Analyse: Schwerpunkt Bayern
Organisierter Angriff
1. Spielstruktur
Der ballferne AV rückt in den Halbraum, während der ballnahe die Breite sucht, dadurch soll auch bei Ballverlust die Kette eng zusammen bleiben. Teils kippt ein ZM (Laimer) ab, pendelt auch teils zwischen den Boxen, während der andere in die Offensive geht. Die Flügel kippten oft ab, wenn der BVB höher presste, um Räume im Zentrum zu öffnen - die die AV nutzen könnte.
2. Ballfluss
Zur Spielauslösung verwendet man hauptsächlich flache Bälle, die ZMs lassen auch viel „prallen“, damit man das gegnerische Pressing lockt. Daraufhin versucht man das Spiel flach zu verlagern, um Räume auf den Flügeln zu öffnen.
Im letzten Drittel auch typisches „einer kommt, anderer tief“, was den Gegner vor Entscheidungen bringen soll und auch gewissermaßen Chaos erzeugen soll.
Das Spieltempo ist im eigenen Drittel noch eher langsam, aber sobald man die erste Linie überspielte wurde es erhöht, ehe es am Flügel extrem schnell wurde, gerade wenn man aus dem Halbraum hinter die Kette kam, war der BVB mit dem Tempo überfordert. Gefühlt hat man auch ausgenutzt, dass der BVB systematisch Räume vor dem Sechserraum nicht gerade beherrscht, in diese stach oft Kane, dann musste ein IV oder DM herausrücken.
Die IVs gelten durchaus als ballspielende IVs, da sie die modernen Anforderungen entsprechen, sie sind ein großer Bestandteil im Aufbau, daran fällt und steht das System, da sie verlagern und das Herausrücken des Gegners erkennen müssen.
3. Spielseite
Die Halbräume werden übermäßig bespielt, dort werden oft die Konter vorgetragen.
4. Abschlussverhalten
Im letzten Drittel steht ein Flügelspieler sehr breit, um die gegnerische Viererkette auseinanderzuziehen und die Schnittstellen zu öffnen. Dazu hinterläuft sowie kreuzt der AV mit dem FS häufig, gleichzeitig entsteht also eine Asymmetrie in der Außenverteidigung und es muss etwas eingerückt werden. Die offensiven Mittelfeldspieler befinden sich zudem in der letzten Linie, aber kippen immer wieder ab oder versuchen hinter die Kette zu kommen.
5. Schlüsselspieler
Wer sind die prägenden Aufbauspieler? Min-Jae, Upamecano
Wer sind die prägenden Übergangsspieler? Mazouri, Laimer
Wer sind die prägenden Abschlussspieler? Kane, Musiala
6. Sonstige Auffälligkeiten
- Davies (+ Kim-Min) mit sehr vielen Befreiungsschlägen - Bayern konzentriert sich auf horizontales Aufbauspiel, deswegen muss man auch gegnerischen Druck standhalten und versuchen es zu leiten. Gerade Davies wurde bewusst aggresiv angepresst und so am flachen Aufbau gehindert.
- Fülkrug mit sehr schlechter Passqualität - ein moderner Stürmer wird auch in den Aufbau integriert, sollte also auch A) Übersicht und B) Technik im Passspiel aufweisen. Doch anders als sein Gegenüber zählt dies nicht zu seinen Stärken, sondern es stellt eine große Schwäche dar. Man sollte sich die Frage gefallen lassen, ob man diesen Weg gehen möchte oder ob man nicht die Probleme im Aufbau und im letzten Drittel auch auf Füllkrug beziehen muss. Sieht man sich die Positionierung an, so ist es alles sehr eng beim BVB, doch eigentlich hätte Dortmund mehr den Kader und auch die Spielidee, dass man bspw. die Ketten auseinanderzieht und so die Schnittstellen in den Fokus stellt.
Konterangriff
1. Häufigkeit
Durch einige Ballgewinne im zweiten Drittel kam es zu einigen Situationen, wo es zu einem Konter kam.
2. Konteraufbau
Der Aufbau erfolgt meist durch Ballgewinne im Zentrum, dann über die Halbräume, wo man daraufhin hinter die Kette kommen möchte. In den ersten 60 Minuten erfolgte der Konteraufbau größtenteils flach, was die Kontrolle gesteigert hat, aber umso stärker der BVB wurde, desto länger und somit unkontrollierter wurde der Aufbau.
