Die Frage ist doch, was ist die Alternative? Wie soll denn der Frauenfußball vorangebracht werden, wenn wir da ansetzen, wo die Männer vor 60 Jahren waren?
Wem nützt es, wenn in der Bundesliga 2-4 Vereine den Rest in Grund und Boden schießen, die Abstände immer mehr vergrößern, bis in 5 Jahren dann andere Verein oben angekommen sind?
Ist das Cheaten?
Bei den Männern akzeptieren wir also Transfers in absurden Regionen aber bei den Frauen kreiden wir es als moralisch verwerflich an, wenn Spielerinnen aus Singapur Landesliga spielen ?
Ich halte solche Argumentationen wirklich für heuchlerisch. Als ob es irgendjemanden interessiert, wenn da ein Bundesligist mal durchfegt, auf dem Weg nach oben. Unterm Strich ist es doch langfristig im Interesse aller.
Muss ein neues Team in Deutschland in der untersten Liga starten? In Österreich ist das nicht so. Die genauen Statuten kenne ich nicht, aber der Landesverband hat wohl die Möglichkeit einzuteilen in welcher Liga ein Team startet. Es würde mich sehr wundern wenn Rapid, die schon seit Jahren davon sprechen irgendwann in den nächsten Jahren auch ein Team an den Start bringen zu wollen, in der untersten Liga beginnen würde. Es hat einfach wirklich niemand irgendwas davon wenn ein Team jahrelang jedes Spiel zweistellig gewinnt.
Und zu der Borussia Dortmund Umfrage „unter Mitgliedern“. Das war eine Online-Umfrage. Ich war in meinem Leben noch nie in Dortmund, habe aber das Formular trotzdem ausgefüllt und abgeschickt, genauso wie hunderte Amerikaner vom NWSL Sub auf Reddit, wo der Link zu der Umfrage fleißig geteilt wurde, samt englischer Übersetzung.
Ich finde es genauso (un)verwerflich wie dann wenn gerade ne Lizenz weiter oben nicht mehr ausgenutzt werden will, dann in den freien Platz reinzuschlüpfen. Ich will nur nicht sagen, es wäre der gute ehrliche Weg was man hier macht. Aber es ging hier ja explizit darum, dass die Frauen aus freiwilligen Amateuren bestand, die einfach Bock haben und aus der Region kommen und wer zu gut ist, darf nicht rein.
Normalerweise setzt man sich homogenes & natürliches Wachstum ein, schon aufgrund der Nachhaltigkeit.
Was wurde RBL dafür abgewatscht, als sie bei den Männern in den unteren Ligen ihren Kader derart gepimpt haben, dass sie sich damit den Aufstieg quasi automatisch eingekauft haben. Aber bei den Frauen ist das jetzt cool, um mehr Wettbewerb in der Bundesliga zu haben? Ist das nicht gerade die Spiegelung der Argumentation gegen investorengesteuerten Fußball?
Natürlich wird der Frauenfußball als boomender Markt bewertet und es treibt die Vereine rein, auch wenn sie all die Jahre den Sport nicht mit dem Arsch angeguckt haben.
Ist die Lösung der FBL wirklich: wir brauchen mehr von den Männerprofiklubs, weil nur diese die Ressourcen besitzen, für eine ausgeglichene FBL zu sorgen? Ist das nicht genau die Übernahme der Männer-Bundesliga als Blaupause, die hier ansonsten eher kritisch gesehen wird?
Und wer garantiert, dass diese Klubs wirklich eine Dominanz zB von Bayern München verhindern?
Dann vielleicht konsequenterweise ein geschlossenes Franchise-System mit adäquaten Geldumverteil-Mechanismen, damit die FBL nicht derart aus der Balance gerät, wie bei den Männern. Es wäre zumindest ehrlicher, als einigen Vereinen eine Überholspur zum Aufstieg zu geben.
Kein Vergleich für mich. RaBa ist ein Werbekonstrukt, dessen einzige Aufgabe es ist, die Brause zu vermarkten.
Die stiegen in der Oberliga ein und waren dadurch nur 2 Aufstiege entfernt von der 3. Liga.
Dortmund begann in der untersten Spielklasse. Und wenn man sich da die ersten Kader anschaut, das waren sicher keine Profis.
