Auf Schalke hat sich diesen Sommer so viel verändert, dass eine Zusammenfassung der Übersicht halber angebracht scheint.
Taktik
Die taktischen Neuerungen werden von @SchalkerTopologe bereits abgedeckt. Vielen Dank dafür.
Marketing
Schalke arbeitet nun mit Sportfive zusammen - nach problematischen letzten Jahren (langwierige Hauptsponsorensuche, zweimalige Insolvenzen der Ärmelsponsoren) in diesem Bereich ein nachvollziehbarer Schritt. Schalke behält dabei angeblich einen verhältnismäßig großen Teil der Einnahmen, hat sich darüber hinaus einen festen jährlichen Mindestbetrag zusichern lassen, verzichtete dafür auf eine üppige Signing Fee.
Finanzen
Der Verzicht auf eine höhere Signing Fee zeigt schon, dass zumindest finanziell wieder etwas Stabilität zurückgekehrt ist. Ein Wiederaufstieg - geplant ist, diesen innerhalb von drei Jahren zu schaffen - ist mittelfristig natürlich trotzdem wichtig, aber muss eben nicht unbedingt sofort erzwungen werden.
Diese Saison muss Schalke das negative Eigenkapital um €5m abbauen, sonst würde ein Punkteabzug durch die DFL drohen. Finanzvorständin Rühl-Hamers äußerte sich allerdings, dass dies mit dem Verkauf von Ouédraogo bereits abgewendet werden konnte.
Nachwuchs
Schalke hat Kooperationen mit dem niederländischen Zweitligisten VVV-Venlo und dem schweizerischen Zweitligisten FC Aarau vereinbart. An Venlo wurden zwei U23-Spieler, die zuvor Profiverträge bekommen haben, ausgeliehen. Schalker Jungprofis sollen über Leihen Spielpraxis auf höherem sportlichen Niveau erhalten, als es die U23 in der RL West bietet.
Außerdem ist geplant die U23 mittelfristig zu einer U21 zu verjüngen.
Personal
Nach den Änderungen in der Vorstands- und Direktorenebene und der Erneuerung der Scoutingabteilung durch Manga kam jetzt auch der erwartete Umbruch im sportlichen Staff. Hier wurde die Zusammenarbeit mit acht Personen beendet und es kamen im Gegenzug zwei neue Co-Trainer (Sam, Balette), ein Torwarttrainer (Loboué), ein Spielanalyst (Kutscha-Lissberg), sowie neue Physios und ein Integrationsteam hinzu.
Einige der ausgeschiedenen Mitarbeiter fühlten sich vom Verein dabei unfair behandelt, diverse arbeitsgerichtliche Prozesse wurden Medienberichten zufolge angestoßen.
Kader
13 Abgängen stehen 15 externe und 6 interne Zugänge gegenüber - alle einzeln zu bewerten würde den Rahmen sprengen, deshalb nur die groben Linien.
Die meisten Abgänge waren Spieler mit auslaufendem Vertrag, außerdem konnten die drei Spieler Ouédraogo, Topp und Müller zwar nicht gehalten, aber für ordentliche Ablösen verkauft werden. Ansonsten ist die Bilanz auf Abgangsseite ziemlich schlecht. Es wurden vielen Spielern der Abgang nahegelegt, dabei konnten jedoch nur geringe Ablösen generiert werden (Greiml, Kozuki), Matriciani konnte nur verliehen werden, Polter und Baumgartl sind nur gegen Abfindungen gegangen, Drexler, Fährmann und Tempelmann sind sogar noch auf Schalke. Lediglich Mohr konnte sich erfolgreich ins Team zurückkämpfen.
Auf Zugangsseite steht ein Mix aus gestandenen Profis (7) und Leihrückkehrern (2), jungen teils internationalen Talenten (8), sowie Spielern aus der eigenen U19 (6). Außerdem haben mit Karaman und Kalas zwei Stammspieler langfristig verlängert und Langer sein Karriereende nochmals um ein Jahr verlegt.
Seit letzter Saison versucht Schalke grundsätzlich weniger auf Leihspieler zu setzen. Ziel ist es, den Kaderwert langfristig aufzubauen, allerdings steigt damit auch wieder das Risiko teurer Transfermissverständnisse.
Der Kader ist somit auf dem Papier auf 36 Spieler angewachsen und ist im Altersdurchschnitt auf 24,5 Jahre verjüngt worden. Die aussortierten Spieler müssten natürlich noch rausgerechnet werden, weitere Leihen - etwa an den Kooperationsverein in der Schweiz - sind noch möglich und viele junge Spieler trainieren zwar mit den Profis, werden aber erstmal in der U23 auf dem Platz stehen - die zweite Mannschaft würde ohne Dopplungen zB nur eine Kadergröße von 19 haben.
Bei vielen der jungen verpflichteten Spielern muss man die Entwicklung jetzt abwarten. Gerade zum Saisonbeginn ist der Verein das kalkulierte Risiko eingegangen, dass einige von ihnen nicht sofort für Profieinsätze in Frage kommen, der Kader vorübergehend etwas zu dünn ist. (Die Verletzungen von Younes, Kalas und jetzt vielleicht Sylla, sowie die Sperre von Schallenberg waren entsprechend schmerzhaft.)
Wie schon bei den Mitarbeitern hat sich Schalke auch durch den Umgang mit aussortierten Profispielern einen enormen finanziellen und Image-Schaden eingehandelt. Tillmann, Manga und Geraerts war es jeweils wichtig, die eigenen Vorstellungen knallhart durchsetzen zu können. Das kann sich der Verein so nur kein zweites Mal leisten. Alle drei müssen jetzt liefern.
Vorbereitung
Schalke hatte - auch ob des großen Kaders - einen vollen Terminkalender in der Vorbereitung. Acht Spiele (davon drei gegen Europapokalteilnehmer) standen innerhalb von etwas über drei Wochen an, inklusive einer Woche Trainingslager in Österreich. Neun der externen Zugänge konnten vor diesem Trainingslager realisiert werden, darunter sechs der sieben gestandenen Profis, die frühzeitig helfen sollen. Manga hatte außerdem darauf Wert gelegt, alle Zugänge bis spätestens drei Tage vor Ende des Transferfensters abzuschließen - der letzte Zugang Antwi-Adjei kam entsprechend am 23. August.
Die Abgänge von Müller, Ouédraogo und Topp waren alle vor Öffnung des Transferfensters getätigt worden. Schalke ist es damit gelungen, keine Säule erst während der Vorbereitung oder gar nach Saisonstart zu verlieren. Auf der anderen Seite konnten viele der aussortierten Spieler erst spät oder bis jetzt gar nicht abgegeben werden.
Alles in allem gute Vorbereitungsbedingungen.