Gestern auf einer Hochzeit gewesen und als ich dann zwischendurch den Ticker gecheckt habe konnte ich es kaum glauben. Der BVB bekommt tatsächlich die Chance sich die Meisterschaft durch zwei Siege zu erspielen. Es war eine Mischung aus Freude, Zuversicht aber auch ein wenig Angst vor dem Auswärtsspiel heute. Denn Auswärts hat der BVB zuletzt Ende Februar in Hoffenheim gewonnen. Die kommende Woche werde ich wie @zaunpfahl wohl eher wenig schlafen. Ich freue mich einfach am nächsten Samstag im Westfalenstadion zu stehen und diese Chance zu haben.
Zum Spiel heute: Der Wechsel in der Startelf zu Guerreiro für den ausfallenden Belllingham war erwartbar. Es war klar das man das Spiel machen muss. Dafür ist Özcan nicht der richtige Spielertyp als 8er und Dahoud ist ja seit er wieder fit ist eh komplett außen vor. So wie das Spiel heute war, war aber Guerreiro m. M. n. auch der passendere Spieler.
Zu Beginn hat der BVB es mit zwei Aufbauarten probiert. Es sollte - wie immer - ein 3-2 Aufbau werden. Zuletzt war immer häufiger Ryerson in der letzten Linie, so auch z. T. heute.
So wurden dann Guerreiro und Can zu den Verbindungsspielern. Augsburg hat das teilweise sehr mutig mannorientiert gepresst, machte es so aber immer leicht für die Dortmunder Offensive die Tiefe anzugreifen.
Im zweiten Prinzip ging man zurück auf den Beginn der Hinrunde mit einem abkippenden Can. Dadurch war jedoch die Verbindung der Mannschaftsteile nicht immer ideal. Hier ist lediglich Malen anspielbar, der sich hat zurückfallen lassen. Durch das hochschieben von Wolf und Ryerson konnten so allerdings Adeyemi und Malen besser in die Halbräume gelangen und mit Guerreiro und Brandt ergaben sich so gute Kombinationsmöglichkeiten.
Die Idee hinter dem abkippenden Can sah jedoch über weite Teile der ersten Hälfte richtig gut aus. Wenn man Guerreiro oder Brandt gefunden hatte konnte man hier häufig die Tiefe attackieren oder auf der ballfernen Seite freie Räume bespielen. Diese ergaben sich immer wieder da der BVB die ballstarke Seite zahlenmäßig überladen hat und Augsburg so Mann gegen Mann in der letzten Linie verteidigen musste. Hier durch das aufrücken von Brandt. Wolf und Ryerson können nun frei in die tiefe gehen auf der jeweiligen Seite. Hier spielt Guerreiro den Ball zunächst steil auf den entgegenkommenden Haller.
Dieser lässt ihn dann zurückklatschen auf Guerreiro, der dann die Seite auf Wolf wechselt, der komplett frei ist.
So erspielte sich der BVB viele gute Gelegenheiten, allerdings fehlte in der ersten Halbzeit doch etwas die Überzeugung bzw. Klugheit im Abschluss um die vorhandenen Chancen auszunutzen. Vielleicht hat man in diesem Punkt dann doch etwas Nervosität verspürt.
Diese Mittel waren dann jedoch durch die rote Karte kurz vor der Halbzeit für die zweite Hälfte vom Tisch. Augsburg hat bei 0-0 zunächst in einem tiefem 4-4-1 verteidigt. Dadurch wurde die tiefen Räume immer weniger und der BVB tat sich spielerisch ziemlich schwer. Wie schon gegen Stuttgart fand man wenig Mittel gegen das tiefe 4-4-1 gegen einen Gegner in Unterzahl.
Augsburg versuchte dann schon früh Zeit rauszuholen und tief in der Dortmunder Hälfte Einwürfe und Ecken rauszuholen. Als man sich auf die Art ein Mal in der Hälfte des BVB festsetzte und dann den Ball wegen eines Handspiels verliert konnte der BVB schnell umschalten ohne das sich Augsburg sortiert hatte.
In der Folge wurde Augsburg dann auch wieder aktiver. Zum einen attackierte man häufiger die Tiefe mit zwei Spielern in den Schnittstellen der Dortmunder Dreierabsicherung, die dann mit langen Bällen bedient wurden. Dies war möglich, da der BVB in einer (kurzen) Phase ab der 60 Minute weniger Kontrolle über den Ball hatte, da man vermehrt versuchte Umschaltmomente zu nutzen statt Spielkontrolle zu gewinnen und zum anderen da man nicht mehr so intensiv gegen den Ball war. Hier stehen drei Spieler um Dorsch ohne Druck auszuüben und dieser kann den langen Ball spielen.
Hier das selbe mit Goeweleeuw.
Das vermehrte setzen auf Umschaltsituationen statt auf Spielkontrolle hat in Stuttgart nicht funktioniert, heute schon, allerdings habe ich mich persönlich auch heute nicht komplett sicher dabei gefühlt. Ich würde mir tatsächlich wünschen, dass eine Spitzenmannschaft die Kontrolle gegen einen Abstiegskandidaten hat wenn man einen Mann mehr hat und nicht auf Umschaltmomente setzen muss.
Gegen Ende des Spiels fand der BVB dann, gegen einen mutiger attackierenden FCA, bessere Lösungen. In einem 3-3 Aufbau mit einer breiten zweiten Linie konnte man eine Seite mit Özcan immer wieder überladen und sich so vor die Augsburger Abwehrkette spielen.
Hier kommt Özcan kurz auf Süle, bekommt den Ball und spielt ihn direkt raus auf Wolf. Augsburg muss nun aus der Mitte rausschieben und Wolf kann den Ball direkt in den freien Raum vor die Abwehr spielen in den Özcan reingeht.
Die Treffer 2 und 3 fallen dann allerdings auch durch die rote Karte. Augsburg verliert beide Male leicht den Ball und kann dann nicht mehr schnell genug zurückverteidigen, was der BVB gut ausnutzte.
Eigentlich wollte ich bei einem BVB Schwerpunkt noch mehr über die sportliche Entwicklung etc. schreiben, allerdings denke ich wird es in diesem Schwerpunkt jetzt dann vermehrt um den Meisterkampf gehen als um die Gesamtentwicklung. Bin da gespannt auf das Gespräch. Zur Entwicklung dann was im Thread zum Rasenfunk Royal.