stillen, sondern auch einen lauten Helden: mit Namen Kai Havertz. Mit Ball avanciert der Youngstar zum Unterschiedsspieler. Unter starkem Gegnerdruck findet er ein ums anderen Mal freie Räume und Mitspieler und das auf eine Art und Weise, die man sonst nur von Ex-Profis in der Verbandsliga kennt.

Wie bereits im Textverlauf angedeutet, setzt Havertz auch im Spiel ohne Ball Ausrufezeichen. Sein Gefühl für Räume und Timing im Lauf nach vorne sind in der Bundesliga aktuell einzigartig und eine Waffe gegen jeden Gegner. Beispielhaft ist sein Freilaufverhalten vor dem 2:1-Führungstreffer, als er sich perfekt aus dem Deckungsschatten vom gegnerischen Sechser löst und sich unerreichbar zwischen Paderborns Innenverteidigern positionierte.

Eine identisches Freilaufverhalten zeigte David Silva vergangene Woche bei Man Citys Abseitstor gegen West Ham. Der Quervergleich dient ein Stück weit der Inthronisierung des Kai Havertz in der Riege internationaler Spitzenspieler. Immerhin ist Silva Welt- und Europameister sowie viermaliger Englischer Meister (weitere Titel außen vorgelassen) und Havertz spielt mit seinen schlanken 19 Lenzen einen vergleichbaren Ball. Meines Erachtens mehr als lobenswert.

Ein (fast) perfekter erster Kontakt ermöglicht ihm anschließend in eine gute Abschlussposition zu kommen. Die Eigenart, mit der er den Angriff abschließt, lässt mich vor Ehrfurcht erstarren und Hoffen, dass sich dieser Spieler nie verletzen wird, zum Wohle aller Fußballliebenden. Dass er beim Torjubel, bescheiden wie er ist, noch Bailay für den gewonnen Zweikampf vor Baumgartlingers Vorlage lobt, der den finalen Angriff erst ermöglichte, sind Luftküsse an jeden Fußballromantiker.

Dass die oben beschriebene Waffe Spiele entscheidet, bekommen wir in der 69 Spielminute vorgeführt, als Havertz sich nach einem Bellerabi Einwürf abermals perfekt in den Raum orientiert, von Volland angespielt werden kann und anschließend unter massivem Gegnerdruck den perfekten Pass in den freien spielt Raum spielt. Auch dass Havertz dieses Tor mehr bejubelt als sein eigenes, würde jeden Vater stolz werden lassen, der seinem Kind Bescheidenheit und Demut lehrt. Ein Star der das Rampenlicht nicht (miss-)braucht.

Genug der Lobhudelei, anbei noch ein paar Randnotizen zum Spiel:

  • Jannik Huth machte keinen unsicheren Eindruck, aber lies Potentiale ungenutzt (nicht nur mit Ball am Fuß, auch in der Strafraumbeherrschung). Mein Tipp: Baumgarts Tendenz zu Bewährtem wird Leopold nach seiner Genesung wieder ins Tor spülen.
  • Die Benders sammeln Verletzung wie andere Treuepunkte bei Rewe. Heute, Lars: Nach einem langen Ball wartet er auf den Gegner – er hatte zweimal vorher die Möglichkeit den Ball verletzungsfrei zu klären – geht furchtlos in den Zweikampf, prallt mit dem Gesicht gegen den Gegner und bleibt angeschlagen am Boden liegen, berappelt sich gladiatorenhaft (allein) und geht anschließend zielstrebig Richtung Mannschaftsarzt, kommt nach mittellanger Behandlung wieder auf den Platz – die Fans feiern ihren Bender – bleibt dann aber nach der Halbzeit in der Kabine. Klassischer Bender, aber auch ein Musterbeispiel dafür, dass es auch ohne Theatralik und Übertreibung geht.
  • Vollandts Tempo und Gier beim Anlaufen der gegnerischen Kette machen Wout Weghorst Konkurrenz um den Titel des besten Verteidigers in erster Reihe.
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Definition einer Momentaufnahme.

SCF - Mainz
Sehr ungewöhnlich für die üblicherweise eher konservative Herangehensweise von Streich war die Entscheidung, mit Frantz und Heintz zwei etablierte Spieler draussen zu lassen. Insbesondere, dass Nico Schlotterbeck Heintz vorgezogen wurde, ist erstaunlich. Damit hat Streich mehr Wert auf Dynamik und Kreativität als auf Struktur und Absicherung gelegt. Schlotterbeck hat es mit ein paar kleinen Wacklern und grandiosen, langen Pässen zur Spielverlagerung gedankt. OK, von den Pässen kam kaum einer an, und das hat sicherlich zur allgemeinen Zerfahrenheit des Spiels beigetragen. Aber grossen Dank an Streich für den Mut. Hoffentlich fühlt es sich durch den Spielausgang bestätigt.

