Es wird nach der Entscheidung am Montag voraussichtlich am Dienstag eine Sendung zum Investoren-Einstieg oder der erneuten Ablehnung geben.
Ein komplexes Thema, ich versuche neben all den anderen Sendungen Zeit für die Vorbereitung zu finden. Was mir aber schon helfen würde: Wenn ihr hier Links und Gedanken eurerseits reinschmeißt.
Nächste Rechtevergabe ist im Frühjahr und man will den Investor schon mit dabei haben (obwohl der nicht mehr mitreden kann bei Gestaltung der Pakete, usw.). Vermutlich auch aus der Abwägung heraus, dass etwaige Mindereinnahmen dann schon anteilig aufgefangen werden vom Investor. Aber deshalb soll das so schnell gehen.
Der vom Plastikclub, der kaum etwas zur gemeinsamen Wertschöpfung beiträgt aber enorme Summen aus der Vermarktung abgreift, beklagt fehlende Kooperationsbereitschaft der Zweitligisten
Auf den ersten Blick sieht dieser Deal finanziell viel schlechter aus. Wieso ist das so, das begründet für mich auch den Wechsel von Freiburg von ja zu nein.
Schalke holt gleich die ganz große Keule raus. Der Vorstand sieht die Gefahr, der deutsche Fußball würde ohne den Deal nicht mehr die größte Sportart bleiben können.
„Mit Blick auf die Zukunft setzt der deutsche Fußball andernfalls seine Wettbewerbsposition als Sportart Nummer eins aufs Spiel – insbesondere wegen des veränderten Nutzungsverhaltens der jüngeren Generation.“
Zehn Jahre der gleiche Meister, auf den Plätzen dahinter nur Plastikmüll (und Dortmund). Vier Streamingdienste mit über 800€ jährlichen Kosten. Verbandsführung wie ein Taubenzüchterverein. Medienkompetenz aus der Hölle. Bei Schalke keine Chance an eine Dauerkarte zu kommen und seit Jahren unansehnlicher Fußball.
Aber klar, das Problem ist nicht, dass wir den Fußball komplett vor die Wand gefahren und die Einstiegshürden immer weiter hoch geschraubt haben. Das Problem ist die jüngere Generation!
Für alle, die vor der Sendung nochmal einen sehr guten und kurzen Überblick über den Deal etc. haben wollen: hier
So und jetzt ein paar Gedanken dazu:
Ein Investor bedeutet eine weitere Entmachtung von Fans, Mitgliedern und kleineren Vereinen. Die Digitalisierung ist ein schönes Buzzword, aber bedeutet keine großartige Erlössteigerung ohne das Erschließen neuer Märkte (bei einer Stagnation des Marktes bedeutet sie ggf. sogar zusätzliche Kosten ohne weitere Erlöse). Deshalb Internationalisierung und Vermarktung, schon klar. Die Vermarktung stößt allerdings an ihre nationalen Grenzen und ich sehe nicht, dass da noch viel zu holen wäre. Bleibt die Internationalisierung. Mache ich als Punkt 3, aber Osnabrück, Paderborn und Elversberg werden als Zweitligisten nicht von einer Internationalisierung profitieren. Vollkommen egal was bei rausgekommt: Der Investor möchte Geld sehen und er wird versuchen sich zu seinem Vorteil einzumischen.
1 Milliarde Euro über 20 Jahre sind (businesstechnisch) Peanuts: 1 Mrd. / 20 Jahre = 50 Millionen pro Saison. 50 Millionen / 36 sind ~ 1,4 Millionen pro Verein. Aktuell erlöst die DFL noch 1,1 Milliarden pro Saison (ich weiß gerade aber nicht, ob das auch wirklich der tatsächlichen Zahl entspricht). 8% davon sind 88 Millionen. Die 88 Millionen über 20 Jahre würden 1,76 Milliarden Einnahmen für den Investor bei gleichbleibenden Vermarktungsergebnissen bedeuten. 88 Millionen / 36 sind ~ 2,45 Millionen pro Verein und Saison. Ergibt über 20 Jahre eine Lücke von knapp über einer Million.
Nun möchte man ja vier (!) Jahre Ausgleichszahlungen vornehmen - aus einem Pool von 300 Millionen (siehe Chaled Nahars Artikel). 300 / 4 = 75 → 75 / 36 = ~2,08 Millionen. D.h. man rechnet entweder mit Vermarktungseinnahmen von 937,5 Millionen ab 2025 ( 75 x 12,5 = 937,5) oder die Ausgleichszahlungen weisen eine Lücke von 350.000 € + je Verein und Saison auf. Ich vermute (@GNetzer das wäre eine Frage für das Gespräch), dass die Ausgleichszahlungen aber nicht gleichmäßig, sondern nach einem (Leistungs-?)Schlüssel verteilt werden sollen. U.U. ist die Lücke zu den 2,45 Millionen also auch nicht für alle gleich. Da die Verteilung heute ja auch nicht gleich ist, ist ja schon die Lücke nur virtuell, da manche Vereine nominal weit mehr verlieren als andere. So oder so wird die Lücke sowie die 16 Jahre danach aber von der DFL getragen werden müssen und die bisherige Erfahrung spricht nicht dafür, dass die Kleinen überhaupt nicht abdrücken müssen. Dann machen 300.000 Euro oder eine Million für Elversberg durchaus einen Unterschied; 5 Millionen für Leverkusen aber verhältnismäßig nicht.
Gleichzeitig verdecken die 50 Millionen pro Jahr, dass ein Großteil der Vereine vom Großteil der Summe nicht profitiert: 100 Millionen für Auswärtsreisen sind für Mainz oder Magdeburg vergleichsweise uninteressant und selbst Gladbach oder Freiburg haben nur eingeschränkte internationale Ausstrahlungskraft und werden sie angesichts des Zustands der Bundesliga auch nur eingeschränkt bekommen. Also kommen 100 Millionen überproportional den Bundesligisten und insbesondere den Großen zugute.
Was mich zur Internationalisierung bringt: Grundsätzlich ist die Idee für 164 Millionen eine eigene Plattform aufzubauen, noch nicht mal schlecht, weil man sich von Rechteinhabern unabhängig machen könnte. Allerdings hat das drei Haken: Einerseits hat man damit neue laufende Kosten und damit auch das Risiko für den Betrieb, das bisher die Rechteinhaber hatten. Andererseits kann es nur zu einer Steigerung der Einnahmen kommen, wenn man tatsächlich in der internationalen Vermarktung erfolgreich ist. Das ist doppelt zweifelhaft: Die internationale Konkurrenz ist da und buhlt um den gleichen Markt. England ist sowieso weg und niemand in der DFL scheint zu realisieren, dass der Markt begrenzt ist. Der Premier Leauge wird man nur wenige Marktanteile (wenn überhaupt) wegnehmen können und ansonsten ist das Zielpublikum limitiert. Es gibt viele Fußballfans, aber durch Zeitverschiebung und Konkurrenz der anderen Ligen (sowie CL und EL) gibt es erstmal keinen Grund warum die Leute ausgerechnet Bundesliga schauen sollten. 2. Liga sowieso nicht. Dazu versucht ja bspw. die NFL dem richtigen Fußball zusätzliche Marktanteile abzunehmen und das ist nicht die einzige Sportart, die lokal und global in Konkurrenz zum Fußball steht. Die einzige Chance irgendwie Marktanteile zu bekommen, besteht nur darin, wenn die Bundesliga tatsächlich ein gutes Produkt anbieten kann: Dafür bräuchte es volle Stadien, guten Fußball und dauerhafte Spannung. Volle Stadien kann man (wenn überhaupt) nur gewährleisten, wenn man die Ansetzungen ähnlich belässt und Spannung wie guter Fußball gehen nur, wenn man in der Breite für bessere finanzielle Voraussetzungen sorgt. Der Deal entzieht allerdings erstmal Gelder und lässt die Grundstruktur unangetastet. Die DFL müsste das fußballerische Niveau und die Spannung innerhalb der vier Jahre Ausgleichszahlungen heben, damit man hinterher genug Mehreinnahmen hat, sodass die Kleinen nicht in noch größere Schwierigkeiten geraten. Ansonsten bedeutet eine leicht verbesserte internationale Vermarktung nur mehr Aufmerksamkeit für die Vereine, die bereits Aufmerksamkeit haben. Die Zweitligisten werden sowieso nicht profitieren. Kurzum bieten die 600 Millionen die größten Chancen für die Großen (mit geringerem Risiko) und nur minimale Verbesserungsmöglichkeiten für die Kleinen.
