#19: Mainz – das unangenehmste Team der Liga!

Aus Sicht eines Fans im sportlichen Kontext oder als Normalbürger im persönlichen Umkreis kann ich es verstehen, wenn man „so jemanden“ nicht in „seinem“ Verein oder Freundeskreis haben will. Es gibt schon einen Unterschied zwischen den strafrechtlichen Konsequenzen einer Tat, als wie Menschen in ihrem persönlichen Umfeld mit Täter*innen umzugehen haben.

Als Greenwood kurzzeitig zur Eintracht gerüchtet wurde, war mein Kommentar, dass er gerne eine Säule der neuen Eintracht werden kann. Aber bitte nur eingemauert in einer Betonsäule der im Bau befindlichen Tribüne.
Und Nico Schulz wollte auch kein Fan mehr bei der Eintracht sehen, nachdem rausgekommen ist, gegen was für runde Dinge er sonst noch gerne tritt.

Bei Wahi gibt es einige dokumentierte, sowie ein paar nur gerüchtete, Vorfälle. Über die kann, darf und sollte man reden. Was allerdings garnicht geht, ist Vorfälle von Nötigung Minderjähriger zur Erstellung und Verbreitung von kinderpronographischem Material zu erfinden. Und komplett ohne Belege zu erzählen, es hätte „tausend andere Skandale mit ihm gegeben“.
Wir sind hier nicht in Elfriede’s Eckkneipe, nachts um halb 3. Das ist einer der größten Fussball-Podcasts im deutschsprachigen Raum. Da kann, darf und muss man einfach ein höheres Maß an Richtigkeit der getätigten Äußerungen erwarten.

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welcome to reality.

Und stell dir mal vor, was es dann für Frauen als potenzielle Opfer sexueller Gewalt bedeutet, in dem Wissen zu leben, dass Täter (vor allem Wiederholungstäter) genau das auch wissen. Da kann man die Forderung nach Abschaffung der Unschuldsvermutung schon verstehen, auch wenn man dem nicht zustimmt.

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Die Abschaffung der Unschuldsvernutung wäre ein zivilisatorischer Rückschritt von solchen Ausmaßen, dass wir uns sämtliche andere Diskussionen um Moral und Gerechtigkeit auch gleich schenken könnten. Die Leute, die das fordern, sind vielleicht gutmeinend, aber in Wirklichkeit gefährlich für die Demokratie. Ohne Unschuldsvermutung kriegst du jeden ins Gefängnis, insbesondere die, die dir nicht passen.

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Kachelmann hat sich explizit dagegen verwehrt als Beispiel bei Verdachtsfällen von sexuellem Missbrauch genannt zu werden.

Und das Strafrecht als alleiniger moralischer Maßstab ist mies. Ich kenne die Zahlen nicht, aber wie viele Prozent der Fälle von Körperverletzung führen wohl zu einer strafrechtlichen Verurteilung? Und trotzdem ist es moralisch verwerflich, jemandem in die Fresse zu hauen.

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Disclaimer: Ich bin - wie die Teilnehmer der Rasenfunk-Folge - kein Jurist.

Ich denke, man sollte aber schon ein paar Sachen richtig stellen.

  1. Benny Grund hat kein Berufsverbot gefordert!
    Er hat - bei allem Respekt vor Max - im ‚kleinen‘ rasenfunk gesagt, dass er einen Spieler wie Wahi nicht in der Bundesliga sehen möchte, aber er hat nicht gefordert, dass die Polizei kommt und Wahi abführt, wenn er ein Trainingsplatz oder Stadion betritt. Nur weil man einen Spieler nicht in der Bundesliga oder für „seine“ Farben spielen sehen möchte, bedeutet dies nicht, dass man für ein Berufsverbot ist.
    Vielleicht wird es anschaulich, wenn man es an einem anderen Beispiel illustriert: Am Anfang der Saison gab es Debatten über die Spielweise von Dominik Kohr und ob man diese in der Bundesliga sehen möchte. Wenn man dies verneint, bedeutet dies nicht, dass man für ein Berufsverbot von Dominik Kohr ist.
    Um es komplett ad absurdum zu führen: Keiner hier im Forum möchte mich in der Bundesliga Fußball spielen sehen, weil ich einfach untalentiert bin und kein Fußball spielen kann, aber ich habe trotzdem kein Berufsverbot.

