Schlusskonferenz 390 – #14 & #15 + MVPs

Wir haben die Hinrunde aller 18 Vereine besprochen mit eurem Input und der Wahl der MVPs. Gäste waren:

Und das sind eure MVPs, die Ergebnisse der Top 3 für jeden Verein gibt es in den Shownotes der Sendung.

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Mir kommt Hertha zu gut weg. Klar, das Spiel ist attraktiver als im Abstiegskrampf der letzten Jahre. Man hat auch den Eindruck, dass Schwarz wie Korkut attraktiven Fussball zeigen sollen und Punkte erst mal keine Rolle spielen. Aber Erfolg im Fußball wird an Punkten gezählt und da ist Hertha schlecht wie nie. Wenn man sich die Kosten anschaut, hat sicher eher die Situation unter Bobic verschlechtert, gerade auch abseits der Lizenzspieler. Mit den Kosten wird muss man in den oberen Tabellenplätzen mitspielen, wenn nicht sogar international. Im Falle eines nicht total unwahrscheinlichen Abstiegs wird man ohne erneuten Investor noch nicht mal eine Lizenz bekommen. Geschweige denn jemals von den Schulden runter. Für mich ist das alles oder nichts, das FB spielt viel zu riskant und selten gut gegangen.

Ich finde die Idee mit den MVPs grundsätzlich gut, aber wenn ich die Liste durchsehe, finde ich die Ergebnisse doch recht vorhersehbar, was irgendwie schade ist. Vor allem im oberen Teil der Tabelle finde ich eigentlich keinen Namen, der dort nicht erwartet werden kann. Vielleicht - nur als Idee - ist es interessanter (aber klar ich weiß auch aufwendiger) ein paar Kategorien zu entwickeln, z.b. MVP U20 / Bester Spieler der neu in der Liga ist / Kreativster Spieler / Spieler, dem ich am liebsten zusehe / etc. Dann wird das Ranking vielleicht etwas überraschender?

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Big hug an Lena @casselberger, fuer die liebevollen kleinen TSG-Spitzen Richtung Max! :upside_down_face: :wink:
Mir fehlt bei Hoffenheim momentan neben den offensichtlich dringend benoetigten Knipser-Qualitaeten vorne auch etwas Aehnliches hinten: eine souveraene Abgezockheit, eine kontrollierte defensive Agressivitaet, die nicht immer gleich in gelbe/rote Karten muendet.
Aber das wird schon! Ich bin von Breitenreiter als Trainer angenehm ueberrascht.
Weiter so! Es ist immer ein Vergnuegen Euch zuzuhoeren!

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Bisher zur Häfte gehört: richtig toll und unterhaltsam. Noah und Lena „sind 'ne gute Kombi“! Man fühlt geradezu, dass sich Max mental deutlich entspannter zurücklehnen kann.

Einen tollen, entspannten, aufregenden, sportlichen und faulen Urlaub wünsche ich dir. Ach ja, und ein bisschen verdient ist er auch :wink: :laughing:

Urlaubslektürenvorschlag: Neven Subotic: Alles geben
Der Titel schreckte mich total ab und klang nach billiger Motivationsliteratur. Es ist aber viel besser und nur zu einem recht kleinen Teil dreht es sich um Fußball. Das Hörbuch hat er übrigens selbst eingesprochen.

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Bzgl dem Anhang:

Zunächst vollstes Verständnis für dein Gefühl gerade keine Kraft mehr für eine WM zu haben. Du reißt mit dem Podcast, dem Buch usw. richtig was ab. Und ja, man merkt, dass du den Output nach 11Leben hochgeschraubt hast. Dazu dann die Frage, ob ein Boykott für dich negative Auswirkung haben könnte… Uff… ganz schön viel!
Genieß deinen Urlaub! Ich wünsche dir, dass du es immer schaffst alles so unter einen Hut zu bekommen, dass du Abends nicht mit allzu großen Kopfschmerzen ins Bett gehen musst.

