Fußball-Business (Sammelthread)

Wow, das ist eine Milliarde Euro (1 € = ~1.08 $) mehr, als die Bewertung der Dallas Mavericks und die sind in einer geschlossenen Liga und Dallas ist ja auch kein kleiner Markt.

So’ne quicke Google-Suche (YMMV) sagt:

  • PSG-Umsatz 2021/22: €654,2 Mio
  • Mavs Umsatz 2021/22: €338 Mio
    Umsatz 2022/23: €399 Mio

(Muss jeder für sich beurteilen, für wie hart belastbar man die Geschäftszahlen des PSGs hält…)

Qu: PSG total revenue 2022 | Statista , Dallas Mavericks revenue 2023 | Statista

State of the MLS

Heute findet das Endspiel der MLS statt (MLS Cup, zwischen Columbus und LA FC) und im Vorfeld gab es die alljährliche Pressekonferenz mit dem Commissioner Don Garber.

Drei Punkte von Interesse:

1. Saisonplanung 2024 und 2025

Der MLS bereitet der Saisonkalender 2024 und 2025 große Kopfschmerzen – 2024 die Copa America, 2025 FIFA Klub-WM und CONCACAF Gold Cup. Garber:

That’s a message for everybody. If we have to shut the league down and lose games, it impacts our players. It impacts our partners. It impacts our fans. It impacts everything that that MLS has to deliver for all of our stakeholders.

Die WM 2026 in den USA sei etwas anderes, aber…

I can’t imagine we’re going to be playing games during the World Cup, but the economic impact of that is significant.

Für 2024 und 2025 erwäge man eine Umgestaltung des Spielplanes. Optionen, die auf dem Tisch seien, sei eine Zweiteilung der Saison nach dem argentinischen/mexikanischen Modell der Apertura und Clausura (Hinrunden-Meisterschaft, Rückrunden-Meisterschaft), eine Formatänderung des Ligen-Pokals, den man gemeinsam mit der Liga MX/Mexiko austrägt und ein Format, dass die Reisekilometer der Teams reduziert.

2. Jahr 1 des MLS Season Pass mit Apple

Man ist weiterhin zurückhaltend mit der Nennung konkreter Zahlen, aber Garber unterstreicht die Aussage von Apple-CEO Cook, dass der MLS Season Pass im Debütjahr alle Erwartungen übertroffen habe. Dabei sei für die MLS nicht die absolute Zahl der Zuschauenden wichtig, sondern die Zahl der verkauften Abos, die Sehdauer der Spiele vor und hinter der Paywall, die Demographie der Zuschauenden und das „Engagement“ der Zuschauenden.

3. Expansion

Die MLS hat derzeit 26 Teams. 2025 wird mit San Diego eine 27tes Franchise an den Start gehen. Mehr als 30 Franchises sind derzeit nicht geplant.

Qu: Garber: MLS ‘can’t afford’ breaks for major international events

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DAZN möchte Frischgeld

Qu: Bloomberg via https://origin.bnn.ca/sports-streamer-dazn-explores-raising-as-much-as-1-billion-1.2009157

In der Investment-Bubble spricht man davon, dass DAZN auf der Suche nach einer Finanzspritze von bis zu US$ 1Mrd ist – nicht weil sie vor der Pleite stünden, sondern „it seeks to accelerate its global expansion“ (um schneller global expandieren zu können) und „extra funds could make the business more competitive as it bids for additional sports streaming rights.” (im Kampf um Übertragungsrechte wettbewerbsfähiger zu werden)

DAZN wird in den kommenden Wochen das Jahresergebnis 2023 veröffentlichen, dass „verringerte Verluste“ zeigen soll. Besitzer & Geldgeber Blavatnik soll weiterhin zu DAZN stehen.

Einige Moves in diesem Jahr haben gezeigt, dass DAZN bei den Rechten nicht mehr „all-in“ geht bzw gehen kann bzw gehen will (leistungsabhängige Boni bei den Serie A-TV-Rechten, verstärkte Kooperationen mit TV- bzw Plattform-Partnern).

In dem kurzen Artikel wird en-passant auch das eingestreut, was jedem Beobachter des Programmes eh schon aufgefallen ist und eine nahe liegende Assoziation ist: die gewachsene Nähe zu Saudi Arabien. DAZN hat in letzter Zeit einige TV-Rechte saudischer Sportveranstaltungen gekauft: Saudi Pro-League sowohl Männer als auch Frauen oder auch Kampfsport-Serie. Man war 2022 sehr schnell dabei die LIV-Golf-Serie zu übertragen (hat es 2023 nicht mehr getan).

Saudi Arabiens Staatsfond PIF investiert u.a. auch gerne in Medien & Sport, zB Newcastle Utd, die LIV-Golf-Serie. Angesichts der Ambitionen sich über Sportevents für die Weltöffentlichkeit vermarkten und Image-Arbeit zu leisten, könnte auch ein Investment in einen global agierenden Streamer interessant sein.

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Sehr guter Hinweis zu Saudi-Arabien, da hatte ich auch schon Gedanken in diese Richtung.

Es muss nicht in einem Zusammenhang stehen, aber die Finanzspritzenmeldung kommt kurz nachdem man in der Premier League-Rechtevergabe keinen Eintritt in den Markt gefunden hat, offenbar weil die Kostenhürde zu hoch war. Vor der Vergabe hieß es durchaus, dass DAZN ein Paket haben möchte, aber die waren einfach alle sehr hochpreisig und damit vermutlich aus dem laufenden Cashflow nicht zu bedienen.

