Schade spielt aber leider mittlerweile in Brentford. 
Aber im Ernst, es ist wirklich gerade alles etwas mühsam. Ein Unentschieden zuhause gegen die individuell wohl schwächste Mannschaft der Liga ist selbst für demütige Freiburger eine gewisse Enttäuschung, aber auch nicht unerklärlich im Zustandekommen.
Wieder Mal fängt man sich ein frühes Gegentor. Wieder Mal ist es in der Entstehung etwas unglücklich. Man wird das Gefühl nicht los, dass man solche Tore vor einem Jahr genau nicht gefangen hätte. Die Ursache ist eine Mischung aus Spielpech und fehlender Überzeugung / Klarheit im Verteidigungsverbund. Und das bedingt sich über die Saison gesehen auch noch gegenseitig, habe ich den Eindruck.
Auch im Spiel nach vorne ist der Willen eigentlich immer erkennbar. Aber nachdem man gestern in der ersten Halbzeit eigentlich immer wieder solide Ansätze zeigen konnte, man sich nach dem Gegentor eigentlich soweit gefangen hat, schlicht mal das kleine Glück fehlte, dass ein letzter Pass doch ankommt oder ein Schuss glücklicher Abgefälscht wird, kommen dann in der zweiten Halbzeit die Unsicherheiten wieder hoch. Pässe werden mit weniger Überzeugung gespielt, deshalb mal zu früh, mal zu spät, mit zu wenig Druck. Dribblings gelingen wenig und Enden oft in Situationen, die dann kaum gefährlicher für das gegnerische Tor sind. Die Abschlussqualität ist im Vergleich zur Hinrunde 22 katastrophal. Gerade Doan und Gregoritsch, die vor einem Jahr fast jeden Abschluss gefährlich aufs Tor brachten, haben ein völlig verstelltes Visier. Doan gestern zweimal relativ frei meterweit über das Tor. Gregoritsch mit Kopf oder Fuß ohne Wucht, ohne Präzision, im absoluten Stürmerknoten.
Aber das gesamte Team schafft es gerade auch schlechter als in Vergangenheit, klar zu bleiben, die Sachen konzentriert GUT abzuarbeiten. Der Kopf meldet sich sichtbar, wenn es wieder mal früh hinten klingelt oder der zweite, dritte Ball verspringt oder vorne das Ding nicht fällt. Man ist da einfach gerade nicht sehr resistent gegen solche Rückschläge. Etwas, was in den letzten zwei, drei Jahren eigentlich gerade eine Stärke war.
Es ist aber auch sehr gut erklärbar.
Entscheidende Stützen fehlen, andere Stützen sind (deshalb?) weniger stabil als letzte Saison.
Mit Günter fehlt schon die ganze Saison DER Kapitän des Teams, die breite Brust, wenn es mal nicht läuft, das notwendige Fundament des Linken Ankers, quasi der Grifo-Katalysator.
Letzte Saison hätte Flekken das mit aufgefangen. Atubolu schafft das von Spiel zu Spiel besser, aber hat da natürlich noch einen langen Weg. Ginter und Lienhart sind (vllt auch deshalb?) gleichzeitig vom Peak runter auf Normalniveau gerutscht. Höfler fehlte zu Saisonbeginn gleich doppelt rotgesperrt. Keitels Verletzung kam zur absoluten Unzeit.
In der Offensive tut vor allem das Fehlen von Sallai weh, der bis zur Verletzung wohl der MVP der Saison gewesen ist. Höler ist nicht im Peak, aber eigentlich solide. Grifo hat zwar gute Scorerwerte, aber sein Anteil im Spiel ist weit unter dem, was er die letzten Jahre beitragen konnte. Und bei Doan habe ich fast den Verdacht, auch er leidet darunter, dass ohne Günter Grifo nicht mehr die Dominanz auf Links hat, und somit Doan auf rechts weniger Platz bekommt. Gregoritsch: ich glaube solche Sperren wie bei ihm, das rafft man nur, wenn man selber Stürmer ist.
Und dann hat man sich in diesem Sommer eben klar auch für den Freiburger Weg entschieden. Zwar wollte man eigentlich im Sturm bis zu 20Mio ausgeben, aber hat sich dagegen entschieden, Lösung D oder E zu nehmen, als A, B, C nicht geklappt hatten. Stattdessen ist man lieber das Risiko eingegangen, mit schlankerem Kader in die Saison zu gehen, den hochtaltentierten Jungs, die nach und nach in den Profikader drängen, aber eben kein „Mittelmaß“ vor die Nase zu setzen.
Wahrscheinlich hätte man doch eher mehr ausgegeben, wenn man damals gewusst hätte, wie sich Form und Lazarettbelegung in der Hinrunde entwickeln. Und bei einigen Jungspunden hatte man offensichtlich den Leistungsstand etwas höher eingeschätzt, (Schmidt, Adamu, Röhl) als es sich jetzt entwickelt hatte. Und so sind Unsicherheiten, wackelige Knie, Schwächephasen eben auch erklärbar und als Fan auch wieder leichter aushaltbar.
Mit Sildillia und Weißhaupt haben zwei Talente in dieser Saison den nächsten Schritt gemacht und können immer regelmäßiger schon den Unterschied machen. Röhl konnte jetzt auch schon zwei, drei Mal dieses Niveau zeigen. Atubolu ist schon jetzt kein (sorgenvolles) Thema mehr und strahlt von Spiel zu Spiel mehr ruhe aus. Schmidt hatte gezeigt was er kann und wird im Laufe der Saison dem guten alten Gulde (gestern vllt der stabilste Freiburger) mehr Konkurrenz machen, als aktuell. Von Adamu haben sich viele schon jetzt mehr erhofft (ich auch), aber er zeigt schon auch, dass er großes Potential hat. Bei ihm ist es etwas bitter, dass er nicht mit mehr Ruhe aufgebaut werden kann, sondern gerade sehr gefordert wird, weil Gregoritsch und Höler wackeln und er eigentlich schon soweit sein müsste, in die Start11 zu drängen.
Mit dem Lazarett und der Entscheidung für den „Freiburger Weg“ ist es am Ende ok, auch mal gegen Darmstadt zuhause nur einen Punkt zu holen. Es fühlt sich irgendwie an, als wäre man in so einer Art Übergangssaison. Der goldene Jahrgang wird final in die erste Mannschaft überführt, im Winter ist man bereit, endlich die Lücke im Sturm mit ca 20Mio zu füllen, solch einen Krankenstand wird man hoffentlich so schnell nicht mehr haben. Ich glaube man muss kein grenzenloser Optimist sein um zu behaupten, der SCF wird eher stärker im Laufe der Saison 23/24.
Und dann sieht das eigentlich gut aus. Man ist weiterhin in der oberen Hälfte, wo man finanziell auch ohnehin einzuordnen ist. Abstiegsgefahr ist mMn nicht gegeben. Den Schulterblick nach unten zur Sicherheit darf man mal machen, aber wirklich Angst bekommt man da nicht. Und dann, mit all diesem Drumherum, ist so ein 1-1 gegen Darmstadt irgendwie ärgerlich, aber für einen Freiburger am Ende auch verdaubar.
Donnerstag ist schon wieder „Freiburg spielt international“ *sing