SV Darmstadt 98

nein, es geht um die Aussage Lieberknechts letzte Woche. Ich hatte auf die angesprochene Elfmeterthematik geantwortet.

Habe mir mal die ersten 15min vom Bremen-Spiel im Relive angeguckt - und mich sehr an die starke erste Hälfte gegen BMG erinnert gefühlt. Ist es nur Zufall, dass in beiden Spielen Maglica in der Startelf war?

Das 1:0 war jedenfalls super rausgespielt, wenngleich der Pass von Pieper auf Weiser 0,0 Sinn ergibt, weil Weiser bereits mitten in der Pressingfalle steckt. Werder hat immense Probleme im Umschaltverhalten nach hinten, aber das musst du erst einmal so erkennnen und ausnutzen.

Der Spielzug danach war toll einstudiert. Mehlem kommt mit Dynamik in die Tiefe und überrascht dadurch Veljkovic, Nürnberger öffnet mit einem Haken das komplette Zentrum, Bader kommt mit dem richtigen Timing und Tempo angerauscht, um Deman zu überraschen. Timing, Tempo, Laufwege… da hat alles gepasst.

Machen solche Aktionen Darmstadt-Fans eigentlich Hoffnung, dass die Mannschaft gar nicht so schwach ist, wie vielerorts prognostiziert?

Aber klar. Ich glaube, wir wissen, dass die Mannschaft nicht so schwach ist, wie vielerorts prognostiziert. Es ist nicht nur Maglica, der jetzt in der Startelf stand, wie schon gegen BMG, sondern auch Tobi Kempe. Und die kurzfristige Nominierung von Nürnberger.

Ich hoffe, dass Torsten Lieberknecht damit die Startelf gefunden hat. Selbst der Kicker hat wahrgenommen, dass es unsere Spieler gibt und mit Mehlem und Bader zwei für uns ganz wichtige Spieler in die Elf des Spieltags berufen.

Das Spiel gegen Leipzig hat gezeigt, dass wir in der Bundesliga angekommen sind. Wir können die Großen ärgern, wenngleich wir leider keinen Punkt in Darmstadt behalten konnten.

Am Samstag gegen Bayern haben wir nichts zu verlieren. Wir müssen einfach weiterspielen. Die entscheidenden Spiele kommen danach. Wenn wir dort das auf den Platz bringen, was wir gegen Leipzig gezeigt haben, sollten Punkte drin sein.

Gestern, 29.12.2023, hat Carsten Wehlmann, Sportdirektor des S V Darmstadt 98 gekündigt. Der Verein hat ihn ab sofort freigestellt.
Ein merkwürdiger Zeitpunkt. Hat Carsten Wehlmann einen neuen Job ab April 2024 ? Das ist die Vermutung von Darmstadt.

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Dann mal ein paar Überlegungen für den Schwerpunkt, die vielleicht eine positivere Färbung hätten, hätte man das Spiel heute gewonnen und so den letzten Tabellenplatz verlassen:

