11 Leben S01E17 - Mount Everest

Und hier noch eine extra Antwort, weil die Frage nach der Rezeption des Interviews mehrfach kam.

Also. RTL hat eine Pressemitteilung herausgegeben, das stimmt. Gleichzeitig gab es aber auch Agenturmeldungen vom SID sowie sehr früh drei (?) Artikel auf Eurosport.de zum Interview. Ich wusste da jeweils von und hatte darum gebeten, nichts aus dem Kontext zu reißen und vor allem zu verdeutlichen, dass es ein langes Gespräch mit vielen Themen war. Außerdem wurde jeweils die Quelle genannt, worüber ich mich natürlich freue.

Ab dann flog das Interview durch die Medien, wurde schnell auch von anderen aufgenommen, zum Teil mit eigenen Texten. Auffällig war dabei das klassische Muster: Über die Zitatkachel bei Social Media oder die Überschrift haben die Artikel Traktion aufgenommen und selbst wenn in ihnen noch mehr Kontext stand (z.B. zur Form des Interviews), ging die Diskussion darunter meist nur über die Headline. Keine überraschende Entwicklung, aber einfach unfair Uli Hoeneß gegenüber. Er benutzt in zwei Stunden einmal das Wort „scheiß“ und das landet natürlich überall in den Überschriften.

Französische Medien sind darauf angesprungen, es hat sich sehr weit verbreitet. Ich bin neutral dem gegenüber eingestellt. Die Verbreitung in den deutschen Medien könnte auch gut für den Podcast sein, wobei man sowas tendenziell immer überschätzt. Die internationale Weiterverbreitung finde ich eher amüsant.

Es war erwartbar, dass das passiert und bestätigt leider andere Gesprächspartner, die mir aus genau diesem Grund für den Rasenfunk abgesagt haben. Diese Muster werden sich aber nicht mehr verändern. Wegen der Struktur sozialer Netzwerke sowie dem finanziellen Druck auf die großen Verlagshäuser.

Interessant, das mal am eigenen Leib zu erfahren. Ich weiß, dass auch Uli Hoeneß allein schon durch die Schlagzeilen mitbekommen hat, dass das Interview online ist. Mein Handy war gestern kaum nutzbar, aber tollerweise auch wegen vieler positiver Rückmeldungen.

Weiß nicht, ob das eure Fragen beantwortet, aber das sind meine Gedanken dazu.

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Nunja. Die Problemstellung ist korrekt benannt. Gratulation zur Medienkompetenz, unironisch.

Aber jetzt mal ehrlich: Glaubt irgendjemand, Herrn Hoeneß wäre exakt dies nicht gewahr gewesen?

Max, es ist mir absolut unmöglich, mich zu diesem Monument sinnvoll zu verhalten (also anders als: Glückwunsch, gönn ich Dir und ich hab immer an Dich geglaubt, was ja niemanden interessiert). Deshalb im Detail:

Als Mitglied der Liga für andere Selbstwahrnehmung als die, die Uli H. von sich hat kapiere ich sehr Deine Selbstzweifel an Deiner Interview-Führung. Aber ich teile sie nicht.

Erneut im Detail: Du sagst, Du hättest nochmal nachhaken sollen, ob er wirklich die Scheichs und Oligarchen im deutschen Fußball haben will, weil Du begründet der Ansicht bist, die Klattens etc seien dann ja wohl eher nicht die ersten, die „investieren“. Das finde ich aus zwei Gründen falsch:

a) Ich finde, es gibt in einem journalistischen Interview sinnvolles Nachhaken und Nachhaken um des Nachhakens willen. Letzteres freut mich als Publikum und ich finde das natürlich auch total geil, ngl. Aber es führt zu nichts. Und auch ein noch so journalistisch sauber geführtes Interview ist schon auch immer ein Geben und Nehmen - denn das Interesse, den Interviewten irgendwann nochmal interviewen zu können existiert. Da muss man nicht in allem nachbohren, wo sich das mitdenkende Publikum bereits seinen Teil gedacht hat, nur um den Interviewten aus der Reserve zu locken (again: so witzig ich persönlich das fände).

So ist aus meiner Sicht der Fall hier: Er hatte diese Frage bereits beantwortet. Er hatte schon gesagt, dass er gewisse deutsche Vermögende im Hinterkopf hat und er hat sogar Namen genannt (Rossmann). Was hätte er denn auf ein weiteres Nachhaken erhellendes antworten können?

Vielleicht liegts an mir, aber ich habe dieses Nachhaken nicht vermisst.

b) Ich finde die Grundprämisse schon falsch.

Ich habe hier und anderswo schon öfter angesagt, wie sehr ich darunter leide, wenn Leute das Problem der Bundesliga darin sehen, dass der BVB Punkte auswärts in Augsburg verliert. Die Bundesliga, die mir vorschwebt, wird nicht dadurch besser, dass der BVB ebenfalls alles wie die Bayern weggewinnt. Das ist dann nur doppelt kacke.

Und genau das war in dieser Stelle Eures Gesprächs Eurer Lösungsansatz: Wie bekommen wir weitere Bayerns in die Liga. Als Fußballfan habe ich aber gar kein Interesse an weiteren Bayerns in der Liga. Dass die konkreten Vorschläge für diesen Lösungsansatz eher seltsam waren, das interessiert mich dann ehrlich gesagt nicht so dolle.

