Hallo @Albulipe! Schön von dir zu lesen. Über wirtschaftliche Zusammenhänge und Ökonomie kann man trefflich streiten, da es keinen Königsweg gibt. Daher werde ich im ersten Teil nicht auf deine Zeilen eingehen, was aber später noch kommen kann. Was mich an deiner Aussage ziemlich wundert ist das Thema Investoren und deren Absichten. Ich habe mir speziell die von dir angesprochene PL angeschaut und stelle dabei einige sehr interessante Muster fest, die belegen sollen, das es einem Investor nicht nach Gutdünken, nach Zugehörigkeit oder Anhängerschaft geht, sondern ganz klar die Orientierung auf Profit gelegt ist.
Arsenal London (Stan Kroenke): US-Amerikaner, Inhaber von Los Angeles Rams (NFL), Colorado Avalanche (NHL), Denver Nuggets (NBA), Colorado Mammuth (NLL) und Colorado Rapids (MLS). Ihm gehört nebenbei noch der Pepsi Center in Denver und ist CEO eines Sport-TV-Sender. Seine ersten Investitionen bei Arsenal tätigte er 2007, über den Zeitraum von 2008 bis 2011 kaufte er immer weitere Anteile von Arsenal hinzu. Bis 2013 betrug die Gesamtinvestition von Kroenke ca. 425 Mio Pfund, aber Überraschung! Der Vereinswert an der englischen PLUS-Börse zum gleichen Zeitpunkt betrug 955 Mio Pfund. Gewinnzuwachs 100% in nicht mal einem Jahr. Seit 2018 ist Kroenke mit 92% alleiniger Inhaber von Arsenal London. Und wenn das noch nicht ausreicht, weise ich gerne auf das Tax Justice Network hin, welches 2015 veröffentlichte, das der FC Arsenal London eine auf den Cayman Islands registrierte Ltd. ist und im großen Umfang Steuerzahlungen vermeidet. Noch eine kleine Anmerkung zu Arsenal und seinen Investoren. Der heutige Haupt-Anteilseigner (49,9%) vom FC Everton, der Iraner Farhad Moshiri, gab 2016 seine Anteile an Arsenal ab. Vereinstreue oder Verbundenheit sieht anders aus, nicht wahr?
Manchester United (Glazer-Familie): Malcolm Glazer, Mehrheits-Anteilseigner der Tampa Bay Buccaneers (NFL) und Inhaber mehrerer Franchises in den USA. Seit 2003 Besitzer und Eigentümer von Manchester United, der seine beiden Söhne (Rieche ich hier Vetternwirtschaft?) Avram & Joel Glazer als Vorstandsvorsitzende einsetzte. Manchester United wurde unter den Glazers in zwei Gesellschaften ausgegliedert. Die Red Football Ltd. Partnership und die Red Football General Partner Inc. sind im US-Bundestaat Navada angemeldet. In Nevada wird keine Körperschaftssteuer erhoben. Ebenso ist die Aktiengesellschaft auf den Cayman Inseln gemeldet um Steuerzahlungen zu vermeiden. Siehe hierzu auch in die Veröffentlichungen des Tax Justice Network von 2015. Interessanter Nebenaspekt ist noch der Hauptsponsor zwischen 2006 und 2010, das war nämlich die Amercian International Group (AIG). Und wer sich an die Lehman Krise 2008 erinnert, findet in diesem Zusammenhang auch die AIG, die von amerikanischen Steuermitteln in Höhe von 150 Mrd US-Dollar gerettet wurde.
Manchester City (Mansour bin Zayed Al Nayhan): Scheich aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Mitglied der Herrscherfamilie. Seit 2009 Hauptanteilseigner mit 86,2% von Man City, die in der Abu Dhabi United Group Investment & Development Ltd (ADUG) rechtlich hinterlegt ist. Speziell für den Kauf von Man City wurde die ADUG 2008 mit Sitz in den Emiraten gegründet. In den Emiraten gibt es keine direkten Steuern und das Königreich gilt als Steueroase. Die ADUG besitzt weitere internationale Fußballvereine. Darunter New York City FC (MLS), Melbourne City FC (A-League), Yokohama Football Marinos (J-League) und der FC Girona (Premiera Division). Man City verfügt ebenso über ein großes Training- und Scouting Netzwerk, das mit zwei Akademien in Afrika verbunden ist. Dort gibt es immer wieder fragwürdige Vorkommnisse die schon an Menschenhandel erinnern.
