SGE: Verdammt, wo ist die Emotion?

Aus meinem persönlichen Eintracht-Tagebuch statt vieler hier nur einige Gedanken zu Hugo Larsson. Carsten Schellhorn kritisierte Toppmöller ziemlich unverhohlen dafür, dass er den jungen Schweden am Ende gar nicht mehr gebracht habe, und das womöglich nur nur weil der einmal gegen den VfB in einer uneingespielten Notelf mit Hasebe und Larsson (erstmals seit längerem von Beginn an) auf der 6 (Götze, Skhiri und Tuta standen nicht zur Verfügung!) einen bösen Stellungsfehler begangen habe. Ob das wirklich so einfach ist oder es doch vielleicht noch andere Gründe dafür geben kann, warum auch ein hochtalentierter junger Spieler nicht einfach so eine lange Saison (ohne Fehler) durchspielen kann und Toppmöller das richtig einschätzt.
Und wenn man schon fordert, dass der Trainer auch mal an Spielern festhalten soll, dann gilt das eben auch für die Entscheidung, zum Saisonende die Sechser-Positionen final mit Götze und Skhiri zu bestreiten und einen ersichtlich überspielten und erschöpften 19jährigen im Zweifel in den letzten Spielern lieber von der Bank zu bringen.

„Der Frühreife“: Hugo Larsson
Unter diesem Titel veröffentlicht die Frankfurter Rundschau am 11. April 2024 einen Artikel über den 19 Jahre jungen schwedischen Mittelfeldspieler, der sich „raketenschnell zu einem Leistungsträger“ entwickelt hat. In seiner ersten Saison für Eintracht Frankfurt absolvierte Larsson wettbewerbsübergreifend 37 Pflichtspiele in Bundesliga, DFB-Pokal und Conference League von Beginn an. In der Bundesliga stand er insgesamt 23mal in der Startelf, 6mal wurde er eingewechselt. Er tat das nicht als Mitläufer, sondern ganz überwiegend als Pfeiler im defensiven Mittelfeld. Vorgesehen war das nicht. Da Kapitän Sebastian Rode über weite Teile der Saison nicht spielen konnte, musste der Youngster aus dem südschwedischen Weiler Svarte viel früher und länger ran, als von den sportlich Verantwortlichen der Eintracht ursprünglich geplant. In der Rückrunde fiel er dann wegen einer Muskelverletzung länger aus bzw. musste kürzertreten. „Es war meine erste ernsthafte Verletzung“, betonte Larsson, der ja erst seine zweite Profisaison absolviert und die erste in Deutschland und der Bundesliga. Die Blessur, die erneut auf einer Länderspielreise auftrat, könnte eine Reaktion auf die hohe Belastung gerade in der Hinrunde sein. „Mein Körper ist noch nicht ausgereift“, weiß Larsson.
Trainer Dino Toppmöller ist des Lobes voll, was den jungen Schweden betrifft: „Hugo marschiert mit seinen 19 vorneweg, spielt mutig, ist extrem laufstark und sammelt viele zweite Bälle auf.“ Für einen eher defensiv ausgerichteten Spieler kassierte er dazu auch nur eine einzige Gelbe Karte, und das in drei Wettbewerben.
Was dazukommt: Larsson hegt keinerlei Absichten, den Klub im Sommer 2024, etwa in Richtung England zu verlassen. Sein Vertrag läuft noch bis 2028, er ist also langfristig an die Eintracht gebunden. „Es ist alles perfekt hier“, sagt er, wobei selbstverständlich auch ihm nicht entgangen ist, dass die Saison 2023/2024 der Eintracht nicht durchgängig rund läuft. Seine Entwicklung ist natürlich keineswegs abgeschlossen; regelmäßig analysiert er mit Experten sein Spiel, in der Antizipation und im Tore Schießen sieht er für sich noch Steigerungsmöglichkeiten. „Ich bin einer, der immer etwas versuchen will.“
(Vgl. Thomas Kilchenstein, Der Frühreife, FR vom 11. April 2024, Seite 22.

