Kurzpass 201 – Frauenfußball (19. Spieltag und CL)

Wieder habe ich mit Jasmina Schweimler (@JasSchweimler) und Justin Kraft (@JustinKraft_) über die Situation im deutschen Frauenfußball gesprochen. Wie hat euch die Folge gefallen?

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Wie immer in dieser Konstellation eine sehr angenehme Gesprächsatmosphäre. Höre ich immer wieder sehr gerne an. Danke an @GNetzer für den Raum den der Rasenfunk-Kosmos dem Frauenfußball bietet… Finde ich stark!

Den Gedanken dass der Frauenfußball aktuell von Männer-Vereinen nachgebaut wird, das sehe ich auch so wie Max, es war früher irgendwie etwas besonderes dass „exotische“ Vereine aus dem Ausland sich etablierten. Das ist wirklich schade. Es geht dadurch sehr viel verloren.

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Es tut ein bisschen weh, wenn Justin bei der Diskussion von Frankfurt Spielerinnen wie Freigang und Anyomi herausstellt und dann Lara Prasnikar nicht mal genannt wird. Für uns ist sie im Sturm eine absolute Leistungsträgerin und nicht ohne Grund zusammen mit Laura Freigang die Toptorschützin in dieser Saison. :disappointed_relieved: Klar hat Nicole Anyomi insbesondere beim Arnold Clark Cup echt Werbung für sich gemacht und ist auch sonst eine grundsolide Spielerin, aber ich finde Prasnikar ist aktuell trotzdem noch wichtiger für die Mannschaft.

Re: Kommerzialisierung des Frauenfußballs

Die ist natürlich fortschreitend, und natürlich sollten Journos und Fans darauf ein kritisches Auge haben. Man merkt es ja jetzt schon an der Konstellation der Bundesliga. Vereine, die bei den Männern als Plastikklubs verschrien sind, genießen bei Diskussionen über den Frauenfußball große Anerkennung, weil sie die Mittel haben, diesen zu fördern. Ich rede da von Wolfsburg, Hoffenheim, Leverkusen, Leipzig (die wahrscheinlich in den nächsten Jahren aufsteigen werden), und zu einem gewissen Teil auch den Bayern. Die sind zwar kein Plastikklub per se, aber sind natürlich trotzdem der Verein mit den meisten Mitteln im deutschen Fußball. All die oben genannten spielen auch in der Männer-Bundesliga, aber bei 12 Teams vs 18 machen sie bei den Frauen nochmal einen deutlich größeren Teil der Liga aus. Unterdessen gibt es Vereine wie Mainz 05, die erst seit dieser Woche überhaupt einen Plan für eine Frauenfußball-Abteilung haben. Da ist klar: Wer Geld hat, kann sich den Frauenfußball als „nices Add-On“ zu einem erfolgreichen Männer-Team leisten. Das wird sich wahrscheinlich auch nicht ändern, ist aber zumindest etwas, was man kritisch beobachten sollte.

Worauf ich eigentlich hinausmöchte ist etwas, was in der Sendung grob angeschnitten wurde, allerdings nicht genau benannt: Positive Feedback-Loops. I.e. wenn man gewinnt hat man mehr Mittel, bessere Sponsoren, ist attraktiver für Top-Talente, kann sich bessere Spielerinnen und Rahmenbedingungen leisten, und gewinnt dadurch mehr. Das ist ein Problem, das im Männerfußball mittlerweile so tief verankert ist, dass es da quasi unmöglich ist, etwas dagegen zu tun. Da sich der Frauenfußball, insbesondere in Deutschland, aber gerade noch in einer Aufbauphase befindet, wäre es mMn hier möglich, diesen Zyklus zu durchbrechen und fairere Rahmenbedingungen auch für kleinere Klubs zu bieten.