Dazu noch eine weitere Beobachtung: Zwei inhaltliche Säulen waren eigene Dokumentationen und Hintergrundformate. Also z.B. Berlin Underground und Decoded. Diese Formate gibt es von der Machart her weiter, sie sind aber komplett verkauft und finanzieren sich nach dem, was ich höre, allein über die Sponsoren, die dabei sind. Entsprechend heißt es dann nicht mehr unfiltered, sondern Time2Charge und wir sehen schon im Teaser Schnittbilder von einem Elektroauto. DAZN flutet also weiter Content auf seine Plattform mit niedriger Relevanz (oder hat jemand von euch schon mal nach Veröffentlichung einer Folge irgendwas darüber irgendwo gehört?), aber hat diesen Content immerhin für den Moment finanziert.

Inhaltliche Ambitionen hat man damit aber aufgegeben.

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Die Werbeplatzierung ist bei DAZN gefühlt im letzten Jahr auch deutlich hochgefahren worden. Sah man zum Beispiel gut in der Konferenz gestern. Mini-Halbzeit Analyse und dann hieß es die Mannschaften machen sich zurück auf den Platz, zack nochmal einen Werbeblock eingeschoben. Mittlerweile ist es nichts großartig anderes mehr als ein herkömmlicher Sportbroadcaster mit recht viel nervig platzierter Werbung, werbefinanzierten Inhalten und Dingen die ich als jemand der nur Sport konsumieren will nicht brauche. Mir ist es egal ob da jemand in Madrid, Manchester oder Mailand am Spielfeld-Rand steht und im schlechtesten Fall noch ungelenke Experten im Schlepptau hat (Grüße gehen raus an Michael Ballack). Dazu ein Aushängeschild mit Laura Wontorra die ich leider als nicht geeignet empfinde, welche sich mit Werbung für Sportwetten für mich persönlich erst recht disqualifiziert. Und nein dass ist komplett geschlechtsunabhängig. DAZN geht hier mit Julia Simic, Turid Knaak, Carmen Höfflin, Almuth Schult, Stephanie Baczyk und auch Alina Hartmann bei der NBA und Mika Kaul bei der NFL einen guten Weg.

Als Nutzer der ersten Stunde habe ich das nischige Anfangsformat genossen, keine große Show, nur Sport. Wohl wissend, dass der erste Preis nicht haltbar ist. Frische Moderatoren und Experten, die nicht die Hamanns, Effenbergs oder Babbels waren. Leute wie Seb Kneißl, Lutz Pfannenstiel, Jonas Hummels, Alexis Menuge oder Christian Bernhard waren und sind erfrischend und es ist ja kein Zufall das einige davon auch hier im Rasenfunk auftauchen. Aber mehr und mehr wird es zu Sky / Sport1 / RTL+ 2.0 und damit zu dem gleichen stromlinienförmigen Einheitsbrei dem ich überdrüssig bin.
Aber direkt übel nehmen kann ich es DAZN nicht mal. Das die dauerhaft kein Geld verbrennen, nur damit sie etwas anderes sein können als die Mitbewerber ist logisch. Markt regelt halt, auch im durchkommerzialisierten Volks-Sport.

DAZN veröffentlicht erste „Einschaltquoten“

Qu: DWDL DAZN veröffentlicht erstmals Reichweiten und Marktanteile - DWDL.de

Am besten rübergehen und lesen, weil sich der Artikel nur schwer zusammenfassen lässt.

Bei DAZN trifft die TV-Quoten-Welt auf die Online-Zahlenmessung und da kommen Zahlen raus, die schwer zu bewerten sind, weil es keine Referenzen gibt.

A bisserl TV-Welt…

A bisserl mit TV vergleichbar sind die linearen Kanäle DAZN 1 und DAZN 2, according DWDL. Die AGF kann hier eine durchschnittliche „Sehbeteiligung“ ausweisen – aber anscheinend werden mehrere Personen vor den Bildschirmen noch nicht berücksichtigt, anders als beim TV.

  • Leverkusen – Dortmund auf DAZN 1:
    171.000 Zuschauer Z3, Marktanteil 14–49 über die gesamte Übertragung 2,0%, Männer 14–49: 3,4%, zum Schlusspfiff Marktanteil 14–49: 2,7%
  • Hoffenheim – Bochum auf DAZN 1 (Freitagsspiel):
    36.000 Zuschauer
  • Stuttgart – Leverkusen auf DAZN 1 (Sonntagsspiel):
    147.000 Zuschauer
  • Köln – Mainz auf DAZN1 (Sonntagsspiel):
    93.000 Zuschauer

Zum Vergleich: SKY fuhr Sonntags bei den Spielen 400.000 bis knapp über 1 Mio Zuschauer ein, aber: DAZN ist ein Streamdienstleister und lineare Kanäle nur sekundär.

Die lineare Nutzung macht im DAZN-Gesamtangebot nur rund 15 bis 20 Prozent der gesamten Reichweite aus, wie Haruka Gruber, Senior Vice President Media DAZN DACH, vor wenigen Tagen in einem Pressegespräch vor Journalistinnen und Journalisten erklärte.

… und a bisserl Online-Welt

Und wie gut lief denn jetzt Leverkusen – Dortmund? Zu der durchschnittlichen Sehbeteiligung von DAZN 1 kommen dann on the Top die Nutzungsdaten des Stream. Und hier kommt die Nettoreichweite zum Einsatz, die anders als die TV-Quote berechnet wird (jede Person die sich mal kurz in den Stream eingeklinkt hat, zählt). Und damit hört die Vergleichbarkeit zB mit SKY auf.