  2. BL-Vereine screenen Profis ziemlich sorgfältig und deswegen sollten wir es nicht kritisieren:
    Erstmal bezweifle ich, dass dieses Screening wirklich so sehr stattfindet. Zweitens glaube ich, dass es viele Vereine gibt, die andere Prioritäten haben. Wenn ich für die sportlich Leistung verantwortlich wäre und nicht auf der Couch sitzen würde, hätte ich vielleicht auch andere Prioritäten.
    Ernst gemeinte Frage: Glaubst du, dass der BVB sich beim Screening von Felix Nmecha gefragt hat, ob er die „werte des BVB“ vermittelt? Ich bezweifle es… Wenn sie es getan hätten, würde ich denn mindestens erwarten, dass sie ein besseres Statement vorbereiten…

  3. Die Unschuldsvermutung ist wichtig und akzeptiere ich als Prinzip des Rechtsstaates, aber ich begebe mich gerade nicht auf das hohe moralische Ross und glaube, dass alle meine emotionalen Entscheidung und Urteile allgemeingültig sind. Wieder zwei einfache Beispiele:
    Weder Cristiano Ronaldo noch Mason Greenwood (O. Marseille) sind wegen Straftaten im Bereich von Gewalt gegen Frauen verurteilt worden und ich akzeptiere es, da so eben das Rechtssystem ist. Trotzdem halte ich es ganz persönlich für wahrscheinlich, dass sie gewalttätig gegenüber Frauen waren. Meine Meinung hat aber keine gesellschaftliche Relevanz und ich glaube auch nicht, dass der Rechtsstaat von dieser Meinung abhängt. Ich möchte auch explizit nicht, dass wegen dieser Meinung Ronaldo und Greenwood in Gefängnis müssen. Diese Entscheidung müssen denn tatsächlich Gerichte in einem fairen Prozess treffen. Wegen dieser Meinung würde ich aber persönlich nie wie Ronaldo nach einem Torerfolg jubeln oder würde mein Kind ein Ronaldo- Trikot kaufen oder würde als (ehemaliger) Bayern-Fan wollen, dass Greenwood die Farben des FC Bayern trägt.
    Dies gilt übrigens auch für verurteilte Straftäter. Glaube ich, dass verurteilte Straftäter nach abgegoltener Strafe wieder integriert werden sollen? Ja, definitiv! Habe ich mich in meiner Emotionalität darüber gefreut, dass Boateng letztes Jahr nicht von Bayern München verpflichtet wurde? Ja, definitiv!
    Möchte ich, dass Boateng ein Berufsverbot hat? Nein.

Wenn wir schon dabei sind, ich bin happy, dass Behrens nicht beim FC Bayern München spielt und Mazraoui nicht mehr für den FC Bayern München spielt, obwohl kein Gericht festgestellt hat, dass sie homophob sind, und ich auch nicht glaube, dass Sie strafrechtliche Verbrechen begannen haben und trotzdem freue ich mich mehr darüber, wenn Goretzka ein Bayern Trikot ohne ein Sponsoring für Qatar Airways trägt. Hint: Ich bin auch nicht für ein Sponsoring-Verbot für Qatar Airways.

Grundsätzlich gilt: Kann ich damit leben, dass ich als ein Mensch ein inkonsequentes, emotionales Lebewesen bin, der Widersprüche ertragen muss, vieles tolerieren kann und eine Diskrepanz zwischen dem persönlichen Handeln und Empfinden und einer Meta-Debatte aushalten kann? Ja, definitiv!