Aber: Das ist genau meine Betrachtung. Die zu behandeln schuldest Du mir nicht. Auch das kann ich an dieser Stelle also nicht vermissen.

[Einschub: Zumal Du an anderen Stellen oft genug den Nadelstich „Umverteilung“ gesetzt hattest - dahin hier den Bogen zurück zu spannen wäre von mir zu fordern schon echt etwas übergriffig]

Abschließend finde ich es unfassbar herausragend, dass Du uns an diesen Zweifeln hast teilnehmen lassen. Aber ich glaube, das weißt Du schon.

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@GNetzer das ist auch ne Frage, die mir kam…dieses Interview müsste deine Reichweite eigentlich enorm steigern, oder? Kann mir gut vorstellen, dass sich da Türen öffnen für spannende Gäste und so profitiert der Rasenfunk auf jeden Fall. Ganz abgesehen davon, dass du wahrscheinlich total viel gelernt hast dabei. Dafür bin ich immer gern geduldig :wink:
Ich fände einen Kurzpass zu den Effekten von 11Leben und was danach noch so passiert ist total interessant. Ein bisschen war das ja im Kurzpass im Royal schon so…sowas in der Art kann ich mir gut vorstellen. Lohnt sich doch wahrscheinlich erst nachdem etwas Zeit vergangen ist…

Hi @sternburg : ist das „unironisch“ ironisch gemeint? :laughing: Das wollte ich einfach nur teilen, weil vielleicht nicht jede/r sich die Mühe macht.
Hoeneß ist m.E. weder Teufel noch Heiliger (boa, platter gings grad nicht). Vielleicht hat er das Interview genutzt, um bestimmte Themen absichtlich zu plazieren. Vielleicht ist es ihm auch einfach egal, was andere von ihm halten. Das widerspräche aber dem, was Max als Bild von H. erzählt, zumindest, wenn es H. ins schlechte Licht rückt.
Grundsätzlich nervt die Herangehensweise der Journaille aber manchmal schon.
Max macht es sich ja nun wirklich nicht leicht, in seinem 11 Leben ein differenziertes Bild zu zeichnen. Immer wieder stellt er sich und das öffentliche Image von H. in Frage. Das ist ein wahnsinnig anstrengender Ansatz und manchmal schwer durchzuhalten.

Von mir hat er allen möglichen Respekt verdient. Während andere den asphaltierten Wanderweg nehmen, geht er quer durch den Urwald.

Glückwunsch. Noch nie so eine umfassende Aufarbeitung der Entstehung des heutigen FC Bayern und von Hoeneß Karriere erlebt.

Bemerkenswert der Anfang: „Es war nur Fussball“.
Zum Ende hin: „Ihr mit eurem scheiss Geld“.
Verdeutlicht noch einmal prägnant die Entwicklung des Fussballs.

Ich habe für mich folgenden Eindruck gewonnen: Die Bayern sehen das nationale Problem. Allerdings gibt es natürlich auch einen starken internationalen Anspruch, siehe Kündigungsthema.
Insofern man national umverteilen würde, wären diese Ambitionen noch mehr gefährdet als vielleicht ohnehin schon.

Von daher hofft man auf ein paar sehr ehrgeizige Investoren in der Bundesliga (deshalb soll 50+1 fallen), die dann auf diesem Wege an der nationalen Spitze wieder sowas wie Wettbewerb schaffen sollen.
Wenn diese keine Lust mehr haben und ggf. einen Scherbenhaufen hinterlassen, dann hat der FC Bayern den geringsten Schaden.
Das Thema wirklich überzeugend zu lösen (unter Berücksichtigung der Interessen vom FCB) scheint ihnen schwer zu fallen, jedenfalls wenn ich ihn richtig interpretiere.

Wie ist Deine Meinung dazu, Max?

Hallo Max,
Super Abschluss der Reihe. Insbesondere die Gedanken nach dem Interview kann ich nachvollziehen. Der Fußball hat mir sehr schöne Momente gegeben, z. B. war ich live beim Erringen der Meisterschaft 1992 im Ulrich Haberland Stadion. Doch sehe ich die Entwicklung seit dem Bosman Urteil als unzufrieden an. Kann mich aber, wie Du, nicht davon lösen. WM 2022 werde ich wohl schauen, da ich das meinem Sohn (dann 16), nicht verbieten will.
Habe 1982 das Finale boykottiert, da ich Schuhmachers Foul und anschließende Kommentare widerlich fand. Schon damals hat mich der Fußball also zwiegespalten.
Wie wäre es den mit einer Podcastreihe über MV, einem der Freunde von Uli!
LG
Arne

@GNetzer , du hast ihn wohl auf den Geschmack gebracht :smiley:
Uli Hoeneß ist Gast in Folge 437 des OMR Podcast. In der Einleitung (bei ca 5 Minuten) erzählt Philip Westermeier, dass ihm bei seiner Vorbereitung 11 Leben geholfen hat.