Ein Beispiel für einen Sport, der bereits etabliert ist und momentan aktiv versucht, diesen Feedback Loop zu durchbrechen, ist die Formel 1. Auch amerikanische Ligen im Basketball oder American Football machen das, aber die verfolge ich nicht, deswegen illustriere ich das mal anhand von Autos die im Kreis fahren. Dort gibt es bspw. seit letztem Jahr Cost Caps an Betriebskosten, die Teams nicht übersteigen dürfen. Die orientieren sich an den laufenden Kosten, die notwendig sind, um ein F1-Team am Laufen zu halten. Und Teams, die unten in der Hackordnung stehen kriegen mehr Zeit in Windtunneln als die Titelaspiranten, um ihr Auto besser entwickeln zu können. Teams wie Mercedes, Ferrari, Red Bull werden damit effektiv generft, können sich nicht mehr einen derart eklatanten Vorteil sichern, wie das bisher der Fall war. Das Feld rückt enger zusammen, die Formel 1 wird spannender. Ein absoluter Gewinn für die Fans, der zwar kurzfristig auf Kosten der Top-Teams geht, dafür aber mittel- und langfristig gut für die Gesundheit der Sportart ist. Chain Bear hat dazu mal ein sehr gutes Video gemacht.

Scharf gesagt: So etwas braucht es auch im Fußball. Es kann nicht sein, dass zwei Teams an der Spitze der Tabelle dem Rest des Feldes davonlaufen. Das wird momentan auch noch durch die Champion’s League verschärft, die insbesondere durch die Reform sehr lukrativ für die Vereine ist und somit den Top-Teams mehr Mittel, mehr Exposure, bessere Marketing-Bedingungen bietet. Wenn hier einfach so weitergemacht wird, wie bei den Männern, wird sich an den Grundbedingungen der Liga nicht nur nichts ändern, ich sehe sogar, wie sich der aktuelle Unterschied im Spielniveau noch weiter verschärfen wird, was nicht im Interesse der Liga als Wettbewerb auf Augenhöhe sein kann und sollte.

Wie genau das passieren sollte, dafür habe ich zugegebenermaßen keine konkreten Vorschläge - da ist konkret der DFB als Verband gefragt, der ja wie angesprochen die Frauen-Bundesliga bestenfalls stiefmütterlich behandelt. Eine Sache, die zumindest einen positiven Ausblick bietet ist, dass die Liga ab 2024 wahrscheinlich nicht mehr bei MagentaSport laufen wird, sondern bei einem anderen, etablierten Anbieter. Mein Tipp wäre Sky oder DAZN, wobei letztere ja bereits mit der UWCL ein Interesse am Wachstum des Frauenfußballs haben. Damit sollte den Teams am Ende schlichtweg mehr Geld zur Verfügung stehen. Über eine faire Verteilung muss dabei natürlich trotzdem noch verhandelt werden, aber ein Schritt wäre damit zumindest bereits getan.

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Jetzt habe ich etwas mehr Zeit zu schreiben als gestern.

Zum Nachbau des Männerfußballs im Bereich des Frauenfußballs:
Seit dieser Saison bemerke ich noch zusätzlich, dass nicht nur die gesamten Konstellationen nachgebaut werden, sondern auch die romantisierte Erzählung von gut und böse aus dem Männer-Fußball übernommen wird.

Da sind die bösen Plastik-Vereine und die guten Traditionsvereine. Ich finde diese Diskussion kann man im Frauenfußball nicht 1:1 übertragen.

Diese ganzen Hinfusionierungen zu den großen Männerfussball-Vereinen hat erst dann richtig an Fahrt aufgenommen, als diesen „Trend“ erkannt haben, dass es scheinbar lukrativer zu werden scheint und man mit seinen gefestigten Strukturen was z.B. Fan-Base angeht noch einen ordentlichen Teil des Kuchens abhaben will.

Das geht dann alles auf Kosten von den wahren Traditionsvereinen des Frauenfußballs wie Duisburg, Bergisch-Gladbach, TSV Siegen, Brauweiler und auch des FSV Frankfurt.

Wenn Vereine wie der BVB über Jahre hinweg den Frauenfußball ignoriert haben und nun (um eine Männer-Analogie zu provozieren) den Weg von RB Leipzig versuchen zu gehen um sich von der Kreisklasse in die Bundesliga zu spielen. Hat das in meinen Augen nichts mit der Männer-Erzählung der „Traditionsvereine“ zu tun, sondern ist ein Akt der Kommerzialisierung des Frauenfußballs, man könnte da auch von Plastik sprechen.

