Schiedsrichter*innen und Regeln

Das Problem große vs kleine Vereine, liegt am so „fairen“ Wettbewerb usw. und nicht an guten Stürmern, die ihrer Aufgabe nachkommen…
Im Zweifel wären mehr gute Spieler und Stürmer auf mehr Vereine verteilt, so wie früher und würden sich nicht an ein paar Hot Spots konzentrieren…

Um der Diskussion Willen würde ich noch einen etwas anderen Ansatz mit bedenken: Bei internationalen Turnieren (ja, ich weiß, weniger emotional etc.) scheint der Videobeweis in der Regel besser zu funktionieren. Das sind aber die allerbesten Schiedsrichter die der Fußball aktuell hat.

Aber die Öffentlichkeit tut alles daran, den Schiedsrichterberuf so unattraktiv wie möglich zu machen: Man wird bepöbelt, beschimpft und im schlimmsten Fall sogar bedroht… Da hätte ich ganz sicher keine Lust drauf. Müssen die Fans/Spieler nicht mehr mit in die Verantwortung genommen werden? Je kleiner die Zahl der Schiedsrichter in den unteren Klassen, desto geringer auch die Qualität in den oberen Ligen denke ich…

Und noch was ganz anderes - sollte der Videobeweis nicht einen anderen Namen kriegen? Ist nur einen Kleinigkeit, aber der Begriff erweckt falsche Erwartungen, denn bei einem Beweis im klassischen Sinne müsste ja eigentlich zwingend eine Objektiv begründbare richtige Lösung gefunden werden. Das ist aber aufgrund des Interpretationsspielraums offensichtlich nicht zu leisten.

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Da ich auch grundsätzliche Veränderungen am VAR sehen will, finde ich den Namen zu ändern eine erfrischende Idee. Ein Beweis ist es tatsächlich nicht, es ist zu oft eine Kellerentscheidung die dem Schiedsrichter die Kompetenzen abnimmt. Die Entwicklung des VAR ist meiner Meinung nach stecken geblieben. Was zum Beispiel ist mit einer Einbindung der Stadionzuschauer passiert ? Das Thema gibt es seit JAHREN das bei den meisten Entscheidungen im Stadion dies KEINER nachvollziehen kann. Und wenn man einblendet Tor zurückgenommen wegen Foul, welches aber im Moment der Einblendung 5 Minuten her ist, hilft das nicht die Verwirrung aufzulösen. Man müsste viel mehr Dinge etwa bei Freundschaftspielen ausprobieren wie eine Einblendung von Wiederholungen oder Offenlegung von Kommunikation oder eine Einbindung von mehr Fernsehspezialisten um auch alle Szenen und Perspektiven zu checken.

Er heißt doch garnicht Videobeweis, wie soll man ihn da umbenennen? Dat Ding heißt video assistent referee, also ein Schiri, der mittels Videos den Hauptschiri unterstützt. Wenn ein Schiri jetzt blind dem VAR vertraut, dann hat der VAR dem Hauptschiedsrichter die Kompetenz nicht abgenommen sondern, sondern der Hauptschiri dem VAR die Kompetenz zugesprochen.

Ich verstehe auch nicht was das Problem sein sollte wenn der Hauptschiedsrichter auf dem Feld dem VAR blind vertraut, was mache Menschen ja gern monieren. Wenn es schnell geht und die richtige Entscheidung bei rum kommt sind doch alle glücklich oder nicht?
Achtung: Will damit nicht sagen der VAR ist super und alles läuft wie geschmiert. Aber diesen einen Vorwurf gegen den VAR kann ich nicht nachvollziehen.

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Das ist aber genau der Konflikt den ich angesprochen haben. Da geht es auch um Führung und Macht. Laut Fifa soll der Schiri auf dem Platz das Spiel leiten und führen. Den Anspruch haben sicher auch alle Schiedsrichter. Die Frage ist, in wieweit sie sich auf den VAR verlassen, oder der sich in diese Führung einmischt, da er ja auch per se einen Führungsanspruch hat, da er ja auch oft Spiele leitet…(Thema der Auslegung der „klaren Fehlentscheidung“)…

Aber der Schiri hat doch immernoch die Macht. Der VAR kann ja nicht über die Stadionlautsprecher die Entscheidung verkünden. Er kann nur dem Schiri sagen was er sieht. Und wenn der Schiri seinem Kollegen vertraut und sagt es passt in die Spielführung, dann soll er die Hilfe annehmen. Problematisch wird es natürlich wenn sich die Schiris gegenseitig nicht vertrauen. Das ist dann aber kein neues Problem, sondern das selbe wie mit den ehemaligen Linienrichtern. Da sagt ja auch keiner der Schiri pfeift nur Foul wenn der Assi die Fahne hebt. Dann sollen sie feste Schiri+VAR Teams bilden, die die gleiche Linien haben und sich gegenseitig vertrauen können.

