Man merkt, dass der Klassenerhalt die Schreibfreude der Mainz Fans angeheizt hat. Also hier auch von mir:
Meine Themenvorschläge zur Mainz Saison (gebe dann noch meinen eigenen input):
- Die Zeichen der letzten Saison ignoriert?
- Der Kader im Sommer. Wirklich der einer Mittelfeld Mannschaft?
- In Bezug darauf: Martin Schmidt als Sportdirektor
- Verletzungsflut
- Siewert - zu lange festgehalten?
- Bo - was ist anders und ist das nachhaltig?
Die Zeichen der letzten Saison ignoriert?
Die letzte Saison endete ja eigentlich gar nicht schön. Man hatte 10 Spiele am Stück nicht verloren und schielte sogar nach Europa nur um dann beinhart auf den Boden der Tatsachen geholt zu werden. Vier Spiele am Stück wurden sang und klanglos abgegeben. 0:3 gegen Wolfsburg, die Absteiger bzw Kandidaten mit Schalke und Stuttgart spielen einen aus dem eigenen Stadion mit 2:3 und 1:4 und dazwischen kriegt man auch von Frankfurt 0:3 auf den Kopf. Und so sehr die Dortmunder auch glauben, dass Mainz wie die Monstars aus space jam gespielt haben am letzten Spieltag war es doch eher so, dass Dortmund einen normalerweise bei so einer Leistung aus dem Stadion schießt wenn man 4,0 xgoals zulässt. Die Zeichen, dass etwas nicht stimmt waren also da, aber die offiziellen wurden nicht müde zu wiederholen, dass man ja so lange vorher nicht verloren hat. Öffentlich ja auch okay, aber intern sollte schon überlegt werden.
Der Kader im Sommer. Wirklich der einer Mittelfeld Mannschaft?
Im Sommer passierte mit dem Kader erstmal wenig. Krauss und van den Berg kamen. Eine Lücke im IV gab es durch den alternden Bell und Krauss ist ja der Ersatz für Barreiro, denn der hat ja nur noch ein Jahr Vertrag und es wird doch keiner glauben, dass Krauss die spielerische Klasse von Stach ersetzen kann… oder?
Dann kommt lange nichts außer noch eine Verpflichtung von Mwene. Der Kader ist von der Zahl der Spieler extrem luftig. Und dann wird auf den letzten Drücker plötzlich Stach verkauft für kolportierte 11-12 Millionen. Ein 23 jähriger im Dunstkreis der Nationalmannschaft. Das wirft bei mir zwei Fragen auf: Zum einen ob Bo Svenssons größtes Problem vielleicht die Bewertung von spielstarken Spielern ist und wie diese ein Spiel beeinflussen. Es wurde fast immer auf den Kämpfer gesetzt, es wurde ein stach verkauft um ein 5-2-3 mit kohr und Barreiro in der Zentrale zu spielen. Richter war angeblich sein großer Wunsch. Zentner über Dahmen eingesetzt und Gruda hätte wohl auch schon früher Spielzeit sehen können.
Die zweite Frage ist Martin Schmidt:
Martin Schmidt als Sportdirektor
Als Quereinsteiger kam der damals mit Heidel so ein bisschen als „okay der Don weiß schon was er tut“. Kohr und da Costa waren damals entscheidend und wie zu jedem Zeitpunkt ist es schwer zu bewerten wieviel Heidel und wieviel Schmidt drin steckt. Aber es bleiben jetzt schon einige Fragezeichen zu Schmidt, da die Sommerperiode schon fatal war. Stach wird unter Wert abgegeben, Ingvartsen nicht ersetzt, von den neuen Spielern ist keiner zu Saison Beginn eine Verstärkung (van den Berg verletzt verpflichtet und Mwene hinter Caci/Widmer. Rest komplett irrelevant). Was man sich bei Barkok und Richter erhofft hat wissen auch nur Schmidt, Svensson und der liebe Gott. Barreiro vergrault statt im Sommer verkaufen jetzt der ablösefreie Abgang mit dem höchsten Marktwert in der Bundesliga und auch ein zweistelliger Betrag, der dem Verein entgeht. Bei allen Fehlern von Rouven Schröder hat der das extrem gut gehandelt. Auch noch einmal Bezüge erhöhen bei guten Spielern um sie länger zu binden und teurer zu verkaufen. Dagegen ist Mainz jetzt in einer Situation wo zwei große Talente mit Nebel und Weiper nur noch ein Jahr Vertrag haben und selbst der Wunderknabe Gruda nur noch zwei Jahre Vertrag. Die einzigen längerfristigen sind Burkardt, Krauß und Richter. Es muss brutal aufgepasst werden nicht in eine Gladbach Situation zu kommen wo jedes Jahr wertvolle Spieler ohne Ablöse gehen.