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Also lieber Max,
Ich kann mich den ganzen Kritiken hier nur anschließen und dir und deinen Mitarbeitern ein großes Lob aussprechen. Da ich seit 3 Jahren wortwörtlich in der Podcastbubble versunken bin, war dieser Podcast mit allen Höhen (und gar keinen Tiefen) super informativ und fixend. Das Interview war eine gute Kirsche, jedoch auf der Sahne auf dem Eis, das noch mit Amarena Kirschen und Baileys überzogen wurde. Zugegeben, ich hab heute mittag einen fetten Eisbecher vernascht :grin:
Aber abseits davon, deine Fragen und Schlüsse haben mich bis zum Schluss begleitet und ich habe sie angenommen. In den Worten meines ehemaligen Professors ein gutes Zeichen, da gerade die Texte, die keine offensichtlichen Fragen offen lassen und überzeugen gut gebaut worden sind! Gerade die letzten Gedanken in der Folge sind natürlich etwas unbefriedigend, da es wirklich keine alllösende Antwort gibt.
Bayern muss verständlicher Weise international aufgestellt sein und eine Umverteilung würde dieses Ziel zur Gunsten der BuLi und auf Kosten der internat. Wettbewerbsfähigkeit beeinflussen. Wie schon einige vorher gesagt haben ist ein zweites, dritte oder viertes Bayern durch Investoren in der Liga nicht unbedingt zielführend für die Zuschauer/innen, aber für die Vereine selbst. Die Weiterentwicklung steht ein bisschen in den Sternen.
Ich muss ein ehrliches Statement von mir abgeben: die BuLi ist mir ziemlich egal geworden. Da mein Verein aus Paderborn sowieso bestenfalls ZweitligaDino mit versehentlich Ausflügen in die Erste (und wohl auch Dritte) Liga wird, ist mir die Erste Liga fremd geworden. In der Zweiten Liga steigen die besten Teams auf, wodurch der Wettbewerb wieder neu aufgebaut wird. In der BuLi gibt es das nicht. Eine SuperLigue würde dies ermöglichen, da Bayern und Dortmund/Leipzig/Wolfsburg/Leverkusen/Union/Frankfurt/Hoffenheim und alle anderen evtl aufsteigen würden und daher Platz in der BuLi wäre. Einerseits könnte eine SuperLigue den Nationalen Ethos zerstören, oder ihn aber fördern. Ich hab da keine klare Meinung zu. So lange ich mich nur mit der Zweiten Liga auseinander setze (und Paderborn sei Dank wird es auf mittlere Sicht so sein) schaue ich skeptisch auf die BuLi herauf. Wenn eine SuperLigue entstehen sollte in den nächsten Jahren, werdet ihr mich zuhause antreffen. Ich würde dies hinnehmen, da es aus Zweitligasicht eine Möglichkeit für unsere Vereine bildet. Aber das als meine ganz eigene und persönliche Sicht. Gerne lasse ich mich belehren und umstimmen.
Danke soweit an Alle, Max, Helmi, den 11 Lebens-Leuten und dem Forum als Ganzes!

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Auf mich wirkt die letzte Episode von 11Leben wie die letzte Etappe einer Pilgerfahrt.
Um in dem Mount Everest Bild zu bleiben, besucht Max den Guru in dessen einsamen Berghöhle. Um das Leben und Wirken des Gurus besser zu verstehen, ist er auf seinen Spuren gewandelt, hat dessen Konflikte erforscht, hat versucht seine Motivation und seine Leidenschaften nachzuvollziehen, nur um sich letztlich seiner Audienz als würdig zu erweisen.
Ist es dann nicht vollkommen normal, dass man beim Abstieg nach einer so intensiven Pilgerfahrt zweifelt? Sind die Erwartungen erfüllt worden, welche man sich zum Beginn der Reise gestellt hat?
Es freut mich, dass Max scheinbar zufrieden und bereichert auf seine Reise zurückblicken kann. Ich glaube ja auch, dass die Reise wichtiger war als das Ziel.

Ich finde im abschließenden Interview ist eine gute Balance zwischen Vergangenheit und Zukunft gehalten worden. Dies hat zumindest für mich einen großen Reiz von 11Leben ausgemacht.
Man kann sicher aus der Vergangenheit lernen, aber nur bedingt Antworten für die Zukunft finden. Schließlich kann man nicht zweimal in den selben Fluss steigen. Deshalb sollte die Enttäuschung nicht zu groß sein, dass Hoeneß zwar auch die Probleme sieht, aber selbst auch keine Lösung weiß.

Wusste Hoeneß in der Vergangenheit eigentlich immer Lösungen? Hat ihn sein Genie oder sein Glücksrittertum so weit gebracht? Oder beides?

Trotzdem war die Diskussion um die Zukunft der Bundesliga in dieser Form auch sehr gut. Gerade weil Hoeneß in einem Format wie dem Doppelpass vermutlich zu sehr Wettkämpfer ist und Max vermutlich mit einer erneuten „Sozialismus-Watschen“ im falschen Format sitzt. Aber so konnte eher die gemeinsame Sorge in den Vordergrund treten.

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Noch ein separater Beitrag zum Inhaltlichen und am Ende vielleicht noch ein, zwei Gedanken outside the box.

Grundsätzlich habt ihr ja einen gemeinsamen Nenner: Im nationalen Wettbewerb klafft die Schere zwischen Bayern und dem Rest der Liga zu weit auseinander.

Hoeneß möchte stärker die Kräfte des freien Marktes entfesseln. Dabei übersieht er aber mMn, dass es ja die freien Kräfte des Marktes sind, welche, auf ihren Vorteil bedacht, zu Monopolen/Oligopolen streben. Der freie Markt ist ja nicht gleichbedeutend mit fairen, ausgeglichenem Wettbewerb. Im Verlauf der Marktentwicklung entstehen dominante Platzhirsche, welche auf jede Innovation der Konkurrenz so reagieren können, dass die bessere Performance der Mitbewerber kompensiert wird/ in der nächsten Saison auch Viererkette und Raumdeckung oder Gegenpressing gespielt wird usw…
Und hier hat Hoeneß halt auch Recht, wenn er fragt, ob der FC Bayern sich jetzt künstlich dumm stellen soll?

