Schlusskonferenz 216 – #25

Schon irgendwie witzig.
Nach der Hinrunde hat sich Deutschland etwas entspannt “Ah, endlich wieder Konkurrenz um die Meisterschaft” und “Ah, wir haben mit einigen Teams international die Gruppenphase überstanden, so schlecht sind wir doch nicht” und wo stehn wir jetzt? :smiley:

An Deinem Beispiel kann man doch sehr gut erkennen, das ein Umbruch wie beim BVB spielerisch nicht das hält, was sich der Verein verspricht. Die Bayern angreifen und vielleicht den Titel holen. Da wurden, wie du schon richtig gut angeführt hast, wirklich sehr gute Spieler geholt. Und da wurde auch von Herrn Zorc tief in die Tasche gegriffen. Was hat es gebracht?

Das Problem ist, der BVB hat sich mächtig verstärkt, mehr als andere Clubs die im oberen Tabellendrittel mitwirken, und dennoch reicht ein müder FC Bayern aus. Der Drops ist gelutscht würde ich mal sagen. Auf absehbare Zeit wird es keinen anderen Meister als Bayern München geben, leider. So läuft es halt im neoliberalen Wirtschaftssystem welches vor ein paar Jahren auch in der Bundesliga Einkehr gehalten hat. Der mit dem meisten Geld wird Platzhirsch, und aufstrebende Konkurrenz wird kaputt gekauft. Nimm die Wirtschaft als Beispiel und du siehst wie die Bundesliga mittlerweile funktioniert. Innovationen werden mit viel Geld entweder aufgekauft, weggeschnappt oder mit viel Investition kaputt geredet. Wer einmal Platzhirsch ist, der lässt sich das nicht mehr nehmen. Frag mal Siemens, Amazon oder Apple wie die das machen…

Und aus aktuellem Anlass hat sich ebenfalls gezeigt was ich mit Bayern und internationalem Vergleich meinte. Die Bayern waren vor ein paar Jahren noch konkurrenzfähig in der Champions League. Spielerisch als auch finanziell. Das dies nun zu Ende ist hat sich heute gegen Liverpool klar gezeigt. Für die Bundesliga reicht es aus, aber international halt nicht mehr. Und da wird auch nicht mehr viel kommen. Wie sagte Max vor ein paar Wochen in einem seiner Podcasts - Warum sollte ein teurer Spieler zum FC Bayern wechseln, wenn er mehr Geld und mehr Chancen auf einen internationalen Titel in England oder Spanien hat? Wenn selbst englische Zweitliga-Clubs mehr Geld in den Kader stecken können als die meisten Bundesliga-Vereine, wo bitte soll da noch ein Wettbewerb stattfinden?

Warum wird dieses Argument eigentlich nur beim FC Bayern herangezogen? Es ist doch auch so, dass sich der BVB an guten Spielern von Frankfurt (Wolf), Gladbach (evtl. Hazard), Werder (evtl. Eggestein), Mainz (Diallo) usw. bedient. Kauft der BVB nicht auch seine untere Konkurrenz “kaputt”? Der nächste Schritt ist, dann, dass sich die oben genannten Vereine an denen, die sich eine Stufe darunter befinden, bedienen. Das führt derzeit ja nicht nur dazu, dass an der Spitze schon viel zusammenkommen muss, dass der FCB mal ein Jahr nicht Meister wird, aber auch dazu, dass es unter den ersten 8 Vereinen wenige Überraschungen gibt und - was für mich auch auffällig ist - dass die Kluft zwischen Liga 1 und Liga 2 größer wird.

Grundsätzlich sind das tatsächlich die Mechanismen des Wirtschaftssystems. Aber halt nicht nur beim FC Bayern, sondern auch darunter.

Die Diskussion an sich finde ich aktuell unangebracht. Seit sechs jahren wird ein spannender Titelkampf herbeigewünscht. Jetzt gibt es den doch. Der ist für mich bei weitem noch nicht entschieden, da sich der BVB mit einem Sieg in München wieder an die Spitze setzen kann. Dass sie sich mit aktiveren Mannschaften leichter tun, hat man nun ausreichend gesehen.