  • Im Prinzip läuft die Saison so, wie man es vor Beginn erwarten/befürchten konnte/musste.
  • Auffällig ist, dass es hinten immer wieder individuelle Fehler gibt, die Punkte kosten.
  • Vorne laufen viel zu oft der letzte oder vorletzte Pass schief, was verhindert, dass man in gute Abschlusssituationen kommt.
  • Das Verletzungspech ist enorm, weshalb gefühlt noch nie die gleiche Formation zweimal hintereinander auf dem Platz stehen konnte.
  • Die stärksten Auftritte gab es an den Spieltagen 4 (Mönchengladbach), 6 (Bremen) und 7 (Augsburg). Die beiden Spiele gegen Bremen und Augsburg waren auch die einzigen beiden Saisonsiege. Unentschieden gelangen gegen Mönchengladbach, Mainz, Freiburg, Hoffenheim und Freiburg.
  • Besonders enttäuschend waren die Spiele gegen die direkte Konkurrenz (Bochum, Mainz, Köln und heute gegen Union); gegen die Mannschaften, die weiter oben in der Tabelle stehen, verkaufte man sich oft zumindest teuer (z.B. erste Halbzeiten in Leverkusen und München oder gegen Leipzig).
  • Überraschend wenig überregionale Aufmerksamkeit gab es für den plötzlichen Abgang von Wehlmann (parallel gab es halt die zusätzlcihen Cotrainer in Dortmund, wobei ich die Wehlmanngeschichte für den jeweiligen Verein eigentlich als den größeren Einschnitt ansehe. Aber Darmstadt und Dortmund sind natürlich in vielerlei Hinsicht unterschiedliche Hausnummern). Zu Wehlmann kann man sagen, dass er bei seinen Trainerverpflichtungen (Gramozzis, Anfang, Schuster) jeweils gute Händchen hatte und die Verhandlungen durchzog ohne, dass es vorher an die Öffentlichkeit ging. Auch seine Bilanz bei den Spielerverpflichtungen ist ordentlich, auch wenn nicht jeder Transfer saß. So gelang es mehrmals den Abgang des besten Torschützen zu kompensieren (Serdar Dursun und Luca Pfeiffer) - allerdings nicht diese Saison, als Tietz ging…
  • Ob es klug war Wehlmann nach seiner Kündigung zum 31.03. direkt frei zu stellen oder ob es nicht klüger gewesen wäre ihn für die Transferperiode zu halten ist im Umfeld durchaus umstritten.
  • Im Umfeld ist es trotz der geringen Punktausbeute halbwegs ruhig, soweit ich das mitbekomme und ich glaube nicht das Thorsten Lieberknecht bei einem Abstieg ernsthaft angezählt wird - da hat man mit der, bei den Fans durchaus umstrittenen, Vertragsverlängerung vor Saisonbeginn ja schon vorgebaut.
  • Marco „Toni“ Sailer hat im Podcast mit dem Stadionsprecher Collin Mahnke („Lilienliebe“) im Herbst die These aufgestellt, dass Darmstadt nicht gewinnt, wenn nicht Spieler wie Tim Skarke (sicher bisher der wertvollste Transfer der Saison) oder Marvin Mehlem (kommt ja jetzt hoffentlich zeitnah zurück) einen „Sahnetag“ haben - leider scheint sich das zu bestätigen.
  • Die Transfers von Justvan und Holtmann in der Winterpause haben Mut gemacht, aber ohne den von Lieberknecht geforderten udn angekündigten Stürmer wird der Klassenerhalt wohl unmöglich (evtl. ist er bis zur Aufnahme des Schwerpunkst ja da).
  • Hoffnung für den weiteren Saisonverlauf gibt aber das bisher schlechte Abschneiden von Köln und Mainz. Solange sich das nicht signifikant ändert scheint zumindest der Relegationsplatz möglich. Dafür muss aber regelmäßig gepunktet und die direkten Duelle gewonnen werden. Dass in einer Relegation dann alles möglich ist, wissen wir in Darmstadt ja ganz gut (siehe „Wunder von Bielefeld“ - für mich sicher das krasseste Fußballereignis, das ich je mitbekommen habe; das überschattet auch die Budnesligaaufstiege bei weitem), auch wenn glaube ich niemand Lust auf den Nervenkitzel hat (aber ist halt schon besser als absteigen :wink:).

Wenige dieser Gedanken waren jetzt vermutlich krass neue Erkenntnissse oder „Hot Takes“, aber vielleicht hilft es ja trotzdem weiter :slightly_smiling_face:

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Zwei Nachträge:

  • Auffällig ist die große taktische Flexibilität, die @GNetzer ja auch schon im Heidenheimschwerpunkt erwähnt hat. Im Vergleich zum Klischee, das viele noch aus der Schuster-Ära von Darmstadt haben, ist es defintiv nicht mehr nur „Hoch und Weit“ (war ja auch letzte Saison mal in der Ligatour zur 2. Bundesliga Thema…).
  • Positiv aufgefallen in den Spielen seit kurz vor der Winterpause und auch danach ist mir Clemens Riedel, der mit seinen 20 Jahren sicher noch nicht am Ende seiner Entwicklung steht. In der Regel war „seine“ Seite nicht die, über die die Gegentore gefallen sind, obwohl er natürlich auch nicht fehlerfrei ist. Hoffen wir mal, dass die Verletzung wegen der er heute ausgewechselt wurde, nichts Dramatisches ist.
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Und, angestoßen vom „Hoch und weit Podcast“ (zu dme Matthias als Gast des Schwerpunktes ja auch gehört) noch eine weitere Beobachtung und ein Funfact:

  • Die schlechtesten Auftritte der Lilien sind oft Spiele, in denen es „etwas zu verlieren“ gibt. Das war in der ersten Lieberknechtsaison so, als knapp der Aufstieg verspielt wurde, das war letzte Saison so, als es erst gegen Magdeburg klappte mit dem Aufstieg und am letzten Spieltag die Meisterschaft verspielt wurde und es zeigt sich so ähnlich jetzt in den Spielen gegen die direkte Konkurrenz.
    *Und der Funfact: Mit einem Sieg gegen Leverkusen könnte Darmstadt unoffizieller Fußballclub-Weltmeister werden. Wenn das mal kein Ansporn ist :wink: (siehe: https://www.stevesfootballstats.uk/unofficial_football_club_championship_ufcc.html

Um mal was positives aus Darmstadt neben dem Sportlichen hier festzuhalten: Der Verein hat heute eine Stolperschwelle direkt vor dem Stadion verlegt.