Zu dem unbelegten Vorwurf: ich habe auch nichts im Internet gefunden, was ich komisch finde, aber ich habe den Vorwurf auch im Reaktionsvideo von den Calcio Berlin Jungs gehört. Vielleicht hat Benny Grund es auch aus dem Video und hat es nicht noch einmal gecheckt. Vielleicht gibt es doch ein Grund, warum beide dieses Thema angesprochen haben. Kann ich nicht beurteilen.

Max wird etwas dazu sagen, aber ich kann die Aufregung wirklich nur schwer nachvollziehen. Wir haben in unsere Gesellschaft momentan wirklich viele Probleme. Meine geringste Sorge ist, dass der Rasenfunk den Rechtsstaat abschaffen möchte.

PS: mein Leben muss wirklich unfassbar langweilig sein. Mindestens bin ich noch nie in einer Disko/Bar/Club/Party gewesen und am Ende brach die Nase einer Frau…

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Danke für Deinen Beitrag. Ich lese hier seit Tagen mit und wäre aus Zorn und Enttäuschung nicht in der Lage gewesen, es so sachlich und differenziert auf den Punkt zu bringen, weshalb ich es auch unterlassen habe.

Aber wer kennt sie nicht, die vielen Fälle von erwiesenen falschen Beschuldigungen, bei denen Frauen versucht haben, männliche Existenzen zu vernichten.

Und selbstverständlich wird auch jeder Beschuldigte UND Angeklagte in einem der wenigen Verfahren gegen sexualisierte Gewalt nicht schuldig gesprochen, weil er es auch tatsächlich nicht ist.

Und selbstverständlich sind die Strafverteidiger dieser Beschuldigten die Experten das zu beurteilen.
Wo kämen wir denn dahin, Statistiken, Beratungsstellen, Ärztinnen, Polizistinnen und Betroffenen zu glauben.

P.S. Mein Leben scheint weniger langweilig, denn ich habe mehrfach Belästigungen und auch sexualisierte Gewalt erfahren, die für die Gesellschaft entweder unbedeutend oder aber nicht zu beweisen war.

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Die Frage, was und wie strafrechtlich verfolgt wird - oder wie man das juristisch korrekt formuliert -, ist ja noch einmal ein anderes Thema und tatsächlich ein gesellschaftliches Problem. Und ich könnte auch noch ein Rant darüber schreiben, was ich ganz persönlich davon halte, dass Ronaldo nie ein fairen Prozess hatte und ich es für eine Gesellschaft sehr befremdlich finde, dass die Debatte über die Unschuldsvermutung primär bei sexualisierte Gewalt gegen Frauen stattfindet.

Aber da toleriere ich eben das Rechtssystem - anderes bleibt mir aber ja auch nicht übrig -, aber wir können ja schon noch eine Meinung haben.
Meine Meinung ist nicht relevant und vielleicht ist sie sogar falsch und Herr Ronaldo ist kein Mensch, den ich verachten sollte… Aber irren ist eben auch menschlich.

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Und um es auch noch einmal deutlich zu schreiben, wir reden hier über einen Podcast mit einer begrenzten Reichweite und wir reden über Fußball.
Wir reden über sehr privilegierte Männer, die sehr viel Geld verdienen, weil Menschen - wie wir - Emotionen und Geld in diesen Sport investieren, weil wir in unserer ganzen Irrationalität die Farben eines Vereins gewisse Werte zuordnen, weil wir uns darüber freuen, wenn ein kompletter fremder Mann ein Ball ins Tor schießt.
Wenn ich mich aus irgendeinem Grund weniger darüber freuen kann, dann kann ich dies auch ansprechen und sagen, dass ich nicht Boateng in Bayern -trikot sehen möchte, weil ich mich darüber weniger freuen kann. Habe ich ein Recht dazu? Who the fuck Cares? Es sind meine Emotionen und es ist unsere Irrationalität, die den ganzen Laden am laufen hält. Weil ich glaube, dass ein T-Shirt, was unter fragwürdigen Bedingungen produziert wurde, einen vielfachen Wert hat, weil eine Aktiengesellschaft ihr Logo darauf druckt, dann kann ich auch sehr gut damit leben, dass ich diese Farben mit Werte verknüpfe und erwarte, dass sie erfüllt werden und wenn ich glaube, dass sie nicht erfüllt werden, kann ich das auch blöd finden und kundgeben.