Zur WM:
Das Argentinien Argument
Bei einer Fragerunde nach einer Podiumsdiskussion im Eintracht-Museum stand ein älterer Herr auf und fragte, wie man Qatar die WM der Schande nennen könne? Was wäre denn dann die WM 78 in Argentinien? Stadien in Nachbarschaft zu den Foltergefängnissen der Militärjunta?
Durch die Rückfragen ergab sich aber auch ein deutlicher Unterschied. 1966 wurde die WM an ein demokratisches Argentinien vergeben. Nach dem Putsch überlegte die Fifa tatsächlich die WM neu zu vergeben.
Der Grund warum es nicht dazu kam? Der DFB reiste unter seinem Präsidenten Neuberger ins Land, um vor Ort die Lage zu beurteilen. Neuberger war voll des Lobes… (Interessante Parallele zu Rummenigge in Qatar…)

Der Vorwurf des älteren Herrn hatte in meinen Augen schon Gewicht, ich denke aber, man steigt niemals in den gleichen Fluss. Es ist beides eine problematische WM, aber eben unter anderen Umständen, welche schwer zu vergleichen und gegeneinander aufzuwiegen sind.

Damals gab es übrigens auch schon eine Boykott-Bewegung. Interessantes Gedankenexperiment sicherlich wie es gewesen wäre, hätte es damals auch schon social media und entsprechende Informationskanäle gegeben.
Prominentestes Gesicht sicher der Brasilianer Sócrates, also ein damals eigentlich noch aktiver Spieler.

Eurozentrismus: Wir leben in einer eurozentristischen Gesellschaft, also werden wir uns von diesem Vorwurf nicht ganz befreien können. Aber auch mit ganz viel Empathie für den arabischen Kulturkreis lassen sich noch genug Argumente gegen diese WM finden. Natürlich hat die qatarische Gesellschaft ein Recht auf seinen eigenen Wertekompass. Ich möchte ihnen auch nicht meine Werte aufdrücken, aber umgekehrt genauso. Niemand kann mich zwingen in einem Land zu Gast sein zu wollen, wenn dieses so offen die Rechte von Frauen oder der LGBTQ Bewegung verletzt.

Ja, dies war z.B. auch in Russland der Fall. Aber auch da gab es Protest und manch einer bereut es ja vielleicht heute, damals nicht konsequenter gewesen zu sein.
Letztlich sollte jedem klar sein, dass man das Land nicht wegen den falschen Gründen boykottieren sollte. Aber auch, dass ein „moralisch richtiger“ Boykott gleichzeitig für unehrenhaftere Motive herhalten kann, das kann man auch nicht verhindern.

Ich sehe es wie Max. Qatar ist mittlerweile einfach die Spitze des Eisberges im modernen Fußball. Symbol für jede Entwicklung, welche uns im Fußball nicht gefällt. Korruption hat dazu geführt, dass eine WM an das Land mit der schlechtesten Bewerbung und den schlechtesten Bedingungen geht. Unabhängig von der Kultur, hätte z.B. ein Milliardär aus Ozeanien die WM gekauft und auf den Baustellen zu seinen schwimmenden Stadien wären Reihenweise Arbeiter gestorben, einfach weil diese Baustellen per se so gefährlich gewesen wären, auch dann würde ich es nicht schauen wollen.
Grundsätzlich könnte ich mich ja z.B. schon mit einer panarabischen WM anfreunden, weil auch diese Menschen das Recht auf eine WM haben, aber dann bitte mit einem besseren Konzept. Aber so wirkt alles gekauft, nicht echt.

Ich persönlich wäre rein sportlich schon sehr gespannt auf die WM, werde sie aber aus oben genannten Gründen boykottieren, auch wenn ich im Nachhinein mich schon über die Spiele informieren werde. Es ist ja vielleicht ähnlich wie beim Fleischkonsum, es hilft ja vielleicht schon, wenn man seinen Konsum um 80% reduziert, vielleicht nur die deutschen Spiele schaut usw.

Also, allen eine angenehme Herrenfußball Winterpause!

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Zunächst mal finde ich sowohl beide Gäste als auch die MVP Wahl super! Großes Kompliment. Allerdings sehe ich das Problem beim VfB tatsächlich nicht im Sturm, sondern in der Abwehr. Guirassy performt sehr gut, Pfeiffer ist eben kein klassischer 9er sondern lässt sich lieber fallen und leitet Spielzüge ein (wie vor der finalen Ecke beim 2:1 gg Hertha). Hat auch in der 2. Liga nur neben Tietz (klassischer Stoßstürmer) funktioniert. Finde Anton und Zagadou, im Gegensatz zur Offensive, wahnsinning unsicher und ehrlicherweise einfach schlecht. Ebenso Flo Müller.