Wenn die SG Praunheim sich in den FFC Frankfurt umbenennt, hat das in meinen Augen auch einen anderen Drive als die Fusion jetzt hin zu Eintracht Frankfurt. Es ist klar dass der Name „Frankfurt“ im Falle vom FFC Frankfurt interessanter für Sponsoren war als es Praunheim war. Aber wenn dann Eintracht Frankfurt draus macht, hat das sehr viel damit zu tun, sich in ein gemachtes Nest zu setzen und finanziellen Push zu erhalten und der Teile der Männer-Fans nun auch abzugreifen.

So ehrlich muss man eben auch sein.
Übrigens ist die Frauen-Fußball-Abteilung der SG Praunheim quasi aus einer Betriebssport-Gruppe der Deutschen Bundesbank entstanden. :wink:
Ich sehe da eine gewisse Analogie zur Entstehungsgeschichte mancher böser Vereine.

Wenn beispielsweise Vereine wie die TSG Hoffenheim (2007) und VfL Wolfsburg (2003, nebenbei: ehemals Eintracht Wolfsburg, Gründungsmitglied der Bundesliga) den Frauenfußball früher als Sportart gefördert haben, kann man es auch so sehen, dass diese Vereine sowas wie Starthilfe für Frauenfußball gegeben haben.
Oder anders formuliert, den oben genannten Trend früher erkannt und besetzt haben.

Und jetzt sollen eben diese Vereine am liebsten aus der 12er Liga der Frauen herausgebeten, werden, damit dann auf lange Sicht Platz gemacht werden kann für eine romantisierte Männer-Dreamliga? In der dann irgendwann auch Dortmund, Schalke, Hamburg, Köln und Gladbach Platz haben?

Mir ist klar dass diese Vereine, vor allem die Fans dieser Vereine da gerne ein wohlwollendes Auge darauf haben und es dann auch feiern würden. Sind ja auch qua Entstehung deutlich mehr Unterstützer als es die TSV Siegen, USV Jena, SC Sand etc. jemals haben könnten.

Die Maßnahmen aus der Formel 1 auf den Fußball zu übertragen wird nebenbei bemerkt auch nicht funktionieren, da man hier quasi keine eklatanten Einnahmen durch Fan-Artikel oder Heimspiele erzielt. Man müsste dann eher überlegen alle Einnahmen aus eben diese Posten (Fanartikel, Zuschauer) aller Vereine in einen Topf zu werfen und dann gerecht zu verteilen… aber ich weiß schon wem das nicht schmecken wird. :wink:

Sorry wenn das jetzt wie ein rant wirken sollte, das will ich eigentlich nicht. Ich will vielmehr nur eine Sichtweise aufmachen die in meinen Augen zu kurz kommt und will davor warnen die Männer und Frauenfußball-Welt in die selbe Aufteilung von gut und böse zu zwängen.

Ich bin überzeugt davon, dass rein vom finanziellen Aufwand den der Frauenfußball in der 1. Liga bedeutet von nahezu allen 36 Männer-Vereinen der ersten beiden Ligen (vermutlich auch einige Vereine der 3. Liga) viel leichter gestemmt werden kann, als es ein SC Sand, VfL Sindelfingen oder SV Henstedt-Ulzburg.

Wenn denn die Vereine der Männer-Bundesligen es etwas ernster meinen, werden sie die kleinen Traditionsvereine der Frauen komplett verdrängen.
Ich habe leider keinen Zweifel daran, dass dies passiert und dann trotzdem das Thema „Tradition“ zur Differenzierung identisch aufgemacht wird, wie in der Männerwelt.
Das finde ich furchtbar schade.

Da hast du natürlich absolut recht, und das habe ich so nicht betrachtet. Zusätzlicher Faktor ist natürlich auch, dass diese „Werksvereine“ den Spielerinnen eine Ausbildung bei den dahinterstehenden Konzernen sichern können und somit Optionen für ein Leben nach der Karriere bieten. In der NDR-Reportage, die es vor kurzem über Alex Popp gab wurde das auch angesprochen, bzw. dass die Leute beim VfL fast geschockt waren, als sie eine andere Ausbildung machen wollte.

Ich sehe das persönlich als ein zweischneidiges Schwert: Einerseits haben die Vereine eben im Frauenfußball vergleichsweise Tradition, andererseits sind das natürlich trotzdem Erweiterungen und Marketing-Konzepte der Großkonzerne, die dahinter stehen.

