Warum sollte ich ? Ich bin mir sicher du verstehst ihn sehr gut , ich habe bisher nicht den Eindruck dass es Dir an Leseverständnis fehlt. Weder muss ich Spiller erklären, noch ihn oder mich verteidigen.
Wir sind hier unterschiedlicher Ansicht. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich denke, was Spiller hier schon richtig sieht, ist, dass das Urteil an der Frage hängt, ob man das, was passiert ist, analog zu einem Spielabbruch werten kann oder nicht. Es gibt aber natürlich Argumente für beide Seiten, nicht nur für die Seite, der Spiller folgt.
Auch der Unterstellung, das Gericht hätte bei dieser Entscheidung letztlich auf das Signal nach außen geachtet, kann man folgen. Was er aber ignoriert, ist die Frage: welches Signal hätte das Urteil denn gesendet, wenn es andersherum ausgegangen wäre? Es hätte immer Argumente für das Bewerfen gegnerischer Spieler geliefert.
Und schließlich ignoriert Spiller so wie viele auch die Tatsache, dass der Eingriff in den Abstiegskampf vom Feuerzeugwerfer ausging, nicht vom Sportgericht, und dass jede Entscheidung des Sportgerichts Auswirkungen auf den Abstiegskampf gehabt hätte. D.h. es kann da wohl nicht darum gehen, die Interessen Unbeteiligter mehr zu berücksichtigen, als die der beteiligten Mannschaften.
Tatsächlich verstehe ich Christian Spiller nicht. Ich weiß, was die einzelnen Wörter auch in Kombination miteinander bedeuten, aber die Logik dahinter verschließt sich mir. Darum meine Frage. Schade. Es hätte mich interessiert, was du dazu zu sagen hast.
Das ließe ich gelten, ginge es um Geschmacksfragen, etwa „Was ist besser - Schokoladen- oder Vanilleeis“?
Das könnte wirklich der entscheidende Punkt sein. Zumindest erklärte das, warum ich diese Diskussion in großen Teilen nicht verstehe, denn für mich war und ist allein der Feuerzeugwurf - und damit der Eingriff in das Spiel - mit all seinen Folgen für die beiden betroffenen Parteien zu bewerten.
Mir erschließt sich immer noch nicht, wieso Bochum dafür „belohnt“ werden sollte, dass einer ihrer Spieler angegriffen wurde. Nicht aus der sportlichen, nicht aus der juristischen und auch nicht aus der Perspektive der Gerechtigkeit oder Abschreckung. Es stört mich auch, dass die Diskussion immer wieder verengt wird, als ob es nur „Sieg Bochum“ oder „Ergebnis bleibt“ gäbe. Dabei wurden doch schon mehrmals verschiedene alternative Strafe vorgeschlagen. Von einem Wiederholungsspiel, bishin zu Punktabzug für Union bei bestehendem Ergebnis über nur das Zuendespielen der Nachspielzeit hätte man viele andere Möglichkeiten den Feuerzeugwurf zu sanktionieren. Diese Vorschläge werden aber erst gar nicht diskutiert, sondern es wird so getan, als wäre die Wertung des Spiel für Bochum die einzige mögliche und gerechte Strafe.
Außerdem ärgert es mich tierisch, dass hier immer wieder gegen Positionen argumentiert wird oder unterstellt werden, die in diesem Forum gar nicht vertreten sind. Zum Beispiel:
Niemand hier hat die Verantwortung Unions angezweifelt und dass Bochum die leidtragenden sind. Nichtmal Union selbst macht das. Warum wird das ständig in die Diskussion gebracht, wenn man stattdessen einfach auf die Punkte eingehen könnte, die hier tatsächlich vorgebracht werden?
Da wir in einem funktionierenden Rechtsstaat leben, der Institutionen hat, die sich mit verfassungswidrigen Regeln auseinandersetzen, und diese Institutionen dies auch nur nach bestimmten Spielregeln dürfen, bin ich absolut dafür, auch absurde Regelungen umzusetzen. Ansonsten wäre der Willkür Tür und Tor geöffnet, wenn jeder Mensch, jedes Gesetz, das er für absurd hält, nicht beachtet.
Zunächst wurde der Bochumer Torhüter unstreitig getroffen, war aber nicht k.o. Und ich finde es bei dem von ihm nach dem Spiel beschriebenen Symptomen schon interessant, dass er dennoch eine Woche danach wieder gespielt hat. Allerdings halte ich die körperliche Beeinträchtigung auch für nicht so gravierend, da man von einer psychischen Beeinträchtigungausgehen kann, wenn quasi die Angst vor einem nächsten Wurf und Treffer mitspielt. Das ist dem Bochumer Torwart nicht zuzumuten.