Trotz allem. Danke für die Folge und generell für den Rasenfunk. Nur der SVD!

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Eine franzosische Enthüllungszeitschrift hat als Wahlspruch (übersetzt): „Wenn man die Pressefreiheit nicht nutzt, nutzt sie sich ab.“ In diesem Sinne finde ich deine Herangehensweise zu Katar wirklich sehr gut. Ich bin allerdings in deinem Monolog über etwas „gestolpert“, was mir keine Ruhe lässt: Bei ca 1:42:00 sagst du sinngemäß, die strengere Teilung von Kirche und Staat in Europa liege an der Aufklärung.

Um dich vom Gegenteil zu überzeugen, blicke ich zunächst etwas in die Geschichte. In einem ersten (eher sachlichen Teil) geht es um Europa, in einem zweiten (eher meinungsgefärbten, so gut kenne ich mich da leider nicht aus) um die islamische Welt.

Für den ersten Teil gehe ich die europäischen Länder, bei denen ich mich auskenne, der Reihe nach durch: In England besteht während der Revolution im 17. Jahrhundert zeitweise eine Diktatur deren führende Köpfe, nun ja, sehr strenggläubige Puritaner waren. Die schlechten Erfahrungen verankern die Ablehnung religiöser Extremisten tief in der englischen politischen Kultur. Da nach der Revolution sich eine katholische Dynastie abzeichnet und die katholischen KönigInnen sich nicht sehr religionstolerant geben, ändert das Parlament zum Beginn des 18. Jahrhunderts die Thronfolgeregelung, erlässt Gesetze zum Schutz von Nichtkatholiken und sorgt somit für eine weitgehende Religionsfreiheit. Zwar ist der König auf dem Papier religiöses Oberhaupt, sorgt aber durch sein Handeln für eine weitestgehende Trennung von Kirche und Staat.
In Frankreich sind noch zu Zeiten der Aufklärung Krone und Klerus eng miteinander verbunden. In der Revlution schaffen die Revolutionäre zwar kurzzeitig Gott per Gesetz ab, aber Napoleon schließt schließlich mit dem Papst ein Konkordat, welches die katholische Kirche zur de-facto Staatsreligion erhebt und Napoleon das Recht einräumt, die Bischöfe zu ernennen (Fun Fact: Dieses Konkordat ist im Elsaß noch in Kraft, der Erzbischof von Straßburg wird nach wie vor nicht vom Papst sondern vom französischem Präsidenten ernannt). Die enge Bindung bleibt in Frankreich bis zur Dreyfus-Affäre, welche den republikanischen Vorstreitern den starken Einfluss der Kirche vor Augen führt. Dies führt zur radikalen Trennung von Kirche und Staat im Jahr 1905, welche bis heute Staatsräson ist (und der Grund ist, warum in vielen Schulen keine Weihnachtsbäume stehen). In den skandinavischen Ländern ist die jeweilige protestantische Kirche bis teilweise weit ins 20 Jh. ganz offiziell Staatskirche, was sich in der Regel auch in den Verfassungen niederschlägt. In Russland gibt es noch gegen Ende des 19. Jh. eine starke Rückbesinnung der Monarchie auf ihre kirchlichen „Wurzeln“, die dann mit der Oktoberrevolution brutal ins Gegenteil umschlägt. Und in Deutschland… In Preußen hat man eine starke religiöse Rückbesinnung unter Friedrich Wilhelm IV. (1. Hälfte 19. Jh.), die uns in den heutigen Tagen in Gestalt des Berliner Stadtschlosses wieder heimsucht. Die Trennung von Kirche und Staat geschieht größtenteils ab 1871 unter Bismarck im „Kulturkampf“ (und damit vor den Franzosen!). Besonders stark betrifft dies das Bildungswesen und das Zivilrecht, sehr streng ist die Trennung aber nicht. Nach der Novemberrevolution gibt es Stimmen, Kirche und Staat ähnlich streng wie in Frankreich zu trennen, diese sind aber nicht mehrheitsfähig. Stattdesssen wird ein eher vager Kompromiss gefunden. Beim Verfassen des Grundgesetzes hätte es die Möglichkeit gegeben, das Thema noch einmal anzufassen, stattdessen behielten die entsprechenden Verfassungsartikel (und nur diese!) ihre Gültigkeit.

