Wegen des VfB Schwerpunkts, mal ein paar Eindrücke zum Kader und zu den Chancen des jungen Teams in der Bundesliga…
Nach den Transfers von Mavropanos und Anton, sowie den Fest-Verpflichtungen nach Leihe von Kobel, Stenzel und Endo war die Defensive schon früh mit den Wunschspielern verstärkt worden. In den Testspielen wurde auch viel mit Viererkette getestet, obwohl man die Dreierkette eigentlich als Stammsystem einstudieren wollte. Wegen der „Ausmusterung“ von Badstuber und den Verletzungen von Mavropanos, Kempf, Karazor (und etlichen anderen), waren von den IVs nur Kaminski und Anton fit… weswegen man diese Dreierreihe so kaum einstudieren konnte. Das könnte zumindest eine Erklärung für die doch sehr auffälligen Abstimmungs- und Zuordnungsprobleme gg. Freiburg und Mainz sein.
Im Kader gibt es in der Defensive schon seit dem Abstieg eine auf den ersten Blick merkwürdige Personalpolitik bei den Außenverteidigern. Rechts kommen hinter Stenzel nur junge umgeschulte Offensivspieler in Frage (Massimo, Churlinov), links hat man neben dem defensiv oft unsicheren Sosa im Winter Mola verpflichtet, der aber eigentlich auch gelernter 6er/8er ist, oder inzwischen als LIV in Frage kommt aber auch auf unbestimmte Zeit ausfällt. Deshalb ist die Formation mit 3 IVs und offensiv besetzten Wingbacks eigentlich vorprogrammiert, gerade auch weil man mit dem Überangebot an erfahrenen zentralen Mittelfeldspielern versucht möglichst viele gleichzeitig auf den Platz bringen zu können.
Endo ist der absolute Fixpunkt in der Mannschaft, ein brutal guter Abräumer, der aber auch mit Ball am Fuß überzeugt. Für mich der beste VfB-6er seit dem großen Pavel Pardo, und der Spieler, der sich in nicht mal einem Jahr zum Absoluten Fan-Liebling entwickelt hat, Wortspiele inklusive („LegENDO“). Daneben ist Mangala als etwas offensiverer 6er eigentlich auch gesetzt. Dazu kommen noch Castro der etwas überraschend zum Kapitän ernannt wurde und Didavi, der zwar nie unumstritten ist, aber aufgrund seiner Passqualität trotzdem wichtig für die Mannschaft ist. Dieses Überangebot an eher „langsamen“ Ballverteilern komplettiert noch Klement, der nach langer Anlaufzeit in der Rückrunde der 2. Liga langsam Fuß gefasst hat und gegen Mainz etwas überraschend nicht in der Startelf stand (nach starkem Auftritt gg. Freiburg).
Durch das 3-4-2-1 mit zwei 6ern und zwei 10ern hat „Rino“ Matarazzo eine Formation gefunden, in die er die vielen Zentralen Mittelfeldspieler einbauen kann. Prinzipiell kommt gerade für die beiden „10er Positionen“ auch noch Förster in Frage, der vor allem im Pressing mit enormen Laufleistungen gg. Top6 Mannschaften gebraucht werden könnte (kommt nach Wadenproblemen langsam wieder an die Mannschaft ran). Außerdem der junge „Teto“ Klimowicz der gg. Mainz sein erstes Bundesliga-Tor machen konnte und den Platzverweis gg. Niakhate „zieht“. Dazu noch die jungen Egloff (ebenfalls verletzt, aber sehr vielversprechend), Coulibaly (ebenfalls jung und 2019 aus der A-Jugend von PSG geholt).
Die 3-4-2-1-Formation wird auf den Flügeln bisher mit dem sehr offensiven Silas besetzt, der im Vergleich zur letzten Zweitliga-Saison in den bisherigen 3 Pflichtspielen einen enormen Sprung gemacht hat. Seine Ballannahme ist oft ein Lotteriespiel, man merkt ihm dabei an, dass er keine europäische Fussballschule durchlaufen hat, sondern erst mit 18 aus dem Kongo nach Frankreich kam und von Mislintat in der zweiten Französischen Liga entdeckt, und für kolportierte 7-8Mio. nach Stuttgart geholt wurde. Die Voraussetzungen für eine große Karriere bringt er auf jeden Fall mit…
Die Seite auf der Silas gebraucht wird, bestimmt dann auch wer bisher auf der anderen Seite spielen darf, gg. Mainz war LV Brosinski als Schwachstelle in 1vs.1 -Duellen ausgemacht, deshalb durfte Sosa anstelle von Massimo spielen und Silas wechselte die Seite. Wenn Gonzalez zurück kommt und ggf. den Gegenpart zu Silas bildet, hätte man womöglich eine extrem physische und dribbelstarke „Flügelzange“.
Vor Saisonstart war im Umfeld eigentlich die Offensive als großes Fragezeichen ausgemacht, immer verbunden mit der Frage „Wer soll von den Jungs vorne überhaupt die Tore machen?“. Die größten Hoffnungen lagen da auf Gonzalez, der sich auch noch im letzten Test gg. Staßbourg mit Muskelbündelriss in der Hüfte verletzte und bis dahin eigentlich der „Go-To-Guy“ in der Offensive war. Sasa Kalajdzic ist eigentlich auch fast ein Neuzugang, der nur aufgrund von Corona noch Spiele am Ende der Rückrunde machen konnte.
Dahinter gibt es als klassischen 9er noch Hamadi al Ghaddioui, der den Traum eines jeden Amateurfussballers erlebt. Bis kurz vor dem 21. Geburtstag noch bei den Sportfreunden Brüser Berg in der Bezirksliga, dann über die 2. Mannschaft von Leverkusen, SC Verl, Dortmund II, in der Regionalliga West nach Lotte in die 3.Liga, dann nach Regensburg in Liga2 und schließlich der Aufstieg in Liga1 mit dem VfB.
Was mir zum Kader insgesamt noch einfällt: Der VfB geht unter Mislintat und Hitzlsperger einen riskanten Weg mit vielen Jungen Spielern und außer Castro, Didavi (Kempf, Anton und Kaminski) kaum Bundesliga-Erfahrung. Nach Aussage von Mislintat hätte man ohne Corona 30-35 Mio in den Kader inverstiert. Davon war nur noch ein Bruchteil übrig, der zum großen Teil in die Weiter-Verpflichtung der Leihspieler investiert wurde (Kobel, Stenzel, Endo). Wie schon so oft in der Vereinsgeschichte, könnte man zum Glück gezwungen werden und muss auf junge Talente setzen. Gonzalez ist nach seinem zweiten Jahr inzwischen Leistungsträger, Silas hat bereits einen Sprung gemacht, daneben hofft man auf die großen Entwicklungsschritte von Klimowicz, Kalajdzic, Massimo, die alle schon Startelfeinsätze bekommen haben und gg. Mainz auch gleich ihr Potenzial aufblitzen ließen.
Wie die Verantwortlichen auch schon gesagt haben, hofft man darauf, dass die „Underdog-Rolle“ in der Bundesliga der Mannschaft eher entgegen kommt, als die doch sehr holprige Saison in der Favoritenrolle in Liga 2.
So, ich könnte noch so viel mehr schreiben, aber belasse es hierbei. Verzeiht mir das Ausschweifen.