Weitere Vereine dessen Inhaber dafür gesorgt haben, den Club in eine Ltd. auf den Cayman Inseln auszugliedern:
Birmingham City (Carson Yeung Ka Sing / China)
FC Fulham (Shahid Khan / Pakistan)
An diesen Daten ist auffällig, das die oben genannten Investoren alle zwischen 2006 und 2009 englische Clubs aufgekauft haben. Warum dieser Zeitraum? Ich spekuliere jetzt ein wenig. Kann es sein, das durch die Lehman Krise 2007/2008 der Finanzmarkt kaputt war und man sich neue Rendite-Quellen suchte? In allen beschriebenen Beispielen kommt nicht ein Investor gebürtig aus Großbritannien. Eine körperliche oder psychische Nähe zu einen der Clubs kann es also auch nicht geben.
Zu deinem Beispiel Roman Abramovich kann ich ebenso entgegnen - zu welchem Preis hat der Oligarch aus Russland den Club gekauft? 200 Mio Pfund. Was ist der Verein heute wert? 2,2 Mrd. Pfund. Ist das keine Wertsteigerung? Und Abramovich liebäugelt schon länger mit einem Verkauf von Chelsea.
Newcastle United und Mike Ashley. Ernsthaft? (Nicht böse gemeint)
Schon vergessen was die Steuerbehörde HMRC 2017 beim Verein durchgeführt hat? Kam es da nicht zu einer Razzia mit 180 Beamten wegen Steuerbetrugs? Wurden da nicht ziemlich viele Daten beschlagnahmt und Lee Charnley verhaftet? Hast du das wirklich schon vergessen? Das unter solchen Umständen und Vorfällen die Fans von Newcastle einen Mike Ashley alles andere als umarmen wollen ist wohl mehr als verständlich. Und das du es als positiv betrachtest, das ein solcher Ashley weiterhin im Club bleibt muss doch ehrlich gesagt auch von einer ganz anderen Sicht aus betrachtet werden. Wo könnte dieser Investor, mit dieser Reputation aktuell ein anderes Geschäftsfeld aufmachen oder einsteigen? Schon mal so gedacht?
In der gleichen Razzia wurden übrigens auch Geschäftsräume von West Ham United untersucht und Unterlagen beschlagnahmt. Was mich direkt zu Vichai Srivaddhanaprabha von Leicester City bringt. Er hat sein Mrd-Vermögen mit Duty-free Shops gemacht und hatte in Thailand quasi ein Monopol. Ich kann es nicht beweisen, nur meine Menschenkenntnis sagt mir, wenn ein Mensch ein Monopol in einem Land errichtet, was ebenso fragwürdig mit Menschenrechten und Demokratie umgeht, dann kann da nicht alles sauber abgelaufen sein. Was allerdings nur eine haltlose Spekulation von mir ist.
Und ich möchte noch erwähnen, das ich für die oben genannten Beispiele nur auf die Premiere League geschaut habe. Weitaus größere Verflechtungen mit den nahezu gleichen Geschäftsmodellen gibt es noch in anderen internationalen Ligen - auch in der Bundesliga. Wir beide sind vielleicht unterschiedlicher Meinung was Wirtschaft und Vergleich zum Sport angeht. Allerdings betrachte ich Investoren im Fußball weiterhin als Krebsgeschwür, die den Fußball definitiv zerstören und sich nur selbst bereichern wollen, indem sie Möglichkeiten ausnutzen um Steuern zu hinterziehen oder Steuerzahlungen zu vermeiden.
Ach, was ich ja fast vergessen habe. CR7 und Vermarktungsrechte. Natürlich hat der Spieler daraus seinen finanziellen Vorteil, keine Frage. Aber was macht er aus diesem Vorteil? Er hinterzieht Steuern, wofür er auch rechtskräftig verurteilt wurde. Das ist mein Vorwurf in dieser Thematik. Denn genau der Mensch der 19h am Tag in einem Sweatshop arbeitet ZAHLT seine Steuern! Mit einer Strafzahlung von 20 Mio Euro konnte er abwenden ins Gefängnis zu gehen. Und genau das ist der Nebeneffekt der bei solchen Dingen heraus kommt. Wenn es nur noch ums Geld geht und nicht mehr um den Sport an sich, dann folgt ein Rattenschwanz an Verfehlungen, weil jeder anscheinend nur noch raffgierig ist in diesen Bereichen. Wie sonst erklärst du dir den Wechsel von CR7 nach Juventus Turin? Die Familie Agnelli hat doch CR7 nicht nur aus sportlichen Gründen geholt, sondern eben wegen Vermarktung. Ein CR7 bringt Twitter-Follower und Istagram-Follower in Millionen mit sich, die alle potentielle Käufer von Merchandising sind. Juve ist schon der Primus in Italien. Rein sportlich gesehen hätte man einen CR7 überhaupt nicht nötig gehabt. Aber das liebe Geld was man mit diesem Spieler generieren kann, das nimmt die Alte Dame gerne mit.
Viele liebe Grüße