Nun zum „eingefärbten“ Teil: Die Trennung von Kirche und Staat erfolgte meist parallel zur Schaffung der Nationalstaaten und unter der Angst einer „fremden“ Einflussnahme. Deshalb erwischte es die katholische Kirche in der Regel schwerer, weil sie mit dem Papst nun einmal eine Person hatte, die im selben Zeitraum (1870) für sich beanspruchte, unfehlbar zu sein und in gewisser Weise über alle Katholiken zu „herrschen“. Interessanterweise verläuft diese Nationalstaatenbildung in Europa parallel zu einer Hochphase des Kolonialismus, der auch die islamischen Staaten betrifft. Dies führt dazu, dass der Widerstand gegen die Kolonialherren häufig über die islamischen Religionsgelehrten organisiert wird und das gerade aus denen, die sich in erster Linie religiös unterdrückt fühlen, die großen Freiheitskämpfer werden. Mir fallen hier aber auch zwei Gegenbeispiele ein: Die Türkei, die sich immer noch gerne auf ihre Sekularität beruft, und Persien, was der Kolonisierung durch Großbritannien entkommt und sich zu einem sekluarem Staat entwickelt, bis die USA massiv religiöse Extremisten fördern (unter ihnen ein gewisser Khomeni), um einen Regierungschef aus dem Amt zu jagen, der das Erdöl verstaatlichen will. Insgesamt ist die Situation aber komplex und gerade in den letzten Jahrzehnten hat in vielen islamisch gepägten Staaten eine Rückbesinnung auf die Religion stattgefunden.

Zur Aufklärung schließlich möchte ich sagen, dass die meisten Ihrer Vetreter nach eigener Aussage ziehmlich religiös waren (Voltaire: „Gäbe es keinen Gott, müsste man ihn erfinden“, oder Leibnitz’ Versuch die offensichtliche Ungerechtichkeit eines vermuteten Allmächtigen irgendwie zu rechtfertigen). Fichte ist hier eine Ausnahme. Sie standen aber in der Regel den kirchlichen Institutionen und Autoritäten skeptisch gegenüber, weil sie sich von diesen nicht vorschreiben lassen wollten, wie sie über Gott nachdenken sollten. Natürlich bereiteten sie damit die Trennung von Kirche und Staat vor. Aber der Bruch geschieht in den meisten Staaten durch die Nationalstaatenbildung, die Industrialisierung und den wissenschaftlichen Fortschritt (Darwin!) im 19./20. Jahrhundert.

Ich möchte mich zum Schluss noch für diesen sehr langen Beitrag, der ja nun wirklich nichts mit Fußball zu tun hat, rechtfertigen. Ich möchte diesen Thread wirklich nicht kapern, es geht mir wirklich nur darum, zu zeigen, wo in der Geschichte Religion zur Privatsache geworden ist. Ich konnte ihn auch nicht irgendwo anders posten, weil es um ein Zitat aus genau dieser Sendung geht. Und es soll auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Ich weiß (auch wenn ich ihre Meinung manchmal nicht teile), dass die humanistischen Weltanschauungsgemeinschaften sehr interessante Texte zum Thema verfasst haben, in denen sie auch zeigen, an welchen Stellen in Deutschland Kirche und Staat eben nicht so recht getrennt sind. So etwas ist sicher ein guter Ausgangspunkt, wenn man sich mit dem Thema tiefgründiger beschäftigen möchte. Meine Motivation, hier so einen ellenlangen Beitrag zu scheiben, liegt darin begründet, dass ich dieses „Wir haben in Dtl./Europa eine Trennung von Kirche und Staat, weil…“ in der Regel wirklich etwas geschichtsvergessen finde. Es kommt dann meistens entweder die Reformation oder die Aufkläung. Der Kulturkampf wird einfach ausgeblendet, übrigens auch von denjenigen, die immer bei der ersten Gelegenheit „Islamfeindlich“ rufen, bei denen man aber nicht das Gefühl hat, dass sie sich mit der Geschichte der Religion im öffentlichen Raum in Europa je auseinandergesetzt haben.

