Ich habe das WM-Tagebuch von @Taktikfuchs123 herausgekramt, und die Beiträge zu deutschen Elf (wie WM-Tagebuch, Tag 13 nach dem deutschen Aus | Laptoptrainer) sind durchaus spannend, auch wenn sich natürlich vieles auf die Frauen gar nicht übertragen lässt.
Ich schaue mir seit 2011 alle WM-Spiele der Japanerinnen an (War in Frankreich sogar im Stadion). Diese waren die letzten Jahre in einer (leichten) Krise, aber diese WM sind sie einfach bockstark. Dann höre ich im Kommentar, dass die allermeisten Spielerinnen im Heimatland spielen und lese auf der Wikipedia (Nihon Joshi Soccer League – Wikipedia), dass für viele Spiele der japanischen Frauenliga gar kein Eintritt verlangt wird.
Tobias Escher hat schon öfter ein Loblied auf die Arbeit im Männerfußball des Japanischen Fußballverbandes gesungen. Ich kenne mich da wirklich nicht aus, aber hinter der Frauenmannschaft muss eigentlich auch exellente Arbeit stecken. Ansonsten ist der Erfolg eigentlich nicht zu erklären. Womit wir bei den deutschen Damen und dem DFB sind.
Nationalmannschaftsfußball ist in Deutschland zum undankbaren Geschäft geworden, bei den Herren wie den Damen. Der DFB schafft es einfach nicht mehr, die Prioritäten so zu setzen, dass die Nationalmannschaften auf Titelkurs gebracht werden können. Bei den Frauen hat man das deutlich gesehen, als die Bundestrainerin die WM-Vorbereitung mit einem Rumpfkader beginnen musste. Man sieht es aber vor allem auch in der Nachwuchsarbeit. Für die Herren hat Tobias alles bereits gut aufgearbeitet. Bei den Frauen kommen mir so Schlagzeilen wie diese in den Sinn: Abschaffung der U17-Bundesliga der Juniorinnen: "Ein Armutszeugnis" | rbb24
Natürlich kann der DFB jetzt das Personal austauschen. Aber man sieht ja, wie gut das bei Flick geklappt hat. Nicht nur die Leistung, auch die Probleme sind im Kern die gleichen geblieben. Besser wäre:
- Mehr Investition in Stützpunkte: In Trainer_innen, die Mädchen aktuell 100% ehrenamtlich trainieren, in Ausstattung und Vereinsarbeit
- Mehr Investition in ein Ligen- und Nachwuchsystem, dass den Nachteil der Vereinsdichte gegenüber den Männern ausgleicht und es Nachwuchstalenten ermöglicht, so früh als möglich so professionell wie möglich zu spielen
- Investitionen in die NLZ ( @BirgitPoldi hat dazu schon alles gesagt)
- Verbesserung der Verletzungsvorsorge, spezifisch auf das weibliche Geschlecht zugeschnitten. Verletzungen im Frauenfußball sollten nicht so häufig so schwer ausfallen und das Humanmedizin einen Bias zum Vorteil der Herren hat, ist mittlerweile ja allgemein bekannt.
- Robusteres Auftreten gegenüber der Liga. Das Spieler_innen nicht pünklich abgestellt werden, geht einfach nicht. Idealerweise sollte der DFB da Sanktionsmöglichkeiten bekommen (Punkteabzug). Ich weiß, das ist aktuell utopisch, aber so wie es jetzt läuft, geht es nicht weiter
Wer soll das bezahlen? Ich denke, die Innenminister wären durchaus bereit über mehr Förderung nachzudenken, wenn der DFB nicht so ein Moloch wäre. Die denken sich bestimmt, dass die hinterzogenen Steuern Förderung genug sein müssten.
Noch ein allgemeiner Gedanke: Für eine erfolgreiche Liga (auch im Hinblick auf europäische Wettbewerbe) braucht man heutzutage vor allem Geld und kaufmännisches Geschick. Da schlägt sich Deutschland nicht schlecht. Für eine erfolgreiche Nationalelf braucht es hingegen harte Arbeit und die Bereitschaft, auch einmal Geld zu versenken. Da tut sich Deutschland gerade schwer.
Ich weiß, was ich mir wünsche wird wohl alles nicht passieren. Dann sehe ich aber auch für die Zukunft schwarz. Dass es allein am sportlichen Personal liegt, glaube ich einfach nicht.