Heidenheim startet jetzt in der Verbandsliga, 3 Aufstiege bis zur 2. Bundesliga.
Keine Profis am Start, auch die Trainerin hat einen Vollzeit-Job.
In den FFV Heidenheim (übernommener Verein), hat in den letzten 10 Jahren niemand irgendetwas investiert und das hätte sich auch nicht geändert.
Hier geht es um das Fördern des Frauenfußballs.
Bewußt wurde dieser über Jahrzehnte ignoriert und alle Kraft + Kohle in den Männerfußball gesteckt.
Jetzt gilt es einfach was zurückzugeben und aufzuholen.
Machen wir uns doch bitte nichts vor, wahres homogenes und natürliches Wachstum im Profi Fußball, wird es nie wieder geben.
Die Frage ist doch, wo setze ich das an? Was ist realistisch?
Hast Du einen Provinzverein, ist für den in der Regionalliga Schluß. Dann kommen die Auflagen. Das wuppst Du nicht. Also bräuchtest Du einen Investor, der hilft Strukturen zu schaffen. Auch dann wäre der Aufschrei groß.
Fängst Du ganz unten an, brauchst Du sowieso Jahre, bist Du oben bist. Keiner riskiert da, ein weiteres Jahr zu verlieren.
Ich erlebe das hier seit gut 10 Jahren vor Ort. Großes Interesse von Mädchen und Frauen, relativ viele Frauenmannschaften, aber keine Chance auf Erfolg. Jetzt steigt der FCH mit ein, ab Verbandsstaffel.
Auch hier wird es min 3 Jahre dauern, bis die 2. Liga erreicht ist.
Wer blieb auf der Strecke? Ein Verein Württembergs, der seit Jahren Regionalliga spielte, aber darüber nie hinauskommen konnte, wenn auch die Spielerinnen durchaus in der Lage gewesen wären, weiter zukommen.
Jetzt gingen die Trainerin und 6 Leistungsträgerinnen zum Bundesligaclub.
Statt der ehemaligen Zweitliga-Spielerin (Trainerin), holt man dann einen Mann, der noch nie mehr als Männer Kreisligisten trainiert hat.
Und warum? Weil es eine weitere Idealistin gebraucht hätte, die auf eigene Kosten möglichst professionell arbeitet.
Glückwunsch. Also verließen weitere Spielerinnen den Verein.
Ja, ich sehe auch vieles kritisch und möchte keine Blaupause.
Aber ich bin auch Realistin. Mir geht es um das große Ganze. Was nutzt das, wenn man von den Frauen jetzt verlangt, die bessere Fußballwelt zu kreieren?
Mir gefällt auch nicht, dass Bayern jetzt versucht in der FBL die gleiche Position einzunehmen, indem sie international alles einkaufen was Erfolg verspricht, einfach weil sie es können. Da muss man doch ansetzen.
Aber nicht in den ganz unteren Ligen. Denn hier braucht es Vereine die mit einsteigen.
Kurze Frage, womit unterscheidet sich die Vorgehensweise von Bayern der von Wolfsburg?
Sie verpflichten zwei große Spielerinnen Ablösefrei, der Rest sind Perspektivspielerinnen.
Wolfsburg kauft seit Jahren regelmäßig die besten Spielerinnen der Liga, auch der Bayern und hat sehr ähnlich zu dem Vorgehen der Bayernmännerabteilung gearbeitet.
Finde ich auch nicht cool, genauso wie das andauernde Schwächen der Konkurrenz, aber warum ist bei den Bayern Frauen plötzlich n Problem, wenn zwei Spielerinnen ablösefrei geholt werden, ergo keine hohen Ablösen bezahlt werden.
Wir können gerne über Reglements reden, aber mit den neuen Transfers hat Bayern auf Wob eher aufgeholt, als sich meilenweit von ihnen zu entfernen und auch Wolfsburg hat wieder einige Neuzugänge, die bei ihnen vermutlich wieder zu wenig Spielzeit bekommen und dabei ihren alten Vereinen fehlen (Werder, Hoffenheim, Essen)
Dazu auch internationale Spielerinnen (Kalma, Rabano)
Und ehrlicherweise braucht man auch solche Kader um international zu bestehen, besonders in Hinblick auf steigende Belastungen in den letzten Jahren (UWCL, Nationsleague)
Versteh mich bitte nicht falsch, ich bin gerne für Reglements, wenn sie auf europäischer Ebene durchgesetzt werden, denn in diesem Kosmos spielt das Ganze halt.
