Hm da bin ich mir nicht so sicher, ob das so einfach funktioniert. Die Amerikaner haben ja nicht wie die Superliga eine etablierte Ligenstruktur als Konkurrenz. In Amerika gibt es ja zu den Major Leagues praktisch keine Gegenveranstaltungen. (Und auch die D- und G-league und wie sie alle heißen sind ja dann meist als Farm- unt Trainingsteams angegliedert). Das heißt jetzt nicht, dass es nicht funktioniert, aber ich denke die Amerikaanalogie ist nur bedingt belastbar. Vor allem weil bei den Majorleague Sportarten die USA ja auch eine historisch gewachsene Dominanz haben, weil die Sportarten da halt schon immer populärer waren als anderswo und sich die besten Spieler dieser Sportarten auch von da rekrutierten. (Außer vielleicht im Eishockey, aber da haben sie ja den kanadischen Raum dann auch wieder mit drin).
Ja also das die Veranstaltung international Erfolg hat kann sein, aber national sehe ich das nicht zwingend. Also wenn Bayern und Dortmund (zugegeben mit vielen Fans) weg sind, würden die Fans der verbleibenen 18 Clubs ja noch immer die Bundesliga / Ligue 1 / etc. schauen. Die Frage ist, wie viele von denen zusätzlich dann noch die Konkurrenzveranstaltung schauen würden, die ja dem vernehmen u.a. auch am Samstag ausgetragen werden sollte. Zuschauer die sagen “ist mir egal wer spielt, ich möchte den besten Fußball sehen” gibt es ja vermutlich nicht so viele.
Ich habe vor allem das Gefühl, dass in dieser Sache so ein Sogeffekt entsteht. In dem Moment, wo diese Sache aufkommt, stehen die großen Clubs auf einmal alle unter Druck, den (vermeindlich) an Fahrt aufnehmenden Zug nicht zu verpassen. In dieser Hinsicht fand ich die Aussage von Watzke ganz erkenntnisfördernd: (sinngemäß) “Unter ihm wird es keinen Ausstieg des BVB aus der Bundesliga geben. Aber klar ist auch, dass ein Format wie die Superliga nicht ohne den BVB stattfinden kann.” - Da ist diese Sogwirkung. Es bildet sich hier eine eng umgrenzte, fast undurchlässige Elite raus, die alles andere auf die hinteren Plätze verweist - und wer nicht dabei ist, der ist auch nicht Elite. Also müssen auch große Vereine, die vielleicht selbst gar nicht aktiv am Status quo rütteln wollen, hier mitziehen, oder ihren Anspruch dazuzugehören, wie Watzke hier, öffentlich formulieren.
Selbst im allergünstigsten Fall, in dem das “Konzept Superliga” nur dazu dienen sollte, um mit der UEFA hart verhandeln zu können (Gerlinger), hat es dem Fußball nachhaltig geschadet. Denn was der Chefjurist des FCB damit meinte haben die Recherchen ja deutlich gemacht. Hart verhandeln heißt andersformuliert “durch bandenmäßige Erpressung die Dominanz der derzeit vorherrschenden Fußballvereine innerhalb der UEFA durch unproportionale Verteilung der Einnahmen dauerhaft zu sichern.” Damit wurde die Schieflage der Ligen systemimmanent verankert.
Der an Bitterkeit dabei nicht zu übertreffende Treppenwitz bleibt, dass die Repräsentanten des FC Bayern München die Dreistigkeit besitzen sich bräsig lächelnd vor die Kamera zu stellen, und zu sagen “Hinsichtlich der Dominanz der Bayern sei es doch an der Konkurrenz dies zu ändern” (Heynkes?). Und das nachdem der Uhrenschmuggler Karl-Heinz Rummenigge als Chef der ECA vorher in Komplizenschaft die UEFA dazu erpresst hat, die Geldausschüttung so zu ändern, dass der finanzielle Vorsprung des FC Bayern jede Saison noch weiter wächst.
Da kann man nur staunen. Dank der football leaks weiß ich jetzt endlich, was ich vorher nur mutmaßen konnte: Wenn von der Bayernfamilie die Rede ist, dann wählt man diese Metapher auf Grund der mafiösen und skrupellosen Strukturen beim FCB. Ironischerweise ist aber Jupp Heynkes der “Don”, sondern wahlweise Rummenigge oder Höneß. Letzterer saß ja bereits wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis - auch das gehört für einen guten Mafiaboss ja stets zur Biographie.
Das_Daw