Aber zurück zum Kader der Saison: Man geht also rein mit dem Bewusstsein nur maximal drei Spieler auf dem Platz zu haben, die gerne den Ball am Fuß haben. Eher weniger, da Onisiwo oder Ajorque vorne eingeplant sind. Mit Burkardt kann man ja zu Anfang der Saison nicht rechnen, da man keine Ahnung hat ob der überhaupt irgendwie zurück kommt. Das bringt mich zum nächsten Thema:
Verletzungsflut
Generell sind für mich Verletzungen immer zu wenig beachtet in Saisonanalysen. Bei Mainz war es diese Saison wirklich extrem und auch in einem Maße, dass ich es eben nicht einfach auf Zufall schieben kann. Besonders die Häufigkeit an mehrfachen Operationen und Fehleinschätzungen sind/waren besorgniserregend. Burkardt wurde mehrfach operiert wegen etwas, was in den meisten Fällen nur ein paar Wochen bis Monate Ausfallzeit nach sich zieht. Weiper lässt sich schon selbst operieren, hat dann auch nochmal einen Rückschlag. Und am schlimmsten: Hanche-Olsen verletzt sich in der Vorbereitung, spielt zweimal und kriegt dann von den Ärzten der norwegischen Nationalmannschaft gesagt, dass so ziemlich alles im Knöchel kaputt sei und er eine OP und 3-4 Monate Pause braucht. Das sind schon Dinge, die einer medizinischen Abteilung in der Bundesliga nicht passieren sollten. Dazu viele Muskelverletzungen, ob Trainingsintensität, Kadergröße oder Zufall (oder alles) Schuld sind da aber schwer zu bewerten.
Siewert - zu lange festgehalten?
Der Saisonstart läuft also wie das Ende der Saison und man hat niemanden der vorne irgendetwas auf die Reihe bekommt. Dazu kommen durch die Verunsicherung und die mittlerweile bekannte Spielweise hinten viele Gegentore hinzu. Svensson geht, Siewert kommt und gewinnt gegen Leipzig mit einem Vintage Svensson Spiel. Direkt danach ein hart zu schauendes Spiel gegen Darmstadt aber er hatte ja wenig Zeit. Und dann macht er tatsächlich was sich alle mal gewünscht haben. Viererkette, alle die mit dem Ball am Fuß umgehen können auf dem Platz und man macht das beste Saisonspiel bis dahin gegen Hoffenheim. Direkt danach gegen Freiburg wieder sehr gut aber der Ball will eben nicht ins Tor. Und dann geht es von Spiel zu Spiel zurück zum alten. Man steht defensiver, immer weniger offensive werden aufgeboten und es wird wieder einfach mit langen Bällen auf Onisiwo und Ajorque gespielt. Dann kommt die Winterpause und was wird dort trainiert? Genau. Defensive, Gegenpressing, Anlaufen, etc. Also genau wie vorher und man fragt sich ob Siewert eigentlich nur Svensson mit Maske ist und so versucht wurde einen Trainereffekt zu generieren. Insgesamt damit eine sehr komische Phase mit Siewert, da Heidel eigentlich bekannt dafür ist nur Trainer zu holen, die auch langfristig bleiben könnten und keine Feuerwehrmänner. Svensson sollte damals ja auch selbst bei Abstieg bleiben. Und auch skrupellos ist wenn der Trainer nicht zum Verein passt, wie z. B. Beim Feuern von Andersen vor dem ersten Spieltag nach Aufstieg.