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So langsam können wir echt nicht mehr so tun, als ginge es hier um Fußball, aber gerade bei der Diskussion um den Islam und Kolonialismus stellt sich mir eine Frage, von der ich hoffe, dass du (oder irgendjemand hier) die Antwort oder zumindest einen Weg dahin weiß: Wenn wir im Kontext der WM (und auch hier und da wenn es um die Revolutionsbewegung im Iran geht) immer wieder von der Schwulenfeindlichkeit im Islam reden, frage ich mich, ob das schon seit längerem ein „Feature“ des Islam ist, oder ob das auch von kolonialistischer Propaganda herrührt.

In vielen Ländern Afrikas war es ja so, dass im Zuge der Kolonialisierung auch viel legislative und Missionarsarbeit geleistet wurde, um dort vorhandene gleichgeschlechtliche Beziehungen und Geschlechtsvariabilitäten (was wir heute queer nennen würden, aber den Begriff gab es da halt noch nicht) zu diffamieren und zu illegalisieren. [further reading] Hat etwas ähnliches auch im Nahen Osten während der Kolonialzeit stattgefunden?

Je länger ich an diesem Post schreibe, desto mehr denke ich, dass ich die Frage auch mal auf r/AskHistorians stellen sollte. Da wissen Leute vielleicht noch eher Bescheid, als in einem Fußballforum :crazy_face:

Edit: Wie erwartet bin ich ein bisschen in ein Rabbit Hole gefallen, was die Geschichte gleichgeschlechtlicher Liebe in der islamischen Welt angeht. Um das mal kurz voranzustellen, im Wikipedia-Artikel zu Homosexualität im Islam wird es relativ klar formuliert.

Unterstützt wird das von diesem Reddit-Kommentar über lesbische Liebe im Goldenen Zeitalter des Islam. Der enthält auch diese Passage, die mich ein wenig zum Kichern gebracht hat:

Weiterführend auch diese Passage:

Dazu auch Prof. Bauer aus dem Wikipedia-Artikel:

Würde ich natürlich lieber von jemandem hören, dessen Nachname nicht Bauer ist, aber es deckt sich größtenteils mit dem, was ich auch aus anderen Quellen sehe. Homosexualität im Islam war zwar vielleicht eine Sünde, aber keine große. Keine, die eine ernsthafte Bestrafung nach sich zog zumindest.

Um das mal (endlich) auf Katar zurückzubeziehen: Das militante Vorgehen gegen gleichgeschlechtliche Liebe und Geschlechtsvariabilitäten scheint sich auch hier auf europäischen Kolonialismus zurückführen zu lassen. Wie eigentlich alles, was in den letzten Jahrhunderten in der Welt schief gelaufen ist. :saluting_face: Gerade in dem Kontext ist die europäische Kritik an zumindest diesen Ansichten islamisch geprägter Länder doch ein wenig zwiespältig zu sehen. Einerseits berechtigt, weil es eben nach unseren heutigen Standards absolut nicht mehr ins Weltbild passt. Andererseits ist auch Deutschland, Europa, der globale Norden generell was LGBTQ± und Frauenrechte angeht nicht das Land in dem Milch und Honig fließen. Viel von der Kritik (und damit meine ich spezifisch nicht dich, Max), die aktuell besonders wegen Themen von Frauen- und Schwulenrechten in Richtung Katar geworfen wird hat schon so ein bisschen ein Geschmäckle von „Die Muslime sind doch eh alle homophob [sic]“ bzw. von einem generellen Ethnozentrismus. Das zu reflektieren, und auch die Rolle der europäischen Kolonialisierungsgeschichte in den aktuellen Debatten zu verstehen, ist im Kontext dieser WM unsere kollektive Aufgabe.