(Ich mach hier jetzt glaub ne große Diskussion auf über Schiri-Wesen im Allgemeinen aber wurscht)
Ich kann dir nur sagen, ich war jahrelang Schiedsrichter im Amateur*innenbereich (Handball, nicht Fußball, aber ist ja wurscht an der Stelle) und ich fand diesen Anspruch damals immer unpassend und altmodisch. Vielleicht ist es einfach Zeit, dass FIFA und Schiris die diesen Anspruch noch haben ihre Vorstellungen überdenken.
Meiner Meinung nach sollte es nie das Ziel von Schiris sein, das Spiel zu führen und große Macht über das Spielgeschehen zu haben. Sondern das Ziel ist es, den Teilnehmenden des Sports Rahmenbedingungen zu schaffen. Rahmenbedingungen, die so gestrickt sind, dass das sportliche Können einen möglichst großen Einfluss auf den Verlauf des Wettkampfes hat. Klar, Glück ist dann noch ein Faktor, aber du willst faire Wettkampfbedingungen schaffen. Regeln und Durchführungsbestimmungen stecken dir dabei einen Rahmen und helfen dir als Schiri dabei.

Das ist für mich etwas ganz anderes. Das ist kein Löwenzähmen, kein „Chef*in sein“ oder irgendwas. Und wenn du diesen Zugang hast dann seh ich auch null Probleme, den VARs einfach zu glauben. Der*die kennt sich aus, der*die hat das selber genau angeschaut und hat eine eindeutige Meinung. Dann wäre es doch eine Selbstüberschätzung zu sagen „ich guck mir das jetzt, unter riesigem Druck, mit Zehntausenden im Stadion und Hunterttausenden vorm Fernseher, selber an. Und ich bin so krass, dass ich besser entscheiden kann was sinnvoll für faire Wettkampfbedingungen ist als die Person ohne großes erwartungsvolles Publikum im VAR-Raum.“

Gilt aber auch für andere Bereiche des Schiri-Wesens. Ich will in der Jugend Schiris, die den Kindern Regeln erklären anstatt sie nur zurechtzuweisen. Ich will Schiris, die auch mal Kontrolle abgeben indem sie laufen lassen wenn sie das Gefühl haben das ist in einem fairen Rahmen. Ich will Schiris, die bei Einflussnahme vom Außen durch Beleidigungen oder Diskriminierung zumindest mit betroffenen Spieler*innen reden, um sich zu vergewissern, ob die Personen unbehelligt weitermachen können (oder in Extremfällen Spiele unter- oder abbrechen). Ich will Schiris, die bidirektional für offene Kommunikation stehen: Sie kommunizieren offen, warum sie xyz so entschieden haben, sind aber auch offen für sachliches Feedback nach dem Wettkampf.

Diese ganzen Macht/Führung/whatever-Bilder in ganz vielen Bereichen finde ich in einer modernen Gesellschaft fehl am Platz. Eine Lehrkraft in der Schule wird auch mehr zur Lernbegleitung. Eltern erziehen ihre Kinder nicht mehr so viel durch Pflichte, Verbote und Strafen wie früher. Im Sport genießen Trainer*innen wie Streich hohes Ansehen, der mit Spieler*innen über seine und ihre Gedanken spricht anstatt von oben herab absolute Macht auszuüben. Warum soll sich das dann bei Schiedsrichter*innen nicht ändern?

Tl;dr: Das Ziel von Schiris sollte nicht die Führung eines Spiels und die Macht über die Spielleitung sein. Das Ziel sollte es sein, faire Wettkampfbedingungen zu schaffen. Deswegen kein Problem, wenn Schiris auf VARs hören.

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Diese Ideale, die du formulierst finde ich auch gut. Und klar ist das Ziel diese zu erreichen und umzusetzen.
Grundsätzlich psychologisch haben Menschen die Schiedsrichter werden aber oft ein Bedürfnis zu Führen und gewisse Art von Macht aus zu üben, schließlich setzen sie die Regeln durch…
Das ist etwas ganz Natürliches und Menschliches und nicht wertend gemeint.
Es steht halt im Konflikt mit der Kooperation und dem Teamwork zwischen Hauptschiedsrichter und VAR zum Teil.

