Alles zum Frauenfußball

Ich lese recht gegensätzliche Ansichten darüber, wie Viktoria Berlin samt der Investorinnen-Gruppe um Ariane Hingst denn nun zu bewerten sei.
Mal geht es in Richtung Equal Play, Chancen schaffen, Frauenfußball sichtbar machen und voranbringen etc.
Ab und zu lese ich aber auch Schlagworte wie „Kunstprodukt“, das wie bei den Männervereinen abzulehnen sei, und die Tatsache, dass es Investorinnen gibt, wird dann auch mal komplett negativ bewertet.

Auch wenn eines sicherlich für absolut jeden Verein Pro und Kontra finden kann: wie schätzt Ihr die bisherige Entwicklung und den Stand von Viktoria Berlin im Frauenfußball ein?

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Zum Projekt Viktoria kann ich konkret nicht viel sagen, aber prinzipiell sollte klar sein, dass Berlin einer der geeignetsten Standorte für einen erfolgreichen Frauen Bundesligisten ist.

Eventuell kommen sie mit der Idee 3-5 Jahre zu spät. Wenn wir seit der EM einen Aufschwung im Frauenfußball erleben, laufen sie dem Trend ein paar Jahre hinterher. Um den Schwung voll mitzunehmen, hätten sie idealerweise jetzt schon ein etablierter Bundesligist in Schlagweite zu den CL-Plätzen sein müssen. Außerdem wären sie damit dem Einstieg in den Frauenfußball von Hertha und Union zuvorgekommen. Natürlich hat Berlin auch Platz für einen dritten Verein, aber die am Frauenfußball interessierte Fans der beiden großen Traditionsvereine, die man vor ein paar Jahren noch für sich hätte gewinnen können, haben nun ein naheliegenderes Angebot.

Im Sinne der sportlichen Planbarkeit ist das Nadelöhr Regionalliga Nord/Ost Playoffs eine riesige Katastrophe. Nach dem 0:3 Hinspiel gegen den HSV braucht Viktoria jetzt schon ein mittelgroßes Wunder, um doch noch den Aufstieg zu schaffen. Und in den nächsten Jahren wird der Aufstieg nicht leichter. Union war dieses Jahr schon knapp dran und hat den Kader weiter mit bundesligaerfahrenen Spielerinnen verstärkt. Raba wird nach dem Aufstieg einige Spielerinnen in die zweite Mannschaft schieben, die den Schritt in die Bundesliga nicht schaffen.
Also hast du in den nächsten Jahren mindestens drei dicke Schiffe in der Liga, die so schnell wie möglich aufsteigen möchten, aber nur einen halben Aufstiegsplatz. Noch ganz ohne über Hertha und Turbine(2) zu sprechen, die wahrscheinlich selber nicht so genau wissen, wo sie hin möchten.

Aus neutraler Sicht bleibt festzuhalten, dass sich in der Regionalliga Nordost in der nächsten Saison der ein odere andere Sportplatzbesuch anbietet. Das ist wahrscheinlich die am besten besetzte Regionalliga aller Zeiten.

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Fand ich extrem spannend zu lesen: Football boot issues reported by 82% of female players - BBC Sport

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Weiß jemand, wann der Spieplan für die neue Bundesliga-Saison veröffentlicht werden soll? Ich konnte per Suche nichts finden

Falls es dich beruhigt: Du bist nicht die einzige Person, von der ich diese Frage schon gehört habe.

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Die Crux im Frauenfußball, am Beispiel des FC Heidenheim

Hier nun ein weiteres Beispiel, das wohl recht deutlich die Crux im Frauenfußball zeigt: Eigenständige kleinere Vereine sterben aus, weil die nötigen Mittel für Weiterentwicklung und Professionalisierung wohl nur von Bundesligisten aufgebracht werden können. Die nötige Infrastruktur ist hier vorhanden, ebenso finanzielle Mittel und Unterstützung.

Ich hatte ja bereits beschrieben, dass sich der FFV Heidenheim aufgelöst und in den FCH eingebracht hat.
Aus nachvollziehbaren Gründen.
Sportlich eigentlich erfolgreich, aber durch das Fehlen entsprechender Mittel und Strukturen ohne Aussicht auf langfristigen „Aufstieg“.

Im Zuge dieser „Übernahme“ wurde ein neues Trainerteam verpflichtet. Chantal Bachteler mit ihren COs.

Dieses Team kommt vom ca. 80 km entfernten SV Alberweiler.
Während sich hier die Männermannschaft lediglich in einer Spielgemeinschaft in der Kreisliga wiederfindet, waren die Frauen und die B-Juniorinnen sehr erfolgreich.
Die Frauen spielten Regionalliga, die Juniorinnen waren 11 Jahre Bundesligistin.