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Jedes Mal wenn die Eintracht im Fokus steht und Leute aus dem Eintracht-Umfeld berichten hab ich das Gefühl das ist so ein einziger großer Stammtisch, der im Fußball längst vergangener Zeiten stecken geblieben ist. Von allem was ich mitkriege sehe ich kein anderes Vereinsumfeld in der ersten Liga, bei dem Kampf so überbetont wird und so weiter. Oder die Geschichte mit „da sind jetzt so viele französisch sprechende Spieler“, Baumgart wäre stolz

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Auf Strecke um nicht zu sagen historisch betrachtet ist das übrigens fast schon kurios, immer wieder zu betonen, dass ein wilder Kampffußball gewissermaßen die DNA von Eintracht Frankfurt sei. Eigentlich muss ich als „Eintracht Opa“ da schmunzeln. Alfred Pfaff, Jürgen Grabowski, Bernd Hölzenbein, Uwe Bein oder Andreas Möller als herausragende Vertreter der „Diva vom Main“ waren allesamt Feingeister und Ästheten des Fußballs, aber mit Sicherheit alles andere als Kampfsäue. In Oberhausen, Bochum oder Offenbach geriet man genau deswegen regelmäßig unter die Räder, nachdem man im Waldstadion die Bayern mit 6:0 aus dem Stadion geschossen hatte. Aber das nur am Rande :slight_smile:

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Wenn man die Diskussionen verfolgt, kann man mMn kaum von ‚einem einzigen‘ Stammtisch sprechen. Da gibt es doch viele Meinungen. Kampf (= physisches Spiel) wird ja überall gefordert, und in memoriam Büffelherde kann ich diejenigen, die das vermissen, sogar verstehen. Mehr ‚Heavy Metal‘ stammt als Begriff von Klopp und ich sehe nicht, dass das vergangen ist. Die Erwähnung, dass da viele französisch sprechende Spieler bei der Eintracht sind, halte ich auch nicht für gestrig, sondern für wichtig. Die Integration ausländischer Spieler in ein Mannschaftsgefüge ist ein Riesenthema, vor allem in Ländern wie D, deren Sprache jetzt nicht gerade der Feger in ausländischen Schulen ist. Frag mal die Bayern, wie die heute über ihre Einstellung gegenüber Breno denken und was dadurch sowohl für den Spieler als auch die Bayern den Bach runtergegangen ist. Als Toppmöller noch Co bei den Bayern war, wurde sein sehr gutes Französisch als Asset wahrgenommen (bei 8 französisch sprechenden Bayern Spielern), und bei der Eintracht ist das eben auch nicht unwichtig. Natürlich kann man all diese Themen auch mit einem gestrigen Hintergrund diskutieren, aber wie gesagt: Eintracht Stammtische gibt es viele.

Da muss ich einfach noch den Namen von Lajos Detari dranhängen.

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Danke für den Royal. Carsten Schellhorn ist ein super Gast gewesen, gerne mehr, denn ich habe die Sendung genossen.

Dennoch sind mir einige Thesen ungut aufgestoßen, auf die ich gerne eingehen wollen würde. Denn das sind momentan so gewisse Klassiker, die überall durch die Medienlandschaft gehen und ich dachte, sie zu diskutieren, würden den Diskurs bereichern.

1. Toppmöller wechselt zu viel

Dieser Aussage kann ich nicht wirklich zustimmen. An sich hatte die Mannschaft schon eine Achse von 6-7 Spielern, die alle mehr als 2/3 der möglichen Spielminuten gespielt haben: Pacho, Trapp, Koch, Tuta, Marmoush, Skhiri, Götze. Mit mehr jeweils mehr als 2800 Minuten haben diese 7 Spieler mehr Saisonminuten gesammelt als Schlüsselspieler anderer Mannschaften in Beste, Undav und Guirassy, nur mal so zum Vergleich. Auf den anderen Positionen, also den Außen und hinter den Spitzen ist dann eben auch Raum, um Spieler zu variieren und so das System auf das spezifische Spiel abzuschmecken (Technik oder Dynamik, Offensive oder Defensive). Denn das Gegenteil, dass man immer mit denselben Spielern komplett durchspielt, wird auch nicht funktionieren, weder taktisch noch mannschaftsintern.

Nkounkou und Ebimbe sind dann diese typischen Beispiele, die herangezogen werden, um diese These relativ plakativ zu untermauern. Aber ich würde behaupten, dass sie die beiden diese Funktion gar nicht erfüllen, sondern rein für sich selbst stehen. Beide Spieler sind einfach von Natur aus inkonstant, und können an einem Tag Weltklasse sein und Spiele entscheiden und an anderen komplett unauffällig oder am Rande eines Platzverweises. Entsprechend ist Fluktuation und Auswechslung fast unumgänglich. Und im Allgemeinen hat Nkounkou defensive Schwächen und da wird auch ein intensives Defensivtraining wie im Winter nicht komplett den Schalter umlegen. Ergo wird dann auch mal Max spielen, wenn man die Seite zumachen will. Bei Dina Ebimbe ist es diese Saison auch nochmal besonders, weil er scheinbar vom Verein im Sommer als ZM eingeplant war, und so hatte man auch nicht noch einen weiteren ZM neben Rode und Larsson im Petto, weil man dort eben eher Dina Ebimbe sah. Und deshalb wurde er dann dort auch ausprobiert, bis man merkte, dass Götze das bessere ZM-Backup ist, als der dünne Kader geflickt werden musste. Aber an sich hat Dina Ebimbe 60% (25/42) der Spiele auf der rechten Seite gespielt, und damit mehr als die 58% der letzten Saison (15/26), als es niemand gestört hat.

