Danke für den Überblick. Es ist zwar immer ein bisschen schwer, wenn Außenstehende sich zu einem anderen Verein äußern, gerade wenn es kein Erfolg gibt. Ich will auch gar niemanden zu Nahe treten. Deshalb zuallererst gilt Torsten Lieberknecht mein größter Respekt. Denn so früh die Reißleine zu ziehen, und nicht irgendwie das Ruder und nicht mit aller Macht das Negativnarrativ des Werks des letzten Jahres umzureißen, das ist wirklich sehr demütig und selbstlos. Er ist das schon ein Vorbild, wie man mit seiner Position im Verein umgehen kann.
Das Drama begann eben dann letztes Jahr. Es war ja vielen klar, dass ein Klassenerhalt schwierig wird, aber man wollte die eine Saison in der Bundesliga gerne als Erlebnis für Mannschaft und Fans gerne mitnehmen und dann stolz absteigen. Aber das ging dann leider doch nicht auf, und die Spuren in den Herzen aller Beteiligten waren einfach zu groß, dass man so gar nicht mithalten konnte und es zeigten sich Brüche im Selbstverständnis der Mannschaft und der Fans.
Ich denke, es war allen Beteiligten klar, dass nach so einer Saison die Fragezeichen, wohin es in der neuen Saison gehen, sehr groß waren. Aber man setzte darauf, dass man mit Lieberknecht weitermachen will, teils aus Dankbarkeit, teils aus Kenntnis, dass er ja in der zweiten Liga immer sehr stabil spielen lassen hat und deshalb genau der Richtige ist, um den emotionalen Umschwung einzuleiten und die Negativspirale der Vorsaison aufzuhalten. Und ich kann den Gedanken sehr gut verstehen. Denn von allem neu macht der Mai, wird ja nicht alles stabiler, wie man eben auch an Bielefeld mit ihrem Missverständnis Forte gesehen hat.
Nun ist das mit der Stabilität halt nach hinten los gegangen und auf einmal war man nicht mehr defensiv stabil wie in der letzten Zweitligasaison, sondern genauso anfällig wie in der Erstligasaison. Die große Fluktuation nach Abstieg und der Abgang wichtiger Spieler wie Klarer und Mehlem sind da sicher auch nicht positiv zuträglich gewesen, da diese Führungsspieler dann nach der Vorbereitung gehen und dann nicht mehr angemessen ersetzt werden können. Also ist der Worst Case eingetreten und alle kennen den Strudel eines miesen Saisonstarts und mit vier Spielen ohne Sieg und so einer Leistung wie gegen Elversberg schrillen alle Alarmglocken.
Ich denke, jetzt nach dem Spiel, vor der Länderspielpause und dem wichtigen Heimspiel gegen Braunschweig, wo man unbedingt gewinnen muss, weil es die Abwärtsdynamik verstärken kann, ist der richtige Zeitpunkt, um einen Wechsel vorzunehmen. Meiner Erfahrung nach ist es sehr selten, dass man nach 5 Spielen ohne Sieg nochmal eine ruhige Saison erreicht, sondern oft verliert man dann die Dynamik außer Kontrolle.
Ich hoffe ihr findet einen erfahrenen ruhigen Typen, der weiß, was die Spieler jetzt brauchen, denn hier fängt alles im Kopf an. Es tut mir echt leid für euch, das alles ist echt ein Drama, aber die Saison ist ja noch lang und die Hoffnung ist der Anfang der Besserung.