Rasenfunk Royal Winter 18/19 - FC Schalke 04

Schalke ist … wie mit einem kleinen Kind spielen

Momentan sind wir bei den guten alten Holzbauklötzen. Vorhin haben wir einen richtig hohen Turm zusammengebaut. Der war so hoch, dass das Kind fast nicht mehr bis an die Spitze kam um weitere Klötzchen obendrauf zu setzen. Glücklicherweise hatte ich schnell genug das Handy gezückt und ein Foto geschossen, denn natürlich bleibt so ein Turm nicht unendlich lange stehen. Aber das war nicht schlimm, der Zusammensturz war auch ein echtes Spektakel, da hat das Kind große Augen gemacht und geklatscht und sich gleich neu ans Werk gemacht.
Aber jetzt weiß das Kind, welche Höhe möglich ist und da will es auch schnell wieder hin. Also ohne große Vorsicht die nächstbesten Steine auf das noch halbwegs intakte Fundament des alten Turms gestellt und plups bricht der Neubau in sich zusammen. Und nochmal ein paar Klötze hochkant obendrauf und wieder kracht alles ein. Und auch die Überbleibsel des alten Turms werden zunehmend in Mitleidenschaft gezogen. Und schon wird das Kleine quängelig. Es läuft nicht, wie es will und schon überhaupt nicht schnell genug. Auch der nächste Versuch schlägt fehl und wo es eben noch Spaß machte mit ihm zu spielen, sieht man jetzt, wie sich der nächste Wutanfall anbahnt.
Und man hatte sich doch so gefreut! Nicht weil der Bau so hoch war und schön war er schon überhaupt nicht, aber das Kind war begeistert von sich und seinem Schaffen und sein freudiger Gesichtsausdruck war ansteckend. Doch das Lachen ist einer Grimasse gewichen und die ersten Tränen sind im Anmarsch.
Jetzt hilft auch kein Trösten mehr - das tat es noch nie, soweit ich mich erinnern kann. Gleich werden die Bauklötze nur noch in der Wut der Verzweiflung in alle Ecken des Zimmers gefeuert und alles, was auch nur im entferntesten nach einem Bauklotzgebäude aussieht, niedergetrampelt. Und wenn sich das Kleine dann irgendwann wieder beruhigt hat, geht es zum Schrank und zerrt das nächste Spielzeug raus und sucht sich eine unverwüstete Ecke des Raums und beginnt ein neues Spiel.

Mir ist es doch schlussendlich egal mit welchem Spielzeug das Kind spielt. Mir geht es um die sichtbare Freude und Begeisterung, die es dabei hat und die auch auf mich überspringt.
Wenn das Kleine doch nur mal länger an einem Spielzeug festhalten würde. Wenn es sich doch nur nicht vom ersten Scheitern entmutigen ließe, sondern sich stattdessen mal ausprobieren würde. Davon wäre das Ergebnis nicht automatisch besser und vielleicht würde ein Holzbauklötzchenturm auch nie größer werden als der gerade eben. Das Kind muss doch keine Wunderdinge schaffen. Ich weiß ja, dass es kein Genie ist.
Oder es wäre doch schon so viel geholfen, wenn es zumindest nicht jedes Mal am Ende dieses Theater geben würde. Wenn mal nicht die geworfenen Spielsachen und Schreie das komplette Zimmer ausfüllen. Es redet ja keiner vom brav aufräumen. Aber mit Bauklötzen ließe sich doch auch wunderbar eine Rennstrecke für die Spielzeugautos abstecken. Oder nach dem Zusammensturz muss das große Feuerwehrauto anrücken und löschen und das kann dann auch gerne ganz woanders hin fahren und die Klötze bleiben alle liegen. Das ist dann zumindest leichter wegzuräumen, als wenn man die Teile erst aus allen Winkeln zusammensuchen muss.

Vielleicht kann ich das Kleine ja doch noch dazu animieren weiter zu machen. Vielleicht klappt es ja diesmal doch. Ich muss es zumindest versuchen - wider besseren Wissens.
Und dann erst nochmal den Unterbau des Turmes zu festigen, auch wenn das bedeutet, dass das Bauwerk jetzt auch erstmal nicht höher wird. Und dann mit Ruhe eine Schicht Holzklötze nach der anderen drauf stapeln. Und wenn dann wieder einer runterfällt, nimmt er zumindest nicht den ganzen Rest mit. Das verringert vielleicht den Frust.
Schalke ist und bleibt ein Kind und wird auch nie erwachsen. Aber die Zeit, die wir mit spielen verbringen, die kann ich schöner gestalten. Also los, ein freundliches Lächeln aufsetzen und Klötze stapeln. Und hoffen, dass das Kleine nochmal mitmacht.

1 „Gefällt mir“