2. Toppmöller überfordert die Mannschaft

Generell finde ich es immer unangenehm, wenn aus den Medien häufig das eigene Gefühl der Überforderung, wenn der Trainer von Taktik anfängt, auf die Spieler mit einer professionellen Fußballausbildung übertragen versuchen. Nur weil man nicht jedes Konzept, dass man Tag für Tag an seine Profis vermittelt, einem Laien mit beliebigen Vorwissen auf einem Bierdeckel erklären kann, heißt es nicht, dass man ein schlechter Lehrer und Vermittler wäre. Und entsprechend finde ich so Ausdrücke wie Fußballnerd oder Fußballwissenschaftler eher dispektierlich, denn diese implizieren immer menschliche Schwächen, obwohl man eigentlich nur feststellt, dass es ein Fachmann ist. Natürlich ist Kommunikation wie in jedem Lebensbereich das A und O, aber ich würde dann schon lieber einfach mal die Spieler fragen, wie sie es denn selbst empfinden, statt irgendwelche Ferndiagnosen zu machen. Und die Spieler attestierten Toppmöller immer wieder, dass er bereit ist, zu merken, was bei den vorhandenen Spielern noch nicht geht und entsprechend den Plan umgestellt hat. Das klingt schon ziemlich nach einem kommunikativen und offenen Umgang. Natürlich ist das nicht optimal, nicht direkt schon im Sommer zu wissen, wie weit die Mannschaft ist und was man mit ihr anstellen kann, aber auch das ist ein Kennenlernprozess und die Gesamtkonstitution der Mannschaft war ja bis September nicht klar.

Nagelsmanns Ansatz ist dahingehend sogar, dass er sehr gerne Spieler mit Inhalten überfrachtet, einfach weil ihm gar nicht so wichtig ist, dass sie 100% verstehen, sondern dass sie sehen, was für Aspekte es alles gibt, und sie sich dann selbstständig heraussuchen können, was sie für interessant halten und selbst anfangen, mitzudenken statt nur auf die Befehlskette zu achten.

3. Toppmöller spielt Anti-Eintracht-Fußball (nicht angebracht)

Aber ich rechne ihm hoch an, dass der dritte Punkt des üblichen „Dreieinigkeit der Pressephrasen“ nicht abgearbeitet wurde. Und zwar, dass Toppmöller völlig ohne Grund Ballbesitz einbauen will, und man doch lieber zum guten alten Fußball der Pokalerfolgsnostalgie zurückkehren. Die Notwendigkeit der spielerischen Weiterentwicklung wurde erkannt und mit eigenen Argumenten untermauert. Und Toppmöller wird von Krösche nicht wegen seines Names verpflichtet worden sein, sondern eben weil er der vielversprechendste Kandidat für den spielerischen Wandel ist. Aber die Kommunikation von Krösche ist dahingehend auch nicht wirklich unterstützend als der Konflikt mit den Faninteressen offenbar wurde.


Ein weiterer guter Punkt der Diskussion war neben der Notwendigkeit der Führungsspielerentwicklung, die nach einem Jahr des Stillstands in der letzten Saison einfach sehr akut ist. Denn Kostic und Hinti gingen und es kam nur Götze, bei dem man sich mehr erhofft hatte. Eigentlich hätten Skhiri und Koch schon unter Glasner der Mannschaft sehr gut getan. Nun durch Abgänge von Hasebe und Rode hat die Problematik nun auch jeder direkt vor Augen, aber eigentlich waren die beiden ja schon diese Saison nicht mehr richtig Teil des Teams. Dahingehend muss ich einwenden, dass Rode in seiner Abschieds-PK schon angekündigt hat, dass er erstmal ein Jahr Pause machen wird und nicht irgendwie direkt im Verein einen Posten einnehmen wird. Und auch Larsson hatte eher nicht mehr viel im Tank und vielleicht war auch eher das Learning aus dem Stuttgartspiel, dass er immer noch nicht ganz fit nach der Verletzung ist und man ihn eher davor schützen sollte, weiter jedes Spiel zu machen.

