Danke für diesen Royal. Bin selbst kein dezidierter BVB-Fan (auch kein Hater) und insofern nicht wirklich nah dran. Wenn ich mich richtig erinnere, hätte ich vor der Saison den BVB in der Liga auf irgendwas zwischen Platz 3 und 4 getippt. Weil der BVB in der Summe aus Mannschaft, Trainer und dem restlichen Drumherum von den 4 großen (außer dem BVB noch Bayern, B04 und RB) den am wenigsten überzeugenden Eindruck machte. Und ich nicht meine Hand dafür ins Feuer hätte legen wollen, dass die Eintracht da nicht auch noch vorbei zieht.
Mein Eindruck war, dass der BVB vom Kader in der Kombination aus Qualität und Breite im Vergleich zu den anderen Topteams am wenigsten gut für einen Tanz auf 3 Hochzeiten aufgestellt ist. Man könnte hier zurecht als Gegenargument anbringen, dass sich auch der Bayern-Kader (mit Ansage) als zu schmal herausstellte. Und auch die Saison von Bayer hätte mit etwas mehr Verletzungspech vielleicht ganz anders verlaufen können (Wobei sie da auch nicht ganz verschont geblieben sind). Und Bayer hat in dieser Saison „nur” Euro League gespielt, wenn auch bis zum Schluss.
Zum Ende der Saison hin hätte der BVB mglw. den einen oder anderen Punkt in der Liga mehr gemacht, wenn man in der CL nicht mehr dabei gewesen wäre. Der BVB ist für mich von den großen 4 in der Liga der Verein, für den ein Verpassen der Champions League in Bezug auf das eigene Geschäftsmodell die größte Bedrohung darstellt, und gleichzeitig eins der Teams, bei denen das Verpassen CL immer ein realistisches Szenario ist.
Auch wenn diese Saison für BVB insgesamt eher nicht so „sexy“ verlief, hat der Verein insgesamt sein Potenzial möglicherweise gut ausgereizt. Möglicherweise wird man rückblickend mal sagen können, dass 2023/24 eine erfolgreich gemeisterte Übergangssaison war.
Noch eine Anmerkung zu Edin Terzic: Unter allen Trainern bei den ambitionierteren Vereinen der Liga ist er der einzige, bei dem ich nicht damit rechne, dass er mal mit einer taktischen Idee um die Ecke kommt, die von anderen erst noch entschlüsselt werden müsste. Dass er gleich mit zwei oder drei taktischen Ideen ankommt, bei denen sich dann immer alle fragen, welche davon es denn nun gegen diesend und jenen Gegern (oder in dieser oder jener Spielsituation) werden wird, scheint mir gleich gänzlich ausgeschlossen. (Auf die Gefahr hin, dass diese Einschätzung mehr über mich aussagt als über ihn. Hab auch wenig Spiele des BVB verfolgen können.)
Jeden Sonntag im Doppelpass wird mit Blick auf den BVB die Frage der (unzureichenden?) Mentalität aufgeworfen. Ich finde das insofern interessant, als Edin Terzic ja gerade ein Trainer zu sein scheint, der sein Team (und das Umfeld) mehr als andere auf der Ebene von Motivation, Einstellung, Zusammenhalt, etc. anspricht. Ich meine, dass im Laufe der Saison im Rasenfunkt hierzu gelegentlich das Stichwort „Heldenfußball“ fiel. Zugespitzt formuliert: Über Kampf, Motivation, Einzelaktionen, etc. werden Unzulänglichkeiten in anderen Bereichen gedübelt.
Ich persönlich würde gern mal wieder einen BVB sehen, der nicht lediglich das erfolgreiche Schalke ist, sondern auch einen Fußball spielt, der uns alle (positiv) ins Grübeln bringt und die Trainer anderer Vereine vor Herausforderungen stellt. Nun bin ich aber auch kein erklärter BVB-Fan. Man kann das Festhalten an Edin Terzic vielleicht auch so deuten, dass aus Sicht des Vereins und seines Umfelds andere Dinge höher priorisiert werden (mglw. auch aufgrund der Erfahrungen mit anderen Trainern in der Nach-Klopp-Ära).