Bo - was ist anders und ist das nachhaltig?
Dann kommt Bo nachdem man sich noch drei Spiele nach der Winterpause angeschaut hat. Und die durch die Nichtbeförderung von Benni Hofmann noch skeptischen Mainz Fans werden direkt abgeholt. Einfach absurde Energie die der typ hat und eine unumstößliche Positivität. Druck? Ist doch geil, das sind die Emotionen. Dafür spielen wir Fußball. Und diese Denkweise hat er nach und nach reingebracht in ein total verunsichertes Team. Der erste Sieg gegen Augsburg hat das so extrem gezeigt. Die Energie kommt rein, die Tore fallen nicht, selbst aus 5m haut Lee das Ding gegen die Latte. Dann doch die Führung aus einem Standard aber einen elfmeter verschießt man und führt trotz totaler Dominanz nur 1:0. Und obwohl Augsburg wirklich rein gar nichts macht bis zur 80. Minute schlottern plötzlich die Knie und der Kopf denkt an Hoffenheim, Freiburg und Köln die man alle so dominierte und nicht gewann. Irgendwie würgt man sich zum Sieg und nach und nach kommt das Selbstvertrauen zurück, dass man einfach von den Fähigkeiten das beste Team unten ist. Mit jedem Sieg wurde es sicherer bis es dann aber in den letzten Spieltagen nochmal sich zeigte, dass man mental doch noch eher labil ist. Mehrere Führungen verspielt man, ein harmloses Köln dominiert plötzlich. Irgendwie will man nur noch drüber stolpern bis man dann doch sich sagt: Wir fressen einfach Dortmund auf und es tut. Und gleich so viel Tore schießt, dass man nicht so nervös wird. Aber auch an den Spielen sieht man nochmal wie dünn der Mainzer Kader war. Es fallen nur 2-3 Spieler aus und plötzlich wird es extrem problematisch. Gegen Köln fehlt Lee, gegen Heidenheim Amiri und Gruda. Und dann kommt eben wenig in die Startelf und noch weniger von der Bank.
Im letzten Spiel macht man dann ein eigentlich nur solides Auswärtsspiel hat aber mittlerweile die Abschluss und Spielstärke aus wenig viel zu machen.
Nun was war wirklich anders unter Henriksen? Das weiß wohl so keiner genau, ich würde drei Punkte zumindest nennen:
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Er will Spieler auf dem Platz haben, die mit dem Ball umgehen können wenn auch etwas auf Kosten des Defensiv Verhaltens. Gruda, Lee und Burkardt vorne verdrängen Onisiwo und Ajorque, Mwene spielt statt Widmer, Kohr übernimmt die IV Rolle.
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Durchgehend steht man höher, nimmt dafür auch teils gefährliche Konter in Kauf, die man dann versucht mit der Geschwindigkeit von Hanche-Olsen, Kohr und Van den Berg einzudämmen.
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Standards. Die waren ein Fokus und Bungert (Standardtrainer seit dem Winter) wurde in jeder Woche Zeit eingeräumt um die zu trainieren. Das ist einfach das A und O von jedem Team außerhalb der Top 6 und wieso das so oft ignoriert wird ist mir ein Rätsel.
Damit will ich mal zu einem Ende kommen. In dieser Saison die sich als Mainz Fan gefühlt wie drei anfühlt könnte man noch über so viel reden, aber gefühlt strapaziere ich die Aufmerksamkeit jetzt schon. Und über den individuellen Impact von Amiri, Burkardt und Gruda zum Turnaround wurde ja auch schon sehr viel geschrieben.
Edith: So direkt nach dem Schreiben hat Amiri verlängert. Das gibt nochmal extreme Hoffnungen auf eine bessere nächste Saison und hoffentlich nicht allzu viele Spieler, die abgegeben werden.