Alles zum Frauenfußball

Podcasts sind kein neues Medium mehr.

Nö, finde es nicht schwach. 50+2 hat einen anderen Anspruch und Ansatz als der Rasenfunk, der anscheinend recht gut funktioniert.

Ich meinte nicht, dass sich 50+2 nicht mit der Frauen EM beschäftigen, sondern, dass sie sich explizit damit entschuldigen, keine Ahnung zu haben und dann ahnungslos über die 2. Liga sprechen (nach dem, was ich hier lese, habe es nicht gehört). Egal welcher Ansatz, in sich ehrlich könnte man schon sein. Da wäre es mir lieber, sie hätten gesagt „interessiert uns nicht so“. Ist aber jetzt nicht so ein Drama, dass Ihnen 1000 Jahre Fegefeuer drohen. Ich war nur etwas enttäuscht von einer starken Ansage, die sich dann anscheinend in Luft auflöst.

Ich habe noch nie eine Folge von denen gehört, daher weiß ich nicht, wie akkurat und tiefgehend ihre Analysen sind. Aber wenn das Wissen fehlt, wie z. B. die letzten Vorbereitungsspiele und/oder Spiele in de4 Nations League waren, ist es doch nachvollziehbar, wenn man so ggf. dem eigenen Anspruch nicht gerecht wird. Zumal es sich ja auch noch um Selbstständigkeit handelt. Da wird doppelt überlegt, wo man Kraft und Energie investiert. Und wenn man zum Schluss kommt, dass das Publikum die EM der Frauen weniger interessiert und die Aufarbeitung weniger goutieren wird, ist das auch okay. Und gleichzeitig muss man auch damit leben, wenn die zweite Liga dann besprochen wird. Wird wahrscheinlich mehr konsumiert. Und wer sich Ehrlichkeit wünscht: Wir leben in 2025. Leute sind schon für sehr viel weniger online geteert und gefedert worden als den Satz, dass einen Frauenfußball nicht so interessiert. Den Anspruch auf Ehrlichkeit hat unsere Gesellschaft verkackt.

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Naja, es gibt ja eine Graduierung von „keine Ahnung“.
Ich habe auch weder von Frauenfußball noch 2. Bundesliga „Ahnung“, aber trotzdem kenne ich prozentual mehr Zweitligaspieler als Spielerinnen bei der Europameisterschaft und kenne mehr Personen aus dem 2.-Liga Kosmos.

Um 10 Minuten über Hannover unter Titz zu reden bräuchte ich auch weniger Vorbereitungszeit als 10 Minuten über England unter Wiegman zu sprechen.

Sie haben nicht gesagt, dass Sie sich nicht für Frauenfußball interessieren. Haben den deutschen Frauen nach dem Erfolg gegen Frankreich auch gratuliert.

Ihr Statement war nur, dass sie keine Experten auf dem Gebiet sind - und offensichtlich wollen sie dies auch nicht ändern - und daher machen sie keine Podcast-Folgen darüber.

Wie gesagt, ich finde es legitim, dass man nicht Zeit dafür investieren möchte. Generell finde ich den Anspruch, dass ein Podcast alle Themen covern soll, ziemlich absurd. Gehöre aber auch zur Minderheit, die eine Ligatour beim Rasenfunk nicht unbedingt braucht. (Sagen natürlich nicht nein zur Ligatour, aber wenn Max sagen würde, dass er es zeittechnisch oder krafttechnisch nicht mehr schafft und die Ligatour nun gestrichen wird, wäre es auch ok.)

ab einer gewissen Reichweite lege ich an Medienschaffende nicht mehr den Maßstab einer Privatperson an, sondern den Maßstab einer (Sport)Redaktion.

Wenn eine Privatperson mit einem Hobbypodcast sich nur für von Männern gespielten Fußball interessiert, ist das vollkommen legitim. Ich muss das nicht fortschrittlich oder sympathisch finden, aber wie ich das finde ist dann ebenso meine Privatsache.

Wenn allerdings eine Sportredaktion mit der Reichweite von Calcioberlin, 50+2, etc nur den von Männern gespielten Fußball abbildet, finde ich das nicht mehr nur rückständig und unsympathisch, sondern auch im gesellschaftspolitischen Kontext kritikwürdig.