Ich fand es auf jeden Fall ganz cool, diese Diskussion mal als Anstoß zu nehmen, mir ein wenig über die Geschichte von Homosexualität im Islam anzulesen. Das ist doch genau der kulturelle Austausch, von dem immer geredet wird. Ob das Gianni Infantino und den Kataris gefallen würde… naja. :wink:

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Vielen Dank für eine weitere großartige Folge. Ich höre mir immer alles sofort komplett an und freue mich über jede noch so lange Folge. Das liegt auch an den Gästen, vor allem jedoch an deiner Einstellung zum Fußball, dem Fandasein und dem ganzen Rest, lieber Max.

Die mvp-Frage gefällt mir und offensichtlich sind die Gewinner vorhersagbar. Mal wieder ein kleines, aufwendiges Detail, dass diesen podcast so großartig macht. Danke dafür, dass ich mal für alle Vereine darüber nachdenken konnte/sollte, wer dort mvp ist.

Zum Monolog:
Gönn dir n Urlaub! Du sendest wieder häufiger, seit 11Lebeb draussen ist, danke. Die Zahl der Versprecher ist zuletzt jedoch auch gestiegen. Fehlende Konzentration? Überarbeitung? Nervosität? Vielleicht brauchst du einen Recherge-Kollegen/-in? Der Rasenfunk ist mein Lieblingsmedium in Sachen Fußball, tritt lieber kürzer als aus.

Deine Einstellung zur WM teile ich. Deine Abwägung ist nachvollziehbar und ethisch motiviert. Dass dann immer jemand kommt und rumnölt ist leider so. Ich habe aus vielen Gründen einiges Wissen zum Islam gesammelt und dieser Religion geht es nicht besser als den Lehren Jesus’. Patriarchen missbrauchen Religionen um abwegige Scheinargumente für die Unterdrückung aller anderen aka ihre Vorherrschaft zu konstruieren. - Der Vorwurf, du würdest Islamfeindlichkeit schüren ist dreist. Ein schwaches Scheinargument, eine Diskursstrategie die inhaltliche Auseinandersetzung verunmöglicht, den Mißbrauch der Religionen deckt. Menschenrechte sind keine europäische Erfindung, sie existieren in allen Kulturen und Religionen. Eurozentristisch ist das nicht. Danke auch für die Erinnerung daran, dass auf der Südhalbkugel schon immer die WM im Winter statt findet. Sich darüber zu beklagen, dass! ist eurozentristisch.

Danke nochmal, bleib tapfer und mach im Urlaub mal dieses Internetz aus, es frisst einen auf.

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ich liebe dieses Forum! Danke @ixolius und @dxciBel für die historische Einordnung.

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Interessanter Text. Grundsätzlich vermute ich, dass Max sich auch bewusst wage gehalten hat, weil er auch kein falsches Halbwissen verbreiten wollte.

Es ist mMn sowieso schwierig da etwas hervorzuheben, weil es selten einen isolierten Entwicklungsstrang gibt, welcher nicht in Wechselwirkung mit anderen Prozessen steht.
Bezüglich historischer Entwicklungen finde ich die Frage nach den langen und den kurzen Wegen zu dem Ereignis interessant.
Theoretisch könnte man schon in der Emanzipation des Bürgertums im frühen Handelskapitalismus und in der Renaissance eine Gegenbewegung zu Papst und Kaisertum erkennen. Dieser lange Weg in die Säkularisierung kann aber völlig bedeutungslos wirken, wenn man zum Beispiel den christlichen Fundamentalismus in der Usa bzw. im neurechten Spektrum betrachtet. Da sind die zeitgeschichtlich kurzen Wege dominanter.

Auch in der islamischen Welt gab es Phasen der Aufklärung. Averroes sei hier genannt.
Letztlich fehlt mir das Wissen, um hier die genauen Wege zum heutigen Ist-Zustand auszumachen. Aber auch mit dem beschränkten Wissen sehe ich, dass die qatarische Gesellschaft nicht die einzig mögliche islamische Gesellschaft ist.
Waren die Jungtürken vielleicht auch stark europäisch orientiert, so weiß ich das nicht für das säkulare Afghanistan oder den Iran jeweils vor ihren islamischen Revolutionen.
Es ist ja nicht so, als wäre ein säkularer Staat im Islam etwas völlig unbekanntes.