Das habe ich auch so nicht gesagt und auch da: Ich sitze nicht beim DFB und bin (glücklicherweise) nicht am Entscheidungsprozess über solche Sachen beteiligt. Kontrovers ist das nämlich auf jeden Fall. Dass es nicht funktionieren kann wie in der F1 ist mir auch klar. Nur fände ich es schade, wenn hier die Gelegenheit, Parität zwischen den Vereinen zu schaffen, einfach liegengelassen würde unter einer vagen Idee von „der Markt wird’s schon richten“. Das führt dann zu Dominanz von 1-2 Vereinen und letztendlich zu einer Liga, in der an der Spitze schlichtweg die Luft raus ist. Das sehen wir ja an der Männer-BuLi.

Deine Einwände zu Eintracht Frankfurt finde ich übrigens sehr valide! Das war ja meines Wissens nach keine 100% begrüßte Übernahme sondern mehr eine Zweck-Ehe, weil dem FFC die Mittel fehlten, dauerhaft oben mitzuspielen.¹ Das war ja auch (zuumindest nach außen hin) der Grund, warum Mainz 05 erst jetzt die Kooperation mit Schott eingegangen ist: Die wollten genau so eine freundfeindliche Übernahme vermeiden. Es ist natürlich schade, wenn kleinere Traditionsvereine zugunsten von finanziell starken Männerklubs verschwinden. Aber da kann man leider auch nicht mehr als ein bisschen zynisch sein, das ist leider einfach die Welt in der wir leben.

¹ Kleiner Einschub: Ich weiß, ich sollte das als Frankfurt-Fan besser wissen, aber ist das vllt. auch der Grund, warum sich die SGE-Ultras nicht so aktiv mit dem Frauen-Team befassen? War ja immerhin bis vor kurzem noch ein komplett anderer Klub, und bei einer Ultra-Szene wie Frankfurt sollten doch eigentlich so Szenen wie dieses Wochenende in Bremen auch mal möglich sein. Werde da vllt. beim nächsten Heimspiel mal bei den Nutrias nachfragen. :wink:

Tolle Folge wieder einmal, schöner Überblick den ihr da immer liefert! Zu den angeschnittenen Themen über die Entwicklung des Frauenfußballs könnte ich euch stundenlang zuhören, wenn es da nur ein geeignetes Rasenfunk Format für gäbe…
Ich verstehe aber Maxs Reaktion auf die Aussage dass Wolfsburg Barcelona durchaus gefährlich werden kann nicht ganz. Klar hat Barca grade in der CL-Vorrunde eine sehr beeindruckende Leistung gezeigt, ich denke aber dass Wolfsburg gegen etwas schwächere Teams, die trotzdem international mithalten können auch ähnlich dominant auftreten kann, das haben die Spiele gegen Hoffenheim und Frankfurt denke ich sehr gut bewiesen. Grade in der Chancenverwertung und in der offensiven Flexibilität, aber auch in der Dominanz und der Performance der Restverteidigung hat mich das schon ziemlich an Barca errinert. Gleichzeitig hat Barca in beiden Spielen gegen Real immer wieder Spielabschnitte gezeigt, die eine bessere Mannschaft besser bestraft hätte (das kann aber auch nur Tagesform gewesen sein, abgesehen von der Champions League sehe ich Barca leider zu selten um da groß Urteile zu fällen)
Bei Wolfsburg beeindruckt mich die Entwicklung von einer Saisonhälfte zu der anderen schon enorm. In der Saisonphase wo man gegen Hoffenheim verloren und gegen Köln und Leverkusen nur unentschieden gespielt hat, hätte ich nicht erwartet dass Wolfsburg in dieser Saison um mehrere Titel mitspielt. Spannend finde ich dass grade die Dinge, die der VfL zu Beginn der Saison an Schwächen gezeigt hat nun zu Stärken geworden sind. Grade beim Hinrundenspiel gegen die TSG habe ich noch gut in Errinerung, wie unflexibel das Offensivspiel war, fast alle meisten Angriffe liefen über einen Flügel und das Kombinationsspiel war sehr fehleranfällig. Nicht einmal die Standards waren zu dem Zeitpunkt besonders gefährlich (jetzt weiß ich gar nicht mehr, wann die Wolfsburgerinnen das letzte mal in einem ganzen Spiel kein Standardtor gemacht haben…). Meine Meinung ist: wenn ein Team dem FC Barcelona diese Saison gefährlich wird, dann ist das der VfL und Tommy Stroot und seinem Trainer*innenteam gehört ihr viel Respekt gezollt.
Spannend fände ich es ja zu wissen ob diese Entwicklung auch in der Männerabteilung vom Verein beobachtet wird. Klar sind die Teams von Wolfsburg in komplett unterschiedlichen Situationen aber Stroot macht im Vergleich zu Kohfeld schon die klar bessere Figur, vermutlich ist der Gedanke aber etwas unrealistisch…