Ich bin erstmal ziemlich erleichtert über den Saisonstart meiner Gladbacher. Denn genau dieselben Fragezeichen die ihr in der Saisonvorschau hattet, hatten wir natürlich auch. Ein Kader der in Sachen Sprints und Kopfball am Ligaende war, sollte ein System verpasst bekommen das auf diesen Tugenden aufbaut. Dementsprechend skeptisch war ich vor diesem Saisonstart. Dann fallen vor diesem Spiel auch noch beide geplanten 6er aus.

Und jetzt hat man ein Spiel hinter sich bei dem das System funktioniert hat. Man hat eine Großchance zugelassen und n paar Halbchancen. 0,7xGs ist ne gute defensive Leistung. Gleichzeitig hat man die die Chancen, die man hatte, vorrangig aus eigenen Pressingsituationen erspielt. Rose hatte durchaus recht dass sich aus dem alten Kader noch einige Pressingsmonster finden lassen würde. Wendt, Elvedi, Ginter, Zakaria und Benes fand ich diesen Punkten richtig gut.

Was hat gefehlt? Der Fußball. Das ist aber bei der Aufstellung auch irgendwo verständlich. Auf den Achter haben Neuhaus und Benes gespielt, Neuhaus kam später in die Vorbereitung wegen der U21-EM, Benes war in der Vorbereitung ein paar Wochen verletzt. Davor Embolo auf der 10, der in der Vorbereitung lange wegen eines Fußbruchs aus der Vorsaison gefehlt hat. Thuram wurde erst vor 4 Wochen verpflichtet. Das kann einfach nicht eingespielt sein. Das war so natürlich auch nicht geplant. Durch die Verletzungen von Kramer und Strobl rückte Zakaria auf die 6, Hofmann war als Achter geplant, Cuisance hätte heute sicherlich in der Start-11 gestanden, wenn er nicht seinen Wechsel zu den Bayern erzwungen hätte. Alles in allem kann das nicht eingespielt sein. Insbesondere vor dem Aspekt dass der Schwerpunkt in der Vorbereitung auf den Abläufen im Pressing lag und nicht auf dem Offensivspiel. Aber es erscheint auch ziemlich klar dass sich dieser Zustand noch bessern wird.

Die Frage die bleibt ist die nach der Relation. Wie gut ist Schalke unter Wagner?

Bayern- Berlin

Ich weiß nicht ob ich meinen kompletten Regelsachverstand verloren habe, aber kann mir einer vielleicht erläutern, warum es Strafstoß für Lewandowski gegeben hat. Es war keine Torchance, der Ball war nicht in der Nähe, Lewandowski war auch nicht anspielbereit, keiner hatte die absicht ihn an zu spielen. Es war ein Foul, dass ist richtig, aber sonst fehlt jegliche Begründung für einen Strafstoß.

Es würde niemals einen Freistoß im Mittelfeld geben, bei dieser Situation, welche es ebenfalls zweimal bei diesem Spiel zu beobachten gab.

Für mich hätte es eine Gelbe Karte wegen Unsportlichkeit geben müssen.

Wirklich schön formulierte Liebeserklärung an Havertz. :slight_smile:

Aranguiz ist meiner Ansicht nach Weltklasse. Der Busquets-Vergleich ist interessant. Ich sehe ja eher Baumgartlinger mit Busquets-artigem Verhalten. Leider noch nicht in Form und mit krassen Fehlern. Hoffe, dass Bosz ihn auf dem Platz läßt. Aranguiz ist für mich so ne Mischung aus Xavi und Gattuso. Ich mag diese chilenischen Spieler, die gleichzeitig Terrier und Spielmacher sind. Vidal hat diese Qualitäten ja auch. Wobei ich mittlerweile finde, dass Aranguiz ihn überholt hat. Neben Thiago das Nonplusultra im zentralen Mittelfeld in der Liga.

SCF - M05

Eigentlich dasselbe Spiel wie gegen Lautern. Man hatte ein paar Chancen, wenn auch nicht übermäßig viele oder übermäßig gute und am Ende geht man in einem typischen 0:0-Spiel mit drei Gegentoren nach Hause. Grade die Höhe der Niederlage tut besonders weh, weil sie eine Freiburger Überlegenheit suggeriert, die zu keinem Zeitpunkt gegeben war. Ohne den Elfmeter kommt Freiburg auf 1,1 Tore und Mainz zu 0,8. In Kombination mit dem Pokalaus ist die Stimmung zumindest bei mir sehr weit unten und ich habe die Befürchtung, dass das zarte Pflänzchen namens Aufbruchsstimmung, das nach dem Finish der letzten Saison schnell wieder eingehen könnte. Jetzt kommt Gladbach, danach Bayern. Die Verantwortlichen werden nicht den Kopf verlieren, aber bestimmte Foren und Facebook-Gruppen sollte man künftig meiden.

Das Fehlen von Mateta macht sich auch bemerkbar. Quaison und Onisiwo sind zwar für das eine oder andere Tor gut, aber halt für so 7-9 pro Saison. Aus dem Mittelfeld kommen auch eher wenig Tore. Zu Awoniyi und Burkhardt kann man momentan noch nicht viel sagen, aber der Wunsch, diese Spieler in der Startelf zu sehen, scheint bei vielen schon lauter zu werden…

Seufz…meh…