Ich fand auch gut, dass das Zusammenspiel von Ekitiké und Marmoush erwähnt wurde, denn diesen Eindruck hatte ich ja auch schonmal in einem Spieltagsthread geteilt. Ich bin mal derbe gespannt, ob wir auf der Mittelstürmerposition noch einen weiteren Schritt nach vorne machen werden, oder wir den ganzen Druck auf Matanovic legen werden.

Am Ende der Saison bleibt für mich der Unglaube, dass ein anderer Trainer mit denselben Bedingungen im Sommer mehr anfangen kann. Denn er wieder eine eigene fußballerische Idee mitbringen und der Anspruch wird ja auch an ihn nicht geringer, einfach weil die Eintracht giert nach einer 60 Punkte-Saison und den schon sicher geglaubten Pokalerfolgen on top. Da ist gar kein Raum für weitere Geduldstiraden, egal wem gegenüber. Und deshalb würde eine rituelle Opferung des Trainers zur Beruhigung der bösen Geister überm Waldstadion nicht wirklich Sinn ergeben meiner Meinung nach. Für mich ist völlig logisch, dass das Projekt Toppmöller erst nach der nächsten Saison vollständig bewertet werden kann und ich hoffe mir auch eine klare Weiterentwicklung, aber auch klarere Kommunikation, was eigentlich der Plan ist auch von Krösche. Aber wenn wir 55 Punkte und Platz 6 erreichen, dann reicht das für mich locker und das wäre auch schon diese Saison drin gewesen, wenn man kleine Rädchen dreht. Ich bin gespannt.

Vielen Dank für die Sendung nochmal.

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Die Meinung teile ich. Fand das man in dem Segment weniger über die Eintracht aber sehr viel mehr über den Frankfurter Sportjournalismus gelernt hat.
Ums mal mit Klinsi zu sagen - bringt keinen Mehrwert.
Bei jeder eigenen kontroversen Aussage, die dann nicht mit Fakten belegt werden konnte und von Max eingefangen wurde, hat er direkt relativiert.
Und dies implizite Anklage: der Fussballwissenschaftler. Unangenehm. Nur weil man selbst taktisch einigermaßen ahnungslos ist, heißt das nicht, dass der Trainer ein Fussballnerd ist und alle mit seinem Wissen überfrachtet.
Die Ansage man habe Nkounkou mit Einwurfvarianten verwirrt… Bei aller Liebe, aber die machen das alle beruflich.
Extrem laue Thesen meiner Ansicht nach.
Seitdem Schellhorn, Kilchenstein, Durstewitz und co keinen direkten Draht zur Kabine mehr haben, ist die Berichterstattung nur noch Stammtisch.

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Fand die Folge sehr unterhaltsam.
Inhaltlich schließe ich mich jedoch meinen Vorrednern, hier wurden Fans und Spieler schon etwas „dumm“ dargestellt.
Hoffe, dass Krösche an DT festhält und der noch ein Jahr bekommt.

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Man kann die Saison als eine Saison zusammen, wo die emotionale Verstimmung vor allem durch schlechte Kommunikation erzeugt wurde. Und da spielen nicht nur die Verantwortlichen eine Rolle, sondern es zeigt sich auch, dass die Medien in ihrer Vermittlerrolle sich auch mehr Mühe geben könnten, mehr zu vermitteln, statt mehr einfach den bestehenden Bias zu verstärken.

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Ja, ich habe die Folge gehört, bevor ich mir die Äußerungen hier im Detail durchgelesen habe und hatte zwischendurch das Gefühl, dass die These ist: Topmöller braucht einfach „klügere“ Spieler und Fans, um seinen Fußball zu spielen zu lassen…

Im Gegensatz zu anderen Royalfolgen zu Vereinen, die ich bisher gehört habe (z.B. Heidenheim, Darmstadt und Köln) erschien mir die Folge weniger nach den fünf Themen, die die Gäste mitbringen strukturiert zu sein, was für mein Gefühl daran lag, dass Carsten Schellhorn sich oft ein bisschen in Anekdoten verloren hat und sich nicht auf eine Meinung festnageln lassen wollte. Ich finde, dass haben im Vergleich die „Fangäste“, gerade auch die bekannten Stimmen hier aus dem Forum, in anderen Royalsegmenten souveräner gemacht (oder wirkten für mich strukturierter).

Ich fand das hat die Folge tatsächlich sehr deutlich gezeigt.

