Frauen-WM 2023

Ich habe das WM-Tagebuch von @Taktikfuchs123 herausgekramt, und die Beiträge zu deutschen Elf (wie WM-Tagebuch, Tag 13 nach dem deutschen Aus | Laptoptrainer) sind durchaus spannend, auch wenn sich natürlich vieles auf die Frauen gar nicht übertragen lässt.

Ich schaue mir seit 2011 alle WM-Spiele der Japanerinnen an (War in Frankreich sogar im Stadion). Diese waren die letzten Jahre in einer (leichten) Krise, aber diese WM sind sie einfach bockstark. Dann höre ich im Kommentar, dass die allermeisten Spielerinnen im Heimatland spielen und lese auf der Wikipedia (Nihon Joshi Soccer League – Wikipedia), dass für viele Spiele der japanischen Frauenliga gar kein Eintritt verlangt wird.

Tobias Escher hat schon öfter ein Loblied auf die Arbeit im Männerfußball des Japanischen Fußballverbandes gesungen. Ich kenne mich da wirklich nicht aus, aber hinter der Frauenmannschaft muss eigentlich auch exellente Arbeit stecken. Ansonsten ist der Erfolg eigentlich nicht zu erklären. Womit wir bei den deutschen Damen und dem DFB sind.

Nationalmannschaftsfußball ist in Deutschland zum undankbaren Geschäft geworden, bei den Herren wie den Damen. Der DFB schafft es einfach nicht mehr, die Prioritäten so zu setzen, dass die Nationalmannschaften auf Titelkurs gebracht werden können. Bei den Frauen hat man das deutlich gesehen, als die Bundestrainerin die WM-Vorbereitung mit einem Rumpfkader beginnen musste. Man sieht es aber vor allem auch in der Nachwuchsarbeit. Für die Herren hat Tobias alles bereits gut aufgearbeitet. Bei den Frauen kommen mir so Schlagzeilen wie diese in den Sinn: Abschaffung der U17-Bundesliga der Juniorinnen: "Ein Armutszeugnis" | rbb24

Natürlich kann der DFB jetzt das Personal austauschen. Aber man sieht ja, wie gut das bei Flick geklappt hat. Nicht nur die Leistung, auch die Probleme sind im Kern die gleichen geblieben. Besser wäre:

  • Mehr Investition in Stützpunkte: In Trainer_innen, die Mädchen aktuell 100% ehrenamtlich trainieren, in Ausstattung und Vereinsarbeit
  • Mehr Investition in ein Ligen- und Nachwuchsystem, dass den Nachteil der Vereinsdichte gegenüber den Männern ausgleicht und es Nachwuchstalenten ermöglicht, so früh als möglich so professionell wie möglich zu spielen
  • Investitionen in die NLZ ( @BirgitPoldi hat dazu schon alles gesagt)
  • Verbesserung der Verletzungsvorsorge, spezifisch auf das weibliche Geschlecht zugeschnitten. Verletzungen im Frauenfußball sollten nicht so häufig so schwer ausfallen und das Humanmedizin einen Bias zum Vorteil der Herren hat, ist mittlerweile ja allgemein bekannt.
  • Robusteres Auftreten gegenüber der Liga. Das Spieler_innen nicht pünklich abgestellt werden, geht einfach nicht. Idealerweise sollte der DFB da Sanktionsmöglichkeiten bekommen (Punkteabzug). Ich weiß, das ist aktuell utopisch, aber so wie es jetzt läuft, geht es nicht weiter

Wer soll das bezahlen? Ich denke, die Innenminister wären durchaus bereit über mehr Förderung nachzudenken, wenn der DFB nicht so ein Moloch wäre. Die denken sich bestimmt, dass die hinterzogenen Steuern Förderung genug sein müssten.

Noch ein allgemeiner Gedanke: Für eine erfolgreiche Liga (auch im Hinblick auf europäische Wettbewerbe) braucht man heutzutage vor allem Geld und kaufmännisches Geschick. Da schlägt sich Deutschland nicht schlecht. Für eine erfolgreiche Nationalelf braucht es hingegen harte Arbeit und die Bereitschaft, auch einmal Geld zu versenken. Da tut sich Deutschland gerade schwer.

Ich weiß, was ich mir wünsche wird wohl alles nicht passieren. Dann sehe ich aber auch für die Zukunft schwarz. Dass es allein am sportlichen Personal liegt, glaube ich einfach nicht.

2 „Gefällt mir“

Ich kann deine Forderungen nachvollziehen und denke auch, dass der DFB viel, viel mehr für den Frauenfußball tun könnte und sollte (und auch für die Nachwuchsförderungen bei den Männern), aber… was hat das jetzt mit dem Ausscheiden mit der WM zu tun?

Ist der Kader, der letztes Jahr Vize-Europameister geworden ist, jetzt plötzlich so schlecht? Ist Deutschland ausgeschieden, weil das Team wegen mangelndem Nachwuchs jetzt schlechter ist als Marokko, Kolumbien und Südkorea? Sorry, das soll sich jetzt nicht nur auf deinen Post speziell beziehen; man liest nur gerade überall wie schlecht es doch um den deutschen (Frauen-)fußball steht und Deutschland müsste mehr Jugendarbeit machen oder die Liga fördern und so weiter und so fort. JA! Müssen wir - seit Jahren schon! Aber das hat doch nichts mit dem Ausscheiden bei dieser WM zu tun, oder doch? Das Team was da auf dem Platz steht müsste von den Namen her locker in der Gruppe weiterkommen. Es ist doch nicht so, dass es an der Kaderqualität gefehlt hat um gegen Südkorea zu verlieren?!