Nettoreichweite Leverkusen – BVB: 1,12 Mio.
Tja, nun… ¯_(ツ)_/¯

Wer will, kann aus Grubers „15–20% der Gesamtreichweite“ die Zahlen des linearen Kanals DAZN 1 nehmen und mit 5 bis 6 multiplizieren … und landet bei Zahlen, die jetzt nicht absurd weit weg von den SKY-Einschaltquoten liegen.

Wie schwer die Vergleichbarkeit ist, bzw. wieviel da aktuell in Bewegung ist, macht eine Pressemitteilung der AGF deutlich. Im Januar wird die AGF ihre Panels verändern und verstärkt Haushalte ohne TV-Gerät berücksichtigen.

Ich kann mir vorstellen, dass noch etliche Monate vergehen werden, bis man ein Gefühl für die Einordnung der Zahlen bekommen hat.

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Manchester United → Einstieg von Jim Ratcliffe

Wer?

Jim Ratcliffe, Mitgründer von ** INEOS**, im Großraum Manchester geboren. Bezeichnet sich als „lifelong supporter“ von United.

Ratcliffe stieg 1989 in die Welt des Risikokapitals ein, als er bei Advent International anheuerte. 1992 machte er sich mit „Inspec“ selbständig, aus dem später dann INEOS wurde.

INEOS ist der viertgrößte Chemie-Konzern der Welt, mit Ablegern in weiteren Wirtschaftssektoren … wie z.B. dem Sport. INEOS’ Aufstieg in der Chemie-Branche ist vor allem durch Käufe von abgestossenen Tochterunternehmen anderer Konzerne geprägt worden.

Der Ableger INEOS Sport hat sich eingekauft bei:

  • Manchester Utd
  • OGC Nice (seit 2019)
  • FC Lausanne-Sport (seit 2017)
  • RC Abidjan (Partnerklub in der Elfenbeinküste)
  • Formel 1-Team Mercedes (33%)
  • Radsport-Team Team INEOS/INEOS Grenadiers (ehemals: Team Sky)
  • Segelsport INEOS Britannia

Darüber hinaus ist man auch über sechs Jahre Sponsor bei den All Blacks – das Sponsoring ist in Neuseeland umstritten, da die INEOS-Aktivitäten in der Petrochemie-Industrie den Werten der All Blacks widersprechen würden und angesichts des Klimawandels eine Ohrfeige für alle benachbarten Pazifikinseln wären.

Dies ist ein prototypisches Beispiel für den Vorwurf des Greenwashings gegenüber den Sport-Aktivitäten von INEOS, deren Petrochemie-Sparte u.a. Fracking in Großbritannien betreibt.

“Sponsoring sports doesn’t do anything for his chemicals business,” says Graham Copley, founding partner at C-MACC an industry research firm. “The average punter doesn’t know what Ineos does, and it doesn’t affect his sales as a chemicals producer. [But] it is throwing an awful lot of positive PR at the company.”

Qu: Financial Times, 2020 ($)

INEOS versucht seine sportlichen Entitäten miteinander zu verknüpfen. Radsportler Chris Froome nutze in seiner Team INEOS-Zeit das Trainingsgelände vom OGC Nice. Auf der Website des französischen Fußballklubs wurde auch über das INEOS-Sponsoring der All Blacks informiert.

In contrast to many big corporations, Ineos runs a lean central office, staffed by just 40 people. Mirroring the structure in the group’s chemicals arm, its sports teams are considered part of this “federal” network of businesses, each controlled by powerful managers. But Sir Jim is hands-on, and meets each team leader every six weeks to grill them on progress. Teams are encouraged to help one another and share expertise. Meteorologists from the sailing team informed the decision of when Mr Kipchoge should start his attempt on the sub-two hour marathon. The cycling team is being advised by the Mercedes F1 group on how to improve aerodynamics, while some cyclists have trained at Nice’s facilities.

“Every company has its CEO and leadership team, but they run their business fairly independently,” says David Brailsford, principal at Team Ineos cycling. “But if there’s something that you feel like you’re leading in or something that you’re learning, you’re expected to share that across the other companies,” he says. “That’s the model he’s promoting with us in sport.” […] The concept is that all football clubs in the network benefit from shared scouting networks, data analysis teams and coaches. But at Ineos, each club could get an extra edge from experts in different sporting disciplines, such as nutritionists, physiotherapists and other technical experts.

Qu: Financial Times, 2020 ($)

Bewertung der INEOS-Zeit beim OGC Nice:
Der große Durchbruch blieb aus. Die Ambitionen wurden zurückgeschraubt: statt Titelkampf begnügt man sich mit Europapokal-Teilnahme. Aber aktuell ist man 5 Punkte hinterm PSG auf Platz 2.

Bewertung der INEOS-Zeit beim FC Lausanne-Sport:
Fahrstuhl-Mannschaft. In der Saison des INEOS-Einstiegs stieg man in die zweiten Liga ab, brauchte zwei Spielzeiten für den Aufstieg. Nach zwei Jahren Super League ging es im Sommer 2022 runter. Im Sommer 2023 Wiederaufstieg in die Super League, wo man derzeit wieder gegen den Abstieg kämpft.

Was?

Die finanzielle Seite

Seit knapp einem Jahr steht Manchester Utd faktisch zum Verkauf. Seit November zeichnete sich ein konkreter Deal ab, der nun vor Weihnachten besiegelt wurde.

Der Aktien-Deal

INEOS-Gründer Jim Ratcliffe erwirbt von der Glazer-Familie ca. 25% der A- und 25% der B-Aktien. Die 100 Millionen B-Aktien, die seit dem Börsengang 2012 im Besitz der Glazers geblieben waren, besitzen das jeweils zehnfachen Stimmrechte einer A-Aktien.