Problematisch ist es dann halt in den Fällen, in denen der FCB seinen seinerzeits nächsten Konkurrenten die wertvollsten Spieler auf mindestens zweifelhafte Art und Weise ohne Ausgleich, sprich ablösefrei abluchst, wie es bei Lewandowski und Goretzka der Fall war.

Da bin ich jetzt nicht so tief drin. Aber auch das wird von der Konkurrenz bei deren Konkurrenz sicher auch gemacht und seit dem Bosman-Urteil ist das leider auch legitim.

Was ist daran zweifelhaft, einen Spieler ablösefrei zu holen, der verfügbar ist? Und für Lewandowski hätten sie gezahlt, Watzke hatte nur sein Veto eingelegt.

@GNetzer
War es bei Lewandowski nicht eher so, dass Bayern nur ein Alibiangebot abgegeben hat, dass für einen der damals schon besten Stürmer der Welt nicht ansatzweise entsprechend war? In meinen Augen war die komplette Causa Lewandowski von Beginn an ziemlich deutlich darauf ausgerichtet, ihn ablösefrei zu verpflichten.

Bei Goretzka war das Verhalten der Bayern auch nicht gerade lupenrein. Schalke war sich mit dem Spieler unterschriftseinig als Bayern dazwischen grätschte und immer wieder öffentlich betonte, an Goretzka interessiert zu sein. Ein besonderes Geschmäckle bekommt das Ganze, wenn man den Zeitraum des Umschwungs Goretzkas betrachtet: der Confed-Cup und außerhalb des letzten halben Vertragsjahres, bei dem andere Vereine ohne Wissen des abgebenden Vereins mit dem Spieler verhandeln dürfen. Die öffentlichen Aussagen einzelner DFB-Verantwortlicher, die Goretzka zu einem Wechsel nach München rieten, kamen da noch hinzu. Passend dazu übrigens der gestrige Auftritt von Bierhoff mit FCB-Schal auf de Tribüne- in meinen Augen ein handfester Skandal, der hoffentlich in den breiten Medien aufgegriffen wird.

Ähm, dass man nach einer spielerisch grauenhaften und extrem verpfuschten Saison 17/18 ganz deutlich um die Meisterschaft mitspielt und zumindest das CL Achtelfinale erreicht hat…nur so als Beispiel. Auch wenn es die ewig gleiche Leier ist: Dortmund hat ordentlich Geld in die Hand genommen, hat sich aber keine Titelgaranten und keine erfahrene Champions gekauft. Dass diese Saison so läuft, wie sie läuft, hat man sich maximal gewünscht aber nicht erwartet.

Ich bin da voll bei Dir wenn es um das Hauen und Stechen nach unten geht. Selbstverständlich gilt dies für jeden Profi-Club in der Bundesliga. Da braucht sich keiner von frei sprechen, selbst Freiburg nicht. Christian Streich wird allerdings jede Saison leer gekauft und muss jedes Jahr quasi von vorne anfangen, weil sich obere Vereine an Freiburg bedienen. Ihm bleibt also keine andere Wahl als das, was das System ausübt, in gleicher Form anzuwenden. Nur halt in viel kleineren Dimensionen. Das Prinzip jedoch bleibt.

Die Kluft zwischen der 1. und 2. Liga spiegelt sich doch in jedem Land wieder. In der englischen Premiere League gibt es bis auf wenige Ausnahmen immer die gleichen Fahrstuhlmannschaften. Das ist in Spanien so, in Italien und und und. Selbst in Österreich und der Schweiz sind solche immensen Unterschiede festzustellen. Quasi jede europäische Liga hat seinen Klassenprimus der sich bei anderen bedient und die kleineren schwächt.

Ich spreche nur deshalb den FC Bayern an weil dieser nun mal 6 Jahre hintereinander Meister geworden ist und das er es dieses Jahr voraussichtlich zum siebten Mal werden wird, wenn nicht gravierend etwas passiert. Aber selbst wenn ich mich irren sollte und der BVB sollte es schaffen, dann kann man doch nicht ernsthaft darüber reden das die Bundesliga endlich wieder “spannend” geworden ist. Das ist ein kurzes Aufblitzen, bleibt aber kein andauernder Bestand. Und wenn alle 5 Jahre mal ein kurzes Aufbäumen entflammt ist das in meinen Augen romantisch nett, in der Gänze jedoch nur eine Randnotiz.

Ein neoliberales System, dass Investoren uneingeschränktes Handeln verbietet? Da ist dieser Begriff aber einer komischen Verwendung zugeführt geworden. Haben wir es nicht eher mit handfestem Protektionismus zu tun? (was es aus meiner Sicht eher schlimmer macht!)

Protektionismus wäre nur das Argument mit dem Festhalten an der 50+1 Regelung. Diese wird aber schon seit Jahren umgangen, indem immer größere Summen von Sponsoren gezahlt und bereit gestellt werden. Und wer sagt bitte, das Investoren in der Bundesliga verboten wird uneingeschränkt zu handeln? Schon Herrn Kühne vom HSV vergessen? Oder einen Mateschitz von Leißzig oder einen Hopp von Heidenheim? Und was ist mit Kind bei Hannover 96? Die 50+1 Regelung ist doch mittlerweile zu einer Farce verkommen, die unter der Hand schon lange keinen echten Bestand mehr aufweist. Protektionismus im eigentlichen Sinne könnte man es nennen, wenn jeder Bundesliga-Club noch ein eingetragener Verein wäre. De facto sind sie das nur noch auf dem Papier. Das eigentliche Hauptgeschäft wurde doch ausgegliedert. Bis auf wenige wie der FC Schalke 04 hat man den Lizenzspielbetrieb in eine GmbH & CoKGaA ausgegliedert, welche mit einem Verein weder rechtlich noch sinngemäß nichts mehr zu tun hat.

Ebenso der stark angestiegene Anteil der Medien- und Übertragungs- und Vermarktungsrechte spielt hierbei eine große Rolle. Ob da nun ein Mäzen ála Abramowitsch, ein Nasser_Al-Khelaifi oder ob der Lenker und Pate Don Hoeneß an der Spitze sitzt spielt doch schon lange keine entscheidende Rolle mehr. Das Hauptargument heißt Geld! Und das ist der Hauptmotor eines neoliberalen Wirtschaftssystems.

Interesting comment, let me pick up on the economic part of it (I’ll leave the emotional side to you :wink:). You’re absolutely right. Empirically the clubs who make the most and least money are also those who are the most and least successful respectively in terms of league position and winning trophies. There is a high correlation between a club’s economic power and success on the pitch. What’s more, these two factors also strongly reinforce each other. Success on the pitch facilitates economic success and economic success (in terms of available funds) will buy you sporting success.

This dual relationship of correlation and causation is due to some unique circumstances in the industry of professional football. First, there is the special role of the player. Football is a players’ game. In the long run, the teams with the best players usually have the greatest success on the pitch. Thus, if a club wants to stage a serious challenge for titles not just once but season after season, they must maintain a strong squad of players consistently. At the same time, there is also a very strong relationship between the quality of a player and his price because of their limited supply and a fiercely competitive market for the greatest talents, young and old. There are just so many Christiano Ronaldos and Aaron Wan-Bissakas to go around. In short, if you want to win games (and trophies) consistently, you need strong players, and the stronger a player, the more expensive he is.

Second, in professional football the ‘Matthew effect’ is hard at work. “For to every one who has will more be given.” It is not just that successful clubs who play the most attractive football and have the biggest stars tend to sell more tickets, have more lucrative sponsorship deals, and sell more merchandise all around the world (all of which you would expect), but they also earn the most money from their sporting success directly. There is a high correlation between league position and the amount of money you are able to make.

This relationship is not linear but proceeds in steps. The crucial factor here is “getting into Europe”. Participating in the European club competitions regularly, the Champions League (CL) in particular, separates the poorer clubs from the richer ones. This is because such participations provide a club with substantial revenues directly – Bayern for instance earned €70.5m in CL price money in the 2017/18 season alone – as well as indirectly because as an event of global interest the CL promotes the participating clubs’ brands all around the world resulting in even bigger sales of merchandise and even more lucrative sponsorship deals.