3. Spielseite
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4. Übergangs- und Zielspieler
Übergangsspieler sind oft die nominellen Flügelspieler, wobei sie auch oft den Abschluss suchen.
5. Nachrückverhalten
Es werden sofort vertikale Läufe gesucht von allen Beteiligten, in diesen Situationen oft nur eine kleine Restverteidigung aus IV.
Organisierte Defensive
1. Spielstruktur
War der BVB im letzten Drittel, so war es teils ein enges 4-5-1, das durchaus ein tiefer Block ist. Also man sieht ein hohes, aggressives Pressing, aber wird die erste „aktive“ Pressinglinie im Mittelfeld überspielt, dann setzt man auf den tiefen Block. Im Angriffspressing ist es überwiegend ein 4-3-3, was ein sehr dynamisches Gebilde ist.
2. Pressing
Die Höhe ist grundsätzlich hoch, aber dennoch verschiebt es sich teils weit nach hinten - bis zu einem tiefen Block.
Die IV stellte man nur zu, teils sogar weit bis in die eigene Hälfte, sogar ein Mittelfeldpressing war zu sehen. Erst mit dem tiefen Block wollte man den BVB vor Entscheidungen stellen, sie zur Kreativität zwingen und dann umschalten. Dann oft ein leichtes Herausschieben der Linien, wodurch der BVB mit weniger Raum zurechtkommen musste, dadurch schenkte man aber auch unter Umständen viel Kontrolle her und pokerte, dass es der BVB nicht lösen kann. Doch hat Bayern den Anspruch, eine Kontermannschaft zu sein?
Problem: Durch die halbräumige Positionierung eines AVs, war man sehr anfällig für Seitenverlagerungen, allerdings nutzte es der Gegner nicht aus.
Ein Pressingtrigger war das Spiel auf den AV, dann schoben Sane bzw. Coman aggresiv und versuchten erneut ein Zuspiel auf den IV zu forcieren.
3. Personelle Auffälligkeiten
Die AV sowie IV agieren, wenn der Gegner im letzten Drittel ist, mannorientiert, dadurch versucht man, dass der BVB nicht hinter die Kette kommt.
Gegenpressing
1. - 2. Häufigkeit und Dauer
Man setzt ein situatives Gegenpressing ein, was dennoch den Fokus auf die Stabilität setzt. Oft wirkt es so, als würde man es im letzten Drittel häufiger und aggresiver versuchen, während man im zweiten eher die Läufe nach hinten sucht und/oder vereinzelt ins Gegenpressing zieht.
3. - 4. Ballbesitz- oder Optionsorientierung
Die Fokussierung liegt auch hier in der Zustellung der Passwege, aber vereinzelt auch auf den Ballbesitzer.
5. Pressingspieler
Laimer sowie Musiala überzeugen im Pressing sehr mit einigen Ballgewinnen.
Fazit
„Eigentlich hatte ich Hoffnung.“, das ist mein Statement zum Tag. Doch ganz so sicher, wer genau jetzt gegen Saarbrücken verloren hat, war ich mir nach wenigen Minuten schon nicht mehr. Erst folgte der Schock in Form von zwei nun wirklich vermeidbaren Gegentoren. Was folgte, ist für mich aber noch schlimmer: Es kam ein Plätschern. Gefühlt blieb es immer auf der gleichen Dynamik, nur selten konnte man mal das viel besagte Ausrufezeichen setzen. Hier fehlte mir der taktische Input von Terzic, der zwar faktisch da war, aber keine dynamische Wirkung hatte, auch wenn es nur eine Umstellung im System ist, kann es schon einen befreienden Effekt haben. Das ist für mich irgendwie kein gutes Zeichen, auch in Hinblick auf Gegner, gegen welche Dortmund der Favorit ist.
Zu Bayern: Solide, dennoch mit ein paar Sachen, wo man als Gegner ansetzen könnte. Aber es reichte, und oft reicht eben solide. So nach dieser Klatsche im Pokal zurückzukommen, das gebührt Respekt, das hätte ich nicht gedacht, aber dennoch wirkt es irgendwie nicht so, als wäre alles perfekt. Gradmesser werden Leverkusen und Leipzig, aber leider nicht der BVB.
Nicht meine beste Analyse, ich weiß, hoffe dennoch sie gefällt.