Nichtsdestotrotz würde ich es für eindeutig wünschenswert halten, wenn ein Spiel bei einem solchen Vorfall abgebrochen wird (und auch schon beim ersten Wurf auf den Platz, bei dem niemand auf dem Platz getroffen wird), aber das ist hier nicht passiert. Daher liegt nach Auffassung von Union Berlin ein Tatbestandsmerkmal nicht vor, das eine andere Spielwertung begründen würde. Und ich kann die Argumentation nachvollziehen, würde mir aber wünschen, dass das Regelwerk geändert wird.
Der Vollständigkeit halber: die wurde von HSV-Fans auf das Spielfeld geworfen. Es ist also eine Hamburger Papierkugel.
Ich mag St. Pauli mindestens genauso gern wie Bochum, Kiel find ich sympathisch und Heidenheim ist mir ehrlich gesagt eher wumpe. Ich kann mir vorstellen, dass es vereinsjuristische oder vereinspolitische Gründe dafür gibt, dass Kiel und Pauli gesagt haben, sie müssen da mitklagen. Dafür habe ich ein gewisses Verständnis, aber da endet mein Verständnis ehrlich gesagt auch.
Ich finde halt nicht, dass diese Vereine irgendwelche Ansprüche haben, und damit finde ich auch nicht, dass diese Vereine hier Opfer sind. Klar ist es für sie wahrscheinlich besser, wenn Bochum weniger Punkte hat, und vielleicht auch Union die Punkte abgezogen werden. Und wenn es ein sportlich einwandfrei zustande gekommenes Ergebnis gegeben hätte, dann würde ich es verstehen, wenn sie sagen, das muss bestehen bleiben.
Aber es gibt eben kein sportlich einwandfrei zustande gekommenes Ergebnis, weil jemand aus dem Union-Fanblock mit einem Feuerzeug den Bochumer Torwart aus dem Spiel geschmissen hat. Deswegen muss dieses Spiel in sportlicher Hinsicht neu bewertet werden. Und zwar dieses Spiel.
Wenn ich mich als Kiel oder St. Pauli in die Aufarbeitung bzw. Beurteilung dieses Vorfalls einmische, dann stelle ich meine Interessen über die Sportlichkeit. Klar sind die Interessen aus der Froschperspektive legitim, aber stehen sie, aus der Vogelperspektive betrachtet, über oder auch nur in der Nähe der Integrität des sportlichen Wettbewerbs?
Anders ausgedrückt: Ich glaube, man muss hier bei der Beurteilung dieses eine Spiel im Focus haben, denn die Debatte, ob und wie der Abstiegskampf beeinflusst wird, ist ausschließlich interessengesteuert. Aus einer neutralen Perspektive betrachtet, wird der Abstiegskampf nämlich immer beeinflusst, egal wie das Urteil ausfällt, nur halt mal mehr und mal weniger im Sinne der Interessen einzelner Vereine. Ich finde es auch gut, dass das Gericht das so deutlich klargestellt hat.
Vielleicht reagiere ich hier manchmal etwas zu emotional, wahrscheinlich ist es eine Generationenfrage, aber ich bin halt noch der Meinung, dass sowas wie Sportlichkeit und fairer Wettbewerb höhere Werte sind als der persönliche Vorteil.
Und woran ich mich immer noch nicht gewöhnt hab (und mich auch nicht gewöhnen will) ist diese Social Media Sitte, jedes Statement gleich zu bewerten und keinen Unterschied zu machen zwischen interessengesteuerten und neutralen Debattenbeiträgen. Das ist wohl auch eine Quelle für meine manchmal etwas überschießende Emotion.
Insofern sorry falls ich da manchmal über die Stränge schlage („Trumpismus!“ ).
Vielen lieben Dank für deine Antwort. Dein unerschütterliches Vertrauen in die deutschen Institutionen ehrt dich.
Die eigentliche Frage beantwortest du damit aber nur bedingt, ist mein Eindruck, denn indirekt scheinst du darauf zu vertrauen, dass es in dem von dir beschriebenen Rechtsstaat nicht zu allzu absurden Regelungen kommen kann, womit du aus aller moralischen Verantwortung entlassen wärest.
Was hat das mit dem Alter zu tun?
Ich finde, ich habe die Frage klar beantwortet, aber ich kann es noch konkretisieren.
Wenn ich als Privater der Meinung bin, dass eine Regel oder ein Gesetz absurd ist, kann ich dies. Ich muss allerdings mit den möglichen Konsequenzen leben und auch damit rechnen, dass Behörden, Gerichte und in letzter Instanz das Bundesverfassungsgericht, das als einziges Gericht Gesetze aufheben darf, nicht meiner Auffassung ist. Wenn ich allerdings in einer Behörde oder als Richter arbeite, darf ich auch Gesetz nicht einfach nicht anwenden, weil ich diese für absurd halte. Hierfür gibt es Rechtswege. Hiervon abzuweichen, halte ich für hochgefährlich für unser Zusammenleben. Und ich halte z. B. bestimmte Gesetze der Ampel für absurd, hochproblematisch und auch nicht verfassungskonform, aber viel schlimmer wäre es, wenn ich bei Verstoß hiergegen keine Konsequenzen erfahren müsste.
