Noch ein separater Beitrag zum Inhaltlichen und am Ende vielleicht noch ein, zwei Gedanken outside the box.
Grundsätzlich habt ihr ja einen gemeinsamen Nenner: Im nationalen Wettbewerb klafft die Schere zwischen Bayern und dem Rest der Liga zu weit auseinander.
Hoeneß möchte stärker die Kräfte des freien Marktes entfesseln. Dabei übersieht er aber mMn, dass es ja die freien Kräfte des Marktes sind, welche, auf ihren Vorteil bedacht, zu Monopolen/Oligopolen streben. Der freie Markt ist ja nicht gleichbedeutend mit fairen, ausgeglichenem Wettbewerb. Im Verlauf der Marktentwicklung entstehen dominante Platzhirsche, welche auf jede Innovation der Konkurrenz so reagieren können, dass die bessere Performance der Mitbewerber kompensiert wird/ in der nächsten Saison auch Viererkette und Raumdeckung oder Gegenpressing gespielt wird usw…
Und hier hat Hoeneß halt auch Recht, wenn er fragt, ob der FC Bayern sich jetzt künstlich dumm stellen soll?
Es muss also in die Konkurrenz investiert werden.
Bei der Betrachtung der zwei unterschiedlichen diskutierten Herangehensweisen, nennen wir sie mal Modell Uli und Modell Max, muss man vielleicht einen kleinen Trick anwenden, damit klar wird, dass beide Modelle, also auch das Modell Uli, für, Achtung schlimmes Wort, Umverteilung sorgen.
Für diesen Trick behaupten wir einfach mal, dass die Bundesliga ein geschlossenes System wäre (was sie nicht ist) und es eine begrenzte Summe Geld im System geben würde.
(Zudem vermute ich, dass mehr Geld im System hauptsächlich für den kurzfristigen Wettbewerb eingesetzt werden würde und sich die ohnehin notwendige Nachwuchsarbeit nicht mehr so entscheiden verbessern würde. Kurz: Mehr Geld bedeutet nicht unbedingt besseren Fußball. Der Pool an Talent bleibt gleich, das Geld entscheidet nur über die Verteilung auf die Vereine.)
Ich nehme beispielhaft an, dass 10Mio€ die Gesamtsumme des Geldes in der Bundesliga darstellen würde und der FC Bayern würde über 5Mio€ verfügen.
Was hier klar werden sollte, nicht die Summe des Geldes ist für die Funktion des Geldes bzw. die Preisbildung wichtig, sondern der prozentuale Anteil an der Gesamtsumme.
Ich betrachte die Modelle Max und Uli deshalb hinsichtlich der Veränderung der prozentualen Entwicklung.
Modell Max: Die vorhandenen 100% über die Jahre sukzessive umverteilen. Möglich wäre das z.b. durch eine andere Verteilung der Fernsehgelder. Es müsste also irgendeine Form der Umverteilung geben, welche die Schwachen diametral zum sportlichen Erfolg fördert (Sozialismus;-)). Damit würde den Bayern zwar nichts weggenommen, aber die Schere zwischen den Bayern und den Top CL Vereinen würde weiter auseinanderklaffen. Zustimmung an der Säbener Straße wird es vermutlich nur geben, wenn dieser Abstand eher verkürzt, als erweitert wird. Quadratur des Kreises.
Insgesamt hätte das Modell vielleicht trotzdem seinen Charme, aber wie lange bleibt die Liga so wettbewerbsfähig und auch für zunächst die Spieler und dann auch für die Fans interessant?
Modell Uli: Es braucht einen externen Investor. Aber angenommen in meiner Beispielrechnung würde ein Investor einem zweitem Verein mit 5Mio€ ausstatten. Die Gesamtsumme würde sich damit auf 150% erhöhen. Die 50% der Bayern würden nur noch 33% ausmachen und das damit Festgeldkonto inflationär entwertet. Es findet also durchaus auch bei Hoeneß eine Umverteilung statt.
Vorteil: Es könnte relativ schnell wieder ein spannendes Titelrennen geben. Man verliert keinen Boden an die CL-Konkurenz. Mehr Geld im System steigert auch den Wert der eigenen Spieler und der eigenen Arbeit.
Die Bayern haben eventuell sogar Verpflichtungen, weshalb man auf die bestehenden/kalkulierten Wachstumsraten angewiesen sein könnte.
Nachteil: Diese Umverteilung geschieht völlig losgelöst vom sportlichen Wettbewerb. Bei 11Leben haben wir aber auch gelernt, dass dies ja durchaus Tradition haben kann…
Zudem zeigt sich, dass neue Investoren sehr hohe Beträge investieren müssen, an gläserne Decken stoßen und sich eher mit freien Nischen begnügen, weil die Investition für die Meisterschaft nochmals deutliche Kosten verursachen würden.
Zurück zur Perspektive der Liga. Egal wie, die Bundesliga oder ein Bundesligaverein wird nicht zur Premier League aufschließen können. Es wird keinen „moralisch unbedenklichen“ Investor in der dafür nötigen Gewichtsklasse geben.
Aber würde es auch Alternativen zu den beiden Modellen geben?
Zurück zur Zentralvermarktung. Wenn es einen Investor geben soll, warum nicht statt einzelnen Vereinen die gesamte Liga durch einen Investor stärken? Realpolitisch hinsichtlich Fans und dem Ligaprimus vermutlich sehr schwer umzusetzen, aber es hätte den Vorteil, dass zumindest der sportliche Wettbewerb entscheidet. Und würde es für einen Pedrodollar-Staatsfond so einen großen Unterschied machen, ob er mit einem Verein oder mit einer Liga die CL gewinnt?
Ein Modell basierend auf Prämien könnte sein, dass alle Prämien etc., auch internationale, in einen Pott kommen und nach einem ausgeglichenerem Verteilmechanismus aus Endplatzierung in der Liga und pro jedem zusätzlichen internationalen Spiel ausgezahlt werden.
Was mich allgemein bei den finanziellen Kennzahlen interessiert hätte, wäre eine Inflationsbereinigung. Einerseits hat sich aber der Markt vermutlich so stark verändert, dass man unterschiedliche Effekte kaum ordentlich davon abgrenzen kann. Andererseits vergleicht man bei alten und neuen TV Verträgen dann doch auch wieder Äpfel mit Birnen.
Sehr interessant war jedenfalls, dass das Louis-Schmeling Paradox ungültig wäre. Aber warum sollte man deshalb die Forderung nach Wettbewerb aufgeben? Weil die Leute trotzdem ins Stadion gehen, wenn der Bayernzircus in der Stadt ist? Aber sind es wirklich noch die gleichen Geschichten die geschrieben werden? Wie verändert dies die Fankultur? Ohne Vizekusen und die Meister der Herzen? All diese Dramatik funktioniert mMn nur, weil eben auch die realistische Chance bestand Meister zu werden.