BVB und Bayern (gilt aber natürlich für alle Vereine)
Ich bin überrascht, dass so wenig auf den sportpsychologischen Aspekt eingegangen wird.
Ja, die Bayern haben die meiste Kohle, der BVB die größten Talente und überhaupt sind sie allen enteilt.
Der beste Kader, oder auch nicht? Der beste Trainer, ist wer?
Die böse Mentalität steht zwar immer im Raum, aber woher die denn kommt, wird nie hinterfragt. Disziplin, intrinsische Motivation, Willen, sind doch keine Zufallsprodukte. Und nein, die Kabinenansprache wird es nicht richten.
Es gibt eine biologische Konstante, die Adrenalinausschüttung. Das macht was mit dir, zu viel genauso wie zu wenig. Das haben wir ja alle schon mal erlebt. Lampenfieber kann etwas Gutes sein, schärft die Sinne, fokussiert. Oder aber auch ein Desaster, weil es lähmt. Angst, die nicht mehr beherrschbar ist.
Angst ist per se weder schlecht noch ungewöhnlich. Die haben alle Sportler im Moment des Wettkampfs.
Der Unterschied ist, wie damit umgegangen wird. Diesen Umgang kann man lernen, bzw. verbessern.
Kannst du das, hilft dir das auch im Wettkampf. Kannst du das nicht, bist du einfach nur maximal aufgeregt, im rein negativen Sinne. Unkonzentriert und eigentlich kaum handlungsfähig.
Nehmen wir die Bayern. Du spielst in einem Verein, indem es heißt: Mia san mindestens Halbgott.
Der beste Kader der Liga, die höchste individuelle Klasse usw.
Gehypt von Medien und Gegner.
Das macht natürlich was mit dir. Du bewegst dich innerhalb einer Mannschaft, in der jeder auf Top-Niveau ist. Das gibt dir Sicherheit. Dann holst du das Corona-Triple. Uns kann keiner mehr.
Das sehen auch die Gegner so. Der Glaube, sie zu schlagen, ist gewissermaßen nicht existent. Bis auf Gladbach , aber genau das zeigt es ja. Die wissen, dass man sie schlagen kann und gehen ganz anders auf den Platz.
Dann bekommt das Übergelegenheits-Gefühlskonstrukt plötzlich Risse. Der Triple Trainer geht, dann dein Torgarant, der, auf den du dich immer verlassen konntest.
Der Welttorhüter verletzt sich schwer.
Natürlich sind das auch Themen beim Gegner. Vielleicht geht jetzt was?
Das erste Unentschieden. Ups, das Zweite.
Der Unschlagbar-Nimbus schwindet. Und was passiert jetzt mit der Angst? Adrenalin in der Balance? Fokussiert oder gehemmt?
Gehälter bestimmen keine Psyche. Der war aber soooo teuer ist kein Argument.
Dann das Gegenbeispiel BVB.
Alle erwarten einen Meisterschaftskampf, im Grunde jedes Jahr. Stellvertretend für die Liga. Daran werden sie gemessen.
Junge Spieler, viele Verletzte. Wie wird das wahrgenommen und kommentiert?
- Alles nur Ausreden.
- Bei denen stimmt doch die Mentalität nicht, sonst wären sie nicht seit einem Jahrzehnt der erste Verlierer.
- Ja, der BVB. Inkonstant. Da weißt du nie. Die können einfach gegen jeden verlieren.
Also das Gegenteil der Bayern Geschichte. In den BVB Spielen glauben die Gegner schon immer an sich. Und die Spieler des BVB?
- Die können doch nur Meister werden, wenn sie nie Fehler machen, immer am oberen Limit spielen und auch dann nur, wenn die Bayern einbrechen.
Das macht doch was mit Menschen, auf jeder Seite. Muss ich dann als Verein nicht viel mehr da ansetzen?
Der ewige Ruf nach Führungsspielern. Kann ich die kaufen? Aber wie wird man denn einer? Und vor allem, wie bleibt man es? Beispiel Kimmich. Das war doch Angst und pure Verzweiflung in seinem Gesicht. Müller, der Duracell Hase des Optimismus und der guten Laune war an, fast ausgeknockt.
Nicht umsonst hört man immer wieder, kommen Sportler aus einer Krise zurück, da wurde Hilfe bei einem Mental-Trainer gesucht.
Was passiert da in den Vereinen? Ist das unter Verschluss oder findet es einfach nicht, oder kaum statt?
Reicht es tatsächlich, dass der Trainer ein guter Motivator ist und 1x die Woche ein Sportpsychologe eine Schulung macht?
Psyche allein lässt dich nicht gewinnen, Arbeit und Können braucht es schon auch. Aber ohne mentale Stabilität wirst du eben auch als Jahrhunderttalent nichts erreichen.
Jetzt wird diese Stabilität permanent gefordert, aber auch gefördert?