Mainz 05 - FC Heidenheim
Service für die Wenigen, die das Spiel nicht gesehen haben
Eines der Spiele bei denen ich 90 Minuten die Ruhe in Person war. Kommt ja leider sehr selten vor. Das war ein souveränes Heidenheimer Ding.
Schmidt wieder mit einer etwas überraschenden Aufstellung.
Honsak und Scienza fielen aus, so wurde asymmetrisch begonnen. Busch und Traore waren erneut beide auf dem Feld, Föhrenbach übernahm dafür links den etwas offensiveren Part.
Dorsch kam zu seinem Start-Elf Debüt, neben ihm Schöppner als zweiter Sechser.
Maloney, der gegen Freiburg ein sehr schweres Spiel hatte, blieb auf der Bank.
Wanner wie gewohnt als 10er und neben Pieringer kam Kaufmann zu seinem ersten Einsatz von Beginn an.
Die ersten 25 Minuten waren dann sicher die stabilsten der bisherigen Saison.
Bereits in Minute 8 + 9 hatten Pieringer und Schöppner gute Chancen zur Führung, beide Male hält aber Robin Zentner Mainz mit guten Paraden im Spiel.
Die Führung dann nach einem schönen Spielzug über die Flügel, Traore sah den links freilaufenden Föhrenbach, sein Diagonalball wurde von einem Mainzer entscheidend verlängert, Föhrenbach mit einer sehenswerten Flanke, Kaufmann zog 2 Innenverteidiger auf sich und Pieringer traf akrobatisch zur Führung.
Bereits 2 Minuten später hatte er die Chance zum 2:0, scheiterte aber an der Latte.
Mainz war mit der gut gestaffelten Heidenheimer Mannschaft überfordert, Amiris Ausfall nicht zu kompensieren und Burkhardt hatte gar keinen Zugriff aufs Spiel.
Nach einer halben Stunde waren sie dann nur noch zu zehnt.
Hanche-Olsen sah die Ampelkarte, nachdem Schiedsrichter Florian Exner ihm bereits in der 6. Minute gelb für ein taktisches Foul gegeben hatte.
Kann man diskutieren, muss man aber nicht. H.-O. hatte nach der gelben Karte eine weitere Situation, in der er Kaufmann rustikal abräumt und wenn ich mich richtig erinnere, ermahnte ihn Exner da schon. In der 29. Minute rannte er ungebremst in Schöppner.
Kaufmann im Abwehren nach einer Ecke in der 38. Minute übrigens fast mit dem Eigentor, Mü pariert aber auch beim eigenen Mann souverän.
Die Mainzer kamen in HZ 1 kaum noch in die Offensive, wurden aber nach der Pause mutiger.
Mikkel Kaufmann musste dann bereits nach 10 Minuten verletzt vom Platz, nachdem Moritz Jens ihn rüde über die Seitenlinie gedrängt hatte, Jenz sah dafür gelb und Breunig kam ins Spiel.
Kaufmann bis dahin mit einem guten Spiel, sehr viel Präsenz und Wucht, scheute keinen Zweikampf, bekam aber auch echt viel ab von Kohr, Jens und Hanche-Olsen.
Warum Dominik Kohr erst vom Mainzer Trainer ausgewechselt wurde, wird vermutlich ein Geheimnis der Schiedsrichter bleiben.
Er griff absichtlich und beherzt Gimber zwischen die Beine. Für mich eine klare Tätlichkeit. Tipp für Gimbo: Tapferkeit ist nicht immer das Mittel der Wahl.
Es folgten weitere gute Chancen auf Seiten der Heidenheimer, die den Ball aber nicht im Tor unterbringen konnten.
Für Traore und Wanner ab der 70. Minute Beck und Kerber auf dem Platz.
Das war nicht unbedingt das Spiel des neuen bajuwarischen Wunderkindes. Geht es so robust zu, tut er sich noch etwas schwer.
Ab der 80. Minute dann Platz auf dem Feld. Niklas Dorsch sieht nach VAR Überprüfung glatt rot.