What this means essentially is that you need a lot of money to buy the players who will allow you to compete for the European places in order to make the money there you need to buy the players who will get you into Europe next year as well. The problem with this virtuous or vicious circle (depending on your point of view) is that it rather quickly converges to a steady state of a closed shop system. Only the teams that are strong enough to compete for the European places on a regular basis earn the money that is necessary to reliably keep doing so. Even a team which manages to break into Europe every once in a while won’t be able to generate the requisite financials from this to keep up with the usual suspects, you have to be there season after season if you really want to become one of the big clubs.

Incidentally, UEFA Financial Fair Play (FFP), which was brought in to level the playing field among the clubs, is achieving just the opposite. UEFA FFP stipulates that clubs must not spend more money than they earn from their day to day operations over a certain period. As a consequence, those clubs that already have the highest operating revenues also have the most disposable money to spend on the kind of players who will guarantee them to keep generating their high revenues in the future.

These are just the fundamental economic rules of the game as it is now. The question is, what to do about it?

Two ideas come to mind immediately. I won’t go into greater detail here and now, this posting is already long enough. I’d rather open it up for discussion to and with you!

(1) Allow external investors and get rid of UEFA FFP, that is to say get rid of artificial limits for how much money investors might put into a club. This would allow weaker and smaller clubs to obtain the funds they need to break into the closed shop system I’ve outlined above.

(2) Leave UEFA FFP and restrictions on external investments in place but implement some kind of financial leveller between the clubs, e.g. a ‘success tax’ on the high-income clubs or a radical reallocation of the TV and broadcasting revenues among the clubs. (The TV and broadcasting rights are an obvious candidate for redistribution since they are bargained collectively and collected and allocated centrally by the DFL (or PL in England) and independent of any particular club.)

Other ideas? Objections? Comments?

Looking forward to your response!

Btw, @GNetzer, lest I forget. This is a great looking board and your board management software really seems to be top notch in all departments. I’m looking forward to some good discussions on here. :smiley:

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A very interesting and concise survey about the obvious, but sometimes puzzling, economic correlations in football.

However, I think a broader discussion deserves an own thread and wouldn’t really belong in this one.

Just briefly in response to suggestion (1):
Where there is success, there is defeat. The risk of external investors includes a pull-out as soon as the expected profit from their investment fails. In this case I would very much appreciate artificial limits such as salary caps or whatever other mechanisms there are.

Thanks again for your posting!

Ich würde da gerne drauf eingehen, nur finde ich ebenfalls, das diese Unterhaltung den Rahmen dieses Themas hier sprengen würde. Unter welcher Rubrik bzw unter welchem Thema könnte ich diese Unterhaltung mit @Albulipe weiter fort führen? Besten Dank im Voraus

Leg doch einfach unter “Geplauder” einen neuen Thread an. Max kann ja dann die entsprechenden Beiträge verschieben, wenn es nötig sein sollte.

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Good to hear from you! Thanks for weighing in on the discussion.

I second the idea of hiving this off as a separate thread, maybe in the “Geplauder” section?

Should we ask @GNetzer to move @Christian_Jakob’s comment over there together with all its replies as a new topic? Or do you want to start a new thread there yourselfs, beginning perhaps with your longer, more elaborate thoughts?

I start a new discussion in extra-thread

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Splendid. Looking forward to your thoughts!

Das ist die Abwesenheit von Regulierung. Das ist das eigentliche Ziel von neoliberalistischen Bestrebungen.
Im Fußball (ob DFL, UEFA oder sonst wo) gibt es aber jede Menge Regeln, die nur das Ziel haben die bestehenden Player zu schützen oder stärker zu machen (siehe Geldverteilung der CL und @Albulipe s Argument bezüglich des FFP). Ob das System funktioniert oder nicht, ist doch zweitrangig.
Ich finde Protektionismus auch gar nicht positiv, aber die Erwähnung des ideologisch unglaublich aufgelandenen Begriffs “Neoliberalismus” an einer so nicht passenden Stelle stört mich. Deine Erklärungen und Argumente bringen mich zu dem Schluß, du meinst eigentlich “Kapitalismus”. Wenn man die beiden Wörter austauscht habe ich keinerlei Einwände!
So und jetzt lese ich den neuen Thread mit der weiteren Diskussion!