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Wie sehr diese Folge in mir arbeitet, merke ich daran, dass ich heute Nacht zum dritten(!) mal länger und erneut in sie hereingehört habe. Ich musste auch immer wieder an die Eintracht-Abschlussfolge aus der Saison 2022/2023 denken, in der Ingo Durstewitz von der Frankfurter Rundschau zu Gast war. Auch der arbeitete sich wie nun Carsten Schellhorn an einem hochqualifizierten Trainer (Glasner) ab, der nicht mehr in das Umfeld passt. Wurde Glasner anektotengetrieben als Zu-viel-ist-zuviel-Wüterich hingestellt, mit dem es irgendwie nicht mehr gehe, so ist es jetzt der angeblich zu verkopfte Laptop-Trainer, mit dem man mangels emotionaler Ankerpunkte nicht mehr klar kommt. Hier wie dort dabei auch irgendwie alles etwas unstrukturiert und nicht immer schlüssig und auf Nachfrage des Moderators wird dem auch fast gar nicht widersprochen, in der Analyse bleibt alles irgendwie sonderbar ungreifbar
Durstewitz stürzte sich damals sofort auf den Kabineneklat zwischen Glasner und Krösche im Auswärtsspiel bei der Hertha (sinngemäß: „Was hast du mir denn da für Spieler hingestellt? Mit denen kann ich nicht arbeiten!“), einen Vorfall, den auch Carsten Schellhorn nicht unerwähnt ließ. Warum es dann etwa im März des folgenden Jahres überhaupt zum Angebot einer Vertragsverlängerung an Glasner kommen konnte, blieb damals für mich dann aber irgendwie unerklärt, unverständlich und im Dunkeln. Am Ende war es bei Glasner eine Pressekonferenz mit einer - da haben wir es wieder - ebenso emotionalen wie laienhaften Bauchfrage nach Klatsche in Hoffenheim („Haben die nicht kapiert worum es ging?“).
Glasner explodierte da meines Erachtens auch deswegen, da er fassungslos war, wie respektlos man letztlich mit den ausgelaugten auf der letzten Rille daherkommenden eigenen Europacup-Helden umsprang.
Das Verhältnis der Frankfurter Presse zu ihren Trainern wäre mal einen eigenen ausführlichen Beitrag wert. Vielleicht ist es kein Zufall, dass auch das Royal-Gespräch mit Carsten Schellhorn mit einer Daum-Anektote beginnt, die diesen zum Explodieren bringt.
Immer und auch gerade in der Causa-Toppmöller scheint es mir, dass fachliche Expertise fast schon ein wenig geneidet wird und man am liebsten weiter wie zu Funkels Zeiten Sportjournalismus eher emotional aus dem Bauch heraus machen möchte. Gerne mit Geschichten von Armin Veh, der zur Freude der Journalisten immer gerne auf Stories am Rande (mein Hund, mein Haus) auswich, um nicht allzu viel zum Sportlichen verraten zu müssen.
Der Rat von Carsten Schellhorn, man solle als Journalist viel öfter auch mal als normaler Fan vor Ort sein, wird vielleicht öfter beherzigt, als es einer abgewogenen Analyse gut tut. Niemals, kommt auch bei Schellhorn einmal vor, als er sich an Kevin Trapp abarbeitet, fehlt der Hinweis, dass es nie die Presse sei, die mit personalisierter medialer Aufarbeitung und oft Vereinfachung selbst auch Anteil an einer Misstimmung haben könnte.
Das zieht sich wirklich durch. Gegen den Vorwurf, seitens der FR Thomas Schaaf „weggelobt“ zu haben, glaubte Durstewitz noch in der vergangenen Saison wieder angehen zu müssen. Ja, mag sein, dass dieser spröde Norddeutsche emotional(!) nicht ganz zur Eintracht passte, aber an Respekt gegenüber einem wirklich großen fachlich anerkannten Trainer fehlte es schon damals. Kein Ruhmesblatt jedenfalls für die Frankfurter Presse, wie ich finde.
Vielleicht wird auch umgekehrt ein Schuh daraus und es ist peinlich für Frankfurter Sportjournalisten, dass ein Trainer nach Pressekonferenzen das Gefühl hat, er müsse mal mal ein wenig taktischen Nachhilfeunterricht geben, damit die Journalisten es wenigstens mal ein bischen verstehen. Die davon aber eher genervt bis uninteressiert sind. Selbst weiß man es natürlich besser.