Ja hast du natürlich recht, ist halt wie die Medien es gemeinhin bezeichnen. Würde dabei bleiben dass das der Sache nicht dienlich ist…

Weiß ich halt nicht ob du das so sagen kannst. Ich weiß auch nicht ob es anders ist. Aber ich kenne noch keine iwie wissenschaftlichen Befragungen von Schiris oder so zu dem Thema.
Aus meiner eigenen Zeit als Schiri kannte ich sicher einige, bei denen das ein Bedürfnis war. Kannte aber auch einige, die einfach Teil des Sportes sein wollten. Die ihrem Verein damit helfen wollten. Die das als Möglichkeit zur Persönlichkeitsbildung oder Taschengeldaufbesserung sahen (meine pers. Hauptgründe anfangs). Die schlechte Schiris gesehen haben und dachten „ich kann das fairer machen“. Die ihren Sport besser verstehen wollen (mein Hauptgrund später). Oder die sportlichen Ehrgeiz hatten und wussten „spielerisch reicht es bei mir nicht für mehr als Landesliga“. Gibt viele Motivationen, warum Leute Schiris werden, und ich würde mir da kein psychologisches Profil anmaßen wollen.

Ach und naja dazu, klar nochmal ne andere Ebene aber Teamwork mit dem Schiri-Gespann hast du ja schon seit Ewigkeiten und musst du als Hauptschiri auch oft z.B. dem Linienrichter vertrauen dass der das Abseits da richtig gesehen hat.

Zwei Fragen für den Royal von meiner Seite:
Hattet ihr auch alle das Gefühl (und hat es euch ähnlich stark genervt), dass nach dem Spiel des BVB in Bochum der Gang in die Review-Area irrational oft häufiger bei auch nur etwas strittigen Situationen passiert ist?

Glaubt ihr, dass noch irgendeine wenn auch sehr kleine Chance besteht, dass der breiten Fußballöffentlichkeit verständlich wird, dass es nicht nur die klare Fehlentscheidung gibt sondern auch den serious missed incident als Grund für einen VAR-Eingriff?

Meiner Meinung nach kommt bei der Diskussion um Schiedsrichter der Umgang mit diesen zu kurz. Vermutlich in keiner anderen Sportart wird den Schiedsrichtern so wenig Respekt gezollt wie im Fußball bzw. im Herrenfußball inbesondere in den Top-Ligen (bei den Frauen scheint das anders zu sein,oder?) Woche für Woche kann beobachtet werden wie Spieler und Offizielle das Schiedsrichtergespann anschreien, wild gestikulierend auf sie zurennen, sie bedrängen und selbst nach Spielende wird noch „nachgetreten“. Schöne Grüße an Herr Nagelsmann oder die Bank vom FCA :wink:
Das muss sich meiner Meinung nach schleunigst ändern und da reicht es nicht hier und da vorhandene Regeln etwas anzupassen. Ich bin inzwischen der Meinung man sollte es so machen wie im Rugby, hier darf nur der Kapitän eines Teams den Schiedsrichter ansprechen und das in angemessener Art und Weise.

Zum Thema Umgang gehört aber ebenso wie Schiedsrichter in den Medien dargestellt werden. Hier geht es Ihnen wie den Torhütern die in erster Linie Erwähnung finden, wenn sie Fehler gemacht haben. Darüber, dass aber jedes Wochenende gute Leistungen gezeigt werden wird kaum gesprochen. Warum nichtmal nach einem gut geleiteten Spiel, evtl. sogar einem nicht so einfachen einen Schiedsrichter interviewen und das dort anerkennen und ihm „gratulieren“. Das könnte sehr viel zu einem positiverem Bild von Schiedsrichtern führen. Im Gegenzug müssen aber auch diese „Anklagen“ und das Darstellen von Schiedsrichtern als Überwesen die sich keine Fehler erlauben dürfen endlich weg. Das trifft vor allem auf die Medien zu aber auch Sportler und Funktionäre.

Kommentatoren sehen ich da auch als ein Teil des Problems, da sie teilweise die einfachsten Regeln nicht kennen, egal ob diese zur Saison geändert wurden oder nicht. Manchmal habe ich aber auch den Eindruck, dass sich da bewusst unwissend gegeben wird um die Diskussionen anzuheizen.

So oder so es muss sich drigend etwas im Umgang mit den Schiris ändern und die Profiligen müssen hier mit gutem Beispiel voran gehen.

Die Diskussion darüber ob Schiris Macht durch den VAR verlieren halte ich, wie andere hier auch, für ziemlich überflüssig. Es diskutiert doch auch niemand darüber, dass ein Schiedsrichter Hinweise, Entscheidungen seiner Assistenten auf dem Feld ungefragt übernimmt. Ja der VAR hat Schwächen und an denen muss gearbeitet werden, aber auch hier wird zu viel über die Fehler und zu wenig über die richtigen und guten Entscheidungen gesprochen.

