Ich hab mir jetzt nochmal den letzten Podcast nach den ersten beiden Spielen gegen Holland und Österreich angehört.
Wück kommt mir bei den PK´s immer mehr vor wie ein kleines trotziges Kind und strikt dagegen weigert von seiner Linie abzurücken. Von sich selbst und seinem „Konzept“ überzeugt sein, ist ja an sich nix ganz verkehrtes, aber mir fehlt die komplette Bereitschaft Kompromisse zu machen. Beim Spiel gegen die Niederlande und Österreich, wo jeweils die ersten 30 Minuten verschlafen wurden fehlte mir das in-game coaching. Dass er sich so an seine Wunschvorstellung geklammert hat, das die LIV auch Linksfüßerin sein soll, hat der Mannschaft nicht geholfen, sondern zu individuellen Fehlern geführt, wie z.b. das 0-1 von Italien. Ich kenne keine Nation die ein Überangebot von Linksfüßerin in der IV hat. Spanien ist mit 2 Rechtsfüßerinnen in der IV sogar Weltmeister geworden. Dieses ewige Rumgejammer, das man so wenige IV von Format hat, wirkt ziemlich sicher auch nicht förderlich.
Er hatte 7 Monate Vorbereitungszeit und 4 Testspiele um das Team einzugrooven. Hrubesch hatte 0 Monate Zeit und 0 Testspiele. Der Vergleich hinkt natürlich, aber als Trainer hatte Wück doch deutlich mehr Spielraum um für die Mannschaft ein gutes Setup zu finden… Bei Hrubesch wussten die Spielerinnen ganz früh woran sie waren, wer spielen wird und wer im Tor stehen wird. Vllt muss man mit dieser Umstellung auch erstmal klar kommen
Popp und Gwinn als Kapitäninnen zu vergleichen ist unfair alleine schon vom Alter. In manchen Foren wurde teilweise bemängelt, das Popp als Kapitänin zu deutlich/biestig/bissig mit ihren Mitspielerinnen umgegangen ist. Vllt muss man sich auch erst daran gewöhnen. Das ist halt eine Typfrage. Auch die Kapitänninfrage solange offen zu halten, total überflüßig, da es eh jeder schon wusste. Im Vergleich zu „Krawalltante“ Popp ist Gwinn ja eher eine Diplomatin
Das „Überraschungsei“ was heute enthüllt wurde, war das man AKB als Nr.1 bestätigt hat. Seit den letzten Länderspielen im Dezember hat AKB kein Pflichtspiel absolviert(natürlich abgesehen von der Partie gegen Holland und in der NWSL läuft jetzt auch der Ball, aber da gab’s auch erst 2 Spiele). Gegen England hat sie sich dann noch selber ein Ei ins Tor gelegt. Da gab es überhaupt keine Chance den Leistungsstand der Keeperinnen gerecht zu bemessen. AKB hat eine Ruhe und wird sich kaum von etwas aus der Fassung bringen lassen, weil sie zweimal wirklich durchs Feuer gehen musste. Entscheidung hat seine Berechtigung, aber zu spät.
Die 1-gegen-1 Verteidigung übers ganze Feld ist modern, aber auch ambitioniert. Man kann nicht alle Vertikalpässe verhindern und eine Spielerin mehr hinter dem Ball zur Absicherung, wäre mMn keine Katastrophe. Man sieht ja, wie die Verteidigung Probleme hat auf einer Linie zu stehen, bis das synchronisiert ist, dauert das eine Weile und wenn man kein IV-Pärchen findet(bzw. noch nicht gefunden hat), ist das nun mal nicht gerade ungefährlich. Unter Hrubesch wurde die Mannschaft seltenst ausgekontert, weil das Duo Hegering/Hendrich so gut harmoniert hat. Dann spielt man halt mit einer holding 6 oder man positioniert die IV deutlich tiefer. Für mich ist das eine längerfristige Sache und bevor ich das IV-Pärchen nicht gefunden habe, würde ich mich da zurückhalten. Rebecca Knaak sah bei den Gegentoren ziemlich alt aus und wurde simpel ausbeschleunigt, da würd ich aber halt die schnellere IV gegen Beerensteyn(oder andere schnelle Stürmerinnen) stellen. Hrubesch hat gegen Beerensteyn eine Art „bracket coverage“ spielen(eine IV vor dem Ball eine dahinter) oder es stand immer sofort „help-defender“ hinter/neben der IV die 1-gegen-1 gespielt hat. Beerensteyn konnte einmal entwischen, da handelt sich Hendrich ne gelbe Karte ein und einmal stand sie frontal zum Tor, ca 10 m, Hendrich machte kurze Eck zu, Hegering das lange, sie konnte also nur zwischendurchschießen, das war für Merle einfach den zu halten.
Die Flügelpärchen Linder,Feli/Bühl und Gwinn/Brand, haben sich auch noch nicht gefunden. Z.B. verpennt Bühl die Übergabe der Gegenspielerin, beim Ausgleich zum 2-2 gegen Holland. Die Flügelstürmerinnen mussten teilweise lange Wege gehen, da muss man ihnen helfen, das Ganze besser ausbalancieren.
Beim Pressing fehlte die Abstimmung. Früher hat Popp teilweise die Pressinghöhe angesagt und auch ausgelöst. Vllt fehlt so eine Spielerin, die das übernimmt oder Wück muss das deutlicher kommunizieren.
Klara Bühl ist die beste Angreiferin und der sollte man schon genug Bälle geben. Warum allerdings da so eine Überbetonung auf Flügelspiel gepackt wird, find ich auch überflüßig. Es ist ja auch nicht so dass man im Mittelfeld keine Qualität hat. Die richtige Zusammensetzung ist der Schlüssel. Nüsken mit Cuthbert oder Walsh stellen das beste Mittelfeld in der WSL, Senß bisher fast immer überzeugend, Däbritz mit viel Erfahrung, Dallmann, Freigang, Lohmann, Alara sind alles andere als nobodys. Wenn man 7 Monate Zeit kann man doch eigentlich erwarten das der Trainer weiß, wie und in welcher Positionierung sie am besten zusammenpassen.
Offensiv gab´s viel Gutes zu sehen, vor allem in den zweiten Halbzeiten… Die Flanken aus dem Halbfeld mit den einlaufenden Spielerinnen haben mir gefallen. Wenn man eine Lea Schüller im Sturm hat, dann darf man schon mal Flanken. Sie im 1-gegen-1 im 16er zu verteidigen, kein Vergnügen für die Verteidigerinnen. Mit dem Rücken zum Tor ist ihr Spiel unter Hrubesch noch besser geworden, aber wenn Popp der Maßstab ist, da gibt es keine bessere… Unter Hrubesch hat man schon leicht angefangen und man sieht immer öfter den Versuch der Seitenwechsel. Tempo hat man im Angriff genug, da kann aber noch mit mehr Bewegung spielen.
Meine Ansatzpunkte wären:
-wenn es Probleme gibt, besseres in-Game coaching
-zumindest das Spielsystem anpassen
-IV-Pärchen finden, ob Linksfüßerin oder nicht
-zusammenspiel der Flügelspielerin harmonisieren
-besser ins Spiel starten
-nah an den Gegenspielerinnen stehen
-mehr Ballsicherheit