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Wer sich in einer Ausführlichkeit, die der Rasenfunk nicht leisten kann, mit den Geschehnissen in Darmstadt rund um das Spiel am Samstag - besonders nach Abpfiff - beschäftigen möchte, den/die möchte ich auf die aktuelle Ausgabe des „Hoch und Weit“ Podcast, aus dem Matthias Kneifl ja schon öfter im Rasenfunk zu Gast war. In der aktuellen Ausgabe reflektieren dies Hosts zusammen mit Tim Stark, früher Vorsänger der Ultras, inzwischen Büroleiter der Fan- und Förderabteilung im Verein über die Ereignisse am Samstag und die aktuellen Entwicklungen rund um den Verein. Auch um das Thema „Ultras“ im Vergleich zu anderen Fangruppierungen geht es.

Dazu ergänzend hier von mir persönlich ein kleiner Blick auf die verschiedenen Standorte im Stadion, denn die spielen beim ganzen Thema eine wichtieg Rolle:
Im alten Stadion gab es drei Bereiche, in denen auf unterschiedliche Art Stimmung gemacht wurde. Der F-Block auf der Haupttribüne war den größten Teil der Zeit die Heimat der Ultras (und ähnlicher Gruppierungen), im A-Block auf der Haupttribüne wurde Support im „britischen“ Stil gepflegt und auf der Gegengerade (zeitweise die zweitgrößte Stehtribüne im Profifußball) wurde auch gerne mal ein Lied angestimmt, aber nicht „organisiert“ supportet.
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Im „neuen“ Stadion stehen die Ultras auf der Südtribüne, gemeinsam mit anderen Gruppierungen und auch Leuten, die im alten Stadion auf der Gegengerade standen. Der A-Block ist in den Block O1, im Oberrang der Gegentribüne gezogen. Die Blöcke G1-G3 im Unterrang der Gegengerade sind Stehplätze, die Blöcke im Oberrang Sitzplätze. Auch dort stehen/sitzen viele Menschen, die seit Jahren/Jahrzehnten ans Böllenfalltor gehen und zum Teil auch sehr viel auswärts fahren.


Zur Transparenz: Ich selbst bin auf der „alten“ Gegengerade sozialisiert, hatte (Anfang der 2000er) auch mal eine Dauerkarte im damaligen A-Block und habe (nachdem ich aus Studium etc. in die Region zurückgekehrt war) während der Umbaumaßnahme des Stadions bis zur Coronazeit auf der Südtribüne gestanden und stehe seit nach Corona wieder Zuschauer:innen ins Stadion durften in G1 auf der Gegengerade (also genau im „Übergangsbereich“ zwischen Gegengerade, „A-Block“ und Südtribüne).

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Der SV Darmstadt 98 hat heute ein Statement zu den Vorkommnissen am Samstag veröffentlicht. Die Südtribüne hat gestern ebenfalls einen Text dazu veröffentlicht.

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Danke fürs Teilen der Texte :hugs:

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Und der nächste Folgeartikel. Gestern fand ein (schon länger geplanter) Fanabend im Stadion statt (ich habe nicht teilgenommen). Der Verein hat heute einen relativ ausführlichen Bericht darüber veröffentlicht. Wenn es so positiv war, wie dort dargestellt, stimmt mich das für die Zukunft zuversichtlich.

Carsten Wehlmann hat einen neuen Job.
Auch wenn Kiel aufsteigen und Darmstadt absteigen sollte, ist das sportlich ja erstmal keine große Weiterverbesserun gfür ihn und ich weiß auch nicht, ob er in Kiel finanziell wesentlich mehr verdient. Natürlich gibt es die emotionale Verbindung zu Kiel, aus der vorherigen Zeit dort und der Wechsel kann gut auch private Gründe haben, ansonsten lässt mich die Sache eher ratlos zurück.
Ich bin mal gespannt, wann Darmstadt den Posten neu besetzt, laut den Aussagen des Präsidenten, sollte das ja diesen Monat irgendwann geschehen.

Vielleicht gibt es auch Vertrauensprobleme, und könnte auch die Transferphase im Sommer begründen, wo man gefühlt die zwei besten Spieler abgegeben hat und sonst niemand nachrückte. Also ob nun Wehlmann keine gute Arbeit geleistet hat, oder er nicht mehr aufwenden durfte, das vermag ich nicht zu bewerten, aber es liegt schon viel an der momentanen Situation auch in der Kaderplanung.