In der fachlichen Detail-Analyse geht es dann umgekehrt schon mal wie ich finde wie Kraut und Rüben durcheinander. Die Causa Larsson wurde hier schon besprochen. Es gab durchaus gute Gründe, warum der Junge zuletzt nicht mehr von Beginn an spielte. Ebenso habe ich mich im Nachhinein doch etwas über Aussagen von Carsten Schellhorn zur angeblich zu weichgespülten Schönrednerei von Toppmöller und seinen Spielern nach der 1:5 Niederlage gegen Leverkusen geärgert. Dass man nach diesem Spiel aber tatsächlich nicht zwingend in Sack und Asche laufen musste, kann man im Spieltagsrasenfunk zum 32. Spieltag sehr gut nachhören, wo das Ganze von Max und Marvin Mendel sehr viel differenzierter aufgearbeitet wurde, als jetzt so plakativ von Carsten Schellhorn. Denn da gab es durchaus positive Ansätze, auf die man verweisen konnte. Was wäre gewesen, wenn Marmoush nach super Vorarbeit durch Ekiitiké getroffen hätte (war generell wichtig diese Szene im Hinblick auf deren Zusammenspiel zu erwähnen, bezeichnend vielleicht Marmoushs Übermotivation in dieser Szene)? Was kann der Trainer eigentlich dafür, dass Nkounkou in einer noch durchaus offenen Spielphase einen völlig hanebüchenen Elfmeter verursacht? Warum bleibt im Gegensatz zur Spieltagsanalyse völlig unerwähnt, dass die Eintracht an diesem Tag da eben auf einen brutal effizienten „Über-Gegner“ traf, nicht desto trotz da prima Ansätze, wie überhaupt an den letzten Spieltagen, zu sehen waren, bei aller verbliebenen ärgerlichen Fehlerträchtigkeit im Einzelnen. Gerade in diesem Spiel kamen sie doch auch, die Emotionen von den Rängen. Nein, gegen das scheinbar offensichtliche auch mal argumentativ gegenhalten, das scheint oft nicht die Kernkompetenz der alteingesessenen Frankfurter Berichterstatter. Da hat übrigens Fußball 2000 an den letzten Spieltagen mit sehr viel differenzierteren Beiträgen durchaus bei mir gepunktet. Dass sich Christopher Michel im letzten Segment mal ganz eindeutig gegen Fans gestellt hat, die Toppmöller als „Floppmöller“ diffamieren, fand ich durchaus stark.
Dass Dino Toppmöller auf der Zielgeraden vor der angeblich ja offenen Aussprache von Krösche „vor den Bus“ geworfen wurde, wurde von Carsten Schellhorn auf Nachfrage letztlich bestätigt, da er sich jetzt eine weitere Zusammenarbeit im Grunde genommen kaum noch vorstellen könne. Die Frankfurter Presse springt erwartbar auf diesen Zug auf und stellt ziemlich unisono fest, dass Markus Krösche offenbar einen Schwenk vollzogen hat und auf die interne Kritik im Verein nach der Holzer-Demission deutlich einschwenkt.
So wenig ich sie mag: Erstaunlich ist, dass die Zeitung mit den vier Buchstaben dagegen schon länger und immer wieder dagegen von einer weiteren Zusammenarbeit mit Toppmöller spricht, die angedacht sei. Zuletzt mit dem Schlenker, dass er gewisse Anpassungen mit tragen müsse.
Sehr spannend wurde es jetzt ganz aktuell mit deren Schlagzeile vom 24. Mai: „Toppmöller sagt Milan & Brighton ab. Trainer bekennt sich trotz spannender Anfragen zu Eintracht.“
Dass sich laut Infos der B… „zwei absolute Topclubs nach ihm erkundigt haben, der aber direkt abblockte, weil er sich nur mit Frankfurt beschäftige“ kam aber - und da sind wir schon wieder bei Carsten Schellhorn und Infos des HR - bei der Eintracht angeblich gar nicht gut an, da angeblich die diesbezüglichen Infos zum Missfallen der Eintracht aus dem Umfeld des Trainers gekommen seien.
Die Negativschlagzeile produziert somit hier eher weiter der HR, B… will dagegen nach wie vor wissen, dass es Änderungen in den Abläufen geben könne, eine Entlassung Toppmöllers aber nicht geplant sei.
Man darf gespannt sein, wie es weitergeht.

