Ein Spiel, das einem Hilfeschrei gleich kommt und das auf vielen Ebenen:
1. Kadertechnisch:
Mit Skhiri, Götze, Ebimbe, Tuta fehlen vier Startelfkandidaten. Die Alternativen werden:
- Hasebe (sollte maximal in seinen letzten Spielen noch in der Dreierkette spielen),
- Larsson (frisch aus der erneuten Verletzung)
- Bahoya (Startelfdebüt)
- Buta (läuft den Anforderungen hinterher und dazu noch im Formtief)
Und dabei reden wir einfach nur von den Ausfällen, die es zu ersetzen galt. Insgesamt merkt man einfach immer wieder dieselben Muster:
Es fehlt ein ein physischer Stürmer, ein Ersatz für Kamada (Uzun?), ein Ersatz für Sow (Larsson war doch nie die Nr.1 Lösung auf der Acht), ein Ersatz für Jakic auf der Sechs.
Dazu hat man weder rechts noch links wirklich überzeugende Spieler, und da wird auch nicht Brown nächste Saison schlagartig die Abhilfe schaffen, sondern er muss sich auch wie alle anderen erstmal entwickeln. Dass wir momentan mit Collins und Mladenovic zwei Jugendspielern ihre Debüts in der Bundesliga geben müssen, ist keine Überraschung. Der Kader ist einfach wegen der Ausfälle, die ja irgendwann kommen mussten, total ausgedünnt.
2. Individuell:
Gegen Stuttgart braucht es vor allem eins: Disziplin und absolute Fehlervermeidung, ansonsten fressen sie dich auf. Aber gerade das einzig verbleibende Prunkstück der Eintracht hat sich in diesem Spiel erhebliche Fehler geleistet. Pacho und Koch haben wohl ihr schwächstes Spiel gemacht und unterstreicht eventuell abermals, dass die Eintracht die Dreierkette noch lange nicht komplett einstauben wird (warum auch?).
Aber insgesamt kann man niemandem ein gutes Spiel attestieren, seien sie im Tief wie Chaibi oder Marmoush, immer für dümmliche Sachen gut wie Nkounkou mit dem Einwurf und wieder am Rand einer gelbroten Karte ist und an sich ist individuell gesehen, dass man nicht erneut einen Platzverweis und Sperre gesammelt hat, die beste Nachricht des Abends.
3. Führungstechnisch:
Man hat einfach das Gefühl, dass es daran mangelt, dass es Spieler gibt, die die Mannschaft an der Hand nimmt und einfach führt und ihr die Sicherheit und Zuversicht und Konzentration gibt, sich nicht in Stuttgart völlig in die Hose zu machen. So hat die Eintracht zum Beispiel gespielt als man in der ersten Halbzeit gegen Lissabon hinten lag oder am Ende im Pokalfinale. Was haben beide Spiele gemeinsam: Rode war nicht auf dem Platz und er hat halt noch diese ordnende Aura.
Und klar, wenn die wichtigsten Spieler der Mannschaft, selbst kein gutes Spiel machen, wie soll das bei den anderen sein. Trapp hatte eine Tiefphase, jetzt sind Koch und Pacho dran, Skhiri und Götze fehlen immer wieder und Marmoush kann auch nicht alles alleine machen und hat auch seine Grenzen. Und welche dieser Spieler sind diese Saison neu in die Mannschaft gekommen? Ich fühle mich hier einfach erneut bestätigt, dass eine Saison zu spät bei der Kaderplanung an die Führungsspielerstruktur gedacht wurde und es einfach versäumt wurde, dass Rodes Nachfolger schon letzte Saison sich einspielen konnte und jetzt bereit gewesen wäre, mehr und mehr die Rolle zu übernehmen. Aber man war im sportlichen Management wieder sehr überrascht, dass Rode diese Saison noch weniger spielen kann als die Saison davor (wie man überrascht war, dass Kolo Muani und Kostic gehen wollten oder dass Kalajdzic verletzungsanfällig war). Die Saison wäre gefühlt schon ganz anders, wenn man auf der Acht eben einen erfahrenen Achter wie Rode oder Sow gehabt hätte, stattdessen lag alles in den Händen von Larsson.
4. Taktisch:
Es hätte nun niemand gedacht, dass nun plötzlich von heute auf morgen ein Spielsystem zu entdecken gewesen wäre, aber ich weiß nun auch nicht wirklich, was die Idee von Toppmöller war. Irgendwie hoffen, dass man hinten sicher genug steht und dann volle Power offensiv? Das klingt wie genau das, was Stuttgart haben will. Ich weiß aber auch, dass es eigentlich fast keine alternative Aufstellung gab, als auch noch Götze ausfiel, also musste Hasebe statt in der Dreierkette eben als Sechser aushelfen. Aber ich hätte mir dennoch irgendwie etwas gewünscht, dass den Spielern einen Schlüssel gibt, um zumindest Sicherheit zu gewinnen, aber das fehlte im ganzen Spiel und entsprechend fingen auch die einzelnen Spieler unsicher zu werden an. Es ist nicht einfach, ich weiß, aber nur verteidigen hat ja Tuchel geholfen gegen Stuttgart, zum Beispiel…
5. Fazit:
Das Spiel am Freitag wird das Finale um Platz 6, wenn die Eintracht das nicht gewinnt, dann verliert sie ziemlich sicher diesen Platz bis zum Ende der Saison. Und wer weiß, ob sie dann derart einen einstecken müssen, dass sie komplett aus Europa fallen. Aber vielleicht ist es auch genau das, was die Mannschaft braucht, einfach wieder mehr Konzentration auf die Liga statt so halblebige Auftritte in Europa, die die Stimmung trüben. Stuttgart hat eben keine Dreifachbelastung und kann sich auf sich konzentrieren. Besser kein Europa als wieder Conference League Qualifikation im Sommer. Vielleicht brauchen die Fans auch mal wieder Entzug von Europa, um es wieder richtig annehmen zu können und sich über Platz 6 dann mal zu freuen. Am Ende schade für die Kassen der Eintracht, und wahrscheinlich wird die Arbeit von Krösche nicht einfacher Spieler zu halten oder neue Spieler zu holen, aber schließlich erntet er ja nur das, was er teilweise selbst ausgesäht hat. Und auch für die Spieler, die nur bei der Eintracht bleiben wollen, wenn sie international spielt statt das Projekt in Gänze mittragen zu wollen, dann sollen sie aber auch ihr Bestes, um das Ziel zu erreichen, bevor ich Mitleid haben muss.
Edit: Gerade noch gelesen, was Benny Grund dazu geschrieben hat: