stimme dir zu.
Die Schwierigkeit ist halt – das wirst du als Anwalt auch wissen – dass die juristische Position von Opfern in dem Zusammenhang einfach die deutlich schwächere ist. Also auf einer politischen Ebene gesprochen schützt unser Rechtssystem – inklusive Unschuldsvermutung – in sehr vielen Fällen de facto die Täter.
Damit will ich nicht sagen, dass wir die Unschuldsvermutung abschaffen sollten, trotzdem finde ich, wir Männer sollten in dieser Debatte immer bedenken, dass die Angst, Opfer einer (potenziell existenzbedrohenden) Verleumdung zu werden und sich dagegen nicht wehren zu können, auf der „anderen Seite“ gespiegelt wird durch die Angst, Opfer einer Gewalttat zu werden und (auch juristisch!) hilflos zu sein.
Mir hats die Augen geöffnet, als die Tochter eines Bekannten vergewaltigt wurde und die Beratungsstelle, die sich um jugendliche Opfer von Gewalt kümmert, empfohlen hat, den Fall nicht anzuzeigen, weil die Beweislage eine Verurteilung unwahrscheinlich mache und ein Gerichtsverfahren mit Aussage etc. und unklarem Ausgang eine psychische Aufarbeitung des Geschehenen beim Opfer deutlich erschweren könne.
Das ist leider die Realität.
Ich weiß hier auch keine Lösung (der Pranger ist es mMn nicht), aber ich finde, man sollte in der öffentlichen Debatte scharf differenzieren zwischen der politischen Forderung nach einer Besserstellung der Opfer und des Opferschutzes und Maßnahmen gegen (Männer)gewalt auf der einen Seite und, auf der anderen Seite, Einzelfällen, über die wir meist kaum Informationen haben.
Wie wir an diesem Beispiel sehen, entzündet sich die politische Debatte leider meist an Einzelfällen, da kommts dann wohl drauf an, wie die Debatte geführt wird. In diesem Sinne danke an alle Mitdiskutant*innen und auch an @bennygrund, dass er das Thema angesprochen hat, auch wenn ich ihm nicht in allen Punkten beipflichte.