Inflation. Die allgemeine Inflationsrate ist nicht einfach so auf den Fußball umzulegen, aber auch im Fußball ist Inflation ein Zusatzproblem.
Nimmt man die 937,5 Millionen Einnahmen ab 2025 als Ausgangspunkt (anhand der Ausgleichszahlungssumme), dann entfällt auf die DFL eine Summe von 862,5 Millionen Einnahmen. Um selbst die volle Summe zur Verfügung zu haben, muss man von den 937,5 auf ~ 1,019 Milliarden springen ( 937,5 / 0,92 = nötige Gesamteinnahmen um als DFL eigene Einnahmen von 937,5 zu haben). Das ist eine dauerhafte Einnahmensteigerung von ~ 8,7%. Ohne zusätzliche Gewinne für die DFL. Nimmt man für die 16 Jahre ohne Ausgleichszahlungen eine Gesamtinflationsrate von 16 % an (was ich für zu niedrig halten würde), dann muss man, vereinfacht gesprochen, 1,182 Mrd. (26% mehr) nach zwanzig Jahren pro Saison erwirtschaften - nur um den Einnahmenverlust auszugleichen. Wenn ich mir die aktuelle Entwicklung der Vermarktungspakete angucke, dann halte ich das in Kombi mit dem begrenzten internationalen Markt für mehr als fraglich (die Ergebnisse scheinen trotz Inflation zurückzugehen). Das Risiko des Investors ist dafür sehr gering: Solange mindestens 625 Millionen über die Vermarktung generiert werden, erhält er mindestens nominell sein Geld zurück (8% von 625 = 50).
Verteilungsschlüssel. Was bedeutet eine verstärkte internationale Vermarktung für den Verteilungsschlüssel in der Bundesliga, wenn sie (doch) gelänge? Die Verhandlungsposition der Großen wird gestärkt, weil sie ja diejenigen sind, die das wichtige zusätzliche Geld für die DFL einspielen. Ggf. heißt das noch weniger Geld für die Kleinen oder eine Ablösung von der DFL.
Fazit: Ich kann für keinen Zweitligaverein einen realistischen Vorteil oder ein kalkulierbares Risiko erkennen. Das gilt auch für Teile der Erstligaklubs. Am ehesten haben die Großen was davon. Für die heimischen Fans gibt es sowieso (außer der Vermarktungsplattform, wenn sie denn auch nationale wäre) keinen Vorteil. Gleichzeitig ist das in meinen Augen ein langfristiges Investment, bei dem nur wenig Risiko beim Investor liegt, dafür sehr viel bei den Vereinen. Wenn man bei der DFL eine andere Tranchierung mit (an die Inflation angepassten) Zahlungen anstreben würde, dann könnte das wirtschaftliche Risiko vielleicht geringer ausfallen.
So bleibt mir nur eins: Die DFL will sich keine Finanzspritze holen. Die Großen wollen sich auf Kosten der Gesamt-DFL eine Milliarde besorgen, bei der sie Chancen haben ihre eigene Position im europäischen Wettbewerb zu verbessern, ohne das volle Risiko tragen zu müssen. Einige ‚Mittlere‘ (Gladbach z.B.) lassen sich davon auch noch verführen, weil sie hoffen, dass sie auch was abbekommen.
EDIT: PS: Der einzige konkrete Posten innerhalb der 600 Millionen (laut Chaleds Artikel) sind die 164 Millionen für die Plattform. Ist klar, was mit dem Rest passiert oder gibt die DFL-Spitze das nicht preis?
Verweis auf ein 20minütiges Interview im DLF von Jessica Sturmberg mit Ilja Kaenzig/VfL Bochum.
Kaenzigs Argumentation (oder sollte man „Rhetorik" sagen?) ist ein Haufen von Bullshit-Bingo. Immer wenn versucht wird, nach Substanz zu stochern, stößt man ins Leere und Kaenzig ist weiter gewandert.
Der einzige, der das Wort „Problem“ benutzt, bist hier doch du?
Er nennt es lediglich als eine Ursache und das ist völlig korrekt. Heute schauen viele - gerade Jüngere - eben Kurz-Clips der Highlights und keine 90 Minuten am Stück. Schon gar nicht mitten am Nachmittag. Mach ich selbst nicht anders und bei mir steht mittlerweile beim Alter auch ne 3 vorne dran.