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Insgesamt eine ganz gute Royal-Folge. Ich bin immer kein Fan von (insbesondere sehr langen) Führungsspieler-Diskussionen, denn wenn eine Mannschaft erfolgreich ist, funktioniert auch die Gruppendynamik besser. Zudem sind Mannschaften mit einer guten Gruppendynamik nur schwer planbar, da wie Max auch schon gesagt hat, Führungsspieler i.d.R. erst zu solchen werden müssen. Trotzdem ist zu wenig Kommunikation auf dem Platz natürlich ein Problem.

Schellhorn hat angemerkt, dass zwischenzeitlich keine Entwicklung zu sehen war, aber es wäre auch taktisch interessant gewesen zu hören, inwieweit Anpassungen nach den Aussagen der Verantwortlichen zu erkennen waren oder bestimmte Muster besser oder auch schlechter im Verlauf der Saison funktioniert haben. Denn wichtig ist auf dem Platz, ob Spieler taktische Anweisungen gegenüber Medien erklären können ist nebensächlich.

Trotzdem fand ich, dass die größeren Entwicklungen im Verein mit Umbruch, Änderung der Spielphilosophie und Zukunftsperspektive gut nachgezeichnet wurde. Auch wenn ein positiver Hinweis auf die wahrscheinlich für die SGE besondere Situation eines Kaders, der kaum wichtige Spieler im Sommer verlieren sollte und kaum EM-Fahrer hat, noch angebracht gewesen wäre.

Schalalala!

Gefühlt der vorletzte Spieler der gleich in der ersten Saison besungen wurde – und dann ebenso plötzlich weg war.

Glücklicherweise fragt man heute nicht mehr „wo sind die Muani-Millionen?“

Warte bis die Fans bemerken, dass nachdem Uzun jetzt schon fix scheint, dass die Einnahmen aus dem letzten Sommer schon alle ausgeben wurden und große Zugänge erneut wieder nur durch Abgänge von Pacho oder Marmoush refinanziert werden kann. Dann fragen sie sich auch: Wo sind denn die ganzen Muani-Millionen hin? Nur wird sie niemand im Stadtwald finden.

Sind die denn wirklich schon weg? Hat man im Winter so viel Geld rausgehauen?

Das Ding ist einfach, dass man bedenken sollte, dass man nicht Transfereinnahmen 1:1 wieder ausgeben kann, sondern eher so 60-70%. Das ist auch die Zahl, die Watzke beim Bellingham-Transfer erwähnt hat, obwohl man meinte, dass man alles reinvestieren kann und will. Denn es gibt eben neben Ablöse auch erhebliche Nebenkosten bei Transfers, die nicht an die abgebenden Vereine der neuen Spieler gehen. Zum Beispiel muss man häufig eine Weiterverkaufsbeteiligung an den Ex-Verein des vorherigen Spielers zahlen (oft 10-15%), dann die ganzen Beraterkosten und das Handgeld. Dazu muss die Eintracht ja auch jedes Jahr ein Transferplus für die Bücher machen, um alle Infrastrukturprojekte zu bezahlen (Profi-Campus, die Plätze in Dreieich, den Stadionumbau). Und so Transfers wie Alario und Hauge, wo man ordentlich Geld verloren hat, muss man auch ausgleichen irgendwie.

Wenn wir nun schauen, dann haben die Eintrachtler folgende Transfereinnahmen im Sommer gemacht:

  • Kolo Muani (95 Mio.)
  • Lindström (35 Mio.)
  • Sow (10 Mio.)
  • Ramaj (5 Mio.)

Das macht unterm Strich dann eben 145 Millionen. Davon sind also 60-70% sowas wie 87- 101,5 Millionen Transferbudget.

Dann schauen wir mal was diesen Sommer und Winter schon gekauft wurde:

  • Ekitiké (20 Mio. mit Leihgebühr)
  • Chaibi (10 Mio.)
  • Amenda (9,5 Mio.)
  • Pacho (9 Mio.)
  • Larsson (9 Mio.)
  • Bahoya (8 Mio.)
  • Nkounkou (7,5 Mio.)
  • Dina Ebimbe (6,5 Mio.)
  • Knauff (5 Mio.)
  • Lisztes (4,5 Mio.)
  • Ngankam (4 Mio.)

Das sind also schonmal 93 Millionen. Also wenn wir mal positiv gerechnet von 70% Reinvestitionsvermögen ausgehen, dann ist man noch im Rahmen, aber der wird dann von den 10 Millionen für Uzun dann auch schlussendlich gerissen. Deshalb sagte ich ja, wenn das dann durch ist, dann sind die Kolo Muani-Millionen auch weg.

Das heißt nicht, dass man gar nichts im Sommer machen kann, ohne Marmoush oder Pacho zu verkaufen, denn man hat ja noch andere Verkäufe außerhalb des letzten Megasommers getätigt:

Borre (6,5 Mio.)
Jakic (5 Mio.)

Dann vielleicht noch 3 Mio. für Alidou, 4 Mio. für Smolcic und 4 Mio. für Buta, dann hätte man wieder 22,5 Millionen eingenommen, von denen man 15 Millionen in weitere Transfer ausgeben könnte, zum Beispiel 3 Mio. für einen linksfüßigen IV wie Bernardo, 6 Mio. für einen RV, 5 Mio für Groß, und den Mittelstürmer müsste man leihen oder halt wirklich allein auf Matanovic setzen.