Zur Einordnung: Alberweiler ist Ortsteil einer baden-württembergischen Gemeinde mit knapp 8000 Einwohnern.
Als dort bekannt wurde, dass die Trainerin den Verein verlässt, wurde ein neuer Trainer verpflichtet, der bisher lediglich eine Kreisliga Männermannschaft trainiert hatte.
Nach dieser Verpflichtung und dem Bekanntwerden, dass Chantal Bachteler zum FCH wechselt, hatte das entsprechende Auswirkungen auf den Kader.
Fünf Stammspielerinnen folgten Ihrer Trainerin zum FCH, (eine der Spielerinnen, war erst vor einem Jahr vom FFV Heidenheim gekommen.) Zwei weitere Spielerinnen wechselten zum VFB Stuttgart. Die Kapitänin zu einem österreichischen Bundesligisten.

Nach diesen Abgängen verließen auch B-Juniorinnen den Verein, diese waren nach 11 Jahren aus der Bundesliga abgestiegen.
Sieben von ihnen gingen ebenfalls nach Heidenheim.

Infolgedessen meldetet der SV seine Frauenmannschaft aus der Regionalliga ab.

Jetzt haben wir natürlich hier zwei Narrative.
Die des Vereins, der maximal angefressen ist und von „im Stich lassen“ spricht. Und die von Trainerin und Spielerinnen, die eine entsprechend sportliche Perspektive sehen und langfristig so weit wie möglich nach oben wollen.

Je weiter Du aber nach oben kommst, desto mehr Auflagen gibt es. Kleine, ehrenamtliche Vereine können diese nicht erfüllen.
Das heißt, egal wie gut die sportliche Leistung auch ist, aufgrund der Umstände bleibt sie immer auf ein vergleichsweise niedriges Level begrenzt.

Die Tatsache, dass der FC Heidenheim nun Bundesligist ist und Frauen an den Start schickt, hat natürlich auch Auswirkungen auf die Frauenmannschaften der Region.
Während zum Beispiel in der Vergangenheit, Mädchen nach Freiburg ins Internat wechselten und Frauen zu den Regionalligisten der Umgebung, finden sie jetzt in unmittelbarer Nähe eine Perspektive.

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Der Spielplan ist da! Spielplan steht: Freiburg und München eröffnen Saison :: DFB - Deutscher Fußball-Bund e.V.

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Vom Playerspodcast gibt es eine interessante Folge zu den Anfängen des Frauenfussballs in Deutschland
DFB-Verbot, Vorurteile und Sexismus - Der lange Weg zum ersten Fußball-Länderspiel der Frauen

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Da ich es einfach zeitlich nicht schaffe, alle Folgen zur Frauen BL oder auch zur WM zu hören, mal eine simple Frage: Es ist mir aufgefallen, dass, sobald über Frauen-Fußball gesprochen wird, in der Regel immer die Vor- und Nachnamen der Spielerinnen genannt werden. Im Männerfußball begnügen wir uns sehr häufig mit dem Nachnamen. Woran liegt das?

Das geht mir genauso und irgendwie fürchte ich, dass es ein Bias ist den ich eigentlich nicht haben will. Es kann aber auch sein, dass es mit der Gewohnheit zusammenhängt. Schwolo oder Hummels hat man so oft (bei Übertragungen) gehört, da ist der Nachname quasi deren Rufname. Während die Frauen Namen weniger geläufig sind und man „fremde“ Menschen selten nur beim Nachnamen nennt.

Es gab da mal eine US Studie. Wann, wo und von wem weiß ich leider nicht mehr; müsste man googeln.

Frauen mit Vor und Nachname anzusprechen, gilt zunächst als höflich. Laut Studie gibt es aber wohl einen Gender Bias. Nur der Nachname gilt als männlich gedachte Norm.

Im täglichen Umgang scheint es ein Automatismus, weil wir einfach seit irgendwie immer, gewohnt sind, alleinstehende Nachnamen nur mit Männern zu verbinden.
Bei Ehepaaren mit Familiennamen unterscheidet man ja so. Meint man die Frau, kommt der Vorname dazu.

Durch die 16 Jahre Bundeskanzlerin ist das hier vielleicht etwas aufgeweicht.

Im Discord mischen wir ja ordentlich. Mal mit, mal ohne Vornamen.

Guten Morgen,
auch wenn die Fussball-WM derzeit natürlich das dominierende Thema ist so möchte ich trotzdem noch einen kleinen Sendungshinweis für den Sonntag einstreuen.

Gestern Abend hat das deutsche Team in einem wirklich großartig unterhaltsamen Spiel den Schritt ins das Finale der U19-Europameisterschaft der Frauen geschafft. Die Auswahl Frankreichs wurde nach einem 0:2 Rückstand mit 3:2 nach Verlängerung besiegt.

Nach einer doch ziemlich schwachen ersten Halbzeit, in der Frankreich in meinen Augen auch durchaus höher hätte führen können, kam man immer besser ins Spiel und hat sich in der Nachspielzeit mit dem Ausgleich für den hohen Aufwand belohnt. In der Verlängerung hatte das deutsche Team für mich die Nase klar vorn, schien physisch besser aufgestellt.