Es muss also in die Konkurrenz investiert werden.
Bei der Betrachtung der zwei unterschiedlichen diskutierten Herangehensweisen, nennen wir sie mal Modell Uli und Modell Max, muss man vielleicht einen kleinen Trick anwenden, damit klar wird, dass beide Modelle, also auch das Modell Uli, für, Achtung schlimmes Wort, Umverteilung sorgen.

Für diesen Trick behaupten wir einfach mal, dass die Bundesliga ein geschlossenes System wäre (was sie nicht ist) und es eine begrenzte Summe Geld im System geben würde.
(Zudem vermute ich, dass mehr Geld im System hauptsächlich für den kurzfristigen Wettbewerb eingesetzt werden würde und sich die ohnehin notwendige Nachwuchsarbeit nicht mehr so entscheiden verbessern würde. Kurz: Mehr Geld bedeutet nicht unbedingt besseren Fußball. Der Pool an Talent bleibt gleich, das Geld entscheidet nur über die Verteilung auf die Vereine.)

Ich nehme beispielhaft an, dass 10Mio€ die Gesamtsumme des Geldes in der Bundesliga darstellen würde und der FC Bayern würde über 5Mio€ verfügen.
Was hier klar werden sollte, nicht die Summe des Geldes ist für die Funktion des Geldes bzw. die Preisbildung wichtig, sondern der prozentuale Anteil an der Gesamtsumme.

Ich betrachte die Modelle Max und Uli deshalb hinsichtlich der Veränderung der prozentualen Entwicklung.

Modell Max: Die vorhandenen 100% über die Jahre sukzessive umverteilen. Möglich wäre das z.b. durch eine andere Verteilung der Fernsehgelder. Es müsste also irgendeine Form der Umverteilung geben, welche die Schwachen diametral zum sportlichen Erfolg fördert (Sozialismus;-)). Damit würde den Bayern zwar nichts weggenommen, aber die Schere zwischen den Bayern und den Top CL Vereinen würde weiter auseinanderklaffen. Zustimmung an der Säbener Straße wird es vermutlich nur geben, wenn dieser Abstand eher verkürzt, als erweitert wird. Quadratur des Kreises.
Insgesamt hätte das Modell vielleicht trotzdem seinen Charme, aber wie lange bleibt die Liga so wettbewerbsfähig und auch für zunächst die Spieler und dann auch für die Fans interessant?

Modell Uli: Es braucht einen externen Investor. Aber angenommen in meiner Beispielrechnung würde ein Investor einem zweitem Verein mit 5Mio€ ausstatten. Die Gesamtsumme würde sich damit auf 150% erhöhen. Die 50% der Bayern würden nur noch 33% ausmachen und das damit Festgeldkonto inflationär entwertet. Es findet also durchaus auch bei Hoeneß eine Umverteilung statt.
Vorteil: Es könnte relativ schnell wieder ein spannendes Titelrennen geben. Man verliert keinen Boden an die CL-Konkurenz. Mehr Geld im System steigert auch den Wert der eigenen Spieler und der eigenen Arbeit.
Die Bayern haben eventuell sogar Verpflichtungen, weshalb man auf die bestehenden/kalkulierten Wachstumsraten angewiesen sein könnte.
Nachteil: Diese Umverteilung geschieht völlig losgelöst vom sportlichen Wettbewerb. Bei 11Leben haben wir aber auch gelernt, dass dies ja durchaus Tradition haben kann…
Zudem zeigt sich, dass neue Investoren sehr hohe Beträge investieren müssen, an gläserne Decken stoßen und sich eher mit freien Nischen begnügen, weil die Investition für die Meisterschaft nochmals deutliche Kosten verursachen würden.

Zurück zur Perspektive der Liga. Egal wie, die Bundesliga oder ein Bundesligaverein wird nicht zur Premier League aufschließen können. Es wird keinen „moralisch unbedenklichen“ Investor in der dafür nötigen Gewichtsklasse geben.

Aber würde es auch Alternativen zu den beiden Modellen geben?

Zurück zur Zentralvermarktung. Wenn es einen Investor geben soll, warum nicht statt einzelnen Vereinen die gesamte Liga durch einen Investor stärken? Realpolitisch hinsichtlich Fans und dem Ligaprimus vermutlich sehr schwer umzusetzen, aber es hätte den Vorteil, dass zumindest der sportliche Wettbewerb entscheidet. Und würde es für einen Pedrodollar-Staatsfond so einen großen Unterschied machen, ob er mit einem Verein oder mit einer Liga die CL gewinnt?

Ein Modell basierend auf Prämien könnte sein, dass alle Prämien etc., auch internationale, in einen Pott kommen und nach einem ausgeglichenerem Verteilmechanismus aus Endplatzierung in der Liga und pro jedem zusätzlichen internationalen Spiel ausgezahlt werden.

Was mich allgemein bei den finanziellen Kennzahlen interessiert hätte, wäre eine Inflationsbereinigung. Einerseits hat sich aber der Markt vermutlich so stark verändert, dass man unterschiedliche Effekte kaum ordentlich davon abgrenzen kann. Andererseits vergleicht man bei alten und neuen TV Verträgen dann doch auch wieder Äpfel mit Birnen.