Er trifft Sano mit offener Sohle an der Wade. Absicht war das sicher nicht, aber das ändert leider nichts an der berechtigten roten Karte.
Dorsch entschuldigte sich auch noch einmal beim Verlassen des Feldes bei Sano (der sich zum Glück nicht verletzte). Auch bei den anschließenden Field-Interviews war er ganz klar. Das sollte vielleicht selbstverständlich sein, ist es aber ja leider nicht.
Mainz half das aber nicht, stattdessen erzielte Schöppner in der 86. Minute das entscheidende 2:0 per Kopf, nach einer Ecke von Adrian Beck.
Maloney kam für die letzten 7 Minuten und Pieringer durfte mit geschwellter Brust vom Platz. Das wars. Heidenheim siegt souverän, das hätte durchaus noch höher sein können, allerdings war die Chancenauswertung nicht optimal und Robin Zentner hatte auch was dagegen.
Ich liebe das ja, wenn meine Hoffnungen sich erfüllen. Marvin Pieringer ist ein echt Guter. Doch neben Tim Kleindienst, bzw. in seinem Schatten, tat er sich schwer. Er ist eben ein völlig anderer Stürmer-Typ und Charakter. Weniger wuchtig und robust, sowohl auf, als auch neben dem Platz. Er scheint jetzt aufzublühen und sein Potenzial ausschöpfen zu können.
Wenn es einen Spieler gab, dem die Heidenheimer immer noch nachweinten und den alle gerne zurück haben wollten(und da sind ja schon einige Hochkaräter dabei), dann ist das Niklas Dorsch.
Er passt perfekt zur Schmidt`schen Spielweise, ein fehlendes Puzzleteil im Mittelfeld.
Das hat diese Spiel ausdrucksvoll gezeigt und erklärt, warum man für Heidenheimer Verhältnisse doch recht viel Geld in die Hand nahm, trotz seiner Verletzungshistorie. Er lenkt das Spiel und macht seine Mitspieler besser.
Bitter dass er einige Spiele fehlen wird, gut dass die Sperre nicht für die Conference League und den Pokal gilt.
Erwähnt werden müssen auch Jan Schöppner und Jonas Föhrenbach.
Schöppner wechselte 2020 aus der Regionalliga vom SC Verl zum damaligen Zweitligisten.
Nicht wenige sprachen ihm nach dem Aufstieg, die Bundesligatauglichkeit ab. Aber wie er sich neben Lennard Maloney entwickelt hat, ist schon erstaunlich. Gestern bester Mann auf dem Platz.
Ähnliches gilt für Jonas Föhrenbach. Aus der Freiburger Jugend konnte er dort bei den Profis nie Fuß fassen, wurde mehrfach verliehen, um dann 2019 nach Heidenheim zu wechseln.
Auch er gestern mit einem sehr guten Spiel. Die erste Bundesliga-Saison hat ihn noch einmal einen großen Schritt machen lassen. Während der 28 jährige noch einen Vertrag bis 2027 hat, läuft Schöppners Vertrag aus. Eine Verlängerung scheint noch nicht in Sicht. Er scheint es auf sich zukommen zu lassen. Mit 25 natürlich noch mit Ambitionen.
Ja die Abgänge von Beste, Kleindienst, Sessa und Dinkci taten weh. Aber sie erweisen sich, Stand heute, auch als Chance.
Heidenheim ist weniger ausrechenbar, offensiv flexibler und nicht mehr so abhängig von 2 - 3 einzelnen Spielern.
Nach dem Aufstieg ging man ein großes Risiko, als der Kader nur punktuell verstärkt wurde, die Leistungsträger waren nicht ersetzbar und man musste hoffen und daran arbeiten, möglichst verletzungsfrei durchzukommen.
Durch das Erreichen der Conference League, ist der Kader deutlich breiter und auch ausgeglichener.
Donnerstag gehts los.
Wir werden sehen wie gut diese zusätzliche Belastung verkraftbar ist.
Und was die Liga betrifft: Noch 31 Punkte