Mich frustriert nur ein bisschen, dass etwas bei Bayern problematisch ist, wofür man ja sicher argumentieren kann, aber das bei Wolfsburg schon länger so läuft und sich verhältnismäßig weniger dran gestört wurde.
Vor allem da Bayern mit Lohmann, Grohs oder auch Kett auch vermehrt versucht ihre Jugendspielerinnen auch einzusetzen im Vergleich zu Wolfsburg.
Zumindest in meiner Wahrnehmung, aber vielleicht sehe ich das ganze auch zu subjektiv als Fan der Bayernfrauen.
Entschuldige bitte, den halben Roman wegen dem kurzen Absatz, da habe ich mich wohl etwas zu sehr triggern lassen.
Würde mich natürlich trotzdem über eine Antwort freuen.
Kein Ding , ich mag das. Wir wollen hier ja keine Monologe abliefern.
Du hast natürlich vollkommen recht, ich habe zwar explizit die Bayern erwähnt aber eigentlich als Platzhalter.
Es ist der ewige Spagat. Mir ging es um den Ansatz. Wo greife ich ein und versuche gegenzusteuern, um nicht als Blaupause der Männer zu enden.
Frauenfußball verdient Aufmerksamkeit. Wie generiere ich die? Wir müssen auf die Bühnen der Fußballwelt. Die erreichen wir aber nicht, wenn wir noch Jahrzehnte in den Regionalligen dümpeln.
Auf der anderen Seite möchte ich auch eine spannendere Liga und keine 2 Klassengesellschaft.
Ich wehre mich einfach gegen den Anspruch, dass Frauenfußball nun die moralischen Kohlen aus dem Feuer holen und die Fehler des Männerfußballs auffangen soll.
Die Gier im Männerfußball hat die Büchse der Pandora geöffnet und soll jetzt von den Frauen geschlossen werden? In meinen Augen wird der Frauenfußball nur vorankommen, wenn er die vorhandenen Strukturen der Männer nutzt.
Dass natürlich Strukturen genutzt werden sollten, kann ich voll und ganz verstehen.
Die Frage ist nur ob die Vereine auch wirklich ernsthaft an einem verbindlichen Investment interessiert sind.
Es ist natürlich früh in der Saison, aber von den beiden großen Männerclub Ablegern in der zweiten Liga scheint zumindest einer nicht um den direkten Aufstieg mitzuspielen, was in meinen Augen, wenn man ernsthaft an einem Aufstieg interessiert ist, kaum zu verhindern ist.
Das Budget, um eine Mannschaft zumindest zu nem Mitanwärter auf den Aufstieg zu machen, sollte jeder Lizenzverein stemmen können.
Wir reden ja nicht davon, die erste Liga zu dominieren, sondern von der zweiten Liga , die zu größten Teilen aus Zweitligavertretungen und maximal semiprofessionell angestellten Spielerinnen, damit meine ich nicht die Qualität, sondern deren Möglichkeiit das Ganze Vollzeit zu machen, besteht.
Und trotzdem muss ich sagen, bin auch ich ein Opfer der Romantisierung des Fußballs der Frauen.
Solange die Platzqualität stimmt, bin ich ein Freund der „Dorfvereine“.
Auch das ehrlichere Spiel und die Charakterstarken Spielerinnen, die für Werte eintreten, haben es mir angetan und mich dem Fußball wieder deutlich näher gebracht.
Gleichzeitig ist mir aber bewusst, dass wir eine schnelle Professionalisierung und Wachstum der Liga bezüglich Zuschauer, am schnellsten geht das durch weitere Lizenzvereine, brauchen, auch wenn das vermutlich dafür sorgen würde, dass diese Dinge abgeschwächt werden oder ganz verschwinden.
Daher blicke ich immer zwiespältig darauf, nicht im Sinne von „ich will nicht, dass es passiert“ sondern eher im Sinne von „Schade, dass das wohl der einzige Weg ist“.