Sehr interessant war jedenfalls, dass das Louis-Schmeling Paradox ungültig wäre. Aber warum sollte man deshalb die Forderung nach Wettbewerb aufgeben? Weil die Leute trotzdem ins Stadion gehen, wenn der Bayernzircus in der Stadt ist? Aber sind es wirklich noch die gleichen Geschichten die geschrieben werden? Wie verändert dies die Fankultur? Ohne Vizekusen und die Meister der Herzen? All diese Dramatik funktioniert mMn nur, weil eben auch die realistische Chance bestand Meister zu werden.

Glückwunsch. Der Podcast ist wirklich großartig geworden. Es freut mich sehr, dass du dein Interview mit dem Uli letztendlich doch bekommen hast.

Ich finde diese 50+1 Diskussion spannend. Aus meiner Sicht gibt es für den FC Bayern hier eigentlich keinen (direkten/sofortigen) Handlungsbedarf. Man ist national und international konkurrenzfähig und die wirtschaftlichen Zahlen stimmen. Ein fehlender und spannender Kampf / Rennen um die Meisterschaft ist nicht das Problem der Bayern.

U.H. sagt, der Verlust von Kontrolle führt zur Ohnmacht. Gleichzeitig steht er der Aufhebung von 50+1 nicht im Weg. Ich denke er sieht die Vormachtstellung der Bayern auch bei einem Einzug von Investoren mit zinslosen Krediten nicht in Gefahr (solange sich die Bayern noch für die CL qualifizieren können).

Das höre ich auch so raus. Es kommt für mich so rüber, als habe U.H. sich auch nicht tiefer mit der Aufhebung von 50+1 beschäftigt, weil es für seine Bayern sowieso nicht in Frage kommt.

Danke, dass wir dich auf dieser langen Reise begleiten durften.

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Lieber Max (wenn ich dich so persönlich ansprechen darf),
herzlichen Glückwunsch zum Abschluss eures wunderbaren Projekts!
Du und dein Team haben mir viele Stunden spannenden Hörgenuss beschert. Und nicht nur das. Kurz vor der Veröffentlichung eurer ersten Folge habe ich mein eigenes kleines Mammut-Projekt begonnen. Jede Abschätzung zu Umfang und Bearbeitungslänge war hoffnungslos naiv. All meine selbstgesetzten Zielmarken zur Fertigstellung, selbst für Zwischenschritte, habe ich aber so was von gerissen. Da können schnell Zweifel entstehen… Mitzubekommen wie du als Profi ebenfalls immer wieder ein wenig in Verzug gerietest, oder wie die Zahl der Folgen und deren Länge anschwollen, hat mir viel Mut gegeben. :slight_smile: (Und bald ist auch mein persönlicher Mount Everest bestiegen.)

Euer Werk mit dem angestrebten Interview abzuschließen, ist grandios. Ich werde es bestimmt bald noch mal hören. Vielleicht verstehe ich dann warum die Zahlungen von Kirch an Bayern auch objektiv kein Problem darstellen (sollen). Davon abgesehen grübelte ich bereits bei den Themen der 1980er. Du fragtest Hoeneß in etwa warum er immer wieder die Zeichen der Zeit erkannte, die Möglichkeiten der TV-Vermarktung oder von Merchandise, viele andere Manager jedoch nicht. Ich hätte mit einer Antwort gerechnet wie „Ich haben größer gedacht, über den Tellerrand geschaut, die anderen waren unprofessionell, vielleicht sogar zu deutsch (wenig innovationsfreundlich).“ Stattdessen erzählt er viel von seinem Bauchgefühl (wenn ich mich richtig erinnere), und spricht nicht über die Arbeit der anderen. Glaubst du er wollte mit den alten Kollegen gnädig sein, oder reflektiert derartiges gar nicht?
So und jetzt hoffe ich, eurem Werk wird ein angemessener Platz im deutschen Sportjournalismus zugestanden. Lasst es Preise regnen. Meinen persönlichen bekommt ihr jedenfalls :medal_sports:

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Das ist wahrscheinlich die zentrale Frage und ich würde sie mit nein beantworten. Zumindest teilweise. Ich stimme dir zu, dass sie (oder die anderen Staaten) das als Marketingabteilung verwenden und mehr Tourismus als return-on-investment nehmen. Allerdings denke ich schon, dass es darüber hinaus geht. Das sind Unternehmensinvestments, deren Wert steigen soll und die mindestens mittelfristig Profite abwerfen sollen. Als Abramowitsch Chelsea übernommen hat, hieß es auch immer, dass das sein Spielzeug wäre und die nicht ‚normal‘ wirtschaften müssten, weil ihm Geld egal wäre. Heute hat er den Marktwert gesteigert, Chelsea wirft Profite ab und Chelsea wird als globale Marke positioniert. Bei ManCity ist das doch gar nicht so unähnlich: Da wurde viel investiert, aber seit Jahren bemüht man sich die Einnahmen und Ausgaben anzugleichen bzw. sogar auf Gewinne abzuzielen (auch wenn da noch viele zusätzliche Investitionen drinstecken). Mit den Farmteams etc. im Hintergrund hat man über die City Football Group ein globales Fußballunternehmen aufgebaut. Da sind dann amerikanische und chinesische Investoren mit drin, um das Risiko zu reduzieren und nicht alle Investitionen selbst zu tragen. Die gehen aber auch nicht rein, wenn ihnen keine Gewinne in Aussicht gestellt werden. D.h. um festzustellen, ob Abu Dhabis finanzielles Interesse wirklich primär im Tourismus verortet ist und nicht doch auch darin liegt ein profitables Fußballunternehmen zu haben, sollte man nicht nur auf Citys Zahlen, sondern auf die Zahlen der CFG gucken. Die konnte ich jetzt auf die Schnelle nicht finden, aber mir scheint eine Reduktion auf Sportwashing oder Tourismus als Hauptinteresse zumindest nicht plausibel. Davon ausgehend würde ich dann auch vermuten, dass das in Paris nicht anders aussieht. Da funktioniert nur das Management seit Jahren nicht so richtig, ist mein Eindruck.
Kleine Anmerkung dazu noch: Mir ging es auch weniger um deine, @GNetzer , Einschätzung der Absichten der Staatsinvestoren, sondern darum, dass sowohl durch Hoeneß als auch medial gerne das Bild gezeichnet wird, dass den arabischen Investoren das Geld vollkommen egal wäre (und sie scheinbar unendliche Ressourcen haben), obwohl ihre Unternehmensführung gar nicht darauf hindeutet, dass sie ‚Löcher ohne Boden‘ finanzieren wollen.

Ich denke, ich verstehe worauf du hinaus möchtest und würde dir zumindest ein bisschen zustimmen: Wahlen, (bürgerliche) Freiheiten und Rechtssicherheit sind hier definitiv besser ausgeprägt als in Qatar etc.
Der Unterschied, den du aufmachst, existiert durchaus. Der westliche Kapitalist setzt nur bedingt die Rechtsnormen eines Staates und deren Ausführung fest. Die Royals in Saudi-Arabien oder den VAE schon. Die Gemeinsamkeit zwischen beiden ist in meinen Augen allerdings größer: Beide sind auf ihren größtmöglichen (finanziellen) Vorteil bedacht und benutzen dafür die jeweils am besten geeigneten Mittel: Der ‚demokratische‘ Investor setzt u.a. auf Lobbyismus, Imagepflege oder den längeren juristischen Atem (Union Busting z.B.) in den parlamentarischen Demokratien. Andernorts investiert man ungeachtet der lokalen Ausbeutungsverhältnisse (Ob die von Hochtief erwähnten Standards den ‚Standards‘ der Textilindustrie in Südostasien entsprechen, kann ich nicht sagen). Dann kann man auch mal auf einen waschechten Demokraten zurückgreifen, um die eigenen Profite zu erhöhen. Oder noch einen Schritt weiter gehen.
Die arabischen Royals machen es umgedreht: Zu Hause gibt es ein bisschen Zuckerbrot und viel Peitsche. Im ‚demokratischen‘ Ausland Imagepflege, Lobbyismus und Geschenke.
Auf beiden Seiten (den Royals und den Investoren) habe ich jetzt noch nicht mal über das Interesse und Mitverdienen an Kriegen gesprochen, ob diese nun ‚demokratisch‘ sind oder nicht.

Das würde mich auch interessieren.

  • Manchester City Football Club (City Football Group Limited)
    Owner: Abu Dhabi United Group (75.1%), China Media Capital Football Holdings Ltd (12.4%), Silver Lake (10.4%), Vega FZ (2.1%) [1]

  • Newcastle United Football Club
    Owner: Public Investment Fund (80%), RB Sports & Media (10%), PCP Capital Partners (10%) [2]

  • Paris Saint-Germain Football Club
    Owner: Qatar Investment Authority/Qatar Sports Investments (100%) [3]

Manchester City und Newcastle United haben neben den jeweiligen staatlichen Investoren auch noch andere Anteilseigner. Daraus würde ich ableiten, dass diese Vereine grundsätzlich mit einer Gewinnerzielungsabsicht geführt werden bzw. eine Wertsteigerung angestrebt wird und die Investments der staatlichen Akteure auch Gewinne durch das Investment selbst erzielen wollen.

Sehe ich auch so, dass die Strukturen bei City definitiv auf eine Gewinnerzielungsabsicht durch das Investment selber hindeuten und aus meiner Sicht ein Hauptinteresse sind. (Sportswashing sehe ich nicht im Vordergrund aber Tourismus definitiv.)

Bei Newcastle ist die Übernahme noch relativ aktuell. Da wird sich mit Sicherheit noch zeigen, was hier im Vordergrund steht.

Aus meiner Sicht ist es bei Qatar und Paris schwierig zu sagen, ob hier auch eine Gewinnerzielung ein Hauptinteresse ist. Vom Gefühl her würde ich sagen momentan nicht. Mein Eindruck ist, dass mit aller Macht versucht wird, der CL Titel zu gewinnen und das finanzielle nicht im Vordergrund steht. Das mag sich vllt. mittelfristig ändern. Sehe ich aber momentan nicht.

[1] City Football Group - Wikipedia
[1] 2021 takeover of Newcastle United - Wikipedia
[3] https://en.wikipedia.org/wiki/Paris_Saint-Germain_F.C.