Eigentlich sah ein alter Passus vor, dass B-Aktien beim Verkauf der Glazers zu A-Aktien umgewandelt werden. Der Verwaltungsrat wird aber empfehlen, den verkauften B-Aktien ihren Sonderstatus zu belassen.

Trotzdem: Jim Ratcliffe ist zwar eingestiegen, aber die Glazers besitzen weiterhin per Aktien/Stimmrecht das größte Paket. Sportlich hingegen… s.u…
Für den Verwaltungsrat wird INEOS John Reece und Rob Nevin entsenden.

Die Frage, wie mit kleineren Teilhabern umgegangen wird und ob die Glazers in den kommenden Jahren weitere Aktien Ratcliffe einfach zuschieben wird, war einer der Knackpunkte, der innerhalb des Verwaltungsrats die Verhandlungen in den letzten Monaten verzögerte.

Die 25% der B-Aktien werden für US$ 33 pro Stück verkauft = ca. US$ 900 Mio für die Glazers. Damit würde Manchester United mit 5,4 bis 6,3 Mrd US$ bewertet werden (je nach dem wie man die Man Utd-Schulden verrechnet).

Zu den „kleineren“ Teilhabern über Aktie A-Stimmrechten gehören u.a.: Lindsell Train, Eminence Capital (Ricky Sandler), Ariel Investments und Leon Cooperman.

Der Deal enthält nach Informationen der BBC eine Art Ausstiegsklausel: sollte in den kommenden 18 Monaten eine dritte Partei ein Übernahmeangebot anbieten, dass die Glazers annehmen wollen, muss Ratcliffe/INEOS seine Anteile verkaufen.

INEOS wird US$ 300 Mio Frischgeld in den Club pumpen – angeblich in die Infrastruktur.

Die sportliche Seite

Mit dem Einstieg von Ratcliffe hat INEOS Sport die Kontrolle über den sportlichen Bereich bekommen. Auch wenn der Einstieg noch formale Hürden, wie zB die Genehmigung durch die Premier League, nehmen muss, sollen die eingereichten Unterlagen zwingend vorsehen, dass Transfers im Winter-Transferfenster, mit INEOS Sport abzustimmen sind.

Mit dem Einstieg von INEOS gelangen auch eine Reihe von Personen aus dem INEOS-Umfeld in die Gremien. Dabei sind sich die Medien nicht ganz einig, wer welche Position bei INEOS inne hat. Es ist ein Bullshit-Bingo mit Bezeichnungen wie „CEO“, „Director of…“ und „Head of…“ … whatever.

  • Rob Nevin, Chairman INEOS Sport
  • Dave Brailsford, Head of Elite Performance, Director of Sport → vertritt den Klub in Premier League-Gremien
  • Jean-Claude Blanc, CEO INEOS Sport, Ex-PSG-CEO, Ex-Juve-CEO → vertritt den Klub in Premier League-Gremien
  • Bob Ratcliffe, CEO INEOS Football, Bruder von Jim. War bis 2021 Chef der INEOS-Aktivitäten in Lausanne und Nizza.

Die englischen Medien sehen in Dave Brailsford Ratcliffes Schlüsselmann für die sportliche Führung von Manchester Utd.

Brailsford ist als Performance-Spezialist über den Radsport (Erfolge für Team UK bei Olympia, für Team Sky bei der Tour de France) bei INEOS reingekommen. Brailsford ist bekannt für seine Theorie der „Marginal Gains“. Simpel gesagt: wenn du dich in jedem Teilbereich um 1% verbesserst, wirst du am Ende Champion. Problem: in seine Zeit bei Team Sky fielen auch Dinge, die später als Dopingvergehen abgestraft wurden und auch hart von parlamentarischen Ausschüssen kritisiert wurden.

Neben Brailsford wird erwartet, dass Jean-Claude Blanc den Frontmann als CEO geben wird – in gleicher Rolle agierte er bereits bei Juve und dem PSG.

OGC Nice

Seit dem Einstieg 2019 wurde beim OGC Nice (theoretisch) eine Transferpolitik gefahren, bei der man Spieler in der Hoffnung auf Wertsteigerung einkaufte (a.k.a.: sie später mit Gewinn wieder zu transferieren) – mit gemischten Erfolg.

“Successful businessmen — always men — usually believe that they can manage a football business better than the managers who came before them,” says Stefan Szymanski, professor of sport management at the University of Michigan. “History shows that this belief is almost always false. The problem is that the secret of a profitable business is typically the discovery of a mechanism to isolate it from the forces of competition — but this formula does not extend to football, where intense competition is inescapable.”

Qu: Financial Times, 2020 ($)

Ratcliffe’s experience in European football has the most direct relevance to United. His time as owner of French top tier club OGC Nice charts a steep learning curve, costly mistakes, sporting underperformance and bad luck, but some more recent signs of promise.

Qu: Financial Times, 2023 ($)

Die Situation beim OGC war anscheinend so wenig zufriedenstellend, dass 2021 Brailsford zum OGC Nice entsendet wurde, um ein „Audit“ durchzuführen. Ergebnis der „Überprüfung“ von Brailsford: Bob Ratcliffe wurde in Nice seines Postens enthoben und der Klubverantwortliche für Transfers, Julien Fournier (der mit dem Rassismusvorwürfen gegen Galtier), trat zurück. Iain Moody wurde als Transferberater verpflichtet.