Ich habe keine Ahnung was die Hauptursachen für das Ausscheiden sind. MVT? Mentalität (möff möff)? Einfach Pech? Zu großer Druck? Eine gesunde Abwehrreihe? Aber mangelnde Jugendausbildung oder schlechte DFB-Führung waren für diese(!) Misere mMn nicht verantwortlich.

5 „Gefällt mir“

Eben nicht! Du hast völlig recht, für diese WM sind die Gründe sicher nur sehr begrenzt in der Nachwuchsarbeit der letzten Jahre zu suchen (Obwohl man halt sehr abhängig von Popp und Rauch war, und das bei Rauch ja schon auf die Füße gefallen ist).

Aber: Gerade deswegen halte ich es für falsch, jetzt mit Personalaktionismus zu kommen. Das war die Idee hinter dem Post (und da hier im Thread viele Personaldebatten laufen, hielt ich es nicht für deplaziert). Die Idee, man wechselt jetzt die Trainerin und bastelt ein bisschen an der Aufstellung und dann werden wir wieder Weltmeister, klingt zwar nach einem harten Schnitt, wird aber, wenn überhaupt, nur kurzfristig Erfolge bringen.

Und da ich nicht nur dagegen argumentieren wollte, habe ich ein paar Alternativen skizziert.

Alle diese Gründe, wenn sie wahr wären, sprächen halt auch nicht unbedingt für einen Wechsel an der Trainerposition… Aber wissen tu ich’s auch nicht.

Entschuldigung abgelehnt, du hast einen guten Punkt. Aber für fundierte Ideen für die kurzfristige Zukunft bin ich, offen gesagt, zu doof…

2 „Gefällt mir“

Ich sehe die Probleme vor allem auf strategischer Ebene. Mein Eindruck ist, dass dies die strategischen Gedanken waren:

Wir sind super stark → die Gegner stehen hinten drin → Wir üben Angriff

Tatsächlich geht es bei einem Turnier aber überhaupt nicht darum zu gewinnen. Es geht darum nicht zu verlieren. Daher kann man sich über den Angriff Gedanken machen, wenn die Abwehr steht. Wenn wir als Team noch nicht eingespielt genug sind für eine hohe Linie, dann müssen wir tief stehen. Auch als Favorit. Es ist bestimmt nicht so gemeint, aber ich empfinde den Fokus auf die Offensive als arrogant. Das nervt mich auch bei den Männern.

3 „Gefällt mir“

Hier ein ganz großartiger Text, zum Ausscheiden der deutschen Frauen.
Ich würde jeden, hier von Mara Pfeiffer @Wortpiratin formulierten Satz, unterschreiben wollen!!

2 „Gefällt mir“

13minütiges Interview im Deutschlandfunk mit Stephan Lerch zum WM-Aus und der Frage der Nachwuchsarbeit (Lerch ist seit einigen Monaten Trainer bei der TSG Hoffenheim/F, war Trainer beim VfL Wolfsburg/F und danach 2 Jahre Trainer beim TSG-Nachwuchs der Jungs)

Kernpunkte zum WM-Aus:

  • Fehlendes Eingespieltsein
  • Mangelnde Fähigkeit zum Überwinden von Widerständen (wie schafft man beim Nachwuchs die Balance zwischen Leistungsdruck und individuelle Entwicklung)

Für jemanden, der derart dicht an der Nachwuchsarbeit und den Frauen dran war, fand ich seine eher passiven Aussagen („der DFB muss ein Konzept vorlegen“) etwas lahm. Es kann aber auch der Unsicherheit geschuldet sein, weil er sich der diffizilen Balance zwischen „Anforderung“ (Wettkampfhärte) und Entwicklung spielerischer Qualität/Spiellust bewusst und selber ratlos ist.

3 „Gefällt mir“

Honestly an dem Ausscheiden ist Nigeria selber schuld. Mit 40 Minuten Überzahl und so vielen teilweise ja doch sehr schnellen Spielerinnen sollte man es deutlich besser schaffen, die Überzahl auszuspielen. Stattdessen hat Nigeria wieder und wieder ohne Vorbereitung versucht, mit einem Pass zwei englische Ketten zu überspielen. Klar kann das mal funktionieren, aber im Prinzip ändert sich dabei halt für England fast nix durch die Unterzahl. Da musst du meiner Meinung nach versuchen, mehr mit Querbällen und Laufwegen zwischen den Ketten und Einzelspielerinnen zu arbeiten um England in Bewegung zu bringen. Nigeria kann das doch. Aber anstatt es mehr zu machen in Überzahl wurde es immer weniger.

Schön zu sehen, dass dem Kicker der Transfer von Kane wichtiger ist als die laufenden K.O. Spiele der Frauen WM…

1 „Gefällt mir“

„Zeit Online“ sieht anders, hier ist der Liveticker der WM über dem Kane Transfer… :grinning:

Explosive Kolumne von Tabea Kemme: WM | Ex-Nationalstar rechnet mit DFB ab: "War eine Marionette des Systems"

1 „Gefällt mir“