Also Sonntag 10:30 Uhr erst das 2. Gruppenspiel der A-Nationalmannschaft gegen Kolumbien anschauen, bissel Mittag, kleiner Spaziergang und ab 16:30 Uhr das Finalspiel der U19 gegen Spanien!

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3 Beiträge wurden in ein neues Thema verschoben: 1. FC Heidenheim (f)

Turbine Potsdam hat einen Spendenaufruf gestartet. Dem Verein ist in der Sommerpause der Hauptsponsor abgesprungen, bisher konnte kein neuer gefunden werden. Jetzt scheint der letzte Ausweg Crowdfunding zu sein. Das Ziel sind 250.000€ – das ist hoch gesteckt. Ich bin ehrlich, ich glaube nicht, dass das Ziel erreicht wird. Aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen, und ich würde mich schlecht fühlen, den Aufruf nicht zu teilen: Link zu GoFundMe.

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Ab der neuen Saison gibt es Volltext-Live-Ticker zu allen Spielen auf sportschau.de, sagt Mirjam Bach gerade in der DFB Saisoneröffnungs-PK.

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Motiviert von den Tabellentipps der FBL:

Die Tipps zeigen ja, dass die Verhältnisse der ersten Männerbundesliga sich auch langsam bei den Erwartungen an die Frauenbundesliga durchsetzen. Nur dass die großen Player Dortmund/ Schalke und so einfach noch Jahre weg sind, oben reinzustoßen, weil sie sich dachten, dass sie gerne erst dabei wären, wenn die Verhältnisse betoniert sind? Aus welchem Grund macht man das, es geht ja unglaublich viel Potenzial verloren. Es wird immer gesagt, man will ehrlich sich von unten nach oben hocharbeiten, aber ist das wirklich die Begründung? Da gehen ja Jahrzehnte der Entwicklung, die man verschlafen hat, drauf, wenn man sich mühsam erst in der Hochphase des Frauenfußballs überhaupt in der Kreisklasse anmeldet. Und ob es so moralisch einwandfrei ist, mit Profis durch die Amateuerklassen zu fegen und dann der jeweiligen Liga den Aufstiegsplatz in dem Jahr wegzunehmen, das möchte ich mal bezweifeln.

Wie safe sind eigentlich die Aussagen von Turbine? Zum Saisonstart der 2ten Liga wurde vom Sporttotal-Menschen noch gesagt, dass von Turbine die Aussage kam, dass das Budget bis Saisonende gesichert sei und es „erst“ danach anfängt lichterloh zu brennen.

Jetzt hört sich das danach an, als wäre noch nicht einmal die 2023/24-Saison gesichert. Die Kommunikations-Salami-Taktik von Turbine finde ich suboptimal. Hat sich in der dortigen Vereinsführung irgendwas verändert?

… und die Alternative wäre?

(Beim HSV-Kader und, den Ergebnissen nach zu urteilen, Gladbach-Kader habe ich jetzt nicht das Gefühl, dass die Payroll die Ligakonkurrenz platt macht und man mit einem fertigen FBL-Kader sich die Punkte abholt)

Vielleicht muss man auch mal sagen können: „Is’ so.

HSV spielt ja auch zweite Liga, aber ich rede von den erste Jahren Kreisliga etc, wo man einfach krass die Liga auseinander nimmt als Borussia Dortmund zB.

2021/2022 Kreisliga A

2022/2023 Bezirksliga:

2023/24 Landesliga

Also in der dritten Saison immer noch keinen Sieg liegen lassen und das mit einer Tordifferenz von +140 Toren pro Saison.

Und die Alternative wäre ja, dass man sich zB mit dem 1. FFC Recklinghausen zusammentut, und dann eben die paar Ligen überspringt und gleichzeitig den Bestand vom FFC schützen kann. Man sagt immer: Ne wir wollen uns hochkämpfen, weil wir nicht cheaten wollen, aber das tun sie doch offensichtlich hier auch.

I see.

Aber die Alternative sich mit Recklinghausen zusammen zu tun, hat auch ein Geschmäckle – erinnert mich an den HSV Handball, der sich dann einfach in den Klub Bad Schwartau eingekauft hat. Gab es in der DEL nicht auch RB München, die sich irgendwo eingekauft haben? Oder die Hamburg Freezers?
Der FFC Recklingshausen wird entweder dann nach der Saison wieder „ausgespuckt“ oder so geschluckt, wie der 1. FFC Frankfurt – und dann stehste 1–2 Ligen weiter oben wieder vor dem gleichen Problem.

Für mich wäre der naheliegende Weg über ein Salary Cap bzw. Maximum an Vollzeit-Profis und am besten ohne Schmu à la „Frau Alexandra Popp ist keine Profifußballerin, sondern arbeitet bei uns in der Kantine – Mittwochs von 12h00 bis 12h15, für ein Monatsgehalt von netto €90.000/Monat“ (hypothetisches Szenario, selbstredend)