Historisch hat der OGC Nice seit dem INEOS-Einstieg eine schlechte Transferbilanz. (Laut einer Zahl (anscheinend auf Transfermarkt basierend) soll OGC Nice seit 2019 die drittschlechteste Transferbilanz der Ligue 1 haben). Auch der Guardian hat im Januar einen Verriß über INEOS’ Handling vom OGC Nice geschrieben.

Die Financial Times attestiert inzwischen Besserung:

Nice’s trajectory appears to have shifted since an audit of its operations in the summer of 2022 by Ineos’ director of sport and former cycling coach Sir Dave Brailsford, which led to a clear-out of executives and a number of important hires […] Just over a year ago, Nice poached sporting director Florent Ghisolfi, who had helped RC Lens achieve promotion to Ligue 1 and left behind a low-cost team challenging PSG for the title […] Spending at Nice in the summer of 2023 was directed towards younger talent, while long-term bets in the transfer market began to pay off. For example, centre back Jean-Clair Todibo, who joined from Barcelona in the summer of 2021 for €8.5mn, is now a highly-prized asset and has been linked with a big money move to United. The French side also appears to have found its rhythm on the pitch for the first time since the takeover under new head coach Francesco Farioli, who was virtually unknown before being hired in the summer by Ghisolfi. The 34-year-old Italian had only been a manager in the Turkish league for two years before his move to France.

Qu: Financial Times, 2023 ($)

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FIFA stoppt neues Reglement für Spielerberater

Qu: Financial Times ($)

Im Oktober hat die FIFA ein neues Reglement für Spielerberater eingeführt, das die FIFA am Samstag per Brief an die Mitgliedsverbände vorläufig ausgesetzt hat.

Wegen des neuen Reglements laufen derzeit in mehreren Ländern, u.a. Deutschland und Spanien, wettbewerbsrechtliche Klagen gegen die FIFA. In Deutschland wurde die FIFA bereits gezwungen die Regelung vorläufig auszusetzen und diese Verfügung in Deutschland hat nun die FIFA zum globalen Aussetzen des Reglements gebracht (auf der Website der FIFA und des DFBs habe ich nichts entdeckt).

Die FIFA hat in Deutschland Einspruch gegen die Verfügung gestellt und hofft auf eine Verhandlung in Deutschland 2024. Rechtsexperten gehen aber von einer Verhandlung vor dem EuGH 2025 aus.

Das Reglement seit Oktober

  • Spielerberater brauchen eine FIFA-Lizenz. Die Lizenz gibt es nur gegen eine abgelegte FIFA-Prüfung (Dauer: eine Stunde, 20 Multiple Choice-Fragen)
  • Honorar der Spielerberater wird geregelt, inkl. einer prozentualen Obergrenze in Relation zum Spielergehalt bzw Transfereinnahmen (wenn vom abgebenden Klub beauftragt).
  • Spielerberater dürfen im Rahmen eines Transfers nicht mehrere Parteien vertreten

Qu: Lexology.com
Qu: altenburger.ch

Laut (vermutlich nicht ganz objektive) FIFA-Zahlen sollen die Spieleragenten-Honorare dieses Jahr um 43% gewachsen sein. Gleichzeitig sind ein Drittel der 9.200 Personen durch die FIFA-Lizenz-Prüfung durchgefallen.

Große Agenturen (CAA, Wasserman) begrüssten zumindest den Teil des Reglements, der die Einstiegshürden erhöht, kritisierten aber die Obergrenzen (Hello, my name is Captain Obvious)

Januar-Transferfenster

Die FIFA und Spieleragenten sahen sich zum Januar-Transferfenster mit einer Situation konfrontiert, in der je nach Land, unterschiedliche Regelungen zur Deckelung der Honorare getroffen wurden. Mit dem Aussetzen scheint die FIFA die Notbremse gezogen zu haben.

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Artikel über die NBA, aber mit interessanten Passagen:

Kurzer Blick ins interne Papier eines US-TV-Senders zu seinen Sport-Übertragungen, das der SZ vorliegt: Ein Kritiker bewertet die Leistung des Kommentators; es geht um Wortwahl, Sprachwitz, Kompetenz. Es geht aber auch darum, wie formidabel es dem Kommentator gelungen sei, ein höchst einseitiges Spiel zu einem möglicherweise legendären Ereignis hochzujazzen; stets unterstützt von den Kollegen aus der Statistik-Abteilung mit Einblendungen, dass es einem Team zuletzt vor 57 Jahren gelungen sei, einen Rückstand wie diesen aufzuholen. Es war nichts anderes als die permanente Aufforderung an die Zuschauer, genau dafür wird der Kommentator beinahe euphorisch gelobt vom Kritiker: dranbleiben bis zum Ende des Spiels und damit auch bis zum Versenden aller Reklamefilme in den Werbepausen.

Zweite Einblendung nach den Statistiken: wie viel Geld man bekäme, würde man jetzt live auf ein Comeback wetten - mit dem Hinweis des Kommentators, dass der Verein, der gerade hinten liegt, vor der Partie favorisiert gewesen und eigentlich das bessere Team sei. Das bedeutet: Aufgabe des Kommentators ist nicht nur, das Geschehen auf dem Spielfeld einzuordnen und Zuschauer mit nützlichen Informationen zu versorgen, sondern diese Zuschauer vor den Bildschirmen zu halten und vielleicht gar zum Wetten zu animieren. Im Wissen, dass wetteifrige Leute im Vergleich zu Nichtwettern eher bis zum Ende dranbleiben.