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Ja natürlich sind da kommerzielle Interesse im Hintergrund, am Ende wird die Investitionen einem medialen Werbewert gegenübergestellt. Der natürlich steigt, je mehr Reichweite der Verein erzielen kann. Aber es ist auch ein sozialer Aspekt. Im Standort Wolfsburg weiß ich es halt sehr genau. Da investiert der alles bestimmende Arbeitgeber der Stadt ja nicht nur in Sportvereine um einen Werbeeffekt zu erzielen, sondern auch in die Kultur und sonstige Freizeitmöglichkeiten der Stadt und Umgebung. Nicht etwa um dort in Wolfsburg Werbung für VW zu machen (das wäre grotesk), sondern um seinen eigenen Standort aufzubessern und seinen Angestellten auch in der Freizeit etwas bieten zu können. Aber da schweife ich etwas ab.

Naja, man war nicht geschockt, eher überrascht über den Wunsch von Poppi eine Ausbildung in einem Zoo zu machen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, wenn der VfL es schafft einer Spielerin einen Ausbildungsplatz in einem Zoo/Tierpark zu verschaffen, dann hätten es auch die meisten anderen Vereine geschafft. Viele Spielerinnen arbeiten auch auf der Geschäftsstelle des Vereins und nicht beim großen Werk.

Da kommen wir aber auch zu einem anderen Punkt den ich oben schon mal angesprochen habe.
Die Investitionen die für den Frauenfußball aktuell nötig sind, sind natürlich nichts im Vergleich zu denen im Männerfußball. Da wandert mehr Geld in Berater-Hände als in die komplette Sparte des Frauenfußball. Da sind wir in meinen Augen aktuell weit entfernt davon eine Parität erzwingen zu müssen.
Es ist bei vielen eine Sache der Ernsthaftigkeit. Diese Ernsthaftigkeit kommt ja jetzt langsam bei vielen Vereinen an und die Schatullen werden trotz Pandemie weiter geöffnet. Weil diese Vereine natürlich damit rechnen dass der Frauenfußball in mittelfristiger Zukunft mehr verspricht als aktuell. Mehr Prestige, mehr Einnahmen. Um das nicht zu verpassen und früh dabei zu sein, bzw. den verpennten Trend aufzuholen, werden jetzt landauf und landab Konzepte erstellt.

Da hat man wirklich damals was verpasst. Als der FSV Frankfurt und die SG Praunheim gemeinsam die Ligaspitze bereicherten, hätte man vll eine Fusion anstreben sollen, wahrscheinlich war man damals aber nicht so visionär und eher blauäugig, so dass letztlich es für beide nicht mehr in der Form weitergehen konnte. Das wäre etwas, was ich sehr unterstützt hätte.

Absolut, leider ist das so. Ich denke aber der Zynismus ist dann schnell verflogen, wenn die Entstehungsgeschichte des eigenen Vereins dann romantisierter dargestellt wird als es ist. Damit meine ich nicht die Fans der Alt-Vereine die quasi mitgeschleppt werden, sondern vielmehr die Fans (zumindest Teile davon) die dann durch die Übernahmen neu hinzukommen. Die differenzieren dann eher weniger zwischen ihrem Traditionsgebahren auf der einen Seite und dem „künstlich“ geschaffenen auf der anderen.
So konnte ich es zB in diversen Fan-Reaktionen zum Transfer von Merle Frohms verstärkt wahrnehmen. Viele Neu-Fans feuerten dann diese oberflächlichen, abgedroschenen, unwissenden Phrasen. Wenn dann mal das aufgezeigt wurde, das Jas in der vorletzten Folge berichtete, war dann sowas wie: Achso ja, … :wink:

Ich bin mir sehr sicher, das ist nur eine Frage der Zeit. Das Thema Ultras in Pandemie-Zeiten ist ja ein ganz eigenes Thema. Ich bin überzeugt davon, dass der (Lokal-)Patriotismus von Teilen der Ultras sich auch bei den Frauen immer wieder Bahnbrechen wird.
Eine Wahrnehmung nach dem Motto: „Die waren kürzlich noch nicht Schwarz-Weiß-Rot, deshalb sind sie mir egal“, sehe ich in der Breite nicht. Eher wird man versuchen ein Zeichen setzen zu wollen, gegen die blöden Kommerzvereine die keine Fans haben.

Bin ja nebenbei auch im Rhein-Main-Gebiet beheimatet und bekomme genau diese Haltung immer wieder mit.

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Das Problem bei Prasnikar war lediglich, dass ich ihren Namen da gerade nicht griffbereit hatte. Das war nicht als Kritik an ihr zu werten. Ich habe mich in meinem Redebeitrag ganz spontan dazu entschlossen, ein paar Namen zu nennen und dann gemerkt, dass das blöd war, weil ich gar nicht ad hoc alle aufgezählt bekomme, die es verdient hätten. Ich hätte einfach gar nicht erst mit Namen anfangen sollen.

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War ja klar: ihr diskutiert die Torhüterinnenposition bei Bayern, lobt Schult bei Wolfsburg. Einen Tag später der Wechsel.

Zufall? Ich glaube nicht. :thinking:

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War ja schon klar, dass sie wechselt und dass es ins Ausland geht. :wink:

Ich sollte offenbar konzentrierter hören :frowning:

Ist ja gar kein Problem, dafür gibt es schließlich die Kommentarsektion. :wink:

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Das ist zu hoffen. Andererseits sind meine bisherigen Erfahrungen bei diversen Klubs andere. Da werden dann teilweise Argumente angeführt, die doch recht altbacken sind aus meiner Sicht. Schade drum. Weil ich auch das Gegenteil erlebt habe und Leute aus der Fanszene kennengelernt habe, die sich relativ schnell für den Frauenfußball begeistern konnten, nachdem sie es mal probiert haben. Die meinten dann aber halt oft, dass es schwer sei, diese Euphorie auch weiterzugeben. Ich denke, da ist es ebenfalls noch ein langer Weg. Oder vielleicht auch einfach ein Desinteresse, das sich kaum durchbrechen lässt (wenngleich diese Interpretation jetzt sehr pessimistisch von mir ist).

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Ich kann mir vorstellen, dass es mitunter auch ein zeitliches Dilemma ist. Einige Fans würden gern auch die Frauenmannschaft des Vereins sehen, doch der Alltag ist ohnehin schon vollgestopft mit (Männer-)Fußball. Einige gehen auch bewusst noch zu den „Amateuren“ / zweiten Mannschaften. Ich rede dabei natürlich erstmal ausschließlich von Stadiongänger*innen.

Es geht ja in the long run nicht nur darum, dass Fußballfans „mal“ ein Frauen-Fußballspiel live im Stadion oder am TV sehen, sondern dies möglichst regelmäßig tun.

Dafür müssen sie aber erstmal damit anfangen. Viele besuchen auch die U12 des jeweiligen Klubs. Bei allem Verständnis: Dann mit Zeit zu argumentieren, finde ich dennoch schwierig. Ohne den Leuten vorschreiben zu wollen, für was sie sich zu interessieren haben, denke ich dennoch, dass der Versuch doch durchaus in den Zeitrahmen passen sollte. (Bei den meisten)

Absolut! Das Ziel lautet doch aber bestimmt, Leute dauerhaft in die Stadien und zur Mannschaft zu locken und zu binden. An dieser Stelle sehe ich die zeitliche Problematik: Wenn die Leute keine anderen Abstriche in ihrem Fußballkonsum machen möchten.

Als Fan eines großen Bundesligisten mit aufstrebender Frauen-Mannschaft (BVB) frage ich mich tatsächlich, wann ich - sollte die Zeit reif sein und Spiele des BVBs übertragen werden - das alles gucken soll. Dabei rede ich noch nicht mal vom Stadionbesuch. Wenn sich ein Leben nicht gerade zu 80% um Fußball dreht, komme ich da echt in Zeit- und Planungsnöte, da ich auch ungern mein WE komplett noch Anstoßzeiten ausrichten will.