Die Jugend von heute hat keine Werte mehr bezüglich sportlichem Ehrgeiz, spätestens seitdem die Bundesjugendspiele reformiert wurden, das weiß man doch!
Alles klar! Wir haben aneinander vorbeigeredet. Vielen Dank noch einmal für deine ausführlichen Antworten; ich finde es super, dass du dir dafür so viel Zeit genommen hast.
Eines vielleicht noch: Würdest du sagen, dass du ein „Legalist“ bist:
„Generell spielt moralisches Handeln Einzelner, sowohl des Herrschers als der Untertanen, keine Rolle: Grundlage des Gesellschaftssystems sind unpersönliche Normen und Standards“?
Mehr dazu hier:
Gotcha!
Ganz vergessen.
jaja … ich habe mich auf eine gesellschaftliche Tendenz bezogen, die es immer „normaler“ macht, Eigeninteressen vor die Interessen der Allgemeinheit oder der Gemeinschaft zu stellen. Das heißt natürlich nicht, dass das für jede:n Einzelne:n auch gilt, aber was mir völlig absurd erscheint (z.B. dass ein Fußballclub versucht, Konkurrenten auf juristischem Weg Punkte streitig zu machen, obwohl er an dem fraglichen Spiel gar nicht beteiligt war) erscheint Menschen, die 10 oder 20 Jahre jünger sind, oft völlig normal. Und das werfe ich diesen Menschen auch gar nicht vor.
In einigen Punkten sicherlich. So bin ich der festen Überzeugung, dass Recht für alle gleich gelten muss (Natürlich ist zu berücksichtigen, dass sich wohlhabende Menschen besseren Rechtsschutz leisten können, aber dies ist hinnehmbar.). Auch glaube ich, dass Recht nicht immer moralisch sein kann. Moral und Gerechtigkeit hängen zu sehr vom einzelnen Standpunkt ab. Recht versucht, hier für für alle geltenden Lösungen zu sorgen. Ganz wichtig ist mir allerdings, dass Recht nicht einfach angewendet wird, weil es da ist. So wie es zum Beispiel im Dritten Reich passiert ist. Allerdings leben wir hier zum Glück unter ganz anderen Umständen. Und ich sehe auch nicht die Gefahr, dass sich dies ändert. Daher wäre dies eine rein theoretische Diskussion.
Ich bin Fan des Kleeblatts Fürth, daher habe ich überhaupt keine Aktien an dem Spielausgang oder irgendwelche Präferenzen. Aber die Argumentation mit den anderen (beteiligten?) Vereinen sehe ich auch nicht. Inwiefern sollten diese bei einer juristischen Entscheidungsfindung eine Rolle spielen können? Es geht doch zuerst um die direkt Beteiligten. Vergleich: Eine Person schlägt eine andere nieder, eine dabeistehende Person bekommt keinen Schlag ab. Täter bekommt eine Haftstrafe, Opfer erhält Schmerzensgeld. Unbeteiligte Person erhält logischerweise weder Strafe noch Schmerzensgeld. Ist zwar ein wenig holprig, aber kein Mensch würde auf die Idee kommen, dass Dritte einen Vor- oder (vermeintlichen) Nachteil daraus ziehen sollten. So würde ich auch die betroffenen Vereine sehen, evtl. müssen sie als Unternehmen auch versuchen, das Beste für ihren Verein herauszuholen, aber in meinen Augen trägt das nicht. Und: Bochum hatte vor Jahren auch die Konsequenzen zu tragen (Becherwurf auf Linienrichter; Spielwertung als Niederlage), wieso sollte das hier anders sein?
Darum ging es in diesem Verfahren nicht.
Sondern um die Feststellung, ob die Spielfortführung durch den Schiedsrichter korrekt war oder nicht.
Bei einem Abbruch durch das Verschulden eines der beiden Vereine, ist die Wertung zu Gunsten des anderen Vereines, laut Rechts und Verfahrensordnung des DFB zwingend.
2022 wurde das Spiel Bochum-Gladbach abgebrochen. Das Spiel Bochum-Union aber nicht.
Kommt man zu dem Schluss, dass der Schiedsrichter einen Fehler gemacht hat und das Spiel hätte abbrechen müssen und des Weiteren zu dem Schluss, der DFB kann das im Nachhinein noch revidieren, gilt das Spiel als abgebrochen und die Punkte müssen an Bochum gehen.
Alle anderen Diskussionen führen hier zu nichts. Es geht nicht um das Feststellen oder Bestreiten von Schuld beteiligter Vereine.
Genau so ist es. Entsprechend ist es entschieden worden. Es hätte abgebrochen werden müssen.
Bochum hatte Protest gegen das Weiterspielen eingelegt, hatte sich also nicht einfach auf das Fortsetzen des Spiels eingelassen, sondern damit auf die Notwendigkeit des Spielabbruchs hingewiesen…