Und im Gegensatz zu anderen vollidioten und Arschlöcher im Internet - Grüße gehen raus an die Typen, die der Frau von Kai havertz wegen eines Fehlschusses eine Fehlgeburt wünschen oder ein pinkes Trikot das Untergang des Abendlandes bedeutet - sagen Benny Grund oder ich es noch ziemlich gesittet.

PS: falls ich mit Vollidioten und Arschlöcher eine Unschuldsvermutung verletzt haben sollte, mea culpa… Ist trotzdem meine Meinung :grin:

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Ich denke, dass es keine gute Idee war, derart komplexe und vielschichtige Themen wie sexuelle Übergriffe und Gewalt gegen Frauen im Zusammenhang mit Elye Wahi unvorbereitet aufzubringen. Man kann den Dreien ja zu Beginn der Diskussion anhören, dass keiner genau weiß, worin eigentlich die Vorwürfe genau bestehen. Wenn Benny Grund es aber möchte, dann sollte er die Vorwürfe trotzdem ansprechen. Und da er das in Ich-Sätzen tut, kann ich das als Hörerin auch klar als Meinung identifizieren.
Wenn du die Vorwürfe nochmal aufgreifst, @GNetzer, dann wünsche ich mir aber, dass deine Gäste und du bei diesem bestimmten Fall bleiben, und ihn nicht von vornherein mit Boateng, Ronaldo, Kachelmann und wer hier sonst noch alles genannt wurde, vergleicht. Da kommen dann nämlich andere Dinge mit rein, z. B. Gerichtsverhandlungen, juristische Unschuldsvermutungen, NDAs und so weiter, die mit Elye Wahi und dem, was ihm vorgeworfen wird, nichts zu tun haben.
Außerdem wäre mir dran gelegen, dass ihr auf den zweiten Teil von Bennys Beitrag noch eingeht, dass nämlich die Clubs den Mantel des Schweigens über solche Vorfälle breiten. Wenn man so will, ist die Vorstellung von Elye Wahi hier ein Parade-Beispiel, denn die offizielle Mitteilung des Vereins über Wahis Verpflichtung geht ausschließlich auf den sportlichen Teil seiner Biografie ein (hier: Ein Dribbler auf Torejagd). Natürlich hat es nicht lange gedauert, bis die lokalen Medien auf die Vorwürfe aufmerksam wurden. Er wurde auch der Vorstellungs-PK gefragt, wollte selbst dazu aber nichts sagen (nachzulesen z.B. beim HR: hessenschau).
Die Frage ist für mich, welche Reaktion seitens der Eintracht ich mir eigentlich wünschen würde. Einen solchen Spieler nicht zu verpflichten? Oder wenigstens zu erklären, wie man den Ruf des Spielers einerseits und die Werte des Vereins andererseits miteinander vereinbaren möchte? Ich bin mir selbst nicht abschließend im Klaren darüber, welche Umgang ich mir wünsche. Einfach nicht drüber reden ist in meinen Augen jedenfalls keine Lösung.

Es scheint sich bei Dir ja einiges aufgestaut zu haben. Weil Du anscheinend (wenigstens zum Teil) mich meinst, antworte ich mal auf einige Punkte:

Deine Beispiele passen nicht. Es ist ein Unterschied, ob man einer Spielweise, einer bestimmten Spielerqualität, oder einem bestimmten Individuum „keine Bühne im Fußball“ geben will. In allen drei Fällen will man was komplett aus dem Fußball raushaben, aber nur im letzten Fall betrifft es einen spezifischen Menschen, weil er der Mensch ist, der er ist. Natürlich hat Benny ein Berufsverbot gefordert. Hör noch mal nach. Dass du dann später mehrmals Deiner emotionalen Ablehnung gewisser Spieler Ausdruck gibst, ist etwas vollkommen anderes und mMn völlig okay. Es ist aber nicht wirklich das Thema.