Aber da der DFB sich nie wirklich um die Liga/Frauenfußball im Allgemeinen ausreichend gekümmert hat, ist die ganze Lizenzvereingeschichte wohl der einzige Weg das Ganze zu schaffen.
Denke aber trotzdem, dass der Weg von unten dazu führen wird, dass einige Lizenzvereine den Vorsprung von Bayern und eventuell Wolfsburg, je nachdem wie diese sich an den neuen internationalen Markt und die Konkurrenz anpassen werden, nicht mehr einholen können.
Die Vereine und das Konstrukt, die bereits in der Liga verweilen, sind da natürlich ausgeschlossen.
Diese könnten durch zeitnahen gewissen finanziellen Einsatz und eine gute sportliche Leitung durchaus zeitnah nach oben aufschließen.
Jetzt habe ich mich auch mal zum eigentlichen Thema geäußert.
Das kann ich, stand heute, nicht beurteilen. Sehe hier Bayern, Wolfsburg, Frankfurt und Hoffenheim mit Zweitvertretungen. Hoffenheim noch ohne Punkte, die anderen nach 4 Spielen punktgleich. Davor auf 7, die Frauen von Borussia Mönchengladbach.
Das sehe ich auch so, zumal seit dieser Saison es ja auch die Auflage der DFL gibt, den Frauenfußball fördern zu müssen. Natürlich eine recht weiche Forderung, da eine eigene Mannschaft nicht gestellt werden muss.
Die Platzqualität ist das geringste Problem.
Aber was, wenn die Frauen gut sind und höher hinaus wollen?
Da reicht der Rasen nicht. Da geht es an die Bedingungen und die überfordern die Dorfvereine eben rasch. Ich habe das Beispiel hier direkt vor meiner Haustüre.
Ab 2011 der Versuch, mit einem reinen Frauenfußballverein durchzustarten.
Das ging bis zur Verbandsliga, aber dann war Schluß.
Verbandsliga auf einem Dorfplatz nahezu ohne Infrastruktur am Waldrand.
Und mit engagierten Trainern, die sonst eben Kreis oder maximal Bezirksliga der Männer coachen.
Die Ambitionierten sind dann eben wieder abgewandert, zum nächsten Dorfverein,
100km entfernt, der es tatsächlich bis zur Regionalliga geschafft hat ! (Die B Juniorinnen sogar Bundesliga).
Mithilfe einer ehemaligen Zweitligaspielerin, die so wohl als Trainerin als auch als Sportvorstand fungierte. 6 Jahre spielte ein kleiner Dorfverein in der Regionalliga.
Ehrlich und charakterstark war das vermutlich.
Aber wie halten wir es jetzt mit dem Ehrgeiz? Ist der per se schlecht?
Nun war das nun mal nicht allen genug. Da wollte Potential ausgeschöpft werden.
Aber ein Dorfverein kann nie die Auflagen erfüllen, um aufzusteigen. Das Ende der Fahnenstange ist erreicht.
Der FC Heidenheim erfüllt die Auflagen der DFL, zur Förderung des Frauenfußballs bereits seit 2018.
Seitdem gab es eine Kooperation mit dem 2011 gegründeten FFV Heidenheim.
Diese Saison ging der FFV mit seinem Spielrecht für die Verbandsliga, in den FCH über.
Ziel ganz klar: 2. Bundesliga.
Die Trainerin und 6 Leistungsträgerinnen der Dorf-Regionalligamannschaft, entschieden sich, nach Heidenheim zu wechseln. Daraufhin verließen auch andere Spielerinnen den Dorfverein. (Nachfolge - Trainer wurde ein Mann, der bisher Kreisligamannschaften der Männer trainierte)
Ergebnis: Abmeldung aus der Regionalliga.
Jetzt stehen wir da. War das jetzt verwerflich? Müssen Frauen Stagnation akzeptieren und den Ehrgeiz zu Hause lassen, um die Fußball Romantik hochzuhalten, die der Männerfußball verloren hat?
Schauen wir mal, wo die Frauen beim FCH ihren Platz finden, einsortiert sind sie im NLZ. Ich sehe da schon einige Unwägbarkeiten, bezüglich Trainingszeiten und Heimspielstätte. Lassen wir uns überraschen.
Sollte Dich diese Entwicklung interessieren findest Du im FCH Thread meinen Versuch, diese zu dokumentieren.