Da die Schlusskonferenz schon war & der Input nicht mehr notwendig ist, es evtl. aber trotzdem noch jemanden interessiert wie immer meine Beobachtungen zum Spiel:
Nach dem Spiel in Newcastle musste der BVB bereits verletzungsbedingt umstellen, denn Felix Nmecha konnte nicht spielen, sodass Gio Reyna in die Mannschaft rückte & auf Linksaußen spielte. Reus rückte dafür wieder zurück in das Zentrum.
Doch in der ersten Hälfte lief zunächst vieles nicht so, wie sich der BVB das vorstellte, denn die Eintracht hatte im Ballbesitz eine Überraschung parat. Philipp Max zog in Ballbesitz immer wieder ins Zentrum, sodass Knauff sich tiefer positionieren konnte & Wolf weit hochzog. Die hinter Wolf entstandene Lücke wurde von Larsson immer wieder angelaufen, sodass Özcan mitgehen musste & aus dem Zentrum herausgezogen wurde. So konnte Frankfurt häufig schnell das Spiel auf rechts verlagern & von dort in gute Abschlusssituationen gelangen.
Die Unordnung aufgrund des eingerückten Max merkte man insb. in der Anfangsphase. Vor dem Handelfmeter, der zum 1-0 führte rückte Max ein & Özcan stand alleine gegen drei Frankfurter, da sich Malen nun an Pacho orientierte & Max aus den Augen verlor. (1) In der Folge kommt Marmoush entgegen & bekommt den Ball. Hummels kann ihn nicht verfolgen, da Larsson in die Tiefe startet (2). Marmoush dreht nun auf die rechte Seite, wo Frankfurt dann 3 gegen 2 spielt. Er spielt dann raus auf Tuta (3). Reyna kommt nun zurück & zeigt Bensebaini an die Tiefe zu verteidigen (4), was dieser allerdings nicht schafft, da er Chaibi in der kompletten Szene im Rücken hat. Die Hereingabe führt dann zur Großchance, die anschließend zum Elfmeter führt. (5)
Entgegen des Verhaltens von Max suchte Buta auf der rechten Frankfurter Seite immer wieder die Tiefe, sodass Gio Reyna in einigen Szenen als Linker Verteidiger in einer Fünferkette agierte.
Generell kreierte die Eintracht in der ersten Hälfte sehr gut Tiefe durch Tiefenläufe auf der ballfernen Seite, Positionswechseln oder gegensätzlichen Läufen. Hier zeigte sich auch eine große Schwäche des BVB: das Verteidigen dynamischer Aktionen bei mehr Spielanteilen.
Vor dem 2:0 hat Frankfurt einen Abstoß, den Sie kurz auf Pacho spielen (1), der auf Max weiterspielt & dann hinterläuft (2). Knauff kommt nun entgegen & lässt auf Larsson klatschen, der gegensätzlich tief läuft (3). Larsson wechselt Seite & Hummels muss raus, da die SGE Überzahl hat. (4) →
Auch vor der Elfmeterszene für Marmoush attackiert Frankfurt wieder sehr gut die Tiefe. Der BVB presst hier nach Abschlag mannorientiert, allerdings kann Buta an Bensebaini vorbei in die Mitte ziehen. (1) Mit dem verlorenen Zweikampf gehen nun alle Strukturen verloren, drei Leute gehen auf Buta, der auf Larsson spielt. Özcan rückt von Chaibi weg, Hummels verteidigt vor. Larsson spielt den Ball nun tief auf Chaibi (2) & Frankfurt läuft wieder in Überzahl auf das Tor zu. (3)
Kurz vor dem 2-1 Anschlusstreffer hat die Eintracht eine weitere sehr gute Gelegenheit. Nach einem Einwurf verlagert Frankfurt das Spiel schnell auf den eingerückten Max. Larsson zeigt an, dass er den Ball in die Schnittstelle zwischen Hummels & Wolf bekommen möchte. (1) Da Wolf nach dem Pass nach Innen rückt, kann Larsson auf den komplett freien Knauff klatschen lassen, der die beiden am zweiten Pfosten startenden Marmoush & Chaibi bedienen kann. (2) Chaibi setzt den Ball am Ende knapp am Tor vorbei. (3)
Auch defensiv war die Eintracht gut auf den BVB vorbereitet. In der bisherigen Saison zeigte der BVB immer wieder große Probleme in der Spielkontrolle, wenn man im Aufbau früh gepresst wird. Genau das machte Frankfurt. Bei der Eintracht orientierten sich Knauff & Chaibi an der IV, während Marmoush Özcan zustellte. Sabitzer & Reus wurden dann von Skhiri & Larsson gedeckt. Die AV der Frankfurter schoben auf die AV des BVB.