So ein Quatsch, das habe ich nicht geschrieben. Ich habe geschrieben, dass ich glaube, das Screening der SGE checkt auch, ob sie Wahi zutrauen, sich in der SGE Kabine besser zu entwickeln als in der OM Kabine. Lies noch mal nach.

Ich hoffe, das meinst Du nicht so, wie du es geschrieben hast. ‚Tolerieren ‘ heißt, etwas abzulehnen, aber trotzdem zu dulden. Wenn Du etwas duldest, weil du nicht anders darfst, willst Du es in wirklich am liebsten abschaffen. Und ersetzen mit was? Deiner eigenen ‚Gerechtigkeit‘?

Das liegt daran, dass die Unschuldsvermutung als Prinzip im Umfeld dieser Verfahren oft angegriffen wird und verteidigt werden muss. Aus der Unschuldsvermutung folgt zwingend die Beweislastverteilung: der Unschuldige muss nichts beweisen, derjenige, der den Unschuldigen überführen will, muss alles beweisen. Das ist in vielen Fällen, bei denen es um Sexualdelikte geht, enorm schwierig (und das ist in der Tat ein großes strukturelles Problem bei diesen Fällen), was dann immer wieder zu Forderungen führt, die im Grunde die Beweislast umkehren bzw. die Unschuldsvermutung abschaffen würden. Das sollte aber keiner wollen, das wäre der Beginn des Unrechtsstaates. Und dass @frau_neher einen sarkastischen Post absetzt, indem sie die Vertreter der Unschuldsvermutung angreift und sie als Ausfluss einer großen allgemeinen Ungerechtigkeit geißelt und dafür viele Herzchen bekommt, ist echt ein schlechtes Zeichen. Das Problem existiert wirklich, aber die Lösung muss eine andere sein (allerdings habe ich keine).

Das ist ein witziger Beitrag, am Schluss Deines Posts. Ich finde die Aufregung (auch Deine) durchaus angebracht. Das Thema ist groß, trotz des ‚kleinen‘ Rasenfunks und Bennys Unterstellungen waren mMn als Anlass krass genug für Aufregung.

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Das ist doch wieder ein Grundproblem an der ganzen Debatte. Melden sich betroffene Frauen zu Wort, werden direkt wieder die ganze großen Geschütze aufgefahren und sich hinter dem Schutzschild der Unschuldsvermutung versteckt. Vielleicht sollte man diesen Menschen Mal häufiger zu hören und sie nicht immer angreifen?
Diese Form der Debatte führt doch zu nichts und sorgt nur dafür, dass sich aus den Debatten zurückgezogen wird und nur die lauten Stimmen übrig bleiben.

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Dann keinen sarkastischen Rundumschlag, sondern einen Beitrag, bei dem man ein Argument oder ein Verständnis mitnehmen kann. Ich verstecke hier nichts und niemanden hinter der Unschuldsvermutung, ich versuche zu erklären, warum es schädlich ist, das Problem, das wir wohl alle anerkennen, über die Abschaffung derselben zu lösen. Ist das nicht langsam klar? Was ist daran großes Geschütz? Deine Antwort ist reiner Reflex.

Edit: ich nehme den letzten Satz zurück, habe mich zu sehr geärgert.

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Du schmeißt hier wild mit Vokabeln um dich, die du offensichtlich nicht verstehst. Die Unschuldsvermutung gilt erstmal nur für den Staat gegenüber seinen Bürgern und nicht für die Unterdrückung eines öffentlichen Diskurses.