Das ist beim unabhängigen Journalismus nun mal so: er ist unabhängig, auch in der Themenwahl. Max berichtet nicht über die Klub WM, Calcioberlin etc nicht über die Frauen EM. Dein Anspruch scheint zu sein, dass Du weißt, was sich gehört, und diese Journalisten dem zu folgen haben. Du behauptest, sie seien in der Themenwahl rückständig, weil sie das nicht tun. Du setzt damit Deine eigenen Maßstäbe absolut und über die Maßstäbe, auf Grund deren diese Redaktionen sich entschieden haben, nicht zu berichten. Das ist auch nicht ganz unkritisch.

Da hast Du eigentlich vollkommen Recht.

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Aus dem Vergleich ziehe ich fast die entgegengesetzten Schlüsse wie du. Max ist mit seiner Reichweite und seinen Ressourcen deutlich eher als Privatperson zu betrachten, als Calcioberlin mit ihrer Millionenreichweite und bildet trotzdem einen deutlich diverseren Fußball ab.

Calcioberlin trifft keine private, sondern die redaktionelle Entscheidung, ihrem (jungen) Publikum einen ausschließlich von Männern gespielten Fußball zu präsentieren. Das finde ich verantwortungslos. Du offenbar nicht. Da kommen wir dann nicht zusammen.

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Da verlassen wir ein bisschen das Thema des Frauenfußball, sondern es geht eher um Medien/Podcast im allgemeinen, aber ich glaube, dass dein Anspruch daran scheitert, dass aus meiner Sicht ein Erfolgsgeheimnis von Podcasts ist, dass er sehr personenbezogen ist und der Inhalt stark mit einer Stimme/Gesicht verknüpft ist. Dies ist bei Medienhäusern wie der Kicker oder die Sportschau aus meiner Sicht eher nicht der Fall - mindestens ist es mir ziemlich egal, ob nun der Kicker-Artikel die (freie) Journalistin x oder der (freie) Journalist y geschrieben hat, weswegen Sie auch Artikel sehr gut outsourcen können und mehr Themen abdecken können. (Es gibt auch da limitierende Faktoren, aber eben andere.)

Ich weiß nicht, wie viele Menschen im Hintergrund bei 50+2, Calcio Berlin oder den Rasenfunk arbeiten, aber ich vermute stark, dass jede zusätzliche Stunde Sendezeit gekoppelt mit einem Mehraufwand der Podcaster ist. Jedes zusätzliches Thema ist ein Mehraufwand für die Gesichter des Podcasts und wenn es halbwegs gesund und nachhaltig sein soll, haben diese Podcaster auch nur eine X-Stunden Woche - sowohl bei Calcio Berlin als auch beim Rasenfunk habe ich mindestens nicht das Gefühl, dass Sie wenig arbeiten und primär Geld zählen, weswegen ich tippen würde, dass das X so groß ist, dass jedes zusätzliches Thema eine gute Abwägung benötigt.

Dieses Problem hat der Rasenfunk ja auch, weswegen Max in der letzten HörerInnenumfrage explizit gefragt hat, wo er Content entweder outsourcen oder kürzen kann, damit man aus diesem „Teufelskreis“ „Mehr Content = Mehr Arbeit“ herauskommt. (Und im Gegensatz zu anderen Podcast empfinde ich die „Rasenfunk-GmbH“ da schon ziemlich fortschrittlich, in dem unter dem Dach des Rasenfunks nun ein Format zur 2.Liga mit anderen Podcastern gibt oder ein Format zum Copa America gab. Ich würde mir auch für Max wünschen, dass eines Tages - wenn das Penthouse an der Isar abbezahlt ist - er weitere Formate abgeben kann. In dem Zusammenhang ist Calcio Berlin im letzten Jahr übrigens beim Versuch ein viertes Gesicht zu etablieren ziemlich gescheitert, auch wenn ich vermute, dass Sie nun ein weiteren Versuch starten werden.)

Unter diesen Themen „Mehr Themen = Mehr Arbeit/Zeitaufwand“ leiden ja auch andere Themen als der Frauenfußball. zB auch der 3. Liga Fußball der Männer. Kann mich erinnern, dass Nico da auch erwähnt hat, dass er immer wieder darauf angesprochen wurde, ob Sie diesen mit den ganzen Traditionsvereine behandeln können und da war auch die Antwort, dass es zeitlich einfach nicht geht. Wie gesagt, ich habe großen Respekt, dass Max es zeitlich schafft, wobei für mich immer ein Mysterium bleiben wird, wie Max ein Vater sein kann bzw. ein Privatleben haben kann und die Spiele der Männer- und Frauen-Bundesliga schauen kann und dazu eine Folge auf „Rasenfunk“-Niveau an einem Wochenende produzieren kann. Wenn Max irgendwann einmal ein Seminar/Workshop in Zeitmanagement geben sollte, würde ich es buchen. :sweat_smile:

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Butter bei die Fische. Nächste Woche beginnt in Deutschland eine EM. Frauen und Männer. Und du sagst mir jetzt, ob du davon schon was gehört hast?! Kritikwürdig ist für mich nämlich dieser reine Fokus auf Fußball. Frauenfußball nimmt den anderen Sportarten - egal ob von Frauen oder Männern betrieben - noch mehr Bildschirmzeit. Und deswegen halte ich dieses Ansinnen auf Gerechtigkeit auch für richtig und gleichzeitig falsch. Es ist kein Wunder, dass der kicker die EM der Frauen anders abdeckt. Artikel, in denen über den Wechsel von Luiz Dias und dessen Rolle bei den Bayern interessieren die Menschen halt mehr als die Lebensgeschichte von Fußballerinnen. Ist doof und zynisch, aber die Wahrheit. Und auf Grundlage dieser Wahrheit wird entschieden, was berichtet und geklickt wird. Ansonsten erkläre mal all den Menschen, die hier im Lande Badminton oder Tischtennis spielen, wieso über deren Sport auch bei Großevents kaum berichtet wird, wenn die Verantwortung der Sportredaktionen so groß ist

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Calcio Berlin hat als YouTube-Kanal 272.000 Abonennten und das Video mit den meisten Views hat 616.00. Ich weiß nicht, wie du auf eine „Millionenreichweite“ kommst.

https://www.youtube.com/@CALCIOBERLIN/videos

Die Downloadzahlen vom Podcast "50+2 "kenne ich nicht, aber gefühlt wären sie ungefähr auf einem Niveau mit dem Rasenfunk:

Edit: Übrigens betreuen die von Calcio Berlin nebenher auch noch während der Saison ihr Team in Der Baller Leauge (Influencer-Hallenfußballturnier). Klar sind die zu dritt und können sich aufteilen, aber die Fahrten von Berlin nach Köln und zurück wenn man arbeiten muss, schlauchen bestimmt auch.

Übrigens hat der „stockkonservstive“ kicker immerhin eine 6teilige Podcastsserie zur Geschichte des Frauenfußballs in Deutschland produziert, due sich für mich relativ hochwertig anhört und dementsprechend wahrscheinlich Geld gekostet hat. Dazu noch zum ersten Mal in ihrer Geschichte ein sehr ausführliches Sonderheft zu einem Frauenfußball-Turnier produziert, was wahrscheinlich auch ein wirtschaftliches Risiko ist.

Den kicker als stockkonservativ zu bezeichnen, finde ich gut, ansonsten müsste ich sagen Hort des hegemonialen Patriarchats.
Ich lese lieber die Beiträge von Alina Schwermer in der taz, oder von Annika Becker und Mara Pfeiffer, oder höre ihren Podcast. Es fällt mir immer wieder auf, dass es anders ‚klingt‘, wenn Frauen selbst über ihren Sport reden.

Ich danke euch allen herzlich für eure Antworten. Allerdings haben wir (vermutlich) Männer bei diesem Thema mal wieder viel Raum eingenommen.

Mich würden auch die (falls vorhandenen) weiblichen Perspektive hier im Forum dazu mal interessieren :slightly_smiling_face:.

Wie der Zufall will, hat Kröger im letzten Video ein bisschen etwas über die Motivation für content gesagt. Einerseits ist Zeit ein Grund, aber er gibt auch zu, dass die Motivation bzw der Content ziemlich „Klick-Getrieben“ ist, um irgendwelche Statistiken für die Werbung nicht zu riskieren. Nur eine Vermutung, aber das könnte auch ein Grund sein, warum Frauenfußball ein geringere Rolle spielen würde, was ich wiederum schwach finden würde. (Und zeigt die Vorteile vom Rasenfunk-Modell)
Wobei ich mich auch frage, ob diese Befürchtungen wirklich real sind oder es eher ein Mindset ist und eine selbst erfüllende Prophezeiung ist.
Die Zuschauerquoten in der ARD/ZDF waren ja zB ziemlich gut. Habe mich aber auch noch nie mit dem YT-Algorithmus oder YT-Marketing beschäftigt, weswegen ich das auch nicht wirklich beurteilen kann.

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