Notiz: Natürlich kam Kolo Muani ablösefrei und ergo muss man keine Weiterverkaufsbeteiligung zahlen, aber sein Handgeld war aber auch folglich sehr hoch. Und die Eintracht-Abgänge sind in der Regel so unerfolgreich bei den neuen Vereinen, dass sie selbst wenig Boni in die Eintrachtkassen über den zweiten Bildungsweg spülen. Deshalb denke ich, dass man mit 70% schon eher zu positiv gerechnet hat.

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@RobChang ,

vielen lieben Dank für die detaillierte Aufschlüsselung aller Ab- und Zugänge bei der Eintracht. Ich hatte das nicht auf dem Schirm, vielleicht auch, weil außer Ekitiké meiner (!) Wahrnehmung nach kein richtig „teurer“ Spieler dabei war. Allerdings war mir nicht bewusst, wie viele neue Spieler zuletzt hinzugekommen waren und dass die alle Geld gekostet haben. Das läppert sich dann zusammen.

Mich lässt das konsterniert zurück.

Gleichzeitig - und jetzt mache ich ein anderes Thema auf (kleine Warnung für die Leute, für die das wichtig ist) - würde das, wenn ich das richtig verstehe, bedeuten, dass die Zuwendungen, die z.B. Bayer 04 Leverkusen vom Bayer-Konzern bekommen dürfte, anders gewichtet werden müssten, setzte man diese Zuwendungen in Relation zu den Erlösen durch Spielerverkäufe, die z.B. die Eintracht erzielen muss, um auf dieselbe Summe zu kommen wie die Zuwendungen von Bayer an Bayer 04 Leverkusen, da man von den Verkaufserlösen maximal 70% reinvestieren kann, während es bei den Zuwendungen von Bayer 100% sein sollten, die ausgegeben werden können.

Oder übersehe ich hier etwas?

Man sieht ja an VW, dass sie 80 Millionen sicher vom Konzern kriegen, dazu dann noch vermutlich keine Miete für die Gebäude wie Stadion und Geschäftstelle zahlen müssen, weil das alles ja VW gehört. Aber bleiben wir mal bei den 80 Millionen an monetären Leistungen und zieht davon irgendwie den Wert des Sponsorings ab (die sich bei der Eintracht von Indeed und Deutsche Bank auf 15 Millionen belaufen sollten) dann kriegen sie 65 Millionen frei Haus, um sie auf dem Transfermarkt ausgeben könnten. Das sind dann also Einnahmen wie sie durch einen Verkauf eines Spielers im Wert von 92 Millionen sind. Sie kriegen also Kolo Muani, einen der besten Transfers der Bundesligageschichte geschenkt, und zwar jedes Jahr. Sicher. :upside_down_face:

Zu deinem ersten Punkt, ja das übersieht man, aber wenn man sich die Rekordeinkäufe der Eintracht ihrer Geschichte anschaut, dann sind 7/15 der teuersten Transfers in der laufenden Saison zur Eintracht gekommen (und Uzun käme ja noch dazu und würde Trapp verdrängen).

Zeigt ja auch, dass die Eintracht eine ganz neue Mannschaft auf einem ganz neuem Finanzniveau aufbaut, was dann sich dann auch in der Erwartungshaltung widerspiegelt, mit der sie diese Saison ja sehr konfrontiert war.

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Vielen Dank! Wenn ich dich richtig verstehe, dann habe ich nichts übersehen und die Summe X, die man als Club vom Eigentümer jedes Jahr erhält, hat einen höheren „Geldwert“ als die gleiche Summe X, die von einem anderen Club bzw. Verein durch den Verkauf von Spielern erzielt wird.

Und das ist alles in Einklang zu bringen mit den Vorgaben von DFL, DFB und UEFA?

Es gibt ja keine Regeln, die die Einnahmen irgendwie regeln. Der UEFA ist ja relativ egal, wie groß die Summe ist, die als Sponsoring-Einnahme getarnt wird, ist. Da macht ja Qatar in Paris ganz andere Fässer auf. Es gibt da mMn keine Abschätzung, was wettbewerbsmäßig vernünftig als Sponsoring wäre. Und bei der DFL sind sie ja eine Ausnahme und müssen nicht viel machen, als auch mal die Fans anhören. Ich mag mich irren, aber das ist momentan der Stand bei mir. Richtige Finanzregeln haben nur LaLiga und die Premier League sofern ich weiß.