Kann natürlich sein, allerdings spricht aus meiner Sicht dagegen, dass ja die Trennung von Wehlmann selbst ausging und das Präsidium sehr überrascht davon schien.Also gehe ich erstmal davon aus, dass das Vertrauen in ihn erstmal vorhanden war :man_shrugging:

Vertrauen ist ja ein zweischneidiges Pferd. Kann auch sein, dass er mit seinen Vorgesetzten und Rahmenbedingungen seiner Arbeit nicht zufrieden war.

Werden wir wohl erfahren, wenn eine:r der Beteiligten drüber redet oder jemand aus dem nahen Umfeld.

Das ist ja genau der Punkt, der mich ratlos macht: Ich kann mir schwer vorstellen kann, dass bei Holstein Kiel der Arbeitsbedingungen sich grundsätzlich so stark von denen in Darmstadt unterscheiden. Aber vielleicht waren es ja auch gar nicht vorrangig berufliche Gründe…

An sich wissen wir ja nicht, wie das menschliche Miteinander auf der Geschäftsstelle ist, aber auch so würde ich nicht sagen, dass Darmstadt Kiel finanziell oder sportlich enteilt ist. Kiel hat einen spannenden Trainer, viele junge Talente, die irgendwann Bundesliga spielen könnten und steht direkt vor dem Aufstieg, während voraussichtlich Darmstadt absteigen wird. Und ich habe persönlich nicht das Gefühl, dass Darmstadt lange von dem Aufstieg zehren kann, denn wo hat man denn jetzt den Aufstieg genutzt, um sich hinsichtlich des Kaders weiterzuentwickeln. Klarer, Nürnberger und Hornby. Die sind für mich irgendwie gehobener Durchschnitt in der zweiten Liga, aber bringen Darmstadt jetzt nicht auf das neue Niveau. Das geht so weit, dass ich erwarte, dass sie unter Berücksichtigung der Altersentwicklung einiger älterer Spieler und dem Verlust von Leistungsträgern wie Tietz und Pfeiffer wahrscheinlich genau da landen, wo sie Ende 2022 waren. Und bei der Entwicklung der zweiten Liga zu mehr Spielstärke und der mahnenden Historie anderer Absteiger, die durch schlechte Stimmung im Umfeld (die Darmstadt ja seit der verpassten Meisterschaft akkumiliert) getrieben waren, wäre auch das schon eher auf der Erfolgsseite einzuordnen. Da finde ich den Rahmen der Möglichkeiten in Kiel irgendwie spannender, vielleicht auch nur, weil die Dynamik noch weniger deterministisch ist.

Vielleicht gibt es auch einen anderen strategischen Rahmen oberhalb der sportlichen Ebene, an dem sich der Sportdirektor dort halten musste. Man muss hier auch berücksichtigen, dass er nun mit seiner neuen Rolle Vizepräsident von Kiel wird, und vielleicht reizt auch das ihn, auch wenn ich nicht genau weiß, wie das in Darmstadt war.

Aber wie du sagst, vielleicht waren es am Ende auch persönliche und emotionale Gründe.

PS: Ich hoffe es ist klar was ich meine, und ich habe keineswegs vor Darmstadt irgendwie zu bashen, sondern möchte nur eine nüchterne Analyse vornehmen.

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Sorry, dass ich erst so spät antworte - war eine volle Woche bei mir…

Das habe ich auch genauso verstanden.

Mir ging es hauptsächlich darum, dass ich Kiel in der zweiten Liga immer als einen Verein (vom Umfeld und den sportlichen Möglichkeiten her) als ziemlich auf Augenhöhe mit Darmstadt wahrgenommen habe. In der Zweitliga-Ligatour diese Woche hat @GNetzer ja auch Zahlen genannt, die für diese These sprechen (und die Stadionproblematik kommt noch dazu). So sehr ich Kiel den Aufstieg diese Saison gönne, würde ich befürchten, dass es in der Bundesliga dann ähnlich laufen würde, wie jetzt in Darmstadt. Ob dass für Wehlmann dann dauerhaft (sportlich) ein Fortschritt ist, ist das woran ich ein Fragezeichen machen würde. Und da es ja das Gerücht gab, dass er nach Bremen geht (wird ja auch in der Ligatour zu Kiel erwähnt), hat mich der Wechsel nach Kiel eher überrascht. viel mehr wollte ich dazu gar nicht sagen.