Ich spreche hier bewusst vom Männer-Fußball, da in meiner Wahrnehmung es im Frauenfußball aktuell eher weniger ein Problem darstellt.
Dieses Thema schlummert irgendwie immer leise vor sich her. Es hat sich leider wenig getan seit dem Coming Out von Thomas Hitzlsperger oder als sich vor knapp einem Jahr im Oktober 2021 der Australier Josh Cavallo geoutet hatte. Niemand hat sich darin bestärkt gefühlt diesen Schritt zu wagen.
Gerade in der aktuellen Zeit, in der sich der Konservativismus im Aufwind befindet, LGBTQIA±Feindlichkeit in gewissen Kreisen immer mehr Raum einnimmt. In manchen Gebieten wird es für queere Menschen merklich ungemütlicher. Nicht nur im Gastgeber-Land der kommenden WM. Auch in Europa und in Deutschland.
Man schaue sich nur an, wie sehr hierzulande selbst gendergerechte Sprache zum Teil skandalisiert wird.
In diesem Hinblick ist es in meinen Augen sehr wichtig ein Gegengewicht zu setzen und auch Gesicht zu zeigen. Der Fußball kann hier wiedermal ein starkes gesellschaftliches Zeichen setzen.
Hinter allem schwebt natürlich leider die Angst vor Reaktionen der Gesellschaft, im Stadion oder in den sozialen Medien, so wird allenthalben davor abgeraten sich als aktiver Fußballspieler zu outen.
Das mediale Feedback und der Fokus wäre zudem auch auf den einzelnen Spieler nicht förderlich und auch aus Vereinssicht vermutlich eher schädlich, weil ein Thema medial zu groß sich auf eben diesen Spieler/Verein konzentrieren würde.
Weitere Konsequenzen kann man sich vorstellen, hinsichtlich möglicher Transfers würde dieser einzelne Spieler anders betrachtet werden. Fans die seinen Namen auf dem Trikot haben, könnten sich öffentlich ebenfalls der leider noch weit verbreiteten Homophobie ausgesetzt fühlen. Ergo wird sich hier vermutlich niemand so schnell dazu entschließen.
Wie könnte man das Dilemma lösen?
Eine Idee wäre, dass sich mehrere Spieler gemeinsam outen. Hierzu benötigte man einen Safe-Space an dem sich entsprechende Spieler vertrauensvoll hinwenden könnten. Selbstredend, dass dort höchste Verschwiegenheit herrscht, bis man sich dazu entschließt gemeinsam in der Breite diesen Schritt in die Öffentlichkeit zu wagen.
So wie das Thema „Equal Pay“ im Frauenfußball gerade als Thema auch noch viel zu klein diskutiert wird, müsste das Thema „Equal Gay“ im Männerfußball überhaupt erstmal gestartet werden. Wahrscheinlich würde es nicht mal ausreichen dies mit Fokus auf die deutschen Ligen zu verfolgen und man müsste hier europäisch denken.
Mir ist bewusst, dass der Rasenfunk hierfür zu klein und nischig ist, aber irgendwo muss doch auch mal was begonnen werden. Ich weiß nicht ob ein Podcast hier irgendwas bewirken würde.
Dennoch:
Die Mehrheit der User hier im Forum habe ich so wahrgenommen, dass sie sich weitesgehend frei von marginalisierenden Gedanken und Worten machen und lieber Vernunft walten lassen.
Vielleicht habt Ihr ja Ideen wie dieses Thema größer werden kann und ein solcher Safe-Space entstehen kann oder wisst von solchen Bestrebungen und ähnlichen Diskussionen zu diesem Thema.
Egal wie, mich würde Eure Meinung und Gedanken sehr dazu interessieren.
Nachtrag: diese Broschüre des DFB will ich nicht unerwähnt lassen: https://www.dfb.de/uploads/media/Informationsbroschuere_Fussball_und_Homosexualitaet_01.pdf