„Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust,“ oder „der Kopf freut sich, aber das Herz bleibt kalt!“
… oder auch das 2-2 gegen Freiburg oder die Eintracht, bei denen sich Dortmund nach der Führung hinten rein stellte und hoffte die Zeit geht irgendwie vorbei. Der BVB hat damals die Gegner bei seinen Heimspielen aus dem Stadion geschossen und Auswärts versucht eine 1-Tore-Führung irgendwie nach hause zu mauern und auf Konter gelauert.
In dieser Saison sieht das ganze deutlich kontrollierter aus, aber damit auch vergleichsweise langweilig. Nach dem Abpfiff konnte ich mich irgendwie nicht wirklich an dem Sieg erfreuen und ich weiß gar nicht genau wieso nicht (werde ich etwa ein Erfolgsfan, der immer eine Gala fordert?).
Könnte es sein, dass diese Spielweise auch wegen des vollen Terminkalenders gewählt wurde? Zu meiner positiven Überraschung rotiert Favre diese Saison wirklich relativ viel, weshalb die Mannschaft aber auch zwangsläufig nicht so richtig eingespielt sein kann.
Ich habe den Eindruck, dass Dortmund deshalb in erster Linie den Ball haben wollte. Weniger um damit wirklich etwas Sinnvolles zu tun als zu verhindern, dass der Gegner ihn hat. Dadurch muss Dortmund weniger laufen und kann das Spiel besser kontrollieren. Das geht natürlich zu Lasten der Offensive und Ansehnlichkeit, aber ist deutlich effektiver. Der Eindruck kann natürlich auch wegen der letzten Gegner entstanden sein, die in erster Linie verteidigen, in zweiter Linie kein Tor zulassen und außerdem noch zu null spielen wollten.
Dazu kommt dann aber die Formschwäche von Sancho. Der BVB hat im Grunde zwei verschiedene „Waffen“ im Arsenal. Gegen hochstehende und mitspielende Gegner ist Haaland vermutlich einer der gefährlichsten Stürmer die zur Zeit auf dem Rasen vor die Murmel kicken, während Sancho mit seinen Dribblings vor allem tief stehende Abwehrreihen aufbrechen kann[1]. Wenn Sancho in Spielen wie gegen Zenit oder Bielefeld keinen Bock hat, dann fehlt Dortmund leider das entscheidende Etwas. Es sollte eigentlich nicht der Fall sein, dass ein Verein wie der BVB so sehr von einzelnen Spielern abhängig ist, aber Favre scheint sie derzeit mehr auf Ballkontrolle zu fokussieren als auf das Kreiren von Chancen.
Ich möchte dazu noch sagen: Die Jungs sind teilweise blutjung! Wenn unser Angriff aus 17-20 Jährigen besteht, bin ich eigentlich doch froh, dass sie die letzten Spiele so souverän gewonnen haben und bis auf Augsburg in der BuLi immer zu null gespielt hatten. Letzte Saison wurde die mangelnde Konstanz kritisiert und ich gehe davon aus, dass demnächst die „langweilige“ Spielweise kritisiert wird. Aber konstant zwei mal pro Woche ein Feuerwerk abzubrennen, mit jungen Spielern die häufig Leistungsschwankungen haben, ist weder körperlich noch mental möglich.
Aus diesen Gründen freue ich mich rational über den Sieg, aber nicht emotional. Ein nach hause gezittertes 1-0 ist natürlich deutlich spannender, als ein einfallsloses aber souveränes 2-0 nach Standards. Eventuell liegt das aber auch an den leeren Rängen und die fehlende „emotionale Resonanz“ wie Max es so oder so ähnlich mal sagte.
Zum Schluss noch eine kleine Beobachtung/Frage: Die letzten Spiele hat Dortmund jetzt doch wieder in der 4er Kette gespielt. Lag das nur an den fehlenden Innenverteidigern oder auch an den erwartbar defensiven Gegnern? Werden wir gegen spielstärkere Gegner wie Bayern wieder die 5er Kette sehen? Bzgl der 4er Kette sehe ich nämlich ein bisschen meine Befürchtungen aus der Saisonvorschau bestätigt: Außer Sancho und Hazard haben wir nicht wirklich Flügelspieler. Reyna ist gegen Zenit so häufig nach innen gedriftet, dass Favre ihn am liebsten an die Seitenlinie gekettet hätte, wenn es irgendwie möglich gewesen wäre.
Fußnote:
[1]: Sancho ist der einzige Spieler den ich kenne, der Gegenspieler tunnelt ohne den Ball zu berühren. Müsst ihr mal drauf achten