Nachdem du jetzt eine Person hattest, deren Vita sehr mit einem Verein verbunden war, glaube ich ein möglicher nächster Schritt den Blickwinkel auf die Bundesliga noch weiter aufzuziehen. Anhand einer Person, die viele verschiedene Vereine hatte und dadurch in jedem „Leben“ eine dadurch andere Perspektive erzählt wird. Und bei dem Gedanke lande ich immer wieder bei einem Namen.

Matthias Sammer.

Ich glaube anhand seiner Geschichte kann man auch Dinge die aus 11 Leben schon bekannt sind nochmal aus einem anderen Blickwinkel sehen. Natürlich die Eingliederung des DDR Fußballs in die Bundesliga. Aber auch seine Zeit in der sportlichen Leitung bei den Bayern und wie er zu der Treibenden und Medienpräsenten Kraft wurde, als Hoeneß im Gefängnis war.

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Lieber Max,
ich will dir zum tollen Abschluss dieser großartigen Reihe gratulieren!
Es mag doof klingen, aber ich als Beobachter hatte ein Gefühl der Rührung, dass
es tatsächlich noch zum Interview gekommen ist - was mich nicht ganz so sehr überrascht hat wie andere hier im Forum. Ich hatte mir schon vorstellen können, dass ihm das Projekt auf eine Weise Respekt abringt, gerade auch nach dem, was im Podcast über ihn zu lernen war. Nämlich, dass er gut gemachte und erfolgreiche Innovationen schätzt. Und darum handelt es sich bei dieser Reihe, obendrein gemacht von einer sehr integren Person, die weiß, was sie tut, ein großes Wissen hat und ernst zu nehmen ist.
In diesem Sinne freute es mich total, das Interview zu hören. Es war sehr interessant, aber auch seinen Respekt für dich heraus zu hören, hat mich auf eine Weise berührt. (Im übrigen fand ich auch die Anekdoten sehr interessant, und er ist da ja teils auch persönlich geworden.)

Aus dieser meiner Warte heraus fand ich den langen Epilog bzw. dessen Inhalt zunächst ehrlich gesagt unpassend. Weil er mir nicht recht als passender Abschluss dieser großartigen Leistung, dieses Mammutprojektes erschien.
Und Uli Hoeneß als Kämpfer für das Gute im Fußball sehen zu wollen, und entsprechend enttäuscht zu sein, dass er keine Lösungen auf die aktuellen Probleme hat…? Das wäre mir ehrlich gesagt nicht eingefallen. Mir war so, als habe er letztendlich immer in erster Linie für das eigene Glück und das seines Vereins gekämpft, und nicht für das der gesamten Liga.
Und ist er letztendlich nicht auch raus aus dem aktiven Geschäft, liegen seine Leistungen nicht eindeutig in der Vergangenheit? Ich jedenfalls hatte und habe nicht diese Erwartungen an ihn.
Sehr gut gefallen haben mir dann jedoch die persönlichen Worte ganz am Schluss.
Und es freut mich sehr, dass das ganze auch noch in Buchform erscheinen soll.
Gibt es womöglich dann die Möglichkeit, ein signiertes Exemplar zu bekommen…?
Aber eigentlich wünsche ich dir nun erst mal, dass du nicht an die Zukunft denken musst, sondern diesen tollen Erfolg genießen kannst.
Viele Grüße, alles Gute!

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Hallo Max / @GNetzer,

Auch von mir nochmals großes Kompliment für diese absolute Mega Leistung…
Ich hätte mir mal zu Urzeiten den Uli Hoeneß als Gast für ein Tribünengespräch gewünscht, und in der Kombi mit den 16 Folgen davor ist das eine tolle Sache.
Merci, merci, merci!!!

Auch wenn Du von Uli (naturgemäß?) nicht die Antworten bekommen hast, die Du Dir vielleicht versprochen hättest… schön, dass Du das Gespräch doch noch in aller Ausführlichkeit bekommen hast!

Mich würde noch interessieren… hast Du den Eindruck, dass er Deine Arbeit als kritischer, tiefgründig interessierter und v.a. unabhängiger Journalist und Hoeneß Biograph anerkennt und wertschätzt? Hat er Dir dazu beim Essen danach Feedback gegeben? Oder sieht er das Interview nur als ein weiteres von 100.000?

Dass er bei der Frage nach dem Wettbewerb in der Bundesliga so rumeiert finde ich etwas enttäuschend, andererseits nicht wirklich überraschend.
Das System krankt an der Verteilungsfrage, und die kriegst die nicht von einem Teilnehmer und maßgeblichen Profiteur und Mitschöpfer des Systems gelöst, das ginge nur „von außen“…

Nachdem Du Dich so intensiv und so kritisch wie nur wenige mit dem System Fußball auseinandergesetzt hast und dran abarbeitest…
Hast Du einen (oder mehrere?) Entwurf, wie der deutsche und europäische Fußball anders / besser aussehen könnte??

Und im Nachgang zur Frage an Uli Hoeneß, ob die WM-Vergabe an Deutschland die einzig saubere war… ist der Name GNetzer Ausdruck des Respekts an den einzigen sauberen Rechtehändler im Profisport???

Das trifft den Nagel auf den Kopf. An der Stelle hatte ich nämlich schon einen Einwurf auf den Lippen, den aber dann doch nicht gebracht: Was interessiert es den SGE-Fan, ob Wolfsburg oder meinetwegen Hannover 96 mit seinen Investorenmillionen mithalten kann?