Ohne zuviel über interne Bewertungen von Fußballkommentatoren zu verraten, aber um gute Inhalte geht es da schon lange auch nicht mehr. Wenn Dazn mit ihrem Wettangebot ernst macht, schwappen die Wetthinweise bestimmt auch immer wieder von der Rahmenberichterstattung in den Live-Kommentar, auch wenn vermutlich die Landesmedienanstalten da draufschauen werden.

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Sportwetten: Diese direkte Interaktion mit dem Kommentator wie bei Twitch kombiniert mit emotionaler Involviertheit zum Spiel, der Selbstüberschätzung und Analyse der Fakten und der Lust etwas Geld erspielen. Und am Ende kann man so eigentlich am direktesten die ganzen Massen vor dem TV ausnehmen. Verdopplung der PayTV Preise hängen einem ewig nach als schlechte Presse und viele Leute kündigen. Aber in 30 Minuten in der Emotionalität über Microwetten auf jeden Ballkontakt 15 Euro weggeworfen, das kann ja mal passieren. Sauer ist man da nur auf sich selbst und dann holt man es sich wieder. Und sowieso viel besseres Einkommen als Werbepartner, die brauchen ja ein Produkt, das erstmal hergestellt werden muss. Sportwetten und die direkte Verknüpfung mit den Medien, den Ligen usw. soll der neue Sportkonsum sein. Deshalb stecken die Private Equities entsprechend auch schon überall mit drin um diesen Weg zu ebnen. Und wenn die Super League kommt, und dann ohne PayTV laufen soll, dann muss uns doch klar sein, dass die Geldgeber auch vermutlich genau diese 360° Verknüpfung mit Sportwetten anstreben werden. Direkter ist der Moneyflow von Millionen Zuschauern in die Taschen der Eigentümer kaum. Und entsprechend will auch jeder in Sport, Sportvermarktung anlegen. Es ist sicher nicht der Merchabsatz, der die anlockt, denn egal wie, die meisten Kunden kaufen nur einmal. Das tun sie bei Sportwetten nicht, es gibt einfach keine Sättigung, insbesondere wenn dann der Kommentator alle aufruft zu wetten und dann sehen wieviel bei dieser Wette zu gewinnen ist, und dann noch mehr deshalb aufspringen. Alles digital, alles virtuell.

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Ich bin weitaus skeptischer was die Sportwetten angeht. So obvious die Verknüpfung aus Übertragung und Sportwetten ist – sehe ich eher einen kurzfristigen Hype der durch die veränderte Gesetzeslage und Stimmung in den USA losgetreten wurde (Uii, sogar die Profiligen mit richtigen Teams in Las Vegas, was vor zehn Jahren noch bähbäh war).

Der Versuch einer engen Verknüpfung ist in Europa ein alter Hut und hat sich nicht wirklich durchgesetzt. In UK hatte SKY bereits in den Nuller Jahren einen „SKY Bet“-TV-Kanal, der aber sukzessive wieder geschlossen und dann in zwei Schritten weiter verkauft wurde.

2005 startete das deutsche PREMIERE „PREMIERE Win“. DSF und RTL hatten in den Nuller Jahren ihre Pläne.

Was ist davon übrig? Nüscht.

Was ist das Problem? (Relativ) restriktives Handling von Sportwetten in Deutschland. Die erhoffte Liberalisierung ist recht schnell wieder einkassiert worden.

Für internationale Player (a.k.a. DAZN) skalieren IMHO Sportwetten aufgrund des Flickenteppiches an unterschiedlichen Gesetzesregelungen nicht.

Anders formuliert: welche Rahmenbedingungen sollen jetzt anders sein, als vor fünf, zehn oder zwanzig Jahren, damit daraus ein lukratives Projekt wird?

Ich verorte das Thema Sportwetten eher im Bereich eines Kurzzeit-Hypes – zumindest solange nicht so etwas wie der EuGH da mit der Bowlingkugeln die Gesetzesregelungen abräumt.

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DAZN, Jahresbericht 2022

Qu: DAZN hails ‘remarkable progress’ and 300m global users but losses remain above US$1bn - SportsPro

Grosso modo alles „happy, happy“: 60 Millionen Abonnenten (weltweit). Man fühlt sich als „global home of sport“ bestätigt.

DAZN has invested significantly in major soccer rights and invested heavily in technology, hoping to become a true digital sports platform that offers multiple services, such as betting, ecommerce, ticketing, and other forms of content, alongside its core video proposition.

Same procedure as every year… Wo ging es gleich nochmal zur NFT-Abteilung?

Geschäftszahlen:

  • Verluste in 2022 reduziert, von US$1,35 Mrd auf schlanke US$1,04 Mrd
  • Umsatz ggü Vorjahreszeitraum um 41% gesteigert auf US$2,19 Mrd

DAZN will hope that the launch of new services, wider availability, and a more robust content portfolio will drive subscriber numbers further and unlock new sources of revenue in the 2023 and 2024 financial period, offsetting its larger expenditure on rights.

Wie es schon 1738 im Poesiealbum hieß:
Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Recent moves by the company included partnerships with sports ecommerce giant Fanatics and ticketing specialist Daimani, as well as the launch of free ad-supported television (FAST) channels and a new freemium offering to bring more users into its ecosystem.

… die Hoffnung aus den Free-Usern zahlende und Werbung sehende Kunden zu machen.

In other News:

DAZN appoints senior Amazon executive to lead its global advertising business

Qu: WALKER JACOBS JOINS DAZN AS GLOBAL CHIEF REVENUE OFFICER - DAZN

Walker Jacobs wird „Global Chief Revenue Officer“ und „President of DAZN US“

His appointment comes at a time when DAZN is deepening its relationships with sponsors, brands and the advertising community to maximise the value of its premium rights portfolio as well as explore new commercial opportunities and monetisation models for its recently launched free tier. Walker’s experience of driving cross-platform, interactive and advanced targeting multi-channel engagement will drive this agenda.