Schauen wir auf Qatar, dann sagt der homophobe WM Botschafter ja auch, dass er nicht sonderlich religös sei. Und auch seine Landsleute wirken in der Breyer Doku doch sehr an weltlichen Genüssen interessiert. Mag sein, dass sie trotzdem gläubige Muslime sind, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr Lebenswandel zu einer strengen Islamauslegung passt.
Eher sehe ich es so, dass in ihrem Land bestehende Ungleichheit und Privilegien vor einer offenen kritischen Debatte durch das autoritäre Regime irgendwie geschützt werden müssen. Entsprechend populisitsche Erzählung um einen relevanten Teil der Bevölkerung für sich einzunehmen, sollen da doch recht hilfreich sein. Die gemeinsame Religion ist da in vielen populistischen Bewegungen eine der naheliegensten Mittel und gegenüber „westlichen“ Menschenrechtsvorstellungen das beste Totschlagargument.

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Kann dem zustimmen, Keeper und die Leute davor sind tatsächlich nicht erste Klasse und für das Team extrem verunsichernd. Vielleicht spielt das auch eine Rolle bei den frühen Gegentoren. Zagadou ist mir ein Rätsel, aber klar ist ja auch, dass man Top-Leute aus finanziellen Gründen einfach nicht verpflichten kann. Vermutlich muss man dann so ein Risiko wie mit Zagadou zwangsweise eingehen. Mavropanos sticht noch heraus, aber auch er hat manchmal Momente, die „seltsam“ sind und er ist für (negative) Überraschungen zu haben.

Also fasse ich zusammen:
An der Homophobie im Islam sind die Europäer schuld.
Die Ansetzung der WM im Winter kommt vielen anderen Nationen entgegen, nur den Europäern nicht.
Zudem müssen wir akzeptieren, dass die Gesellschaftsformen der Europäer nicht die einzig Wahre ist. Wir müssen lernen, andere Gesellschaftsformen, wie sie in Qatar, Iran oder Afghanistan gelebt werden, zu akzeptieren.
Müssen wir auch den Umgang mit den Gastarbeitern und Frauen in Qatar dann akzeptieren? Ist es sinnvoll, in einem solch kleinen Land mit diesen klimatischen Bedingungen eine WM auszutragen?
Nein, sicherlich nicht, daher bleibt es eine WM der Schande und die FIFA ein Misthaufen.

Sehe die Probleme des VfB auch in der Defensivarbeit des Mittelfeldes, hier insbesondere Ahamada.

Sehr gelungene Sendung mit wirklich tollen und auch zusammenpassenden Gästen.
Mir ist die Eintracht - ob durch euch alle sehr positiv bewertet - insgesamt fast ein bisschen zu schlecht weggekommen.
Wenn die falschen VAR Entscheidungen nicht gewesen wären (Ausgleich gegen Köln = Kölner aktiv im Abseits und beim schon vielfach besprochenen VAR-Skandal-Spiel gegen Dortmund) die Eintracht von Platz 1 der Tabelle grüssen würde (da 5 Punkte mehr als jetzt).

Noah hat also recht, die Eintracht wird Deutscher Meister.

Ich möchte mich anschließen: Ich liebe dieses Forum. Danke für den Input, ich hab da noch große Wissenslücken zu schließen. Da sieht man mal, wie wenig man weiß. Bei kleinen Details fühle ich mich leicht missverstanden, aber das ist gar nicht schlimm, denn dann hätte ich eben präziser formulieren müssen.

Und interessant auch das: Ich habe selbst darüber nachgedacht, ob die gehäuften Versprecher mit der Masse an Sendungen zuletzt zu tun hatten. Meine Antwort ist allerdings eher, dass ich inzwischen noch mehr nebenher mache, während ich spreche. Seit einigen Monaten markiere ich mir auch Ähs, Räusperer und andere Geräusche bei Gästen während sie und ich sprechen, die schneide ich dann raus. Macht die Sendungen noch flüssiger und inhaltlich besser. Natürlich immer in Maßen, ich will nichts verfälschen, aber eben in jeder Sendung ein bisschen.

Ich bin mir sicher, dass ich die beiden Beiträge von @ixolius und @dxciBel noch öfter als einmal lesen werde, das steckt unglaublich viel Spannendes drin.