Die Generation „Ich hock mich mit Bier vor die Glotze und mach Sportschau an“ existiert noch, aber sie schrumpft und bald ist sie Geschichte. Man kann doch nicht von den jüngeren Fans - also den Kunden von heute und morgen - verlangen, dass sie in Sachen Medienkonsum das selbe NUtzungsverhalten haben wie ihre Großväter.
Ich gehe ja davon aus, dass ein Investoreneinstieg angesichts wahrscheinlich schrumpfender TV-Gelder für so einige Vereine überlebensnotwendig ist. Und damit meine ich in erster Linie die Riege der sogenannten Traditionsvereine. Wir alle wissen, wie eng manche davon auf Kante genäht sind.
Meine Befürchtung ist, dass hinter dem ganzen Bestreben aktuell kein wirklicher Plan steht, wie man eine bessere internationale Vermarktung erreichen kann und will. Bisher waren das alles nur Buzzwords. „Wir machen mal Digitalisierung und Internationalisierung. Stufe 2: ??? Stufe 3: Profit“ - Wenn man Ende nur Flickschusterei steht, ist die Aktion ein Flop und dann sollte man die Krisenclubs lieber sterben bzw. in die Insolvenz gehen lassen, Tradition hin oder her.
Ich habe ja noch weiterhin riesige Zweifel, dass die Gelder nicht zweckentwendet werden würden und die gesteckten Ziele erreicht werden könnten. Es ist noch müßiger geworden sich der PL anzunähern mit deren neuen Vertrag wieder…
Das Hauptproblem der BuLi ist doch der fehlende faire Wettbewerb um die Meisterschaft…
Daher müsste es, wenn man die 50+1 Regel weiter „beibehält“, eine Umverteilung von oben nach unten geben. Das wollen natürlich die Klubs nicht die aktuell mehr haben.
Der „Heilige Grahl“ 50 +1, der als Alleinstellungsmerkmal der Liga verkauft wird, gilt ja für 5 Klubs der Liga eh schon nicht mehr.
Komischerweise sind das auch die 5 Klubs die in der Liga die schlechtesten Einschaltquoten haben…
Vielleicht läuft es doch darauf hinaus, das die 50+1 Regel konplett gekippt wird. Damit ist die BuLi dann genau so gut oder schlecht wie die Serie A oder die Ligue 1…
Das einzige Plus, was die Liga noch hat, ist die Fankultur im Vergleich zu vielen europäischen Topligen. Das würde damit natürlich durch höhere Eintrittskarten, die inhabergeführte Klubs sicher durchsetzten würden, lamgsam verloren gehen…
In aller Kürze möchte ich versuchen, die Absicht hinter dem Plan auf eine einfache Formel zu bringen: der Investor wird benötigt, um Investitionen in Infrastruktur (digitale Platform etc.) zu ermöglichen. Dies ist sinnvoll, weil damit ein Einmaleffekt (Investition) schnell erzielt werden kann und eine nachhaltige Einnahme (Vermarktung ohne Vermarkter) verbessert wird. De facto werden Margen für Vermarkter durch Rückzahlungen an den Investor getauscht, und wenn die Differenz positiv ist, ist alles gut.
Vor diesem Hintergrund wäre es ein guter Deal, völlig handelsüblich in der Wirtschaft, und der potenzielle Investor bräuchte sich gar nicht für irgendwas im Betrieb zu interessieren.
Das Problem bei der Sache ist, dass die Vereine weniger rational, mehr emotional agieren als der Rest der Wirtschaft. Da werden Gelder zweckentfremdet werden, Infrastruktur und Operations vermischt und letztlich wird das Ziel des Projekts zugusten tagesaktueller Aufregung zurück treten müssen. Siehe x-beliebige Beispiele von Vereinsanleihen zugunsten von NLZs, Stadionumbauten etc.
Im Sinne einer Risikoabwägung wäre mir daher wohler, der grosse, kurzfristige Geldtopf bliebe verschlossen, und wir begnügten uns mit dem ineffizienteren, aber sichereren Modell mit Rechtemaklern.
Mit 24 Stimmen gegen 10 Gegenstimmen und zwei Enthaltungen kommt der Investor in die Liga. Ein Traum einfach die hausgemachten Probleme immer mit mehr Geld regeln, welches vor allem den Topclubs noch mehr hilft…
Innerhalb der heute beschlossenen Eckpunkte hat die DFL ein Handlungsmandat, Abschluss müsste dann aber wohl nochmal durch Präsidium beschlossen werden.