Darüber hinaus verstößt du sogar selbst gegen deine angeblichen Prinzipien, weil deine Unschuldsvermutung gegenüber den vermeintlichen Tätern nur dann funktioniert, wenn du den vermeintlichen Opfern pauschal die Möglichkeit der Lüge unterstellst. Die Unschuldsvermutung nur auf potenzielle Täter anzuwenden und nicht auf potenzielle Opfer, ist deine persönliche Entscheidung und keine sonderlich sympathische.

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Die Unschuldsvermutung obliegt primär dem Staat. Bürger können eine andere Meinung haben, aber werden im Einzelfall Probleme wegen Verleumdung kriegen.

Ich unterdrücke keinen öffentlichen Diskurs, wenn ich jemanden angreife, der in meinen Augen die Unschuldsvermutung angreift. Wenn du das Problem ein bisschen weiter durchdenken würdest, würdest du feststellen, dass ich damit den öffentlichen Diskurs verteidige.

Und auch wenn es unpopulär ist: ja, tatsächlich, du hast vollkommen Recht: die Unschuldsvermutung existiert, weil man in der Tat davon ausgeht, dass in dieser Welt sowohl der Täter, als auch die Ankläger, als auch ein Opfer lügen können (egal ob sich subjektiv oder objektiv um eine Lüge handelt). Das ist genau die Ausgangslage. Ob Du das sympathisch findest oder nicht - finde dich damit ab. Wüssten wir, dass Opfer nur die wahren Tatsachen erzählen oder Ankläger die wahren Tatsachen vortragen, gäbe es keine Unschuldsvermutung. Dann würde die Anklage verlesen und sofort danach der Täter verurteilt.

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Anders formuliert: Die Unschuldsvermutung gilt für Täter und Opfer. Der Täter kann unschuldig sein, das Opfer kann die Wahrheit sagen.
Aber hilft uns das?

Wir sind nicht vor Gericht, wir kennen nicht die Details die dort aus guten Gründen nicht immer öffentlich verhandelt werden usw.
Und trotzdem verhandeln wir, wollen Stellung beziehen, weil unsere Gehirne nicht anders können als zu einem Problem eine Lösung anbieten zu wollen…

Ja, ich tue mir auch schwer mit Tatverdächtigungen und den oft daraus geforderten Konsequenzen. Ich möchte z.B. auch nicht, dass jemand Vergewaltiger usw. genannt wird, wenn er nicht verurteilt wurde. Andererseits gibt es patriachale Strukturen und x andere Gründe die ein solches Urteil verhindern.

Wenn ein Zverev sich außergerichtlich einigt, dann geht es mir so, dass ich nicht unbedingt an seine Unschuld, sondern an 200.000€ Schweigegeld glaube. Aber ja… auch für so etwas kann man wieder gute Gründe finden.
Für mich funktioniert es dann ihn nicht Vergewaltiger zu nennen, aber zu denken. Aber ab wann kann man das machen?

Und in welcher Rolle sollte man das machen. Max und Benny haben ja schon gesagt, wenn ich das richtig verstanden habe, dass Sie zu schnell mit zu wenig differenzierten Wissen an dafür dann vielleicht unpassender Stelle ausgesprochen haben. Und aus Erfahrung glaube ich auch, dass die es sehr gut so kommunizieren können.

Alles in allem ermüden solche Debatten leider, weil wir hier unsere wichtigsten Überzeugungen verhandeln, z.T. sehr intime Erlebnisse teilen und es schnell kränkende Wirkung hat, wenn jemand nonchalant unsere oft komplexen Überlegungen aus irgendwelchen Gründen für nichtig erklärt oder man sich plötzlich dem Vorwurf des Zivilisationsbruchs gegenüber sieht. Was vielleicht gar nicht so scharf gemeint ist.
Ich hoffe es gelingt uns etwas wohlwollender miteinander zu streiten. Sowohl beim Senden, als auch beim Empfangen.

Unser Urteil in Gleichungen mit so vielen Unbekannten ist oft sehr wahrscheinlich falsch und es muss in den meisten Fällen nicht für jeden allgemeingültig sein.