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Möchte dann aber auch darauf hinweisen, dass „der Islam“ in dem Sinne, dass es da eine einheitliche Behandlung gleichgeschlechtlicher Liebe (oder Körperlichkeit) gibt, nicht existiert. Musste ich auch erstmal drüber nachdenken, als ich den Beitrag von @Erinmund (und fairerweise auch den viel längeren englischen Wikipedia-Artikel über Homosexualität im Islam) sah. Während das Osmanische Reich bspw. lange Zeit relativ chill war und erst durch „europäischen Einfluss“ anfing, das kritischer zu sehen, ging parrallel Muhammad bin Saud deutlich harscher an die Sache ran. Bin ich am Ende doch wieder etwas dem Orientalismus verfallen.

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Hallo Max, ich möchte in diesen Worten gern die Empfehlung unterstützen, den Rasenfunk auf noch breitere Beine zu stellen. Es ist auf eine Weise in diesem Jahr passiert, dass auch manchmal andere Personen die Schlusskonferenz moderieren, und ich finde das genau richtig so. Auch wenn ich dich wirklich sehr gern reden höre.
Als du neulich meintest, du würdest noch an den Shownotes sitzen, ich dann all die ganzen Zitate auf der Seite der aktuellen Sendung sah und mir vorstellte, dass du die wahrscheinlich alle selbst gesammelt und eingefügt hat… dachte ich mir, dass das Wahnsinn ist… und da würde ich mir - im Sinne des Rasenfunks - echt wünschen, dass du dir mehr Unterstützung und Erleichterung nimmst.
Ich habe als erstes aus dieser aktuellen Sendung den Teil bzgl. Qatar gehört. Ich fand gut, dass du dem Thema Raum gegeben hast. Ich finde auch gut, dass du auf Kritik eingehst, dich von dieser berühren lässt, darüber nachdenkst und dich dazu äußerst. Diese reflektierte Art und Weise macht den Rasenfunk aus.
Ich habe mir daraus auch wieder Dinge mitgenommen, u.a. den eurozentrischen Blick sowie den Hinweis darauf, dass dadurch mal eine Region im Vordergrund steht, die im Fußball sonst nicht viel Beachtung findet.
Dennoch fand ich deine Einlassungen im ganzen zu entschuldigend.
Es ist ein Statement, dass der Rasenfunk nicht darüber berichtet. Ebenso, wie wenn Fußball-Kneipen keine Spiele davon zeigen. Ich lese es u.a. als Zeichen an die Fifa: Freunde, das ist zu viel, da habt ihr es mit dem Kommerz und der Ignoranz der Bedingungen endgültig überdreht.
Und ich meine, dass diese Entscheidung zum Boykott seine Berechtigung hat.
Ich finde es gut, dass du dir Argumente dagegen anhörst und prüfst, inwieweit sie Bedeutung haben.
Aber es besteht kein Grund, deine Entscheidung, die du aus guten Gründen gefällt hast, übermäßig zu erklären und schon gar nicht, dich dafür zu entschuldigen.
Ich habe erst danach damit begonnen, die Sendung von vorn an zu hören, und sie beginnt ja gleich ziemlich offensiv mit dem Zorniger-Zitat und auch sonst wählt ihr (ich fand beide Gäste übrigens toll!) ja ab und an klare Worte.
So hat der Ton im Schlussteil, den ich als entschuldigend wahrnehme, vielleicht ja auch mit einer gewissen Erschöpfung nach einer langen Sendung zu tun.
Insofern wünsche ich dir gute Erholung und einen ruhigen Jahresausklang.

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Muss auch sagen, ich finde das gut und richtig, die WM nicht im Rasenfunk zu besprechen und da braucht man gar nicht unbedingt so rechtfertigend drangehen wie Max das gemacht hat. Es gibt in der Sportberichterstattung viel zu wenig klare Kanten gegen Ausbeutung, Menschenfeindlichkeit, -ismen und prinzipiell Rechtsradikalismus. Auch mir stößt immer wieder die ein oder andere politische Aussage im Rasenfunk negativ auf (Nimm es mir nicht übel, Max, aber manchmal ist es etwas sehr bürgerlich). Aber ich bin froh, dass der Rasenfunk eine klare politische Haltung und Identität hat und wenn er diese nicht hätte wäre er ein signifikant weniger wertvoller Podcast.

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