Tatsächlich hatte ich neulich den Gedanken, wie viel von den Spenden wohl über 11 Leben kommen. Denn in den Verwendungszwecken steht das oft. Hoffe, wir haben jetzt nicht zu früh die Gästehonorare erhöht :grimacing: Bekanntheit und Gästezugang hat es definitiv gesteigert und zwar so wie ich es mir nicht mal hätte ausmalen können. Frage ist, was ich jetzt daraus mache, denn große Namen heißen nicht große Interviews. Ich werde mich da rantasten, denke ich.

Interessanterweise führt es dennoch zu vereinzelten Rückmeldungen, die in der Differenzierung schon den Affront sehen. Es gibt einige wenige Hörer, die mir vorwerfen, Hoeneß diffamieren zu wollen. Und die davon sehr, sehr, sehr überzeugt sind.

Das stimmt und ist aber auch falsch. Gerade die Anfangszeit des deutschen Fußballs ist geprägt von Geld an allen Ecken und zwar nicht nur den erlaubten. Mir wird das zu sehr glorifiziert, einfach nur weil damals die Fußballspieler halt Tankstellenbesitzer und nicht Millionäre waren. Vergleicht man aber ihre Einnahmen mit dem damaligen Durchschnitt, war es auch schon sehr viel. Es ist nur - wie gesamtgesellschaftlich - die Schere so auseinandergegangen, dass der Unterschied noch leichter zu erkennen ist. Aber wir müssen schon aufpassen, uns nicht einreden zu lassen, früher sei der Fußball noch ehrlich und nicht aufs Geld aus gewesen. Das stimmt nicht. Die haben Spiele verschoben, gedopt, getrickst wo es ging, usw. Genauso wie heute.

Wettbewerb gäbe es national nur, wenn der FC Bayern schrumpft und der Rest der Liga (nicht einzelne!) an den FCB heranwächst. Dann würde international weniger gehen in der Champions League, aber mehr in der Europa League und der Conference League. Dieses Szenario ist unrealistisch.

Wettbewerb könnte es auch noch geben, wenn sich der Fokus der großen Vereine mehr auf Europa verschiebt und sie die Liga weniger ernst nehmen oder ganz verlassen. Wobei ich nicht weiß, ob ich das Wettbewerb nennen möchte. Das ist realistischer.

Es ist im Grunde aussichtslos. Ich habe dazu noch einen Gedanken und vielleicht muss ich da mal in eine Recherche gehen und mit Menschen sprechen: Sollte Fußball auf EU-Ebene als gesellschaftliches Gut festgesetzt werden, rechtfertigt das regulierende Maßnahmen unter dem Aspekt des Gemeinwohls. Die nationalen Gesetzgeber könnten somit die Verbände dabei unterstützen oder gar zwingen, das Wirtschaftssystem Fußball zu reformieren. Aber hier haut der Brexit leider voll rein, denn die Premier League darf bei so etwas nicht fehlen.

Als Zeitmarke finde ich das Bosman Urteil richtig, aber auch hier gibt es ein Narrativ des Fußballs, auf das ich kurz hinweisen will: Es war nicht Bosman, der alles verändert hat. Die Gehälter und Spielerberaterzahlungen sind vorher schon krass gestiegen. Bosman hat die Entwicklung dann beschleunigt, aber ja aus einer Logik, die bestechend ist: Warum sollte ein Verein, der nicht mehr bereit ist, einem Arbeitnehmer Gehalt und Vertrag zu bieten, über dessen berufliche Zukunft entscheiden dürfen?

Danke, hab ich gehört. Interessant, dass er das mit der DFL abstreitet. Den Rest kennt man ja aus 11 Leben.

Danke für den langen Kommentar! Das hier höre ich in meiner Bubble sehr oft. Interessant ist halt, dass die Quoten noch so gut sind. Neulich hatte SKY die quotentechnisch beste Konferenz seiner Geschichte, weil Dortmund und Bayern beide um 15:30 Uhr gespielt haben. Man müsste sich noch viel mehr mit nationalen und internationalen Quoten auseinandersetzen. Leider ist der Zugang sehr teuer und durch Streaming jetzt inzwischen auch zu lückenhaft in der Aussagekraft.

Das ist eine sehr schöne Zusammenfassung des Interviews, danke. Also der gesamte Kommentar, gerade die Balance mit Vergangenheit und Zukunft war mir wichtig. Hinten raus haben noch Themen gefehlt, aber bei allen hätten wir seine Antworten vermutlich gekannt, deshalb ist es nicht so schlimm.

Herzlichen Glückwunsch dazu!

Oder einfach keine weitere Staffel, weil es sowieso nie mehr so werden wird wie bei der ersten? Darüber denke ich gerade eher nach, ist aber natürlich auch der Erschöpfung geschuldet.

Ich denke, das wird dann gehen. Aber all das dauert noch. Für Januar 2023 ist die Veröffentlichung geplant.

Den Eindruck hatte ich, kann aber natürlich persönliche Eitelkeit sein. Meinem Gefühl nach hat er aber Respekt davor, dass ich mir so viel Zeit für den Podcast genommen habe und offenbar wurde ihm das ja auch gespiegelt.

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Vielleicht passt es nicht ganz hier her, aber ich muss immer wieder dran denken:
was ist in Italien passiert, dass Juventus Turin nach neun Meisterschaften nun schon die zweite Saison in Folge abgemeldet ist, und kann das nicht auch in der Bundesliga mit Bayern passieren…?