In addition, Walker will lead Team Whistle, DAZN’s US-based social media content creation and distribution company that was acquired by the business in 2023. Team Whistle has an original content slate of over 50 sports shows and a creator network that generates five billion views per month across YouTube, TikTok, Snapchat, Instagram, and Facebook. Finally, as President of DAZN US, Walker will lead business development in this key market and look for new commercial opportunities for DAZN to expand its US presence.

… Ah, der nächste Defibrilator-Move für die USA-Abteilung von DAZN.

Cheffe Shay Segev (DAZN Group CEO):

we have the technological foundations to enable brands to reach this high-value audience in a hyper-targeted and sophisticated way. This is a very attractive proposition for brands and, currently, an underleveraged part of our business.

… vulgo: aktuell noch ausbaufähiges Targeting des Publikums für Werbepartner, wo die DAZN-Technik doch eigentlich mehr hergeben sollte.

Walker Jacobs:

unlock our full potential, especially as we lean into our free tier of sports programming. I am also incredibly excited to help DAZN grow its presence in the USA and strengthen our offering to US viewers by building strong partnerships with leagues and competitions.”

Wenn die Wikipedia-Übersicht stimmt, hat DAZN USA derzeit: europäische Frauenfußball-Rechte, USFL-Football (falls es das nach der Fusion mit der XFL überhaupt noch gibt…), Bowling, büschen Boxen, Snooker, PDC-Darts, Sportangeln, einige Rennsportserien, British Netball.

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Ist halt die Frage ob die Gesetzeslage gegen die schiere Welle an Geld, die da zu machen ist wehren kann

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A-Leagues, Australien, Entlassungen

Was?

Der australische Ligaverband „Australian Professional Leagues“ (APL) wird ca. 40 seiner 80 Mitarbeitenden (andere Quellen sagen: 30 von 120 Mitarbeitenden) entlassen und u.a. die Tochterfirma „KeepUp“, zuständig für Content und Digitales, komplett schließen.

Wer?

Der australische Ligaverband organisiert/leitet die australischen Profiligen samt Unterbau:

  • A-League Men,
  • A-League Women,
  • A-League Youth
  • E-League.

In der Hoffnung selber mehr/besseren Wachstum zu kreieren, hat sich der Ligaverband zum Jahreswechsel 2020/21 vom australischen Fußballverband abgekoppelt.

In der zweiten Jahreshälfte 2021 gesellte sich auch der US-Investor „Silver Lake“ hinzu und kaufte ein Drittel der Anteile an der APL für €84 Mio.

Einschub: Silver Lake ist im Sportbereich beteiligt an: City Football Group (Man City, Melbourne City, NYCFC, Girona etc…), Diamond Baseball Holdings (Besitzer von 28 Minor League Baseball-Teams), Endeavor (Besitzer von IMG, WWE, UFC), New Zealand Rugby (7,5%)

Problem: Silver Lake hat eine Buy Out-Klausel und kann ab 2029 von der APL verlangen, sich „at market value“ auszahlen zu lassen. (Qu)

Wieso die Entlassungen?

Offiziell wird kommuniziert, dass der 3-Jahres-Plan nach Abspaltung nun beendet ist und man in den letzten Monaten eine vollumfängliche Review durchgeführt hat.

The review has identified significant opportunities to create efficiencies through consolidation and this necessitates an organisational restructure that is now underway. APL’s priorities remain the same - to deliver commercial growth and sustainability by creating the most exciting competitions possible for our fans - with strong teams producing great young players across Australia and New Zealand.

Die Review mag nicht nur durch das Auslaufen des dreijährigen Masterplans angestossen worden sein. In den letzten Monaten wurde auch die Führungsspitze der APL umgebaut, nach dem der CEO Townsend zum saudischen Investor SRL Sports Investment wechselte. Townsend galt als Initiator der nun geschlossenen Tochterfirma ShutDownKeepUp“.

Mit dem Weggang von Townsend sind im Oktober 2ß023 in der Verbandsführung Nick Garcia als Commissioner und James Rushton als Co-CEO eingestiegen. Rushton leitet seit 2023 die Digitaltochter „KeepUp“ und war verantwortlich für die Digitalstrategie der APL. (Qu)

Einschub: James Rushton? Ja, der James Rushton, der Mitbegründer von DAZN und zeitweiliger CEO bzw Co-CEO war

Aber möglicherweise war der Anstoss der Review nicht die neue Verbandsspitze, sondern die Lage der A-Leagues.

Die Lage der A-Leagues

In den Medien werden die Entlassung eher als Indikator für die schlechte Lage der A-Leagues interpretiert. Während die beiden australischen Nationalteams und die Amateurklubs boomen, sind die Zuschauerzahlen und Resonanz der A-Leagues rückläufig*.

Einschub: ich konnte keine belastbaren Zahlen für Zuschauerrückgänge finden. Per Wikipedia ist in den letzten beiden Spielzeiten und der laufenden Saison der Zuschauerdurchschnitt gewachsen (aktuell: 8.525).