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Sollte mann vielleicht mal lesen.

Ich finde den Rückzug auf die Unschuldsvermutung und Strafrecht bei solchen Diskussion ehrlich gesagt immer ziemlich sinnlos. Denn nur weil etwas nicht zu rechtlichen Konsequenzen führt, heißt das ja noch lange nicht, dass es moralisch oder generell wünschenswert war. Till Lindemanns Taten waren wohl legal (laut Gericht). Das macht sie aber nicht weniger widerlich. Eine Gesellschaft und vor allem gesellschaftliche Normierung funktioniert doch, weil man sich eben nicht nur auf das Recht beruft, sondern eben die Courage aufbringt darüber hinaus auszudiskutieren und dann zu zeigen, welches Verhalten erwünscht und welches geächtet ist.
Und was die Unschuld von Wahi angeht, so kann ich es nicht wissen, ich war ja nicht dabei. Aber sobald es sich nicht nur mehr um einen Einzelfall handelt, kann man meiner Meinung nach durchaus Rückschlüsse auf Glaubwürdigkeit der Vorwürfe ziehen. Ein Vorwurf kann alles bedeuten. Zwei Vorwürfe können noch Zufall sein. Ab drei beginnt ein Muster. Ich würde aber Benny Grund in einer Sache doch recht fundamental widersprechen. Ich denke nicht, dass man solchen Menschen keine Bühne mehr bieten sollte. Ich finde man sollte solche Menschen die Chance auf eine Verhaltensänderung und Rehabilitation geben. Das ist meiner Meinung nach besser und einfacher, wenn es einen Druck der Öffentlichkeit gibt, sich mit den eigenen Fehler zu beschäftigen. Umso wichtiger sind kritischer Journalismus und Fans sowie Vereine, die ihre Spieler dann auch in die Pflicht nehmen und etwaige Vorfälle nicht unter den Tisch kehren wollen.

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Das ist aber nicht dasselbe und es wird ersters von Aktivisten zur Reform des Sexualstrafrechts gefordert und zwar auch nur für diesen Bereich. Damit wird keine Unschuldsvermutung abgeschafft.

Bei der Kritik an der Sendung ging es doch nicht darum, dass man sich im Podcast falsch ausgedrückt hätte. Oder was da auf Wikipedia im Konjunktiv sowie ohne Belege steht, einfach so übernommen hätte.
Die Kritik äußert sich daran, dass Grund Wahi unterstellt, mehrere minderjährige Mädchen zur Erstellung und Verbreitung von kinder- bzw. jugendpornographischem Material genötigt zu haben.
Dazu findet sich absolut garnichts im Internet! Null! Niente! Nada! Nichtmal ansatzweise oder missverständlich. Da muss man doch mal nachfragen, was in so einem Moment im Kopf „von so Einem“ vorgeht. Das sind wirklich schwerwiegende Vorwürfe, bei denen man sich doch ganz sicher sein sollte bevor man sie rausposaunt. Ist er nicht intelligent genug, um die Tragweite solcher Äußerungen zu begreifen? Ist es ihm egal? Denkt er, dass er als halbwegs bekannter Fussballexperte immun gegenüber Verleumdungsklagen wäre?

Das hat dann auch nichts mehr mit Meinungsäußerung zu tun. Nichtmal drüben überm Teich im „Land of the Free Speech“. Alex Jones lässt grüßen.

Wo ein Trog ist, da sind auch Schweine. Schafft man vor Gericht die Unschuldsvermutung bei Sexualstraftaten ab, dann wird sie danach auch bei anderen Straftaten abgeschafft werden.
Zuallererst bei Mord. Das ist viel schlimmer als Sexualstraftaten und wer Gefahr läuft für 25 Jahre bis lebenslang in den Knast zu gehen, der wird ja schon alle Hebel in Bewegung setzen um seine Unschuld zu beweisen.