Wenn der BVB das Pressing überspielen konnte tat man sich dann dennoch sehr schwer in gute Abschlussgelegenheiten zu kommen, da man auch gegen das tiefere 5-2-3 der Eintracht keine Ideen hatte. Nahezu ausschließlich über Flanken bekam man den Ball in den Strafraum.
Nach der Halbzeit stellte Terzic dann um & brachte Adeyemi für Reyna sowie Moukoko für Malen. Ziel war es selber aus einer Art 5er-Kette zu agieren. Dies sorgte dafür, dass man eine bessere Zuordnung zu den Frankfurter Schienenspielern hatte. Hierbei agierte Adeyemi jedoch nicht als fester LAV, vielmehr orientierte er sich in seiner Höhe sehr an seinem Gegenüber Buta, bzw. Dina Ebimbe nach dessen Einwechslung. Hierzu war Adeyemi einfach der passendere Spieler als Gio Reyna.
Ich hatte schon häufiger geschrieben, dass ich Adeyemis Profil für einen Wingback sehr interessant halte & fand seinen Auftritt dahingehend erneut vielversprechend. Ich glaube nach wie vor, dass Adeyemi auf dieser Position am ehesten seine Stärken einbringen kann.
Im eigenen Ballbesitz agierte der BVB nun mit aus einem 3-1-4-2 in einem Dreieraufbau. Hierdurch stimmte die personelle Zuordnung der Eintracht nicht mehr, denn Marmoush musste nun wählen ob er Schlotterbeck oder Özcan presste. Wenn er Özcan wählte, konnte Schlotterbeck häufig zentral andribbeln ohne früh gestört zu werden, wenn er Schlotterbeck hingegen wählte, hatte der BVB im Mittelfeld eine 3-2 Überzahl.
Problematisch war, dass der BVB diesen Vorteil nicht gut ausspielte. Es gab etliche Szenen, in denen man insb über Steil-Klatsch-Kombinationen Dynamiken erzeugen hätte können, allerdings fehlt es hierzu komplett an den Abläufen. Selten waren Spieler hier auf einer Wellenlänge.
Hier könnte Schlotterbeck auf Reus oder Moukoko spielen, die dann auf Özcan klatschen lassen könnten. Mit Ausnahme von Moukoko erkennt jedoch keiner die Gelegenheit & Schlotterbeck spielt die hohe Verlagerung auf Wolf.
Vor dem unkontrollierten Durcheinander zum 3-2 spielt Schlotterbeck hier auf Füllkrug, der im Zentrum unfassbar viel Raum hat. Kein anderer Spieler erkennt dies, sodass es keine direkte Anspielstation gibt. Füllkrug geht dann ins Dribbling & verliert den Ball.
Insgesamt holt der BVB dann einen sehr glücklichen Punkt in Frankfurt. In der ersten Hälfte war die Frankfurter Anlage deutlich besser, worauf der BVB durch Umstellungen gut reagierte. Allerdings hat die Eintracht den eigenen Plan deutlich besser umgesetzt. Dem BVB fehlte es hier an den Mitteln gute Chancen herauszuspielen trotz des strukturellen Vorteils in der zweiten Hälfte, sodass schlussendlich alle drei Tore über den Flügel vorbereitet wurden.