Auch die TV-Einschaltquoten sollen ein Problem sein und unter einem Schwellwert gefallen sein, der die Zahlungen von Network 10 und Paramount+ reduzieren könnte. (Qu, Qu)

Die Liga mit ihren zwölf Teams blutet aufgrund einiger Problem-Franchises derzeit Geld:

  • Perth Glory hat seit Sommer 2023 keinen Besitzer, konnte Rechnungen nicht zahlen, ein Verkauf im November zerschlug sich kurzfristig und befindet sich aktuell unter Kontrolle eines Zwangsverwalters
  • Newcastle Jets hat seit Januar 2021 keinen Besitzer und wird kollektiv von den anderen Investoren in der A-League kontrolliert.
  • Melbourne Victory hat eine ab 2027/28 einsetzende, potentiell existenzgefährdende Buy-Out seines Investors 777 Partners (€18 Mio + 10% Zinsen für jedes Jahr)
  • Der amtierende Meister Central Coast Mariners stehen zum Verkauf. Aktuell hat sich noch kein neuer Besitzer gefunden.
  • Man hat den australischen Staat um Subventionen für die A-League Women gebeten (€7,25 Mio über zwei Jahre)

In der kommenden Saison (ab Oktober 2024) soll die Liga zwei neue Franchises aufnehmen: im neuseeländischen Auckland und in Canberra.

Während Auckland FC vom AFC Bournemouth-Chairman Bill Foley betrieben wird, gibt es immer noch keinen Besitzer für die Canberra-Franchise.

In der Vergangenheit hat die APL umstrittene Deals angestossen, um neue Einnahmequellen zu erschließen.

So wurde Ende 2022 das A-League-Endspiel für drei Jahre fest nach Sydney vergeben (statt beim besser platzierten Finalisten). Der Move war so umstritten (inkl. Fan-Ausschreitungen), dass der Deals nach dem ersten Endspiel im Sommer 2023, diesen Herbst umgeschrieben wurde.

Statt drei Jahre Endspiel in Sydney, wurde 2023/24 für zwei Jahre jeweils eine „Unite Round“ eingeführt, bei der alle zwölf Spiele eines Spieltags der A-League Men und A-League Women, komplett an einem Wochenende in Sydney ausgetragen werden (etwas was in anderen australischen Sportarten usus ist).

Eine erste „Unite Round“ fand nun Mitte Januar statt mit allgemein enttäuschenden Zuschauerzahlen: insgesamt 48.000 Zuschauer für die zwölf Spiele von Freitag bis Sonntag.

Qu: APL football: A-League financial concerns spark redundancies for half of workforce
Qu: A-Leagues to cut ‘close to 50% of jobs’ as part of restructure - SportsPro
Qu: Up to 40 jobs axed at cash-strapped A-Leagues

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:exploding_head: Wieso macht man denn sowas? Ist die Hoffnung man findet jemand anderes, der einem die Anteile abkauft? Das kanm doch nur in einer Abwärtsspirale enden.

Interessanter, etwas älterer (September 23), Artikel zu 777 und ihrer Motivation. Money (hihi)-Quotes:

„Wir sind der festen Überzeugung, dass eine neue Welle der Kommerzialisierung des Fußballs bevorsteht“, so Wander. 777 habe attraktive Preise gezahlt, um in Vereine zu investieren, die bislang „einen schrecklichen Job bei der Vermarktung ihres Produkts“ gemacht hätten.

Laut Wander verwaltet 777 Vermögen von 9 bis 10 Mrd. Dollar, „einschließlich einer Versicherungsbilanz von fast 4 Mrd. Dollar“. Alle Mittel habe 777 aus dem eigenen Geschäft generiert, abgesehen von 250 Mio. Dollar, die das Unternehmen in Form von Vorzugsaktien aufgenommen habe.

Wenn ich mich gerade nicht komplett irre, erzählt Liz Hoffman hier etwas anderes dazu: https://podcasts.google.com/feed/aHR0cHM6Ly9mZWVkcy5idXp6c3Byb3V0LmNvbS84MTk4NTMucnNz/episode/QnV6enNwcm91dC0xMzk5NTExNg?sa=X&ved=0CAUQkfYCahcKEwjwhpz3uvGDAxUAAAAAHQAAAAAQAQ

Im Sportbereich, so Wander, umfasse die Strategie von 777 den Wechsel von Spielern zwischen den Vereinen, den Kauf angrenzender Geschäftsbereiche wie Tickets und Merchandising sowie das Crossselling von Produkten anderer Unternehmen. „Die Vision für diese Fußballgruppe ist, dass wir eines Tages nicht mehr Hotdogs und Bier an unsere Kunden verkaufen, sondern Versicherungen oder Finanzdienstleistungen oder was auch immer", so Wander. Die intensive Bindung der Fans an ihre Vereine bedeute, „dass sie monetarisiert werden wollen“.

Dieses Zitat ging nach dem Interview auch rum, hab das glaube ich schon mal gelesen. Aber lass das der Vollständigkeit halber auch nochmal hier.

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„Digitale Spieleranteile“ in der Bundesliga: Betreiber der Krypto-App „Tradar“ stellen Insolvenzantrag | sportschau.de

Und schon insolvent.

Kartellamt prüft weiterhin TV-Rechte-Ausschreibung der DFL - kicker

Anscheinend will die DFL, dass die Zusammenfassungen erst ab 19:15 ausgestrahlt werden, das greift damit direkt die Sportschau an, zugunsten derer, die für die Verfügungstellung der Zusammenfassungen direkt nach Spielende (Bild?) Geld verlangen…

Ich hatte es vor einigen Wochen etwas differenzierter wahrgenommen und der KICKER-Artikel widerspricht dem nicht: Zusammenfassungen ab 19h15 als eines von zwei Modellen. Das zweite Modell ist das Bestandsmodell von 18h30.

Vulgo: ich halte es noch für zu früh für den Abgesang einer 18h30-Free-TV-Zusammenfassung. Für mich ist der KICKER-Artikel kein Beleg dafür.