Mir ist bewusst, dass das nicht ein allzu starkes Argument ist. Und nochmal: Mir geht’s dabei um die dauerhafte Bindung, nicht um das Ab-und-an-mal-reingucken-Verhalten.

Ist ja aber im Endeffekt eine grundsätzliche Frage, die es auch in zig anderen Sportarten gibt und auch zwischen den Sportarten als „Konkurrenzveranstaltung“ gibt. Man kann halt nicht alles gucken / besuchen. Ist für mich persönlich ein ganz reales Dilemma.

Ich finde das komplett nachvollziehbar. Es ist eine Frage der Prioritätensetzung. Will ich nur die Männerprofis meines Klubs sehen? Will ich alles sehen, was mein Klub macht? Will ich vielleicht nur die Männerprofis und darüber hinaus internationalen und nationalen (Amateur-)Fußball sehen? Wo da der Frauenfußball reinpassen kann, muss natürlich individuell entschieden werden. Ich persönlich schaue sowieso schon viel zu viel Fußball. Statt das x-te Spiel der Ligue 1 oder Mittelklasse-Duelle in England zu schauen (ja, habe ich tatsächlich getan), mache ich jetzt seit 1-2 Jahren deutlich mehr Platz für die Frauen-Bundesliga.

Ich sehe hier übrigens auch einen wichtigen Ansatzpunkt für DFB und DFL: Wann können wir Spiele übertragen/stattfinden lassen, ohne uns zu sehr mit den Großevents der Männer zu überschneiden? Die UEFA hat es mit der Women’s CL jetzt in den meisten Fällen sehr gut hinbekommen, der DFB hat da massiv Nachholbedarf.

Grundsätzlich ist es aber die berühmte Frage des Wollens. Was bin ich bereit, für den Frauenfußball aufzugeben? Und um diese Frage zu beantworten, müsste man initial erstmal einen Stadionbesuch oder zumindest ein paar Spiele vorm Endgerät „wagen“. Dass viele nicht mal das ernsthaft tun, finde ich schade.

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Ein ganzntoller Kurzpass wieder! Und eine echt spannende Diskussion hier und auch im Podcast.
Ich habe diese Saison angefangen mehr Platz für Frauenfussball zu machen, bin Werderfan, war jetzt einmal beim Spiel auf Platz 11 und verfolge zumindest die Ergebnisse und schaue die Zusammenfassungen auf Magenta. Ich würde sagen so langsam bin ich drin. Will sagen, das dauert natürlich auch seine Zeit bis man wirklich gefesselt ist. Anfang dervSaison habe nur sporadisch geguckt, wie die Ergebnisse waren, jetzt ist das Standard und ich halte Ausschau nach Heimspielen, die ich besuchen kann.
Auch ich habe die vermehrte Aufmerksamkeit für das letzte Spiel der Werder-Frauen. Auch die Männer haben dafür Werbung gemacht (leider sehr hölzern, wirkte als ob die sich nicht wirklich damit beschäftigen). Auch Freunde von mir, die sonst nix darüber wissen, haben davon erzählt oder sind hingegangen, weil die Ultras so geworben haben. Irgendwie schon toll, obwohl ich zugeben muss, dass ich Twitter Video auch so ein bisschen traurig fand. Dass es sowas besonderes für die Spielerinnen war mal anständig unterstützt zu werden ist schon schade.
Wie kann ich denn eigentlich rausfinden, wieviel Geld Werder in sein Frauenteam steckt und ob die das bei Klassenerhalt ausbauen? Würde michbecht interessieren!
Liebe Grüße!

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Habe jetzt keine konkreten Summen gefunden, außer diese Aussage:

Die Gesamtaufwendungen pro Verein betragen im Schnitt 2,1 Millionen.

Wolfsburg und Bayern investieren durchschnittlich knapp 1,2 Millionen Euro für die Gehälter der Spielerinnen.

Aus ZDF Bericht aus 2021

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Danke! Ich versuche mich mal in einer kleinen Recherche, wenn ich Zeit finde…

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