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Führung ohne Vertrauen ist ein sehr antiquiertes Führungsbild („Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“), das zu sehr suboptimalen Entscheidungen führt - nicht nur im Fußball.

Seh ich auch so. Für mich ist das auch ein kulturelles Problem. In keiner anderen Sportart im Profibereich wird der Schiedsrichter so extrem als Mittel benutzt um sich Vorteile zu schaffen und Spiele für sich zu entscheiden wie im Männerfußball. Und da sind aktuell so gut wie alle Mittel Recht. Ich würd mir auch wünschen, dass in dieser Richtung was passiert.

Liegt halt daran dass es in wenigen anderen Sportarten es um soviel geht und andererseits der Schiri soviel entscheiden kann

Beide Argumente finde ich etwas dünn. Jedem Sportler auf Top-Niveau geht es um Alles. Das ist auf dem Feld egal ob Fußball Championsleague oder Basketball/Handball/Wasserball Bundesliga. Und beim Fußball gibt es Belagerung des Schiris bei banalen Entscheidungen im Mittelfeld, die für das Spiel nicht wirklich entscheidend sind.

Finde es sehr selbstzentriert vom Fußball zu denken er hätte ein Alleinstellungsmerkmal, dass solche Behandlungen von Schiris rechtfertigt. Sogar beim Icehockey – wo Schlägereien quasi dazu gehören – diskutiert keiner auf dem Platz mit dem Ref.

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Der Umgang mit den Schiris ist peinlich, das sehe ich auch so. Der Verband lässt sie aber auch im Stich. Um die öffentliche Wahrnehmung zu beeinflussen und den Fokus von Fehlentscheidungen abzulenken würde ich mir eine Auszeichnung für die beste Schirileistung des Spieltags wünschen, ligaübergreifend. Die werden doch vom Verband beobachtet und beurteilt, oder?
Ich habe überlegt, Schiri zu sein. Aber ich würde meckern, Schwalben usw konsequent ahnden und das ginge nicht lange gut. Statt Spieler und Teams bei Verstößen auch mal lange zu sperren sollen es die Schiris ausbaden.

Eishockey finde ich ein schönes Beispiel. Weil natürlich rechtfertigt das den Umgang mit Schiris im Fußball in keinster Weise, aber in anderen Sportarten hast du halt oft eine viel höhere Entscheidungsdichte. So wenn im Handball der Schiri einen Siebenmeter nicht gibt ist auch nicht so wild weil jedes Team wirft ja 30 Tore. Eishockey ist da sehr viel näher dran am Fußball, und Eishockey hat auch nicht die Eigenart von z.B. Baseball, wo die hohe Ergebnisvolatilität durch sehr viele Spiele auszugleichen versucht wird.
Aber wie gesagt, selbst das sind alles schwache Punkte und es muss möglich sein, trotzdem eine andere Kultur, eine weniger durch toxic masculinity u.ä. geprägte Kultur, auch im Fußball zu etablieren.

P.S.:

Komm lieber zum Handball, wir brauchen auch Schiris :wink:

Um spätere wirklich wichtige Entscheidungen für sich zu erzwingen. Dass es ein Mangel an Fair Play ist klar, aber dass man das Gefühl hat, komplett hilflos zu sein, wenn der Schiri ein Tor falsch gibt oder eine rote Karte zieht, halt eben auch. Selbst wenn es noch 30 Minuten auf der Uhr sind.

Es ist eben wie so oft im Fußball, zu wenig Bandbreite. Wenn es 10 Minuten Zeitstrafe gäbe statt direkt gelb rot, dann könnte man auch viel mehr verwarnen und so das Spiel besser micromanagen ohne das Spiel direkt für eine Mannschaft zu kippen.

Aus meiner Sicht muss da sehr viel mehr von den Spielern selber kommen. Die können selber enorm dazu beitragen, dass es auf den Platz zu weniger Fehlentscheidungen kommt. Zum Beispiel eine Ecke oder Einwurf für sich zu fordern, wenn man ganz klar selber zuletzt am Ball war. Oder den Kontakt suchen und danach so tun als würde einem das Bein abgehackt. Oder sich bei Kontakt sofort hinzuwerfen, obwohl man locker noch hätte weiter laufen können. Oder sobald der Ball auch nur in die Nähe oder Hand kommt, sofort ein Handspiel zu reklamieren.

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